Der Wind hat die volle Regentonne verrutscht. Nicht schlecht. Der Herbst kündigt sich stürmisch an. In der Nacht heulte der Wind ums Haus, klapperte es mal hier und da, fiel ein Bauzaun in der Straße um.
Manchmal ist es hilfreich, wenn der Wind den Kopf freibläst. Da ist oft Ballast drin und wenn ein wenig Raum geschaffen ist, kann man sich neu orientieren. Der Sturm reißt mit sich, was keine festen Wurzeln hat. Entweder, weil es noch nicht genug Zeit zum Einwurzeln hatte oder weil Wurzeln sich gelockert haben. Manches erscheint uns fest, sicher, stabil und doch ist im Untergrund das Wurzelwerk gelöst, braucht es nur einen Hauch und das, was als gesichert galt, hat sich verflüchtigt.
Es ist wichtig, sich Zeiten zu nehmen, in denen das Wurzelwerk einer Inspektion unterzogen wird. Trägt es mich gut? Bin ich auf dem Kurs, auf dem ich unterwegs sein will? Hat sich Ballast angesammelt, der mich Kraft kostet? Wenn ja – wie lege ich ihn ab und bin ich dankbar für das, was ich habe?
Oft kommen Schicksalsschläge wie Stürme über uns und zeigen uns, was trägt und was nicht. Das kann ein Schock sein und eine wichtige Hilfe zur Neuorientierung oder Überprüfung dessen, was uns wichtig erscheint.
Eine der Übungen von Rudolf Steiner beschreibt, dass man sich täglich ein paar Minuten nehmen sollte, um „seine Lebensgrundsätze zu prüfen und zu bilden“. Das Wort dafür hieß früher „Seelenhygiene“, im Osten heißt es „Yang shen“, Lebenspflege. „Der Mensch bringt täglich sein Haar in Ordnung, warum nicht sein Herz?“ – was zeigt dir der Wind in deinem Leben heute auf, was möchtest du am liebsten vor die Tür legen, damit es mitgenommen wird und was hält dem Wehen stand?
Allen einen guten Dienstag ohne Schäden durch Sturm, aber reich an Erkenntnissen, die weitertragen.
Dankeschön, Steffi, für das leuchtende Weinlaub.