Monthly Archives: Juli 2020

Vom Nutzen des Unkrauts

Gegen das, was man im Überfluss hat, wird man gleichgültig; daher kommt es, dass viele hundert Pflanzen und Kräuter für wertlose Unkräuter gehalten werden, anstatt dass man sie beachtet, bewundert und gebraucht.

Sebastian Kneipp

Wenn die Menschen das ‚Unkraut‘ nicht nur ausreißen, sondern einfach aufessen würden, wären sie es nicht nur los, sondern auch noch gesund.

Johann Künzle

Heute konnte ich mich nicht für ein Zitat entscheiden. Also einfach mal zwei.

So trocknen derzeit viele „Unkräuter“ bei uns daheim. Ein Geschenk der Natur, das uns im Winter mit Sicherheit nottun wird. Auch Lavendel trocknet gerade (vielleicht ein wenig unklug, ihn direkt neben meinem Schreibtisch aufzuhängen, er hat schon so seine Wirkungen). Bald wird er abgerebelt und landet dann in Schalen und Säckchen und wird Sommerfeeling verströmen. Ist das nicht herrlich, was die Natur uns gibt?

Donnerstags-Nachdenk-Input

Dr. Edward Bach hat sich sein Leben lang mit Pflanzen und ihrer Heilwirkung befasst und die Bachblüten entwickelt. Pflanzen sind Wunderkünstler, ein Kosmos an Vielfalt, Formen, Farben. Sie belegen, dass sie auf kargstem Boden wachsen, unter dem Eis und in der größten Hitze. Sie verbringen als Samen jahrelang im Boden, bis es in der Wüste regnet und verwandeln sie in ein Blütenmeer. Grabbeigaben aus der Antike keimen und zeigen, welche Getreide damals angebaut wurden. Pflanzen sind Heimat unzähliger Tier- und Vogelarten, für Pilze und Meister der Kommunikation untereinander. Im Grunde haben sie das Internet erfunden, denn wenn ein Borkenkäfer an einem Baum nagt, weiß das binnen Sekundenbruchteilen der gesamte Wald und kann sich schützen, weil der betroffene Baum sofort die Information über die Verbindungen der Pilzgeflechte und der Duftstoffe, die er aussendet, weiterleitet. Pflanzen können töten und retten. Es sind mächtige Wesen, vor denen unsere Altvorderen noch den nötigen Respekt hatten, den Hut zogen (vor dem Holunder, dem Eingang zu den anderen Welten) und nie auf die Idee gekommen wären, bestimmte Bäume zu fällen. Mir gefällt Bachs Bild vom Krankenhaus der Zukunft, denn in diesem Zitat verweist er auf den Zusammenhang zwischen Körper, Geist und Seele.

Zu Beginn der Pandemie dachte ich, dass wir nun wieder Respekt bekommen vor der Kraft der Natur, denn wir wissen aus Erfahrung, dass die Natur das bietet, was gebraucht wird. Im März blühte so viel Thymian im Garten wie noch nie, was uns verwunderte am Anfang, doch als die Pandemie kam, wussten wir, weshalb. Thymian ist ein bewährtes Hustenmittel und hat hohe desinfizierende Kraft. Jetzt wuchern die Schafgarben – erntet sie sorgsam (und lasst genug stehen zum Aussamen!!!) und trocknet die Pflanzen. Im Herbst und im Winter werden wir sie sehr brauchen, denn aus Schafgarbe kann man einen wunderbaren Tee zur Stärkung von Leber und Galle bereiten und damit auch Leberwickel machen, mein Lieblingshelfer für depressive Klienten.

Nach dem Mittagessen (was oft nicht geht, dann eben am Abend zum Schlafengehen) einen Baumwolllappen in frisch gekochten Schafgarbentee tauchen, auswringen und so warm es vertragen wird auf die Leber (pi mal Daumen rechter Oberbauch unter den Rippen, bei der Größe vieler Lebern passt das allemal) legen, ein Tuch darüber und mit einem weiteren Tuch abdecken. 20 Minuten liegen lassen und 20 Minuten nachruhen. Wer das abends macht, legt seine Auflage einfach nach 20 Minuten weg. Da wir aus unserer Nahrung die Bitterstoffe weggezüchtet und unsere Lebensführung stark zum Schlechten verändert haben, braucht unsere Leber Hilfe. In der traditionellen chinesischen Medizin gilt sie als „General der Gefühle“, wir haben Sprichworte wie „dir ist wohl eine Laus über die Leber gelaufen“.

Wir werden in naher Zukunft darauf angewiesen sein, uns wieder gut selbst zu helfen. Uns zu erinnern an die Schatzkisten-Apotheke von Mutter Natur. Die alten Regeln zur Seelenhygiene wieder herauszukramen. Uns an der Schlichtheit eines frisch gebackenen Brots zu erfreuen. Es wird zunehmend wichtig werden, dass wir wieder eine tiefe Übung in der Kunst des Lebens und der Kunst des Sterbens (ars vivendi und ars moriendi) entwickeln. Wir werden erkennen, dass Gesundheit an erster Stelle steht und wir selbst dafür zuständig sind. Gesundheit ist kein fixer Zustand, sondern eine tägliche Balanceübung zwischen Körper, Seele und Geist.

Alle drei Bereiche befinden sich bei vielen Menschen in einem unerfreulichen Zustand. Sie behandeln den Körper schlechter als ihr Auto. Die Seele wird beim „Seelenklempner“ abgegeben, der die „lockeren Schrauben anziehen“ soll (überlegen wir mal, welches Bild hinter solchen Aussagen, die ich täglich höre, steckt – der Mensch und die Seele als Maschine, die man reparieren muss), möglichst schnell, schmerzfrei und aufwandslos. Und der Geist? Ich sehe Wohnungen, da gibt es eine riesige Fernsehwand, aber keine Bücher. Keine Musik. Keine Kunst. Gegessen wird aus Fertigschalen, die man in der Mikrowelle wärmt, mit dem Esslöffel, damit man wenig spülen muss. In ganz schwarzen Momenten denke ich – wenn ein so geartetes Abendland untergeht, wäre das schlecht? „Decline and fall“ (nicht nur des römischen Reiches) durch Dekadenz.

Erinnern wir uns an unseren Auftrag auf dieser Erde! Wir haben einen Körper, unsere Seele und unseren Geist bekommen, damit wir damit Gutes tun, unser Bestes in die Welt geben, froh dem Ganzen dienen können. Kein Gärtner würde sein Handwerkszeug verkommen lassen. Jeder Koch schleift seine Messer liebevoll, bevor er das Gemüse schneidet. Nur wir „Normalos“ meinen, mit null Aufwand ein gutes Leben führen zu können. Das kann ich nur, wenn vor mir Menschen waren, die fleißig geschafft haben, damit ich nix tun muss. Befriedigend ist das allerdings nicht, denn wir wollen selbst gestalten und wirken. Ein ererbtes Vermögen ist kein „verdientes“, das merken wir.

Also – sammelt Schafgarben, ehe sie verblüht sind. Über Kopf gebündelt aufhängen und im Winter freudig nutzen. Schaut mal, was momentan draußen alles aufgetischt ist! Allen einen fröhlichen Jupitertag.

Wie ihr seht – unser Garten ist eine wilde Wüste im Moment. Und in fünf Wochen schaut es darin ganz anders aus, denn dann zieht gartentechnisch fast der Herbst ein.

Willkommener Zufluchtsort

Das Krankenhaus der Zukunft wird sich durch Schönheit und einen positiven Geist auszeichnen und dem Patienten ein willkommener Zufluchtsort sein, wo er nicht nur von seiner Krankheit befreit, sondern auch motiviert wird, fortan den Weisungen seiner Seele größere Bedeutung beizumessen als in der Vergangenheit.

Dr. Edward Bach, 1932

Auch so ein Blick in die unglaublich schöne Natur ist pure Medizin. Danke an Anne für das Foto.

Mittwochs-Nachdenk-Input

Wir waren gestern überrascht über die Reaktionen zu unserem Post. Das freut uns. Aromatherapie ist eine wunderbare Ergänzung zum sonstigen Angebot in unserer Praxis SelenGarten. Wir bilden uns stetig fort, manches ist offenbar nur nicht so spektakulär. Wir halten es für not-wendig, uns selbst immer wieder auf den Weg zu machen und herauszufordern. Wir können schlecht von unseren Schülern im LebensRaum erwarten, dass sie tüchtig lernen und große Mengen Stoff bewältigen, wenn wir das selbst nicht vorleben. Das ist eine Frage der Authentizität.

Genau darum ging es gestern am Abend in einer spannenden Gesprächsrunde. Was ist Authentizität? Für uns ist das ein unverhandelbarer Wert. Wir verstehen darunter, dass wir leben, was wir sagen, sind, was wir sind und auf Rollenspiele verzichten. Wir sind Menschen mit Stärken und Schwächen, die manchmal richtig Mist machen und ab und an was Gutes hinbekommen. Wir versuchen, jeden Tag zu nehmen wie er kommt und mit dem umzugehen, was an der Reihe ist.

Wir haben eine Vision, der wir unerschütterlich folgen und verfehlen auch mal Ziele, die wir uns setzen oder erreichen sie. Wir haben erkannt, dass wir niemals fertig, sondern stets Werdende sind. Dass wir hoffen und bangen, verzweifeln, wütend werden, uns auf- und abregen. Es gibt Dinge, die uns tödlich nerven und die wir auch gegenseitig meganervig finden. Das gehört auch dazu, die Erkenntnis, dass Partner sich verändern oder eben nicht. Dass Wachstum nicht immer parallel läuft, sondern man es auch mal aushalten muss, dass der andere dazu gerade weder Kapazitäten noch Lust hat oder mit Siebenmeilenstiefeln vorausrast und man steht staunend da. Dass die Blickwinkel verschieden sind, auch wenn die Grundpositionen passen. Dass wir absolut unterschiedlich an Aufgaben herangehen und dass das auch sehr gut so ist. All das sind Prozesse, die Menschen formen und zu denen authentische Menschen auch Ja sagen können.

Öffentlich Wasser predigen und heimlich Wein trinken ist nicht authentisch. Wenn wir Klienten zeigen, wie sie Meditation in ihren Tag einbauen können, dann deshalb, weil wir den Nutzen selbst täglich erleben und manchmal auch schwänzen, also bestens wissen, wie schwierig das ist. Wenn wir über Gelassenheit sprechen, haben wir das als tägliche Übung auf dem Zettel. Wenn wir etwas sagen, haben wir es überlegt, erfahren, probiert, sind gescheitert, haben wieder angefangen, manches Jahre liegen gelassen und verstanden: jetzt passt es.

Wir öffnen Räume, aber verteilen keine Landkarten, wie man sie durchschreitet mit Wegenetz und sicherer Fahrkarte. Wir halten Angst und Ungewissheit aus, damit der Mensch, der sie mitgebracht hat, ausruhen, Kraft schöpfen und neue Wege entdecken kann.

All das verstehen wir unter authentischem Sein. Es ist nichts „Bonfortionöses“, Großartiges, glänzend Lackiertes, sondern das tägliche Ringen, bei sich zu bleiben, man selbst zu werden, denn Menschwerdung gehört zum Schwersten, was wir entwickeln können.

Dazu verlassen wir regelmäßig unsere Komfortzone, weil wir im tiefsten Herzen nämlich durchaus gewillt sind, Abenteuer zu erleben. Die Magic Zone beginnt weit entfernt vom Alltagstrott. Wie heißt es so schön in der Werbung? Come in and find out.

Allen einen wunderbaren Wochenteilungstag.

Das abkühlende Foto hat Annemarie in der Schellenberg-Eishöhle gemacht. Danke dafür!

Freier atmen können

Alle Menschen werden die Wahrnehmungen machen, dass man auf hohen Bergen, wo die Luft rein und dünn ist, freier atmet und sich körperlich leichter und geistig heiterer fühlt.

Jean-Jacques Rousseau

Die Erfahrung macht Annemarie hoffentlich auch, die gerade in diesen beeindruckenden Gesteinsformationen klettert.

Dienstags-Nachdenk-Input

Es ist vielerorts bereits Ferienzeit. Wir staunen. Noch nie erreichten uns so viele Anfragen zum Besuchenkommen wie jetzt. Sonst eilt alles zum Flughafen und entschwindet, jetzt ist das eigene Land spannend und wird bereist von Freund zu Freund, Verwandtschaft zu Verwandtschaft. Da Würzburg gut zentral liegt, sind wir offenbar ein guter Punkt zum Rastmachen. Das wäre alles superschön, denn viele dieser Menschen haben wir lange nicht gesehen, doch müssen wir derzeit alles absagen.

Der Grund – durch Corona gab es viele Verschiebungen. Alles ist anders in diesem Jahr. Und genau dieses Jahr haben wir uns ausgesucht, um eine sehr aufwändige Fortbildung zu machen, für die wir richtig was tun müssen. So haben wir Anfang August Abgabe unserer Facharbeit, für die wir noch keinen wahren Schlag machen konnten. Wir haben gestern beide wenigstens schon mal das Titelblatt und die Einrichtung der Formatierung gemacht, die Kapitel gegliedert und alles erledigt, was man so drumherum tun muss, damit man ans Schreiben gehen kann. Logischerweise arbeiten wir gefühlt seit Monaten am Thema, aber nicht wirklich konkret, es war keine Zeit dazu.

Wir werden versuchen, den Termin einzuhalten, sonst sind wir raus aus dem Prüfungskreisel und das wäre schlecht, weil wir im nächsten Jahr noch eine aufwändige Fortbildung machen wollen, auf die ich mich glaube ich seit meiner Kindheit freue.

Wenn die Facharbeit abgegeben ist, steht schleunigst Lernen an, denn im Oktober ist Prüfung und die würden wir sehr gern schaffen. Bis dahin braucht es allerdings ein paar Wunder. Immerhin gelingt es mir seit Wochen, in jeder freien Minute den Lernstoff zusammenzufassen. Ich bin leider der oberlangsame Lerner. Ich muss lesen, rausschreiben, immer wieder kürzen, zusammenfassen und dann erst geht Lernen, was bedeutet – laufen, laufen, laufen, denn ich muss mich bewegen, um etwas in den Kopf zu stapeln. Christoph schaut sich die Seite an und merkt sie sich (puh!).

Wir haben viel Chemie in der Fortbildung – Hilfe! Das letzte Mal Chemie hatte ich im Jahr vor dem Abitur 1982. Ich wurstle mich mühsam durch Monoterpenalkohole, Ketone, Sesquiterpene und anderes. Einfachster Teil – Pflanzenbestimmung, da muss ich mir nur Pflanzen erarbeiten, die nicht in meinem Garten wachsen, was ewig schade ist (so eine Tonkabohne wäre genial). Leider macht Chemie den größten Teil des Lernstoffs aus, denn wenn ich nicht weiß, welche Stoffe in einem ätherischen Öl enthalten sind, kann ich nicht wissen, wie ich es einsetze. Nase allein ist nett, reicht aber leider nicht, denn ätherische Öle sind keine Spielzeuge, sondern enorme Essenzen mit unglaublicher Kraft. In einem Tropfen Rosenöl stecken 40 Blüten!

Wir lernen spannende Sachen – welcher Pflanzenteil wird verwendet, wie wird destilliert oder ausgezogen, welche Inhaltsstoffe entstehen, in welcher Verdünnung werden sie eingesetzt, was ist die körperliche, was die psychische Wirkung. Großartiges Thema. Im Moment sehe ich nur Lernstofflücken. Es dauert einfach. Ich verstehe also alle Schüler immer sehr gut, denen Lernen wirklich schwerfällt. Wobei ich mein Leben lang lerne, also in Dauerübung bin, aber eben nicht mit einem Thema wie Chemie. Egal, wat mutt, dat mutt. Jammern hilft nicht, nur wiederholen, üben, vergessen, wiederholen.

So ist es oft im Leben – wir sind immer wieder eingeladen, uns etwas zu erarbeiten. Ob das Wissen, Erkenntnis oder Reife ist, stets reagieren wir auf die Herausforderung mit unserem gesamten Wesen. Die einen lernen leicht und locker, die anderen quälen sich mühsam durch, am Ende sind alle froh, wenn es gelernt ist. So, wie man einen Berg besteigt, ist das auch mit dem Lernen. Man fängt mit dem ersten Schritt an und freut sich auf den Rundblick oben. Um dann festzustellen – das ist eine sehr, sehr herzliche Einladung des Lebens, den nächsten Gipfel ins Visier zu nehmen. Der ist dann entweder höher oder schroffer, damit es spannend bleibt.

Welche Herausforderung hast du derzeit? Hast du dir das gute Gefühl schon ins Herz gelegt, wie es ist, wenn du diese Aufgabe erfolgreich bewältigt hast? Viel Freude beim Gehen!

Allen einen kraftvollen Marstag.

Christoph hat den Weg mit Aussicht in Oy fotografiert im Garten von Primavera.

Nicht der Berg ist es

Nicht der Berg ist es, den man bezwingt, sondern das eigene Ich.

Edmund Hillary, 1919-2008, Erstbesteiger des Mount Everest

Nicht den Mount Everest, sondern den Jenner hat Annemarie gestern erwandert und uns dieses tolle Foto geschickt.

Montags-Nachdenk-Input

Was für ein spannendes Wochenende. Intensive Prüfungsvorbereitung in einem Kurs, dazu der Abschluss des WeltenWandlerProjekts für 2020. Bewegend, was an einem Kurstag alles geschehen kann, wie sich Menschen begegnen, wenn sie offen sind für Entwicklung und den Mut aufbringen, ihre Sichtweise zu hinterfragen. Das Schöne an Kurstagen ist die Begegnung der Menschen, auch wenn sie mit Abstand in diesen Zeiten erfolgt. Wer im Herzen berührt wird, nimmt sich wieder besser als Mensch wahr. Ich mag auch das Essen miteinander, da finden viele Fortsetzungen von Gedanken aus den Kursinhalten statt, vertiefen sich, werden ergänzt, Geschichten werden erzählt. Wir brauchen alle Geschichten! Vor allem in diesen Zeiten sind sie not-wendig, besonders die Märchen, die beginnen mit „In den alten Zeiten, in denen das Wünschen noch geholfen hat …“

Am Freitag bekam ich eine Mail (stellvertretend für wirklich unglaublich viele ähnliche in den letzten Wochen), in der mir jemand schilderte, was alles geschehen ist und dass das so viel war wie sonst in zwei Jahren nicht. Die Mail endete mit „Schaltjahre sind Gewaltjahre“. Wir stecken in krassen Energien, alle Feinfühligen spüren das seit Monaten. Im Moment verdichtet sich vieles und wird verwandelt, das merken wir. Wer jetzt nicht gut und stabil steht, fühlt sich im Schleudergang des Lebens mitgerissen. Wer drinsteckt – loslassen, dann kommt es am schnellsten zum Stehen.

Viele Menschen haben derzeit Schmerzen. Ich habe noch nie so viele Klagen über Kopfschmerzen, Muskel –und Gelenkprobleme gehört, über so schwere Erkrankungen aus dem Nichts wie Tumore auch bei sehr jungen Menschen, schwere Krebserkrankungen, Herzprobleme. Ich glaube, das hängt mit der tiefen Verunsicherung zusammen, die Menschen in diesem Jahr erleben. Die Zeiten ängstigen die Menschen. Wer dafür empfänglich ist, hat vielleicht nicht den Coronavirus erwischt, aber den allgemeinen Angstvirus, der ist gefährlich. Er kann kurzfristig Menschen schocklähmen, seine langfristige Wirkung ist subtil. Er schwächt schleichend, macht schreckhaft, sorgt dafür, dass wir nur die negativen Schlagzeilen mantrisch wiederholen, macht uns eng. Er ruiniert auch das stabilste Immunsystem.

Deshalb gilt: raus aus der Angst. Es ist unbestritten, dass wir momentan eine große weltweite Krisensituation haben, die auf alle Menschen Auswirkungen hat. Es ist ebenfalls unbestritten, dass sich Menschen durch Kreativität, Überlebenswillen und Ausdauer auszeichnen. Es kommt immer wieder im Leben darauf an, eine als ungut empfundene Situation auszuhalten, ruhig zu bleiben und sich Gedanken zu machen, wie man damit umgehen kann. Angst ist okay, sie gehört zum Leben dazu. Bestimmt sie das Leben, wird es unlebbar. Je nach Sollbruchstelle wirkt sich das aus. Bei den einen gibt es körperliche Symptome, anderen schlägt so etwas eher aufs Gemüt, bei manchen bricht beides ein.

Deshalb gilt: Sorgen wir gut vor für den Winter mit Bewegung, viel frischer Luft, ausreichend Sonne und gutem Essen, das unseren Körper mit allem versorgt, was wir brauchen. Fluten wir mal so richtig gute basische Ernährung rein, damit alle Zellen voll sind mit Power für die Virenzeit. Stellen wir uns aufrecht hin und trainieren wir unseren Geist, damit er lösungsorientiert bleibt und aus der Problemfixierung herausfindet. Wir werden unseren klaren Verstand, unser weites liebevolles Herz und unseren gesunden Körper brauchen. Sorgen wir in diesen Tagen für gefüllte Vorratskammern körperlich und seelisch, aber auch ganz real mit den Geschenken, die die Natur gerade verteilt (sammelt Schafgarben, sie wachsen dieses Jahr endlos. Bald werden wir wissen, warum, sie sind super hilfreich bei Depressionen als Leberwickel). Wir werden diese Investitionen gut brauchen können. Verlassen wir Angsthausen, da werden wir nicht glücklich.

Allen einen guten Start in die neue Woche!

So eine Farbe findet sich oft in Bergseen. Anne hat diesen entdeckt. Danke!

Unterwegs sein

Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen.

Johann Wolfgang von Goethe, 1749 – 1832

Hier ist Annemarie gerade zu Fuß unterwegs und hat das Foto geschickt. Gute Reise!

Wochenend-Nachdenk-Input

Mehr Meer braucht es manchmal im Leben. Wie schön, dass ich so wunderbare Meerfotos habe und beim Betrachten riechen kann, dass der Atlantik anders riecht als die Nordsee.

Staunen gehört zum Schönsten in der Kindheit. Augustinus staunte offenbar auch und stellte fest – wir staunen über so manches, aber nicht über unsere Mitmenschen. Da wundern wir uns offenbar nur. Wir sind immer wieder eingeladen, zu staunen. Pema Chödrön hat eine feine Übung: Wenn wir unterwegs sind und anderen Menschen begegnen, zum Beispiel in der Stadt, sollen wir sie einfach mal so wahrnehmen, als würden sie gleich bei uns im Herzen einziehen. Wir bemerken sehr schnell bei dieser Übung, dass wir fixe Urteile über Menschen fällen, die uns entgegenkommen. Bei manchen scheint es nicht schwer zu sein, ihnen freundlich, zugewandt und offen entgegenzugehen, bei anderen würden wir lieber ausweichen. Solltet ihr eine Stadtrunde drehen – probiert es einfach mal aus.

Bei uns wird es ein spannendes Wochenende. Ein Kurs wird sich sehr intensiv mit mentaler Prüfungsvorbereitung befassen, denn bald sind hoffentlich wieder Überprüfungen am Gesundheitsamt und da macht es viel Sinn, nicht nur fit im Stoff zu sein, sondern auch seine Nerven gut im Griff zu haben. Darauf freue ich mich sehr, das ist ein wunderbarer Kursteil.

Die WeltenWandler beenden ihren Kurs auch an diesem Wochenende. Wir werden sehr tief in die Theorie U von Carl Otto Scharmer einsteigen und uns mit vielen Arten der gelingenden Kommunikation befassen. Dann ist dieser Kurs, der zu unseren heimlichen Highlights gehört, für dieses Jahr auch schon vorbei.

Wer im Herbst mit einsteigen möchte bei unseren Kursen, sei es der Heilpraktiker beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie (nur noch ein freier Platz, Start 11. 9.), die Fortbildung/Selbsterfahrung „Gelebte Werte sind Perlen des Alltags – Gesprächstherapie nach Carl Rogers (nur noch zwei freie Plätze, Start 1. 11.) oder die „große Therapeutenausbildung“ über zwei Jahre in Cardea-Therapie® (drei freie Plätze, Start 31. 10.) oder einfach um gut bei sich selbst anzukommen den Kurs „Die eigene Mitte finden“ (Start 13. 9.) mitmachen möchte – bitte meldet euch. Erfahrungsgemäß sind die Gruppen Anfang August voll, deshalb herzliche Einladung – seid mit dabei. Alle Kurse findet ihr auf der Homepage (www.seelengarten-krokauer.de) unter Fortbildung und Persönlichkeitsentwicklung. Wir freuen uns sehr auf die neuen Gruppen, es sind tolle Teams, die sich da zusammenfinden werden (wir wissen ja schon, wer mit dabei ist und freuen uns riesig). Danke für euer Vertrauen in unsere Kurse! Das ist so wunderbar. Wir sind gespannt auf ein gutes Arbeiten ab September.

Macht euch auf den Weg, geht mit! Und habt ein staunenswertes, im positiven Sinne erstaunliches Wochenende!

Danke an Gabi für den tollen Strandblick (La Palma).

Staunenswert

Die Menschen reisen in fremde Länder und staunen über die Höhe der Berge, die Gewalt der Meereswellen, die Länge der Flüsse, die Weite des Ozeans, das Wandern der Sterne – aber sie gehen ohne Staunen aneinander vorüber.

Augustinus

Gabi nimmt uns mit ans Meer auf La Palma. Danke!

Freitags-Nachdenk-Input

 

Viele Menschen berichten mir, dass sie sich nach Sicherheit und Schutz in diesen Zeiten sehnen. Es gibt nur zwei Sicherheiten. Alles, was lebt stirbt, nichts bleibt wie es ist, weil alles im Wandel ist. Schutz – die einen bauen dicke Mauern und Bunker, die anderen wissen, dass auch das nur gegen bestimmte Dinge helfen kann. Unser größter Feind ist kein Virus, keine Kündigung, kein irgendwas im Außen, sondern unsere Angst im Herzen. Angst macht Menschen schneller und intensiver krank und hoffnungslos als alles andere.

Angst und Enge hängen vom Wortstamm her zusammen. Angst lässt uns zusammenfahren, -zucken, wir atmen flach und bringen so weniger Sauerstoff ins Gehirn. Bei Angst läuft unser ganzer steinzeitlicher Mechanismus ab, den wir als „Fight or Flight-Reaktion“ kennen. Bei Gefahr werden jede Menge Botenstoffe im Gehirn ausgeschüttet, die unsere Muskeln anspannen, das Immunsystem runterfahren, weil grad Wichtigeres zu tun ist, unsere Gerinnung erhöhen, falls wir verletzt werden, unsere Augen suchen nach einem Baum, um uns zu retten oder nach Schwachstellen im Gegner, der uns töten will, die Leber wirft Zucker ins Blut, damit wir genügend Energie für den Überlebenskampf haben. Und das gleichgültig, ob wir wirklich in Lebensgefahr sind, der Chef uns einbestellt oder wir Angst vor der Zukunft haben. Wenn die Botschaft „Gefahr“ im präfrontalen Kortex eingetrudelt ist, meinen unsere Mandelkerne, die Amigdalae, von denen wir in jeder Hirnhälfte eine haben, sie müssten Party feiern.

Angst gehört zum Leben dazu, sie schützt und rettet uns. Was wir aber in diesen Wochen mit uns treiben, ist nicht Angst, sondern ein Angriff gegen uns selbst. Was tun? Erstmal immer nur tief atmen. Wer im Brustkorb eng wird, braucht Weite. Arme ausbreiten, atmen, am allerbesten gelingt das im Wald, denn die Luft dort ist Medizin für Nerven und Sinne. Bewegen ist die einzige Chance, den im Körper gebunkerten Stress abzubauen. Also mehr bewegen! Das Richtige essen und nicht mit Kohlenhydraten und koffeinhaltigem Gedöns im Übermaß die Nerven strapazieren, den Zellzwischenraum zumüllen und das Gewebe fein übersäuern.

Lachen ist Zähneputzen für die Seele. Freude bringt die Energie, die Zuversicht im Gepäck hat. Sinn in dem zu sehen, was wir tun, ist die Basis. Wenn wir unser Tun als sinnlos erachten, wird es Zeit, den Sinn zu suchen, ehe wir zugrunde gehen.

Entweder lernen wir also, unsere Arbeit, die wir haben, zu lieben oder wir wechseln das Feld. Es gibt keinen Grund, vor der Zukunft Angst zu haben. Aus Angst fällen wir keine guten Entscheidungen. In der Angst fühlen wir uns nicht wohl. Berechtigt ist, gut hinzuschauen und nachzudenken. Aber permanent von einer Panik in die nächste zu fallen, zu fürchten, dass einem der Himmel auf den Kopf fällt – das kann man machen, muss man aber nicht. Bedenken wir stets, dass wir sehr viel selbst tun können in jeder Lebenslage. Und wenn wir uns nur an einen geschützten Ort denken und dort auftanken. Wer nicht weiß, wie das geht, kann gern die geführte Meditation nutzen, hier der Link https://www.seelengarten-krokauer.de/klienteninfo/#geschuetzter-ort

Es ist Zeit, um gut hinzuschauen, was trägt und was nicht mehr taugt. Es gilt, sich als Persönlichkeit zu entwickeln, zu positionieren, seine Stärke zu entwickeln und Mut zu schöpfen, Zukunft gut zu gestalten. Angst macht aus Menschen eine Masse, die nach einem Erlöser ruft. Der Blick in die Geschichte zeigt, dass das nur begrenzt hilfreich war. Die hilfreichste Hand befindet sich am Ende des eigenen Arms und wie man sie nutzt – das kannst du lernen. Mach dich auf, fasse Mut und entdecke die Kraft in dir. Außerhalb wirst du sie kaum finden.

Allen einen liebevollen Venustag.

Danke an Ursula für das Foto!

Wertvolles Lachen

Lachen ist eine körperliche Übung von großem Wert für die Gesundheit.

Aristoteles

Der Eisenhut, den Katja in den Bergen mit ihrer Kamera entdeckt hat, ist ein mächtiges Schutzkraut. Aber Vorsicht, er ist hochgiftig. Schaut euch nur seine Blütenhelme an!

Donnerstags-Nachdenk-Input

Katzen sind Meister des Versteckens! Niemals würde man dieses Exemplar, das Ursula fotografiert hat, je entdecken. Viele nehmen sich gerade an Katzen ein Beispiel, wenn sie gern unsichtbar wären.

Um die Frage von Sichtbarkeit ging es in unserer Runde über Eigenschaften des künftigen Menschen. Sichtbarkeit wird heute oft verstanden als Präsenz in den asozialen Medien. Das ist eher etwas, das mit Ego zu tun hat, wenn Menschen ihre Anwesenheit dort als Plattform zur Selbstdarstellung nutzen.

Wir meinten mit notwendiger Sichtbarkeit etwas anderes, nämlich Flagge zeigen, eine Position einnehmen, Stellung beziehen und sich damit erkennbar zu machen. Das erfordert Mut, denn wir sind schnell verschollen und abgetaucht, wenn Gegenwind kommt. Offline bedeutet häufig, dass wir Kommunikation, Auseinandersetzung, Konflikt vermeiden, wir sind einfach nicht erreichbar und lösen die Dinge nicht, wenn sie aufflackern, sondern vertagen, verschieben und hoffen, dass alles schnell vergessen und die nächste Sau rasch durchs Dorf getrieben wird.

Menschen, die sichtbar sind, haben eine Meinung. Sie ist nicht starr, denn diese Menschen haben die Fähigkeit, ihre Meinung zu ändern, wenn sie ihre Untragbarkeit oder Fehlerhaftigkeit erkannt haben. Sie vertreten ihre Meinung, sind jedoch weder missionarisch unterwegs noch der Auffassung, dass ihre Ansicht die allein seligmachende sei. Sie wissen, dass wir alle von unserer Warte aus blicken und insofern hat jeder Recht mit seiner Meinung, da wir immer nur Ausschnitte der Wahrheitstorte, nicht aber die gesamte Torte sehen können.

Zu Erkenntnissen kommt man durch Teamwork und Erweiterung des eigenen Blickwinkels wie in der Geschichte der blinden Forscher, die einen Elefanten beschreiben sollten. Alle hatten Recht mit ihrem Bericht, doch erst die Summe aller Berichte gab ein angemessenes Elefantenbild. Wir haben oft Angst vor dem Anderen, Fremden, sind verwirrt oder ablehnend. Dem anderen geht es sicherlich genauso. Lassen wir uns verwirren, halten wir das aus und fragen nach, bis wir verstehen können. Nur so kommen wir aus unseren klebrig-engen Denkschubladen heraus und finden uns im Feld der Möglichkeiten.

Menschen, die sichtbar sind, halten sich und andere aus. Sie vertreten eine Meinung offen, liebevoll und bereit, sich auszutauschen, sie halten sich nicht für Schlaubi Schlumpf, Besserwisser oder Pächter alleinseligmachender Wahrheiten. Sie wissen, dass nichts auf diesem Planeten fix und starr ist, sondern sich wandelt und sind bereit, sich immer wieder mitzuwandeln. Sie haben offene Augen, offene Herzen, einen freien Geist, der viele Richtungen erlaubt und können dennoch bei ihren Grundwerten bleiben und sie freundlich vertreten. Sie kämpfen nicht, weil sie gelernt haben, dass Kampf bedeutet, zu verletzen und verletzt zu werden, was selten eine gute Lösung bringt. Sie halten aus, hinterfragen sich selbst, öffnen sich und laden ein, gemeinsam am Tisch Lösungen zu erarbeiten, mit denen viele leben können. Sie sind sichtbar, weil sie sich selbst genug Wert zugestehen und sie sind leuchtend, weil sie eben nicht in Sturheit und Starrsinn verharren, sondern Ansichten vertreten, Fehler machen, bereit sind zum Lernen, zum Scheitern, zum neu Anfangen und um stetig die Horizonte zu erweitern.

So viele Wahrheiten gibt es auf der Welt. Lauschen wir dem Gesprächspartner, was seine ist, tauschen wir uns aus, halten wir Verwirrung und „Niemals“ aus und gehen hinter diese Begrenzungen. Dort ist ein Garten, dort werden wir uns treffen, dort steht die Artustafel freier Geister, die Zukunft gestalten möchten. Sei dabei.

Allen einen freundlichen Donnerstag. Möge er den Himmel wieder öffnen, damit viele den Kometen Neowise sehen können.

Blumenliebe

Blumen sind die schönen Worte und Hieroglyphen der Natur, mit denen sie uns andeutet, wie lieb sie uns hat.

Johann Wolfgang von Goethe

Diese herrlichen Sonnenblumen hat Ursula aus einer zauberhaften Perspektive heraus fotografiert. Danke