Der Dörrautomat ist im Einsatz. Der Apfelbaum wirft die überzähligen kleinen Äpfelchen ab, die er nicht alle großwerden lassen kann. Sie fallen einem direkt in die Hand und werden zu Apfelringen für den Winter verarbeitet. Es duftet herrlich, denn einige Aprikosen sind auch gleich mit in den Dörrautomaten gewandert. Es ist wunderbar, im Winter einfach ein Glas aus dem Schrank zu holen und man hat die Sommerfreude vor sich. Das erste Jahr, in dem der Apfelbaum über und über mit Früchten ausgestattet ist. Ich hoffe, ich kann viel dörren und bin gespannt, wie gut die Sorte lagerfähig ist. Soweit waren wir nie gekommen, weil wir die wenigen Äpfel bisher immer zu schnell aufgegessen haben.
Am Wegrand blühen schon die Zichorien in ihrem erstaunlichen Blau. So viele blaue Blüten gibt es gar nicht in der Natur. Jedes Mal habe ich das Märchen des Mädchens im Kopf, die auf ihren Geliebten wartet und er kommt nicht, so verwandelt sie sich in die Wegwart. Das fällt mir ein, wenn ich Zichorien sehe und ich denke daran, dass die Wurzeln früher geröstet, gemahlen und in Kriegszeiten als Muckefuck genutzt wurden .
Viele haben nun in den Ferienmodus geschaltet. Das überrascht mich jedes Jahr, dass Ende Juli, Anfang August gefühlt alle in eine Art Sommerschlaf kippen und davon ausgehen, dass alle anderen das auch tun. Nein, tun wir nicht. Wir schreiben jetzt am Wochenende, an dem jetzt keine Kurse sind, unsere Facharbeiten fertig und Montag geht es ganz normal in der Praxis weiter. Wer die Ferienzeit nutzen will, um sich für den Herbst gut aufzustellen, hat jetzt die besten Möglichkeiten dazu. Wir haben gesehen, wie schnell wir erschöpft sind und gefühlt am Rad drehen, wenn die Welt anfängt zu stolpern. Und was ich so beobachte bei den Menschen, sind sie sehr erschöpft, nach wie vor verwirrt, aus dem Tritt. Viele sagen: „Bei mir ist jeder Dampf raus“, „ich komm gar nicht mehr rein in den Alltag“, „ich hab zu allem keine Lust mehr“ oder gar: „Wozu der Aufwand? Es ist doch eh alles sinnlos.“ Das ist erschreckend und auch nicht hilfreich.
Viele Schulleiterkollegen berichten mir, dass alles zäh ist, kaum in Gang kommt, alles auf Warteposition. Auf was warten wir denn? Dass Godot erscheint? Man kann sich an den Spruch halten „Der Eine wartet, bis die Zeit sich wandelt, der Andere packt sie an und handelt“. Klar kann man warten, ich frage mich nur immer, warum wir das tun. Das macht bei vielem Sinn, nicht aber bei der Frage, wie ich mich persönlich in meine Kraft bringe, dafür sorge, dass ich gut aufgestellt bin und eine gute Form der Selbstfürsorge entwickle. Welche Bildungslücken möchte ich schließen? Wo sehe ich die Möglichkeit, etwas zu lernen, was für die Zukunft hilfreich sein kann? Es macht mehr Freude, sich solche Fragen zu stellen, anstatt sich zu beklagen, dass alles ganz furchtbar sei, das Leben so schwierig, die Zukunft so ungewiss. Sie war nie gewiss, in keiner Richtung! Leben ist immer ein Abenteuer. Die Welt ist nach wie vor ein Wunder. Kinder werden geboren – wie sollen sie denn aufwachsen? In einer Welt der Verzagten? Hoffnungslosen? Ängstlichen in Bezug auf eine garantiert schlechte Zukunft?
Allen ein Wochenende, an dem sie Mut fassen, Veränderungen anzugehen. An dem ein gutes Buch auf den Tisch kommt. Eine Wanderung in der Natur. Ein Gespräch mit Menschen, die gestaltungsfreudig sind in Bezug auf das, was kommen kann. Sich daran erinnern, wer sie inspiriert und begeistert. Lassen wir uns rote Backen vor Freude zaubern. Erleben wir das gute Gefühl, dass wir handlungsfähig sind, uns auf den Weg machen können und dürfen und dass wir zu jeder Zeit jede Menge Wahlmöglichkeiten haben. Nur Mut! Und losgehen. Der Weg entsteht stets nur beim Gehen.
Fröhliches Wochenende!
Die Jungfer im Grünen, ein Hahnenfußgewächs, hat sich für Sigrids Kamera schön gemacht. Danke!