Monthly Archives: September 2020

Dieses und jenes zum Wochenbeginn

 

 

 

 

 

 

Sonnenhungrige werden in dieser Woche wieder auf ihre Kosten kommen. Der Sommer verlängert sich um eine weitere Woche. Ich sags mal so: der Winter naht trotzdem. Was die tolle Folge ist: Die Zahl der Erkältungen steigt, denn frühs und abends ist es kühl und mittags über 30 Grad. Ich sehe viele am Morgen schon mit kurzen Hosen, das ist einfach zu frisch zu dieser Tageszeit. Zwiebellook wäre hilfreich.

Ich glaube, im Coronajahr sollte die Prophylaxe ein bisschen sorgsamer verlaufen. Der Eisenhut (Aconitum), den Katja fotografiert hat, ist in der anthroposophischen Medizin eine wichtige Pflanze in der Behandlung grippaler Infekte. Der Kneippsche Gesichtsguss ist eine gute Immunstärkung ab sofort – einfach mit einem Schlauch mit kühlem Wasser am Morgen das Gesicht abduschen, erst einmal rund herum, dann die Stirnfalten streicheln und danach im Zickzack von oben nach unten einmal quer übers Gesicht und mit einer Runde außenrum abschließen. Ansonsten ist ausreichend Schlaf zusammen mit guter Ernährung hilfreich, um gut geschützt zu sein.

Das Wochenende war spannend. Am Freitag ist ein toller neuer Ausbildungskurs gestartet für die angehenden Heilpraktiker für Psychotherapie. Wir werden eine schöne Reise mit viiiiel Lernstoff gemeinsam erleben. Ende Oktober beginnt die zweijährige Cardea-Therapeutenausbildung, am 1. November der Kurs über „Gelebte Werte – Gesprächstherapie nach Carl Rogers“, der für angehende Therapeuten hilfreich ist, zudem auch für Menschen, die sich und andere gut führen möchten als tiefe und intensive Selbsterfahrung. Es gibt für beide Kurse noch zwei freie Plätze.

Vielleicht sollten wir uns im Herbst und Winter intensiver mit alten Heilmethoden befassen. Dazu gehören Wickel und Auflagen, die sehr tiefgreifend wirken. Wir wickeln uns einmal um den Körper am 18. Oktober von 9 bis 16 Uhr, der Kurs ist offen für alle Interessierten, gern anmelden! Wir werden uns die Techniken anschauen und was die einzelnen Wickel bewirken können. Es wird mehr und mehr darauf ankommen, dass wir uns gut selbst helfen können. Wir sprechen auch darüber, welche Tees für die Wickel geeignet sind, was Salben- und Ölauflagen sind, wann man was anwenden kann und was dagegen sprechen könnte. Ich freue mich auf den Wickelkurs, ebenso auf den Tag zu Aromapflege und Rauhnächte/Räuchern am 14. 11.

Bald startet die GlücksWERKstatt wieder (am 5. 10.), ebenso die Würdekompassgruppe (28. September). Bitte für diese Termine anmelden! Wir freuen uns auf euch!

Gesundheit beginnt im Kopf. Unsere innere Einstellung entscheidet, ob unser Immunsystem gut aufgestellt ist oder nicht. Darauf haben wir direkt Einfluss! Nutzen wir unsere Chance und stärken uns – körperlich und mental. Wir werden es für den Herbst brauchen. Nicht nur das Wetter wird rauer, auch der Tonfall nimmt derzeit leider wieder rasant zu und die Zahl der Menschen, die sehr verzweifelt sind durch vieles, was 2020 geschehen ist. Gemeinsam schaffen wir das, bitte nicht aus dem Vertrauen fallen.

Danke an Katja für das Foto des Eisenhutes!

Mit Freude geben

Es gibt Menschen, die mit Freude geben, und diese Freude ist ihr Lohn. […] Sie geben, wie im Tal dort drüben die Myrte ihren Duft verströmt. Durch die Hände solcher Menschen spricht Gott zu uns und durch ihre Augen lächelt er auf die Welt.

Khalil Gibran

Eine kleine Myrthe erfreut mich jeden Tag.

Mahl-Zeit!

Essen hält Leib und Seele zusammen, sagt der Volksmund. Es ist nicht nur notwendig, sondern eine der Grundlagen der Gemeinschaft, wenn man miteinander „das Brot bricht“. Das haben wir negativ bemerkt in diesem Jahr, finde ich. Wobei ich nicht diese Gelage meine, die mit mehrgängigen Leidensrunden den Teilnehmenden in eine allergische Fressnarkose schicken, aus dem er nur mit mehreren Espressi wieder weckbar ist. Sondern die Tatsache eines gemeinsamen Essens an sich, bei dem man sich austauscht, schwätzt, tiefsinnig wird und albern, am besten alles!

Mahlzeit sagen wir oft automatisch, wenn wir uns in der Mittagspause irgendwo begegnen. Und vergessen oft genug den Sinn des Wortes: es handelt sich um eine Zeit für das Mahl. Was bedeutet: Ich esse nix im Rumrennen aus einer Tüte, am schlimmsten noch mit einem Pappbecher des unsäglich obligatorischen Coffee to go in allen Süßungsverianten in der anderen Hand und dem unerträglichen Dauertaschenkobold am Ohr. Ich esse nicht zwischen Tür und Angel, sondern decke meinen Tisch. Das geht auch bei der Arbeit in der Mittagspause, ein Platzdeckchen passt in jeden Schreibtisch und ich muss dann nix aus Pappboxen essen. Ich sitze, danke und esse bewusst. Ich darf mir dabei ruhig Gedanken machen, wo das, was da vor mir liegt, herkommt. Im Idealfall aus dem Garten oder der Region. Du bist, was du isst. Wer super fahren will, kann keinen Fusel tanken, so einfach ist das. Mit meiner Kaufentscheidung entscheide ich über Bienen, Austrocknung, Flugkilometer und vieles andere mehr. Entscheide also klug. Jeder Tropfen zählt für das Meer.

Mahlzeiten machen mit anderen am meisten Freude. Kommunion im besten Sinne. Deshalb sollten wir, wo immer das machbar ist, mit anderen gemeinsam essen. Wenn jemand alleine lebt, ist das kein Argument. Tausenden anderen Menschen geht es ähnlich. Wie wäre es mit einem Zettel im Supermarkt um die Ecke: „Gemeinsam kochen und essen – wer hat Lust?“ und dann geht es los. Zusammen schnippeln, schmurgeln, decken, genießen macht mehr Freude. In großen Städten mit Mietskasernen war eine Zeitlang das Treppentreffen angesagt – Menschen buken Kuchen, andere kochten Tee, Kaffee und Kakao und dann ging es treppauf, treppab, jeder schwätzte mit jedem. Das geht auch mit 1,50 Meter Treppenabsatzabstand. Wenn man miteinander gegessen und getrunken hat, hat man ein anderes Verhältnis zu Menschen als in anonymen Wohnsilos, oder? Man kennt sich und mit einem Schlag ist das Thema Einsamkeit vorbei. Menschen begegnen sich, aus Essenden werden Babysitter, Betreuer, Freunde, Hundeausführer, was immer. Was kannst du und was kann ich und wer braucht davon was? Jeder hilft jedem. Gemeinschaft entsteht am Esstisch.

Traut euch. Kocht miteinander. Bereichert euren Speisezettel. Bedenken wir bitte – Lebensqualität ist der beste Immunboost für uns. Freude, Gemeinschaft und reger Austausch von Inhalten (nicht Viren) stärken uns seelisch und damit auch körperlich. Freude regt die Ausschüttung von glücklich machenden Neurotransmittern an. So viel Bananen kann ich alleine trist gar nicht in mich reinstopfen, dass ich eine gute Wirkung bemerkte. Aber gemeinsam mit anderen essen und trinken stärkt und nährt Körper, Seele und – je nach Gesprächsinhalten – übrigens nicht selten auch den Geist. Und damit meine ich nicht die Volumenprozente.

Allen freudige Mahl-Zeiten in Ruhe, von schönem Geschirr, mit feinen Gläsern, Servietten und Blumen auf dem Tisch. Warum? Weil du es dir wert bist, darum.

Ein wunderbares Wochenende allen.

 

Dinner for one.

Suizid-Vorbeugung beginnt in der Wiege

Am 10. September ist der Suizid-Präventionstag. Rund 10.000 Menschen in Deutschland sterben jährlich durch Suizid, die Zahl der Versuche, sich das Leben zu nehmen, liegen sehr deutlich darüber.

Es gibt viele Gründe, weshalb Menschen an einen Punkt im Leben gelangen, an dem sie keine Kraft mehr empfinden, ihr Leben fortzusetzen und der Suizid als einziger Ausweg scheint. Grundsätzlich gilt: Ich kann meinen Körper töten. Seele und Geist nicht. Das ist das Eine. Das Andere ist: Mit jedem Problem wird mindestens eine Lösung geboren.

Es ist vollkommen in Ordnung, dass man sich so verstricken kann in Sorgen, Nöte und Ängste, dass man keinerlei Ausweg mehr sieht. Es ist vollkommen in Ordnung, dann die Verantwortung für das eigene Leben in die Hände von Ärzten und Therapeuten zu geben, bis man sie wieder selbst er- und tragen kann.

Worauf ich das Augenmerk richten möchte, ist der Aspekt der Prävention. Ein Suizid ist meistens das Ende einer unglaublich langen Geschichte. Die Vorbeugung beginnt im Kindesalter. Es ist die Aufgabe der Erziehung, dass wir den Kindern beibringen, dass manche Dinge schwierig sind, wir an Herausforderungen wachsen dürfen. Dass man nicht alles gleich bekommt, sondern warten können muss. Dass man eine große Aufgabe angeht wie Beppo Straßenkehrer – Stück für Stück, und nicht in Schockstarre vor der Größe der Herausforderung verzweifelt. Es ist Aufgabe der Erziehung, Menschen beizubringen, dass Negatives zum Leben gehört. Dass Menschen krank werden, sterben, Unfälle passieren und sonstige grauenvolle Dinge, die alles verändern können, dass das zum Schicksal gehören kann. Es ist Aufgabe der Erziehung, den Kindern ein gerüttelt Maß an Frustrationstoleranz beizubringen und ihnen nicht alle Lösungen der Lebensfragen auf dem Silbertablett anbietet. Man muss früh lernen, sich für etwas zu engagieren und dass das Leben eine Leihgabe ist, die wir mit Würde tragen.

Es ist Aufgabe der Pädagogik, aufzuhören, am Heftrand mit roter Tinte „f“ für falsch hinzuschreiben, denn wir Menschen lernen von der 1. Klasse an, dass wir Fehler vermeiden müssen. Wenn wir Fehler machen, sind wir mangelhaft bis ungenügend. Es ist Aufgabe der Pädagogik, die Kultur des Scheiterns zu üben. Dass Scheitern zum Erfolg gehört wie Blatt zu Baum müsste klar werden, ist es aber nicht. Es ist Aufgabe der Pädagogik und der Erziehung, Wertschätzung in das Kinderherz zu pflanzen, das Leben als hohen Wert einzustufen, zu üben, wie man freundlich und nachsichtig mit sich und anderen umgeht.

Es gehört zu den Aufgaben der ersten Lebensjahre, die Grundlage fürs Lieben zu lernen, ein Hauptgrund für Suizidalität, das Gefühl des Ungeliebtseins oder niemanden lieben Könnens und Dürfens. Wer von klein auf geliebt ist und lieben darf, geht aufrechter durchs Leben. Wer an Vorbildern entlangranken darf, lernt, dass auch Helden Macken haben. Wer sich im Scheitern übt, begreift, dass wir durch das Überwinden von Hindernissen die besten Seelenmuckis holen. Wer lösungsorientiert aufwächst, versteht, dass das Beweinen einer niemals so dagewesenen goldenden Vergangenheit nicht weiterbringt.

Es ist Stärke, Schwäche zuzugeben und sich Hilfe zu holen. Es ist souverän, sagen zu können, dass man gerade keinerlei Plan mehr hat und total verwirrt ist. Es ist menschlich, zu versagen. Es ist unmenschlich, wenn wir schon Kindern eine andere Welt vorspielen. Eine, in der etwas zu funktionieren hat. In der wir immer alle schneller, höher, weiter gehen. Eine, in der Scheitern ein Fehler und traurige Gefühle schädlich sind. Eine, in der alle supergut drauf, Leistungsträger und Lichtgestalten sind und man selbst ein kleiner Wicht im Vergleich. Das Vergleichen muss eliminiert werden.

Es gibt nur eine Vorbeugung und die bedeutet: erkennen wir, dass wir suchende, irrende Wesen sind. Dass wir von klein auf liebenswert sind aus dem einfachen Grund, weil wir existieren. Dass das Leben eine megakrasse Sache sein kann. Dass Menschwerdung ein Riesending ist und man immer wieder die dunklen Momente haben wird und das auch darf, in denen sich nichts bewegt. Da brauchen wir die offenen Herzen und Ohren, die Hände, die sich dem Gebeugten entgegenstrecken. Stets ist die Zukunft da, bereit, neu zu beginnen. Es ist unsere Aufgabe, uns das immer wieder selbst bewusst zu machen und dafür zu sorgen, dass auch die Menschen um uns herum sich trauen, Laut zu geben, wenn sie diese Zukunftshand nicht mehr wahrnehmen.

Das Leben ist eine kostbare Angelegenheit. Wir dürfen es zu unserem machen. Der Weg entsteht, indem wir ihn gehen. Mal schnell, mal langsam, mal drei Schritte vor und fünf zurück, weil es eben so ist. Aber nicht in der Verzweiflung verharren, die uns keine Wahl mehr zu lassen scheint. Nicht, solange wir aus viel mehr bestehen als nur einem Körper.

Lernen wir, ehrlich zu uns und anderen zu sein. Lernen wir auszusprechen, wenn wir nicht mehr weiter wissen oder können. Andere haben vielleicht auch keine Lösung, aber sie sind da für uns, wenn das Dunkel uns überkommt. Das reicht. Bitten wir um Hilfe und nehmen wir sie an. Wer weiß, was das Leben noch in seiner Wundertüte für uns bereithält.

Allen einen liebevollen Venustag. Achten wir gut aufeinander und schauen wir hin statt weg. Allein das kann manches Leben retten.

 

Dieses wunderbare Blumenfoto hat Manuela gemacht.

Mit Hausmitteln helfen können

Karl Meyer bezeichnet den Herbst als Zeit der Reife. Vieles darf jetzt reifen. Wir fahren so manche Ernte ein, damit die Scheunen voll sind für den Winter. Das bezieht sich nicht nur auf die Früchte aus Feld, Wald und Flur, sondern auch auf das, was man sich so im Lauf eines Jahres erarbeitet.

Hoffen wir, dass die Schulkinder wieder regelmäßig Unterricht haben und alle soweit gesund bleiben, denn normalerweise haben wir Ende September die erste Rotznasenzeit, wenn alle dann ihren ersten grippalen Infekt der Wintersaison erwischen. Mal sehen, wie das wird, denn die normalen Rhinoviren sind nicht dank unserer neuen Desinfektionsmittelusancen ausgerottet.

Deshalb erstmal rein mit allen Beeren, die jetzt reifen, jede einzelne ein Vitaminpillchen, das unserem Immunsystem Stärke verleiht. Her mit den Äpfeln und allem, was wir jetzt ernten können. Der Feldsalat streckt seine Spitzen ans Licht und wartet auf das Wasser, das wir heute mal wieder mit dem Schlauch verpassen müssen, weil es nach wie vor nicht regnet.

Heute sagte mir im Parkhaus eine Frau: „Sind Sie auch froh, wenn das Jahr rum ist?“ Für einen sonnigen Septembertag eine Frage, die wäre vermutlich in den Vorjahren nie gestellt worden. Ich weiß es nicht. Ich bin da so aufgestellt: Lassen wir es erstmal rumgehen. Und wie froh wir dann sind, sehen wir am 31. 12.

Da wende ich mich lieber wunderbaren Dingen zu. Das bedeutet neben der Praxisarbeit heute, dass ich Skripten für Kurse ausdrucke. Hurra, der neue Drucker ist fix und druckt fein.

Ich freue mich, dass sich gleich einige liebe Leute für den Räucher-/Aromapflegetag angemeldet haben. Unterschätzen wir die Kraft der Wickel und Auflagen nicht. Wer weiß, wie Herbst und Winter werden. Mit diesen uralten Hilfsmethoden erreichen wir unglaublich viel. So ein Jahr wie dieses lehrt uns sehr wohl, dass sie alten überlieferten Methoden der Erfahrungsmedizin nicht zu verachten sind. Die Kombination aus Hightech und Bienenwachsauflage ist durchaus interessant. Nicht immer ist Hilfe zur Hand, wohl dem, der einen gut gefüllten Wissensschatz hat, wie man sich im Notfall auch selbst helfen kann und das ganz einfach, denn Zwiebeln, Zitronen und ein paar andere Grundzutaten wie Quark etc. hat jeder daheim und kann flugs daraus etwas Linderung bei vielen Problemen schaffen. Gewusst wie, wie immer.

Allen einen freundlichen weisheitsvollen Jupiteratag mit der Kraft der Mäßigung, aber auch der stillen Freude.

Die Herbstzeitlosen hat Christoph im Bild festgehalten. Danke!

Zeit der Reife

An den Herbst

O Herbst, du Zeit der Reife,

Wenn ich das Land durchstreife,

Auf dem im Sonnenschimmer

Dein sanfter Segen ruht,

Wie träumt‘ ich mich für immer

So mild, so froh, so gut!

Karl Meyer, 1786 – 1870

Kürbisse am Goetheanum reifen der Ernte entgegen.

Die beste Therapie!

Der Blick in die Natur, befand Beethoven, beruhigt unser Gemüt in Bezug auf unsere to-do-Listen. Dem kann ich gut folgen. Ich halte Dr. Wald und Dr. Garten für die besten Therapeuten gegen jede Unbill im Leben. Wer in und mit der Natur lebt, hat jede Medizin um sich. Unsere Lebensweise verhindert recht erfolgreich, dass wir mit den Jahreszeiten leben. Wäre da nicht die Helligkeit oder besser gesagt die Tatsache, dass die meisten von uns nun wieder im Dunkeln aufstehen und es abends immer früher dunkel wird, würden wir vielleicht nicht zu viel bemerken, Klimaanlagen und ähnlichem Technikschnickschnack sei Dank.

Wer regelmäßig im Wald oder in seinem Garten unterwegs ist, hat viele Gelegenheiten, sich mit den Rhythmen der Natur zu befassen und in ihnen zu schwingen. In der Waldorfschule gibt es die Jahreszeitentische. Das sind kleine Eckchen oder Ständer, deren Dekoration eng mit der Jahreszeit zusammenhängt. Jetzt sind es vielleicht schon die Zierkürbisse oder die Lampionblumen, die bereits in vollen Rottönen leuchten, bald kommen die Kastanien dazu, die Nüsse, duftet eine pralle Quitte, liegt dort wie zufällig ein kleiner gebastelter Drache, wenn die Herbstwinde anheben.

Für mich bedeutet der Jahreskreis die Taktung durch die Festzeiten wie die Sonnwenden, Frühjahrs- und Herbstäquinox (Tag- und Nacht-Gleiche), dazwischen Maria Lichtmess, 1. Mai, Schnitterfest, Michaeli, Allerheiligen/Allerseelen mit ihren uralten Ritualen und Geheimnissen. Ich erlebe den Jahreskreis intensiv und bewusst und bin dankbar für die Erinnerung durch meinen Garten, dass wir stetig im Jahreslauf voranschreiten.

Ein Eimer herrlicher Zwetschgen fand am Wochenende den Weg zu mir, zudem Äpfel, alte Sorten mit Geschmack, den unser heutiger Einheitszuchtbrei nicht schaffen kann. Zwetschenkompott ist eingemacht, im Winter ist jedes Glas ein Spätsommergruß. Der Dörrautomat surrt rund um die Uhr und beschert uns Apfelringe. Daraus lässt sich vieles machen. Von Apfeltee über Müslizutat bis feine Knabberei zwischendurch. Das alles macht sehr viel Arbeit, das stimmt. Eine gefüllte Speisekammer erfreut mein Herz, weil ich weiß, dass die Mühen des Sommers und Herbstes belohnt werden. Einfach ein Glas aufmachen und genießen. Etwas, das direkt vor dem Fenster oder bei lieben Freunden gewachsen ist, verspeisen. Sich an die Stunden des Gießens, Jätens erinnern. Wenn eine Saftflasche geöffnet wird, wissen wir, wie heiß es war, als wir kurz vor Mitternacht Berge von Johannisbeeren abzupften fürs Entsaften. Dass die Brombeerernte ein Kampf gegen Stacheln und Wespen war, auch die Stachelbeere hat sich gut gewehrt, während der Holunder geizig war. Das sind Momente, in denen etwas von dem spürbar wird, was man unter „eigener Scholle“ versteht.

Wir sehnen uns alle nach Verbundenheit. Dass Verbundenheit bedeutet, sich auf etwas oder jemanden einzulassen, die Bereitschaft, den oder das Andere, vielleicht sehr Fremde, in sein eigenes Leben einzuladen, die Komfortzone zu verlassen, ist uns oft zu viel Arbeit. „Man ist zeitlebens für das verantwortlich, was man sich vertraut gemacht hat“, belehrt der Fuchs den kleinen Prinzen. Wenn ich Verbundenheit erleben will, ist meine Aufgabe im Sinne von Saint-Exupéry, dass ich mich auf den Prozess des Zähmens einlasse, Verantwortung übernehme und damit belohnt werde, dass mich das Blond eines Menschen an ein Weizenfeld erinnert, über das die Sonne ihre Strahlen schickt.

Womit bist du verbunden? Welche Ernte wirst du in diesem Jahr einfahren können, sei sie ganz real im Glas, in Flaschen, im Tiefkühlfach, sei es im übertragenen Sinn? Worauf soll die Sonne noch einmal scheinen, damit die Trauben reifen?

Allen einen belebten Merkurtag.

Steffi schickte dieses wunderbare Foto unserer Natur. Danke.

Öffne die Herzenstüren!

Die Kraft der Sonne im Herzen tragen: das könnte für die nächsten Wochen eine feine Übung werden, damit in der Seele die Wärme der Welt wirken kann. Wärme und Sonne sind Lebenselixiere für uns Menschen. Wenn die Tage kürzer werden, braucht es Speicherpotential für Licht und Wärme. Damit ist die reale Sonne gemeint, aber auch das, was wir mit innerer Sonne meinen. Ein tiefes Verständnis für unsere Mitmenschen, ein Mitgefühl, kein Mit-Leid. Wenn wir im Menschen die Not, aber auch die Schönheit erkennen, wird es warm. Wenn der andere sein darf, wer und was er ist und wir nicht das Bedürfnis spüren, ihn permanent verändern zu wollen, damit er in unser Weltbild passt, entsteht Raum, der mit Licht und Wärme gefüllt ist.

Wir erleben ein zutiefst menschliches Gefühl von Verbundenheit, wenn wir auf Menschen treffen, die uns so nehmen, wie wir sind. Bei denen wir authentisch sein dürfen, uns nicht verbiegen müssen, die klarkommen damit, dass nicht alle unserer Eigenheiten immer gut erträglich sind. Sie wollen uns nicht verändern, sondern sind bereit, ihre Herzenstüren weiter aufzumachen, damit unsere Sperrigkeit auch mit reinkommt. Das sind Wachstumsgaranten, solche Menschen sind Leuchttürme auf unserem Lebensweg.

Der Steinertext regt dazu an, uns mit der Wärme der Sonne und der Welt zu verbinden und sie wie ein Leuchtfeuer weiterzugeben. Wenn wir uns selbst gewärmt und durchsonnt fühlen, ist es einfacher für uns, das anderen zu ermöglichen.

Wer durchwärmt, durchsonnt dein Leben und lässt dich so, wie du bist? Wo kannst du selbst so für andere Menschen sein? Herzliche Einladung, die Herzensräume weit zu öffnen und mit Licht, Sonne, Wärme und Liebe zu fluten!

 

Allen einen kraftvollen Marstag. Die Energie des Tages kann dabei helfen, alte, rostige Tore zu öffnen, den Staub von Jahrzehnten zu entsorgen und Licht und Sonnenschein als Geschenke anzunehmen.

 

Sigrid war im Wald unterwegs. Wenn man das Foto lange betrachtet, wird es lebendig. Dann hörst du das Wasser plätschern, vernimmst den Wind, wie er leise durch die nun trocken werdenden Blätter streicht und erlebst das Farbspiel aus Sonnenstrahlen, Wassertropfen und verschiedenen Grüntönen. Danke für dieses Erlebnisfoto, Sigrid!

 

Licht und Wärme im Herzen

In meinem Herzen strahlt die Kraft der Sonne

In meinem Herzen

strahlt die Kraft die Sonne

In meiner Seele

Wirkt die Wärme der Welt.

Ich will atmen

die Kraft der Sonne.

Ich will fühlen

Die Wärme der Welt.

Sonnenkraft erfüllt mich

Wärme der Welt durchdringt mich.

Rudolf Steiner

Als ich Sigrids herrliches Baumfoto bekam, dachte ich – genau das ist der passende Text dazu. Danke!

Inspirationsquellen

Nur fünf Minuten täglich, schlägt Steiner vor, sollten wir das betreiben, was früher der herrliche Begriff der Seelenhygiene beschrieb. Sich in sich selbst versenken wäre in heutige Sprache übersetzt Meditation. Seine Lebensgrundsätze sollen wir in diesen Minuten prüfen – was haben wir denn für Lebensgrundsätze? Welche Werte haben für uns Priorität, auf welcher Leitlinie schreiten wir dahin? Machen wir uns täglich bewusst, wo wir bereits Kenntnisse erworben oder gravierende Lücken haben? Sind wir uns bewusst, dass wir auch Pflichten haben? Oft genug stellen wir auf unsere Rechte ab, denken egozentrisch und wenig sozial. Welche Pflichten habe ich? Habe ich sie freiwillig übernommen oder sind sie mir aufgezwungen? Wie gehe ich damit um?

Besonders tiefgreifend finde ich die Anregung, über den Inhalt und den wahren Zweck des Lebens nachzudenken. Das trifft genau den wunden Punkt der meisten, die zentrale Frage nach dem Sinn des Lebens. Menschen rutschen in schwere Depressionen, wenn sie ihr Leben als nicht sinnvoll erachten. Vielleicht finden wir nicht DIE unfassbar großartige Aufgabe, zu der wir berufen sind und wo sich alles in uns hinentwickeln möchte.

Es kann ein sehr tiefer Sinn im Leben darin bestehen, seine Arbeit gut zu tun, in seinem Umfeld freundlich zu wirken, Kinder zu erziehen, das, was man tut, mit stiller und froher Liebe zu tun, egal, wie klein oder groß einen das dünken mag. Das sind äußere Wertungen. Keine Arbeit ist zu gering, als dass sie kein Ritterschlag wäre, wenn sie mit Würde und Liebe zur Sache getan wird. Das adelt alles. Mancher verzweifelt, weil er keine großartigen Dinge tut. Sind es nicht viel häufiger die Stillen, Liebenswerten, Freundlichen, Gütigen, die unser Herz bereichern, uns ihre Nähe suchen lassen, weil sie nicht verurteilen, lauschen statt gegentexten und ihre Menschlichkeit natürlich ist? Na also. Jeder sei, wer er ist und gebe an diesem Platz, an dem er steht, jeden Tag sein Bestes. Dazu helfen diese fünf Minuten enorm.

Als ich Kind war, legte ich mir eine Liste an mit Menschen, die ich toll fand. Da waren Menschen drauf, die waren weder berühmt noch berüchtigt, aber ich liebte sie. Meine Erstklasslehrerin war wunderbar! So jung und schon Lehrerin, schön angezogen war sie. Ich war beeindruckt von Mondfahrern, Herzchirurgen, Sauerbruch, Schweitzer und früh von Lyrikern, denn ich merkte, dass ihre Meisterarbeit an der Sprache sofort ins Herz geht und Menschen verändern kann. Bis heute gibt es Menschen, die mir ein tiefes Vorbild sind. Sie sind wie ein Bambusstab für Jungpflanzen im Garten und wechseln mit den Jahren. Wer ist deine Inspirationsquelle?

Komm gut in die neue Woche hinein.

 

Annes Strand in Spanien. Großartig, mit dem Meer zu leben.

Der wahre Zweck des Lebens

Zusammenfassung

Von Zeit zu Zeit Blicke in sein Inneres tun, wenn auch nur fünf Minuten täglich zur selben Zeit. Dabei soll man sich in sich selbst versenken, sorgsam mit sich zu Rate gehen, seine Lebensgrundsätze prüfen und bilden, seine Kenntnisse – oder auch das Gegenteil – in Gedanken durchlaufen, seine Pflichten erwägen, über den Inhalt und den wahren Zweck des Lebens nachdenken, über seine eigenen Fehler und Unvollkommenheiten ein ernstliches Missfallen haben, mit einem Wort: das Wesentliche, das Bleibende herauszufinden trachten und sich entsprechende Ziele, zum Beispiel zu erwerbende Tugenden, ernsthaft vornehmen. (Nicht in den Fehler verfallen und denken, man hätte irgendetwas gut gemacht, sondern immer weiter streben, den höchsten Vorbildern nach.).

Man nennt diese Übung auch „die richtige Beschaulichkeit“.

Rudolf Steiner

Diese Übung kann wie ein Leuchtturm im Alltag sein. Anne, die in Spanien lebt, hat uns ihren „Haus-Leuchtturm“ geschickt! Beste Grüße nach Spanien! Danke!

Lebst du oder schläfst du noch?

Ich liebe seit Jahren die Wochenend-Übungen von Rudolf Steiner. Da ich Samstag und Sonntag meistens irgendwo Kurse gebe, sind sie – manchmal vorgelesen, manchmal nur Bestandteil meiner Morgenmeditation – mit mir unterwegs.

Die Samstagsanregung liest sich schön, ist jedoch eine wahre Herausforderung. Nur bedeutsame Gedanken soll man denken! Wie viele tausend Mal ertappe ich mich am Samstag (und an allen anderen ist es nicht besser!), dass ich Gedanken bewege, die im Grunde keine Sekunde die Energie wert sind, die das Denken erfordert. Was ich von allen Wochensprüchen am schwersten umzusetzen finde, ist der zweite Teil des Samstags: Werde in dir still, wenn dein Gesprächspartner spricht und verzichte auf jede Wertung – selbst in Gedanken und Gefühlen. Seom singt auf seiner neuen CD „Leuchttürme“ „Glück ist meine Superkraft!!“ – ich glaube, wenn wir das Werten beenden, ist das eine unendliche Glücksquelle. Wertungen verletzen. Uns, unsere Mitmenschen. Vergleiche töten Glück, Ähnliches hat schon Kierkegaard erkannt. Ich werde bis zum Ende meines Lebens mit der Samstagsaufgabe beschäftigt sein.

Am Sonntag sind wir eingeladen, gedankenloses Handeln zu unterlassen. Als ich vor Jahrzehnten diese Übung das erste Mal probieren wollte, las ich diesen Text in der Morgenmeditation. Da bemerkte ich, dass ich unbewusst aufgestanden, in die Dusche getrottet war, meine Zähne lesend geputzt, den Tee ohne jeden Gedanken daran aufgegossen hatte. Puh! Bis zur Morgenmeditation hatte ich bereits eine Stunde in vollkommenem Autopiloten verbracht. Und bei ehrlicher Betrachtung war der Rest der Tage nicht besser. Der Weg zur Arbeit, das Staubwischen, Gemüseschnippeln – Automatismen, Autopilot, keinerlei Wertschätzung für die Schönheit der Karotte in meiner Hand, keine Dankbarkeit, dass fleißige Hände im Frühtau den Tee geerntet und getrocknet haben, dass Dutzende Menschen daran beteiligt waren, dass ich Haferflocken in der Müslischüssel habe. Ich war restlos, vollkommen und round the clock unbewusst. Schlafend. Ohne Sinn und Verstand quasi. Als ich das erkannte, fiel mir auf: wenn ich so weiterlebe, werde ich eines Tages sterben und war keine Sekunde in meinem eigenen Leben anwesend, von irgendwelchen krassen schönen oder negativen Augenblicken abgesehen. Da erkannte ich den Wert dieser Momente – sie wecken auf. Krankheiten, Unfälle, Todesfälle, Geburten, Besonderheiten ragen wie Inseln aus dem Meer, in der Regel sehen wir sie nicht, nur wenn Ebbe ist.

Herzlichste Einladung, diese beiden Wochentage mit den Aufgaben mal mitnehmen ins Wochenende. Und die nächste Woche mal abgrundtief ehrlich zu dir selbst beobachten: Gibt es in meinem Leben überhaupt Bewusstheit, Wachsein und Achtsamkeit auf das, was ist? Kreise ich in meinem Tiefschlafuniversum, ferngesteuert durch „Gewohnheiten“, seien sie im Denken, im Fühlen oder im Handeln?

Es gibt nur eine Aufgabe: Erwachen wir zum Menschsein. Wachsen wir hinein in das Leben, schlagen wir darin Wurzeln und stehen leuchtend da für die anderen, die gerade suchen, verzweifelt sind, traurige Momente haben. Seien wir einfach da. Wach, bewusst und liebend.

Von Herzen wünsche ich euch ein wunderbares, lebendiges Wochenende. Ich freue mich auf Begegnungen mit wachen, bewussten Menschen.

Das Foto hat Steffi gemacht. Ganz bewusst übrigens. Ich danke dir, Steffi, so wie allen anderen, die uns jeden Tag das Geschenk ihrer wunderbaren Fotos machen. Ich nehme gern Fotos entgegen! Wir reisen mit euren Augen um die Welt, schauen durch eure Kameralinse genau hin und sind euch so ganz nah. Vertrauen pur. Wie beschenkt wir sind! Verbunden mit euch, mit allen, die diese Fotos sehen können.