Monthly Archives: Januar 2020

Wochenend-Nachdenk-Input

Auf dem Jakobsweg sind Theresa die letzten beiden Jahre, als sie gewandert ist, nicht nur viele Menschen, Städte, Dörfer, Weiler und Gehöfte, sondern auch zauberhafte Pflanzen und Tiere aller Art begegnet. Für wechselwarme Tiere ist Spanien schön warm, da kann man sich gut schlängeln und vor sich hin echsen, während die Wanderer ihrer Wege gehen.

So, wie die Schlange „aus der Haut fährt“, wenn sie wächst, würden wir vielleicht auch das eine oder andere Mal aus der Haut fahren und uns einfach eine neue gönnen. Die Schlange bekommt nur eine größere Haut, sie wird mit dem Hautwechsel nicht zu einem Schaf oder einem Adler, sondern sie bleibt, was sie ist. So ist es auch mit uns – im Kern sind wir, die wir sind und wenn uns daran etwas nicht passt, haben wir in gewissen Grenzen (Mops bleibt Mops und Windhund bleibt Windhund, da beißt die Maus keinen Faden ab) Möglichkeiten, das zu verändern.

Wo das Veränderungspotential maximal ist, ist unser Gehirn. Die Bildungsfähigkeit des Gehirns ist ohne Ende, wir nutzen dies selten. Die Natur kennt die Regel use it or loose it. Wer also nicht lebenslang seinem Gehirn die Chance gibt, sich neu zu vernetzen, Neues zu lernen und damit andere Datenautobahnen anzulegen, mal was anders zu machen als sonst, um die Routinen zu durchbrechen, wird irgendwann unbeweglich und starr, im Denken hat das Sturheit zur Folge.

Viele Menschen achten darauf, dass sie körperlich fit bleiben. Das braucht es auch im Seelisch-Geistigen. Was nährt uns da, was fordert uns heraus? Alles, was wir neu lernen, trainiert das Gehirn. Wenn wir uns mit Dingen und Menschen umgeben, die wir lieben, die uns gut tun, füttern wir die Seele. Jede Form von Kunst und Kultur stärkt Seele und Geist, so, wie das Lesen eines guten Buchs oder das Hören von Musik das ebenfalls schafft.

Vergessen wir bei all unserem Tun nicht, dass Seele und Geist viel Nahrung brauchen, wenn sie sich  lebenslang entwickeln und uns zu aufgeschlossenen Menschen machen wollen, nicht nur, dass der Körper sein Recht braucht. Dazu gehört auch, dass wir uns immer wieder auf die Suche nach dem machen, woran wir „uns anbinden können“ im Geistigen – religio heißt der Begriff dafür. Wo bindest du dich seelisch-geistig an, damit du dich immer wieder kraftvoll ins Leben stellen und, wenn es nötig ist, erneuern kannst?

Allen ein entdeckungsfreudiges Wochenende mit der Kraft des Saturn am Samstag und der Sonne am Sonntag.

Danke an Theresa für das Eidechsenfoto aus Spanien!

Freitags-Nachdenk-Input

Morgenstern! Wie herrlich. Man kann nicht genug die Galgenlieder studieren. Es gibt immer was zu entdecken und zum Freuen. Was das alte Eichhorn wohl alles erfährt!

Das Rauschen der Wipfel, das unten besprochen wird – wie im richtigen Leben. Irgendwo rauscht es und das Fußvolk gibt seinen Senf dazu, egal, ob das weltweit oder firmenintern gedacht ist oder Familien. Unten wird interpretiert, was das Zeug hält. Hineingeheimnissen als Volkssport, fehldeuten, um die Ecke denken und Schlüsse ziehen. Irgendwann geht es wie in der Geschichte des Mannes mit dem Hammer, der einen ausleihen will und sich innerlich so dermaßen aufhaut über seinen Nachbarn, dass er klingelt und ihn anbrüllt, er brauche keinen Hammer mehr! Jo, da ist Überraschung im Gesicht des Menschen zu sehen. Die Wipfel staunen und fragen sich – woher um Himmels Willen kommt denn das jetzt? Als Kind haben wir das „Stille Post“ genannt.

Bei Sokrates gibt es die drei Siebe und wir können sie mit Platons „Das Schöne, das Wahre und das Gute“ zusammendenken. Ist das, was gesagt wird, schön? Wahr? Gut? Dann her damit. Nein? Klappe halten. Wäre stets eine richtig gute Maßnahme.

Wo kannst du heute dafür sorgen, dass das, was du anderen sagst, schön, wahr und gut ist? Wo kannst du dich üben, nichts zu sagen, wenn du die Fakten nicht wirklich kennst? Reden wir nicht über- sondern miteinander und der Tag wird fein. Mehr Schönheit für den Tag! Lächeln wir also lieber, anstatt uns an irgendwelcher Stiller Post zu beteiligen. Allen einen liebevollen Venustag!

Auch dieses Foto hat Ursula gemacht und es zeigt die große Kraft der Kleinen, die im zeitigen Frühjahr den Schnee zum Schmelzen bringen können. Danke!

Wurzelgespräch

Zwei Tannenwurzeln groß und alt

unterhalten sich im Wald.

Was droben in den Wipfeln rauscht,

das wird hier unten ausgetauscht.

Ein altes Eichhorn sitzt dabei

und strickt wohl Strümpfe für die zwei.

Die eine sagt: knig. Die andre sagt: knag.

Das ist genug für einen Tag.

            Christian Morgenstern

Zwar keine Tannenwurzel, aber dennoch ein beeindruckendes Exemplar ist Ursula vor die Linse gekommen, vielen Dank!

Donnerstags-Nachdenk-Input

Der Schneemann sieht ein wenig freudlos aus, was daran liegt, dass er von letztem Jahr stammt. Der Wind beruhigt sich langsam, viele Menschen sind im wahrsten Sinne des Wortes gerade durch den Wind und werden krank. Das Immunsystem ist müde nach dem Winter, der keiner war. Die Temperaturwechsel und die Wärme an unguter Stelle kosten Kraft. Jeder niest und schnieft, die einen haben Noroviren (bitte: bleibt daheim), die anderen stressen mit echter Grippe, grippalem Infekt und sonstigen Dingen – es wird Zeit, dass wir uns dem Optimismus zuwenden. Studien belegen eindeutig, dass mies gelaunte Menschen ratzefatze krank werden in einem Raum verschiedenster Viren, aber gut gelaunte Menschen sich nicht infizieren. Man könnte auch sagen: Wo viel ist, kommt viel hin im Negativen. Jemand, der eh schon am Boden kriecht, braucht keinen Infekt mehr, der nutzt dann auch nicht wirklich viel. Nur – der bekommt ihn und darf sich dann auch berechtigt mal hinlegen.

Es sagt andererseits sehr viel über die Macht der Gedanken und ihre Wirkung bis in die letzte Zelle und das Immunsystem aus! Gute Laune, gute Gedanken, Freude, Singen, Tanzen, Lachen sind quasi die Powersmoothies des Körpers, das neue „Fridays for Gesundheit“. Gestern fragte mich jemand todernst: „Mal ohne Witz. Wie soll man denn bei der Welt, wie sie gerade ist, noch was zum Lachen finden? Geht nicht!“

Ich sags mal vorsichtig so: geht doch. Es nutzt der Welt ja nix, wenn ich schlecht drauf bin. Wenn alle rumhängen und jammern, steuern wir quasi energetisch ins Off und die Viren triumphieren (ich habe ewig nach einem Wort gesucht, das sich auf Viren reimt). Klar ist mein Leben so wie das aller anderen – wellenförmig, seeeehr wellenförmig. Ich würde nicht behaupten, dass das derzeit die coolste Zeit meines Lebens wäre. Drama hilft nicht. Es ist, wie es ist. Ich richte mein Augenmerk gern auf Dinge, die gut sind, wenn die fiese Phase des „grünen-Gras-Syndroms“ auch bei mir vorüber ist Marke „die anderen sind gesund, die haben viel Geld, die singen den ganzen Tag frohe Lieder, und ich???“

Heute Nacht hat ein enorm wagemutiger Mensch das Pfarrblättchen in den Kasten gesteckt. Wie immer lese ich die Witzeseite zuerst. Nun fiel mein Blick auf das Fastenmotto und das trieb meinen Freudepegel um 6 Uhr morgens in ungeahnte Höhen: Sieben Wochen Verzicht auf negatives Denken und Reden! Eine Diät, die ich mit wenigen Ausrutschern bis zum Ende durchzuziehen gewillt bin. Pro Tag gönne ich mir fünf Minuten Jammertime, aber dann wird’s auch gut sein damit. Der Tag kann nix dafür, wenn ich mich ärgere oder sonstwie negativ drauf bin. Andere Menschen übrigens auch nicht, denn wenn sie es schaffen, dass ich wegen ihnen schlecht drauf bin, räume ich an der falschen Stelle jemandem Macht in meinem Bereich ein, No go.

Also – jammert und klagt jetzt noch, was das Zeug hält. Ende Februar ist Schicht im Schacht, da hören wir nur noch good news, keine fake/bad news. Die Schlagzeilen berichten Großartiges. Wir lesen Heldengeschichten und Storys über Menschen, die sich nach 50 Jahren wiedergefunden haben. Von Hunden, die ihre kranken Menschen gerettet haben. Von Vögeln, die in unseren Gärten wieder nisten. Von einer Natur, die sich freut, dass wir sie unterstützen. Von Viren, die sich zurückziehen. Von Erfindungen, die Menschen das Leben erleichtern können. Von Pflegekräften, Erziehern und anderen in helfenden Berufen, die angemessen bezahlt werden. Von Menschen, die dazu beitragen, dass andere wieder in ihre Würde kommen. Und damit wir es bis zum Beginn der Fastenzeit können, sind wir eingeladen, ab sofort zu üben! Damit ihr Unterstützung bekommt, hier ein hilfreicher Link. Und ja, das Ding ist uralt. Die Qualität des Videos ist absolut unterirdisch. Warnhinweis – so bescheuert wie es klingt, es ist ein Ohrwurm. Und was das Krasseste ist – auch nach Jahren löst es Lachattacken aus, wenn man es singt. Es wirkt! https://www.youtube.com/watch?v=ZTjyRu88PRE

Allen einen Jupitertag, der seinen Namen verdient hat.

Danke an Anne für den Schneemann aus der Rhön!

Mittwochs-Nachdenk-Input

Die gelben Sonnenstrahlen des Huflattichs lassen noch ein paar Wochen auf sich warten. Ich habe mir heute das Bild aufs Desktop gestellt, weil ich an einem Vortrag zum Thema „Trag den Müll raus“ arbeite (4. 2., Kitzingen, Alte Synagoge, 19.30 Uhr). Der Huflattich ist im Garten die erste kleine goldene Sonne im Jahr, meistens im März schon leuchtend, sie erfreut mich sehr und hilft mir beim Draufschauen, mich auf die Inhalte zu konzentrieren – was für einen Müll haben wir denn im Kopf, den wir gern loswerden würden? Spannendes Thema, wir werden nächsten Dienstag sehen, was daraus geworden ist.

Ein schöner Anruf am Abend – ein Kollege bittet in einem komplexen Fall um meine Meinung. Das liebe ich, denn es sind so spannende Herausforderungen, die uns jeden Tag begegnen, da sehen verschiedene Augen eben auch aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Solche Arten der Supervision sind anonymisiert, man erfährt nichts über die Person außer Alter und Symptome und was die Kollegen schon gemacht haben. Da fällt mir immer wieder auf, welche Behandlungsvielfalt geboten ist und wie wunderbar das ist – jeder Klient findet seinen Therapeuten, der gut zu ihm passt. Das freut mich sehr. Hoffen wir, dass die ergänzende Sicht die nächsten guten Schritte auf dem Weg des Klienten möglich macht. Und es ist immer spannend, sich mit Kollegen auszutauschen!

Es sind keine kleinen Themen, die die Klienten derzeit bewegen. Natürlich haben wir es jahreszeitlich bedingt mit Depressionen zu tun, auch mit schweren Erschöpfungszuständen, weil die kleine Winterpause eben doch nicht gereicht hat, die Batterien wieder aufzuladen, mit Folgen von körperlichen Infekten, die die Psyche geschwächt haben und wo jetzt langsam auch aufscheint, woher die Dauerinfekte stammen könnten – wie mutig, wenn man dann drangeht und die Dinge bewusst wahrnimmt und angeht. Mobbing ist ein Thema, vor allem geballt derzeit viele Jugendliche mit Angst. Sie befürchten, kein gutes Leben leben zu können, wenn sie erwachsen sind, die Umweltprobleme, die sozialen Verhältnisse und die Angst, die auch geschürt wird durch die Frage, wo es politisch hingehen wird, treibt die Jugendlichen in Krisen. Pubertät war noch nie einfach, aber früher war es mehr die Rebellion gegen die starren Ansichten von Eltern, gegen überkommene Gedanken, Kirchenkorsette oder „das macht man aber so, solange du die Füße unter unseren Tisch streckst“. Heute geht es oft nicht mehr um die Themen „Kleidung, Ausgehen, Lehrstelle finden“, sondern um die Verortung im Leben. Wo finde ich selbst den Ort, an dem ich mich ins Leben wurzle? Manchmal habe ich den Eindruck, die jungen Menschen müssten erst ihren Körper beziehen und ganz viel Bodenkontakt bekommen, damit sie nicht in lauter Angstwolken weggetrieben werden, in ihren Gedankenwelten kreisend wie der fliegende Robert.

Es gibt viel zu tun auf dem Planeten, gar keine Frage. Doch wir sind auch eine Menge Menschen, die was tun können! Wir sind nicht nur Konsumenten und gierige Egoisten, sondern sehr wohl in der Lage, ein neues WIR zu cokreieren. Also – machen wir mit beim Menschsein. Nehmen wir unsere Jugendlichen mit ins Vertrauen, weil wir selbst mutig sind. Auch wenn wir keine perfekten Lösungen für die Probleme unserer Zeit finden – den ersten Schritt können wir immer tun und dann den nächsten.

In diesem Sinne wünsche ich allen Mut und einen herrlich bewegenden Merkurtag mit der springlebendigen Kraft, wie es uns das Quecksilber eben zeigt.

Zielsicherheit

Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht noch immer geschwinder als jener, der ohne Ziel herumirrt.

Gotthold Ephraim Lessing

Sigrid hat diese Schnecke mit ihrer Kamera entdeckt. Danke!

Dienstags-Nachdenk-Input

Seltsam im Nebel zu wandern, nannte es Hesse mal. Und Wilde schreibt, Nebel mache die Dinge wunderschön – klar, der perfekte Weichzeichner.

Viele fürchten den Nebel. Beim Autofahren ist er äußerst unangenehm, wir wissen ja nicht, was in 30 Metern auf uns wartet. Damit spielt jeder Horrorfilm. Jeder Psychothriller liebt wabernden Nebel, was die Hälfte der Furcht bei Nebel ausmacht. Bei uns ist seit Wochen ein erstaunliches Phänomen. Am späten Nachmittag schleicht er sich so heimlich an. Beim Blick auf die Straßenlaternen, die dann langsam angehen, denkt man erst „sind die Fenster dreckig!“, dann fallen einem die Ringe um die Lampen auf und es wird spürbar innerlich frostiger. Die Kälte kriecht hoch in die Knochen. Wir sprechen nicht von guten minus 20 Grad bei knackiger frischer Luft, sondern diese feuchte Schmerzhaftigkeit um die Frostgrenze herum, die sich des Nebels als Transportmittel bedient. Wie nannte es heute ein Klient: „Es fühlt sich an, als kriecht der Schmerz in die Knochen durch die Augen, die den blöden Nebel sehen.“ Wow! Ihm Oscar Wilde zu zitieren, wäre wohl fatal gewesen.

Ich bin ein wenig zwiegespalten in Bezug auf Nebel. Ich bin einerseits hochbekennender Nebelfan, aber nur, wenn ich nicht in einem fremden Moor herumstehe oder in einer Gegend unterwegs bin, in der ich mich nicht auskenne (was bei Nebel auch mit der eigenen Straße so geschehen kann). Andererseits habe ich Respekt vor dem Nebel, denn ich merke daran, wie wichtig uns klare Sicht ist (als ob die stets verhinderte, was geschehen wird).

Ich mag es sehr, wenn sich Nebel um kahle Bäume schmiegt und dann in zähen Tropfen von den Ästen baumelt, das Moos am Stamm aufseufzend wartet auf das lebensspendende Nass. Mich beeindruckt es, im Nebel herumzuschlurfen und mit nassen Haaren heimzukommen, weil die Feuchtigkeit natürlich auch den frohen Wanderer umhüllt.

Dieses feine novembrige Gefühl Ende Januar! Morbid irgendwie, herrlich. Und wie auf Steffis Foto die Bäume wie mit dem feinen Pinsel hingezeichnet, scherenschnittartig. Eine klare Aussage. So ist es! Mehr haben wir nicht zu bieten! Drei Schritte weiter verschwinden die Schwarz-Weiß-Zeichnungen, das Auge kann sie nicht mehr greifen, alles im Grau schwimmend. Ist doch genau wie im richtigen Leben – ab und an siehst du alles scharf, klar, genau, wie mit Ausrufezeichen in die Himmel geschnitten. Und andere Zeit verbringt man suchend und aufs Licht hoffend in dichtem Nebel, weil es fürs Leben keinen Routenplaner gibt (doch, gibt es. Aber entweder ist er menschengemacht, also die direkte Einladung ans Universum, diese Planung sofort umzuwerfen, oder er ist von woanders her und wir müssen erst begreifen, dass es wenig Sinn macht, die Route zu wechseln, weil uns das „System“ immer wieder auf Kurs setzt). Anregend, diese Nebeltage. Wenn nur auch meine Knochen nicht so stur wären.

Allen gute Wege im Nebel draußen und vor allem gute Wege und grundlegendes Vertrauen, dass die Dinge sich fügen, für die Nebel im Inneren. Nichts bleibt. Weder Sonne noch Schnee noch Regen. Und auch kein Nebel! Es werden wieder lichte und helle Tage kommen, und auch sie haben die Nacht und die Dunkelheit. Der Wechsel macht es lebendig. UNS lebendig.

Einen feinen Marstag euch mit bester Energie für alles.

Danke an Steffen für das zauberhafte Foto der Hingabe mit dem zarten Nebelschleier im Hintergrund.

Montags-Nachdenk-Input

Wir staunen als Erwachsene viel zu wenig, finde ich. Staunen war angesagt an diesem Wochenende! Staunen am Freitag über die neue Gruppe der angehenden Heilpraktiker für Psychotherapie, die hochmotiviert ihren ersten Kurstag absolviert haben und aus so verschiedenen Lebensphasen und Arbeitsfeldern kommen, wie man es sich nur wünschen kann. Es zeigt mir immer wieder, dass dieser Beruf etwas ist, der Menschen anspricht, die wirklich bewusst eine Entscheidung dafür getroffen haben, diesen nicht einfachen Weg zu gehen. Vielleicht wissen sie noch nicht konkret, wo sie das jetzt alles hinführen soll, aber das wissen wir alle nicht. Insofern: willkommen euch. Wer den Einstieg nicht mitgekommen hat – ihr könnt zum 2. Kurstag am Freitag, 31. 1., noch mit einsteigen! Bitte anfragen!

Staunen pur bot das Kursabschlusswochenende der Cardea-Therapeuten. Zwei Jahre haben wir miteinander im Kurs verbracht. Im ersten Jahr entspannter, weil viele Techniken der Gesprächstherapie Thema waren, das ist frühs Theorie und mittags üben. Im zweiten Jahr ist Samstagsmorgens Theorie der systemischen Arbeit und im zweiten Halbjahr zu Hypnotherapie, Samstagsmittags üben im kleinen Team und Sonntags  Aufstellungen in der großen Runde. Das ist eine gute Herausforderung. Drei Wochenenden sind reines Üben aller Techniken und das Finale – die Vorstellung der Abschlussarbeiten. Was für ein Bogen war gespannt! Wenn nach zwei Jahren die Absolventen da stehen, von innen heraus strahlen und ihre Herzensprojekte vorstellen, ist das etwas so Besonderes! Schnell sind alle heimgegangen, denn ein Abschied nach zwei Jahren intensiver gemeinsamer Arbeit ist nicht einfach. Aber Cardeas sind eine große Familie! Inzwischen reicht die Anfahrt der Teilnehmer von Xanten am Niederrhein bis nach Lechbruck am See. Ich freue mich.

Starten wir staunend in die Woche und lassen wir uns überraschen, was an Besonderem diese Woche unseren Weg kreuzen wird. Machen wir nur die Augen auf, die Welt ist schön! Entdecken wir die zauberhaften Momente im Leben. Es gibt sie zuhauf, wir bemerken sie oft nur nicht. Eine solche Entdeckung ist mein Stövchen, das gerade einen großartigen Duft verströmt – Orangenschale, Eisenkraut. Ganz ohne Räucherkohle, ohne Qualm liegen die getrockneten Pflanzenteile auf einem Edelstahlsieb und die Wärme eines Teelichts bringt sie zum Duften. Ist das nicht unglaublich?

Allen einen freundlichen Start in die neue Woche!

Danke an Theresa für das tolle Foto aus Afrika.

Wochenend-Nachdenk-Input

 

Ist das nicht ein wunderschönes Bild, das Rilke in seinem Text erstehen lässt? Die Vögel, erschrocken am Glockenton, schreiben ihren Schrecken fliegend in den Himmel. Das hat mich sofort an Mittwoch erinnert, da war eine Aufgabe in der Eurythmie bei Bianca (Mainrythmie Würzburg), wir mögen doch bitte die Bewegung, die unsere Arme mit einer Kugel in die Luft malen, genau beobachten. Welche Form schreiben wir da gerade unbemerkt in den Raum und wie würde der Raum aussehen, wenn das sichtbar wäre, was wir als Gruppe „gemalt“ haben?

Die Anregung hat sofort Fotos aus einem tollen Buch hochgeholt. Johanna Zinke hat sich vor vielen Jahren in ihrem Band „Luftlautformen“ mit der Sprache beschäftigt. Sie hat Menschen sprechen lassen und sie taten das vor der Kamera mit Rauch – so konnte man sehen, wie unsere Sprache die Luft formt und dass bei gleichen Lauten auch immer das vergleichbare „Luftlautformenbild“ herauskommt. Ist ja auch nicht so schwer vorstellbar, wenn wir ein „fffff“ sagen, da haben wir schnell ein Bild. Aber wie schaut die Form aus, wenn wir ein A, ein O oder gar Worte formen? Anhand dieses Buches ist mir aufgefallen, dass wir die ganze Zeit im Raum, wenn wir sprechen und atmen, die Luft umeinanderwirbeln und formen. Wenn der Flügelschlag eines Schmetterlings in der Lage ist … denkt den Gedanken mal weiter!

Eine Klientin betreut einen Wachkomapatienten. Gerade in der Umgebung von Menschen, die nicht direkt auf uns reagieren können, sollte man im Denken und Sprechen genau darauf achten, was man denkt und sagt – es wird registriert. Menschen, die wieder aus dem Koma aufwachen, berichten, dass sie Worte und Gedanken wahrnehmen können in diesem Zustand. Übertragen wir es einmal auf die gesamte Welt. Wir denken, sprechen und handeln oft sehr hart, unangemessen, aggressiv, zornig, verletzend. Was, wenn das nicht nur bei der Person, die es direkt „erwischt“, so negativ ankommt, sondern sich in der Welt als Form darstellt und ebenfalls Einfluss auf die gesamte Natur hat? Macht es nicht viel Sinn, sein Denken, Fühlen und Handeln auf eine freundliche Basis zu stellen? Es täte nicht nur dem Gegenüber gut, sondern vermutlich sehr, sehr wohl uns selbst und der gesamten Schöpfung. Dann verstehen wir auch die ganz tiefe Wahrheit hinter dem altbekannten Spruch: „Achte auf deine Gedanken, denn sie werden deine Worte“ bis hin zu „denn sie werden dein Schicksal“. Und da alles mit allem verbunden ist, hängt unser aller Schicksal von der Qualität und der Freundlichkeit und Liebe unserer eigenen Gedanken ab.

Think big. In diesem Sinne allen ein freundliches und friedliches Wochenende. Das letzte im Januar übrigens. Ach so – in 11 Monaten ist Weihnachten.

Danke an Theresa für das Geysirfoto aus Amerika!

Wie die Vögel …

Wie die Vögel, welche an den großen

Glocken wohnen in den Glockenstühlen,

plötzlich von erdröhnenden Gefühlen

in die Morgenluft gestoßen

und verdrängt in ihre Flüge

Namenszüge

ihrer schönen Schrecken um die Türme schreiben:

können wir bei diesem Tönen

nicht in unsern Herzen bleiben.

Rainer Maria Rilke

Das bezaubernde Vogelfoto hat Sandra gemacht. Herzlichen Dank dafür!

Freitags-Nachdenk-Input

Ist das nicht ein zauberhafter Gedanke von Rilke – wie selig das Wissen ist, dass man ein Beginner sein darf! Immer wieder können wir im Leben Beginner sein. Jeden Morgen, an dem dankenswerterweise aufwachen dürfen, können wir etwas beginnen. Wir können damit beginnen, Freude in unseren Tag einzuladen, Dankbarkeit und Freundlichkeit. Wir können damit beginnen, einen anderen Weg zur Arbeit zu gehen, um neue Eindrücke zu erhalten. Wir können damit beginnen, den Staub aus alten Gewohnheiten zu klopfen, sie zu hinterfragen und neue zu erüben. Und wir können immer wieder einen neuen Weg unter die Füße nehmen, etwas ganz neues anfangen auch im Beruf.

Das werden wir an diesem Wochenende auf eine besondere Weise tun – am Freitag startet mein 32. Lehrgang für angehende Heilpraktiker für Psychotherapie. Über 30 Kurse durfte ich begleiten und prüfungsfit machen. Ich bin stolz auf die Menschen, die sich damit eine ausgezeichnete Basis geschaffen haben für ihre neuen beruflichen Wege, die sie danach gegangen sind und gehen. Das ist ein Beginn nach meinem Geschmack, denn er ist verbunden mit einer ausreichend großen Herausforderung, ohne die wir nicht wachsen würden, er ist mit viel Mühe, Arbeit und Neustrukturierung des Gehirns verbunden – was Besseres gibt es nicht, um unserem Energiesparhirn immer wieder zu zeigen, dass es neu vernetzen darf und uns somit insgesamt flexibel und beweglich hält.

Am Wochenende endet die zweijährige Ausbildung der Cardea-Therapeuten. Zwei Jahren lang haben sich die Kursteilnehmer mit diversen Arten der Gesprächspsychotherapie, Hypnotherapie und systemischer Arbeit intensiv in Theorie und Praxis beschäftigt. Sie haben die Mühe auf sich genommen, eine Abschlussarbeit zu schreiben und diese sind auch dieses Mal so abwechslungsreich und persönlich wie die Jahre zuvor, ich freue mich! Mit diesem Abschluss verbunden ist der Beginn der eigenen therapeutischen Arbeit, in welchem Rahmen auch immer. Für den Abschluss und den Beginn, der sich daraus ergibt, wünsche ich allen künftigen Kolleginnen von Herzen gutes geistiges Geleit und segensreiche Arbeit!

Ich liebe Beginn. Ob das der erste Tag der Woche, die erste Minute des Tages oder eine Fortbildung ist, eine neue Seite, auf der noch nichts steht – etwas anfangen ist mit viel innerer Freude, ein bisschen Aufregung und der Spannung verbunden, wo das alles hinführen mag. Die Antwort ist einfach. Novalis hat sie uns geschenkt auf die Frage: wo gehen wir hin? Er sagte: immer nach Hause. Das wünsche ich allen, die morgen neu anfangen (und wer spontan mit dabei sein will, kann noch mitgehen) und allen, die am Sonntag das letzte Mal als Cardea-Schüler durch die Haustüre kommen werden. Vielen Dank für euer Vertrauen.

Und alle anderen – was beginnt an diesem Venustag für euch heute neu?