„Abendstille am See“ könnte man Stephanies Foto umschreiben. Die Sonne geht unter, der Tag neigt sich dem Ende entgegen, es wird Zeit, nach Hause zu gehen und sich aufzuwärmen nach einem Tag draußen.
Die Welt wird derzeit von inneren und äußeren Stürmen massiv heimgesucht. Das Wetter spiegelt uns auch unsere innere Haltung. Karnevalsumzüge werden als Massakerschauplatz benutzt, ebenso Orte, an denen Menschen sich treffen, um eine schöne gemeinsame Zeit zu haben. Mord und Totschlag, politische Unsicherheit und Angst vor Corona, vor Anschlägen, vor Rezession, Wirtschaftsabsturz und der Zukunft schütteln die Menschen wie der Wind die kahlen Zweige.
Ja, all diese Bedrohungen gibt es. Ja, sie sind nicht mehr auf irgendwelche Brennpunkte begrenzt, sondern schleichen sich in kleine Weiler und Städte, ins Leben der „braven Bürger“. Sicherheiten, die wir uns so ersehen, gibt es nur zwei – alles wandelt sich, alles stirbt eines Tages. Mehr Sicherheiten haben wir nicht, also hören wir auf, uns danach zu verzehren, sondern schauen wir lieber, was wir tun können, damit wir so angemessen wie möglich sicher leben können.
Unsere seit Jahren immer stärker eingerichteten Kokons schützen uns nicht mehr. Sie machen uns zu Angstschlotterern, einsam, wütend, zu Menschen, die ausrasten, zu Keimzellen des Argwohns, weil der korrigierende Austausch fehlt. Menschen, die sich in ihre eigene kleine Antiwelt einspinnen, können den Bodenkontakt rasch verlieren und von Angst ergriffen werden. Dann gehen sie hinaus und rasten aus. Menschen BRAUCHEN Menschen, weil wir Sozialwesen sind, weil wir nur miteinander leben und überleben, weil die anderen in der Lage sind, uns runterzuholen, wenn wir nicht mehr auf der Spur sind, uns wieder aufs Maß bringen können. Oder es unsere Aufgabe sein könnte, dem Gleichschritt zu widerstehen, der kollektiv an den Abgrund der Lemminge führt.
Wachen wir auf! Wir sind eine von Angst gesteuerte Schafherde geworden. Wir geben alles ab. Die Gesundheit erledigt der Doktor, alles, was Eigeninitiative ist, wird versucht zu verbieten, alles, was nicht Geld bringt, wird in den Schmutz gezogen. Menschen sind Jahrtausende ohne Pharmaindustrie ausgekommen, ohne Dünger auf dem Acker. Hören wir auf zu glauben, dass es nur damit geht. Besinnen wir uns endlich wieder darauf, dass die Natur der beste Arzt ist, gesunde Kost die Grundlage unserer Existenz bildet, frische Luft und sauberes Wasser sowie Bewegung, Werte und Respekt, Achtsamkeit not-wendig sind.
Hören wir auf zu glauben, was uns vorgeschwätzt wird. Fangen wir an, unser Gehirn zum Denken zu benutzen. Das scheinen wir vergessen haben vor lauter online sein und uns mit Schlagworten, fake news und Z-Promi-Unfug zuschütten lassen. Wir geben die Verantwortung in jedem Bereich ab. Für die Erziehung der Kinder sind Institutionen verantwortlich. Es gibt wunderbare Erzieher, die Bestes leisten, wunderbare Eltern, die engagiert sind. Und es gibt die breite Masse, für die Erziehung in der Kita erledigt wird. Schulen sollen verantwortlich sein, dass unsere Kinder kluge Erwachsene werden. Wie soll das gehen? Digitalisierung schon in der Grundschule macht nicht klug, sondern sorgt nur dafür, dass wachsende Gehirne primitiv vernetzt und damit steuerbar werden. Erst die Sozialkompetenz, dann die Medienkompetenz!
Für unser Leben ist immer irgendwer verantwortlich, den wir dann, wenns klemmt, beschimpfen können, gern „die Lehrer“, „die Chefs“, „der Staat“ und „man müsste mal“, „die Regierung sollte“ – kurze Zwischenfrage: WER ist das denn? „Die Regierung“ sind die Volksvertreter. Wenn sich das Volk nicht vertreten fühlt, kann es das formulieren und Wahlentscheidungen treffen oder sich selbst aufstellen lassen, um die Thematik mal von der anderen Seite zu erleben. Schuld sind oft „die anderen“. „Man“ sind wir alle. Jeder Einzelne! Übernehmen wir Verantwortung für das, was wir essen, wie wir unsere Kinder aufwachsen lassen, was und wie wir arbeiten und leben. Das würde bedeuten – bewegen wir uns, werden wir aufmerksam auf das, was ist und kommen wir aus der Komfortzone heraus.
Das Klima im Außen spiegelt unsere geistige Umweltverschmutzung sehr anschaulich wider. Wie wäre es zum Start in die Fastenzeit mit dem Verzicht auf Fernsteuerung und Verdummung, mit Lesen von Büchern, die voranbringen statt zutexten, mit Bewegung, mit Begegnung, mit Austausch und dem Inter-esse am anderen! Inter esse heißt, zwischen etwas sein. Wir sind zwischen Bett und Couch gelandet. Das reicht nicht für ein erfülltes Leben, wir stehen auf, um zu pinkeln, nicht, weil wir einen begeisternden Job haben, der uns froh aus der Kiste hopsen lässt. Wir arbeiten, damit wir in den Urlaub in eine Scheinwelt flüchten können, hinter deren Schutzzaun die Armut der Ortsbevölkerung beginnt, deren Flucht zu uns wir wiederum verhindern wollen … Finde die Fehler.
Allen einen guten Start in die Fastenzeit. Schnaufen wir alle mal tief durch, schauen hin, was zu tun ist und fangen damit an.