Yearly Archives: 2020

Funkelnde Zeichen

Ich erblickte das Alphabet der Sterne. Ein Firmament voller funkelnder Zeichen, eine unlesbare, aber wundervolle Schrift aus Licht, so alt wie das Universum.

Aus: Walter Moers: Das Labyrinth der träumenden Bücher

Das reale Labyrinth hat Stephanie fotografiert. Vielen lieben Dank!

Wider Misstrauen und Angst

Am Abend mache ich gern eine kleine Rückschauübung. Ich gehe in Gedanken den Tag rückwärts bis zum Aufwachen. Ganz ohne Wertung, einfach nur Hinschauen, was war. Erst bei diesem Rückwärtsanschauen wird mir bewusst, was alles in diesen Tag hineingepasst hat. Manchmal hat man ja das Gefühl, dass wenig geschafft worden ist, aber es ist nicht wenig, es waren vielleicht viele hundert kleine Handgriffe, Telefonate etc., die etwas bewirkt haben, aber quasi vor großen Themen wie untergehen.

Wie wichtig diese ganzen „kleinen“ Handlungen sind, erfahre ich oft erst Jahre später. Ich habe in dieser Woche mehrere Mails bekommen, die begannen mit: „Ich weiß nicht, ob Sie sich noch an mich erinnern, ich war vor x Jahren mal bei Ihnen“. Ich erinnere mich. An Menschen, die vielleicht nur ein einziges Mal da waren und dieses Gespräch hat ausgereicht, um manches in Bewegung zu setzen. Jetzt stehen neue Themen an, es braucht einen Blick von außen und die Menschen melden sich.

Das sind Geschenke, die mir klarmachen, wie bedeutsam auch die kleinen Dinge sind. Manchmal steckt in einer Mail, einem Satz am Telefon eine Botschaft, die etwas wie umwenden, neu erkennbar machen kann.

Dabei hat mir diese schlicht anmutende Übung sehr geholfen, die aufzeigt, was alles in einem Tag geschieht, wie viele unterschiedliche Menschen andocken und wegschweben, welche Vielfalt des Lebens jeden Tag vor mir ausgebreitet wird. Von unglaublichen Schicksalsschlägen höre ich, von Meistern der Lebenskunst, vom Scheitern, vom auf die Welt kommen und sterben. Voller Respekt bekomme ich diese Lebensgeschichten berichtet, versuchen wir gemeinsam, die daraus resultierenden Aufgaben mit Würde bestmöglich zu formulieren und Schritte zu erarbeiten, die möglich sind, um mit allem gut umgehen zu können.

Oft sind es kleine Unachtsamkeiten im Alltag, unbewusst etwas gesagt, gemailt, geappt, die Verletzungen setzen. Oberflächlich mag es rasch heilen, doch unter der Wunde setzt ein Zerstörungsprozess ein, der den gesamten Organismus vergiften kann. Achten wir auf die kleinen Dinge. Schicken wir keine Mail im Zorn und voller Ärger. Reagieren wir nicht auf etwas, sondern lassen es erstmal stehen, damit wir in den Agieren-Modus kommen, anstatt wild Bälle abzuwehren, die vielleicht nicht einmal uns selbst galten!

Eine Runde Staunen in Respekt vor dem, was geschieht und voller Wertschätzung für die großartigen Lösungen, die wir finden können. Stellen wir uns auf die Seite der Resilienz in diesen Tagen, in denen die Pandemie erneut dazu führt, dass Maßnahmen ergriffen werden, um Menschen in die Vereinsamung zu bringen, Drohgebärden erkennbar sind. Menschen kommen mit unglaublichen Maßnahmen zurecht, wenn sie notwendig sind. Voraussetzung: Sie sind restlos aufgeklärt über die Fakten und darüber, ob man sie einschätzen kann oder nicht. Schwarmwissen muss nicht negativ sein. Ganz im Gegenteil. Wer Bescheid weiß, alle Fakten kennt, kann sehr kreativ werden, so entstehen vorher gänzlich unerwartete Lösungen. Angst und Vertuschung, Lüge und Bedrohung schwächen die Moral, töten das Vertrauen und erleichtern Ungutem aller Art, vor allem dem Einschüchterungsvirus und dem Misstrauensbakterium, das Eindringen und Zerstören in vormals gesunde Strukturen.

Allen einen Jupitertag, der seine freudige Energie großzügig und weise ruhig verteilen kann.

 

Dieses zauberhafte Bild verdanken wir ebenfalls Stephanie! Ist das nicht großartig?

Morgendämmerung

Prosa kann Abend und Mondlicht malen, aber um die Morgendämmerung zu besingen, bedarf es der Dichter.

George Meredith, 1828 – 1909

Diese Farbherrlichkeit hat Steffi am frühen Morgen für uns aufgezeichnet. Dankeschön!

Freut euch vor – bald gibts was Neues!

Wenn sich vier Menschen zusammensetzen, die enorm kreativ und engagiert sind und gemeinsam das Jahr überdenken und was es braucht – ratet, was geschieht! Genau! Heraus kommen eine geballte Ladung Energie und krass gute Ideen, die in den nächsten Tagen und Wochen Gestalt annehmen werden. Ich sags mal so – haltet euch den 27. 11. nachmittags frei. Bald mehr zu diesem Projekt, von dem wir denken, dass es euch genau da abholen kann, wo wir in diesem Chaosjahr stehen und euch mitnimmt in eine Zukunft, die mächtig viele Chancen am Start hat, denn auch das ist so! Freut euch schon mal vor.

Zwei Riesenkisten Äpfel sind nebenher eingemacht – im Winter muss ich nur ans Regal und habe mit einem Handgriff herrliches selbstgemachtes Apfelmus als Nachtisch für die Kurse. Oder wahlweise Zwetschgenkompott. Hach! Da ich gerade so gar keine Zeit habe, war das erstmal ein „oh nee, wann soll ich das noch machen?“, aber wenn alles dann fertig im Regal steht, ist es schon super.

Ich höre, dass der Herbstäquinox einen Wetterumschwung im Gepäck hat. Ich sage es so – alle Sonnenjünger können auch 2020 nicht meckern. Jetzt dürfen sich die Menschen freuen mit mir zusammen, die auf wallende Nebel stehen. Die das elegische Geräusch kleiner Wassertropfen lieben, die aus Spinnennetzen weinen. Das leise Plopp, wenn eine Quitte vorzeitig herunterfällt. Morgens gibt es endlich Tau fürs Tautreten. Zwischen den in allen Violetttönen prunkenden Herbstastern spannen sich die Altweibersommerfäden glitzernd im Morgenlicht. Abends früh dunkel, morgens lang dunkel bedeutet – maximal am Mittag ist es heiß. Nach einem superheißen Kurs letztes Wochenende freue ich mich auf Unterrichtstage, an denen der Regen die Scheiben herunterrinnt. Wolken werden dick und schwer und schwarz über den Himmel eilen. Die Schlehen reifen gemütlich. Der Feuerdorn glüht im Grau. Hach. Sinkende Temperaturen. Die Aussichten – der Winter naht! Ehrlich, was gibt es Schöneres als den Geruch nach Herbst, das Sammeln von Kastanien, das Leuchten der Blätter in allen zauberhaften Herbstfarben! Die ersten Schals, die ersten Teetassen. Endlich wird das Leben schön. Die letzten Rosen fallen ab, wenn man sie ins Haus mit nimmt, Kürbisse leuchten mit Lampionblumen um die Wette. Die Schleier zwischen den Welten werden feiner. Wir hören andere Geräusche, es wispert und knistert in den Ecken, die Holzgeister richten sich auf den Winter ein. Die Natur legt sich schlafen und das Geistige erwacht. Zeit des Traums, der Amulette und Schutzgebete, des Abschließens und vor allem – und das ist das Beste überhaupt – der Neuorientierung!

Ach, was habe ich darauf gewartet, dass Nächte wieder herrlich eiskalt werden, wenn man am offenen Fenster steht und in der endlich klaren Luft die Sterne wie gemeißelt stehen, der große Wagen derzeit so nah, dass man meint, einsteigen zu können und wie der kleine Häwwelmann davonzubrausen. Jetzt wird es wieder flauschig. Die Luft wird feucht, morbid, eine Mischung aus welken Blättern, Stürmen und viel Nässe von oben, der Boden darf sich vollsaugen, endlich, die Brunnen füllen sich und der Wind pfeift. Oh wie schön ist Panama, heißt es bei Janosch. Ich freue mich vom ersten warmen Sommertag an auf den Tag, an dem man das erste Mal frei atmen kann und es riecht so, wie es nur im Frühling auch an nur einem Tag ist. Der Herbst verspricht Erntedank. Vollreife. Rückzug. Besinnung. Klugheit und Klarheit, Kälte und Reinheit. Wandern zwischen den Welten. Ahnengrüße dringen durch, wir werden sehr bewusst und die Sehnsucht nach geistigem Tun wächst. Schatten in den Ecken zeigen unsere Schattenseiten und laden uns ein, zu lernen, zu forschen und die richtigen Fragen zu stellen, um über den Winter in die Antworten zu wachsen.

Ich weiß, dass die meisten von euch den Sommer lieben. Das ist euch auch in jedem Jahr sehr gegönnt. Jetzt kommen eben die Herbstfreaks wie ich auf ihre Kosten. Winde, die losgelassen werden. Blätter, die sich färben, schweben, fallen. Kastanien und Nüsse, Schlehen und Mispeln in Warteschleife. Ernte der Trauben, Äpfel, Quitten und Birnen nach und nach. Der Feldsalat, der jetzt hochkommt. Hört ihrs schon vorfreudig, wie es raschelt, das herbsttrockene Laub? Habt ihr eure Wolldecken herausgekramt und liegen die Socken bereit? (für die, die ab 21 Grad frieren)

Allen einen großartigen Merkurtag mit der Kraft der Beweglichkeit. Mögen wir uns aufmachen in eine Jahreszeit, die den Umschwung für die Welt bringen kann – nach all dem Sonnenschein, der müde und träge machen kann, kommen jetzt Klarheit und Fernsicht. Die Welt, wir, alle haben das sehr nötig.

Theresa hat einen Teil des Doms von Santiago di Compostela im Bild festgehalten. Danke!

Nebeltraum

Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.

Eduard Mörike

Manuela hat diese dramatischen Wolken fotografiert und damit läuten wir gefühlsmäßig den Wechsel zum Herbst ein.

Bitte um Wahrheit

Zur Zeit wird bei uns viel diskutiert über Führungskultur. Wir erleben das in einigen Firmen, dass – verstärkt, nicht unbedingt bedingt durch Corona – die Umsätze einbrechen und die Worte „Konkurs“, „Umstrukturierung“, „Schließung“ im Raum stehen. Die Pandemie zwingt alle dazu, Klartext zu reden. Was lange unter Teppiche gekehrt wurde, steht nun offen da und muss angesprochen werden. Und wie sieht die Realität aus? Keine Kommunikation, Flurfunk, hintenrum Gerüchte und gegenseitige Verleumdung. Das ist in allen Bereichen zu spüren.

Ich finde, Menschen haben ein Recht auf die Wahrheit. Die ist nicht immer bequem, selten schön und doch können wir Menschen ausgezeichnet mit Dingen umgehen, wenn sie in Klarheit benannt sind. Dann schwenken wir nämlich auf der Stelle in Lösungsmodi ein, denn unser Gehirn nimmt Fakten als Fakten und arbeitet dann direkt in Richtung „was machen wir daraus“. Das würde Beziehungen, Firmen, der gesamten Welt gut tun und vor allem auch im Hinblick auf die Faktenlage bei Corona der Bevölkerung.

Wahrheit ist manchmal schwer anzunehmen, weil es auch bedeutet, Versäumnisse anzuschauen und aufzuarbeiten und das ist nicht negativ, sondern bringt voran, denn wir lernen aus Fehlern und wissen dann, was nicht mehr geschehen darf. Aber keine Wahrheit ist der Horror, denn das befeuert die Gerüchteküche. Was geschieht? Die Menschen zerfleischen sich gegenseitig, Behauptungen werden gehandelt wie sonst Aktienkurse und am Ende wird viel Hass und Verletzung erzeugt, ohne dass sich an der Unklarheit was verändert hätte.

Auch wenn es schwerfällt: bleiben wir bei der Wahrheit. Benennen wir die Dinge. Betrachten wir Fehler, Versäumnisse, Fehlhandlungen unter dem Aspekt des Lernens, denn Fehler machen alle Menschen, alle ohne Ausnahme. Wenn wir aber Fehler als Lernchancen sehen und uns gegenseitig erlauben, Versäumnisse zu benennen und dann gemeinsam zu überlegen, wie man damit umgeht, bleibt uns langfristig viel Leid erspart.

Wenn die Firmen, die ihre Mitarbeiter permanent im Unklaren lassen, die Gerüchteküche nicht beenden und meinen, durch solche Verhaltensweisen viele Kündigungen zu erzeugen, damit die Statistiken schöner aussehen, wüssten, dass die besten Ideen zur Rettung der Unternehmen von ihren Mitarbeiten und deren Familien stammen, würden sie den vielen positiven Berichten in dieser Frage folgen. So wird zerstört, wo vorher Vertrauen war. Wahrheit verschweigen, vertuschen oder umbiegen zerstört und enttäuscht. Vertrauen ist das wichtigste Kapital, das Firmen haben. Das der Mitarbeiter und das der Kunden. Ist das verspielt, ist nichts mehr zu retten.

Wahrheit bringt Klarheit. Wir brauchen Klarheit in diesem Land auf allen Ebenen. In Beziehungen, in Firmen, in der Politik und vor allem im Umgang mit der Pandemie im Hinblick auf die Mitglieder der Gesellschaft, die am meisten darunter leiden – die Jüngsten und die Ältesten. Es beginnt bei jedem. Stehen wir aufrecht in Aufrichtigkeit. Sagen wir, was zu sagen ist in Respekt, Wertschätzung und unter Beachtung der Menschenwürde. Dann kann aus Fehlern eine wunderbare neue Pflanze des Vertrauens und des Miteinanders wachsen. Alles andere ist Spielen mit Menschen, Verspielen von Wertschätzung, Respekt, Achtung und jeglichen Vertrauens in die Verlässlichkeit von Aussagen. Wir brauchen Menschen mit Mut. Dazu aufgefordert ist jeder. Sagen wir klar, was ist. Wir können mit allem zurechtkommen, aber nicht mit Unwahrheit und Unklarheit, sie berauben den Menschen der Würde und des Respekts.

Der Dienstag ist mit der Kraft des Mars versehen. Wie wäre es heute mit einem kraftvollen Ja zur Wahrheit und damit zum Neuanfang? Egal, aus welcher Krise wir hervorwachsen dürfen – es beginnt alles mit einer klaren Aussage, wie es steht.

Ursula hat uns mit auf einen Frühherbstgang genommen mit ihrem Foto. Die klare Herbstluft möge die Köpfe freiblasen. Es ist allerhöchste Zeit, bevor wir in der Winterkälte seelisch und moralisch erstarren ob der Weltlage.

Ein Männlein steht im Walde

Ein Männlein steht im Walde
Ganz still und stumm,
Es hat von lauter Purpur
Ein Mäntlein um.
Sagt, wer mag das Männlein sein,
Das da steht im Wald’ allein
Mit dem purpurrothen Mäntelein?

Das Männlein steht im Walde
Auf Einem Bein
Und hat auf seinem Haupte
Schwarz Käpplein klein.
Sagt, wer mag das Männlein sein,
Das da steht im Wald’ allein
Mit dem kleinen schwarzen Käppelein?

Das Männlein dort auf Einem Bein,
Mit seinem rothen Mäntelein
Und seinem schwarzen Käppelein,
Kann nur die Hagebutte sein!

Hoffmann von Fallersleben, der 1860 die Lösung des Rätselliedes ergänzte

Das Foto hat Ursula gemacht, liebes Danke!

Eine Runde Umarmungen für euch

 

Der Montags-Nachdenk-Input steht auf der Homepage für euch bereit. Ich danke euch sehr fürs Mitlesen, hier der Link:

Einmal im Jahr muss es der Herbsttext von Rilke sein. Ich habe festgestellt, dass meine Sehnsucht nach diesem Text dann am größten ist, wenn ich der Meinung bin, dass mir die warmen Tage reichen. Noch immer Garten gießen, noch immer in Kursräumen sitzen und auf die Nacht hoffen, dass es abkühlt ist nicht so meine liebste Beschäftigung.

Am Wochenende hatten die Kursteilnehmer in der Heilpraktiker Psychotherapie-Ausbildung in Vaihingen im Außen sehr viel Sonne und von der Thematik her sehr viel Arbeit mit den Rubriken Organische Psychosen und dem gesamten Bereich Alkohol und Drogen. Mit der Gruppe habe ich Glück, alle sind super engagiert und interessiert, da macht es richtig Spaß. Übernächstes Wochenende bin ich schon wieder im Süden, da haben die Life Coaches ihr „Psychowochenende“ und werden mit einer Menge an Krankheitsbildern konfrontiert, die im Coaching oft unterschwellig mit sichtbar werden, aber im Grunde nicht in die Hand des Coaches, sondern in die des Therapeuten gehören. Schön, dass ich den Coaches dieses Grenzgebiet gut erläutern darf. Ich finde es wichtig, dass man erkennen kann, ob etwas noch zum Bereich Coaching oder eben schon zum Therapeutischen gehört.

Ansonsten hat mich wieder eine Kriebelfliege erwischt und mir ein dickes Loch in die Hand gebissen. Ich hoffe, dass ich bis Weihnachten damit fertig bin. Die letzten Löcher vom Mai waren gerade fein verheilt.

Wenn man Würzburg verlässt und in ein anderes Bundesland kommt, macht man schöne Erfahrungen. Baden-Württemberg ist entspannter mit der Pandemie als wir hier. Es war sehr wohltuend, Menschen zu begegnen, für die Corona weniger heftig ist, obwohl Baden-Württemberg Schulbeginn hatte und einige Kinder am Samstag, andere schon am Freitag eingeschult wurden. Insgesamt ist die Stimmung freundlich, die Menschen begegnen einander wertschätzend. Der Tankwart verabschiedete mich mit „Hend Se en schöne Dag bis zum näggschde Mal, mal gugge, wie’d Welt dann ausschaut mit euch in Bayern, gell! Na kommet Se halt zu uns, da hamm Ses schöner.“ Na also. Trotz Würzburg-Nummernschild kein Anschlag auf mich. Mir wurde ohne jede Diskussion eine herrliche schwäbische Butterbrezel gereicht.

Die Woche ist vollgepackt mit Begegnungen mit Menschen, die krasse Themen bewegen. Ich hoffe, dass wir so manchen Schritt tun, etwas in Fluss bringen können. Ich bin zutiefst dankbar für das Vertrauen der Menschen, die gerade so viel durchmachen und sich so gut aufstellen! Chapeau!

Wisst ihr was? Es ist sowas von Zeit, dass wir aus der Angstkiste aussteigen und uns daran erinnern, dass wir zutiefst im Herzen Menschen sind. Unsere Aufgabe ist es, miteinander zu wachsen, füreinander da zu sein und nicht, uns gegenseitig zu verunglimpfen. Eine Runde virtueller Hugs für euch alle.

Ich wünsche euch von ganzem Herzen einen guten Start in eine gesunde und wunderbar freundliche Woche. Möge Segen auf allem liegen, was wir tun.

 

Silke war im Allgäu und hat sich sehr gefreut, gemütliche Kühe beim Grasen zu erleben. Danke für das Bild!

Es ist Zeit

Herbsttag

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.

Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,

und auf den Fluren lass die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;

gib ihnen noch zwei südlichere Tage,

dränge sie zur Vollendung hin und jage

die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.

Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,

wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben

und wird in den Alleen hin und her

unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

Rainer Maria Rilke

Das wunderschöne Gegenlichtfoto hat Manuela gemacht. Danke von Herzen.

Leben ist Wandel

Im Garten haben Schneeglöckchen ausgetrieben. Ich staune und frage mich, was dann im Frühling kommen mag. Verrücktes Jahr. Die Spiere hat ebenfalls nochmals herrliche weiße Blüten angelegt. Meine Hoffnungen auf kühlere Witterung für das Wochenende mit Kursen erledigen sich soeben leider. Na gut, das bedeutet Unterricht bei kompletter Raumlüftung, bis der obligatorische deutsche Satz ertönt: „Fenster zu, es zieht!“

Das jüngere Kind hat die 30 erreicht. Ein Teil des Lebens, der überwiegend aus Wachsen, Werden und seinen Platz in der Welt finden besteht, ist vorüber. Der nächste Lebensabschnitt besteht aus weiterem Wachsen, Werden und immer wieder neu seinen Platz finden, Rollen dazu bekommen oder welche ablegen, neue Menschen im Leben begrüßen, vielleicht andere verabschieden (müssen).

Leben ist ständiger Wandel und stete Neuorientierung. Für manche ist das beunruhigend, ich finde, es macht die Angelegenheit spannend. Wir wissen niemals, was kommen mag oder ob das, was auf uns zukommt und negativ erscheint, nicht ein großes Glück sein kann und umgekehrt. Ich erlebe es oft in der Praxis, dass Klienten sagen: „Wäre ich nicht krank geworden, hätte ich mein Leben einfach so weitergelebt. Dann würde ich niemals ein so gutes Leben führen wie das, das ich jetzt leben kann. Das war ein wichtiger Weckruf für mich im allerletzten Moment.“

Lassen wir es nicht immer zum Weckruf kommen. Die sind oft sehr unangenehm. Wenn wir tief ehrlich sind, haben wir alle ein sehr klares Bewusstsein darüber, was gut ist und was nicht, was sinnvoll wäre und wo wir besser einen Schlussstrich ziehen. Wir tun es nicht. Bequemlichkeit, Gewohnheit, „wird schon“, „passd scho“ und schön weggucken, denn das funktioniert super. Das Leben sendet viele Stoppschilder, bis wir eines bekommen, dass wir stehen bleiben müssen. Dann bedeutet das oft, das gesamte Leben umzukrempeln, alles einmal anzuschauen und komplett neu aufzustellen. Vieles wäre vorab mit einigen wenig aufwändigen Änderungen schon wieder auf guten Wegen gewesen, wenn wir auf das hören würden, was unsere gute innere Führung meint.

Herzliche Einladung an diesem Tag, dieser inneren Stimme einfach mal ein Ohr zu leihen. Allen ein freundliches Wochenende mit besten Innenohren für das, was wirklich und ernstlich wichtig in unserem Leben ist.

 

Sigrid hat die herrlichen Trauben im Weinberg entdeckt. Sie reifen der Ernte entgegen.

Wunder der Schöpfung

So vielfältig sind die Wunder der Schöpfung, dass diese Schönheit niemals enden wird.

Die Schöpfung ist hier. Sie ist genau jetzt in dir, ist es schon immer gewesen.

Die Welt ist ein Wunder. Die Welt ist Magie. Die Welt ist Liebe.

Sie ist hier und jetzt.

Indianische Weisheit

Dieses wunderbare Panorama hat Sigrid für uns mit der Kamera gemalt.

I have a dream

I have a dream

 

Wenn ich meine Augen schließe und mir die Welt vorstelle, sehe ich die Vielfalt von unterschiedlichsten Menschen auf dem Planeten. Sie leben an unglaublichen Orten, angepasst an ihre Umgebung. Sie nehmen sich aus der Umgebung, was sie brauchen und vergeuden nichts.

Die Menschen haben gelernt, ihre Verschiedenheit als Qualität zu sehen. Menschen aus warmen Ländern tauschen sich mit Menschen aus dem Eis aus, um voneinander zu lernen. Sie wissen: Jeder ist an seinen Lebensraum gut angepasst. Keiner muss dem anderen etwas beweisen, alle sind Menschen. Sie lauschen auf das, was andere sagen, denn es geht um den einen Planeten, den alle Lebewesen Heimat nennen.

Sie sitzen an runden Tischen real oder online zusammen und beraten, wie sie gemeinsam Zukunft gestalten. Mit an den Tischen sind die Vertreter aller Reiche – berücksichtigt werden Interessen der Tiere, der Pflanzen und Mineralien, nur alle zusammen machen Erde und Welt aus. Es geht um die Rettung der Regenwälder, um den Erhalt der Lebensräume seltener Arten. Es geht um den Schutz des Wassers, des Rohstoffs, den alle brauchen und dessen Reinheit und vor allem Lebendigkeit die Grundlage unseres Lebens darstellt. Es geht um die Luft, die wir atmen und um einen vernünftigen Umgang mit allen Rohstoffen, sie sind nicht unser Eigentum, sondern eine Leihgabe. Was entnommen wird, muss adäquat zurückgegeben werden.

Ich träume von Gemeinschaften, die Kinder respektvoll großziehen. Sie werden nicht kaserniert, gedrillt und zu auswendiglernenden Nichtdenkern erzogen, sondern lernen von klein auf, sowohl mit der Hand als auch mit dem Kopf und dem Herzen zu denken. Ihre Lehrer werden Weise sein, die sich ausgezeichnet haben durch ihre Klugheit in Verbindung mit tiefster Menschenliebe. Ihre Lehrer werden Meister ihres Fachs sein, die nicht aus Büchern, sondern Erfahrung und Wertschätzung heraus lehren. Je jünger das Kind, desto sorgsamer die Wahl der Begleiter und desto mehr Gemeinschaft braucht der Mensch. Gefördert werden Begabungen, eine Nivellierung findet nicht statt. Es braucht eine Schulung im Scheitern, eine Ermutigungspädagogik, die auch Frustrationsskills lehrt, Mut, Durchhaltevermögen und Vertrauen ins Schwarmwissen. Kunst, Kultur und Sport sind essentielle Menschenbildner.

Wir leben in Gemeinschaften, in denen Menschen mit Kindern ebenso ihren Raum und Schutz finden wie Menschen, die gern alleine sind. Gemeinschaften sind open spaces. Jeder gibt, was er kann und spricht offen aus, was er braucht. Er darf bitten, weil gegeben wird.

Ich träume davon, dass wir aufhören, einander zu bekriegen. Zu beargwöhnen. Neid, Hass, Angst, Wut, Verzweiflung sind keine Wachstumsfaktoren. Wachstumsfaktoren basieren auf Respekt, Würde, Liebe, Offenheit, Verbindlichkeit und Vertrauen.

Ich träume von Regierungen, die ihre Völker begleiten, weil sie dafür gewählt wurden. Auf einem Weg, der frei ist von Lüge, von Bevormundung, von Übergriffigkeit ebenso wie von Gewalt, Unterdrückung und Zerstörung. Wer eine Führungsposition hat, egal, auf welcher Ebene, muss sich als integrer Mensch ausgezeichnet haben. Er muss sein Handwerk verstehen, aber er muss auch als Mensch Werte und Tugenden besitzen. Es geht nicht um Macht von Lobbys. Es gibt nur eine Lobby und die stellt nur eine Frage: „Was dient dem Ganzen?“

Ich träume von Offenheit und Ehrlichkeit, nur dann wachsen Vertrauen und Stärke. Ein Volk ist bereit, viel auf sich zu nehmen, so, wie Angestellte einer Firma bereit sind im Notfall, sehr viel auf sich zu nehmen, um das System zu retten. Aber nur dann, wenn Ehrlichkeit herrscht. Wenn von oben nach unten (so es das brauchen sollte) klar kommuniziert wird, was der Stand der Dinge ist und wie man gemeinsam gute Wege erarbeiten kann. Menschen sind zu vielem bereit, wenn sie anständig gefragt werden und wissen, dass niemand Informationen zurückhält aus Gier und Egozentrik.

Ich träume von Vertrauen. Man kann und darf sagen, was einen bewegt, ohne Angst vor Unterdrückung, Verschleppung, Folter. Glaube ist eine stärkende Wurzel, kein Ausschlusskriterium mehr, weil er nicht mit Macht verbunden sein darf.

Ich träume von Klarheit, die Ruhe bringt. Dinge geschehen. Virenwellen überrollen die Welt. Und was ist unsere Antwort darauf? Angst. Gegnerschaft. Lagerbildung. Verleumdung, Anschwärzung, Missgunst, Hass.

Ich bin kein Sozialromantiker und gebe mich nicht der Illusion hin, dass alle Menschen gut sind. Aber ich gebe mich dem Wissen hin, dass alle Menschen dazu geboren sind, gute Menschen zu werden, wenn sie die Chance dazu haben. Wir leben in krassen Zeiten. Deshalb brauchen wir sehr andere Arten zu denken, zu leben und respektvoll zu sein. Freundlichkeit, Höflichkeit und Anstand sind Mangelware, sie sind jedoch die Grundlage des Lebens.

Ich möchte nicht nur träumen. Viele andere auch nicht. So, wie wir jetzt gerade miteinander umgehen, biegen wir als Menschheit auf einen Weg ab, der nicht weiterführt. Legen wir die Waffen nieder, mit denen sich Menschen bekriegen, die bis vor kurzem Freunde waren und jetzt „Lagern“ angehören. Wir stehen alle auf derselben Seite, denn es gibt nur eine Seite: Die Seite der Menschen auf diesem Planeten im Jahr 2020. Wir sind aufeinander angewiesen in Freude, Liebe, gegenseitiger Achtung, Fürsorge und aufgerufen, in ein gemeinsames Handeln zu kommen. Wo ist die Einheit der Menschen, die uns im Frühjahr global verbunden hat? Wachen wir auf und setzen wir den Traum von einem gesunden, wunderbaren Planeten um. Wir sind viele. Und wo viele zusammenwirken, wird es gut, wenn das Ziel stimmt. Dann kommt auch Hilfe von Ebenen, die wir nicht erwartet hätten.

Allen einen Venustag, der ganz im Zeichen der Liebe steht.

 

Danke an Silke für dieses herrliche Bild.

Frieden in der Welt

Damit es Frieden in der Welt gibt, müssen die Völker in Frieden leben.

Damit es Frieden zwischen den Völkern gibt, dürfen sich die Städte nicht gegeneinander erheben.

Damit es Frieden in den Städten gibt, müssen sich die Nachbarn verstehen.

Damit es Frieden zwischen Nachbarn gibt, muss im eigenen Haus Frieden herrschen.

Damit im Haus Frieden herrscht, muss man ihn im eigenen Herzen finden.

Laotse

Danke an Christoph für die ungewöhnliche Sicht aus einem kleinen Flugzeug.

Hilfen im Alltag

Wenn ein Mensch krank ist, ist Zuwendung das Wichtigste neben dem, was zur Gesundung not-wendig ist. Zum Gesundwerden brauchen wir Ruhe, Schlaf, Abschirmung von allen Belastungen unseres Alltags. Das gilt auch für seelische Überlastungsmomente. Ich vermute, dass wir in diesem Herbst und Winter froh sein werden, dass im Sommer so viel Schafgarbe zu finden war. Sie ist eines der besten Heilkräuter für die Leber und kann wunderbar in einem Leberwickel angewandt werden. Nach dem Mittagessen auf den rechten Oberbauch aufgelegt hilft er beim Verdauen und wärmt unser wichtiges Entgiftungsorgan. Nachruhe sorgt dafür, dass Patienten mit Depression gekräftigt aufstehen und sich durch diese Anwendung besser fühlen.

Ist ein Gelenk entzündet, tun Wickel ebenfalls gute Dienste, seit uralten Zeiten bekannt sind Kohlwickel oder Quarkauflagen, wenn die Haut zu viel Sonne bekommen hat. Fieber kann man mit Wadenwickeln lindern, Halsschmerzen mit Zitronenwickeln und bei schrecklichen Ohrenschmerzen in der Nacht ist eine Zwiebelauflage das Mittel der Wahl.

Früher gab es den guten alten Salbenlappen noch. Das waren dick mit dem Spatel aufgetragene Salbenmengen auf Leinentüchlein, die auf die schmerzenden Stellen aufgelegt wurden, darüber kam ein warmes Wolltuch und die Auflage wirkte gemütlich ein. Duftend versank man in den heilenden Schlaf.

Wickel und Auflagen sind wirksam und helfen, Beschwerden zu lindern, sie sind ein Akt der Zuwendung. Wer den Patienten damit versorgt, schenkt ihm Aufmerksamkeit, hilft ihm beim Gesundwerden und während der Wickel wirkt, kommt oft tiefe Ruhe auf. Die umhüllenden Tücher schaffen Geborgenheit, schenken das Gefühl von Behütetsein und geben Sicherheit, wenn der Wickelnde sein Handwerk versteht.

Ich finde es bedauerlich, dass diese alten Heilhelfer heute aus Zeitmangel wenig eingesetzt werden. Sie respektierten eine wichtige Sache beim Heilen: Der innere Arzt macht gesund, nicht die Medikamente. Die alten Techniken regten die Selbstheilungskräfte des Körpers an und schenkten Kraft und Sicherheit. Eine überstandene Krankheit bedeutete oft, dass Kinder einen Entwicklungsschub gemacht hatten oder der Körper nach der Rekonvaleszenz (das gab es eben auch noch, eine Zeit des Wiederaufbaus, nicht drei Tage Tabletten nehmen und dann wieder „voll funktionsfähig“ weitermachen) stärker und kräftiger war. Der Körper erholte sich rascher nach solchen Anwendungen und es gab eine gewisse Sicherheit, nicht total von irgendwelchen Medikamenten abhängig zu sein.

In diesen Tagen, in denen Gesundheit wieder ein wichtiger Wert ist, sollten wir uns an diese Techniken erinnern und uns dieses Wissen wieder aneignen. Viren sind nur durch ein starkes Immunsystem zu bewältigen, das haben die wenigsten von uns mit der modernen Lebensführung. Wer Wickel und Auflagen anwenden kann, hat mehr Handlungsmöglichkeiten, wenn jemand erkrankt. Am 18. Oktober werden wir uns in einem Kurs mit den Wickeln und Auflagen befassen. Ich freue mich auf den Tag, denn alles, was wir selbst unternehmen können, um unsere Gesundheit zu stärken oder wieder zu erlangen, macht uns unabhängiger und freier. Es gibt noch freie Plätze in diesem Kurs. Alle Infos hier: https://www.seelengarten-krokauer.de/wickelkurs/

Bleibt gesund.

Geradeaus

Geradeaus kann man nicht sehr weit kommen.

Antoine de Saint-Exupéry in: Der kleine Prinz

Danke an Christoph für das Foto aus dem Veitshöchheimer Rokokogarten.