Halte immer an der Gegenwart fest. Jeder Zustand, ja jeder Augenblick ist von unendlichem Wert, denn er ist der Repräsentant einer ganzen Ewigkeit.
Johann Wolfgang von Goethe, 1749–1832
Danke an Annemarie für dieses wunderbare Foto!
Zack, Freitag! Schon ist der Fasching vorbei. Hoffen wir, dass der alte Spruch nicht zutrifft: „Wer an Fasching nicht verrückt ist, spinnt das ganze Jahr“.
Wir alle stehen auf den Schultern von Giganten. Geistesriesen, Größen auf jedem Gebiet sind uns vorausgegangen. Kein Grund zur Panik, eher Ansporn, das eigene Gebiet zu finden, auf dem man groß sein kann. Das war gestern erstaunlicherweise gleich in mehreren Gesprächen das Thema: Was ist der Sinn und Zweck meines Daseins?
Als Jugendliche dachte ich – nachdem ein paar wunderbare Berufsträume realistischerweise im Sand verliefen wie Albert Schweitzer und Sauerbruch nachzueifern, dazu waren die Noten zu grottig – ernsthaft über die Karriere als Schriftstellerin nach. Natürlich nicht irgendwas. Nein! Lyrik! Totale Verknappung. Reduktion auf das Wesentliche. Mein Ideal: ein Gedicht, in dem man in einer Zeile das Universum verpackt. Ich schrieb mir die Finger wund. Egal, wie viel ich auch dachte und las, es funktionierte nicht. Es wurde besser mit der Zeit. Aber das Ziel blieb unerreichbar. Domin, Ausländer, Celan, Goethe, Schiller, Tausende. Sie alle hatten das bereits gesagt, was ich nicht mal erlebt hatte, geschweige denn, es in drei Zeilen hätte für die Ewigkeit gerinnen lassen können.
Später habe ich unzählige Bücher lektoriert, viele tausend Texte geschrieben für unterschiedliche Dinge. Ich wusste: im Grunde ist alles gesagt. Doch was mich mit 20 in tiefste Verzweiflung gestürzt hat nach dem Motto „Was sollte noch je gesagt werden, das gibt es alles schon“ (und zeitgleich gab es die fiese Werbung „gibt’s schon. Von Bosch“), sehe ich heute so: Auch wenn alles von Menschen vor uns schon erlebt, erliebt, erlitten, gedacht, getan, geschrieben oder verfilmt wurde: Es kommt darauf an, dass jeder Einzelne sein je eigenes, individuelles Leben lebt. Voll und ganz. Mit und ohne Drama, Katastrophen, Highlights. Mit Wut und Angst und Hass und Liebe und allem, was dazugehört. Weil es darauf ankommt, alles zu leben. Weil es das ist, was zählt. Weil es darum geht, den eigenen Weg zu gehen und nicht stehen zu bleiben.
Newton hat sein Ding gemacht, seine Thesen entwickelt und seine Sicht auf die Welt prägt uns bis heute. Wir stehen auf den Schultern von Giganten. Und die nach uns sollten auch die Chance haben, auf solchen Schultern zu stehen. Also bleibt die Frage: Was wirst du den Menschen nach dir hinterlassen? Ein Leben, das voll und ganz gelebt wurde, in dem es ums Ringen nach dem eigenen Weg ging, eine Story des Scheiterns und der kleinen und großen Siege hoffentlich. Eines, in dem du herausgefunden hast, warum gerade du genau jetzt lebst, weil es nötig ist, dass deine Farbe hier leuchtet. Weil du notwendig bist, um Zukunft möglich zu machen und wir uns der Giganten vor uns würdig erweisen dürfen!
Wirf die beste Version von dir selbst ins Rennen. Du hast diese eine Runde Leben. Manchmal werden Heldenlieder daraus oder es schwingt ein zarter leiser Ton der Liebe für die beste Oma der Welt. Was auch immer und wer auch immer du bist – wir brauchen dich. Ganz und in deiner vollen Größe.
In diesem Sinne einen wunderbaren Venustag.
Zitrusfrüchte direkt am Baum entlang des Jakobswegs. Keine Massenplantage, sondern Familienbaum. Danke an Theresa für das Foto!
Der Schnee taut langsam weg. Unter der freundlichen Vertuschungsdecke taucht jetzt wieder ein vollkommen verwilderter Garten auf. Angeblich sollen ja frühlingshafte Werte am Wochenende kommen und so werden wir sehen – unter dem Schnee macht sich eine ganze Zauberwelt auf, sich dem Licht entgegenzurecken. Ich habe vor dem Schnee ein Beet gesehen, das strahlte sonnengelb mit lauter Winterlingen. Dann sind auch die Schneeglöckchen und Krokusse nicht weit in geschützten Lagen. Wir dürfen uns also auf den Frühling zunehmend freuen und hoffen, dass es bald bunt draußen wird.
Hoffnung ist etwas, das Menschen unglaublich Kraft geben kann. Im therapeutischen Setting erleben wir das immer wieder, wie wesentlich Hoffnung und Aussicht auf Veränderung sind. Unser Leben spielt sich oft zwischen „Never change a winning team“ und „man reitet kein totes Pferd“ ab. Es geht immer wieder um das Finden einer guten Mitte und dazu braucht es Beweglichkeit, Vertrauen und Hoffnung. Die länger werdenden Tage lösen in uns mehr Lebensfreude aus, wenn der Schnee taut und die ersten Pflänzchen wagen sich ans Licht, entsteht Freude. Wir brauchen das für unser Seelenwohl. Im Lockdown habe ich die Gärtnereien vermisst, denn Blumen stehen immer auf dem Tisch. Ich habe auch noch nie so viele Blumen verschickt wie in diesem zweiten Lockdown, weil ich weiß, wie viele Menschen sich darüber freuen, dass etwas Buntes auf dem Tisch steht und Freude verbreitet.
Hoffnung entsteht durch vieles: Licht, Sonne, ein gutes Gespräch, eine Karte, ein Brief, eine liebe Mail, eine kleine Überraschung, ein unerwartetes Dankeschön, ein Lächeln, ein Witz, ein Lied, Tausenderlei.
Wenn du gerade gut aufgestellt bist – wem kannst du ein bisschen Hoffnung mit einer liebevollen Geste schenken? Wenn du gerade Hoffnung brauchen kannst – wen kannst du um ein bisschen Aufmunterung bitten? Wir dürfen in diesen Zeiten lernen, den Mund aufzumachen und um etwas zu bitten. Nie war das wichtiger als jetzt. Es wird Zeit, dass wir bemerken, dass uns da kein Zacken aus der Krone fällt und dass wir uns auch nichts vergeben, wenn wir andere unterstützen.
Allen einen freundlich-freudigen Jupitertag. Er ist der Freude gewidmet und der Weisheit. Weisheit ist die Urquelle des Humors. Seien wir einander Freude.
Im April 2019 sah es im Garten schon ein wenig bunter aus als jetzt. Auch das kann Hoffnung geben, bald blüht es wieder. Unverdrossen, wie es die Kraft der Natur eben ist.
An Schiller wurde ich beim Blick auf die Wettervorhersage erinnert. Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit – von tiefen Minusgraden hoch zu erstaunlichen Plusgraden zeigt das Thermometer in dieser Woche Erstaunliches. Für wetterfühlige Menschen ein Garant für Kopfschmerzen und Müdigkeit. Letztere macht sich allerdings auf vielen anderen Ebenen momentan sehr breit und führt zu mannigfachen Klagen.
Normalerweise ist Ende Februar unser Immunsystem müde nach den Herausforderungen des Winters. Dass die Tage länger hell sind, macht etwas mit unserer Stimmung, aber sorgt nicht automatisch für einen spürbaren Frischekick im Körper. Deshalb machte die Fastenzeit sehr wohl Sinn. Zum einen waren die Vorräte um diese Jahreszeit oft am Limit, zum anderen wussten die Altvorderen um die Kraft des ersten frischen Grüns zur Erneuerung des Körpers, das Abklopfen mit Birkenreisig diente der Durchblutungsförderung und der Birkensaft sorgte für Durchfluss, wo Winterträgheit stopfte.
Fasten dringt heute wieder mehr ins Bewusstsein durch die Wiederbelebung alten Wissens: Das Immunsystem profitiert massiv durch Fasten, das tun jeder instinktiv, wenn er hochfieberhaft erkrankt ist. Moderne Fastenformen sollen helfen, die Wohlstandskrankheiten in den Griff zu bekommen. Der menschliche Körper ist nicht unbedingt für drei Mahlzeiten am Tag gebaut.
Fasten empfiehlt sich zudem auf vielen anderen Ebenen. Vor einigen Jahren war das Handyfasten en vogue, damit würden in diesem Jahr massive Kontaktmöglichkeiten wegfallen. Ich hatte mal das Meckerfasten propagiert, dafür bekam ich – nomen est omen! – einiges an Kritik 🙂 nach dem Motto: „Wut muss rausdürfen!“
Ich bin in diesem Jahr für einen leichten Gegentrend. Nicht weniger, sondern mehr. Mehr wovon? Hier eine kleine Liste: Bitte mehr
Was wäre dein x für die Liste?
Allen einen guten Start in die erste Fastenzeit des Jahres und einen herrlich beweglichen Merkurtag!
Die Schafe stehen kuschlig und sind froh über ihr Fell. Steffi hat sie besucht, vielen Dank für das Foto!
Sigrids Foto mit der Schneehaubensonnenblume erinnerte mich daran, dass wir in unserer Sprache ein zauberhaftes Wort haben, das ich oft verwende: behütet sein. Gerade die letzten zwölf Monate haben viele Menschen „unbehütet“ zurückgelassen. Sie sind einsam, auf sich gestellt, fühlen sich vernachlässigt. Sie verlieren die soziale Anbindung und vieles mehr. Die Menschen erkennen, dass sie Einsamkeit kaum aushalten.
Klienten bekommen von mir oft die Empfehlung, eine Kopfbedeckung zu tragen, auch nachts. Früher, als Schlafzimmer restlos ungeheizt waren (was sinnig ist, wenn sie nicht zu kalt werden), trugen die Menschen Schlafmützen, weil über den Kopf sehr viel Wärme abgegeben wird. Babys bekommen zauberhafte Seidenhäubchen, wenn man es gut mit ihnen meint, damit ihr empfindlicher Kopf Schutz und Halt hat. Menschen können in Tränen ausbrechen, wenn man mit warmen Händen einfach nur ihren Kopf hält, weil sie sich dann sofort geborgen und aufgehoben fühlen. Damen verließen früher niemals ohne Hut das Haus. Das war manchmal ein Accessoire, oft genug aber mehr als ein modisches oder standanzeigendes Statement. Für Herren war der Hut stets von Bedeutung, das hat sich wenigstens bis heute in Caps und flotten Mützen erhalten.
In uns ruht eine tiefe Sehnsucht nach behütet sein, denn das steht für Geborgenheit, Vertrauen, loslassen dürfen unter Schutz, sich sicher fühlen dürfen. Unser Kopf, der den ganzen Tag gedankengetriggert in innerer Bewegung ist, ist für viele Menschen ein wahrer Kampf- und Kriegsschauplatz. Warme Mützen sind Erholung pur. Wie froh sind Menschen, wenn sie eine warme Mütze aufsetzen können, Handschuhe oder Handtücher gewärmt sind, weil das ein Gefühl von Hülle und Wohligkeit gibt.
Geborgenheit, Hülle, Nestgefühl, Schutz, Wärme – all das ist behütet sein. Behütet sind auch Menschen, die in ihrem Glauben gefestigt sind, denn sie fallen „nie tiefer als in Gottes Hand“, was viel Halt und Sicherheit geben kann, vor allem in Zeiten wie diesen.
Wo darfst und kannst du dich behütet fühlen? Welche Menschen geben dir das Gefühl, dass du bei ihnen geborgen, beschützt und behütet bist? Hast du Hüte, Mützen oder schöne Tücher, die deinem Kopf Halt und Sicherheit geben können? Was hütest du in dir, was schützenswert ist?
Allen einen wunderbaren tatkräftigen Dienstag (In der Schweiz heißt er aufgrund der innewohnenden Energie ZISCHtag, großartig, oder?).
Zwei Häuser soll man errichten, rät Katharina von Siena im 14. Jahrhundert in einem Brief einer Freundin. Ein äußeres, in dem man lebt und nicht dauernd umherziehen muss und ein inneres, geistiges. Das ist das Haus der Selbsterkenntnis, die bei Katharina letztlich der Einsicht in die Güte Gottes entsprach. Viktor Frankl war es, glaube ich zumindest, der feststellte, dass die tiefen Fragen des Menschen immer metaphysischer Natur sind. Die Frage „Wer bin ich“ und „was ist der Sinn meines Lebens“ läuft immer auf den geistigen Urgrund hinaus, aus dem wir entstammen und zu dem wir wieder hinstreben, was Novalis so beschrieb: „Wohin gehen wir? Immer nach Hause“.
Gestern Nacht habe ich mir einen wunderbaren Film über 100 Jahre anthroposophische Medizin angeschaut (https://www.kunst-des-heilens.de/ Alle Filme finden sich auf youtube, https://www.youtube.com/watch?v=Pez2Uf-sU8k). Ein Eintauchen in eine vertraute Welt, in der der Mensch als Ganzheit betrachtet wird, Grundlage auch unserer Arbeit hier in der Praxis und der Schule. Ein Heimkommen in einen vertrauten geistigen Urgrund und ein Geschenk des Wiedersehens mit Orten, an die man derzeit nicht reisen kann.
Wir legen oft viel Wert auf die Ausstattung der äußeren Heimstatt, doch die geistige, innere Heimat wird vernachlässigt. Die Welt bietet Ablenkung in Form von Fernsehen, digitales Leben, jenseits von Corona natürlich hunderttausend Dinge mehr. Ein Jahr Pandemie war ein Jahr die Chance, seine Innenwelt zu renovieren. Sich dort wohnlich einzurichten im tiefen Bewusstsein, wer man selbst ist, wo man sich hinbewegen möchte geistig-seelisch und welche Richtung wir in unserem inneren, hoffentlich würdevollen, Kompass einschlagen möchten.
Was ich im Alltag eher sehe: Der Innenraum wird gemieden, denn dort wird man mit Angst konfrontiert. Da lauert der innere Schatten, der als Bedrohung, nicht als Schatz angesehen wird. Wir wollen nicht nach innen lauschen, denn dort hören wir nicht selten eine Kakophonie an Tönen, die unseren Ohren wenig Freude bereitet. Dort hinein zu tauchen, sich dem zu stellen und in der Mitte des inneren Seelenlabyrinths dem Minotaurus ins Auge zu schauen und verwandelt hervorzukommen, wagen wir selten. Lebenskrisen, Krankheiten und tiefe Erlebnisse werfen uns immer wieder an genau diesen Punkt. Deshalb ist es so wichtig, diesen innersten Wesenskern zu kennen, zu gestalten, sich dort wohnlich einzurichten.
Wer bist du wirklich? Wer bist du jenseits, wirklich jenseits der Maske, die du der Welt zeigst und die deine Persona ist, das, wodurch du hindurchklingst (was per sonare heißt)? Was ist dein persönlichster, innerster, absolut unzerstörbarer Wesenskern, der dich immer wieder daran erinnert, wer du sein sollst? Kennst du dich schon oder läufst du vor dir noch immer davon?
Allen einen freundlichen Wochenstart mit der Sanftheit des Mondes, die dem Montag ihren Stempel aufdrückt.
Steffis Foto ist so schön! Wie ein Gemälde wirkt es. Danke für dieses Bild, Steffi!
Errichte zwei Häuser für dich selbst, meine Tochter. Ein tatsächliches Zuhause in deiner Zelle, um nicht an vielen Orten umherlaufen zu müssen, es sei denn, dies sei notwendig oder aus Gehorsam gegenüber der Priorin oder um der Nächstenliebe willen; und ein anderes, geistiges Zuhause, das du immer bei dir tragen solltest – die Zelle der wahren Selbsterkenntnis, in der du in dir selbst Einsicht in die Güte Gottes finden wirst.
Katharina von Siena, aus einem Brief an Monna Alessa dei Saracini, 14. Jahrhundert
Theresa hat die untergehende Sonne in Hannover fotografiert. Lieben Dank!
Diese Woche war in vielerlei Hinsicht erstaunlich. Ein Aufruf in einer Ausbildung, sich zu Dreierteams zum Üben zusammenzuschließen, hat eine mächtige Wallung hervorgerufen. Ich staune. Vermutlich kennen sich die meisten Menschen nicht, das wird sich mit den Monaten der gemeinsamen Arbeit ändern. Also ist es im Grunde egal, mit wem man startet, die Reise ist eine gemeinschaftliche und wir werden uns schon alle im Lauf vieler Monate zusammenfinden. Für manchen war es schwer zu verstehen, dass man nicht in 24 Stunden alles am Start haben muss, andere taten sich schwer zu entscheiden, mit wem sie gehen, weil viele Anfragen kamen. Aus Erfahrung weiß ich: wir treffen nie zufällig aufeinander, wir haben immer etwas zu lernen gegenseitig und aus gutem Grund fügt sich alles so, wie es kommt. Entspannung wäre angebracht und Vorfreude auf das, was man miteinander entdeckt und erarbeitet.
Der verlängerte Lockdown hat Folgen für unsere Schule und Kurse, auch an anderen Orten. Natürlich wollen die Schüler wissen, wie es weitergeht. Bei uns ist das klar. Live gemeinsam, wenn kein Lockdown ist und online, wenn Lockdown ist. So einfach ist das aber länderübergreifend nicht. Wallung 2 der Woche. Die Schüler rufen an, mailen und wollen wissen, wie das nächste Wochenende geregelt ist. Aus meiner Sicht eindeutig, aber es kam noch keine Info von der Schulleitung. Warten auf Godot. Manchmal merk ich an solchen an sich Kleinigkeiten, wenn die Woche vollgepackt war. Da würde ich gern klare Dinge auch klar regeln und abhaken können, vor allem, wenn es nichts zu regeln gibt, nur abnicken. Mehrere Mails seit Mittwoch später fände ich das nett.
Nun, Geduld ist also angesagt. Der Blick in den Spiegel sagt mir, dass auch die beste Geduld bei meiner Frisur wenig nutzt. Wohl dem, der lange Haare hat, bei Menschen mit so kurzen Haaren wir ich das bin sieht das nach sechs Wochen schon yetimäßig aus. Wäre normaler Fasching, wäre Chewbacca die erste Wahl. Aber ich habe eine hervorragende Frisörin, die mir längst einen Märztermin gegeben hat. Heidi, you made my day.
So habe ich mir den Spruch von Franz von Assisi für das Wochenende vor die Nase gestellt, damit alle anfallenden Aufgaben, Herausforderungen und weitere Wallungen gut bewältigt werden. Gemeinsam werden wir auch die nächsten Wochen schaffen. Richten wir den Fokus auf unsere innere Mitte und nach wie vor gilt: JETZT ist die beste Zeit, um seine eigenen Baustellen zu klären, sich auf den Weg zu sich selbst zu machen. Oder um ein Seelchen zu verschenken, das freute mich heute sehr, dass ein lieber Mensch eines für einen Herzensmenschen verschenkt. Egal, wie komplex oder schwierig Zeiten im Außen sein mögen: sie können unserer Menschlichkeit, unserer Liebe und unserem Vertrauen in eine gute Zukunft nichts anhaben. Sie betreffen nicht unseren innersten Wesenskern.
Allen ein feines Wochenende!
Wo Liebe ist und Weisheit, da ist weder Furcht noch Ungewissheit; wo Geduld und Demut, weder Zorn noch Aufregung; wo Armut und Freude, nicht Habsucht und Geiz; wo Ruhe und Besinnung, nicht Zerstreuung noch Haltlosigkeit.
Franz von Assisi, 1182–1226
Steffi hat diese tollen Winterfarben mit der Kamera gezeichnet. Danke!
„Unentspannt“ sagte mir heute ein Klient. „Die Lage ist unentspannt und ich bin erst recht unentspannt.“ Auf meine Frage, was er denn dagegen tun könne, kam wie aus der Pistole geschossen: „Naja. Ich müsst halt mal loslassen.“ Öha! Na dann!
Warum tun wir Dinge nicht, von denen wir wissen, dass sie hilfreich und gut wären? Warum lassen wir uns eher von einem Hype im Außen mitnehmen als auf unser inneres Wissen zurückzugreifen? „Du kannst doch nicht so asozial sein!“, wurde ich schon gerügt, wenn mir relativ wurscht war, was im Außen war. Es ist angesehener, sich von einer allgemeinen Welle mitreißen zu lassen als seinen eigenen Standpunkt einzunehmen. Dann ist es wirklich unentspannt. Der eine sagt Hü, der andere Hott. Da kann keiner locker bleiben, weil er ja dauernd zwischen Hü und Hott switchen muss.
Vorschlag: Lassen wir mal die Wertungen auf der Seite, ob irgendwas gut oder schlecht, asozial oder gelungene Selbstfürsorge oder sonst etwas ist. Nehmen wir die Dinge als das, was sie sind: Entweder Dinge oder Lebewesen. Fakten oder Gerüchte. Meine eigene Meinung oder ich habe (noch) keine zu etwas. Und probieren wir einfach mal ein paar Tage lang, alle Gerüchte an uns vorbeiziehen zu lassen und uns eine eigene Meinung zu bilden, so das möglich ist (was es nie in allen Fragen sein kann). Orientieren wir uns am Schönen, Wahren und Guten. Ist es wahr, was wir hören und damit auch weitertragen wollen? Ist es gut, also hilfreich für jemanden oder etwas? Und löst es Freude aus? Falls nein – vergiss es.
Dann können wir eine Menge loslassen, an dem wir sonst festhalten. Irrungen und Wirrungen allenthalben, lass das los. Meinung und Gemecker, Wertung und Anschuldigung – lass das los. Druck, Kritik, auch innerer Kritiker: lass das los. Dann können deine Drahtseilnerven, die bis ins Äußerste gespannt sein mögen, ein wenig durchhängen. Sich erholen. Genieß die Sonne und den Schnee. Deine Tasse Tee. Ein gutes Buch, ein freundliches Lächeln und das eine oder andere gute Gespräch. Und nimm dich mal raus aus dem Zwang, werten, beurteilen und weitertratschen zu müssen. Besser? Geht doch.
Spannende Nahsicht von Ursula, oder? Manchmal lohnt es sich, genau hinzuschauen.