Die Dünen verändern sich mit dem Wind, aber die Wüste bleibt dieselbe.
aus: Der Alchimist von Paulo Coelho
Danke an Steffen für das Foto!
Am Freitag beendete der laufende Kurs der angehenden Heilpraktiker für Psychotherapie die Ausbildung. Gleichzeitig schwingt sich auch die Lerngruppe auf die Zielgerade ein, deren Teilnehmer am 20. März am Gesundheitsamt zur schriftlichen Prüfung gehen werden. Vielen Dank allen Kursteilnehmern fürs Mitmachen und Lernen! Wir erleben in der Gruppe immer wieder wunderbare Momente, wenn Erkenntnisse aufscheinen, Fragen beantwortet werden können, die manchmal schon Jahrzehnte offen geblieben sind. Das kann man nur im direkten Lernkontakt erleben, in der Begegnung von Mensch zu Mensch. Wer sich auch mit der Frage nach einer beruflichen Neuorientierung befasst, ist herzlich eingeladen, am Freitag, 15. März, um 16 Uhr mit loszulegen, wenn der nächste Ausbildungsgang der angehenden HPPler startet. Infos/Anmeldung auf der Homepage!
Am Samstag und am Sonntag ist das zweite systemische Wochenende in der Cardea-Ausbildung. Das ist von den Therapien her, die wir vermitteln, unser absolutes Sahnestückchen. Cardea verbindet systemische Arbeit mit Gesprächspsychotherapie, Hypnotherapie und buddhistischer Achtsamkeitsarbeit. Am Sonntag werden wir wieder für Interessenten Aufstellungen haben. Das ist eine wunderbare Arbeit, die das Herz stärkt, die nächsten Schritte zur Lösung einer schwierigen Situation erarbeitet und uns unsere Ressourcen bewusst macht. Wer sich für eine Aufstellung interessiert, kann sich gern bei mir melden. Die nächsten Möglichkeiten zum Aufstellen sind am 5. Mai, der Apriltermin ist bereits ausgebucht. Einfach bei mir melden!
Ich werde oft wegen der Ausbildung zum Heilpraktiker für Psychotherapie angesprochen, was das genau ist. Es ist die Basisberufsausbildung, die benötigt wird, wenn Menschen, die kein Psychologiestudium und eine Therapeutenausbildung haben, in diesem Bereich tätig werden möchten. Der Heilpraktiker ist quasi die Grundlage für eine später folgende Therapeutenausbildung, meistens wird das parallel gemacht, also HPP-Ausbildung und Therapeutenausbildung. Der Stoff ist schulmedizinisch basiert und orientiert sich an den Krankheitsbildern, deren genaue Kenntnis für die spätere Arbeit sehr wichtig ist, denn der HPP muss genau wissen, ob er Menschen behandeln darf oder ob ihre Symptomatik jenseits der Grenze liegt, der Patient also einen Arzt aufsuchen muss, der Weiteres veranlasst. Der HPP ist KEINE Therapeutenausbildung, das wird irrtümlich oft angenommen. Da es so viele verschiedene Therapierichtungen gibt, braucht es den HPP als medizinische Fachkenntnis und zudem eine Ausbildung in einer bestimmten Therapierichtung. Es braucht eine Weile, bis man weiß, in welche Richtung man gern arbeiten möchte oder man hat erst die Therapeutenausbildung gemacht und merkt nun, dass man ohne den HPP keine Praxis eröffnen kann, um therapeutisch zu arbeiten.
Es gibt für diesen Beruf keinen Kurzweg. Man muss sich sehr bewusst sein, dass wir mit Menschen arbeiten, die in massiven Krisen stecken können, schwere Beschwerden aufweisen und deshalb kompetente Hilfe brauchen. Wenn man da in einem Kurzkurs den Lernstoff hineinstopft, ohne dass er durchdacht, durcharbeitet, mit vielem quervernetzt ist, ist das nicht hilfreich für die Menschen in Not. Ein Seminarwochenende ist keine Therapeutenausbildung, die sind in aller Regel mehrjährig und beinhalten die Verpflichtung zur Selbsterfahrung und dem Aufräumen der eigenen inneren Baustellen. Mit ein bisschen Trallala ist das sicher nicht getan, es ist eine harte Zeit, bis der Stoff gelernt und beherrscht wird und die Therapeutenausbildung ist auch ein spannender Prozess. Aber wie will ich ohne Fachkenntnis gut arbeiten oder ohne das Aufräumen meiner eigenen Befindlichkeiten mit Menschen zurechtkommen? Therapie ist nicht, einen Koffer zu öffnen, eine Technik zu greifen und den Klienten eine Übung machen zu lassen und peng!, geht es ihm gut. Es ist ein Prozess, in dem der Klient eine gute, fundierte Begleitung braucht, damit er sicherer seinen Weg wieder finden und gehen kann.
Insofern liegen mir die Ausbildungen in diesem Bereich besonders am Herzen. Da fließen im Unterricht Fallbeispiele aus dem Alltag mit ein, im therapeutischen Ausbildungsbereich natürlich die Erfahrungen, die ich mit Klienten machen durfte und was ich daraus gelernt habe. So kann der Absolvent in seinen Beruf gut aufgestellt hineinstarten.
Wer sich für Ausbildungen, für die Angebote im Haus wie Vorträge, AusKLANG, GlücksWERKstatt und die Praxen interessiert, ist herzlich zum Tag der offenen Tür am Samstag 30. März, ab 14 Uhr eingeladen!
Allen ein gutes Wochenende und einen gelungenen Start in die neue Woche und den Schulbeginn nach den Ferientagen.
Ein Jahr älter kalendarisch. Jo. Fühlt sich nicht wesentlich näher am Tod an als gestern. Ich werte das als gutes Zeichen.
Vollflash. Viele Menschen schreiben mir und gratulieren. Das freut mich. Was mich besonders freut – sie schreiben, warum sie mir gratulieren, was ich für sie bin, weshalb sie sich freuen, dass es mich gibt. Das ist ein tolles Zeichen der Wertschätzung und selten geworden.
Um Wertschätzung für sich selbst ging es heute auch in der Praxis. Wie gelingt es mir, mir selbst Achtung, Respekt, Wertschätzung entgegen zu bringen? Wie sorge ich gut für mich, setze ich Grenzen zu anderen, denen es an Aufmerksamkeit und Respekt mangelt? Das sind keine einfachen Themen, wenn wir uns mit ihnen intensiv auseinandersetzen.
Dazwischen eine Fahrt zum Mittagessen mit Blitz, Donner und heftigem Regen. So ein Wetter hatte ich an meinem Geburtstag selten.
Ich danke allen Menschen, die mir heute ihre Wertschätzung entgegengebracht haben, in welcher Form auch immer sie das getan haben. Ich habe mich über jede einzelne Zeile, jeden Facebookpost, alles, was ihr mir habt zukommen lassen, von Herzen sehr gefreut. Danke!
Und ich würde meine Freude gern an euch weitergeben – in den Kursen, die nun beginnen wie der Heilpraktiker für Psychotherapie, die Goldwege des Herzens, die Vorträge, die GlücksWERKstatt. So ein kleines Unternehmen wie unseres kann nur überleben in Zeiten von Internetkampf und Mitbewerbern, wenn ihr auch unsere Kurse besucht, unsere Praxis als Begleitung in euren Lebensthemen annehmt. Das ist mein größter Geburtstagswunsch, dass das, was wir hier aufgebaut haben, auch weiter auf besten Füßen stehen kann. Denen der Liebe, der Wertschätzung, der Wissensweitergabe, des gemeinsamen Lernens und Wachsens.
Allen einen feinen Venustag und Danke aus ganzem Herzen!
Erkenntnis gilt in der Therapie als Trostpreis. Es ist gut, wenn wir Zusammenhänge erkennen, mit einem Schlag etwas verstehen können, was vorher ein Buch mit sieben Siegeln war. Und doch ist dieser Geistesblitz nur dann auch der erste Schritt zur Veränderung, wenn wir uns die innere Erlaubnis geben, aus der Erkenntnis auch eine Entwicklung wachsen zu lassen, Dinge anders zu tun, weil wir verstanden haben, dass die immer gleiche Art, etwas anzugehen, zum immer gleichen Resultat führt.
Wir sind oft sehr stolz auf unsere tiefschürfenden Erkenntnisse und sagen dann gern „Gefahr erkannt, Gefahr gebannt“. So einfach ist es im richtigen Leben oft nicht. Nur weil wir etwas erkannt haben, bedeutet es nicht, dass wir gleich die Kraft aufbringen, aus dieser Erkenntnis einen Wechsel im Handeln abzuleiten. Manchmal braucht es Zeit, damit wir das, was die Gedanken, der Kopf klar sehen können, im Tun verändern können. Es ist eine mutige Angelegenheit, Erkenntnis ins Leben einwurzeln zu lassen und daraus neues Handeln zu entwickeln.
Die Fastenzeit gibt uns viele Möglichkeiten, durch Verzicht auf zu Vieles im Außen ins Innere zu blicken, dadurch Erkenntnisse zu gewinnen und mit der Kraft des beginnenden Frühjahrs in Handlungsimpulse und Taten umzusetzen. Es müssen keine Siebenmeilenstiefel-Schritte sein, anfangs sind unsere Bewegungen oft noch zaghaft, zögerlich, wenig weit ausgreifend, das Alte ist vielleicht nicht gut, dafür vertraut und gewohnt. Gewohnheiten brechen kann man herrlich in diesen sieben Wochen üben. Das reicht, um neue Gewohnheiten zu installieren. Das stärker werdende Tageslicht, die längeren Tage vermitteln dazu Zuversicht und Vertrauen. Und wenn das Neue noch nicht klappt, ist das normal.
Wenn wir jetzt mit einem Schlag Linksverkehr hätten, käme uns das Autofahren über Tage erschreckend vor, auch wenn der Kopf schon wüsste, dass das alles seine Richtigkeit hat, unsere Augen und unser Handeln sind noch im alten Muster und brauchen Umstellungszeiten. Geben wir uns in diesen Wochen diese Auszeiten, um Erkenntnisse zu gewinnen und sie ins Tun zu bringen. Dann wachsen wir und reifen. Und alles, was reift, hat auch Früchte, das sind die Folgen unseres veränderten Denkens und Handelns. Schenken wir uns einfach dieses Abenteuer.
Allen einen guten Jupitertag.
Jede Erkenntnis, die du sucht, nur um dein Wissen zu bereichern, nur um Schätze in dir anzuhäufen, führt dich ab von deinem Wege; jede Erkenntnis aber, die du suchst, um reifer zu werden auf dem Weg der Menschenveredelung und der Weltentwicklung, die bringt dich einen Schritt vorwärts.
Rudolf Steiner
Danke an Gabi für das Foto vom Staffelsee!
Hegel verwendet in seinem Zitat den Begriff des Anstands. Ein Wort, das heute nicht mehr allzu viel Bedeutung zu haben scheint, aber doch auf der Wunschliste der meisten Menschen stehen dürfte. Anstand bedeutet, Werte zu haben, etwas mit Ethik anfangen zu können, bestimmte Vorstellungen zu pflegen, wie man mit Menschen umgeht. Hegel bringt die Begriffe Charakter, Ziele und Festigkeit in Verbindung mit Anstand. Wenn wir nun Fastenzeit haben, könnten wir ins Auge fassen, ob wir uns mit diesen Themen nicht näher beschäftigen wollen und stattdessen auf unsere gelegentlich überlässige Art (um das Wort Respekt- und Distanzlosigkeit zu vermeiden) zu verzichten.
Es ist einfach, sich hinter Nicknamen zu verbergen und im Netz Menschen zu verunglimpfen. Kritik ist oft sinnvoll, doch nach wie vor macht der Ton die Musik. Menschen beleidigen ist schlichtweg schlechter Stil. Wir bewerten den lieben langen Tag und dazu trägt auch bei, dass wir ständig dazu aufgefordert werden, hier einen Daumen hoch, dort einen Smiley, hier ein Wutgesicht oder ein Tränenemoji. Wertung ohne Ende und Vergleich. Bereits Kierkegaard bemerkte, dass Vergleichen das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit ist. Wir könnten auch sagen eine sehr gewaltige Quelle menschlichen Leids. Bedenken wir „Unter jedem Dach ein Ach“, das hilft, die schiefe Sicht etwas gerader zu rücken.
Bewertungen bedeuten, dass wir uns eine Meinung gebildet haben und diese auch kundtun. Auch dazu werden wir dauernd aufgefordert, „bewerten Sie unser Produkt, unser Portal, dieses und jenes“ – warum? Schönheit liegt im Auge des Betrachters und was dem einen gefällt und er es gut gebrauchen kann, ist einem anderen nicht nützlich. Wer wertet, teilt die Welt ein in „gut“ und „schlecht“ und genau das ist die Welt nicht, sie ist weder gut noch schlecht, sie ist einfach. Wer einteilt, eröffnet Schachteldenken, zieht Grenzen zwischen „den Guten“ und „den Schlechten“, wird stur und spaltet langfristig.
Sieben Wochen ab dem Aschermittwoch, in denen wir unsere Baustelle zwischen den Ohren aufräumen könnten. Einfach mal probieren, wie es ist, nicht zu werten und stattdessen Werte ins Leben einzuladen. Schauen wir, was sich verändern kann!
Allen einen guten Start in die Fastenzeit.
Während draußen der Sturm mein nagelneues Rosengartenschild umgenietet und den ebenfalls nagelneuen Deckel der Regentonne geschreddert hat, versuche ich, die am Wochenende aufgelaufenen Dinge abzuarbeiten. Zwar kann ich von unterwegs Mails lesen und das Nötigste auch tun, aber eben doch nicht alles. Da sitze ich lieber gemütlich mit meiner großen Teetasse am Schreibtisch und mache mir in Ruhe Gedanken.
Sortierarbeit wird nötig. Für einen Kurs hat sich so viel angesammelt, das muss gesichtet und geprüft werden. Die Papiertonne wird voll, weil manches veraltet ist und das möchte ich nicht. Anderes wird aufgenommen und braucht eine logische Ordnung. Als Dozent hat man vieles im Hintergrund zu tun, was nicht sichtbar ist. Aber Texte entstehen nur, wenn man selbst viel gelesen und gedacht, erprobt und gemacht hat. Bis ein Skript dann auch druckreif ist, braucht es seine Zeit und es ist auch niemals fertig. Updates sind notwendig und neue Erkenntnisse wollen einfließen.
Die Faschingstage gehen recht spurlos an mir vorüber, aber an anderen Menschen nicht. Sie erleben sich in den närrischen Tagen als einsam und verlassen, während viele andere feiern und fragen sich, in welcher Welt sie leben. Da fällt mir immer wieder das Wort von Walter Kohl ein, „Opferland“. Wenn wir die ganze Welt mit dunklen Gläsern anschauen, wird sie auch dunkel und kalt. Ich muss nicht über alles meckern. Es ist so vieles großartig und nur weil ich selbst ein Faschingsmuffel bin, kann ich mich doch freuen, wenn die anderen Spaß am Verkleiden, Tanzen, an guten Büttenreden haben, warum denn nicht! Und Krapfen gehen auch ohne Karnevalstrallala. Die Kölner sagen „man muss auch jönne könne“ – das fehlt mir oft in dieser Welt. Sich mit anderen Menschen mitfreuen finde ich toll. So vom Herzen heraus, nicht dieses dünnlippige „Glückwunsch zur Beförderung“ und denken „warum um Himmels Willen du Pfosten, wo ich das viel besser kann als du???“ Unsere Beweggründe sind manchmal aus den tiefsten Schichten unserer Persönlichkeit emporgeschnellt und beeinflussen uns, bevor der Kopf oder das Herz gegensteuern können. Fragen wir uns also immer wieder mal – freue ich mich auch mal für andere? Kann ich sie feiern, tanzen und singen lassen, wenn es ihnen gefällt, auch wenn ich das gerade nicht kann? Bleiben wir einfach mal ein bisschen locker, oder? Helau, Alaaf und was immer ihr mögt! Und lasst euch nicht vom Sturm davontragen. Möge der Wind keinen Schaden anrichten. Allen einen guten Dienstag!
Das Wochenende stand im Zeichen des Kursendes in Vaihingen im Ausbildungsgang Heilpraktiker beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie. Es gibt Kurse, die vergisst man niemals. Das war so ein Kurs. Eine Gruppe, von Anfang an eine Einheit, auch wenn noch später jemand dazu stieß. Eine Gruppe, engagiert und lernwillig, wie ich es heute selten erlebe. Diese Menschen wollten diese Ausbildung mit ganzem Herzen. Obwohl die Prüfung schon in 14 Tagen ist, wird die Hälfte hingehen, die andere im Herbst. Das zeigt den hohen Einsatz und Lernwillen. Es war die Gruppe der intelligenten Fragen, des Durchhaltens (wir haben Kurszeit von 9 bis 19 Uhr!) und Dranbleibens. Es kommt selten vor, dass beim Abschied ein gesamter Kurs weint. Das ist ein unglaubliches Geschenk, von allem anderen abgesehen. Ihr Lieben – DANKE für alles. Danke für eure Fragen, für euer genau sein, für euer Lachen und eure wunderschöne Mitte.
Wer in Würzburg mit dabei sein mag – wir starten wieder am 15. März, 26 Freitage von 16 bis 20.30 Uhr. Gemeinsam gehen wir den Stoff durch und so werdet ihr bestens vorbereitet in die Prüfung gehen können. Es gibt noch freie Plätze. Seid einfach mit dabei. Anmeldung und Infos über den Lehrplan und die Kosten direkt hier: https://www.seelengarten-krokauer.de/hpp/
Direkt von Vaihingen aus ging es nach Igersheim. Am Faschingsumzug habe ich mich vorbeigeschlängelt, denn es gab etwas ganz anderes zu feiern – meine Brüder wurden zusammen 99 Jahre alt. Es war schön, dann im Kreis der Familie noch ein paar Stunden zu verbringen.
Nun starte ich frohgemut in eine neue Woche, in der ich spannende Begegnungen haben werde. Jemand wird eine dreistündige Zugfahrt auf sich nehmen, um mit mir zu arbeiten und dann drei Stunden wieder zurückfahren. Das ist großartig. Am Wochenende stehen Aufstellungen an. Auch die Aufstellungstermine für April sind schon vergeben, aber für Mai kann man sich noch anmelden. Und wer spontan sagt – ich geh meine Themen JETZT an, weil es keinen besseren Moment gibt, kann sich einfach melden. Wir finden einen Termin.
Allen einen guten Start in die letzten närrischen Tage. Und dann sieben Wochen ohne – ohne was wirst du sein?
Mensch sein – ich glaube, das ist unsere Bestimmung. Mensch werden und sein. Bettine von Arnim schrieb einst „Der Mensch ist nicht, er wird“, das habe ich als Praxismotto gewählt. Mir gefiel es ausnehmend gut, dass wir werdende Wesen sind. Wir sind nie „fertig“, sondern wachsen immer wieder und anders, werden vielleicht weise, ehe wir vergessen. Und doch kann unser Gehirn bis zur letzten Sekunde neu vernetzen, großartig.
Manche Menschen fürchten nichts mehr als die Erkenntnis, dass sie „nur“ Mensch sind, fühlende Wesen, die Stärken und Schwächen haben, die sich irren, die den Weg nicht immer wissen. Menschsein könnte Schwäche bedeuten. Ist das wahr? Ich denke, nein.
Menschwerdung ist ein spannender Prozess. Wir kommen als Wunder auf die Welt. Bevor wir überhaupt das Licht der Welt erblicken, haben wir vielleicht schon Tausende von Jahren Entwicklung und manches Leben hinter uns, haben wir Eltern gebraucht, damit wir in diesem Leben entstehen. Was für ein Weg von Samen- und Eizelle zum Säugling und welche Entwicklung bis zum Greis ist möglich!
Es gibt Menschen, deren Leben wir als „groß“ empfinden, weil sie Inspirationsquellen sind, Meister in ihrem Fach, Lichtgestalten. Sie werden verehrt, vergöttert, bewundert. Oft genug haben sie sich nicht um diese Rolle geschlagen, sondern sie wurde ihnen auferlegt. Schritt für Schritt sind sie ihre Wege gegangen. Haben eine Sache nach der anderen getan, weil sie nicht anders konnten. Aus vielen einzelnen Schritten entstehen Lebens-Wege.
Menschwerdung – so schwierig, so komplex und so tiefgreifend. Es bedeutet, sich in seinen Tiefen auszuloten, aber auch seine Größe anzuerkennen. Sich Wert und Werte geben. Aus Fehlern lernen. Komfortzonen haben und verlassen. Erlauben, dass andere den Lebensweg kreuzen, beeinflussen, verändern und doch ganz beim Eigenen bleiben. Aufwachen und tun, was getan werden muss, weil es zur Aufgabe gehört, die wir erkannt, angenommen haben. Es ist nicht wichtig, ob unsere Aufgabe groß und berühmt oder klein und unerkannt ist. Wichtig ist, dass wir sie finden, ergreifen und tun, was die Not wendet. Jede Lebensaufgabe, die ein Mensch findet und ergreift, ist ein Prozess der Menschwerdung. Menschwerdung bedeutet, diese Aufgabe zu suchen, zu finden und zu ergreifen. Dann wird ganz, was noch geteilt war, sind Leib, Seele und Geist eine Einheit, die nicht angreifbar ist.
Werden wir Mensch. Ein größeres Abenteuer können wir in diesem Leben nicht mehr erfahren, oder? Welcher Mensch möchtest DU sein und welcher Mensch KANNST nur DU sein?
Allen einen liebreizenden Venustag und ein schönes Wochenende.
Danke an Christoph für das Foto aus dem Goetheanum in Dornach, einem Ort, an dem auch viel für Menschwerdung jeder Art gestaltet wurde und wird.