Monthly Archives: Juli 2020

Die einfache Lebensweise

Die Menschheit ist weit von der einfachen, natürlichen Lebensweise abgewichen; sie hat in jeder Beziehung das Leben anders gestaltet, als es sein sollte.

Sebastian Kneipp

Armbad mit genialer Aussicht auf dem Gelände von Primavera in Oy. Wer wissen möchte, wie der Kneipp-Espresso (so wird dieses Armbad wegen seiner herrlichen Wirkung auch genannt) funktioniert – in der neuen Holunderelfe (nur direkt bei Kristin Ritschel erhältlich dieses Mal!) ist ein Artikel zum Thema Kneippgüsse von mir mit dabei!

Montags-Nachdenk-Input

Eine enorm gefüllte Woche liegt hinter uns. Am Montag machten wir uns auf die Reise nach Oy zu Primavera. Durch die Pandemie waren Seminare verschoben worden und so wurde aus drei Seminaren eine eng geballte Kurswoche mit straffem Programm. „Ätherische Öle bei verschiedenen Beschwerdebildern“ war der eine Teil, der zweite Teil „Ätherische Öle bei Angst etc.“, es folgten die Intensivlerntage. Die wurden ihrem Namen restlos gerecht. Intensiv waren die Wiederholungen der Aromachemie, der fetten und ätherischen Öle, Pflanzenfamilien und vieles mehr.

Intensiv auch das Drumrumprogramm – eine bewegende Gartenführung von Kurt Nübling selbst, einem der Gründer von Primavera, dessen riesiges Wissen eine Bereicherung war. Am Samstag ging es mit dem Bus entlang der „Riviera des Allgäus“, wie uns unser begeisterter Allgäuer Reiseführer beschrieb, an den Hopfensee ins Biohotel Eggenberger zum Mittagessen und zur Besichtigung des komplett ökologischen Hotels. Besonders großartig – das Hotel enthält ein zauberhaftes Kneipphäuschen, in dem wir verschiedene Güsse nach Kneipp erleben konnten als Ergänzung zu einem spannenden Kursteil am Mittwoch über ätherische Öle in Verbindung mit Kneippanwendungen.

Das nächste Highlight war die Gartenführung durch Rosemarie Eggensbergers wunderschönen Bauerngarten in Hopfen am See. Wie es sich gehört wachsen hier Blumen und Nutzpflanzen. Rosemarie Eggenbergers Faible sind die eher vergessenen Heilpflanzen. Groß war meine Freude, als ich entdeckte, dass wir beide fast die gleichen Pflanzen in unseren Gärten haben! Kaum jemand kennt noch Habichtskraut oder Herzgespann oder weiß, was man mit Eberraute anfangen kann. Herrlich, wir haben unsere erste Cistrose gesehen und wurden zum Abschluss mit selbstgemachter Limonade aus Heilkräutern verwöhnt.

So gab es intensive Lernphasen, großartige Erlebnisse und eine wunderbare Landschaft. Bisher waren alle unsere Kurse im Herbst und Winter gewesen, da haben wir die Berge zwar gesehen, aber eben nicht, wie es im Allgäu summt und brummt im Sommer.

Zwischenrein haben wir herrliche Badesalze hergestellt, bestimmte Aufgaben mit der richtigen Anwendung zu lösen gehabt und anhand von vielen Fallbeispielen die richtigen Mischungen zusammengestellt. Da gibt es viel zu beachten, damit die intensiven Pflanzenhelfer ihre wunderbare Arbeit tun und wirken können. Unsere Nasen haben fleißig trainiert. Wir haben gerührt und geschüttelt, beträufelt und Pflanzen ausgezogen, destilliert und Rosenhydrolat verkostet, gesprüht und richtig viel gelernt. Schade, dass nun kein Input mehr kommt, sondern die nächsten Termine Prüfungstermine sind. Man lernt nie aus und Fortbildung gehört auch dazu. Jetzt sind alle Seminare geschafft, nun heißt es fleißig Facharbeit schreiben und mächtig lernen, denn die Prüfung will bestanden werden.

Allen einen guten Start in die neue Woche. Achtet mal auf die kleinen Helferlein in eurem Garten und entlang des Weges. Sie könnten genau das sein, was euch gut helfen kann.

Seelen der Blumen

Düfte sind wie Seelen der Blumen. Man kann sie fühlen, selbst im Reich der Schatten.

Joseph Joubert

Betörender Duft entstieg der Destille bei Primavera, als wir diese Woche die Herstellung von Rosenhydrolat miterleben durften.

Wochenend-Nachdenk-Input

Glaube, Hoffnung, Liebe – wichtige Begriffe. In unserer Zukunftswerkstatt war Liebe ein zentraler Begriff. Doch was meint er eigentlich? Bei den alten Griechen gab es viele Varianten der Liebe: zum einen Vertrautheit/Verwandtschaft, Freundschaft (Philia), romantisch-sexuelles Begehren (Eros) und die vollkommen selbstlose göttliche Form der Liebe (Agape).

Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir viele Formen der Liebe erneut kultivieren, denn der Begriff wird immer mehr eingeengt. Es gilt, Liebe neu zu entdecken und mit Leben zu füllen. Einig waren wir uns bei der Überlegung, was die Gestaltung der Zukunft betrifft, dass Liebe immer freilassend sein muss, wenn sie auch so genannt werden will. Sie darf niemals einseitig sein im Sinne von Übergriffigkeit (man kann sehr wohl einseitig lieben, sogar ohne dass die Person das weiß). Sie hat die Freiheit als Grundlage und es schwingt das „Schöne, Wahre und Gute“ mit. Sie ist vor allem nicht an Bedingungen geknüpft, denn es reicht das Sein, um geliebt zu werden, dafür muss ich nichts von irgendeiner to-do-Liste abarbeiten, sondern „to be“.

Liebe ist der Boden, auf dem alles wachsen kann, was Gemeinschaft werden möchte. Sie ist voller Respekt, Freude und lädt Leichtigkeit, Humor, Weisheit und Herzlichkeit mit an den Tisch. Sie ist Basis und Ziel, das Alpha und Omega der neuen Welt. Sie kann nehmen UND geben. Sie erlaubt Wachstum und verzeiht Irrtum. Sie ist Sicherheit, die entstehen kann. Sie schließt nicht aus, sondern ein. Sie ist eine gute Lehrerin, die uns zeigt, dass Fremdes keine Angst machen muss, weil wir es erst kennen lernen dürfen. Sie ist.

Würde und Liebe waren in unserer Gesprächsrunde die komplextesten Begriffe! Erstaunlich. Das hätten wir nicht gedacht. Was denkst du darüber in Bezug auf die Zukunft der Menschheit?

 

Manchmal erobert sich der Sand auch die von Menschen angelegten Wege zurück wie hier bei einem Stück Jakobsweg am Meersaum entlang. Theresa ist hier gewandert.

Der einzig reine Ort ist die Liebe

Betrug ist überall und Heuchelschein,

Und Mord und Gift und Meineid und Verrat,

Der einzig reine Ort ist unsre Liebe,

Der unentweihte in der Menschlichkeit.

Schiller, Wallenstein

Die Fischreusen entdeckte Theresa auf dem Jakobsweg. Danke dir für das Foto!

Freitags-Nachdenk-Input

Welche Eigenschaften werden wir in Zukunft noch stärker brauchen? Ein weiteres Wort aus unserer Runde, das oft genannt wurde, war Freundlichkeit. Fast ein Fremdwort manchmal in unserer Welt. Freundlichkeit erleben wir oft in Verbindung mit Forderungen, die dahinterstehen. Ich tue dir einen Gefallen, dafür bist du nett zu mir – in dieser Art erleben wir es oft. Wenn Menschen übertrieben freundlich sind, wittern wir dahinter gern eine Absicht.

Freundlichkeit ist ein Geschenk, das wir uns im Zwischenmenschlichen machen. Sie ist wie eine WD-40 der Beziehungen. Sie entspringt stets einem entsprechend gestimmten Herzen, wenn sie echt und authentisch sein soll. Ein freundlicher Mensch hat eine innere Grundhaltung, die offen ist,  einladend, nicht schließend oder gar ausschließend. Freundlichkeit beginnt mit dem Denken, im Kopf. In Verbindung mit den Herzenskräften wärmt sie durch Worte und Taten. Freundlichkeit drückt sich in der Sprache aus, die höflich ist, Bitte und Danke kennt, offen lässt, nicht kommandiert, fordert oder aggressiv klingt. Freundlichkeit zeigt sich in kleinen Gesten – dem Smiley des Kollegen auf der Aktenmappe. Dem selbst gepflückten Blumenstrauß für den Besuch im Krankenhaus. Dem wortlosen Anreichen eines Glases Wasser beim Anblick eines Menschen mit Durst. Es gibt Tausende von Gesten der Freundlichkeit, die wir tun können. Freundlichkeit öffnet so viele Türen! Ausschließlich dann, wenn sie aus dem Herzen kommt und zum Herzen geht. Ein hartherziger Mensch ist zweckgebunden freundlich und entgleist rasch.

Wo, denkst du, wird Freundlichkeit gebraucht für die Gestaltung der Zukunft? Was ist dein Wunsch dazu, deine Vorstellung? Was könnte dein Beitrag für eine freundlichere Welt sein, jetzt, heute, hier?

Allen einen wunderbaren Frei/utag.

 

Das atemberaubende Farbspiel am Himmel hat Annemarie mit der Kamera festgehalten. Danke!

Donnerstags-Nachdenk-Input

Was brauchen wir für die Gestaltung der Zukunft? Der nächste Begriff, über den wir regelmäßig auch bei uns im LebensRAUM in der Würdekompassgruppe sprechen, ist „Würde“. Wir haben bei unseren Treffen festgestellt, dass es gar nicht einfach ist, sich diesem Begriff zu nähern und wir uns damit oft schwertun. Gerald Hüther hat in seinem Buch „Würde“ dargelegt, dass Würde alleine ausreichen kann als Kompass für ein gutes Leben.

Würde beginnt bei mir selbst. Sie hat viel mit meiner inneren achtsamen Haltung und dem Respekt vor dem Wert des Lebens an sich zu tun. Sie entsteht im Herzen und hat aus meiner Sicht sehr viel mit innerer Aufrichtekraft und damit auch Aufrichtigkeit zu tun.

Würde zeichnet sich aus durch

– Aufrichte, Aufrichtigkeit

– Respekt vor dem Leben als Wert an sich

– Anerkennung allen Lebens als gleichermaßen wertvoll

– Achtsame Sprache

– Achten von Grenzen und Vermeiden jeder Art von Übergriffigkeit

– Achtung von Menschen- und Naturrechten

– Freundliche Haltung der Welt gegenüber

– Offenheit und Neugier

– Nihil nocere

– Dem Unbekannten, der anderen Meinung, der anderen Lebensweise, von allem, was mir fremd ist, offen, ohne Wertung und lernbereit gegenüberstehen

– Wertschätzung im Alltag und auch dem Unbekannten gegenüber

– Sorgsamer Umgang mit den Geschenken der Natur

– Lernen aus der Vergangenheit

– …

Und für dich? Was fällt dir zum Thema Würde ein?

 

Erholung für die Augen bietet die Eilenriede in Hannover. Theresa hat sie fotografiert, vielen Dank.

Gefühl für Würde und Recht

Diktaturen sind entstanden und werden geduldet, weil das Gefühl für die Würde und das Recht der Persönlichkeit nicht mehr genügend lebendig ist.

Albert Einstein

Wo die Würde ist, da geht’s lang – Danke an Theresa für das Foto.