In der Einfachheit liegt die höchste Vollendung.
Leonardo da Vinci
Danke an Stephanie für dieses mächtige Foto!
Es ist ein sehr seltsames Gefühl, kurzärmlig Mitte November in der Küche zu stehen und zu beobachten, wie draußen die Schnaken tanzen, während im Ofen Zimtsterne und Lebkuchen backen. Das Wetter ist gerade für manchen eine echt nervige Angelegenheit, weil es vielen Kopfschmerzen bereitet. Meine Knochen melden Wind und Wetterwechsel, mal schauen, ob sie irren. Für die meisten ist dieser Novemberfrühling ja nett, ich finde das nicht wirklich, aber ich bin ja auch eher der Kältemensch.
Vermutlich wird Weihnachten in diesem Jahr anders sein als sonst. Das, was es wirklich braucht, nämlich Gesundheit, lässt sich nicht verschenken. Es ist ein Zustand, den wir uns jeden Tag neu erarbeiten müssen, doch auch bei bester Vorsorge heißt es nicht, dass wir vor allem verschont bleiben. Da dürfte mein Feldsalat im Hochbeet vor dem Küchenfenster auch kein Garant sein, aber er sieht auf jeden Fall schon mal ausgezeichnet aus.
Viele Fragen kamen diese Woche zum Thema Immunsystem stärken und Virenabwehr. Eine abwechslungsreiche Ernährung, die alle Notwendigkeiten abdeckt, ist eine Grundlage. Das andere ist ausreichend Schlaf und viel Bewegung an der frischen Luft. Und was ich mit am wichtigsten finde, ist Freude. Freude ist für jede einzelne Zelle unseres Körpers ein Elixier der besten Sorte. Wir sind in diesen Wochen jedoch sehr angstgesteuert. Gestern sagte jemand aufgebracht: „Wirst sehen, dann ist es nächste Woche bei uns wie in Österreich“ und ein anderer meinte: „Hoffentlich kann ich dann überhaupt noch einen Christbaum kaufen!“
Wenn die Studios für Sport geschlossen sind – macht mit bei den Onlineaktionen. Bewegen müssen wir uns alle und vielleicht kann der eine oder andere so mal was ganz anderes probieren. Es ist wichtig, dass wir uns daran erinnern, einander zu unterstützen. Besorgt eure Weihnachtsgeschenke, so lange das noch geht, bei den Läden um euch herum. Genießt ein herrliches Menu, das die Restaurants kochen und über die Straße abgeben, damit sie überleben. Denkt daran, dass unsere gute Infrastruktur davon abhängt, dass wir regional und lokal gut aufgestellt sind mit unseren Versorgungsnetzen. Wir haben in diesem Jahr gesehen, wie es ist, wenn Ware aus dem Ausland nicht geliefert werden kann. Also bitte – dann denkt auch beim Einkaufen in diesen Tagen daran, dass der Bauer ums Eck nur dann überlebt, wenn wir nicht die Flugmango ordern.
Für alle gilt, was ich dieses Jahr schon fast mantrisch wiederhole – stellt euch gut auf. Wir werden aufrechte, aufrichtige, kluge Menschen mehr denn je nötig haben. Menschen, die lauter sind, ohne Arg, ohne Egozentrik. Menschen, die für andere das Licht halten, die gerade mutlos sind. Die singen, und wenn es im Kopf ist. Die lachen, weil es reine Medizin für unsere ängstlichen Herzen ist. Die wissen: Es gibt immer Wege, die wir gehen können. Immer. Mit jedem Problem wird die Lösung geboren, es braucht nur manchmal, bis wir sie finden. Bis dahin gilt: nicht aufgeben. Ruhig bleiben, achtsam bleiben, wach bleiben. Beobachten. Und keine Kraft vergeuden auf Nebenkriegsschauplätzen, wie das derzeit oft zu sehen ist. Wir bekämpfen uns im Nahkampf Mann gegen Mann bis in die Familien hinein. Das darf nicht sein. Lassen wir einander die Vielfalt der Meinungen, wie es sich für eine Demokratie gehört. Auf allen Ebenen! Und handeln wir weise jenseits dieser Kleinkriege. Die Lösungen finden sich nicht im Grabenkampf, sondern im aufeinander zugehen auf ganz anderen Ebenen. Dann strömt aus allen Welten auch Kraft ins System, denn wir sind getragen, auch wenn wir manchmal glauben, alleine zu sein.
Einen herzlichen Gruß vom Hügel zu euch, startet in eine gesunde Woche. Singt im Herzen, tanzt durchs Wohnzimmer, lacht, so viel ihr könnt und bleibt aufeinander achtsam in Freundlichkeit und Respekt. Nichts brauchen unsere Seelen mehr als Freundlichkeit, Liebe und wohlwollende Geborgenheit.
Vor dem Backen und Glasieren warten die Lebkuchen auf ihren Auftritt.
Maya Angelou gehört zu den Menschen auf meiner endlos langen Inspirationsliste. Ich habe diese Liste in der ersten Klasse angelegt. Damals war ich zutiefst von Ferdinand Sauerbruch und Albert Schweitzer beeindruckt. Ich beschloss, dass ich immer jemanden in meinem Geist haben möchte, der für eine Zeit oder ein bestimmtes Gebiet wie ein Bambusstecken für die Tomaten ist. Daran kann ich mich hochranken und vielleicht gut und aufrecht wachsen.
Bis heute halte ich es so, dass ich eine bereichernde Liste solcher Menschen habe. Ich bin tiefst beeindruckt, was Menschen zu leisten imstande sind und damit meine ich nicht ihren dicken Geldbeutel, sondern ihre Art, das Leben zu betrachten und es trotz größter Widrigkeiten erfolgreich zu leben.
Mich inspirieren gehandicapte Menschen, die Berge erklimmen und Millionen Mal die These widerlegen „das kannst du niemals schaffen“. Mich inspirieren Frauen, die Gärten wie Sissinghurst anlegen und wissen, dass er noch lange nach ihrem Tod ein Ort der Freude sein wird. Menschen, die nicht aufgeben, um Glühbirnen zu entwickeln, das Radio, das Telefon oder medizinisches Gerät, das Leben retten kann.
Ich bin begeistert, was kluge Therapeuten alles bewirken können. Wie der menschliche Geist Grenzen und Ketten durchbricht. Ich bin so sehr dankbar für alle Menschen, die in korrupten Zeiten ehrlich sind. Die in schwankenden Verhältnissen wie ein Leuchtturm stehen und anderen Zeichen der Hoffnung senden. Die unbeirrt ihrer inneren Stimme folgen, weil es die einzige ist, der sie Glauben schenken möchten. Deren Herzen riesig sind und die nicht fragen nach Woher und Wohin, sondern sehen, ob jemand eine warme Suppe braucht.
Menschen, die mich mitnehmen in die Welt der Phantasie, der Gedanken und der tiefen Fragen nach Wahrheit und dauerhafter Gültigkeit. Die mich begeistern durch ihren Glauben, den sie leben. Ihre Musik, die sie der Welt schenken. Ihre unfassbaren Fähigkeiten! Was Menschen alles können! Ist das nicht traumhaft? Sie erklimmen Berggipfel. Sie fliegen zum Mond oder umrunden in der ISS die Erde. Sie sammeln den Müll aus dem Meer, retten Orang Utans, bepflanzen Wüsten und machen karge Landstriche fruchtbar. Sie scheren ihre Schafe und stellen wunderbare Werkstücke aus der Wolle her. Sie färben mit Pflanzen. Sie kochen himmlisch. Sie singen, musizieren, gestalten zum Niederknien. Sie formen Teeschalen oder frisieren Krebskranke, damit sie sich wieder schön und ganz fühlen können.
Ich werde hoffentlich niemals damit fertig, mich für Menschen, ihr Sein und ihre großartigen Fähigkeiten zu begeistern. Mein Wunsch – wagen wir ruhig, die beste Version von uns selbst zu sein! Nie waren die Zeiten so gut dafür geeignet, dass wir unsere Lichter auf den Scheffel stellen und uns zeigen. Jeder von uns kann etwas ganz Besonderes. Ich erinnere mich so gern an einen Menschen, der so lachen konnte, dass in Sekunden alle vor Lachen fast platzten. Ich empfand das als eine großartige Fähigkeit für die oft so traurige Welt.
So lachen oder singen oder sein, dass alle, denen diese Wundertütenmenschen begegnen, in sich eine stille Hoffnung tragen: Auch ich kann etwas. Solltest du noch immer nicht wissen, was dein Geschenk für die Welt ist, lass es dir von lieben Menschen um dich herum sagen, sie sehen das vielleicht eher. Wir brauchen dich. Wir haben keinesfalls genug Bambussteckenmenschen.
Allen ein Wochenende voller Inspiration! Wenn die Welt im Außen schwankt und ruckelt, brauchen wir das so notwendig wie Essen und Trinken. Be inspired und – trau dich, die anderen mit dem zu berühren, was du der Welt bietest. Danke für deinen Mut!
Steffi zeigt uns, was allen am Wochenende bitter Not täte – eine große Runde frische Luft im zauberschönen Herbstwald. Danke für deine Fotos, die so vielen Menschen Miniferien schenken. Deine Gabe (unter anderen)!
Wie unterschiedlich sind doch Morgen und Abend von ihrer Stimmung her! Das zeigen die heutigen Fotos von Steffi sehr anschaulich. Morgens ist das Licht wie ein Hoffnungsschimmer, das manchem ermöglicht, doch in den Tag zu starten, auch wenn die Nacht vielleicht kurz oder schwierig war. Nie ist die Dunkelheit schwerer zu ertragen als in der Zeitspanne vor dem ersten Licht. So ist es auch im Leben. Wenn Krisen heftig an einem nagen, ist der Zeitraum, bevor wir aus dem Chaos in die leise Ahnung einer Möglichkeit der Idee einer Zukunft hineingleiten, am schwersten auszuhalten. Lösungen sind noch nicht in Sicht, das Problem drückt immer schwerer und das kann oft ein Zeichen sein, wenn der Druck stark steigt, dass wir kurz vor einem Hoffnungsschimmer sind.
Hoffnung, sagte mir gestern jemand, sei ein mieser Lügner, der nicht halte, was er verspreche. Das sehe ich anders. Hoffnung ist nichts anderes als Hoffnung. Hoffnung verspricht keine Lösung, keinen Ausgang, kein „alles wird gut“. Hoffnung ist nur ein Stärkungsmittel, um in schweren Zeiten nicht allen Wind unter den Flügeln zu verlieren, sondern für einen gewissen Auftrieb zu sorgen, der notwendig ist, damit sich unser Geist in Richtung einer Lösung ausrichten kann. Deshalb ist Hoffnung kein Lügner, denn sie gibt keine Garantien, sie ist nicht mehr oder weniger als Hoffnung. Das reicht uns Menschen aus, um neue Kraft zu mobilisieren. Um in der allerletzten Gehirnwindung noch eine Idee auszugraben oder um etwas zu schaffen, was uns derzeit am meisten nutzen würde: die Erkenntnis, dass wir mit unseren bisherigen Tools Probleme selten noch langfristig lösen, sondern nur versuchen, zu große Löcher mit zu kleinen Fetzen abzudichten. Es braucht den großen Schritt.
Solange wir in Kleinkriegen und Grabenkämpfen darum streiten, den anderen von der Richtigkeit unserer Meinung zu überzeugen, sind wir maximal weit davon entfernt, unsere nicht so riesigen Energien besser zu bündeln, um auf einer anderen Ebene voranzuschreiten. Es wird nie mehr möglich sein, dass wir Menschen einander alle liebhaben, alles harmonisch finden und einander im tiefsten Herzen verstehen. Die Vielfalt ist oft nicht überbrückbar und wir ringen darum, diese Frage zu lösen, anstatt das Augenmerk woanders hinzulenken: Es geht nicht mehr darum, irgendwen von MEINER Wahrheit zu überzeugen, die genauso wenig wahr ist wie die anderer. Es geht darum, sich vom anderen durchaus verwirren zu lassen. Lösungen für die Fragestellungen und Herausforderungen der Zeit finden wir jenseits dieser Befindlichkeiten. Im Feld der Möglichkeiten, nicht im Feld der Schubladen, die wie Boxautos in einem kleinen Geviert versuchen, einander totzurasen. Hören wir auf, unsere Schubladen zu bewegen, sondern kommen wir aus selbigen und stellen wir uns ins Feld der Optionen. Aus Chaos entsteht Kreativität, erwachsen Lösungen wie Sonnenblumen. Dadurch kann Vielfalt Bereicherung sein; manches müssen wir als für uns nicht lösbar und inakzeptabel einfach stehen lassen. So, wie wir in einer Firma auch nicht die Kollegen lieben müssen, aber unsere gemeinsame Arbeit auf Respekt, Wertschätzung und Fachlich-Sachlichkeit basiseren darf und gut werden kann. Dann ist Vielfalt bereichernd, nicht angsteinflößend. Missionieren bindet Kraft, die keinem nutzt, nur schadet. Richten wir den Fokus auf die Gestaltung der Zukunft, nicht auf Gleichmacherei.
Freitag ist der Venus gewidmet, dem Planeten, der für Liebe steht. Es wird Zeit, dass wir uns daran erinnern, dass unser Lebenselixier Liebe ist in jedweder Form. Es gibt keine Ausrede für irgendwen von uns, denn so viele Möglichkeiten der Liebe gibt es, da ist für jeden was dabei 🙂
Danke an Stephanie für die zauberhafte Lichtstimmung am Morgen 🙂
Über von Chamissos Anti-Klagezeilen bin ich gestern gestolpert. Im Grunde passen sie hervorragend auf unsere Tage. Wenn wie beobachten, wie das Jahr gelaufen ist, sind sie perfekt. Im Januar sind wir frohgemut ins Jahr gestartet, gewillt, es zu einem außergewöhnlichen Jahr zu machen. Ich denke, das hat für die gesamte Welt funktioniert, wenn auch anders als vermutlich gemeint.
Im Februar war Corona ein Wort, das immer wieder auftauchte, im März war klar: das ist mehr als ein Wort. Wellen der Solidarität, des Gemeinschaftsgefühls, des „wir schaffen das“. Die Bundesregierung beschwor die Bürger, den Lockdown mitzutragen und so kamen alle durch die Wochen mit mehr oder weniger heftigen Blessuren, aber irgendwie in der Illusionsblase, das Thema wäre damit so gut wie durch. Der jetzige Lockdown, der milder von den Maßnahmen ist als der erste, ist allerdings ein anderes Kaliber, weil ihm der Charakter des „wir schaffen das jetzt!“ fehlt. Es dringt allmählich in die Köpfe vor, dass Viren weder durch Sonnenschein noch durch längst erkaltete Solidargedanken oder anderes verschwinden. Die Pandemie erreicht nun jeden, denn jetzt kennt jeder jemanden, der in Quarantäne war oder ist oder erkrankt ist, also ganz anders als das Gefühl im Frühjahr, als viele dachten, das hätte vielleicht keiner, weil man keinen kennt, der betroffen war.
Nun haben wir eine andere Faktenlage. Aus einem akuten Zustand, den wir „gemeinsam überstehen müssen“, ist etwas Chronisches geworden. Aus Solidarität erwuchsen Lager. Das Land ist gesplittet in Meinungen, Auffassungen, Theorien und gegenseitiges Asocialmediamobbing. Kann man machen. Nur – was gewinnen wir damit? Wie viel Hirnforschung brauchen wir noch, damit jeder versteht, dass jede Form von Hass, Auseinandersetzung, Ausgrenzung regelrecht das Gehirn am klaren Denken hindert und genau das erzeugt, was Menschen schadet? Wem nutzt Jammern? Der Jammerer hat wenig davon, weil sein Gehirn Jammerspuren fräst, die künftig die benutzte Datenautobahn sind, sprich – er vergiftet sich regelrecht selbst. Jammern nutzt den anderen nichts, denn sie werden runtergezogen und auch mit ihrem Gehirn geschieht das Gleiche: wir sind einem schleichenden Gift erlegen. Klagen und Jammern, Nölen und Quengeln, Verurteilen und Werten sind Geistestoxine. Sie vergiften unser Denken, unser Fühlen und unser Handeln. Sie zerstören alles.
Was ist der Plan? Stoppt das Klagen. Stoppt das Jammern. Macht die Augen auf und unterstützt die Betriebe, die massiv betroffen sind, indem ihr Gutscheine kauft. Indem ihr dort bestellt und was abholt. Indem ihr euch meldet und Solidarität bekundet und fragt, ob es etwas gibt, was ihr tun könnt. Indem ihr Künstler bittet, für euch etwas zu malen, zu singen, zu gestalten. Indem ihr sie bittet, über die Technik, die wir inzwischen alle haben, zu euch heim ins Wohnzimmer zu kommen. Sie ermutigt, indem ihr Bücher, CDs, Kunstwerke aller Art kauft. Helft eurem Nachbarn, der einsam ist, denn Weihnachten wird schlimm für viele. Auch wenn es nicht möglich sein wird, Menschen einzuladen – ladet sie ein, virtuell mit euch Zeit zu verbringen mit Zooms und anderem. Wir sind eine Gemeinschaft. Wir sollten nicht am wichtigsten Knotenpunkt unseres Jahrhunderts als Generation Jammerlappen und Streithammel in die Geschichtsbücher eingehen, sondern als die, die den Auftrag des Universums verstanden haben und Gesicht, Flagge, Haltung zeigen. WIR gestalten die Zukunft. Nie waren die Möglichkeiten besser, um Altes, was nicht mehr trägt, hinter sich zu lassen. Als Erstes wären das Hass, Jammern, negatives Denken, Mobbing, Sabotage, Unehrlichkeit, Dummheit, Schuldzuweisung und Wertung. Ich finde, das ist ein wackerer Plan für die nächsten Monate. Wer ist dabei?
Herzlichste Donnerstagsgrüße, der Tag ist Jupiter, dem Bringer des Frohsinns, gewidmet. Passt perfekt. Übrigens – Singen hilft. Nehmt Mantren oder „froh zu sein bedarf es wenig“. Test the best.
Sina zeigt uns den herbstlichen Weg. Überschreiten wir Brücken.
Gestern ging es beim Abendessen um eine bei uns beliebte Diskussionsfrage: Was ist Beruf, was ist Berufung? Auslöser war eine Aussage vom Tag, als jemand sagte, Berufung müsse doch etwas sein, das „groß“ sei. Irgendwie „der Oberhammer“. Da wäre es doch sicher so, dass man im Innersten wie geflasht von etwas sei, das einen von klein auf vorantreibe. Die dahinterstehende Frage war: Wie finde ich meine Berufung, wenn mich nichts „Großes“ ruft?
Vielleicht darf man mit ein paar Annahmen Schluss machen. Es ist keine Frage der „Größe“ der Aufgabe oder „der Berühmtheit“ oder was immer, um sich zu etwas berufen zu fühlen. Ich glaube, wenn wir das, was wir tun, aus vollstem Herzen lieben, egal, was das ist, sind wir berufen.
Beppo Straßenkehrer in Momo war berufen, Straßen zu kehren, denn er tat es mit Liebe, mit Sorgfalt und tiefstem meditativen Herzen. Andere Menschen pflegen alte oder kranke oder behinderte Menschen und sind dazu berufen. Es ist wenig spektakulär, jemanden zu füttern und für die Person, die gefüttert wird, lebenswichtig. Also – ist das dann groß? Es ist absolut lebenswichtig und wunderbar, wenn es achtsam und mit Geduld geschehen darf.
Wir wachen nicht eines Tages auf und „sind berufen“. Oft genug wachsen wir in unsere Berufungen hinein. Wir sind angekommen, wenn wir tun, was wir lieben. Wenn wir morgens aufstehen und unser „Ikigai“ ist präsent, der Grund, morgens aufzustehen. Es ist vollkommen egal, was wir tun, wenn es aus Liebe, Überzeugung, mit Freude geschieht. Es ist nicht notwendig, auf einen „Ruf“ zu warten. Da erscheint vermutlich keine gute Fee am Bett und schwingt funkensprühend einen Zauberstab und sagt: „Magic! Du bist dazu berufen, xy zu tun“.
Wie finden wir Berufung? Indem wir uns in die Stille begeben, denn nur dort hören wir die innere Stimme, die spricht. Sie ist sehr leise, wird den ganzen Tag überbrüllt vom Ego und seinen Dauerwünschen nach diesem und jenem. In der Stille finden wir die Freude und wenn wir der folgen, sind wir mitten auf dem Weg der Berufung. Den geh einfach. Schritt für Schritt. Wie Beppo Straßenkehrer. Und dann weißt du eines Tages – es ist genau das, was du schon immer machen wolltest. Und dann ist es mit einem Schlag groß. Herzensgroß. Magic.
Allen einen beweglichen und bewegenden Merkurtag.
Danke an Steffi für das Foto des Weges. Welchen möchtest DU gehen? So ganz aus tiefstem Herzen heraus ab sofort? Was hält dich davon ab? Wieso lässt du das zu?
Erkenntnis ist nur der Trostpreis – wie oft sage ich diesen Satz. Klienten hören ihn, Schüler auch. Erkenntnis ist schön, wenn man sie denn hat. Doch nutzt alle Erkenntnis nichts, wenn wir nichts daraus machen. Es geht immer darum, aus einer Erkenntnis die notwendigen Handlungsimpulse abzuleiten und dann in einer feinen Teamarbeit zwischen Kopf, Herz und Bauch drei Buchstaben zu berücksichtigen: TUN.
Manchmal sind es Kleinigkeiten nur, die zu tun sind. Manchmal ergeben sich aus Kleinigkeiten hochumwälzende Dinge, bei denen dann kein Stein mehr auf dem anderen bleibt und sich alles verändert. So, als kaufe man ein neues Möbelstück und mit einem Mal fällt einem auf, wie unschön die Tapete ist, dann passt der Teppich nicht mehr dazu und irgendwann artet das in die Komplettsanierung des Hauses aus. Gelegentlich ist es das Beste, was man tun kann, gleich gründlich die Dinge zu verändern, anstatt über den Fleck an der Wand ein Bild zu hängen, bei dem man bei jedem Draufschauen WEISS, dass darunter ein Fleck ist.
So ist es derzeit in vielen Familien. Da hat sich in Jahrzehnten vieles angesammelt, fein unterm Teppich, und nun ploppen allseits viele Themen auf, ausgelöst durch das Jahr und seine Kraft. Wie alle Veränderungszeiten, in denen die Menschheit eingeladen ist, Quantensprünge für möglich zu halten, dürfen wir uns von vielem trennen, was nicht mehr in unser Leben passt – überkommenen Meinungen und Ansichten. Falschen Partnern. Berufen, die keine Berufung sind. Illusionen, denen wir uns keine Sekunde länger mehr hingeben können und wollen. Ehrlichkeit, Klarheit und Wahrheit, drei relativ unerbittliche Durchleuchter dunkler Ecken in unseren Herzen, unserer Seele und unserem Denken.
Wir steuern aufs Jahresende zu und auch wenn der Sonnenschein uns vorgaukelt, es sei noch restlicher Spätsommer – wir wissen, dass wir seit dem Monatsanfang in der dunklen Hälfte des Jahres sind, in der die Schleier zwischen den Welten durchlässig werden. Leben und Tod berühren sich eng und so geht es in den Praxisstunden oft um diese Fragen. Der Tod rückt näher in den Blick in diesem Jahr und so setzen sich endlich die Menschen ehrlicher und direkter mit diesem Thema auseinander. Jeder weiß um seine Endlichkeit, doch drängen wir das Thema gern sehr weit an den Rand, sourcen Krankheit, Behinderung und Sterbeprozesse aus in spezielle Einrichtungen, anstatt sie dahin zurückzubringen, wo sie hingehören: direkt in die Familie hinein. Wer den Kreislauf von Geborenwerden und Sterben manches Mal erlebt, steht anders in seiner Lebensrealität und weiß sich aufgehobener nicht nur in diesem großen Kreislauf, sondern auch in den Jahreszeiten und in jedem Tag, jeder Stunde, jedem Moment. Denn alles sind Fraktale der Ewigkeit, die einen schönen Blick durchs Kaleidoskop ergeben, wenn wir den Mut haben, ins Licht zu schauen.
Allen einen tatkräftigen Dienstag!
Den Farbrausch, den der Herbst 2020 jeden Tag in Fülle schenkt, hat Maike im Weinberg festgehalten. Danke.
Gaius Plinius Secundus Maior ist vermutlich 23 oder 24 nach Christus in Como geboren und starb im Golf von Neapel im August 79, als er versuchte, während des Ausbruchs des Vesuvs Menschen zu retten. Er war ein Gelehrter, Offizier und Beamter und schuf ein umfangreiches Werk mit Beobachtungen zur Natur. Erstaunlich finde ich seine Haltung in dieser Zeit. Mit der römischen Besiedlung wurden viele Wälder gerodet, um Ackerbau und Viehzucht betreiben zu können, aus der einstigen Waldlandschaft Europas wurde die Kulturlandschaft. Viele Jahrhunderte gestalten am Antlitz der Erde mit und doch kaum je so intensiv wie in diesen Tagen.
Die Woche startet mit neuen Entwicklungen in Amerika. Da wir nicht dort leben, können wir uns sehr schwer ein Bild machen von den Verhältnissen dort und was das an Veränderungen mit sich bringt. Wir werden sehen.
Was viel wichtiger ist: Es bewegt sich immer etwas. Auch wenn uns die Pandemiesituation verfahren vorkommt und festgefressen in vielen Punkten, bewegt sich viel. Was lernen wir aus diesem Jahr? Dass Dinge komplex und vielschichtig sind. Dass die Welt von einem Tag auf den anderen eine vollkommen andere sein kann. Dass es nur zwei Sicherheiten gibt: Die Tatsache, dass alles, was lebt, stirbt und dass nichts bleibt, sondern sich alles permanent wandelt. In guten Tagen ist das unschön, in schlechten Tagen hoffungsvoll. Wir sehen, wenn wir denn hinschauen, dass wir uns mit Nebenkriegsschauplätzen jede Energie verpulvern, anstatt zu begreifen, dass Kommunikation der Zukunft bedeutet, die höchst unterschiedlichen Standpunkte diverser Menschen einfach stehen zu lassen, weil wir uns niemals mit manchen Dingen einverstanden erklären können, es aber für die Aufgaben des Planeten und der Menschheit an sich darauf ankommt, ÜBER diese Themen hinweg cokreativ Zukunft zu gestalten.
Wenn das die Lektion ist, die wir 2020 gelernt haben und nun auch den Wandel leben können, besteht in allem Hoffnung. Es braucht offene Herzen, wache Geister und liebevolle Hände!!
Allen einen wunderbaren Wochenstart!
Danke an Theresa für das entspannte Koalafoto!!
Was für ein Ende soll die Ausbeutung der Erde in all den künftigen Jahrhunderten noch finden? Bis wohin soll unsere Habgier noch vordringen?
Plinius der Ältere, 23–79
Ein wunderbares Stück Natur wurde der Obhut der Aboriginees zurückgegeben – Ayers Rock in Australien. Theresa hatte das Glück, dort noch wandern zu dürfen. Danke für dein Foto.