Yearly Archives: 2020

Wir brauchen alle Wärme

Unser Berufsleben allein wäre kein sehr glücklicher Zustand, hätten wir daneben nicht unsere Familie und unser Privatleben. Wärme ist etwas, das wir alle brauchen; wir brauchen Stärkung, wir brauchen Ermutigung. Aber unsere Kultur hat uns dazu gebracht, dass wir uns schämen, Komplimente zu machen, jemandem etwas Angenehmes zu sagen.

Anaïs Nin, 1903-1977

Steffi hat diesen mäandernden Wasserlauf im Wald entdeckt. Sind das nicht unglaubliche Farben?

Sonne im Herzen

Freude ist wahrhaft ein Götterfunke. Nichts verwandelt uns schneller als Freude. Wir erleben etwas, das unser Herz bewegt, berührt und schon geschieht etwas Erstaunliches: wir entdecken die guten Seiten in uns. Wir werden liebevoller, blicken achtsamer und netter hin, finden mit einem Mal gute Worte, die stärken anstatt zu verletzen. Freude ist hochansteckend, sie breitet sich schneller als ein Buschfeuer aus und richtet im Körper Vieles an: Glückshormone werden ausgeschüttet. Unser Parasympathikus fährt Richtung Entspannung, wenn wir ausreichend gelacht haben. Das Zwerchfell entkrampft sich ebenso wie unsere Muskulatur. Es gibt Studien, dass ein Lachanfall sogar dazu führt, dass wir weniger Schmerzen empfinden und unsere Gelenke deshalb weniger Schmerzen, weil wieder Gelenkschmiere durch die Mikroerschütterungen ums Gelenk kommt. Stellt euch vor: wenn wir lachen, schütteln wir uns so richtig durch und das schmiert die Gelenke! Ab einem bestimmten Alter ist es also geradezu eine medizinische Notwendigkeit, enorm viel zu lachen, damit einen die Schmerzen nicht bei nasskaltem Wetter in die Gelenke beißen. Jedes Tier schüttelt sich nach Stress und löst so die traumatische Erfahrung, die in den Muskeln gespeichert wird. Nur wir nicht, wir sind den ganzen Tag unter Strom und lachen im Gegensatz zu Kindern so gut wie gar nicht mehr.

Da wir werden, was wir denken, ist heute ein perfekter Tag, um die Freude ins Leben einzuladen. Jeder Tag hat seine Wunder, oft genug bemerken wir sie nicht mal. Wer hat diese Woche den roten Mond gesehen? Die Eiskristalle? Die ersten Vogelspuren im Schnee? Die Erfahrung, wie gut eine Tasse Tee tut, wenn man von draußen aus der Kälte kommt? Vielleicht erste Weihnachtskarten im Briefkasten von lieben Menschen? Den Duft der Bienenwachskerzen? Ein gutes Gespräch? Aufmunterung von irgendeiner Seite? Ein tolles Buch?

Freude entsteht durch Wahrnehmung und wird gestützt durch Dankbarkeit. Danke ist ein herrliches Mantra und das kürzeste Gebet.

Achte heute einmal ganz bewusst auf jede noch so kleine Freude. Darüber, dass die Zahnpastatube nicht leer war. Der Kaffee duftet. Du Heizung im Bad hast. Keine Laufmasche oder Loch im Socken. Du begegnest Menschen, die sich wie du danach sehnen, dass jemand lächelt – tu es. Schicke Sonnenstrahlen durch deine Augen und bemerke dabei, dass das Sonnengeflecht (es befindet sich hinter deinem Nabel) ganz warm wird und dich wie durchstrahlt. Stell dir das heute immer wieder vor, dass in dir eine wunderbare warme Sonne aufgeht, deren Strahlen aus dir herausfließen und alles in ein warmes goldenes Licht tauchen. Nimm wahr, was dir dann begegnet, wie die Menschen darauf reagieren und wie viele Geschenke du heute Abend bekommen hast. Hier ein Lächeln, dort einen freundlichen Blick, ein Lob, eine Geste der Achtsamkeit. Jemand hält dir die Tür auf, sagt Danke, reicht dir einen Tee. Was immer es sein wird, nimm es wahr. Bist du allein, lausche auf das, was dir heute begegnen mag. Vielleicht eine schöne Mail, du hörst gute Musik, kannst Kekse backen, mit denen du die einsamen Nachbarn beschenken wirst.

Jeder Tag ist ein Füllhorn an Freude für den, der sie sehen kann. Aus Freumomenten entstehen Dankbarkeit und Glück. Gönn dir das heute und nimm diese Übung mit in den Advent. Viele meiner Klienten haben ein Freutagebuch. Dort tragen sie jeden Abend die Momente der Freude ein, die ihnen am Tag bewusst wurden. Dazu trinken sie ihren Lieblingstee, haben feine warme Socken an und hören vielleicht schöne Musik. Dann gehen sie mit diesem Gefühl von Freude und Dankbarkeit ins Bett. So laden sie schöne Träume und eine erholsame Ruhe ein.

Ich freue mich, dass du hier bei uns bist und deine Freude heute in die Welt schenken wirst. Wie schön! Wie strahlend bist du!

 

So sieht Freude aus, wenn Theresa am Meer ist. Das hier ist in Australien. Danke für die Freude.

Freude schöner Götterfunken

Freude schöner Götterfunken

Tochter aus Elysium

Wir betreten feuertrunken,

Himmlische, dein Heiligtum.

Deine Zauber binden wieder,

Was die Mode streng geteilt,

Alle Menschen werden Brüder,

Wo dein sanfter Flügel weilt.

Friedrich Schiller, 1785

Lena hat sich diese Woche so über den romantischen Anblick von Dinkelsbühl im Schnee gefreut, dass sie mir dieses Foto geschickt hat. Herzlichen Dank!

Sing mit uns! Sing!

Es freut mich ungemein, dass der Adventskalender aus dem Newsletter so große Wellen geschlagen hat! Wie schön! Lasst uns gemeinsam eine Woge der Freude durch das Land schicken, es ist so dermaßen notwendig!!!

Unsere heutige Challenge ist Singen. Die Übung vom 1. Dezember, das Lächeln, darf selbstverständlich als Dauereinladung für alle Zeiten geübt werden. Singen hat Vorteile: Alle Menschen singen, wenn sie Angst haben, also in diesen Tagen erst recht, denn wir alle haben Momente der Angst und Sorge, wissen manchmal nicht, was wir noch denken, glauben und hoffen sollen. Die gute Nachricht: Singen hilft.

Vor einigen Wochen ist die wunderbare spirituelle Biografie von Tina Turner unter dem Titel Happiness herausgekommen. Dort beschreibt sie, die in ihrem Leben viele, viele Herausforderungen zu bewältigen hatte, wie sie durch Chanten eines Mantrams ihr Leben förmlich auf neue Füße gestellt hat. In ihrer spirituellen Message zur ersten Beyond-CD heißt es: Singing takes you beyond – fear …

Mantren gibt es im Christentum genauso wie in anderen Religionen und es muss nicht mal ein Mantram sein. Vor Jahren hatte ich einen Vortrag unter dem Titel „Froh zu sein bedarf es wenig“. Am Ende des Vortrags sangen wir das bekannte Lied als Kanon. Jahre später berichtete mir eine Vortragsteilnehmerin, dass sie das so gepackt hatte, dass sie das Lied in Dauerschleife sang und sich Stück für Stück aus ihrer damaligen Depression hat holen können. Das ist enorm, Ähnliches beschreibt Tina Turner auch und ist damit nicht die Einzige, die diese Erfahrung machen durfte.

Auch wenn wir jetzt wenig Chorsingen dürfen oder Singen generell gerade eine schlechte Lobby hat: Wer singt, schüttet Glücks- und Bindungshormone aus und die fehlen uns in diesen Tagen sehr. Wir schicken durch Singen einen Gruß ans Immunsystem. Summen durchklingt alle Zellen. Bedenken wir bitte, dass alles im Universum Schwingung ist – wir auch, Nada Brahma. Schwingen wir uns ruhig auf den Flügeln schöner Lieder, Mantren, Solfeggiofrequenzen oder eurem Lieblingssong in eine gute Stimmung hinein. „Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder“, sagt der Volksmund.

Probiert es aus – wer singt, kommt mit sich wieder in Einklang, er harmonisiert sich selbst durch und durch. Ein Haus ohne Musik ist tot, wie sollen denn da gute Geister Einzug halten, wenn es nicht klingt und schwingt? Fast jeder kennt die Eingangstakte von Bachs Weihnachtsoratorium: Jauchzet, frohlocket! Laut preiset die Tage! – wie wäre es mit Mitsingen? Wenigstens anhören und dazu summen?

Wenn Alpakas in ihrer Herde gemütlich beisammenstehen, summen sie. Es ist sehr entspannend, bei summenden Alpakas zu stehen. Alles tönt, alles klingt, mit allem kann man Musik machen. Leute! Jetzt, wo Kunst und Kultur kaum Raum finden, merken wir alle, wie uns das krass fehlt, also singen wir. Lasst euch von Künstlern mitnehmen in Wohnzimmerkonzerte, zu virtuellen Chören, wie das Eric Whitacre seit Jahren macht. Singen wir, singen wir, lassen wir den Planeten in eine endlich wieder gute Stimmung kommen. Jeder kann singen. Es ist nicht wichtig, den Ton zu treffen, sondern dass man aus dem Herzen heraus singt. Du kannst dich regelrecht gesund singen!

Was wird dein Lied für diesen Dezember werden? Was ist dein musikalisches Geschenk an den Planeten? Von Abba bis Zappa, von Bach bis Jazz, mit Sang und Klang geht alles leichter. Und wer mal was anderes probieren will – töne einfach oder summe. Es gibt sogar die Summtherapie. Das Lehrbuch dazu heißt ungelogen „The Hum Book“. Ich finde das nicht nur als Titel erheiternd, sondern die Grundgedanken dahinter tun einfach gut. Wer kann den längsten Ton summen? Wer das probiert, entspannt automatisch alles, was in diesen Wochen angespannt ist, wird ganzer, mehr bei sich, zufriedener.

Sei dabei! Einen klangvollen Tag, bis morgen. Danke, dass du mit uns dabei bist. Wie schön!

 

Tobi, unser Hund, liebte am meisten Schnee. Wenn es schneit, denke ich stets an ihn und wie er UNTER dem Schnee am liebsten durchraste. Oder über große Schneehaufen mit fliegenden Ohren tobte. Danke an Theresa für das Foto.

Viele Arten von gutem Wetter

Sonnenschein ist köstlich, Regen erfrischend, Wind fordert heraus, Schnee macht fröhlich; im Grunde gibt es kein schlechtes Wetter, nur verschiedene Arten von gutem Wetter.

John Ruskin, 1819–1900

Zwar hat Theresa das Foto schon vor einigen Jahren gemacht, doch genau so sah das heute Morgen auch aus.

Ich freu mich auf Januar

Rund um mich herum ist Lichterparty angesagt. Es blinkt in Blau, Rot, Grün, mit Lauflichtern als Dauerlicht, es leuchtet von Rentieren und Rehen und Schlitten. Sowie die Dämmerung kommt, geht es los. Das freut den Stromanbieter. Ich habe wie immer provokativ eine Bienenwachskerze auf den Tisch gestellt. Klar hängt hier auch Deko, aber nicht wegen mir. Ich bin im Januar froh, wenn ich wieder mehr Licht durch die Fenster habe. Das ist alles echt schön im Advent, keine Frage, aber insgeheim freu ich mich auf Januar. Der Rest hier liebt Deko, weshalb ich natürlich englische Stoffherzen in Weihnachtsfarben an Türklinken hänge und spätestens ab 18. Dezember meine Laufwege so habe, dass ich nicht mehr dran hängenbleibe oder das Stoffherz einklemme, weil ich die Tür wieder mal zu schnell zumachen wollte. Das zwingt zur Entschleunigung, so soll Advent ja sein, heißt es.

Mein Zweigestrauß, an dem die netten Zwerge mit Bärten baumeln und der Kindergartenschmuck meiner inzwischen über 30 Jahre alten Töchter (Traditionen sind sehr wichtig), verliert mehr Nadeln pro Stunde als ich atme. Vermutlich sind die Zweige vor der Pandemie geschnitten, um das Infektionsthema gar nicht aufkommen zu lassen. Wieder freue ich mich auf Januar.

Ich wurde schon gefragt, ob ich einen Stollen möchte (nein, aber mein Mann), Nusskekse (dito) und ob ich einen Adventskalender habe (nein. Ich gehöre zu den grauenvollen Menschen, die sofort gucken, ob am 24. ein größeres Stück drin ist und dann denken „jetzt kommt es auch nicht mehr drauf an“ und fertig ist das Ding) und ob ich schon Geschenke habe (die hab ich seit August, da hatte ich ein paar Tage frei und da erledige ich solche Sachen). Mein Postbote machte mich vorhin aufmerksam, ich soll die Pakete rechtzeitig schicken. Nett von ihm, sie sind schon weg bis auf zwei. Ich bin da übermotiviert, weil ich Sorge habe, sie kommen nicht mehr an. Also kommen sie vier Wochen zu früh. Das ist gut, da haben die Zimtsterne Zeit, um weich zu werden. Während ich mich auf Januar freue.

Vorgestern bekam ich – ohne Witz – einen Stern, der hat Klapppailetten (mein erstes Wort mit drei p). Wenn man den umkippt, wird alles, was rot war, golden und umgedreht. Ich dachte so – wow. Wie kommt man denn auf sowas? Und wer klappt das den ganzen Tag hin und her? Da freute ich mich so richtig auf Januar.

Ich fürchte, im Gegensatz zu den meisten Mitmenschen bin ich nicht gerade das, was man einen Weihnachtstraditionalisten nennt. Wegen mir wäre Weihnachten mit einem Topf voller Spaghetti mit Tomatensoße vollkommen, weil es nicht ums Essen geht für mich. Zwischen 23. 12. und 6. 1. jeden Tag um den Baum rum Berge Nadeln saugen und hoffen, dass keiner dranrempelt und das Ding nackig da steht im vollen Wassertopf gehört auch nicht zu meinen Lieblingsdingen. Mein Traum vom perfekten Weihnachten sähe so aus: Ohrensessel. Bach im Player. Bücherstapel rechts. Bücherstapel links. Eine sich permanent neu füllende Teekanne. Und dann nix außer Ruhe. Lesen, Schlafen, Lesen, Schlafen. Bei vollster Gesundheit natürlich, sonst macht es keinen Spaß. Ich gehe davon aus, dass die Wirklichkeit anders wird. Weshalb ich mich auf Januar extra freue.

Allen, die jetzt richtig aufblühen und ihrer Dekorationsfreude huldigen – macht es euch hygge. Falls jemand einen Pailettenumklappstern dringend braucht – ich hab einen abzugeben. Ich hab meinen Weihnachtsstern draufgestellt als Untersetzer (oh ja, ich hab einen. In pink natürlich. Rot kann jeder). Und es wäre ausnehmend freundlich, wenn die blauen Lichterketten vielleicht nicht die ganze Nacht blinken. Wenn ich nachts schlaflos in Rottenbauer durchs Haus wandere, sieht alles so in blau mit Flacker irgendwie ungesund aus. Rentiere und Schlitten auf grünem Gras wirkt auch irgendwie seltsam. Aber es soll ja schneien und dann wird es sicher alles wie jedes Jahr: unglaublich schön. Während ich mich einen Moment lang sehr auf Januar freue.

Allen einen wunderbaren tatkräftigen Dienstag mit viel Power und Schwung für alle Vorhaben.

 

Annes Foto aus den Bergen für diejenigen, die keinen Schnee heute sehen möchten und dafür ein bisschen von den Bergen träumen wollen. Danke für dein Foto!

Eisblumen am Fenster

Warum sollen wir uns alle nach derselben Mode kleiden? Der Frost malt mir nie dieselben Eisblumen zweimal an mein Fenster.

Lydia Maria Child, 1802–1880

So sah mein Praxisfenster heute im Morgengrauen aus. Die Natur ist unfassbar! Jeder Stern ein Geschenk.

Wann ist Mensch ein Mensch?

Was macht den Menschen menschlich? Diese Frage fand ich am Wochenende spannend, denn sie zog sich wie ein roter Faden durch die Tage. Was braucht der Mensch? Das war die Ausgangsfrage gewesen. Folgendes hätten wir zusammengetragen: Erfüllung der Grundbedürfnisse (Essen, Trinken, Dach über dem Kopf, Zugang zu sauberem Wasser und Wärme). Wertschätzung, Respekt, Anerkennung. Ein Umfeld, in dem er sein Potential entfalten kann. Würde. Freundlichkeit. Liebevolle Ansprache. Vertrauen. In diesen Tagen kam ein Begriff überraschend oft auf: Hoffnung.

Hoffnung und Zuversicht sind wichtig, denn sie helfen dem Menschen, mit sehr komplexen Schwierigkeiten klarzukommen. Mastery Experience entsteht, wenn wir ein sehr schwieriges Problem mal bewältigen konnten und nun bei einem neuen Problem vertrauensvoll denken: Na, ich hab schon andere Sachen geschafft, da werde ich das auch hinbekommen. Wie schön, wenn Menschen von klein auf darin gestärkt werden, sich ruhig was zuzutrauen und ihnen nicht wohlmeinende Erwachsene alles auf dem Silbertablett servieren. So erziehen wir lebensunfähige Menschen. Wir dürfen von klein auf lernen, etwas selbst zu schaffen, uns was vorzunehmen und zu scheitern, also Dinge realistisch einzuschätzen, uns anzustrengen und nicht aufzugeben.

Warum sind wir in diesen Tagen so niedergestimmt? Bei dem Berg an Aufgaben auf dem Planeten hat im Grunde keiner Zeit für Trauer und Gejammer. Da draußen sind Meere zu säubern, das Klima zu retten, der Hunger muss bekämpft werden. Wir brauchen neue Formen der Bildung und der Möglichkeiten, out of the box  zu denken und mal reichlich schräg über den Tellerrand zu schauen. Wir brauchen Mut und Demut, Gelassenheit und Offenheit, Freude und Entdeckerspaß. Ende der Komfortzone. Welcome magic und Abenteuerland.

Herzliche Einladung an alle, ihr Potential zu zeigen. Zeigt eure Wunder und Wunden, eure Fröhlichkeit und euren Humor, eure Freude und eure Ideen für die Zukunft. Lasst uns gemeinsam die Herausforderungen der Epoche annehmen und werden wir Gestalter. Wer gestaltet, hat Selbstwirksamkeit und keine Angst. Wer verwaltet wird, hat Angst. Was wählst du dir?

Einen guten Start in die neue Woche an alle.

 

Ein Miniausschnitt aus einer Tischreihe mit wunderbaren Zusammenstellungen von Tees und Hilfsmittel für vielerlei Beschwerdebilder in Zusammenhang mit Düften.

Schönheit aus Schlamm

Wie von einem Kehrichthaufen in der Straße faule Lüfte Lüfte hebt sich ein Lotos frei empor, voller Schönheit, voller Duft.

Buddha

Dem Duft der Rose kamen wir im Sommer bei einer Destillation von Rosenblüten ganz nahe.

Was ist dein Beitrag für die Zukunft?

Im Augenblick befasst sich mein Gehirn mit einigen neuen Projekten, die sich aus den Erfahrungen von 2020 ergeben. Wir werden Menschen im neuen Jahr brauchen, die mutig sind. Die sich bestmöglichst aufstellen, ausbilden, lernen, weil Zukunft nicht in Quarantäne ist, sondern gestaltet werden mag. Das Jahr hat gezeigt, dass wir einfach weggeweht werden von den Winden der Entwicklung, wenn wir nicht gut in uns ruhen.

Damit wir eine stabile innere Mitte haben, müssen wir wissen, wer wir sind. Die Fähnchen-im-Wind-Nummer erweist sich als sinnfrei. Menschen, die Zukunft gestalten, müssen sich gut kennen, einschätzen können, wer sie sind, wo sie hinwollen, für welche Werte sie stehen und wie man kommuniziert auf eine neue Art und Weise, nicht im Befehlston, nicht im Genöle, nicht mit fehlender Wertschätzung oder dem bei uns üblichen Gejammer und Geklage. Der neue Mensch bildet sich stets weiter, er arbeitet an sich, er kennt seine Schattenanteile und fördert den Sonnenteil, er ist liebevoll und liebt, er hat Werte. Respekt, Wertschätzung, Authentizität sind seine Grundhaltungen. Er kann sein Gehirn benutzen, anstatt dass er sich instrumentalisieren lässt, von wem oder was auch immer.

Wir erleben derzeit viele extreme Haltungen. Ich nehme sie wahr, um nachzudenken, denn Extreme bilden so etwas wie Koordinaten, dazwischen findet sich meist ein Weg. Viele denken nach wie vor von der Hand in den Mund. Anders denken bedeutet, sich von der Zukunft her führen zu lassen. Was wird in fünf, zehn, zwanzig Jahren für die Welt wichtig sein? Wie gelingt Leben zwischen Corona und Kurzarbeit, schwindenden Perspektiven und gewaltigen Herausforderungen auf der anderen Seite?

2020 zeigt das Ende einer Zeit an. Die Pandemie ist eine Art Brandbeschleuniger für Entwicklungen, die sich seit Jahren abzeichnen, oft schon länger. Es geht eine Ära des Nehmens zu Ende. Eine Zeit, in der bestimmte Menschen, Länder, Völker dachten, dass ihnen alles zusteht. Es geht eine Zeit des Ausnutzens zu Ende, eine Zeit, in der wir genommen haben ohne zu überlegen, ob wir das dürfen. In der wir konsumiert und weggeworfen, missachtet, erodiert, inflationiert und gedemütigt haben, uns selbst und andere. Werte und Wissen wurden ignoriert, soziale Ideen verachtet und der Egozentrik Altäre gebaut. Nun begreifen wir, dass der Egozentriker im Frost der Pandemieeinsamkeit stirbt, weil Nähe unabdingbar ist. Damit meine ich nicht, dass wir aufeinanderkleben, damit meine ich innere Nähe, die aus dem Herzen kommt. Die Liebe, die wärmt, die den Kleinen groß werden lässt, die gönnt und mitfreut, nicht missgönnt und gierig starrt.

Es ist gut, wenn wir aufgerüttelt werden. Es ist gut, wenn wir nachdenken, wer wir sind und wie weit wir weg sind vom Bild des „guten Menschen“, der die Erde als guten Ort zurücklässt nach seiner Stippvisite auf dem Planeten. Im Frühjahr erinnerten wir uns an Worte wie Nächstenliebe, Mitmenschlichkeit, Achtsamkeit, Miteinander, Gemeinschaft. Wir haben es damit in diesem Jahr weit gebracht (* Ironie *). Es wird Zeit, sich selbst im Spiegel ehrlich zu betrachten, um gemeinsam mit den anderen Milliarden Erdbewohnern der Sorte Mensch an einem einzigen großen Tisch Zukunft zu gestalten. Dazu brauchen wir Menschen, die klug sind – im Herzen und im Kopf. Die einen gesunden Menschenverstand pflegen und anpacken können. Die lieben und engagiert sind, weil sie zu einer Zeit geboren sind, in der es auf jeden Einzelnen ankommt. Wenn du schon entschieden hast, jetzt zu leben – dann lebe auch und bringe dich ein.

Es KOMMT auf jeden Einzelnen an. Die Welt braucht DICH. Als liebenden Menschen, in deiner Ganzheit. In deiner Liebe, deiner Freude und deiner Authentizität. Sei dabei. Was ist DEIN Beitrag für die Zukunft?

Allen ein nachdenkliches Wochenende und viel Spaß am ersten Advent.

Einfach mal einen Gang runterschalten

Wenn die Wochen vollgestopft sind, versuche ich mir, ein Zeitfenster freizuschaufeln, um das zu erledigen, was Muße braucht. So war der Plan für den Donnerstagmorgen. Dann ging es Schlag auf Schlag. Telefonate. Der verschobene Wartungstermin für die Heizung. Eine Tischreparatur, die dazwischengequetscht werden musste. Ein Besuch und mein Budget an Minuten wurde immer kleiner. Leicht gepanikt fiel mir auf, dass ich das nicht mehr alles unterbringe, was gemacht werden muss. In dem Moment fiel mir das Zitat von Rumi ein, das ich letztes Wochenende ans Flipchart geschrieben hatte, weil es mir wieder mal in den Sinn gekommen war. Es hat meinen Tag gerettet. Vielleicht hätte ich innerlich meckernd versucht, so viel wie möglich zu schaffen.

Heute hab ich mir erstmal einen Tee gemacht und entschieden, das, was ich jetzt noch gut erledigen kann, bestmöglich zu erledigen, weil es eben hundert Arten gibt, um niederzuknien und den Boden zu küssen. Lieber mache ich das Wenige gut, damit ich mich nicht über schusslige und unschöne Dinge ärgern muss und ich bin mir sicher, der Rest fädelt sich rein. Die Erfahrung zeigt, dass dann, wenn ich die Dinge in Ruhe mache, seltsamerweise mehr erledigt werden kann als geplant.

Hätte ich das nicht gemacht, wäre mir nicht die Lösung für eine Frage eingefallen, die seit Wochen einen Teil meines Gehirns blockiert, weil ich da nicht wusste, was wie zu entscheiden ist. Während ich also schön Kekse in Tüten stapelte, ergab sich ganz von selbst eine Antwort. Wie so oft wird viel Energie frei, wenn wir etwas loslassen. In meinem Fall die Erwartung, vieles zu erledigen, was schon lange nach Erledigung schreit. Ehrlich gesagt ist es den Socken wurscht, ob sie heute geflickt werden oder ein anderes Mal, ich hab noch andere Socken. Gleiches gilt für den abgerissenen Aufhänger vom Waschlappen und einem Loch in einem Pullover sowie einer laufenden Masche in Strickware. Ich hab alles fein auf den Flickkasten gestapelt und dort wartet es bis zu den Tagen zwischen den Jahren. Ich wette, da kommt noch mehr zusammen, dann werde ich mir eine Kanne Tee kochen, eine schöne Musik auflegen (vermutlich wird das das Weihnachtsoratorium von Bach werden, das wir dieses Jahr nicht live hören werden können) und dann genieße ich das Flicken. Dann wird es auch superschön und nicht hingemurkst unter Zeitdruck.

Niederknien – für mich sind Niederwerfungen ein Symbol für Demut. Wir machen jeden Tag vieles. Manchmal ist es besser, weniger zu tun, wenn sonst die Qualität leidet. Dann lieber demütig wenig machen und das dafür ausgezeichnet. Dann wächst auch der Mut, das Liegengebliebene anzugehen. Socke für Socke, ganz im Sinne von Beppo Straßenkehrer – Atemzug, Besenstrich.

Allen einen gesunden Freitag mit vielen Momenten des Innehaltens, Niederknieens und der Schönheit.

Danke an Gabi für das Foto der Karde. Wir verwenden ihre Wurzeln gegen Borreliose heute, früher diente sie zum Kardieren der Wolle. Wie schade, dass wir das alte Handwerk so vergessen und uns in unserem Konsumwahn gar nicht mehr der Arbeit bewusst sind, die gutes Handwerk bedeutet. Fiel mir auf, als der Heizungsmonteur meinte, er habe Probleme rumzukommen, weil er keine Mitarbeiter findet. Handarbeit ist sehr oft sehr ehrliche Arbeit. Ehrlicher als vieles andere.

Wo bleibt euer Vertrauen?

An Webers Text über das wachsende Brot in der Winternacht habe ich diese Woche schon ein paar Mal gedacht, wenn Menschen sehr verzweifelt in der Sprechstunde saßen. Viele Ängste sind vorhanden. Um den Arbeitsplatz, die Gesundheit, kranke, schwache, alte Familienmitglieder. Kälte, Dunkelheit, Nebel, der sich in die Knochen frisst und dort eine Kälte platziert, die viele auch im Außen wahrnehmen können. Der Tonfall ist harsch, Nerven angespannt. Mitteilungen der Bundesregierung werden erwartet wie Gerichtsurteile. Davon machen viele ihren Tag abhängig, ob sie die Ärmel des Widerstands aufkrempeln, in die Resignation gehen oder irgendwo dazwischen eine Meinungsbildung versuchen. Immer häufiger höre ich: „Wenn das nur endlich mal rum wäre. Ich möchte es wieder normal haben.“

Es ist schwer, wenn man gegen Verzweiflung wenig Fakten setzen kann. Menschen sind verwirrt, wenn sie mit den spannenden Herausforderungen konfrontiert werden, die die Zeit bietet. Die Komfortzone war nicht für alle komfortabel, aber vertraut. Unbekanntes löst Angst aus. Seit vielen Jahren bemühen sich Menschen rund um den Globus, das Bewusstsein auf Missstände zu richten, egal in welchem Bereich. Ich nehme daraus die Erkenntnis mit: alle Menschen möchten etwas Sinnvolles arbeiten, ihren Beitrag zum Gelingen leisten und in Frieden mit ihren Lieben leben.

Viele Stimmen haben auf klimatische Probleme hingewiesen. Auf die Folgen unbedachten Wachstums und Konsums von wenigen reichen zu Ungunsten anderer Länder. Studien haben gezeigt, dass unsere Kinder nicht gut ausgebildet werden, weil sie wenig dafür lernen, was man Leben nennt. Wir haben Einserabiturienten hochgezüchtet und vergessen, dass die Mitte der Gesellschaft funktionierendes Handwerk ist. Außer Acht gelassen haben wir die Landwirtschaft. Düngereinsatz, Erosion, Rodung zugunsten billiger Massenprodukte haben einen Großteil der Nahrungsgrundlage zerstört. Die Erwärmung mit ihren Folgen ist seit Jahrzehnten bekannt ohne allzu große Folgen.

Nun summieren sich all diese Dinge und zeigen auf, dass der Flügelschlag eines Schmetterlings durchaus einen Tsunami auslösen kann. Was machen wir? Wir sitzen da und jammern um unsere nicht stattgefundenen Urlaube, zählen Klopapiervorräte und wollen Weihnachten as usual.

Ich finde, dass die Situation gerade sehr komplex und schwierig ist. Wir sind damit alle überfordert. Alle haben Angst, alle machen sich Sorgen, so gut wie alle sind müde, erschöpft und unruhig. Es nutzt jedoch nichts. Mit Jammern und Klagen, Nölen, Rückzug oder Energievergeudung durch gegenseitiges Beschimpfen lösen wir die Themen der Zeit nicht, sondern machen uns nieder, suchen Schuldige und führen Maskengefechte, anstatt auf die wirklichen Punkte, auf die es ankommt, zu blicken. Damit zerstören wir Kraft, die anderweitig gebraucht wird.

Herzliche Einladung an alle: Kommt heraus aus der Angst. Sie ist der schlechteste Ratgeber. Keiner weiß alles oder kann die Komplexität der Dinge einschätzen. Nur gemeinsam, Hand in Hand, können wir die Herausforderungen dieser Zeit lösen und auf gute Wege bringen.

Wir werden lernen, mit Corona zu leben. Wir werden lernen, die Herausforderungen anzunehmen. Wir werden richtig viele Fehler machen und auch daraus lernen, wenn wir begreifen, dass keiner Patentlösungen hat, aber der Schwarm in der Lage ist, sein Wissen zu bündeln. Wir werden unsere Gewohnheiten überprüfen und manche Bequemlichkeit hinter uns lassen müssen. Wir werden die Erfahrung machen, dass gemeinsames Arbeiten Freude macht. Dass alte Berufe durch neue, alte Lösungsstrategien durch andere, alte Beziehungsmuster durch veränderte ersetzt werden dürfen und das nicht schlechter ist, anders eben. Wir werden mit allem fertig, wenn wir aufhören, uns gegenseitig fertig zu machen.

Wo ist der Gemeinschaftssinn des Frühlings abgeblieben? Es ist hohe Zeit, Verantwortung auf eine gute Weise zu übernehmen. Zeit, sich als Mensch zu zeigen. Zeit, das Herz zu öffnen und sich klarzumachen: niemand überblickt die Komplexität. Niemand hat perfekte Lösungen. Niemand ist ohne Irrung und Wirrung. Wer etwas weiß, wer etwas kann, wer Ideen hat, stelle es in die Welt, damit wir lernen, damit wir an einem Menschenstrang ziehen. Alles andere ist Zerfledderung jeglicher Moral, Ethik, Zerstörung von Mut, Menschlichkeit und Benehmen. Wo bleibt die Würde? Wo die Liebe? Wo das Vertrauen? DAVON ernährt sich unser Mut, davon werden wir stark und gehen neue Wege, auch wenn sie uns unbekannt sind und Angst machen.

Allen an diesem Jupitertag ganz viel Mut, Freude, ein warmes Lächeln. Lassen wir uns berühren von Menschen, die unermüdlich die Lichter hochhalten, damit alle den nächsten Schritt des Weges sehen können. Achten wir auf uns, auf andere liebevoll. Und befleißigen wir uns eines Tonfalls, der verhindert, dass wir und andere das Gesicht verlieren, die Lebensfreude und das Vertrauen, dass sich für diese Menschheit das Aufstehen und Losgehen lohnt. Es ist Zeit, Zukunft einzuladen, sie schickt permanent Nachrichten, doch unser Ohr dafür ist verstopft durch Hass, Polemik und unangemessenes Verhalten. Stay strong. Licht macht jede noch so kleine Kerze.

Das Foto entstand vor zwei Jahren um diese Zeit in Oy.

Keine Angst vor Wandel

In der Winternacht

Es wächst viel Brot in der Winternacht,

weil unter dem Schnee frisch grünet die Saat;

erst wenn im Lenze die Sonne lacht,

spürst du, was Gutes der Winter tat.

Und deucht die Welt dir öd und leer,

und sind die Tage dir rau und schwer:

Sei still und habe des Wandels acht –

es wächst viel Brot in der Winternacht.

Friedrich Wilhelm Weber, 1813–1894

Der Frost hat um Sigrids Schmetterling einen Saum aus Eiskristallen gewebt. Danke für das Bild!