Es ist vielerorts bereits Ferienzeit. Wir staunen. Noch nie erreichten uns so viele Anfragen zum Besuchenkommen wie jetzt. Sonst eilt alles zum Flughafen und entschwindet, jetzt ist das eigene Land spannend und wird bereist von Freund zu Freund, Verwandtschaft zu Verwandtschaft. Da Würzburg gut zentral liegt, sind wir offenbar ein guter Punkt zum Rastmachen. Das wäre alles superschön, denn viele dieser Menschen haben wir lange nicht gesehen, doch müssen wir derzeit alles absagen.
Der Grund – durch Corona gab es viele Verschiebungen. Alles ist anders in diesem Jahr. Und genau dieses Jahr haben wir uns ausgesucht, um eine sehr aufwändige Fortbildung zu machen, für die wir richtig was tun müssen. So haben wir Anfang August Abgabe unserer Facharbeit, für die wir noch keinen wahren Schlag machen konnten. Wir haben gestern beide wenigstens schon mal das Titelblatt und die Einrichtung der Formatierung gemacht, die Kapitel gegliedert und alles erledigt, was man so drumherum tun muss, damit man ans Schreiben gehen kann. Logischerweise arbeiten wir gefühlt seit Monaten am Thema, aber nicht wirklich konkret, es war keine Zeit dazu.
Wir werden versuchen, den Termin einzuhalten, sonst sind wir raus aus dem Prüfungskreisel und das wäre schlecht, weil wir im nächsten Jahr noch eine aufwändige Fortbildung machen wollen, auf die ich mich glaube ich seit meiner Kindheit freue.
Wenn die Facharbeit abgegeben ist, steht schleunigst Lernen an, denn im Oktober ist Prüfung und die würden wir sehr gern schaffen. Bis dahin braucht es allerdings ein paar Wunder. Immerhin gelingt es mir seit Wochen, in jeder freien Minute den Lernstoff zusammenzufassen. Ich bin leider der oberlangsame Lerner. Ich muss lesen, rausschreiben, immer wieder kürzen, zusammenfassen und dann erst geht Lernen, was bedeutet – laufen, laufen, laufen, denn ich muss mich bewegen, um etwas in den Kopf zu stapeln. Christoph schaut sich die Seite an und merkt sie sich (puh!).
Wir haben viel Chemie in der Fortbildung – Hilfe! Das letzte Mal Chemie hatte ich im Jahr vor dem Abitur 1982. Ich wurstle mich mühsam durch Monoterpenalkohole, Ketone, Sesquiterpene und anderes. Einfachster Teil – Pflanzenbestimmung, da muss ich mir nur Pflanzen erarbeiten, die nicht in meinem Garten wachsen, was ewig schade ist (so eine Tonkabohne wäre genial). Leider macht Chemie den größten Teil des Lernstoffs aus, denn wenn ich nicht weiß, welche Stoffe in einem ätherischen Öl enthalten sind, kann ich nicht wissen, wie ich es einsetze. Nase allein ist nett, reicht aber leider nicht, denn ätherische Öle sind keine Spielzeuge, sondern enorme Essenzen mit unglaublicher Kraft. In einem Tropfen Rosenöl stecken 40 Blüten!
Wir lernen spannende Sachen – welcher Pflanzenteil wird verwendet, wie wird destilliert oder ausgezogen, welche Inhaltsstoffe entstehen, in welcher Verdünnung werden sie eingesetzt, was ist die körperliche, was die psychische Wirkung. Großartiges Thema. Im Moment sehe ich nur Lernstofflücken. Es dauert einfach. Ich verstehe also alle Schüler immer sehr gut, denen Lernen wirklich schwerfällt. Wobei ich mein Leben lang lerne, also in Dauerübung bin, aber eben nicht mit einem Thema wie Chemie. Egal, wat mutt, dat mutt. Jammern hilft nicht, nur wiederholen, üben, vergessen, wiederholen.
So ist es oft im Leben – wir sind immer wieder eingeladen, uns etwas zu erarbeiten. Ob das Wissen, Erkenntnis oder Reife ist, stets reagieren wir auf die Herausforderung mit unserem gesamten Wesen. Die einen lernen leicht und locker, die anderen quälen sich mühsam durch, am Ende sind alle froh, wenn es gelernt ist. So, wie man einen Berg besteigt, ist das auch mit dem Lernen. Man fängt mit dem ersten Schritt an und freut sich auf den Rundblick oben. Um dann festzustellen – das ist eine sehr, sehr herzliche Einladung des Lebens, den nächsten Gipfel ins Visier zu nehmen. Der ist dann entweder höher oder schroffer, damit es spannend bleibt.
Welche Herausforderung hast du derzeit? Hast du dir das gute Gefühl schon ins Herz gelegt, wie es ist, wenn du diese Aufgabe erfolgreich bewältigt hast? Viel Freude beim Gehen!
Allen einen kraftvollen Marstag.
Christoph hat den Weg mit Aussicht in Oy fotografiert im Garten von Primavera.