Yearly Archives: 2018

Ich trage Ruhe in mir

Ich trage Ruhe in mir

Ich trage Ruhe in mir,

Ich trage in mir selbst

Die Kräfte, die mich stärken.

Ich will mich erfüllen

Mit dieser Kräfte Wärme,

Ich will mich durchdringen

Mit meines Willens Macht.

Und fühlen will ich

Wie Ruhe sich ergießt

Durch all mein Sein,

Wenn ich mich stärke,

Die Ruhe als Kraft

In mir zu finden

Durch meines Strebens Macht.

Rudolf Steiner

Danke an Sigrid für das tolle Herbststimmungsfoto!

Mittwochs-Feiertags-Nachdenk-Input

Der Schnupfen hockt nicht mehr nur auf den Terrassen, der hat sich freilich klammheimlich bei massenhaft Leuten schon wohnlich niedergelassen auf Schleimhäuten, an Türklinken und wo auch immer. Jedenfalls ist mir seit Tagen kein Mensch ohne mehr begegnet. Man trägt jetzt wieder Schnupfen, so, wie man diesen Sommer plötzlich kunstvolle Fächer getragen hat zum Klimaanlagenrauhals.

Wir liegen oft im Clinch mit unserem Immunsystem. Es schafft nicht, wie wir denken, dass es das tun sollte. Der Grund ist einfach – wenn wir im Stress sind, schaltet der Körper steinzeitlich auf Fight-or-Flight-Reaktion, also angreifen oder abzischen. Weil wir weder das eine noch das andere im Alltag können (glauben wir jedenfalls, wobei Angreifen auch wenig sinnvoll ist), speichern wir unseren Stress (oder das, was wir dafür halten) im Körper. Dadurch überlasten wir Leber, Nebennierenrinde und schalten das Immunsystem auf Pause. Das ist sehr sinnvoll in Anbetracht unserer Lebensweise. Allergien ohne Ende zeigen, wie Immunsysteme einerseits überschießen, Krebserkrankungen, wie sie durch ihr Stummschalten nicht mehr richtig arbeiten. Messen wir dann auch noch die Körpertemperatur, lernen wir: der normale Mensch heute ist recht „cool“, jedenfalls unter 37 Grad. Und was wissen wir vom Immunsystem? Es schafft super ab 37 Grad. Aber nicht gut bei 35 oder 36 Grad.

Da haben wir es. Wir sind zu kalt durch in den Körper verbannten unverarbeiteten Stress und mangelhafte Lebensfreude sowie geringes Interesse an dem, was wir tun und Begeisterung, die uns nicht nur das Herz wärmt, sondern auch das Immunsystem boostert. Lösung? Mehr Bewegung. Viiiiiel mehr Bewegung. Mehr Begeisterung. Mehr Interesse. Mehr Freude. Mehr Singen, Tanzen, Eurythmie. Mehr klares Wasser trinken und weniger die Sorgen im Alkohol ersäufen. Besser essen im Sinne von less is more und das Richtige. Gute Öle schmieren die Nerven. So natürlich wie möglich und öfter mal ein warmes Süppchen, das hält Leib und Seele anders zusammen als das togo-Geraffel im Plastikwahnsinn. Mehr Nahrungsmittel, die die Darmflora auf Vordermann bringen, denn dort sitzt das Immunsystem. Zudem viel mehr Schlaf, viel mehr Miteinander, viel mehr Be-GEIST-erung, dann wird uns warm ums Herz und unsere Nieren frieren nicht im Wind der Einsamkeit. Dann kann der Schnupfen draußen hocken und auf seine Freunde warten. Dann schafft das Immunsystem und hält uns gesund. Und wer gesund ist, hat viel mehr Lebensfreude und strahlt von innen heraus.

Allen morgen einen gesundenden Feiertag.

Und wer aktiv was für seine Gesundheit tun will – morgen ist Wickeltag  von 9 bis 16 Uhr, wer noch mit dabei sein will, möge sich bitte anmelden! Es gibt noch einen Platz!

Hatschi!

Ein Schnupfen hockt auf der Terrasse,

auf dass er sich ein Opfer fasse

und stürzt alsbald mit grossem Grimm

auf einen Menschen namens Schrimm.

Paul Schrimm erwidert prompt: „Pitschü!“

und hat ihn drauf bis Montag früh.

Christian Morgenstern

Danke an Christoph für das Foto des Gartenhauses im Goetheanumspark Dornach/Schweiz

Dienstags-Nachdenk-Input

Das Leben zur Schule des Lernens machen, fordert Rudolf Steiner vom Menschen auf dem Lebensweg. Darüber lässt sich intensiv nachdenken. Wenn man Menschen begegnet, die viel an sich und ihrer Haltung der Welt gegenüber gearbeitet haben, fällt ihre Gelassenheit auf. Sie sind oft unaufgeregt, ruhig, neigen nicht zum permanenten Werten und sind nicht von ihren Emotionen massiv gebeutelt. Sie pflegen in der Regel einen kontrollierten Umgang mit moderner Technik, weil sie spüren, wie ihnen das Energie raubt, auf die sie gut achtgeben. Sie lesen. Ob in Büchern oder auf ihrem Tablet, ist eine persönliche Frage. Sie lesen zudem auch im Buch der Natur. Sie beobachten oft das Wetter und wissen genau, wo was reift draußen. Sie bewegen sich viel und sie sind nicht störend für ihre Mitmenschen, weil sie weder posen noch laut sein müssen.

Ich liebe Seminare, bei denen Schweigen zwischen den Kurseinheiten angesagt ist. Wie intensiv spricht die Welt zu uns, wenn wir sie nicht dauernd zulärmen. Wären die Worte, die wir sprechen, tief und bedeutsam, liebevoll und stärkend, wahr und klar und freundlich, wäre es anders. So produzieren wir Lärm, Hass, Missgunst und Halbgares. Wie groß der Schock, wenn das Schweigen aufgehoben wird und das Gesummse der Nichtigkeiten erneut anhebt. Als wäre dieser Redestrom nur gestaut, aber nicht geprüft worden.

Kehren wir endlich zu dem zurück, was wichtig ist. Eine gute Schulung des Geistes. Ein gutes Trainieren des Körpers, ein Bewusstwerden der Tatsache, dass alles mit allem verbunden ist und wir deshalb auch im Wirtschaften neu denken müssen. Gegen Hybridsamen. Gegen Abholzung lebenswichtiger Wälder. Gegen Profitgier und falsche Aussagen, die darüber hinwegtäuschen, dass manche Handlung den Tod bringt für viele. Jeder von uns kann in seinem Leben vieles verändern und viele kleine Änderungen lösen große aus. Zeigen wir in unserem normalen Alltag, wie respektvoll wir mit der Natur und allen darin lebenden Wesen umgehen. Leben wir die Freundlichkeit und Menschlichkeit, die wir von anderen verlangen. Bringen wir unser Licht und unsere Liebefähigkeiten ein, dann wagen auch andere, dasselbe zu tun.

Erfahren wir Qualitäten wie Demut und Anstand. So wachsen Lebensfreude und Raum für alle.

Allen einen erfreulichen Marsdienstag.

Wer morgen am Feiertag noch nichts Sinnvolles vorhat: Herzliche Einladung zum Wickelkurs. Alte Hausmittel können uns enorm weiterhelfen bei Krankheiten und Leiden. Sorgen wir dafür, dass das alte Wissen nicht vergessen wird. Beleben wir die einfachen und hilfreichen Dinge wieder. Verbinden wir uns mit dem Wissen unserer Ahnen und geben es den Zukünftigen weiter. Infos zum Kurs und Anmeldemöglichkeit auf der Homepage unter „Wickelkurs“.

Das Leben zur Schule des Lernens machen …

Das, was wir erreichen sollen, kann mit wenigen Worten gesagt werden: Wir müssen unser Leben zu einer Schule des Lernens machen. Für die wenigsten Menschen ist das Leben eine Schule des Lernens. Die meisten geben sich der Lust und dem Schmerz hin. Und wenn das Leben an ihnen vorüberzieht, zieht Schmerz, Freude und Behagen vorüber; sie lernen von ihrem Leben gar nichts. Der Theosoph dagegen sagt sich: Jeder Tag muss mich vorwärtsbringen; jeder Tag muss für mich eine Stufe der Entwicklung sein.

Rudolf Steiner

Danke an Ursula für das zauberhafte Herbstbild

Montags-Nachdenk-Input

Ein Sonnenscheinwochenende liegt hinter uns. Unerwartete Lücke – der Sonntag wird frei. Das haben wir sofort genutzt und sind zum Benediktushof gefahren, wo es sonntags herrlichen Brunch gibt mit leckersten Köstlichkeiten und vor allem das wunderbare Kürbiskernbrot. Schön, Willigis Jäger mit seinen 93 Jahren im Kreis vieler fröhlicher Menschen sehen zu können. Perfektes Timing, das neue Programm des Hofs ist da und wir haben eine ganze Kiste davon zum Verteilen mitnehmen können. Natürlich war die Buchhandlung offen, was bei uns ja immer sehr verhängnisvoll ist.

Stau auf der A3, perfekt, in Kist abgefahren und ab in den Guttenberger Forst. Dort konnten wir sehen, welche Schäden der Sturm neulich im Wald angerichtet hat. Ansonsten liefen wir ungestört von irgendwem, konnten dem Specht zuhören und das Sonnenlicht bewundern, das durch die herbstgefärbten Blätter spielte. Wir haben Shinrin Yoku betrieben, Waldbaden, was unser Immunsystem mit Sicherheit freut.

Bei der Runde durch den Wald habe ich daran gedacht, wie viele Kliniken in Wäldern oder Parks liegen, damit die Menschen sich besser erholen können. Mutter Natur ist unser wichtigster Heilaspekt. Wenn wir  Menschen draußen in der Natur unterwegs sind, ist das reine Medizin. Beim Laufen fiel mir ein, dass es mal ein Buch über einen Menschen gab, der nur zum Briefkasten gehen wollte und dann einfach beschlossen hat, den Brief persönlich abzugeben und losgelaufen ist. Ich konnte das bestens nachvollziehen, was einen Menschen bewegt, einfach zu sagen – nö. Hier bieg ich jetzt mal ab und mach es ganz anders. Weil Laufen so vieles klären kann und dazu muss es nicht immer der Jakobsweg sein. Jeder Gang durch den Wald kann klären, zur Ruhe bringen, tolle Fundstücke wie Stöcke, Blätter und Moos ergeben und auf jeden Fall dazu beitragen, dass wir ein Stück Heimat erleben. Denn in diesem Mischwald, durch den wir gelaufen sind, erleben wir etwas von tiefer Heimat in uns. Wir Nordeuropäer sind im Grunde Waldmenschen. Der Wald ist für uns Heimat, Schutz, Sicherheit, Geborgenheit und Vertrautheit. Für uns war es so wunderbar, erst der Japangarten in Holzkirchen, das prachtvolle Buffett dort und dann der heilsame Wald. Dieser Sonntag war ein Sonntag der Dankbarkeit. So gestärkt an Leib und Seele kann die neue Woche losstarten mit ihren Aufgaben, ihrem Programm und ihren Herausforderungen.

Wer am Feiertag noch nichts vorhat, kann gern am Kurs „Wickel und Auflagen“ teilnehmen, wir haben noch freie Plätze. Von 9 bis 16 Uhr wickeln wir uns in Theorie und Praxis einmal um den Menschen herum. Unser Beitrag dazu, dass das alte volksheilkundliche Wissen erhalten bleibt. Wir wissen nie, was kommt und wie uns dieses alte Wissen um die Hilfen aus Mutter Natur noch helfen kann. Es sind einfache Mittel. So, wie Konfuzius gesagt hat: Alles Große ist einfach.

Blätterfall

Der Herbstwald raschelt um mich her.
Ein unabsehbar Blättermeer
Entperlt dem Netz der Zweige.
Du aber, dessen schweres Herz
Mitklagen will den großen Schmerz:
Sei stark, sei stark und schweige!

Du lerne lächeln, wenn das Laub
Dem leichteren Wind ein leichter Raub
Hinabschwankt und verschwindet.
Du weißt, dass just Vergänglichkeit
Das Schwert, womit der Geist der Zeit
Sich selber überwindet.

Christian Morgenstern, 1871 – 1914

Danke an Christoph für das Foto unseres Haustürkranzes

Wochenend-Nachdenk-Input

Die Klarheit, die der Herbst bringt – schaden kann sie uns nach dem Sommer nicht. In den heißen Tagen mussten wir vieles vertagen, blieb einiges unerledigt, weil die Hitze erschöpft und zur Siesta zwingt. Gershwin hat das wunderbar in seinem Lied „Summertime“ vertont. In diesem Stück hört man förmlich die Schwüle, die unbeweglich macht. Am Samstag ist Michaeli, ein wichtiger Einschnitt direkt nach der Tag- und Nachtgleiche, dem Herbstäquinox. Michael ist der Erzengel, der den Drachen besiegt hat, der Seelenwäger. In manchen Orten gibt es bis heute Michaelimessen, an denen Waren feilgeboten wurden, die man für die Arbeiten im Winter brauchte – Stoffe, Garne, Faden, Handwerkszeug zum Schnitzen und Ausbessern der Werkzeuge, damit nach dem Winter alles wieder gepflegt und repariert war.

Der Herbst ist perfekt für einen Neuanfang geeignet, der Richtung geistiges Wachstum geht, denn die kalte Jahreszeit ist dem Denken förderlich, Geistiges kann nun viel einfacher gegriffen werden als im Sommer. Viele Projekte, die unserer Entwicklung dienlich sind, können jetzt gestartet werden. Altes wird losgelassen, was den Sommer nicht überstanden hat, darf weggelegt werden, nun ist Raum für Wachstum im Geistigen, für Neues. Für manchen bedeutet das, eine neue Orientierung für sein Leben zu suchen, sei das durch Coaching, Arbeit an sich selbst oder eine neue Ausrichtung durch Fortbildung. Wer sich für Empathie, Wertschätzung und Authentizität interessiert, sei auf die Fortbildung „Carl Rogers“ hingewiesen, die am 14. 10. mit sechs Sonntagen an den Start geht.

Probieren wir aus, was uns jetzt gut tut. Achten wir auf ausreichend Schlaf, genug Bewegung, gute Ernährung, damit die Viren, die sich langsam auf den Weg machen, keine Chance haben. Das Immunsystem wird geboostert durch Lebensfreude, Begeisterung, Anteilnahme, Gemeinschaft, die stärkt und ermutigt. Und genau dabei kann Michael ganz gut helfen mit seinem Schwert, das aus Himmelseisen, dem Meteor, bestehen soll. Meteoreisen entsteht, wenn Materie aus dem All auf die Erde fällt und beim Eintritt in die Erdatmosphäre verglüht. Das Meteoreisen erodiert im Lauf der Jahrtausende und so hat jeder Mensch in seinem Körper einige Mikrogramm dieses Sternenstaubs. Ist das nicht einfach nur wunderbar?

Allen ein sternenstaubfreudiges Wochenende voller Entdeckungen. Voller Rückbesinnung auf das, was wirklich zählt im Leben. Und voller Freude durch Begegnung und Neuanfang.

Septembertag

Dies ist des Herbstes leidvoll süße Klarheit,

die dich befreit, zugleich sie dich bedrängt;

wenn das kristallene Gewand der Wahrheit

sein kühler Geist um Wald und Berge hängt.

Dies ist des Herbstes leidvoll süße Klarheit.

            Christian Morgenstern

Danke an Christoph für das Foto aus dem Bauerngarten in Arlesheim/CH

Freitags-Nachdenk-Input

Gestern erzählte mir jemand, dass es zu den guten Sitten im Familienkreis gehört, immer wieder eine Mahlzeit ausschließlich mit Filmzitaten zu bestreiten. Das finde ich eine geniale Idee! Mein Problem ist nur, dass ich mir kaum Zitate merken kann, da geht es mir wie mit Witzen auch. Ich lach‘ mich schlapp und das bewirkt offenbar sofortiges Löschen. Vor Jahren hatte ich mir deshalb mal eine Filmzitatliste angelegt, aber das hat nicht viel genutzt.

Ich glaube, hinter den Zitaten steckt der Wunsch, etwas zu sagen, was unvergesslich ist. „Schau mir in die Augen, Kleines“ oder „Uns bleibt immer noch Paris“ – das ist einfach eine richtig hohe Messlatte. Oder das Hepburn-Zitat über den Kater (wenn ich es nur wieder genau wüsste), das sind so Momente, da bleibt die Zeit im Kino stehen. Filme prägen uns. An den Lieblingsfilmen kann man oft das Alter der Menschen ablesen, aber auch viel über ihr Inneres erfahren. Es gibt sogar eine Therapierichtung, die mit Filmen arbeitet. Sensationell.

Jeder hat seine Favoriten. Der meistgesehene Film bei mir ist sicherlich „Der Pfad des friedvollen Kriegers“, dann die Harry Potter-Reihe, Herr der Ringe. 1975 schwänzte ich für „Tommy“ von The Who den Nachmittagsunterricht. Das war einer der krassesten Filme, die ich jemals gesehen habe. Das lag nicht nur an der Musik von The Who. Der nächste Musikkracher damals war Yentl, die Musik aus dem Film ist so unvergessen für mich wie die aus „The Mission“. Filme können uns schocken, wie das vielleicht bei manchem Hitchcockfilm geschieht, mitreißen, zum Lachen und zum Weinen bringen, wir können manche fast mitsprechen und andere schauen wir nicht mal fünf Minuten.

Was ist DEIN Lieblingsfilm? Welcher Film hat DEIN Leben geprägt, verändert?

Allen einen wunderbaren Freitag.

Mittwochs-Nachdenk-Input

Hinter uns liegt die Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche. Tag und Nacht sind nun für eine kurze Zeit gleich lang. Wir stehen wieder im Dunkeln auf und legen uns im Dunkeln zum Schlafen nieder. Die Schleier zwischen den Welten werden durchlässiger, ehe sie dann an Allerheiligen/Halloween ganz geöffnet sind, um sich bis Maria Lichtmess wieder ganz zu schließen. Die Erde atmen nun anders, die letzten Samen bilden sich, alles zieht sich jetzt zusammen, schließt etwas ab und öffnet sich dem Geistigen.

Deshalb sind der Herbst und der Winter auch die perfekten Jahreszeiten, um etwas für den Geist zu tun, beispielsweise etwas Neues zu lernen. Im Frühling und Sommer zieht es uns in die Welt, ins pralle Leben, die Sonne, da lernt es sich nicht gut. Es ist die Zeit im Haus, so dass wir auch mehr als im Sommer auf uns geworfen sind, uns den Spiegel vorhalten sollen und dürfen.

Wer bin ich? Wer möchte ich sein? Bin ich mit mir selbst liebevoll und wertschätzend oder darf ich nachlegen? Trägt mich mein Leben noch, oder rufen andere, neue Wege, die ich nun zu gehen bereit bin? Wenn diese Fragen jetzt aufscheinen, ist es nicht nur die passende Jahreszeit, um Altes loszulassen und Neues ins Leben einzuladen, sondern auch, sich intensiv mit diesen Prozessen zu befassen. Oft muss Altes erst freundlich und friedlich gehen dürfen, damit sich neue Türen öffnen können.

Allen einen wunderbaren, frühherbstlichen lichtdurchflutete Merkurtag.

Dienstags-Nachdenk-Input

 

Wertschätzung, Respekt, Empathie, Authentizität gefällig? Zu wenig davon im Leben? Das lässt sich sehr einfach ändern. Wir haben den Kursstart des Rogerskurses auf 14. 10. verlegt, weil viele Ende September schon ausgebucht waren und hoffen, dass euch das entgegenkommt (dafür ist der fehlende Tag im April 2019 angehängt, siehe Homepage mit Terminen). Carl Rogers hat genau diese Werte in die Arbeit mit seinen Klienten eingeführt und ich glaube, daran mangelt es bei vielen Menschen. Sechs Sonntage gibt es nun die Gelegenheit, sich mit dem Leben, der Arbeit und diesen Werten auseinanderzusetzen, in Theorie und vor allem vielen praktischen Übungen. Offen für Therapeuten, aber auch für alle, die Wertschätzung, Respekt, Selbstachtung und vieles mehr in ihr eigenes Leben hineintragen möchten. Wer mit dabei sein will, bitte anmelden. Infos auf der Seite.

Gleiches gilt für unseren Wickelkurs am 3. 10. von 9 bis 16 Uhr. Wickel und Auflagen sind uralte Hausmittel und sehr wirksam. Sie wirken nicht nur durch die Wärme/Kälte des Wickels oder das, womit der Wickel getränkt werden kann, sondern auch durch die Zuwendung, die der kranke und erschöpfte Mensch durch den Wickelnden erfahren darf. Wie, womit und wie lange gewickelt wird, werden wir an diesem Tag erfahren. Warum sollten wir nicht mit einfachen Mitteln versuchen, uns und unseren Lieben selbst zu helfen? Einfach anmelden, es gibt noch freie Plätze.

Manfred Spitzer, der bekannte Forscher, hat ein Buch mit dem Titel Einsamkeit veröffentlicht. Einsamkeit ist das Wort, das in vielen therapeutischen Settings genannt wird. Einsam sein, alleine sein bedeutet, nicht verbunden zu sein. Vielleicht per Internet enorm vernetzt, aber eben nicht durch Herzensverbindungen, denn allein solche sind wirklich stärkend und menschengemäß. Wir laufen auf einem massiven Irrweg, wenn wir meinen, das Netz sei etwas Verbindendes.

Und in genau dem Maße, wie wir diese Herzensverbindung nicht mehr aufbauen und uns dadurch in die Einsamkeit treiben, lösen wir uns von einem weiteren ähnlichen Begriff, der Verbindlichkeit. Heute ist alles vage. Es gibt keine klare Zusage, kein klares Ja oder Nein. Alles ist beliebig und hängt von der momentanen Stimmung ab. Ich hab Lust auf Pizza? Online Pizza geordert und 20 Minuten später ist sie geliefert. One click und alles ist auf dem Weg. Sofort, nicht mehr warten können, keine Vorfreude entwickeln und oft auch nicht mal mehr Freude an dem, was geliefert wurde, weil das überreizte System sofort schon das Nächste ordern mag. Und so legen wir uns nicht mehr fest, lassen uns zum Beispiel nicht auf längerdauernde Projekte, Fortbildungen, Verpflichtungen ein, denn wir wollen ja nach Stimmung und Laune alles „spontan“ entscheiden. Wir merken nicht, dass wir nicht spontan entscheiden, sondern Opfer unserer eigenen Orientierungslosigkeit werden. Dass innere Entwicklungen Zeit brauchen, verdrängen wir.

Daher bleibt vieles unfertig. Halbgar. Nicht durchdacht, durchlebt, durchlitten. Und wir wundern uns, dass es uns ganz oft so geht wie Pechmarie im Märchen. Sie hat die Arbeit nicht auf sich genommen. Sie hat das Jahr bei Frau Holle nicht durchlebt, durchlitten, von Heimweh geplagt, im Dienst von anderen stehend. Sie wollte den Gewinn und den hat sie bekommen. Es wird Zeit, dass wir uns wieder einlassen. Auf Beziehungen zu Menschen. Auf wirkliche Kontakte, Herzensverbindungen. Auf langfristige Entwicklungen. Auf Verpflichtungen, die uns auch selbst in die Pflicht nehmen und so auch für Konstanz sorgen. Denn das höre ich am meisten – mir ist langweilig, nix ist verlässlich, keiner hat Zeit. Genau. Weil sich keiner mehr die Zeit nimmt, etwas sorgsam von Anfang bis Ende  durchzuziehen. Bei einer Sache zu bleiben. Und damit auch ein Wunder zu schaffen: wahre Beziehungen aufzubauen.

Wer willst du im Leben sein? Goldmarie? Pechmarie? You decide.

 

Herbsttag

Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
Als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
Sie fallen mit verneinender Gebärde.

Und in den Nächten fällt die schwere Erde
Aus allen Sternen in die Einsamkeit.

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.

Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
Unendlich sanft in seinen Händen hält.

Rainer Maria Rilke

Danke an Steffen für dieses zauberhafte Foto!