Yearly Archives: 2019

Neujahrs-Nachdenk-Input

Neujahr ist mit vielen Bräuchen verbunden. Das Neujahrskonzert aus Wien und Sauerkraut, damit das Geld nicht ausgeht gehören bei uns dazu.

Von Herzen Danke für eure Neujahrswünsche, wir freuen uns sehr darüber.

Für mich ist der Jahreswechsel wie früher in der Schule, wenn das neue Schuljahr anfängt. Neue Hefte. Alles ist schön. Es könnte gut werden! Das Gefühl habe ich auch bei einem neuen Jahr, und dieses Mal ist es gar ein neues Jahrzehnt. Ich habe nachdenkliche, besorgte, ängstliche Post bekommen von euch, aber auch von großartigen Optionen gelesen wie neue Berufe, Umzug, ein Kind wird geboren. Wir haben also wie immer die gesamte Palette und vermutlich wird auch 2020 von allem etwas haben. Glücksmomente, Momente, in denen wir nicht wissen, wo oben und unten ist, staunende Augenblicke und Schockstarre. Die Kunst wird auch 2020 wie vorher und später auch darin bestehen, sich immer wieder in den Zustand der Meeresstille des Gemüts hineinzuversetzen und erneut in eine gute Mitte zu kommen. Egal, was geschieht – es bleibt nicht so. Das Schöne geht vorüber, das Negative auch. Wir werden erleben, dass sich unser Konsumdenken sehr gravierend verändern wird und muss. Dass wir aus der Egozentrik ins Wir kommen dürfen. Dass wir eine gemeinschaftliche Aufgabe haben – jeden Tag so zu leben, dass wir weder uns noch anderen oder dem Planeten Schaden zufügen, sondern dass wir die Welt ein Stück schöner, gesünder und besser hinterlassen als ohne uns. DAS wäre ein guter Vorsatz für 2020. Und dass uns bewusst wird, dass der gesunde Mensch viele Wünsche haben kann, ein kranker Mensch nur einen. Das gilt für uns selbst, für alle Mitmenschen, die gesamte Erde und damit auch für den Kosmos. Unsere Aufgabe beginnt also bei uns selbst und darf sich ausdehnen.

Wir wünschen allen Menschen eine friedliche, stille, böllerfreie Silvesternacht und einen frohen, zuversichtlichen, hoffnungsfreudigen Start in das neue Jahrzehnt. Wir sagen Danke für alle Begegnungen in diesem Jahr, für euer Vertrauen und euer Mitgehen und freuen uns, wenn wir auch im neuen Jahr mit vielen Menschen arbeiten dürfen und viele von euch bei unseren Seminaren und Kursen begrüßen dürfen. Gemeinsam können wir Kräfte ganz anders bündeln und entwickeln.

Christoph hat die Terminvorschau bis März schon auf die Homepage gestellt.

Auf ein gutes Neues!

Mit dem Herzen sehen

Unser Gartenschild hat ausgestanzte Buchstaben. Der Frost gestern hat eine weiße Schrift gezaubert. Mal sehen, wie sich der Garten im neuen Jahr entwickelt, er hat so sein sehr spezielles Eigenleben, wie jeder von uns. Danke an Christoph für das Foto.

Silvester-Nachdenk-Input

Der Jahreskreis schließt sich langsam. Von allen Seiten werde ich freundlich aufgefordert, inne zu halten und zu überlegen, was ich denn ins neue Jahr mitnehmen will und was nicht. Seufz. Wenn ich nur einmal im Jahr innehielte, um meinen Kurs zu überprüfen, käme mir das sehr seltsam vor. Das mache ich regelmäßig. Für die kleinen Rhythmen meines Lebens jeden Tag und für die größeren Projekte und Themen dann, wenn ich Abstand zum Alltag habe, ganz bewusst und auch das regelmäßig. Ich brauche dazu keine guten Vorsätze einer Silvesternacht. Für mich ist das kein eminent wichtiger „Übergang“, sondern die Nacht zum Mittwoch in diesem Fall. Meine Standortbestimmung binde ich nicht an einen Silvestertag, sondern an ein regelmäßiges Beschäftigen mit dieser Frage.

Manche Dinge, die man vielleicht nicht braucht, kann man nicht abstellen, weil sie einfach sind, wie sie sind. Wir können Blinde nicht sehend, Lahme nicht gehend machen, nur weil Silvester ist und wir uns das wünschen. Die gegebenen Realitäten, die ich nicht verändern kann (weder mit Anstrengung noch mit Ignoranz oder gar Leugnen der Tatsachen) sind auch im neuen Jahr noch so. Schwerkraft bleibt Schwerkraft und die Umstände, zwischen denen ich das Koordinatennetz meines Lebens einspanne, sind am 1. 1. leider auch keine anderen, was immer ich mir dazu auch wünschen würde. Ich habe allerdings zu jeder Sekunde (auch dazu brauche ich kein Silvester) die Möglichkeit, Dinge nicht mehr zu tun, wenn ich denke, dass etwas beendet sein sollte, oder Dinge zu tun, die mir eine andere Sicht oder was immer machbar ist, ermöglichen. Ich kann immer etwas tun, verändern kann ich ausschließlich mich, nichts und auch niemanden im Außen.

Ich komme gut klar mit regelmäßigem Kursprüfen, mit täglichem kurzen Nachdenken über die Frage „passt der Weg oder was geht ganz und gar in eine falsche Richtung und was ist also heute zu tun?“. Dann kann ich kurzfristig eingreifen, wenn ich bemerke, dass etwas ungut ist und muss nicht warten, bis ich das Kind mit dem Bade ausgeschüttet habe. Das erfordert ein wenig Disziplin, wenn es täglich geschehen soll, es ist eine Gewohnheit, die ich mir aneignen kann. Es gibt einen schönen Spruch: „Der Mensch bringt täglich seine Haare in Ordnung, warum nicht auch sein Herz?“ Rudolf Steiner beschreibt es so: „Von Zeit zu Zeit Blicke in sein Inneres tun, wenn auch nur fünf Minuten täglich zur selben Zeit. Dabei soll man sich in sich selbst versenken, sorgsam mit sich zu Rate gehen, seine Lebensgrundsätze prüfen und bilden, seine Kenntnisse – oder auch das Gegenteil – in Gedanken durchlaufen, seine Pflichten erwägen, über den Inhalt und den wahren Zweck des Lebens nachdenken, über seine eigenen Fehler und Unvollkommenheiten ein ernstliches Missfallen haben, mit einem Wort: das Wesentliche, das Bleibende herauszufinden trachten und sich entsprechende Ziele, zum Beispiel zu erwerbende Tugenden, ernsthaft vornehmen. (Nicht in den Fehler verfallen und denken, man hätte irgendetwas gut gemacht, sondern immer weiter streben, den höchsten Vorbildern nach.). Man nennt diese Übung auch „die richtige Beschaulichkeit“. Fünf Minuten können einem eine Menge Probleme ersparten. Und machen weniger Arbeit, als wenn ich an Silvester vor leeren Papierbögen sitze und aufschreiben soll, was ich „mitnehmen will“ – ich nehme nichts mit. Wir kommen mit leeren Händen und nackt und gehen auch so. Vielleicht schadet es nichts, das an Silvester auf dem Schirm und die Reife zu haben, auf überflüssige Böllerei und Geschwatze zu verzichten und sich Gedanken zu machen, was wirklich wesentlich im Leben ist. Das knallt und zwar nachhaltig. Allen einen feinen Silvestertag, ein schönes miteinander feiern und verzichten auf Alkohol, Böller, überflüssige Versprechen und Wunschzettel, Vorsätze und diverses andere mehr. Wunderkerzen her!

Das Foto hat Theresa vom Tafelberg in Kapstadt aus gemacht. Danke dir!

Montags-Nachdenk-Input

Die Feiertage zu Weihnachten sind vorbei. Das Haus ist leerer, am Montag beginnt die Arbeit ganz normal wieder, eine kleine Zäsur am Mittwoch mit Neujahr. Ein neues Jahrzehnt beginnt. Ich bin gespannt. In den letzten Tagen war hier oft die Rede von den Goldenen 20er Jahren des letzten Jahrhunderts und der Lage der Nation zu Beginn des Jahres 1920 im Vergleich zu 2020. Damals hätte niemand eine Vorstellung von der Welt heute gehabt, vermutlich so wenig, wie wir uns die Welt 2120 vorstellen können. 100 Jahre sind nichts in Anbetracht der Erdgeschichte, doch für einen Menschen machen sie die fast maximale Spannweite seiner Übersicht aus. Daher denken wir oft sehr kurzsichtig, da 100 Jahre massive Entwicklungen bedeuten können, doch im Vergleich zur Gesamterdenzeit nur ein Atemzug sind. Entscheidend ist die Qualität dieses Atemzugs.

Die Feiertage waren lehrreich. Wir haben mal versucht, die Familiensysteme wie von ganz weit weg zu sehen, um neu wahrzunehmen ohne emotional zu verstrickt zu sein. Spannendes Projekt und sehr hilfreich. Es hat vieles klargemacht und damit auch ermöglicht, manches anders einzuschätzen und weniger persönlich zu nehmen. Das macht ohnehin ab und an viel Sinn, nicht alles zu persönlich zu nehmen oder sich selbst zu wichtig. Nicht alles bezieht sich auf uns selbst. Vieles in Familien sind Gewohnheiten und die kann man für sich persönlich verändern.

Über die Feiertage durfte ich mich intensiv mit Meditationen befassen, die Rudolf Steiner Patienten an die Hand gegeben hat, die zusätzlich zu ihrer medizinischen und pflegerischen Behandlung im Seelisch-Geistigen Unterstützung geben sollten. Ich habe mir überlegt, wie das aussähe heute – der behandelnde Arzt im Krankenhaus macht sich über seinen Patienten viele Gedanken und spürt der Frage nach, was diesen speziellen Menschen seelisch-geistig eine Stütze auf dem Weg der Genesung/Gesundung sein könnte, schreibt diesen Text händisch auf und übergibt ihn dem Patienten. Was macht das wohl mit einem kranken Menschen, wenn er so viel Wertschätzung erfährt und eine Möglichkeit bekommt, nicht nur die Behandlungen über sich ergehen zu lassen, sondern in einer täglichen kleinen Meditation wieder in Kontakt zu dem zu kommen, was wahrhaft wichtig im Leben ist? Inspirierend und großartig, was den Menschen mit diesen Texten gegeben wurde. Seel-Sorge im besten Sinne. Ich bin noch nicht fertig mit Nachdenken darüber.

Allen einen guten Start in die letzten Tage des alten Jahres und ein bewusstes Betreten eines ganz neuen Jahrzehnts. Mögen wir es alle gesund und munter empfangen.

 

Wintertage

So gehört denn auch zu unserem vögelsingenden blütenschneienden Frühling, wo der Fluss zwischen duftenden Kräutern tanzt und ein Herz im anderen lebt, jener kalte, vom Wind und Schnee durchkreuzte Winter, wo die eisige Luft mir den Atem an den Haaren zu Reif ansetzte, wo ich so wenig wusste, was mich in den Wintersturm hinausjagte, als wo der Wind herkam und wo er hineilte.

 

Bettina von Arnim, 1785–1859

 

Diesen zauberhaften Wintertag hat Manuela eingefangen. Danke!

Wundernächte

Es gibt so wunderweiße Nächte,

drin alle Dinge Silber sind.

Da schimmert mancher Stern so lind,

als ob er fromme Hirten brächte

zu einem neuen Jesuskind.

Weit wie mit dichtem Demantstaube

bestreut, erscheinen Flur und Flut,

und in die Herzen, traumgemut,

steigt ein kapellenloser Glaube,

der leise seine Wunder tut.

Rainer Maria Rilke

Allen von Herzen wunderbare Weihnachtstage, großartige Rauhnächte und einen gelungenen Start in ein gesundes, spannendes und erfreuliches Jahrzehnt! Vielen herzlichen Dank für euer Vertrauen.

Herzliche Grüße

Christine und Christoph Krokauer

Weihnachts-Nachdenk-Input

Strelitzien – eine beliebte Blume zu Weihnachten. Theresa hat sie in Afrika in freier Wildbahn fotografiert, da wachsen sie wild, bei uns sind sie eine Kostbarkeit. Der letzte Arbeitstag vor Weihnachten in der Praxis, das ist auch schön. Am Morgen schnell in der Stadt die letzten Sachen geholt, Glück gehabt im Parkhaus, wir waren in der Stadt, ehe es wohl voll wurde. Besonders toll, mal in Ruhe einen Kaffee in der Stadt zu trinken und Leute anzuschauen. Heute früh waren sie alle recht entspannt unterwegs, das ist gut. Als wir gingen, war die Stimmung schon eine andere, vor allem im Parkhaus. Klar werden Autos reingelassen, wenn noch 11 freie Parkplätze angezeigt sind. Nur gab es die halt nicht mehr, denn moderne Autos sind oft recht breit. Als ich rausfuhr, preschte einer dieser modernen Großstadtpanzer die Kurve herum, um meinen Parkplatz zu ergattern. Er dachte wohl, wo ein roter italienischer Sportwagen reinpasst, geht sein Auto auch rein. Jo. Ich sage es vorsichtig so – mein Auto sieht nur so aus, aber es ist nicht breit 🙂 und freundlich hat es mich wieder nach Hause geschaukelt.

Ich freue mich über die Tatsache, dass ich auch in diesem Jahr keine Postkarte zweimal vom Motiv her bekommen habe – genial. So viele Menschen haben wunderbare Karten selbst gebastelt und gemalt. Ich habe so liebe Zeilen bekommen, Plätzchen, sogar Blumen kamen heute an und werden die Weihnachtstafel perfekt zieren. Ich danke euch allen für diese Zeichen der Wertschätzung, eure so lieben Briefe, die ich wie immer aufhebe, denn wenn ich unterm Jahr schlimme Tage habe, lese ich die Weihnachtspost und freue mich das ganze Jahr daran!

Allen einen staden Heiligen Abend. Allen, die arbeiten müssen, wünsche ich nette, aufmerksame Kunden, die wertschätzen, dass ihr mit Sicherheit vier Stunden vor Ladenöffnung anfangen musstet, damit alles in den Regalen liegt. Allen, die für unsere Sicherheit und unsere Gesundheit in Kliniken, Pflegeheimen, bei der Polizei, der Feuerwehr und den Notdiensten aller Art arbeiten, ruhige tage und Nächte und keine Katastrophen, damit Weihnachten für alle schön wird. Allen, die noch weit fahren müssen, gute Fahrt und Besonnenheit, es kommt nicht auf zehn Minuten an und mehr holt man mit Rasen nicht heraus. Allen, die alleine sind, wünsche ich den Mut, beim Nachbarn zu klingeln, der vielleicht auch alleine ist. Zu zweit macht das Kochen und beieinandersitzen mehr Freude. Allen Familien schöne Stunden und lasst das Kriegsbeil für die nächsten Tage mal da, wo es liegt. Probleme kann man bestens lösen jenseits von Familienfesten, dann sind die nächsten Feste schöner. Aber nicht AM Fest. Für das Kriegsbeil macht ihr dann einen Termin bei mir aus! Die Botschaft von Weihnachten ist Frieden.

Erholung

Erholung ist die Würze der Arbeit.

Plutarch, 45-120, in: Moralische Schriften und Abhandlungen

Erholung am Meer – Danke an Theresa für das Traumfoto

Montags-Nachdenk-Input

Der Baum steht. Die Krippe ist aufgebaut. Kind 1 ist wohlbehalten angekommen und mit Kind 2 unterwegs. Alles ist verpackt, wobei ich dieses Jahr zumindest im engsten Familienkreis weitgehend darauf verzichtet habe, es gibt Sinnvolleres als Geschenkpapier oder wie sagt Kind 1 so treffend: „Geschirrhandtücher kann ich immer brauchen“ – korrekt. Japaner haben eine wunderbare Falttechnik für Stofftücher und Geschenke. Ich bin leider vollkommen unbegabt, sehr bedauerlich. Stofforigami ist nicht meine Baustelle als Grobmotoriker.

Wir haben unseren Baumschmuck durchsortiert und uns von Dingen getrennt, die seit Jahren von Schachtel zu Schachtel wandern unter dem Aspekt „wer ist beleidigt, wenn wir das wegtun“? Simplify your life. Der Baum wird im Garten als Abdeckmaterial für die Rosen wie jedes Jahr wiederverwertet, aber auch da gäbe es aus meiner Sicht Alternativen. Noch ist der familieninterne Protest zum Baumverzicht zu groß, ich bin überstimmt. Okay, ich gelte gemeinhin nicht als Fan von Festen jedweder Art und meide alles, was diesbezüglich machbar ist.

Mir wäre nach gar nix, ich würde stille Denktage bevorzugen, an denen der Geist einfach schweifen kann. Für mich ist das lebensnotwendig, Tage, an denen niemand spricht und ich in aller Ruhe denken kann. So entsteht Freiheit. Deshalb denke ich auch bevorzugt woanders nach als daheim, Abstand hilft, Dinge im korrekten Maßstab zu betrachten. Weihnachten ist super für Kinder, mir würde mittlerweile das Weihnachtsoratorium vollkommen reichen, ich brauche keine x Gänge-Menus und Trallala. Ein gemeinschaftlich zufriedenes Schweigen mit Blick in die Landschaft und Bach im Ohr hat durchaus Vorteile, oder?

Allen gute Vorbereitungen fürs Fest, bleibt friedlich und entspannt. Familie, die sich versammelt, hat mächtig viel Potential, aber wem ist mit Streit und Zank gedient? Alkohol hilft ganz sicher nicht eine Sekunde weiter, im Gegenteil. Immer schön nüchtern bleiben und genau hinschauen ist der schlauere Weg. Tief durchatmen, 50 Meter innerlich zurücktreten, sich sagen „the same procedure as every year, Miss Sophie“ und die Antwort wird „yes“ sein. Und wenns rum ist, war es ja meistens auch wieder nett. Eines Tages werde ich Weihnachten nur mit Polarlicht und Bach begehen. Ich schreib es mir auf den Wunschzettel für 2035. Wobei Polarlichter fakultativ wären.

Allen einen guten Wochenstart und allen, die in den Geschäften den Irrsinn durchstehen müssen, allerbeste Nerven. Und allen Eltern erst recht!

Verbundenheit

Vor der Krippe ist man mit allen verbunden, die in aller Welt verstreut sind, und auch über alle Welt hinaus. Das ist ein trostvolles Geheimnis.

Edith Stein, 1891-1942

Danke an Theresa für das Foto der Familienkrippe

Wochenend-Nachdenk-Input

Das vierte Adventswochenende. Besuch trifft ein, der Baum wird aufgestellt. Bei uns ist es an Heiligabend enorm unkompliziert. Kein aufwändiges Essen, kein Trallala, der Baum und wir, es wird gesprochen und sich ausgetauscht und Geschenkewahn gibt es nicht. In den Tagen zwischen den Jahren lese ich die Weihnachtspost und freue mich über die Wertschätzung. Wenig Briefe habe ich geschrieben, wenig verschickt. Es brauchte mehr Zeit für die Patienten. Es war mir wichtig, dass die Menschen gut aufgestellt in die Herausforderungen gehen, die Weihnachten für manche bedeuten kann.

Es braucht keinen Geschenkeirrsinn. Es braucht keine Weltreisen rund um den Globus, keine Reisewelle in die Ferien, sondern vielleicht einfach mal nichts von alledem, nur Ruhe, Stille und das Wahrnehmen dessen, was gerade ist. Im Moment scheint die Sonne, ich sehe die dreckigen Fenster, aber auch, dass die Johannisbeeren Blütenansätze haben, die Magnolie heute einige Häuser weiter war ein Erlebnis – die Knospen so dick. Freunde haben Zweige geschnitten und sprühen sie täglich fein mit Wassernebel an – sie gehen auf. Magnolien als Weihnachtszweige! Ich sehe die Vögel im Garten, die sich freuen, dass nichts abgeräumt ist, ebenso wie der Igel, der sicher nicht frieren muss in diesem Winter, er hat genug Verstecke. Ich sehe die Glitzerfunken des Rauhreifs. Die Müllmänner, die sich freuen, dass sie das letzte Mal in diesem Jahr unsere blaue Tonne abholen und wie wenig sie bedacht werden an den Feiertagen. Sie sind so enorm wichtig für das Funktionieren unserer Welt. Ich sehe die Verkaufsmenschen in der Straße, die immer früher morgens aus dem Haus gehen und geschafft heimkommen, den ganzen Tag angeraunzt werden und das wegstecken müssen. Sie kommen spät heim und da wollen auch Geschenke verpackt, Karten geschrieben, Dinge vorbereitet werden.

Für die letzten Tage vor dem Fest, an dem manchmal der Eindruck entsteht, nach dem 26. wird es nie mehr etwas zu essen oder zu kaufen geben – bitte bleibt freundlich. Bitte bleibt höflich. Bitte fahrt nicht zu dicht auf und schreit euch nicht an. Erst das große Chaos aufmischen und dann mit frommem Blick das „In excelsis Deo“ jubeln ist ein wenig unangemessen. Weihnachten ist das ganze Jahr über, denn der Sinn des Festes ist die Erkenntnis, dass das Licht in jedem von uns ständig neu geboren werden möchte. Das erkennt ihr am Wort Licht. Das ICH steht zwischen dem L und dem T. Es entwickelt sich also zwischen L-eben und T-od permanent ein Ich. Vom Ego steht da nichts. In diesem Sinne einen wunderbaren vierten Advent, allen, die arbeiten, von Herzen beste Nerven und die Kunst des Gleichmuts und allen einen guten Start in die letzten Tage vor dem Fest. Mögen wir uns so verhalten, dass es für alle eines werden kann.

Auch dieses wunderschöne Foto hat Manuela gemacht, dafür danke ich sehr.

Sonnen-Auge

Die Sonne – Sinnbild des Schöpfers

Die Sonne ist das Auge der Welt,

die Freude des Tages,

die Schönheit des Himmels,

die Anmut der Natur,

das Juwel der Schöpfung.

Denke, so oft du sie schaust, an ihren Meister!

Preise, so oft du sie bewunderst, ihren Schöpfer!

Wenn schon die Sonne, die Sein und Schicksal der Schöpfung teilt.

so lieblich strahlt,

wie gut muss jene „Sonne der Gerechtigkeit“ sein.

 

Ambrosius, 340-397

 

Das Sonnen-Auge hat Manuela fotografiert. Vielen lieben Dank dafür.

Freitags-Nachdenk-Input

Wolken! Endlose Bebilderung des Himmels, jeden Tag anders. Am meisten liebe ich die Farben des Himmels im Wechsel der Jahreszeiten. Hier oben haben wir geniale Sonnenauf- und Untergänge. Jeder Tag hat seine Kolorierung, keiner ist gleich. Wolken finde ich ebenso faszinierend wie Buchstaben.

Seit ich begriffen habe, dass Buchstaben die Welt abbilden können, reicht es, mir einen Buchdeckel vor die Nase zu halten und schon ist die entscheidende Frage, ob mich der Text hineinzieht in die Welt zwischen den Buchdeckeln oder öde ist. Seit Jahren ist die bevorzugte Art der Literatur Sachliteratur, zur Fortbildung, Wissenserwerb. Je älter ich werde, desto bereiter bin ich, ein Buch aus der Hand zu legen und weiterzugeben, weil ich im Weiterlesen darin wenig Sinn erkennen kann. Früher hätte ich es aus Respekt vor dem Autor fertig gelesen, heute lese ich es aus Respekt vor der Qualität meiner Lebenszeit nicht zu Ende.

Limitierte Zeit bedeutet limitierte Möglichkeiten. Ergo ist das ausschlaggebende Kriterium die Qualität. Qualität ist stets der entscheidende Faktor. Ich schätze großartiges Handwerk. Ich bin begeistert von Menschen, die ihren Beruf lieben und ihn mit einer inneren Lebendigkeit ausüben, die ansteckt. Ich freue mich, wenn Menschen strahlende Augen haben bei dem, was sie tun, warme Hände beim Geben, Herzen, die sich öffnen. Dann fließt etwas Geistig-Lebendiges in die Arbeit mithinein, dann ist das kein „Job“, sondern gelebter Sinn.

Warum vergeudest du deine kostbare Lebenszeit, um Dinge zu tun, die die helfen, deine Miete zu zahlen, wenn du deine Miete gut zahlen könntest, weil du hervorragend tust, wozu du geboren bist, also automatisch Freude hast? So viele Menschen haben Angst zu tun, was sie lieben. Weil es dafür keine Berufsbezeichnung gibt, keinen Abschluss, kein sonstwas. Wenn alle Menschen, die Großes in die Welt gestellt haben, dafür im Vorfeld eine Ausbildung, einen Abschluss oder ein Zertfikat bekommen hätten, das sie berechtigt, gerade das zu tun, sie hätten es aber ohne Leidenschaft, ohne Liebe, ohne Begeisterung getan, was wäre dann entstanden? Erinnern wir uns nicht an Großes, das gelang, weil einer etwas getan hat, was noch nie jemand davor gemacht hat? Einfach, weil er davon felsenfest überzeugt war? Qualität entsteht, wenn ich lebe, was ich liebe und entsprechend handle.  Dann ist es intrinsisch, immer besser zu werden.

Was treibt dich an? Was wirst du 2020 angehen, weil es DEIN HERZBLUT ist und du gar nicht anders kannst, als dich auf deinen eigenen Weg zu begeben? Mache es einfach und zweifle nicht. Im schlimmsten Fall scheitert dein Projekt. Möglich. Aber nicht DU! Du wächst.

Allen einen wunderbaren Jupitertag und jede Menge Mut, das Ungewohnte zu tun und die neuen Wege mit Neugier zu betreten.

Danke an Ursula für das Wolkenfoto.

Momente

Aus den Wolken muss es fallen,

Aus der Götter Schoß das Glück,

Und der mächtigste von allen

Herrschern ist der Augenblick.

Friedrich Schiller

Sandras Katze ist im perfekten Hier und Jetzt.