Bewegung ist derzeit mehr als genug. Man könnte auch sagen: Wallung allenthalben. Schnell sind die Menschen derzeit auf 180 oder reagieren sehr empfindlich. Wie oft höre ich: Meine Nerven liegen blank. Es wird also höchste Eisenbahn, die Nerven wieder schön zu ummanteln, damit sie nicht dauernd Notfall funken müssen.
Die Welt ist so komplex, dass wir mit unserer bisherigen Einteilung in „gut“ und „schlecht“, „richtig“ und „falsch“, also schwarz oder weiß, nicht mehr durchkommen. Alles hat so viele Ebenen, dass manches eingeschätzt werden kann, anderes nicht. Im Klartext bedeutet das, dass wir mehr Informationen brauchen und mehr verschiedene Ansichten, damit wir uns eine eigene Ansicht bilden können im Wissen, dass wir sie vielleicht auch wieder verändern und anpassen müssen, wenn neue Erkenntnisse dazukommen. Am nächsten Tag ist man immer schon ein Stück schlauer.
Die Art der Informationsbeschaffung ist schwer, weil Wahrheit ein so kostbares Gut scheint, dass keiner mehr damit aufschlagen will. Schade. Fakten schenken Klarheit und wo Klarheit herrscht, kann das Schwarmwissen an Lösungen arbeiten. Unklarheit, Verwirrung und Schattenspielchen hingegen schüren Unmut, Rebellion, Widerstand. Oft entwickelt sich da Ungutes aus einer Angst heraus. Ein Tier, das man in eine Ecke drängt, beißt schneller zu. Viele von uns verhalten sich zur Zeit ein bisschen bissig oder im Tonfall unangemessen. Wir schlagen uns gern auf eine Seite und haben einen Standpunkt, ohne zu bedenken, dass das heute fast nicht mehr geht, wir brauchen eher eine Art Standfläche, die flexibel angepasst werden darf und muss. Damit wir mit so einer neuen Haltung klarkommen, brauchen wir Vertrauen. Vertrauen entsteht, weil wir etwas einschätzen können. Weil wir wissen, dass unser Gesprächspartner versucht, seine Meinung nach bestem Wissen und Gewissen darzutun. Weil unser Mitmensch empathisch und vor allem authentisch ist – dann vertraue ich. Dazu brauchen wir Werte und Tugenden. Ehrlichkeit, die Grundlage der Authentizität, ist so hochkostbar und so hilfreich. Je verwirrender die Zeiten, desto offener und ehrlicher, gradliniger und einladender sollte die Kommunikation sein, damit wir alle mit unserem verknüpften Wissen und unseren 80 Millionen Blickwinkeln in diesem Land gemeinsam Lösungen erarbeiten können, anstatt Schafherden von einer Ecke des eingezäunten Geländes zum anderen zu jagen.
Alle Menschen sollten daran interessiert sein, in Ruhe, Frieden, Freundlichkeit und Selbstverantwortung ein gutes Leben zu leben und dazu beizutragen, dass es der Gemeinschaft und dem Planeten gut geht. Das Problem liegt eher bei denen, die das nicht möchten, weil sie aus Angst sehr viel Profit machen können.
Deshalb ist jeder Einzelne in diesen Tagen aufgefordert, darüber nachzudenken: Wo bin ich authentisch? Wo raste ich aus und hau Meinungen raus, die vielleicht noch nicht final durchdacht sind? Wo brauche ich mehr Infos und wer kann sie mir geben? Verhalte ich mich selbst so, wie ich mir das von anderen wünsche? Was kann ich tun, damit ich mich so verhalte? Es beginnt immer bei MIR selbst. Meiner Art zu denken, zu sprechen, zu reden oder mich aufzubrezeln mit Agitation oder unwahren Thesen (die vielleicht nicht einmal absichtlich unwahr sind, sondern auf mangelnder Einsicht, Erkenntnis und Möglichkeiten des Faktenchecks beruhen).
Was ist zu tun? Werfen wir unser Wissen zusammen. Machen wir uns klar, dass alle Menschen sehr belastet sind aus ganz unterschiedlichen Gründen. Machen wir uns auch klar, dass wir Probleme nicht lösen, indem wir Angst füttern, sondern Vertrauen aufbauen. Alle helfen mit, wenn sie den Sinn von Maßnahmen und Handlungsempfehlungen nachvollziehen können. Wer einen anderen um Hilfe bittet, bekommt eher etwas, als wenn man ihm befiehlt. Gegnerschaften wird es immer geben. Auch unlautere, unehrliche und gemeine Menschen. Aber eine Menge aufgeschlossener Menschen mit dem Wunsch, gute Lösungen gemeinsam zu erarbeiten und umzusetzen, sind eine gewaltige Kraft. Und liebevolle Menschen heben die Welt aus den Angeln und überwinden gemeinsam jede Krise. Es geht nur miteinander. Alles andere ist Krieg und da hat noch niemals jemand wahrhaft gewonnen, sondern alle verloren. Holen wir uns die Menschenwürde, den Respekt und das Hinlauschen auf das, was andere sagen, wieder in unser Leben. Jetzt. Sofort. Gehe nicht über Los und ziehe nicht 4000 Euro ein, sondern fang bei dir an. Jeder zählt, denn jedes Menschenleben ist bedeutsam. Danke.
Allen ein schönes Wochenende!
Die Spirale ist das Zeichen des Lebens – der Entwicklung, wenn sie nach außen dreht und des Zurückkehrens zum Ursprung allen Seins, wenn sie nach innen dreht. In Verbindung steht sie für das gesamte Leben, das sich entfaltet, wächst und wieder eingeht in den großen Kreislauf. Danke an Gabi für das Foto.