Monthly Archives: September 2020

Nebeltraum

Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.

Eduard Mörike

Manuela hat diese dramatischen Wolken fotografiert und damit läuten wir gefühlsmäßig den Wechsel zum Herbst ein.

Bitte um Wahrheit

Zur Zeit wird bei uns viel diskutiert über Führungskultur. Wir erleben das in einigen Firmen, dass – verstärkt, nicht unbedingt bedingt durch Corona – die Umsätze einbrechen und die Worte „Konkurs“, „Umstrukturierung“, „Schließung“ im Raum stehen. Die Pandemie zwingt alle dazu, Klartext zu reden. Was lange unter Teppiche gekehrt wurde, steht nun offen da und muss angesprochen werden. Und wie sieht die Realität aus? Keine Kommunikation, Flurfunk, hintenrum Gerüchte und gegenseitige Verleumdung. Das ist in allen Bereichen zu spüren.

Ich finde, Menschen haben ein Recht auf die Wahrheit. Die ist nicht immer bequem, selten schön und doch können wir Menschen ausgezeichnet mit Dingen umgehen, wenn sie in Klarheit benannt sind. Dann schwenken wir nämlich auf der Stelle in Lösungsmodi ein, denn unser Gehirn nimmt Fakten als Fakten und arbeitet dann direkt in Richtung „was machen wir daraus“. Das würde Beziehungen, Firmen, der gesamten Welt gut tun und vor allem auch im Hinblick auf die Faktenlage bei Corona der Bevölkerung.

Wahrheit ist manchmal schwer anzunehmen, weil es auch bedeutet, Versäumnisse anzuschauen und aufzuarbeiten und das ist nicht negativ, sondern bringt voran, denn wir lernen aus Fehlern und wissen dann, was nicht mehr geschehen darf. Aber keine Wahrheit ist der Horror, denn das befeuert die Gerüchteküche. Was geschieht? Die Menschen zerfleischen sich gegenseitig, Behauptungen werden gehandelt wie sonst Aktienkurse und am Ende wird viel Hass und Verletzung erzeugt, ohne dass sich an der Unklarheit was verändert hätte.

Auch wenn es schwerfällt: bleiben wir bei der Wahrheit. Benennen wir die Dinge. Betrachten wir Fehler, Versäumnisse, Fehlhandlungen unter dem Aspekt des Lernens, denn Fehler machen alle Menschen, alle ohne Ausnahme. Wenn wir aber Fehler als Lernchancen sehen und uns gegenseitig erlauben, Versäumnisse zu benennen und dann gemeinsam zu überlegen, wie man damit umgeht, bleibt uns langfristig viel Leid erspart.

Wenn die Firmen, die ihre Mitarbeiter permanent im Unklaren lassen, die Gerüchteküche nicht beenden und meinen, durch solche Verhaltensweisen viele Kündigungen zu erzeugen, damit die Statistiken schöner aussehen, wüssten, dass die besten Ideen zur Rettung der Unternehmen von ihren Mitarbeiten und deren Familien stammen, würden sie den vielen positiven Berichten in dieser Frage folgen. So wird zerstört, wo vorher Vertrauen war. Wahrheit verschweigen, vertuschen oder umbiegen zerstört und enttäuscht. Vertrauen ist das wichtigste Kapital, das Firmen haben. Das der Mitarbeiter und das der Kunden. Ist das verspielt, ist nichts mehr zu retten.

Wahrheit bringt Klarheit. Wir brauchen Klarheit in diesem Land auf allen Ebenen. In Beziehungen, in Firmen, in der Politik und vor allem im Umgang mit der Pandemie im Hinblick auf die Mitglieder der Gesellschaft, die am meisten darunter leiden – die Jüngsten und die Ältesten. Es beginnt bei jedem. Stehen wir aufrecht in Aufrichtigkeit. Sagen wir, was zu sagen ist in Respekt, Wertschätzung und unter Beachtung der Menschenwürde. Dann kann aus Fehlern eine wunderbare neue Pflanze des Vertrauens und des Miteinanders wachsen. Alles andere ist Spielen mit Menschen, Verspielen von Wertschätzung, Respekt, Achtung und jeglichen Vertrauens in die Verlässlichkeit von Aussagen. Wir brauchen Menschen mit Mut. Dazu aufgefordert ist jeder. Sagen wir klar, was ist. Wir können mit allem zurechtkommen, aber nicht mit Unwahrheit und Unklarheit, sie berauben den Menschen der Würde und des Respekts.

Der Dienstag ist mit der Kraft des Mars versehen. Wie wäre es heute mit einem kraftvollen Ja zur Wahrheit und damit zum Neuanfang? Egal, aus welcher Krise wir hervorwachsen dürfen – es beginnt alles mit einer klaren Aussage, wie es steht.

Ursula hat uns mit auf einen Frühherbstgang genommen mit ihrem Foto. Die klare Herbstluft möge die Köpfe freiblasen. Es ist allerhöchste Zeit, bevor wir in der Winterkälte seelisch und moralisch erstarren ob der Weltlage.

Ein Männlein steht im Walde

Ein Männlein steht im Walde
Ganz still und stumm,
Es hat von lauter Purpur
Ein Mäntlein um.
Sagt, wer mag das Männlein sein,
Das da steht im Wald’ allein
Mit dem purpurrothen Mäntelein?

Das Männlein steht im Walde
Auf Einem Bein
Und hat auf seinem Haupte
Schwarz Käpplein klein.
Sagt, wer mag das Männlein sein,
Das da steht im Wald’ allein
Mit dem kleinen schwarzen Käppelein?

Das Männlein dort auf Einem Bein,
Mit seinem rothen Mäntelein
Und seinem schwarzen Käppelein,
Kann nur die Hagebutte sein!

Hoffmann von Fallersleben, der 1860 die Lösung des Rätselliedes ergänzte

Das Foto hat Ursula gemacht, liebes Danke!

Eine Runde Umarmungen für euch

 

Der Montags-Nachdenk-Input steht auf der Homepage für euch bereit. Ich danke euch sehr fürs Mitlesen, hier der Link:

Einmal im Jahr muss es der Herbsttext von Rilke sein. Ich habe festgestellt, dass meine Sehnsucht nach diesem Text dann am größten ist, wenn ich der Meinung bin, dass mir die warmen Tage reichen. Noch immer Garten gießen, noch immer in Kursräumen sitzen und auf die Nacht hoffen, dass es abkühlt ist nicht so meine liebste Beschäftigung.

Am Wochenende hatten die Kursteilnehmer in der Heilpraktiker Psychotherapie-Ausbildung in Vaihingen im Außen sehr viel Sonne und von der Thematik her sehr viel Arbeit mit den Rubriken Organische Psychosen und dem gesamten Bereich Alkohol und Drogen. Mit der Gruppe habe ich Glück, alle sind super engagiert und interessiert, da macht es richtig Spaß. Übernächstes Wochenende bin ich schon wieder im Süden, da haben die Life Coaches ihr „Psychowochenende“ und werden mit einer Menge an Krankheitsbildern konfrontiert, die im Coaching oft unterschwellig mit sichtbar werden, aber im Grunde nicht in die Hand des Coaches, sondern in die des Therapeuten gehören. Schön, dass ich den Coaches dieses Grenzgebiet gut erläutern darf. Ich finde es wichtig, dass man erkennen kann, ob etwas noch zum Bereich Coaching oder eben schon zum Therapeutischen gehört.

Ansonsten hat mich wieder eine Kriebelfliege erwischt und mir ein dickes Loch in die Hand gebissen. Ich hoffe, dass ich bis Weihnachten damit fertig bin. Die letzten Löcher vom Mai waren gerade fein verheilt.

Wenn man Würzburg verlässt und in ein anderes Bundesland kommt, macht man schöne Erfahrungen. Baden-Württemberg ist entspannter mit der Pandemie als wir hier. Es war sehr wohltuend, Menschen zu begegnen, für die Corona weniger heftig ist, obwohl Baden-Württemberg Schulbeginn hatte und einige Kinder am Samstag, andere schon am Freitag eingeschult wurden. Insgesamt ist die Stimmung freundlich, die Menschen begegnen einander wertschätzend. Der Tankwart verabschiedete mich mit „Hend Se en schöne Dag bis zum näggschde Mal, mal gugge, wie’d Welt dann ausschaut mit euch in Bayern, gell! Na kommet Se halt zu uns, da hamm Ses schöner.“ Na also. Trotz Würzburg-Nummernschild kein Anschlag auf mich. Mir wurde ohne jede Diskussion eine herrliche schwäbische Butterbrezel gereicht.

Die Woche ist vollgepackt mit Begegnungen mit Menschen, die krasse Themen bewegen. Ich hoffe, dass wir so manchen Schritt tun, etwas in Fluss bringen können. Ich bin zutiefst dankbar für das Vertrauen der Menschen, die gerade so viel durchmachen und sich so gut aufstellen! Chapeau!

Wisst ihr was? Es ist sowas von Zeit, dass wir aus der Angstkiste aussteigen und uns daran erinnern, dass wir zutiefst im Herzen Menschen sind. Unsere Aufgabe ist es, miteinander zu wachsen, füreinander da zu sein und nicht, uns gegenseitig zu verunglimpfen. Eine Runde virtueller Hugs für euch alle.

Ich wünsche euch von ganzem Herzen einen guten Start in eine gesunde und wunderbar freundliche Woche. Möge Segen auf allem liegen, was wir tun.

 

Silke war im Allgäu und hat sich sehr gefreut, gemütliche Kühe beim Grasen zu erleben. Danke für das Bild!

Es ist Zeit

Herbsttag

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.

Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,

und auf den Fluren lass die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;

gib ihnen noch zwei südlichere Tage,

dränge sie zur Vollendung hin und jage

die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.

Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,

wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben

und wird in den Alleen hin und her

unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

Rainer Maria Rilke

Das wunderschöne Gegenlichtfoto hat Manuela gemacht. Danke von Herzen.

Leben ist Wandel

Im Garten haben Schneeglöckchen ausgetrieben. Ich staune und frage mich, was dann im Frühling kommen mag. Verrücktes Jahr. Die Spiere hat ebenfalls nochmals herrliche weiße Blüten angelegt. Meine Hoffnungen auf kühlere Witterung für das Wochenende mit Kursen erledigen sich soeben leider. Na gut, das bedeutet Unterricht bei kompletter Raumlüftung, bis der obligatorische deutsche Satz ertönt: „Fenster zu, es zieht!“

Das jüngere Kind hat die 30 erreicht. Ein Teil des Lebens, der überwiegend aus Wachsen, Werden und seinen Platz in der Welt finden besteht, ist vorüber. Der nächste Lebensabschnitt besteht aus weiterem Wachsen, Werden und immer wieder neu seinen Platz finden, Rollen dazu bekommen oder welche ablegen, neue Menschen im Leben begrüßen, vielleicht andere verabschieden (müssen).

Leben ist ständiger Wandel und stete Neuorientierung. Für manche ist das beunruhigend, ich finde, es macht die Angelegenheit spannend. Wir wissen niemals, was kommen mag oder ob das, was auf uns zukommt und negativ erscheint, nicht ein großes Glück sein kann und umgekehrt. Ich erlebe es oft in der Praxis, dass Klienten sagen: „Wäre ich nicht krank geworden, hätte ich mein Leben einfach so weitergelebt. Dann würde ich niemals ein so gutes Leben führen wie das, das ich jetzt leben kann. Das war ein wichtiger Weckruf für mich im allerletzten Moment.“

Lassen wir es nicht immer zum Weckruf kommen. Die sind oft sehr unangenehm. Wenn wir tief ehrlich sind, haben wir alle ein sehr klares Bewusstsein darüber, was gut ist und was nicht, was sinnvoll wäre und wo wir besser einen Schlussstrich ziehen. Wir tun es nicht. Bequemlichkeit, Gewohnheit, „wird schon“, „passd scho“ und schön weggucken, denn das funktioniert super. Das Leben sendet viele Stoppschilder, bis wir eines bekommen, dass wir stehen bleiben müssen. Dann bedeutet das oft, das gesamte Leben umzukrempeln, alles einmal anzuschauen und komplett neu aufzustellen. Vieles wäre vorab mit einigen wenig aufwändigen Änderungen schon wieder auf guten Wegen gewesen, wenn wir auf das hören würden, was unsere gute innere Führung meint.

Herzliche Einladung an diesem Tag, dieser inneren Stimme einfach mal ein Ohr zu leihen. Allen ein freundliches Wochenende mit besten Innenohren für das, was wirklich und ernstlich wichtig in unserem Leben ist.

 

Sigrid hat die herrlichen Trauben im Weinberg entdeckt. Sie reifen der Ernte entgegen.

Wunder der Schöpfung

So vielfältig sind die Wunder der Schöpfung, dass diese Schönheit niemals enden wird.

Die Schöpfung ist hier. Sie ist genau jetzt in dir, ist es schon immer gewesen.

Die Welt ist ein Wunder. Die Welt ist Magie. Die Welt ist Liebe.

Sie ist hier und jetzt.

Indianische Weisheit

Dieses wunderbare Panorama hat Sigrid für uns mit der Kamera gemalt.

I have a dream

I have a dream

 

Wenn ich meine Augen schließe und mir die Welt vorstelle, sehe ich die Vielfalt von unterschiedlichsten Menschen auf dem Planeten. Sie leben an unglaublichen Orten, angepasst an ihre Umgebung. Sie nehmen sich aus der Umgebung, was sie brauchen und vergeuden nichts.

Die Menschen haben gelernt, ihre Verschiedenheit als Qualität zu sehen. Menschen aus warmen Ländern tauschen sich mit Menschen aus dem Eis aus, um voneinander zu lernen. Sie wissen: Jeder ist an seinen Lebensraum gut angepasst. Keiner muss dem anderen etwas beweisen, alle sind Menschen. Sie lauschen auf das, was andere sagen, denn es geht um den einen Planeten, den alle Lebewesen Heimat nennen.

Sie sitzen an runden Tischen real oder online zusammen und beraten, wie sie gemeinsam Zukunft gestalten. Mit an den Tischen sind die Vertreter aller Reiche – berücksichtigt werden Interessen der Tiere, der Pflanzen und Mineralien, nur alle zusammen machen Erde und Welt aus. Es geht um die Rettung der Regenwälder, um den Erhalt der Lebensräume seltener Arten. Es geht um den Schutz des Wassers, des Rohstoffs, den alle brauchen und dessen Reinheit und vor allem Lebendigkeit die Grundlage unseres Lebens darstellt. Es geht um die Luft, die wir atmen und um einen vernünftigen Umgang mit allen Rohstoffen, sie sind nicht unser Eigentum, sondern eine Leihgabe. Was entnommen wird, muss adäquat zurückgegeben werden.

Ich träume von Gemeinschaften, die Kinder respektvoll großziehen. Sie werden nicht kaserniert, gedrillt und zu auswendiglernenden Nichtdenkern erzogen, sondern lernen von klein auf, sowohl mit der Hand als auch mit dem Kopf und dem Herzen zu denken. Ihre Lehrer werden Weise sein, die sich ausgezeichnet haben durch ihre Klugheit in Verbindung mit tiefster Menschenliebe. Ihre Lehrer werden Meister ihres Fachs sein, die nicht aus Büchern, sondern Erfahrung und Wertschätzung heraus lehren. Je jünger das Kind, desto sorgsamer die Wahl der Begleiter und desto mehr Gemeinschaft braucht der Mensch. Gefördert werden Begabungen, eine Nivellierung findet nicht statt. Es braucht eine Schulung im Scheitern, eine Ermutigungspädagogik, die auch Frustrationsskills lehrt, Mut, Durchhaltevermögen und Vertrauen ins Schwarmwissen. Kunst, Kultur und Sport sind essentielle Menschenbildner.

Wir leben in Gemeinschaften, in denen Menschen mit Kindern ebenso ihren Raum und Schutz finden wie Menschen, die gern alleine sind. Gemeinschaften sind open spaces. Jeder gibt, was er kann und spricht offen aus, was er braucht. Er darf bitten, weil gegeben wird.

Ich träume davon, dass wir aufhören, einander zu bekriegen. Zu beargwöhnen. Neid, Hass, Angst, Wut, Verzweiflung sind keine Wachstumsfaktoren. Wachstumsfaktoren basieren auf Respekt, Würde, Liebe, Offenheit, Verbindlichkeit und Vertrauen.

Ich träume von Regierungen, die ihre Völker begleiten, weil sie dafür gewählt wurden. Auf einem Weg, der frei ist von Lüge, von Bevormundung, von Übergriffigkeit ebenso wie von Gewalt, Unterdrückung und Zerstörung. Wer eine Führungsposition hat, egal, auf welcher Ebene, muss sich als integrer Mensch ausgezeichnet haben. Er muss sein Handwerk verstehen, aber er muss auch als Mensch Werte und Tugenden besitzen. Es geht nicht um Macht von Lobbys. Es gibt nur eine Lobby und die stellt nur eine Frage: „Was dient dem Ganzen?“

Ich träume von Offenheit und Ehrlichkeit, nur dann wachsen Vertrauen und Stärke. Ein Volk ist bereit, viel auf sich zu nehmen, so, wie Angestellte einer Firma bereit sind im Notfall, sehr viel auf sich zu nehmen, um das System zu retten. Aber nur dann, wenn Ehrlichkeit herrscht. Wenn von oben nach unten (so es das brauchen sollte) klar kommuniziert wird, was der Stand der Dinge ist und wie man gemeinsam gute Wege erarbeiten kann. Menschen sind zu vielem bereit, wenn sie anständig gefragt werden und wissen, dass niemand Informationen zurückhält aus Gier und Egozentrik.

Ich träume von Vertrauen. Man kann und darf sagen, was einen bewegt, ohne Angst vor Unterdrückung, Verschleppung, Folter. Glaube ist eine stärkende Wurzel, kein Ausschlusskriterium mehr, weil er nicht mit Macht verbunden sein darf.

Ich träume von Klarheit, die Ruhe bringt. Dinge geschehen. Virenwellen überrollen die Welt. Und was ist unsere Antwort darauf? Angst. Gegnerschaft. Lagerbildung. Verleumdung, Anschwärzung, Missgunst, Hass.

Ich bin kein Sozialromantiker und gebe mich nicht der Illusion hin, dass alle Menschen gut sind. Aber ich gebe mich dem Wissen hin, dass alle Menschen dazu geboren sind, gute Menschen zu werden, wenn sie die Chance dazu haben. Wir leben in krassen Zeiten. Deshalb brauchen wir sehr andere Arten zu denken, zu leben und respektvoll zu sein. Freundlichkeit, Höflichkeit und Anstand sind Mangelware, sie sind jedoch die Grundlage des Lebens.

Ich möchte nicht nur träumen. Viele andere auch nicht. So, wie wir jetzt gerade miteinander umgehen, biegen wir als Menschheit auf einen Weg ab, der nicht weiterführt. Legen wir die Waffen nieder, mit denen sich Menschen bekriegen, die bis vor kurzem Freunde waren und jetzt „Lagern“ angehören. Wir stehen alle auf derselben Seite, denn es gibt nur eine Seite: Die Seite der Menschen auf diesem Planeten im Jahr 2020. Wir sind aufeinander angewiesen in Freude, Liebe, gegenseitiger Achtung, Fürsorge und aufgerufen, in ein gemeinsames Handeln zu kommen. Wo ist die Einheit der Menschen, die uns im Frühjahr global verbunden hat? Wachen wir auf und setzen wir den Traum von einem gesunden, wunderbaren Planeten um. Wir sind viele. Und wo viele zusammenwirken, wird es gut, wenn das Ziel stimmt. Dann kommt auch Hilfe von Ebenen, die wir nicht erwartet hätten.

Allen einen Venustag, der ganz im Zeichen der Liebe steht.

 

Danke an Silke für dieses herrliche Bild.

Frieden in der Welt

Damit es Frieden in der Welt gibt, müssen die Völker in Frieden leben.

Damit es Frieden zwischen den Völkern gibt, dürfen sich die Städte nicht gegeneinander erheben.

Damit es Frieden in den Städten gibt, müssen sich die Nachbarn verstehen.

Damit es Frieden zwischen Nachbarn gibt, muss im eigenen Haus Frieden herrschen.

Damit im Haus Frieden herrscht, muss man ihn im eigenen Herzen finden.

Laotse

Danke an Christoph für die ungewöhnliche Sicht aus einem kleinen Flugzeug.

Hilfen im Alltag

Wenn ein Mensch krank ist, ist Zuwendung das Wichtigste neben dem, was zur Gesundung not-wendig ist. Zum Gesundwerden brauchen wir Ruhe, Schlaf, Abschirmung von allen Belastungen unseres Alltags. Das gilt auch für seelische Überlastungsmomente. Ich vermute, dass wir in diesem Herbst und Winter froh sein werden, dass im Sommer so viel Schafgarbe zu finden war. Sie ist eines der besten Heilkräuter für die Leber und kann wunderbar in einem Leberwickel angewandt werden. Nach dem Mittagessen auf den rechten Oberbauch aufgelegt hilft er beim Verdauen und wärmt unser wichtiges Entgiftungsorgan. Nachruhe sorgt dafür, dass Patienten mit Depression gekräftigt aufstehen und sich durch diese Anwendung besser fühlen.

Ist ein Gelenk entzündet, tun Wickel ebenfalls gute Dienste, seit uralten Zeiten bekannt sind Kohlwickel oder Quarkauflagen, wenn die Haut zu viel Sonne bekommen hat. Fieber kann man mit Wadenwickeln lindern, Halsschmerzen mit Zitronenwickeln und bei schrecklichen Ohrenschmerzen in der Nacht ist eine Zwiebelauflage das Mittel der Wahl.

Früher gab es den guten alten Salbenlappen noch. Das waren dick mit dem Spatel aufgetragene Salbenmengen auf Leinentüchlein, die auf die schmerzenden Stellen aufgelegt wurden, darüber kam ein warmes Wolltuch und die Auflage wirkte gemütlich ein. Duftend versank man in den heilenden Schlaf.

Wickel und Auflagen sind wirksam und helfen, Beschwerden zu lindern, sie sind ein Akt der Zuwendung. Wer den Patienten damit versorgt, schenkt ihm Aufmerksamkeit, hilft ihm beim Gesundwerden und während der Wickel wirkt, kommt oft tiefe Ruhe auf. Die umhüllenden Tücher schaffen Geborgenheit, schenken das Gefühl von Behütetsein und geben Sicherheit, wenn der Wickelnde sein Handwerk versteht.

Ich finde es bedauerlich, dass diese alten Heilhelfer heute aus Zeitmangel wenig eingesetzt werden. Sie respektierten eine wichtige Sache beim Heilen: Der innere Arzt macht gesund, nicht die Medikamente. Die alten Techniken regten die Selbstheilungskräfte des Körpers an und schenkten Kraft und Sicherheit. Eine überstandene Krankheit bedeutete oft, dass Kinder einen Entwicklungsschub gemacht hatten oder der Körper nach der Rekonvaleszenz (das gab es eben auch noch, eine Zeit des Wiederaufbaus, nicht drei Tage Tabletten nehmen und dann wieder „voll funktionsfähig“ weitermachen) stärker und kräftiger war. Der Körper erholte sich rascher nach solchen Anwendungen und es gab eine gewisse Sicherheit, nicht total von irgendwelchen Medikamenten abhängig zu sein.

In diesen Tagen, in denen Gesundheit wieder ein wichtiger Wert ist, sollten wir uns an diese Techniken erinnern und uns dieses Wissen wieder aneignen. Viren sind nur durch ein starkes Immunsystem zu bewältigen, das haben die wenigsten von uns mit der modernen Lebensführung. Wer Wickel und Auflagen anwenden kann, hat mehr Handlungsmöglichkeiten, wenn jemand erkrankt. Am 18. Oktober werden wir uns in einem Kurs mit den Wickeln und Auflagen befassen. Ich freue mich auf den Tag, denn alles, was wir selbst unternehmen können, um unsere Gesundheit zu stärken oder wieder zu erlangen, macht uns unabhängiger und freier. Es gibt noch freie Plätze in diesem Kurs. Alle Infos hier: https://www.seelengarten-krokauer.de/wickelkurs/

Bleibt gesund.

Geradeaus

Geradeaus kann man nicht sehr weit kommen.

Antoine de Saint-Exupéry in: Der kleine Prinz

Danke an Christoph für das Foto aus dem Veitshöchheimer Rokokogarten.

Mass(k)enhysterie

September, 14. Würzburg gilt als neuer Hotspot für die Pandemie. Schulen schließen. Beschränkungen treten auf.

Drei Tage zuvor. Eine Mutter weint verzweifelt, weil ihre Kinder Kopfschmerzen vom Tragen der Maske haben. Für sie ist die Maske ein Symbol für Willkür. Sie hat Angst.

Zwei Tage zuvor. Eine Mutter ist entsetzt über den Tonfall, mit dem die Schule die neuen Maßnahmen vorgestellt hat und fragt sich, ob das alles angemessen ist für kleine Kinder, die gerade die ersten paar Tage Schule hinter sich haben. Sie hat Angst.

Ein Tag zuvor. An einem Tag berichten gleich mehrere Leute am Telefon und in Mails, dass sie in freiwilliger Quarantäne sind, weil jemand aus der Familie Kontakt zu Menschen hatte, die als Corona-positiv getestet wurden. Sie haben Angst.

Was bleibt von all den Eindrücken der letzten Wochen und vor allem Tage?

Für viele ist Corona nun greifbar, nahe, direkt im Bekanntenkreis angekommen, wenn auch glücklicherweise meistens nur als Verdacht, Sicherheit und Warten auf den Befund. Was ist noch auffallend? Die Maske wird zum Symbol für Unterdrückung und Widerstand gegen Willkür von oben, für Erstickungsgefühl, rigiden Umgang, Zwang. Die Maske muss alles aufnehmen, was wir auf sie projizieren. Der Unmut macht sich an der Maske fest.

Die Maske ist nicht der Feind. Der Feind ist die Angst. Die Angst vor einer Infektion oder davor, Überträger einer Infektion zu sein. Die Angst vor dem, was kommt und was nicht in unserer Macht steht.

Was ist zu tun? Genau das, was schon seit Februar das Richtige war. Ruhig bleiben. Zurückhaltung ist angesagt, aber keine Angst. Fürsorge für die eigene Gesundheit ist wichtig. Gut essen, gut schlafen, frische Luft, keine Massen und einen frohen Sinn pflegen. Achtsam aufeinander sein, aber nicht im Bespitzelungsmodus, nicht im misstrauisch-paranoiden Beäugen des Mitmenschen, ob der jetzt niest und garantiert zu den Verschwörungstheoretikern gehört. Hören wir auf der Stelle auf mit diesen Dingen und erinnern uns an das, was man mal gesunden Menschenverstand genannt hat. Der Tonfall macht die Musik und der ist teilweise unangemessen. Es ist vollkommen in Ordnung, dass in einer Demokratie Menschen sehr viele Meinungen haben. Es geht um einen vernünftigen Austausch, keine Lagerbildung. Lager spalten Nationen und am Ende siegen dann die „Starken“, die „für Ordnung“ sorgen. Schauen wir in die Geschichte, ob das stets ein guter Weg war.

Solange wir gegen Viren nur ein gutes Immunsystem und mentale Power setzen können, müssen wir Menschen schützen, die das nicht haben und dafür gut sorgen können wegen Alter, Krankheit, Behinderung oder aus Geldmangel.

Ich brauche bitte hier keine Maskendiskussion, denn die Maske wird für einen Kampf als Symbol missbraucht, der Kräfte zieht, die wir für Wichtigeres benötigen. Wenn wir nicht schleunigst alle miteinander zu einer gewissen Vernunft und liebevollen Freundlichkeit kommen, war alles, was seit Februar geschehen ist, reichlich für die Katz, oder?

Bitte keine Megacoronadiskussion, keine Theorien oder Sonstiges unten aufschreiben, das haben wir zur Genüge im Netz, dem möchte ich keinen weiteren Thread hinzufügen. Worum es geht:  Ich bitte um Ruhe, Mitgefühl, Verantwortung übernehmen, klaren Menschenverstand und ein Ende von Lügen und Verleumdungen, Verunglimpfungen und Egozentrik auf ALLEN Ebenen. Fangen wir bei uns selbst an. Was jeder bei sich zuhause tut, liegt ganz in seinem Ermessen. Wo wir auf andere Menschen treffen, sollten wir achtsam sein mit uns und den anderen.

Wir verschieben die Rettung des Planeten auf eine Mass(k)enhysterie. Frage: Wem nutzt das? Wo schafft das Frieden, Vertrauen und Mitmenschlichkeit, Sicherung der Lebensgrundlagen des Planeten und ein weltweit gutes Miteinander?

Bleiben wir hoffentlich alle gesund und unsere Lieben auch. Egal welche Krankheit – keine ist gut. Allen ist beste Gesundheit zu wünschen. Dann kann man auch gut miteinander umgehen und Lösungen für alle Fragen finden.

 

Danke an Sigrid für das Foto, das uns zeigt, dass Menschen zu allen Zeiten massiven Gefahren ausgeliefert waren wie die Hochwassermarken an einem Haus in Wertheim belegen.

Geduld haben

„… ich möchte Sie bitten, Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in Ihrem Herzen und zu versuchen, die Fragen selbst liebzuhaben … Forschen Sie jetzt nicht nach den Antworten, die Ihnen nicht gegeben werden können, weil Sie sie nicht leben können. Und es handelt sich darum, alles zu leben. Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antworten hinein …“

            Rilke. Briefe an einen jungen Dichter.

Hagebutten zieren den Türkranz.

Zwischen den Welten

Zwischen Tag und Traum liegt die Abenddämmerung. An manchen Orten auf der Welt ist der Übergang zwischen Tag und Nacht kurz. Als Kind liebte ich diese magische Stunde. Es gibt ein Märchen von Astrid Lindgren: „Im Land der Dämmerung“, das liebte ich sehr und dachte jeden Abend, wenn meine Lieblingszeit kam, daran. Herr Lilienstengel kommt in diesem Märchen vor, der den kleinen Göran besucht, der mit einem kranken Bein im Bett liegt. Herr Lilienstengel taucht auf, als Göran mitbekommt, wie seine Eltern darüber sprechen, dass er nie wieder wird laufen können. In diesem Moment tiefster Traurigkeit erscheint Herr Lilienstengel und nimmt Göran mit ins Land der Dämmerung. Nur Göran kann den kleinen Herrn sehen und mit ihm über Stockholm fliegen.

Astrid Lindgrens Märchen gehören zu meinem Herzensschatz. Viele davon sind traurig, schwer, spielen im Armenhaus und sind durchdrungen von tiefster Menschenliebe. Wenn die Dämmerung kam, saß ich stets im Dunkeln und wünschte mir, nur einmal Herrn Lilienstengel zu begegnen, doch ich hatte kein krankes Bein. Ich vermutete lange Zeit, dass Herr Lilienstengel nur zu Kindern mit kranken Beinen kommen darf. Damals lebte ich die Kraft der Phantasie, nie wäre mir in den Sinn gekommen, dass Geschichten in Büchern nicht wahr sein könnten. Sie waren alle wahr! Ich lernte auf eine wundersame und stille Art und Weise wertzuschätzen, dass wir auch aus schrecklichen Situationen heraus auf den Flügeln der Phantasie in Länder reisen können, in denen wir fliegen, Busse steuern oder Bonbons von Bäumen ernten können. In denen aus einer Nuss ein Ballkleid herauskommt. Eine Hexe in den Ofen gestoßen werden kann, wenn es an der Zeit ist und ein totes Pferd namens Fallada sprechen kann und so der armen Gänsemagd zum Prinzessinenrecht verhelfen kann durch die Kraft der Liebe.

Wie oft denke ich an diese Welten zurück und weiß – eine bessere Nahrung hätte ich als Kind nicht bekommen können. Die Grimmschen Hausmärchen haben eine uralte tiefe Weisheitskraft. Kunstmärchen kommen nicht in diese Tiefe, aber können auch viel Kraft geben im späteren Leben. Die alte Sprache macht viel aus. Wie gespannt war ich, wenn ich den ersten Satz las: „In alten Zeiten, in denen das Wünschen noch geholfen hat“ und wie atmete ich auf, wenn ich angekommen war bei: „Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute.“

Ich liebe das Land der Dämmerung. Am liebsten ohne Licht, Hektik und Chaos. Am allerliebsten mit der ersten Tasse Abendtee in der Hand. Bereit für eine Ausschnaufzeit, ehe das Abendprogramm beginnt, oft noch mit Terminen in der Praxis, mit Gruppen oder Kursen, Vorbereitungen, Haushalt. Dieser Zäsuraugenblick im Tag ermöglicht es mir, Herrn Lilienstengel einen Gruß zu senden und zu fliegen.

Vielleicht magst du heute herausfinden, welche Qualitäten für dich das Abend- und das Morgenrot, der Übergang von Nacht zu Tag und Tag zu Nacht für dich hat. Früher glaubte man, dass in diesen magischen Momenten die Schleier zwischen den Welten licht und durchlässig sind. Sonst könnte Herr Lilienstengel auch nicht mehr nach Hause. Heute weiß ich, dass sie das sind. Habe eine wunderbare Dämmerstunde voller Zauber, Magie und dem leisem Wispern in den Ecken, wenn die Hausgeister anfangen, sich Geschichten zur Nacht zuzuflüstern.

Steffi hat diese wunderbare Waldstimmung eingefangen, die eine andere Qualität als die Dämmerung mitbringt. Ist das nicht großartig, welche Choreographien die Natur jeden Tag in den Kosmos schreibt?

Abendstimmung

Abend

Der Abend wechselt langsam die Gewänder,

die ihm ein Rand von alten Bäumen hält;

du schaust: und von dir scheiden sich die Länder,

ein himmelfahrendes und eins, das fällt;

und lassen dich, zu keinem ganz gehörend,

nicht ganz so dunkel wie das Haus, das schweigt,

nicht ganz so sicher Ewiges beschwörend

wie das, was Stern wird jede Nacht und steigt –

und lassen dir (unsäglich zu entwirrn)

dein Leben bang und riesenhaft und reifend,

so dass es, bald begrenzt und bald begreifend,

abwechselnd Stein in dir wird und Gestirn.

Rainer Maria Rilke, 1904

Rebekka hat mit ihrem Traumfoto diese Stimmung zauberhaft eingefangen, lieben Dank.