Yearly Archives: 2019

Freitags-Nachdenk-Input

Was vermittelt uns ein Raum? Mit dieser Frage haben wir uns – neben vielen anderen – in unserer Klausurtagung befasst. Wir haben versucht herauszufinden, was die einzelnen Schulungsräume für eine Atmosphäre, aber auch, was die Pausenräume für eine Aussage haben. Am Ende kam für jeden Raum ein Wort heraus, von dem wir denken, dass es ein gutes Sinnbild dafür ist, was in diesem Raum lebt, wächst und sein möchte.

Dabei ist uns das erste Mal bewusst geworden, wie wichtig es ist, sich mit einem Raum intensiv auseinanderzusetzen. Ein Schulungsraum ist nicht einfach ein Zimmer mit Tischen, Stühlen, Technik und Klo in der Nähe. Es ist ein Ort, an dem sich Menschen begegnen. Ein Raum, in dem sie sich Rüstzeug für ihre eigene Entwicklung holen. Eine Begegnungsstätte, ein fließender Austausch ist gegeben in einem Kursraum. Menschen nehmen sich gegenseitig wahr, aber auch den Raum. Alles wirkt auf alles.

Wir alle haben ein gutes Gespür für Räume. Wir kommen irgendwo hin und sagen „das ist gemütlich hier“ oder stellen fest: „oh, hier ist aber dicke Luft drin, macht erstmal ein Fenster auf“. Wir können diese Schwingungen wahrnehmen, auch wenn wir das oft im Alltag nicht so wirklich auf dem Schirm haben. Es wird Zeit, dass wir solche Dinge bewusster wahrnehmen. Dass uns klar wird, dass ein Raum, in dem gegessen wird, mehr ist als „Kaloriennachschub“, sondern dass gerade der Raum, in dem man miteinander speist, Begegnung auf einer ganz anderen Ebene ermöglicht als im Garten, wo man sich auch treffen kann, als im Flur oder im Kurszimmer.

Wir haben hier im Haus von Anfang an mit der Atmosphäre sehr viel Glück gehabt. Es ist ein wunderbares Haus, die Räume sind allesamt lebendig. Hier wird gearbeitet, gelacht, geweint, geschimpft, gesungen, geschwiegen, es werden auch liebevoll schwere Pakete von den Schultern abgelegt. All das merkt man den Räumen an, dass in ihnen gelebt wird und zwar in einer großen Reichweite, denn viele Menschen bringen ihre Welt mit zu uns. Das ist ein sehr breites Feld. All das schreibt Spuren in die Räume, nicht nur optisch sichtbare. Wie wunderbar und bereichernd, dass wir uns das nun bewusst machen konnten.

Deshalb – macht es euch schön. Legt Segen auf eure Räume, damit sich dort die Menschen in Frieden und Freude und gegenseitigem Wachstum begegnen können. Räumt finstere Ecken auf, in denen Ungutes liegt, schaut Schubladen durch, ob dort negative Altlasten liegen. Macht es euch so licht und hell und freundlich wie möglich. Schaut, was geschieht, wenn ihr gut für eure Umgebung sorgt.

Allen einen feinen Freitag, für viele noch ein freier Tag, bevor am Montag dann wirklich alles wieder ins neue Jahr hineinstartet.

Sinnvoll helfen

Man kann den Menschen nicht auf Dauer helfen, wenn man für sie tut, was sie selbst tun können und sollten.

Abraham Lincoln

Danke an Sandra für dieses zauberhafte Vogelfoto!

Donnerstags-Nachdenk-Input

Unendlich weite Wege – ein neues Jahr kann einem mit seinen vielen unbeschriebenen Blättern auch so vorkommen. Und doch gilt: Nur dieser Atemzug. Manche Lebenslagen sind so schwer, dass wir nur in Atemzügen denken können, um zu überleben. Ein Atemzug. Dann der nächste. Es gibt Zeiten, da denken wir in Epochen, Projektwochen oder mehr. Das ändert nichts an der Tatsache, dass wir immer noch pro Tag rund 25920 Atemzüge vornehmen, ein Erdentag. Das platonische Weltenjahr sind rund 25920 Jahre, dann ist die Sonne einmal durch den Tierkreis gewandert. Oben wie unten, das alte kosmische Gesetz.

Dag Hammarskjöld, dessen Buch „Zeichen am Weg“ meinen Nachttisch nie verlässt, ist in Lappland viele einsame Wege gegangen, um nachzudenken. In der Natur, die dort eine andere Sprache spricht als anderswo, hat er den Kopf zum Denken freibekommen. Dort ist er gewandert, gelaufen, hat sich auf dem Campingkocher etwas zu essen gemacht und ist weitergelaufen. Das fehlt uns heute oft – das Durchatmen in der Natur, die uns wieder zu uns selbst bringt.

Was ist allem Leben gemeinsam? Der eine Atemzug, den wir tun, um JETZT zu leben.

Allen heute 25920 Atemzüge in Ruhe, beschützt und ohne Zaudern.

Wege

Wenn der Weg unendlich scheint und plötzlich nichts mehr gehen will, wie du es wünschst – gerade dann darfst du nicht zaudern.

Dag Hammarskjöld

Danke an Theresa für das Foto vom Jakobsweg

Mittwochs-Nachdenk-Input

„Vertrauen“ könnte das Wort für das Jahr 2019 werden. Das können wir auch bestens brauchen, Vertrauen. Oft denke ich „trotzdem“ dazu. Obwohl Dinge geschehen, die man nicht wirklich nachvollziehen kann, weil sie so offensichtlich schädigend sind, brauchen wir Vertrauen. Obwohl sich Katastrophen ereignen, brauchen wir Vertrauen. Weil sich vieles ändert, weil wir uns verändern jede Sekunde, da braucht es das Vertrauen, dass alles in gute Richtungen geht.

Mehr Freundlichkeit, mehr Freundschaft, mehr Wahrheit, mehr Verlässlich- und Verbindlichkeit, mehr Gemeinschaft, mehr Teilen, mehr Bescheidenheit und Demut, mehr Denken vor Sprechen, mehr Herzkraft statt roher Gewalt.

Es braucht zudem Vertrauen in uns selbst. Dass wir unserem Leitstern, unserer tiefsten inneren Vision von einem gelungenen Leben, folgen können. Dass wir uns immer wieder Ziele setzen, die wir erreichen und dass dies Ziele sind, die gut für den Planeten, für andere und für uns sind. Dass wir Vertrauen dahinein haben, dass unser Körper gut versorgt werden mag und enorme Selbstheilungskräfte hat. Dass wir anderen vertrauen können, dass sie mit aufpassen, dass nichts Schlimmes geschieht, ein Auge dafür entwickeln, ob jemand etwas getragen oder mitgebracht haben muss, Ohren öffnen, wenn jemand einen leisen Hilferuf absetzt. Vertrauen, dass unser Herz lauschen lernt. Vertrauen, dass jeden Morgen eine Sonne für einen neuen Tag aufgeht, der alles Potential hat, ein wunderbarer Tag zu werden.

Allen einen guten Start in einen vielleicht ersten Arbeitstag des neuen Jahres. Möge das, was wir tun, dazu beitragen, dass diese Welt jeden Moment ein Stück heiler und besser werden darf. Und falls nicht – finden wir den Mut und die Kraft, das zu verändern. Wir können viel, viel, mächtig viel mehr, als wir meinen. Vertrauen wir und handeln entsprechend.

Vertrauen

Nichts kann den Menschen mehr stärken als das Vertrauen, das man ihm entgegenbringt.

Paul Claudel

Danke an Gabi für das Strandfoto von La Palma