Yearly Archives: 2020

Irrtümer

 

Alle Entwicklung ist bis jetzt nichts weiter gewesen als ein Taumeln von einem Irrtum in den anderen.

Henrik Ibsen am 4. 4. 1872 in einem Brief an Georg Brandes

Das Foto entstand an einem kleinen Wasserlauf vor einigen Jahren in der Schweiz. Recht urtümlich.

Wochenend-Nachdenk-Input

Großveranstaltungen finden nicht statt. Für viele bedeutet das ein Leben ohne Festivals und Volksfeste. Für die Kulturschaffenden ein massiver Einschnitt. War die Kunst in unserer Ellbogengesellschaft bislang ohnehin schon wenig beachtet und eher was für Intellektuelle oder eben dörfliche Kapelle, wird das tiefe Auswirkungen haben. Schon in der Antike galt das Erlernen eines Instruments als hochwirksames Erziehungsmittel. Das G8 war schon ein Musik-Absturz, weil die Kinder keine Zeit mehr hatten, sich einem Instrument wahrhaft zu widmen. Dies wird jetzt nicht besser, ein Tutorial online ist nicht der gute und genaue Blick eines Lehrers auf korrekte Handhaltung und regelmäßiges Üben.

Menschen, die ohne ein Musikinstrument zu lernen aufwachsen, haben ein anders strukturiertes Gehirn. Ein Instrument erfordert in der Regel vieles: Noten lesen lernen, blitzschnell umsetzen, was man sieht, Fingerfertigkeit, Genauigkeit, so lange üben, bis die Note auf dem Papier automatisch in den Fingersatz oder die Bewegung übergegangen ist und später das Lauschen auf die anderen Mitspieler, vor allem im Orchester. Ich selbst habe kein Instrument gelernt, dafür eine hochintensive klassische Ballettausbildung genossen. Bei unseren Kindern hatten wir die Vereinbarung – jeder lernt ein Instrument und eine Sportart nach Wahl, Wechsel ist einmal möglich, falls einer wahrhaft daneben gegriffen hat. Das bedeutete von Anfang an neben Schule, Sport und normalem Nachmittagsprogramm tägliches Üben.

Die Welt der Musik ist ein so unfassbar großartiger Kosmos. Wer ein Instrument beherrscht, hat Ausdauer gelernt, Lauschen, ist Teamplayer und besitzt ein Gefühl für Rhythmus, kommt mit anderen Menschen auf eine ganz andere Weise klar. Je nach Lebenslage bietet ein Instrument stets die Möglichkeit, sich auszudrücken, wenn eintritt: „Wo die Sprache aufhört, fängt die Musik an“. Davon abgesehen: Musik ist Weltherzenssprache. Wer sie, egal in welcher Form, spricht, ist automatisch Kosmopolit.

Wer immer es möglich machen kann: Lasst eure Kinder ein Instrument erlernen. Und wenn es euer Traum war, eines zu lernen – tut es doch einfach. Es ist keine Altersfrage. Wer täglich nur 15 Minuten übt, ist 10 Jahre später mit Sicherheit gut. Musik ist alles, denn alles im Universum ist Schwingung, also Klang.

Wenn ihr kein Instrument lernen wollt oder könnt (es gibt auch Leihinstrumente!) – nutzt wenigstens euer eingebautes Instrument, die Stimme. Singen bringt euch immer in eine gute Stimmung, denn dann seid ihr im wahrsten Sinn des Wortes stimmig.

Allen ein musikalisches Wochenende. Macht euch mal Gedanken, wie ihr euch zu Kunst und Kultur nach Corona stellen wollt – ohne Kunst, ohne Literatur, ohne Musik, ohne Kultur ist der Mensch nicht besonders viel, oder?

Das Löwenzahnfoto hat Manuela gemacht, vielen Dank dafür.

Aktion – Reaktion

Wer einst als Erster sich des Frevels unterfängt,

dass er dich, Wald, mit hartem Beil bedrängt,

den soll sein eigner Stab mit hartem Stahl aufspießen,

und Erysichthon gleich soll er den Hunger büßen.

Elegie XXIV

Pierre de Ronsard, 1524–1585

Das Foto hat Gabi gemacht, vielen Dank!

Freitags-Nachdenk-Input

Einkaufen Woche 4 Corona. Ich gehe immer noch azyklisch Donnerstagmorgen einkaufen. Das machen jetzt mehr Menschen, hm. Die meisten mit Maske und Plastikhandschuhen. Die Handschuhe landen dann schlauerweise im Einkaufswagen. Leute! Noch bin ich vom Nutzen der Handschuhe nicht überzeugt. Wenn ihr schon welche nehmt, dann bitte entsorgt sie auch angemessen und lasst sie nicht liegen. Diese „Herrenhaltung“ finde ich unangemessen. Jemand muss diese Handschuhe anfassen und entsorgen – die anderen Menschen sind nicht die Diener jener, die zu bequem sind, ihren eigenen Dreck wegzuräumen. Ich halte das entschieden für eine Charakterfrage.

Charakter kommt vom griechischen Wort für ritzen, was das Leben quasi in uns einschreibt. Spannend. Charakter ist nicht Temperament, das wird manchmal verwechselt. Am besten beschreibt der Spruch „Achte auf deine Gedanken …“, wie sich der Charakter entwickelt. Nehmen wir Marc Aurels Erkenntnis dazu, dass die Seele die Farben der Gedanken annimmt, haben wir auch das beste Mittel gegen Angst in der Hand. Wo aus Demut Mut erwächst, hat Angst wenig Raum. Damit meine ich irrationale Ängste, keine realen Ängste, die haben wichtige Schutzfunktionen.

Alle Menschen haben Ängste aller Arten, das gehört zum Leben dazu. Sich das einzugestehen und zu handeln TROTZ der Angst ist Mut und der ist oft eine Frage des Charakters. Wir haben die Wahl in jedem Moment, was wir tun oder lassen wollen. Beides kann Mut erfordern. Nichthandeln ist oft die klügere Wahl, dann schulen wir Ichkraft und Willen. Nehmen wir Nichthandeln im Sinne des wu wei, dann ist es eine Konsequenz daraus, dass wir alles uns Mögliche gegeben und bewusst an eine höhere Macht abgegeben haben. Für Nichthandeln und wu wei haben wir derzeit viele Übemöglichkeiten.

Unsere generelle Haltung zum Leben und der Welt gegenüber drückt sich in jeder Handlung, in jeder Geste, also in jedem Moment unseres Lebens aus. Auch in Handschuhen, die wir liegenlassen. Welche Botschaft möchtest du der Welt über dich geben durch so ein Detail? Was sagt das über dich selbst und deine innere Haltung aus?

Allen einen gesunden Venustag und herzlichst Danke an Steffi, die diesen umgestürzten Baum entdeckt hat. Was macht der Baum? Er zeigt die allerschönste Blütenpracht.

Himmelsgedichte

Bäume sind Gedichte, die die Erde in den Himmel schreibt. Wir fällen sie nieder und verwandeln sie in Papier, um unsere Leere zu dokumentieren.

Khalil Gibran

Steffi hat das atemberaubende Himmelsblau mit dem Baum festgehalten. DANKE.

Donnerstags-Nachdenk-Input

Nach Vorsommer und Frost ab morgen ein erneuter Anlauf, den Urwaldgarten wieder etwas übersichtlicher zu gestalten. Da merkten wir, wie stark man auch auf einen Baumarkt angewiesen ist. Bei unserem Boden ist es ein leichtes, eine massive Grabegabel in etwas zu verwandeln, dessen Zinken in alle Richtungen abstehen und aus massiv geschmiedeten Unkrautstechern nach hinten gebogene Nichtsicheln zu gestalten. Wir werden sehen, wer sich durchsetzt. Wenn sich der Frost heute gelöst hat, werden wir gießen und gießen, damit vielleicht die ersten zwei Zentimeter keine Lehmziegel mehr sind. So viel Kompost können wir gar nicht erzeugen, wie der Boden braucht. Es gilt der alte Gärtnerspruch: Geduld bringt Rosen. Heißt: hacken, hacken, hacken und jeden Wurm freundlich einladen, Quartier zu nehmen.

Es ist im Garten wie im Leben – es braucht unglaublich viel Geduld und Staunen. Ach, was kann man im Garten das Staunen lernen! Wir haben ein Beet voller Hirtentäschel in diesem Jahr! Einfach so! Der bleibt, man weiß ja nie. Heilpflanzen besuchen uns nie zufällig. Ein Boden braucht, wenn der Garten wie bei uns auf Lehmgrund liegt, viele Jahre bester Bearbeitung, ehe man dort Erde vorfindet, die den Anbau von Karotten erlaubt (ein Traum!). An einer Stelle setzen wir das dritte Jahr Kartoffeln nach Gründüngung ohne Ende. Langsam zeigt sich der Erfolg. Der Garten lehrt uns Geduld. Er lehrt uns Wunder, denn Dinge gehen auf, die wurden nie gesät oder gesetzt. Anderes wird rigoros ausgemerzt. Nach 10 Jahren tragen die Bäume endlich und wachsen, sie haben den Boden akzeptiert.

Es ist jedoch nicht nur der Boden. Der Wind hier oben macht vielen Pflanzen echt was aus. Kein Baum ohne Pfosten, wenn er nicht windschief stehen soll. Hier weht es ganzjährig, das mag nicht jeder, Menschen wie Pflanzen nicht. Wenn es unten in der Stadt regnet – hier oben hin schafft es kaum eine Wolke. Die Regengrenze liegt 200 Meter von unserem Grundstück entfernt. Wir sehen den Regen. Wir riechen ihn. Doch er erreicht uns selten.

Der Garten ist uns der beste Lehrmeister. Es ist der vierte Garten, für den wir verantwortlich sind, keiner war so sperrig, für keinen hatte ich so wenig Zeit, was er mich spüren lässt. An Ostern sah ich einen Film über Philosophen, die auch Gärtner waren. Ihre Gärten wurden gezeigt – da war der Garten meiner Träume. Und als ich aus dem Fenster schaute, wurde mir bewusst: ich habe einen tollen Garten. Er braucht nur mehr von dem, was alle Gärten brauchen: Liebe, Geduld, eine freundliche Einladung, das sich aussät, was kommen mag und eine Sammlung hervorragend geschmiedeten Gartengeräts. Insofern kann einen der Garten alles lehren, was sich perfekt auf das Leben übertragen lässt.

Allen einen gesunden Jupitertag, den Gartenbesitzern Langmut und den Küchenfenstergärtnern Freude auch am Kleinsten, was wächst. Kresse geht immer.

Danke an Theresa für das Foto vom Jakobsweg vor zwei Jahren. Natur pur.

Mittwochs-Nachdenk-Input

Die Zukunft möglich machen! Diese Stelle fand ich in dem erstaunlichen Buch „Die Stadt in der Wüste“. Dank Corona nehme ich mir gerade die Zeit, Bücher aus dem Stapel „Ungelesenes“ herauszuziehen und dieses gehört seit langem zur Lesewunschliste.

Wie machen wir die Zukunft möglich? Saint-Exupéry rät, sie nicht voraussehen zu wollen. Diese Tage zeigen uns, dass wir nichts voraussehen können und dass nichts sicher ist. Oft erkläre ich den Klienten, dass Menschen zwei Sicherheiten haben: „Die erste ist, dass alles, was lebt, stirbt. Die zweite ist, dass nichts bleibt, wie es ist.“ Mehr Sicherheiten kenne ich nicht. Oder, wie es in Anzeigen so schön heißt: VS. Verhandlungssache. Na dann!

Zukunft möglich machen heißt für mich als Grundannahme: es gibt sie. Und wie! Wichtiger Aspekt für alle Anhänger der These, dass die Welt bald untergeht. Ja, vielleicht wird sie das. Bis dahin aber möchte Zukunft Raum bekommen und gestaltet werden.

Wie soll sie denn aussehen, die Zukunft? „Irgendwie schöner“, wünschen sich die Klienten oft und meinen: So, dass es gut für mich läuft und ich nicht viel dazu tun muss. Von dem Gedanken dürfen wir uns rasch und schmerzfrei verabschieden.

Wir brauchen heute keinen physischen Krieg mehr, um uns klarzumachen, dass das Rahmschöpfen kein Zukunftsszenario mehr ist. Die andere Variante, die des Fröschleins in der Sahne, das überlebt, weil es wie verrückt strampelt und aus Sahne Butter macht, aus der es dann nach Beendigung der Überlebenskrise fröhlich heraushüpft, erscheint mir ebenfalls nicht sinnvoll. Das Gestrampel, um die Krise zu überstehen, bedeutet in meiner Denkweise, dass wir den to-do-Mechanismus füttern, der die Krise erzeugt hat. Wir sind dauernd beschäftigt. Es geht um „to be“, nicht um „to do“. Wir sind so beschäftigt, dass wir die massiven Stoppschilder übersehen, die wir bekommen haben. Beim Menschen sind es Krisen, Schwächemomente, aus denen er sich mit Willenskraft erhebt, die er ignoriert und wegdrückt, mit Pillen beseitigt.

Auf die Welt bezogen haben wir folgende Stoppschilder übersehen: Die Botschaft des Club of Rome zur Zukunft. Die Botschaft aus zwei Weltkriegen. Die Krise des Menschen, der den höchsten Wert, die Freiheit, auf dem Markt der Unmöglichkeiten verkauft hat für Bequemlichkeit. Das Waldsterben war ein Aspekt, die Vermüllung, unser Touriverhalten: vorn liegen die Menschen bequem am Strand mit Schirmchendrink und hinterm Zaun der Touristenanlage starren die hungernden Menschen auf den kranken Luxus 200 Meter weiter. Wir haben nicht hingehört, als Gewässer umgekippt sind, weil die Gier des Menschen dafür gesorgt hat. Den sauren Regen haben wir uns zurechterklärt und die Waldbrände. Das dritte Dürrejahr in Folge ist ärgerlich, aber wie groß ist die Zahl derer, die sagt: Megawetter bei uns! Brauchste gar nicht mehr wegfahren!

Wir überrennen mit Schwung (den wir unseren Dopingmitteln verdanken wie Geldgier, Hamsterrad und Drogen aller Art, um uns wegzubeamen am Abend) jedes Stoppschild. Nun sind wir dabei, das größte bisher gebotene Horrorszenario wegzudrücken, um zum normalen Gierkonsum zurückzukehren.

Dann braucht es nicht viel Sehergabe, um zu prognostizieren, dass „das Imperium zurückschlägt“. Wer dauerhaft wider Vernunft, Natur, Geist und klaren Menschenverstand agiert, bekommt die Rechnung serviert. Wir sehen sie gerade und denken zähneknirschend: Zahlen wir sie halt und hoffen, dass wir möglichst schnell zum Normalzustand zurückkehren können.

Der Normalzustand ist der Ausnahmezustand! Wir müssen uns erst auf ein neues „Normal“ einigen. Dazu müssen alle Völker an einen Tisch. Es geht nicht um Religion, um Hautfarbe oder um arm oder reich. Es geht darum, ob der Planet Erde als Wohnraum für Menschen weiterhin Bestand haben wird und ob wir endlich so wach geworden sind, dass wir die Herausforderungen als Challenge begreifen, nicht als Angriff auf unsere Egozentrik. Awake!

Zukunft ist möglich, das liegt in ihrer Natur. Wir haben es in der Hand, ob es eine lange und gute Zukunft werden kann, oder ob das alte Motto gilt: Si vis pacem, para bellum. Wie wäre es da mit einem Gedanken von John Nobel aus dem Jahr 1963:  Friede sowohl in inner- als auch in zwischenstaatlicher Hinsicht sollte verstanden werden als ein gewaltfreier und auf die Verhütung von Gewaltanwendung gerichteter politischer Prozess, in dem durch Verständigungen und Kompromisse solche Bedingungen des Zusammenlebens von gesellschaftlichen Gruppen bzw. von Staaten und Völkern geschaffen werden, die nicht ihre Existenz gefährden und nicht das Gerechtigkeitsempfinden oder die Lebensinteressen einzelner oder mehrerer von ihnen so schwerwiegend verletzen, dass sie nach Erschöpfung aller friedlichen Abhilfeverfahren Gewalt anwenden zu müssen glauben. Um Frieden zu erreichen, sind deshalb anhaltende Bemühungen um Rechtsstaatlichkeit, Erwartungsverlässlichkeit, ökonomischen Ausgleich und Empathie erforderlich

Also, ran an die Empathie, an die Erwartungsverlässlichkeit, unter der ich Verbindlichkeit verstehe, ran an einen gesunden ökonomischen Ausgleich im Sinne von „was ich irgendwo entnehme, muss ich wieder sinnig reinstecken“ und „wie kann Arbeit anders betrachtet und bezahlt werden?“

Frieden und Freiheit sind das höchste Gut für Menschen, sei es politisch oder auch im eigenen Herzen. Wo Frieden und Freiheit herrschen, haben Gier, Wertelosigkeit, Mangel an Respekt und Lieblosigkeit jedweder Couleur keinerlei Raum. Wenn wir den Frieden mit dem Planeten möchten, müssen wir im eigenen Herzen und im eigenen Leben anfangen, freundlich zu sein.

Allen einen gesunden, freundlichen und damit gesundenden Mittwoch mit der Kraft des beweglichen Merkurs.

Wie stark der Impuls des „Ja zum Leben“ ist, zeigt die Blüte auf dem Foto an.

Die Zukunft!

Die Zukunft soll man nicht voraussehen wollen, sondern möglich machen.

Antoine de Saint-Exupéry, Die Stadt in der Wüste

Das Zukunftsfoto hat Ursula im Allgäu entdeckt und fotografiert. Danke dir!

Dienstags-Nachdenk-Input

Ostern 2020 ist vorbei. Für mich ein sehr bewusstes Ostern mit dem Miterleben der einzelnen Stationen des Weges, die sich wunderbar auf unser aller Leben übertragen lassen. Das ist keine Geschichte über ein fernes Ereignis, das uns nichts sagt. Nicht das, was kirchliche Würdenträger beim Zusammenstellen dessen, was in die Bibel Eingang finden soll, zugelassen haben. Keine Tage des Konsumwahns.

Ostern hat mit unserer ureigenen inneren Entwicklung zu tun. Wir alle haben hoffentlich Momente tiefster Demut wie bei der Fußwaschung, Momente, in denen wir versagen wie die Jünger, als Jesus sie am meisten gebraucht hat, erleben Judastaten. Schattenanteile in uns werden da beschrieben, wie wir sie gerade im Außen extrem gespiegelt bekommen.

Wenn wir nicht ins Bewusstsein heben, dass nicht die Natur unser Diener ist, sondern unser Handeln (auch) der Natur zu dienen hat, wenn wir aus Profitgier Werte verraten oder nach dem Motto handeln „was interessiert mich mein Geschwätz von gestern“, Demut, Respekt, Wertschätzung und Dankbarkeit vergessen, wird es eng.

Das Licht des Ostermorgens zeigt – es geht weiter. Es ist immer Hoffnung, dazu braucht es Vertrauen, Mut, Dankbarkeit und die Erkenntnis, dass alle Weisheit in uns ist und wir dieser lang nicht vernommenen Stimme wieder Gehör schenken dürfen.

Allen einen guten Start in die Woche. Mögen alle unsere Lieben und wir gesund bleiben und erkennen, dass um uns so viele Wunder sind wie auf dem Foto von Stephanie. Danke!

Morgengrauen

Oh Morgengraun …

 

 

Oh Morgengraun!

Wie aus dem Dunklen drängt

Der Himmel doch herein!

Als flösse Luft mit trübem Licht

Von fernher in die dumpfe Welt;

Das Dunkel dämpft, ist Rauch, und zieht wie Nebelruß

In eine andre Welt –  nun ist zu atmen

Der Raum schon leerer, Licht strömt ein

In immer klarern Bächen; nun die Flut

Ganz nah an meinem Herzen …

Licht ist leuchtend!

Und dann erst brennt der Morgen wie ein Rosenstrauch.

Otto zur Linde, 1873-1938

Das wunderbare Foto hat Steffi gemacht. Lieben Dank!

Oster-Nachdenk-Input

Ostern ist ein Fest, das eine mystische Einweihungserfahrung beschreibt. Vom dunkelsten Moment ins lichteste Erleben führen uns die Tage von Gründonnerstag bis Ostern. Das Schauen der Sonne um Mitternacht ist in diesen Tagen so präsent wie selten. Die Menschheit befindet sich in einem tiefen Einweihungserlebnis. Wir gehen durch eine dunkle Zeit und haben die Aufgabe, das Licht in uns zu bewahren und zu tragen, damit es wie am Ostermorgen – durch das Tal des Todes getragen – leuchtet und eine neue Zeit markiert.

In diesem Sinne wünschen wir euch vor allem gesunde Ostern. Ostern, die wir vielleicht getrennt von unseren Familien, aber doch in einem gewissen Sinne vereint in der Freude aufs Wiedersehen verbringen. Allen Tage frei von Sorgen, von Krankheit, von schlimmen Nachrichten. Und ein wunderbares Lichterlebnis allen nach der Dunkelheit.

Das zauberhaft lebendige Waldfoto hat Silke gemacht – herzlichen Dank dafür.

Ein anderes Licht

Im Licht der Ostersonne bekommen die Geheimnisse der Erde ein anderes Licht.

Friedrich von Bodelschwingh, 1831–1910

Das großartige Foto hat Silke gemacht – vom Dunkel ans Licht. Danke!

Karfreitags-Nachdenk-Input

Nach manchen Mechanismen kann man die Uhr stellen. Kaum fahren wir ein wenig runter, wirft es uns kollektiv mit heftigem Kopfschmerz um. Für meinen Geschmack zu viel Wärme und ungewohnter massiver Einsatz im Garten mit Pickel, Hacke und Tiefenbohrung bei kniehohem Beikraut haben ihr Übriges dazu getan. Also stellen wir uns jetzt auf Sommer um, bestücken die Fenster mit Fliegengittern, nachdem wir gestern vier Hornissen hinausbitten mussten (alle vier meinten, in der Küche wäre ein guter Ort für einen Nestbau) und kochen morgens Kräutertee, damit er kalt wird. Gefühlt hatten wir letzte Woche noch massiven Frost und freuten uns auf Kannen heißen Tees. (Fazit: Tee geht sowieso immer. Tag und Nacht ganzjährig)

Nachdem uns der Kopfschmerz nicht schlafen ließ, sind wir ganz früh zum Einkaufen gefahren. Holla die Waldfee! 1,5 Meter Abstand? Nein, doch nicht im Osterwahnsinn! Da macht man jetzt den Mundschutz dran und dann „gilded des fei nimmer“. Ich dachte, ich hätte den Beginn der nächsten Verschärfungsmaßnahmen verpasst, die Regale wurden förmlich unreflektiert abgeräumt.

Der arme Kassierer schaute mich um 8 Uhr morgens freundlich an und meinte nur: „Wenn das so weitergeht …“ – beim Rausgehen schritt dann schon die Security ein. Auch im Bioladen jede Menge leerer Regale. Leute, was macht ihr denn noch immer mit dem vielen Klopapier und der Hefe? Den Bergen an Sauerteig? In ein paar Monaten muss die Müllverbrennung aufpassen, dass das ganze weggeworfene Zeug, aus dem kaum einer wahrhaft mehr Brot backt (das war der Hype von Woche 2 und 3) nicht explodiert.

Gelernt haben wir also nicht viel in diesen Wochen. Vorösterlich-frustriertes Fazit: Corona alleine führt noch nicht zur kollektiven Läuterung, wenn gleich bei der ersten Gelegenheit eines Festes (zumal wir bei uns nach wie vor Ausgangsbeschränkungen haben, also Familiengelage und große Feiern doch wohl flachfallen) bereits um 7.30 Uhr die Ellbogen wieder ausgefahren werden, damit einem ja keiner den Schinken wegschnappt. Oder alle wollten heute vor 12 Uhr alles aufessen, weil bis Sonntag nur Fisch angesagt ist. Wer soll das alles essen, was in den Einkaufswagen war?

Wenn das heute Morgen ein mikrokosmisches Bild des großen Ganzen war, dann sehe ich schwarz für die Bereitschaft der Menschheit zum Quantensprung Richtung „neuer Welt“. Dann ist es 2019 reloaded, Chance verpasst. Ist das euer Ernst?

Allen einen hoffentlich stillen Karfreitag mit einer Erkenntnis darüber, was jetzt sterben darf, damit Neues, Besseres auferstehen kann.

Meine Lieblingsspiere blüht genau so wie auf dem Foto. Ein Traum

Feines Osternest

Dem Vogel ein Nest, der Spinne ein Netz, dem Menschen Freundschaft.

 

William Blake

 

 

Diesen Kasten an unserer Hauswand hat Christoph im Winter vergessen zu leeren. Und, was macht Familie Piepmatz? Wirft empört das „alte Mobiliar“ aus der Tür und beschwert sich lautstark. Sorry, vergessen wir nicht mehr. Jetzt ist alles rechtzeitig fein. Zum Ausgleich haben wir ganz viel Nistmaterial in die Nähe gelegt.