Die Zeit ist schlecht? Wohlan! Du bist da, um sie besser zu machen.
Thomas Carlyle
Danke an Steffen für dieses erstaunliche Foto!
„Nur für heute“ – dieses Motto aus den Lebensregeln von Papst Johannes XXIII. ist sehr bekannt. Wenige aber machen es auch zu ihrem Motto, dabei ist es eine sehr gesunde Einstellung. Wenn man den Mount Everest besteigen will, setzt man sich nicht ins Auto, fährt an den Fuß des Berges, geht rauf, macht ein Selfie und geht wieder runter. Es braucht langes Training, um die körperlichen Herausforderungen zu bewältigen. Es braucht geniale Logistik für die einzelnen Lager auf dem Weg. Und es braucht richtig viel Glück mit dem Wetter – plus X wie mentale Stärke, gute Begleitung und vieles mehr. Aber: einen großen Berg besteigt man Schritt für Schritt, oftmals in kleinen Etappen. Anders geht es nicht, wenn man erfolgreich sein will.
Mit dem Leben ist es genauso. Wir sehen manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, sprich – wir stoßen an jeder Ecke unseres Alltags auf neue Sorgen und Probleme. Und irgendwann stapeln wir die Sorgen vor uns hoch auf. Sehr hoch. Einer meiner Lehrer fragte uns: „Vorausgesetzt, man äße Elefanten. Wie würdet ihr einen Elefanten essen?“ Schweigen im Raum. Er sagte: „Die meisten von uns würden versuchen, den Elefanten hochzuheben und ihn sich in den Mund zu stopfen frei nach dem Motto: ‚Quietscht ein bisschen, geht aber irgendwie.‘ Keiner kommt auf die Idee, den Brocken in schaffbare Portionen zu teilen. Und so geht ihr alle eure Probleme an.“ – Da ist was dran. Probleme löst man „wie der Bauer die Klöß isst – einen nach dem anderen“. So, wie Beppo Straßenkehrer uns bei Momo das so schön erzählt, „Atemzug, Schritt, Besenstrich“ und irgendwann ist die ganze lange Straße sauber, ohne dass man verzweifelt ist.
Trainieren wir uns ruhig mental gut für unseren Lebensweg. Man kann lernen, mit Problemen auf gute Weise umzugehen (mit den meisten jedenfalls). Jeder Sportler trainiert, nur wir glauben, Leben lebt sich so fein mal von alleine. Kann man machen. Ist aber echt stressig. Handeln wir wie Beppo Straßenkehrer und begreifen im wahrsten Sinn des Wortes, was es heißt: „Der Weg ist das Ziel“. Können wir ja mal mit dem Papstmotto versuchen – „nur für heute“.
Allen ein gutes, sicheres Wochenende. Allen Schneegebietsbewohnern von Herzen die besten Wünsche, dass euch nichts geschieht, dass euer Dach sicher ist, ihr heizen und kochen und warmes Wasser habt, allen auf der Straße, dass sich jeder daran hält, achtsam zu fahren und einander im Auge zu behalten. Keiner weiß, wo ein Eisstück ist, es kann jeden treffen, also bitte Abstand halten und die Sicherheit im Auge haben. Allen mit Wasser und Sturmfluten ebenfalls Schutz für Haus und Leben.
„Aufeinander achten“ steht im Hebräerbrief. Wenn ich in die Welt sehe, bemerke ich viele Arten des aufeinander Achtens. Manche Augen sind voller Angst, weil sich jemand bedroht fühlt. Viele Augen sind voller Neid, weil der andere vermeintlich mehr hat an Besitz, an Glück, an Schönheit, was immer. Viele Augen sind wütend, weil man selbst sich nicht gesehen und wertgeschätzt fühlt. Die meisten Augen aber achten auf niemanden, denn sie sind auf Displays aller Art gerichtet. Sie nehmen nicht achtsam wahr, sondern sind im Glotzmodus, bei dem sich das Lid kaum schließt vor lauter Hinstarren, weshalb es oft für solche Augen Tropfen zur Befeuchtung braucht.
Letzte Woche war ich von einem Vater mit vier Kindern unter fünf total beeindruckt. Der Mann hatte die Ruhe weg. Er parkte entspannt im Bioladen den Kinderwagen mit drei Kindern drin und ging mit Kind Nr. 4 aufs Klo. Die drei saßen superbrav im Wagen und rührten sich nicht. Der Mann verstaute seinen Einkauf im Kofferraum, die vier standen brav auf dem Gehsteig. Kind Nr. 1 wurde ins Auto gesetzt. Als hätte man zum Wettkampf aufgerufen, rannten alle drei anderen Kinder los – jedes in eine andere Richtung. Der Mann hat eine Meisterleistung im Achtgeben absolviert, denn es war nicht wenig Verkehr. Es waren viele Menschen außenrum. Eine ältere Frau griff nach einem Kind und hielt es freundlich schützend direkt am Straßenrand fest, bis der Vater kam. Das wars. Alle anderen sahen weder die rennenden Kinder noch den suchenden Vater oder den Verkehr. Ich glaube, der Hebräerbrief ist sehr aktuell.
Nehmen wir noch den zweiten Teil dazu mit dem Ansporn zu Liebe und guten Taten, wird die Sache spannend. Stellt euch vor, ihr seid für andere eine Quelle der Inspiration, was Lebensfreude und Gutes tun angeht. Stellt euch vor, ihr geht mit bestem Beispiel voran und seid gewillt, nicht unter drei kleinen guten Taten heute nach Hause zu gehen. Und stellt euch vor, ihr würdet jemanden anlächeln, liebevoll, das Handy ausschalten und die Welt sehen, wie sie ist. Mit den drei fränkischen Puderzuckerflocken, den Tannenbäumen am Straßenrand und allem, was es zu entdecken gibt auf eurem Weg. Und am Abend, wenn ihr über den Tag nachdenkt, die guten Taten anschaut und euch daran freut, achtet ihr auch gut auf euch. Nehmt das Gefühl der Dankbarkeit wahr, die Freude über die schönen Momente des Tages und die Wertschätzung für die Augenblicke, in denen ihr aufgeweckt wurdet durch etwas, das nicht gut gelaufen ist. Dann wird das Leben lebendig. Dann können wir auch die Menschen anschauen mit Augen, in denen vielleicht Neugier auf den anderen steckt, Interesse am anderen und das Erkennen des Kindes, das in jedem anderen auch steckt und geliebt sein möchte. So, wie wir selbst angeschaut werden möchten.
Und wer das liebevoll anschauen zu seiner Lebensberufung machen möchte – heute um 16 Uhr besteht die Möglichkeit des kostenfreien Probeunterrichts im Ausbildungsgang Heilpraktiker, beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie, ebenso am 25. 1. und am 1. 2. Der neue Kurs startet am 15. März und Infos gibt es hier: https://www.seelengarten-krokauer.de/hpp/
Bitte kurz Bescheid geben. Danke.
Allen einen liebevollen Venustag.
Es gab diese Woche einige tiefgreifende Gespräche mit Klienten. Es ging um die Frage des eigenen inneren Auftrags, mit dem man quasi auf die Erde kommt und wie man diesen Auftrag erkennt. Wenn man vergessen hat, was man sich für dieses Erdenleben vorgenommen hat, können die Mondknoten im Leben eine Hilfe sein. Alle 18 Jahre, 7 Monate und 9 Tage tritt die Konstellation des Mondes dem Kosmos gegenüber vom Tag unserer Geburt wieder auf. So kann in einem Zeitraum um den jeweiligen Mondknoten herum (18 Jahre, 7 Monate, 9 Tage/27 Jahre, 2 Monate, 18 Tage/55 Jahre und knapp 10 Monate/74 Jahre und 5 Monate/93 Jahre und ein halber Monat) ein Impuls wieder aufflammen, der uns erneut anbinden kann an das, was wir uns schicksalhaft für dieses Leben auf unsere to-do-Liste geschrieben haben.
Eine Klientin meinte panisch, sie habe ihren dritten Mondknoten offenbar gerade versäumt! So eine Tragik, wieder fast 20 Jahre warten. Nein, alles halb so schlimm. Die Impulse treten nicht an einem Tag X zur Uhrzeit Y auf, sondern sind feiner. Bei genauer Betrachtung der Wochen um diesen Termin herum zeigte sich denn auch sehr schön, dass es viele Anklänge an ihren inneren Auftrag gab, viele kleine Weckmomente, die sie rückblickend erkennen konnte. Sie überlegte, warum sie die Signale nicht bemerkt hat. Der Grund war sehr einfach: wir haben vollkommen verlernt, auf die Hinweise aus den Tiefen unseres Inneren zu lauschen.
Wer den ganzen Tag Ablenkung sucht durch Kontaktpflege, Zeit im Netz, hier was, da was, schnell mal dieses, schnell mal jenes, kann die leise Stimme nicht vernehmen. Wir sind oft wie abgetrennt von uns selbst und damit auch von unseren wirklichen Wahrnehmungen. Dazu braucht es Stille, Einkehr, Muße. Am Ende unseres Lebens werden wir nicht gefragt, wie viele Stunden wir im Netz verbracht und wie viele Katzenvideos wir gepostet haben, sondern vielleicht müssen wir uns der Frage stellen: habe ich mein Leben gelebt? Oder gar: habe ich gelebt? Und das können wir mit Ja beantworten, wenn wir wissen, was denn „,mein Leben“ meint. Nicht das, das mir irgendjemand vorschreibt, das ich ablebe bei einer Arbeit, die mich nicht erfüllt, nur damit Miete, Essen und Urlaub bezahlt sind. Nicht das, in dem ich mich fremdbestimmt von A nach B treiben lassen, weil „man das so macht“. Aufwachzeit ist JETZT. JETZT bist du gefragt: wer bist du? Wer willst du sein? Was sollst DU, genau DU und NUR DU, auf diesem Planeten, um ihn zu einem besseren Ort zu machen? Was ist dein ureigener Auftrag aus der geistigen Welt, dem du dich widmen sollst?
Wenn wir auch nur einen einzigen guten Vorsatz 2019 umsetzen wollen, dann sollte er sein – Mensch, werde wesentlich (Angelus Silesius).
Allen einen entdeckungsfreudigen Jupitertag.
Die beiden Esel
Ein finstrer Esel sprach einmal
zu seinem ehlichen Gemahl:
„Ich bin so dumm, du bist so dumm,
wir wollen sterben gehen, kumm!“
Doch wie es kommt so öfter eben:
Die beiden blieben fröhlich leben.
Christian Morgenstern
Danke an Christoph für das Foto der beiden Esel vom Goetheanumspark in Dornach
Schon der zweite Wochenteilungstag des Jahres im Anflug, dieses Mal mit Sturm und im Süden mit Schneemassen. Möge alles gut ausgehen, keiner zu Schaden kommen und nichts zerstört werden!
Epikur sagt es treffend, dass es für keinen zu früh oder zu spät ist, für die Gesundheit der Seele zu sorgen. Es ist immer der richtige Moment. Yangshen heißt es im Osten, was Epikur meint, Lebenspflege. Alle großen Heilsysteme kennen diesen Bestandteil des großen Heilwerdeprozesses, der Körper, Seele und Geist mit einbezieht. Seelenhygiene nannte man das früher einmal und es ist ein tägliches Tun wie Zähneputzen und sollte genau so selbstverständlich wie dieses auch sein. Ist es aber nicht.
Wir dröhnen uns lieber den halben Tag weg, zappen von A nach B und lassen uns gern ablenken, alles gut, damit wir ja nicht auf unser Inneres achtgeben müssen, das vielleicht zu Stille, Ein- oder gar Umkehr mahnt. Die meisten guten Vorsätze sind bereits verpufft, weil man ja nach sieben Tagen bemerkt hat, dass manches anstrengend ist. Muss es anstrengend sein? Bin ich mir es wert, dass ich gut auf mich achte oder eben nicht? Wir stylen uns am Morgen, aber unser Herz ist eine Müllhalde, auf die wir alles werfen, was wir unter dem Motto „jetzt lieber nicht, danke fürs Gespräch“ hingeworfen haben. Da liegt es und wir hoffen auf Verrottung unserer Probleme, Verkompostierung unserer Sorgen, sanftes Entschwinden von Unannehmlichkeiten. Kann man versuchen. Wird aber halt leider nicht viel bringen. Und dann ist es wie mit der Bügelwäsche. Einmal keine Lust, zweimal keine Lust. Nach fünf Mal keine Lust stapelt sich der Berg so dermaßen, dass wir lieber gar nichts mehr machen als den abarbeiten. Hat sich dadurch das Problem gelöst? Kaum. Weder gebügelte Klamotten noch gute Laune, weil Ordnung. War das der Plan für 2019?
Falls der Plan sein sollte, das Leben mal anders auf die Reihe zu stellen als bei den bisherigen Jahreswechseln, ist jetzt ein perfekter Moment, um neue Gewohnheiten anzulegen. Nichts hält uns fitter und wacher als Veränderungen und wie genial, wenn die auch noch zum Positiven sind!
Also. Fang an. Mach wie jeder Laden in diesen Tagen auch die reichlichst überfällige Inventur. Lass von außen draufschauen, denn wir haben den blinden Fleck für unsere Probleme alle. Das nutzt nix, wenn wir hinstarren, wir sehen nicht den Balken im eigenen Auge. Fange an mit dem, was du wirklich willst. 2019 könnte ein geniales Jahr werden, oder? Es beginnt immer mit dem ersten Schritt und der heißt – entschließe dich dazu.
Und dann lass uns gemeinsam schauen, was not-wendig ist, um dieses Jahr zu DEINEM zu machen.
Allen einen feinen Mittwoch mit der Kraft der Merkur-Bewegung.
Das neue Jahr startet mit Überraschungen, eine davon befindet sich gerade in der Druckerei und wir sind gespannt auf eure Reaktionen. Die andere muss von sehr langer Hand vorbereitet werden, erste Gespräche dazu haben stattgefunden, der Termin steht und dann ist es soweit, es wird ein … ach nee, zu früh. Vorfreude ist eine feine Freude. Kommt Zeit, kommt Info.
Unsere Welt nimmt sich heute oft die Vorfreude weg. Alles soll sofort und gleich am Start sein. Dabei ist es gerade die Tatsache, dass nicht alles immer möglich ist, die manche Dinge so kostbar macht. Okay, auf Spargel kann ich gern verzichten und auf die erste Mandarine des Winters ebenso. Aber ich freue mich jetzt schon auf das erste Schneeglöckchen, den Moment, an dem wir unsere Rosen wieder aufdecken, das morgendliche Vogelkonzert und den ersten Salat aus dem Garten.
Alles hat seine Zeit,die Allzeitigkeit unserer Tage stiehlt uns viel Freude. Auch wenn jetzt gefühlt für manche die Durststrecke der Ernährung im Jahr folgt und sie meckern über Rosenkohl, Sauer- und Rotkraut – bedenken wir unseren unfassbaren Luxus. Ein Sommer wie der letzte hätte früher vermutlich Hungersnot im Winter bedeutet ohne unsere Tiefkühlung und Importmöglichkeiten. Die paar Kartoffeln und das wenige Getreide wären schnell weg gewesen, oft sind die Beeren mangels Gießmöglichkeiten am Strauch vertrocknet. Ist uns bewusst, wie genial wir es haben?
Schätzen wir unser Sauerkraut, das unser Mikrobiom bestens versorgt. Ein Lob dem Rosenkohl und dem Rotkraut, das so fein die Farbe wechseln kann, je nachdem, ob wir Essig dazugeben oder nicht. Und freuen wir uns jeden Morgen an unserem Frühstück. Wenn wir uns Muckefuck aus Zichorienwurzeln im letzten Sommer selbst hätten aus dem brettharten Boden stechen müssen, würden wir vermutlich auch dieses Getränk nur in homöpathischer Dosierung in diesem Winter genießen.
Üben wir uns ruhig im Danken und in der Vorfreude auf das, was kommen mag. Es wird nicht immer nur Gutes kommen, keine Frage. Aber eben auch nicht immer nur Negatives.
Allen einen spannenden Dienstag und einen guten Apfel für zwischendurch.
Mit dem Besuch der Sternsinger ist der Startschuss gegeben, die Weihnachtsdekoration abzubauen. Für mich ist das, als wäre ich wie befreit von Engelchen, Glitzer und Gedöns, das die Fenster dichtmacht, während das Winterlicht versucht, durch die Ritzen zu dringen. Überall steht was herum, overload total. Jeden 6. Januar habe ich das dringende Bedürfnis, die Hälfte des Haushalts gleich mit wegzupacken. Je älter ich werde, desto größer ist der Wunsch nach wenig bis nichts.
Mein Traum – ein leerer Raum im Haus, weiße Wand, Fußboden, ein Licht. Ein Raum, in dem man in Ruhe denken kann, weil das Auge nicht irritiert wird. Ein Raum ohne jede Technik, von der wir den ganzen Tag umgeben sind. Ein Raum der Stille. Wobei – ich brauche diesen Raum nicht in der Realität, ich trage diesen Raum in mir und suche ihn auch jeden Tag auf. In diesem Raum folgt ein Atemzug dem nächsten, mehr nicht. Ohne diesen Raum könne ich nicht mehr gut leben. Vermutlich wird auch in diesem Jahr wieder einiges sang- und klanglos aus den Räumen verschwinden. Wenn es nach mir ginge, wäre das eine Menge, aber hier lebe nicht nur ich, sonst wäre vermutlich das Haus leer bis auf einen kargen Esstisch mit Holzstühlen, Bücherwänden und einem Bett unter dem Dachfenster zum Sternegucken. Mein Sammelmann weiß das wohl, verteidigt aber standhaft alles, weil man es irgendwann brauchen kann. Stimmt leider auch immer wieder. Doch wenn wenn ich nicht viel habe, kann auch nicht viel kaputtgehen.
Tendenz des Jahres – less is more. Weniger Besitz, weniger Verantwortung, weniger Aufwand. Dinge machen nicht glücklich, nur Arbeit. Dann lieber eine Blüte in einer Vase. Sie beim Blühen beobachten, beim Verblühen, beim Welken. So hat die Blüte die Wertschätzung, die ihr gebührt, das Auge Freude. Raum entsteht, Dankbarkeit.
Allen einen wunderbaren Start in die für viele erste Arbeitswoche dieses Jahres.
Schweigen ist mehr als nicht sprechen, hat schon Marcel Proust festgestellt. Es kann lebensrettend sein, einfach mal die Klappe zu halten. Am meisten auch die innerliche Klappe, denn das Gedankenmundwerk klappert, solange wir wach sind, was zu Buchtiteln wie „Ruhe da oben“ und vergleichbarem geführt hat. Doch wie kommt man zur Ruhe da oben?
Viele Wege führen nach Rom. Die einen konzentrieren sich auf etwas Hochkompliziertes und können so bei einer Sache bleiben. Die anderen versuchen es mit positiven Affirmationen, die sie sich innerlich vorsagen und dann irgendwann für Ruhe sorgen sollen. Die dritten beschimpfen sich rasch, weil die Gedankenstimmen leider jeden Wunsch nach Ruhe in kürzester Zeit zunichtemachen. Die Geduldigen verstehen: Es geht nicht darum, die Gedanken restlos abzustellen. So, wie wir irgendwann innerlich nicht mehr gegen den Rasenmäher des Nachbarn rebellieren oder die brummende Heizung, sondern das wie ein Hintergrundgeräusch wahrnehmen, kann man lernen, seine Gedanken weit in den Hintergrund zu schieben. Die dürfen ja allesamt da sein, nur ob ich sie höre oder gar von ihrem Inhalt mitgerissen werde, entscheide immer noch ich. Dann trifft auch Prousts zweite Beobachtung zu – man gewinnt Kraft und kommt wirklich zu sich selbst. So wird man wieder „sein eigener Bestimmer“. In der restlosen und liebevollen Akzeptanz dessen, was ist, erteile ich mir die Erlaubnis, dass die Gedanken in ihrer Ecke rumlärmen dürfen und drehe einfach nur den Ton ab. Wir werden nicht den Zustand erreichen, „dass nix ist“. Es ist IMMER irgendwas. Aber ich habe die Wahl, ob ich mich darum kümmern möchte oder muss oder eben nicht.
Wofür entscheidest du dich an diesem Wochenende?
Schweigen ist nicht nur nicht sprechen, sondern bewusstes Erleben der Stille, Ausschwingung der Erregungen und Bewegungen, körperlich und innerlich. Man sammelt sich, gewinnt Kraft und kommt wirklich zu sich selbst.
Marcel Proust
Danke an Theresa für das Foto von der Wanderung auf dem Jakobsweg in Portugal letzten Sommer