In diesen Tagen befassen wir uns mal wieder sehr intensiv mit den Erkenntnissen von Sebastian Kneipp. Es gehört viel Mut dazu, so einen Lebensweg wie Kneipp zu gehen. Er war der Sohn armer Weber und musste bereits als Kind richtig viel mitarbeiten, um das Überleben der Familie zu sichern. Er wollte unbedingt Priester werden und legte sich alles, was er nebenher verdienen konnte, auf die Seite, um mit seinem 21. Lebensjahr zu schauen, wer ihm helfen könnte, Priester zu werden. Er sparte jeden Pfennig. Kurz vor seinem 21. Geburtstag brannte sein Elternhaus nieder und damit alles Geld, das er mühsam erspart hatte.
Kneipp jedoch hielt an seinem Wunsch fest und vertraute darauf, dass er schon Priester werden würde, wenn Gott das so will – er fand einen Mäzen, machte sein Abitur und studierte Theologie. Er erkrankte schwer an Tuberkulose und es gab wenig Hoffnung, dass er seinen Abschluss machen könnte. Ihm fiel ein Buch in die Hand von Hahn, dem berühmten „Wasserdoktor“, über die Wirkung von Wasseranwendungen. Kneipp las aufmerksam das Buch und begann fortan mit Bädern in der im November sehr kalten Donau. Er genas im Lauf vieler Monate vollständig und vertraute fortan in vielen Tausenden von Fällen der Kraft des Wassers. Viele Prozesse ertrug er, er eckte ohne Ende an, da er als Priester kein Arzt war und den Ärzten und Apothekern durch seine Heilerfolge rein mit Wasser und Kräutern angeblich Verdienste wegnahm. Unbeirrt ging der spätere Monsignore seinen Lebensweg und schuf ein überzeugendes Programm zur Gesunderhaltung und Gesundung der Menschen, die erkannt haben, dass die moderne Lebensführung nicht immer dem Besten dient.
Wasser, Bewegung, Heilpflanzen, Ernährung und – wie eine übergeordnete Klammer alles umfassend – die Lebensordnung sind die fünf Säulen der Kneippschen Lehre. Alle Anwendungen sind schlicht, mit einfachen Mitteln zu erreichen und von jedem anwendbar, vom Säugling bis zum Senior. Nicht nur kalte Güsse bietet das System, das wie kaum ein zweites die Selbstheilungskräfte des Körpers fördert und die Abwehrkräfte stärkt.
Ich finde, dass wir in diesen Zeiten sehr von Kneipps Erkenntnissen profitieren können. Keine einzige Anwendung ist kompliziert oder wäre nur mit Riesenaufwand und finanziellem Einsatz umsetzbar, im Gegenteil. Oft genügt eine Gießkanne und wer auch das nicht hat, findet sicher einen kleinen Bachlauf oder eine Wiese zum Tautreten, oder? Wer in seine Gesundheit investiert und das jeden Tag, muss weniger Zeit, Geld und Ressourcen aufwenden, um wieder gesund zu werden, wenn er durch unsere Lebensführung und alles, was Tag für Tag auf uns einprallt, krank geworden ist.
Es gehört viel dazu, seinen Kindheitstraum so vehement und unbeirrt zu verfolgen, weil er nicht anders konnte, wie Kneipp das tat. Er war mutig und gerade heraus, sicherlich nicht jedermanns Liebling, aber er hatte einen liebevollen Blick auf Menschen und ihre Schwächen, wenngleich er mächtig wettern konnte gegen „Verweichlichung“ und Zivilisationskrankheiten. Letztlich half er, wo er konnte und gab nicht auf. Mich inspiriert so ein Vorbild im Dranbleiben in Zeiten, in denen vieles nicht mehr trägt. In meiner Arbeit mit Klienten erlebe ich oft, dass der Glaube (an was auch immer der Mensch glauben mag) wahrlich Berge versetzen kann. Und dass einfache Dinge oft am besten wirken.
Allen einen liebevollen Freitag!
Solche Tafeln findet man in Bad Wörishofen mit vielen hilfreichen Gesundheitstipps von Pfarrer Kneipp.