Yearly Archives: 2020

Mittwochs-Nachdenk-Input

Immortelle, die Unsterbliche. Eine Pflanze mit großen Kräften, wie so oft. Oft stehen Pflanzen am Wegesrand wie diese, die im Mittelmeerraum überall wächst, wo es karg und trocken ist. In diesen Pflanzen stecken Inhaltsstoffe, die tief wirken. So gilt das Immortellenhydrolat, das Pflanzenwasser, das bei der Destillation der Pflanze anfällt, als hervorragendes Mittel gegen Hämatome. Vielfach gestestet und bewährt hat sie sich. Das kann man besonders gut beobachten, wenn man gestürzt ist und nicht gleich spüren kann vor lauter Schock und Schreck, wo man sich überall wehgetan hat und nur manche Stellen einsprüht. Am nächsten Tag ist die Überraschung groß – wo gesprüht wurde, ist der Fleck so gut wie weg und wo es vergessen wurde, prangt ein riesiger blauer Fleck.

Ist das nicht wunderbar, was die Natur alles kann? Daran denke ich so oft, wenn ich in meinen Heilkräutergarten schaue und überlege, wie viele heilkräftige Pflanzen dort stehen. Manche breiten sich enorm aus, andere sind ein Jahr zu Gast und bevorzugen dann den stillen Tod, weil der Boden einfach nicht passt. Der Lehmboden bei uns ist nicht für alles eine Hilfe. Heidelbeeren, Sanddorn oder Karotten wären ein Traum, doch das ist so sinnfrei wie der Anbau von Dill und Fenchel hier. Dazu kommt, dass den ganzen Tag die Sonne draufscheint. Unsere Bäume geben sich ja wahrhaft Mühe, aber bis sie mal wirkliche Schattenspender werden, müssen wir noch 20 Jahre zuwarten.

So ist ein Garten ein Gesamtkunstwerk im Wandel. Böse Zungen behaupten, dass der Wandel bei unserem Garten darin besteht, dass die Jahreszeiten sich verändern und man dann manchmal nicht mehr ganz das meterhohe Chaos sieht. Dabei ist es nicht so wirklich chaotisch, dahinter steckten einst sehr durchdachte Prinzipien. Doch eines haben wir mit den Jahren auch gelernt – der Garten entscheidet, was passt. Und kein Jahr gleicht dem anderen. Was im letzten Jahr großartig war, kann dieses Jahr ganz und gar verschwunden sein. So ging es mir mit meiner Lichtwurzel. Acht Sommer lang erschien sie zuverlässig und hatte eines Tages im Sommer ihren Stab umwunden. In diesem Jahr windet sich nichts. Da merke ich, dass ich an einigen Pflanzen hänge und traurig bin, wenn sie sich verabschiedet haben.

Auf alle Fälle ist ein Garten ein lebendiges Wesen mit eigenem Mikroklima, eigenen Vorstellungen und Wünschen. Da sich in der Regel der Garten durchsetzt, lasse ich ihn walten. Es nutzt ja auch nichts, als Grasmilbenallergiker, der nach 10 Minuten im Garten flüchten muss, kann er im Sommer ohnehin treiben was er mag. Ich verarbeite nur die Ernten 🙂 und das ist dann die Freude, die wir im Winter jeden Tag erleben, wenn in unserem Glas der Saft aus den Beeren des Sommers leuchtet oder im Quark die Früchte des Sommers grüßen.

Im Moment ist das Haus in ein Kräutertrockenzentrum verwandelt. Die Bündel hängen an Decken und im Gartenhäuschen und verbreiten ihre spezifischen Gerüche. Nicht jeder findet den Duft von Ackerschachtelhalm (würde nie hier wachsen bei dem Boden, aber ich habe einen Sack voll geschenkt bekommen, woanders ist er Unkraut) toll (er stinkt sehr), mag Lavendel oder Bergbohnenkraut. Letzteres in der Hoffnung, dass es Insekten vertreibt. Naja. Ich hätte es wissen müssen …

Allen einen wunderbaren Wochenteilungstag. Esst Beeren, so viel ihr könnt. Sie sind totale Vitaminbomben. Wer weiß, was der Winter bringt. Also pimp your Immunsystem. Tanke Sonne, tanke Freude und Vitamine. Freude und Frohsinn sind die Vitamine der Seele.

Olivenbaum-Gedanken

Die Ölbäume sind sehr charakteristisch, und ich gebe mir große Mühe, das einzufangen. Es ist Silber, das mal ins Blaue, mal ins Grüne spielt, bronzefarben und beinah weiß auf gelbem, rosa, violettem oder orange Boden, der bis zum stumpfroten Ocker geht … Eines Tages mache ich vielleicht etwas ganz Persönliches daraus, wie ich es mit den Sonnenblumen für die gelben Töne gemacht habe.

Vincent van Gogh in einem Brief (608) an seinen Bruder Theo

Rund 400 Jahre alt ist dieser Olivenbaum im Garten von Primavera

Dienstags-Nachdenk-Input

Ein Faible für die herrliche Kraft der Heilkräuter hatte ich schon immer. Seit Jahren begeistern mich die ätherischen Öle zunehmend. Wunderbar finde ich die Kombination aus Heilkräutern als Tee oder als Heuauflage, Breiumschlag etc. und die Verwendung von ätherischen Ölen. Wie alles braucht es Fachkenntnis. Ein bisschen Riechen und anwenden ist es nicht. Pflanzen sind machtvolle Wesen, die einen Menschen auch ganz leicht massiv schaden können, wenn man sie falsch einsetzt. Deshalb ist es uns so wichtig, das Wissen da zu lernen, wo man den ganzen Tag nichts anderes macht als sich damit zu beschäftigen.

Ein Thema der letzten Woche war der Einsatz ätherischer Öle, Kneippanwendungen und Heiltees im Seminar über Angst und Befindlichkeitsstörungen. Sehr spannend, was man einsetzen kann und was im Bereich der Tees durch die Erfahrungsmedizin seit Jahrhunderten weitergegeben wird. Moderne Untersuchungsmethoden belegen die Wirksamkeit immer öfter auch wissenschaftlich. Wir stoßen in der Medizin manches Mal an Grenzen, zum Beispiel durch restistente Keime und vieles mehr. Da kann die Naturmedizin manches beitragen, dass beispielsweise ein notwendiges Antibiotikum dann wieder besser wirkt oder wie man auch Luft reinigen kann und vieles mehr.

„Apotheke Gottes“ wird die Natur oft genannt. Wie wir mit dieser Apotheke umgegangen sind seit vielen Jahrzehnten rächt sich. Wir müssen uns immer klar machen, dass die Vernichtung von Wäldern/Natur zu Lande, zu Wasser und in der Luft dafür sorgen, dass die Apotheke Gottes nicht mehr gut bestückt ist. Haben wir das Recht, künftigen Generationen vielleicht die Heilmittel vorzuenthalten? Ich denke nein.

Gesundheit ist nicht stabil. Sie möchte jeden Tag neu erworben und erarbeitet werden. Da haben wir selbst über unsere Art der Lebensführung jede Menge Möglichkeiten. Ausreichend guter Schlaf, gute Ernährung, Freude beim Tun, Sinnhaftigkeit, Angebundensein an Höheres, die Nutzung der Natur als Heilmittel durch die Nahrung und vieles mehr sind einfache und hocheffektive Wirkmöglichkeiten.

Das Bild zeigt einen Ausschnitt aus einem riesigen Infotisch, der beim Seminar aufgebaut war. Toll, dass wir immer wieder lernen dürfen. Allen viel Freude beim Gang durch die Apotheke Gottes und beim Bewusstwerden der Bedeutung von Natur für alles, was lebt.

Einen schönen und tatkräftigen Dienstag allen.

Die einfache Lebensweise

Die Menschheit ist weit von der einfachen, natürlichen Lebensweise abgewichen; sie hat in jeder Beziehung das Leben anders gestaltet, als es sein sollte.

Sebastian Kneipp

Armbad mit genialer Aussicht auf dem Gelände von Primavera in Oy. Wer wissen möchte, wie der Kneipp-Espresso (so wird dieses Armbad wegen seiner herrlichen Wirkung auch genannt) funktioniert – in der neuen Holunderelfe (nur direkt bei Kristin Ritschel erhältlich dieses Mal!) ist ein Artikel zum Thema Kneippgüsse von mir mit dabei!

Montags-Nachdenk-Input

Eine enorm gefüllte Woche liegt hinter uns. Am Montag machten wir uns auf die Reise nach Oy zu Primavera. Durch die Pandemie waren Seminare verschoben worden und so wurde aus drei Seminaren eine eng geballte Kurswoche mit straffem Programm. „Ätherische Öle bei verschiedenen Beschwerdebildern“ war der eine Teil, der zweite Teil „Ätherische Öle bei Angst etc.“, es folgten die Intensivlerntage. Die wurden ihrem Namen restlos gerecht. Intensiv waren die Wiederholungen der Aromachemie, der fetten und ätherischen Öle, Pflanzenfamilien und vieles mehr.

Intensiv auch das Drumrumprogramm – eine bewegende Gartenführung von Kurt Nübling selbst, einem der Gründer von Primavera, dessen riesiges Wissen eine Bereicherung war. Am Samstag ging es mit dem Bus entlang der „Riviera des Allgäus“, wie uns unser begeisterter Allgäuer Reiseführer beschrieb, an den Hopfensee ins Biohotel Eggenberger zum Mittagessen und zur Besichtigung des komplett ökologischen Hotels. Besonders großartig – das Hotel enthält ein zauberhaftes Kneipphäuschen, in dem wir verschiedene Güsse nach Kneipp erleben konnten als Ergänzung zu einem spannenden Kursteil am Mittwoch über ätherische Öle in Verbindung mit Kneippanwendungen.

Das nächste Highlight war die Gartenführung durch Rosemarie Eggensbergers wunderschönen Bauerngarten in Hopfen am See. Wie es sich gehört wachsen hier Blumen und Nutzpflanzen. Rosemarie Eggenbergers Faible sind die eher vergessenen Heilpflanzen. Groß war meine Freude, als ich entdeckte, dass wir beide fast die gleichen Pflanzen in unseren Gärten haben! Kaum jemand kennt noch Habichtskraut oder Herzgespann oder weiß, was man mit Eberraute anfangen kann. Herrlich, wir haben unsere erste Cistrose gesehen und wurden zum Abschluss mit selbstgemachter Limonade aus Heilkräutern verwöhnt.

So gab es intensive Lernphasen, großartige Erlebnisse und eine wunderbare Landschaft. Bisher waren alle unsere Kurse im Herbst und Winter gewesen, da haben wir die Berge zwar gesehen, aber eben nicht, wie es im Allgäu summt und brummt im Sommer.

Zwischenrein haben wir herrliche Badesalze hergestellt, bestimmte Aufgaben mit der richtigen Anwendung zu lösen gehabt und anhand von vielen Fallbeispielen die richtigen Mischungen zusammengestellt. Da gibt es viel zu beachten, damit die intensiven Pflanzenhelfer ihre wunderbare Arbeit tun und wirken können. Unsere Nasen haben fleißig trainiert. Wir haben gerührt und geschüttelt, beträufelt und Pflanzen ausgezogen, destilliert und Rosenhydrolat verkostet, gesprüht und richtig viel gelernt. Schade, dass nun kein Input mehr kommt, sondern die nächsten Termine Prüfungstermine sind. Man lernt nie aus und Fortbildung gehört auch dazu. Jetzt sind alle Seminare geschafft, nun heißt es fleißig Facharbeit schreiben und mächtig lernen, denn die Prüfung will bestanden werden.

Allen einen guten Start in die neue Woche. Achtet mal auf die kleinen Helferlein in eurem Garten und entlang des Weges. Sie könnten genau das sein, was euch gut helfen kann.

Seelen der Blumen

Düfte sind wie Seelen der Blumen. Man kann sie fühlen, selbst im Reich der Schatten.

Joseph Joubert

Betörender Duft entstieg der Destille bei Primavera, als wir diese Woche die Herstellung von Rosenhydrolat miterleben durften.

Wochenend-Nachdenk-Input

Glaube, Hoffnung, Liebe – wichtige Begriffe. In unserer Zukunftswerkstatt war Liebe ein zentraler Begriff. Doch was meint er eigentlich? Bei den alten Griechen gab es viele Varianten der Liebe: zum einen Vertrautheit/Verwandtschaft, Freundschaft (Philia), romantisch-sexuelles Begehren (Eros) und die vollkommen selbstlose göttliche Form der Liebe (Agape).

Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir viele Formen der Liebe erneut kultivieren, denn der Begriff wird immer mehr eingeengt. Es gilt, Liebe neu zu entdecken und mit Leben zu füllen. Einig waren wir uns bei der Überlegung, was die Gestaltung der Zukunft betrifft, dass Liebe immer freilassend sein muss, wenn sie auch so genannt werden will. Sie darf niemals einseitig sein im Sinne von Übergriffigkeit (man kann sehr wohl einseitig lieben, sogar ohne dass die Person das weiß). Sie hat die Freiheit als Grundlage und es schwingt das „Schöne, Wahre und Gute“ mit. Sie ist vor allem nicht an Bedingungen geknüpft, denn es reicht das Sein, um geliebt zu werden, dafür muss ich nichts von irgendeiner to-do-Liste abarbeiten, sondern „to be“.

Liebe ist der Boden, auf dem alles wachsen kann, was Gemeinschaft werden möchte. Sie ist voller Respekt, Freude und lädt Leichtigkeit, Humor, Weisheit und Herzlichkeit mit an den Tisch. Sie ist Basis und Ziel, das Alpha und Omega der neuen Welt. Sie kann nehmen UND geben. Sie erlaubt Wachstum und verzeiht Irrtum. Sie ist Sicherheit, die entstehen kann. Sie schließt nicht aus, sondern ein. Sie ist eine gute Lehrerin, die uns zeigt, dass Fremdes keine Angst machen muss, weil wir es erst kennen lernen dürfen. Sie ist.

Würde und Liebe waren in unserer Gesprächsrunde die komplextesten Begriffe! Erstaunlich. Das hätten wir nicht gedacht. Was denkst du darüber in Bezug auf die Zukunft der Menschheit?

 

Manchmal erobert sich der Sand auch die von Menschen angelegten Wege zurück wie hier bei einem Stück Jakobsweg am Meersaum entlang. Theresa ist hier gewandert.

Der einzig reine Ort ist die Liebe

Betrug ist überall und Heuchelschein,

Und Mord und Gift und Meineid und Verrat,

Der einzig reine Ort ist unsre Liebe,

Der unentweihte in der Menschlichkeit.

Schiller, Wallenstein

Die Fischreusen entdeckte Theresa auf dem Jakobsweg. Danke dir für das Foto!

Freitags-Nachdenk-Input

Welche Eigenschaften werden wir in Zukunft noch stärker brauchen? Ein weiteres Wort aus unserer Runde, das oft genannt wurde, war Freundlichkeit. Fast ein Fremdwort manchmal in unserer Welt. Freundlichkeit erleben wir oft in Verbindung mit Forderungen, die dahinterstehen. Ich tue dir einen Gefallen, dafür bist du nett zu mir – in dieser Art erleben wir es oft. Wenn Menschen übertrieben freundlich sind, wittern wir dahinter gern eine Absicht.

Freundlichkeit ist ein Geschenk, das wir uns im Zwischenmenschlichen machen. Sie ist wie eine WD-40 der Beziehungen. Sie entspringt stets einem entsprechend gestimmten Herzen, wenn sie echt und authentisch sein soll. Ein freundlicher Mensch hat eine innere Grundhaltung, die offen ist,  einladend, nicht schließend oder gar ausschließend. Freundlichkeit beginnt mit dem Denken, im Kopf. In Verbindung mit den Herzenskräften wärmt sie durch Worte und Taten. Freundlichkeit drückt sich in der Sprache aus, die höflich ist, Bitte und Danke kennt, offen lässt, nicht kommandiert, fordert oder aggressiv klingt. Freundlichkeit zeigt sich in kleinen Gesten – dem Smiley des Kollegen auf der Aktenmappe. Dem selbst gepflückten Blumenstrauß für den Besuch im Krankenhaus. Dem wortlosen Anreichen eines Glases Wasser beim Anblick eines Menschen mit Durst. Es gibt Tausende von Gesten der Freundlichkeit, die wir tun können. Freundlichkeit öffnet so viele Türen! Ausschließlich dann, wenn sie aus dem Herzen kommt und zum Herzen geht. Ein hartherziger Mensch ist zweckgebunden freundlich und entgleist rasch.

Wo, denkst du, wird Freundlichkeit gebraucht für die Gestaltung der Zukunft? Was ist dein Wunsch dazu, deine Vorstellung? Was könnte dein Beitrag für eine freundlichere Welt sein, jetzt, heute, hier?

Allen einen wunderbaren Frei/utag.

 

Das atemberaubende Farbspiel am Himmel hat Annemarie mit der Kamera festgehalten. Danke!

Donnerstags-Nachdenk-Input

Was brauchen wir für die Gestaltung der Zukunft? Der nächste Begriff, über den wir regelmäßig auch bei uns im LebensRAUM in der Würdekompassgruppe sprechen, ist „Würde“. Wir haben bei unseren Treffen festgestellt, dass es gar nicht einfach ist, sich diesem Begriff zu nähern und wir uns damit oft schwertun. Gerald Hüther hat in seinem Buch „Würde“ dargelegt, dass Würde alleine ausreichen kann als Kompass für ein gutes Leben.

Würde beginnt bei mir selbst. Sie hat viel mit meiner inneren achtsamen Haltung und dem Respekt vor dem Wert des Lebens an sich zu tun. Sie entsteht im Herzen und hat aus meiner Sicht sehr viel mit innerer Aufrichtekraft und damit auch Aufrichtigkeit zu tun.

Würde zeichnet sich aus durch

– Aufrichte, Aufrichtigkeit

– Respekt vor dem Leben als Wert an sich

– Anerkennung allen Lebens als gleichermaßen wertvoll

– Achtsame Sprache

– Achten von Grenzen und Vermeiden jeder Art von Übergriffigkeit

– Achtung von Menschen- und Naturrechten

– Freundliche Haltung der Welt gegenüber

– Offenheit und Neugier

– Nihil nocere

– Dem Unbekannten, der anderen Meinung, der anderen Lebensweise, von allem, was mir fremd ist, offen, ohne Wertung und lernbereit gegenüberstehen

– Wertschätzung im Alltag und auch dem Unbekannten gegenüber

– Sorgsamer Umgang mit den Geschenken der Natur

– Lernen aus der Vergangenheit

– …

Und für dich? Was fällt dir zum Thema Würde ein?

 

Erholung für die Augen bietet die Eilenriede in Hannover. Theresa hat sie fotografiert, vielen Dank.

Gefühl für Würde und Recht

Diktaturen sind entstanden und werden geduldet, weil das Gefühl für die Würde und das Recht der Persönlichkeit nicht mehr genügend lebendig ist.

Albert Einstein

Wo die Würde ist, da geht’s lang – Danke an Theresa für das Foto.

Mittwochs-Nachdenk-Input

Was führt uns in die Zukunft? Diese Woche schauen wir uns Begriffe an, die wir am letzten Wochenende in einer spannenden Diskussionsrunde aufgeworfen haben unter dem Aspekt – welche Eigenschaften braucht der Mensch der Zukunft? Menschlichkeit wurde mehrfach genannt.

Was ist Menschlichkeit? Schiller erkannte, dass Menschliches erst werden, wachsen und reifen muss und dass der Faktor Zeit dabei eine Rolle spielt. „Menschwerdung“ ist eine wahrhafte Götteraufgabe. Bettine von Arnims Satz „Der Mensch ist nicht, er wird“ hat mich so beeindruckt, dass er neben Maria Montessoris Satz „Hilf mir, es selbst zu tun“ mein Praxismotto ist.

Menschlichkeit: Was zeichnet einen „menschlichen Menschen“ aus?

  • er/sie liebt
  • er/sie wertet nicht
  • er/sie schafft offene Räume
  • er/sie lauscht mit dem Herzen
  • er/sie trägt nicht nach oder vor
  • er/sie ist
  • er/sie lässt den anderen sein, wie er ist
  • er/sie ist bereit, sein Ego weit zurückzunehmen für ein Wir
  • er/sie weiß, dass er nichts weiß
  • er/sie hört hin, bedenkt und spricht erst dann
  • er/sie hilft, wo es nötig ist, auf eine Art und Weise, die weder übergriffig ist noch dem anderen seine Würde nimmt
  • er/sie weiß, dass er/sie irrt und lernt daraus
  • er/sie weiß, dass er/sie nichts erwarten, sondern für möglich halten kann
  • er/sie lässt los und tritt zurück, wenn er/sie alles gegeben hat
  • er/sie vertraut
  • er/sie liebt, womit sich ein Kreis schließt. Alles beginnt, alles endet in der Liebe.

Was fällt dir zum Thema Menschlichkeit ein?

 

Das tolle Foto zum Strand hinab hat Sigrid gemacht. Danke dir!

Menschlichkeit

Alles Menschliche muss erst werden und wachsen und reifen,

Und von Gestalt zu Gestalt führt es die bildende Zeit,

Aber das Glückliche siehst du nicht, das Schöne nicht werden,

Fertig von Ewigkeit her steht es vollendet vor dir.

 

Friedrich von Schiller, 1759 – 1805

 

Das Foto ist bei der GlücksWERKstatt entstanden, als wir aus guten Gedanken, Wünschen und Blüten ein Mandala gelegt haben. Vorfreude: Nach den Sommerferien können wir hoffentlich wieder in der GlücksWERKstatt zusammenkommen.

Dienstags-Nachdenk-Input

Charakter leitet sich vom griechischen Wort „charattein“ ab, es bedeutet „einprägen, einritzen, eingraben“. Charakter zielt auf das Persönliche, Individuelle des Menschen wie Lebensführung, die Haltung dem Leben gegenüber, Grundsätze und Lebensziele. Wer hat wann wo was geprägt? In Goethes Werk „Torquato Tasso“ erklärt es Leonore: „Es bildet ein Talent sich in der Stille, sich ein Charakter in dem Strom der Welt.“

Das Leben also formt unseren Charakter, wie in dem alten Text: „Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden zu Worten. Achte auf Deine Worte, denn sie werden zu Handlungen. Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden zu Gewohnheiten. Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter. Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.“

Alles, was uns im Leben widerfährt, bildet an unserem Charakter mit. Nochmal Goethe in Wilhelm Meisters Lehrjahre: „Die Geschichte des Menschen ist sein Charakter.“ So hat der Charakter vielleicht zwei Seiten: etwas daran ist uns angeboren, ein Teil wiederum entwickelt sich erst im und durch das Leben.

Am Wochenende ging es in spannenden Gesprächen um die Frage, wie Zukunft gestaltet werden kann und welche Fähigkeiten Menschen brauchen, um dieser Aufgabe ansatzweise gerecht zu werden. In dieser Woche werde ich an jedem Tag einen Begriff aufnehmen, den wir zusammengetragen haben, und versuchen, ihn kurz vorzustellen. Ihr seid von Herzen eingeladen, zu jedem Wort eure eigenen Gedanken mit beizutragen. Was bewegt euch, wenn ihr dieses Wort hört? Inwiefern hat es etwas mit unserer Zukunft zu tun?

 

Von Herzen einen wunderbaren tatkräftigen Marstag allen.

 

Auch dieses sensationelle Detailfoto hat Manuela gemacht, sie ist eine Meisterin dieser Art der Fotografie!