Monthly Archives: März 2021

Klare Kommunikation gewünscht

Kein Übel währt ewig, stellte Epikur fest und empfand das als ermutigend. Viele Menschen sind seit einem guten Jahr im Ausnahmezustand. Erstaunlicherweise höre ich häufig: „Wenn die Pandemie vorbei ist, werde ich …“ – So wenig, wie wir bislang erfolgreich irgendwelche anderen Viren im Griff haben und die Menschheit mit HIV, Krebs und vielem mehr hat leben lernen müssen, werden wir es erreichen, dass die Pandemie „verschwindet“. Die Frage, die zunehmend wichtiger wird, ist die, wie wir unseren Alltag gestalten können MIT Pandemie. Da brauchen wir nun von den Fachleuten Ideen und Vorschläge, es wird Zeit.

Die meisten Menschen schauen nicht mehr nach den aktuellen Zahlen, lesen die Entscheidungen nicht mehr, weil sie müde vom Thema sind. Nachvollziehbar, aber es nutzt ja nix, wir müssen uns damit befassen, wie wir unser Leben leben können und wollen. Welche Wege jetzt richtig sind, um dem erschöpften Einzelhandel aufzuhelfen, die in die Zukunft führen und vor allen Dingen dazu beitragen, dass sich die soziale Distanzierung wieder verringern kann, damit sich Menschen wieder menschengemäß begegnen können, das alles muss jetzt in den Fokus rutschen. Den Virus rotten wir nicht aus, aber wir brauchen vernünftige Ideen zum Umgang damit.

Bis dahin werden wir nicht umhin kommen, den Mut weiterhin nicht sinken zu lassen. Im Vertrauen zu bleiben. Eine gute Selbstfürsorge, die nichts mit Egozentrik zu tun hat, jeden Tag als Routine einzuführen. Zukunft in den Blick zu nehmen, die eigene und die des Planeten, der neuen WIR-Welt.

Was für mich und meinen Arbeitsalltag daran spannend ist:Wwie stellen wir jetzt Menschen auf, dass sie erkennen, welches Geschenk es ist, in dieser Zeit zu leben, die nach tiefen Umbrüchen und Wandlungen schreit? Wie gelingt es, den Mut immer wieder hochzuhalten und den Blick auf die Herausforderungen der Zeit zu lenken, die dringend angegangen werden müssen wie: Umbau der Gesellschaft, Relaunch des Schulsystems, Wirtschaft, neue Bewertung der sozialen Arbeit generell, sei es im Bereich alte, kranke, behinderte Menschen, Pflege, Betreuung, Krankenhäuser, Kindergärten und Horte und vieles mehr. Wir müssen über die Regenwaldsituation ebenso sprechen wie über Veränderungen in der Wirtschaft, Landwirtschaft, Digitalisierung, Zukunft der Arbeit.

Menschen brauchen jetzt vor allem Zuversicht, Ermutigung, Ruhe, Durchschnaufen und dann eine glühende Begeisterung für die tollen Aufgaben, die auf uns warten. Dafür stellen wir uns auf. Dafür brauchen wir alle Energie. Dafür brauchen wir den Mut, damit wir gemeinsam weltweit runde Tische für viele Themen bereitstellen, an denen das alles besprochen wird, was die globalen Herausforderungen betrifft. Wir brauchen Timelines, bis wann was auf den Weg gebracht werden soll. Die Menschen hier brauchen Perspektiven. Mut. Eine Einladung, jetzt ihrem Herzen zu folgen, was die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt betrifft. Und klare Kommunikation: was ist gerade, was sind die Möglichkeiten, wie wären die einzelnen Szenarien anstatt Druck, Verängstigung oder Maßnahmen, die Sonntagnacht vermailt und Montag umgesetzt werden sollen?

Wir brauchen mehr Leichtigkeit, Freude und die Erkenntnis, dass mit jedem Problem auch die Lösung geboren wird. Bleiben wir in der Zuversicht. Bestehen wir auf Klarheit, Transparenz und Kommunikation, die das Wort auch verdient. Keiner liegt immer nur falsch oder richtig, vieles lässt sich kaum einschätzen. Aber mit fast allem kann man umgehen, wenn man etwas auch nachvollziehen kann.

Allen einen tatkräftigen Dienstag!

 

Auch dieses Foto hat Ursula gemacht, herzlichst Danke!

Sehnsucht nach Sinn

So eng stehen die Tische vermutlich lange nicht mehr beieinander wie vor zwei Jahren, aber am Wochenende gab es das erste Mal seit Monaten wieder Livekurse. Die Heilpraktikeranwärter am Freitag, am Samstag die künftigen Cardea-Therapeuten mit dem Thema „Sinne des Menschen“/„Planetenkräfte“ und am Sonntag der Abschluss unserer Fortbildung „Carl Rogers – Empathie, Wertschätzung und Authentizität“. Das ist ein Sahnestückchenkurs für uns. Er ist super für Therapeuten aller Art, aber auch für jeden Menschen zur Selbsterfahrung. Wo bin ich authentisch? Wo folge ich meinem Herzen? Wer bin ich und wie kann ich meine Ressourcen immer wieder aufspüren? Was bedeutet uns Menschen heute Resilienz?

Mir fällt auf, wie tief die Sehnsucht der Menschen nach Sinn im Leben ist. Nach Machbarkeit, dass sie spüren, immer wieder, dass ihre Handlungen etwas bewirken. Wir wären gern wir selbst – ohne uns zu verbiegen, ohne unser Fähnchen in irgendeinen Wind hängen zu müssen und oft steht dem Angst entgegen. Die Angst, von anderen Menschen nicht gemocht zu werden. Ganz ehrlich? Wir sind den meisten Menschen ziemlich wurscht. Sie sind mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt. Die Menschen, für die wir wichtig sind, akzeptieren ein Nein und ein Ja, wenn es ehrlich ist. Da müssen wir nicht lang und breit argumentieren, warum wir dieses doch nicht machen können oder jenes gern tun würden. Da reicht ein „Ja klar“ oder „Nein, geht nicht“ und es gibt keine Diskussion. Wir bewundern Menschen mit klaren Einstellungen und trauen uns oft selbst keine zu.

Wie oft höre ich in der Praxis den Satz „Ich habe Sorge, was die anderen dann über mich denken.“ Ich muss manchmal lachen, wenn ich das höre und frage dann: „a) sie denken nichts, weil sie mit ihren Angelegenheiten grenzwertig überfordert sind und b) denken? Denken? Warum klingt das seltsam?“ Manchmal hilft es, über uns und unsere Sorgen auch mal zu lachen, damit wir wieder alles in eine angemessene Reihe bekommen.

Sei du selbst. Alles andere ist sinnlos. Folge deiner Spur. Lausche auf das, was dir andere sagen und überprüfe es stets: Stimmt das wirklich? Ist das echt so? Ist das nur eine Meinung und für mich also nicht wirklich ausschlaggebend? Das entspannt. Nimm wahr, was andere dir raten und prüfe es für dich selbst. Mach deine eigenen Erfahrungen und lebe kein second hand-Leben, indem du schaust, was andere wieder Tolles gemacht haben. Mach selbst was. Ob es toll ist, entscheidest nur du und sonst niemand. Sei dankbar, dann ist dein Fokus auf das Gute, Wahre und Schöne gerichtet, nicht auf den Schrott, der AUCH geschieht, aber eben nicht nur.

Lach ausreichend. Und schlaf schon mal vor, bevor die Uhr umgestellt wird. Was man hat, hat man.

Allen einen fulminanten Wochenstart! Unterstützen wir uns gegenseitig, wenn es nötig ist und folgen wir dem Vertrauen in unsere eigene Stärke!

Freude

Seit es Menschen gibt, hat der Mensch sich zu wenig gefreut. Das allein, meine Brüder, ist unsre Erbsünde! Und lernen wir besser uns freuen, so verlernen wir am besten, anderen wehezutun und Wehes auszudenken.

Friedrich Nietzsche, 1844–1900

Wie überall freuen auch wir uns nicht immer. Aber wir nutzen jede Gelegenheit, uns zu freuen. Danke an Britta Leonhard-Kuschner für das Foto vom letzten Frühling!

Mach einfach das, was du wirklich willst!

Manche Tage haben ein gigantisch hohes Tempo und das Aprilwetter heute trägt auch einen Teil dazu bei. Zwischen Frühlingswärme und Schnee haben wir heute in flottem Wechsel alles. Ich staune über die Welt an manchen Tagen. Da ist sie so schnell und überholt sich fast selbst. Ab Montag werden die Tage länger als die Nächte sein.

Das Wochenende wird abwechslungsreich. Eine Gruppe erarbeitet sich den ersten Teil der Kinder- und Jugendpsychiatrie im Heilpraktikerkurs. Wir starten die Ausbildung live neu im September, wer Probeunterricht mitmachen will, kann sich gern melden. Die Video-Ausbildung mit dem kompletten Lernstoff gibt es auch, da kann man natürlich jederzeit einsteigen und in seinem ganz individuellen Tempo arbeiten (Alle Infos auf der Homepage). Das ist eine prima Lösung in diesen Zeiten. Am Samstag geht es um die Bedeutung funktionstüchtiger Sinne in der Therapie. Am Sonntag werden wir uns mit den Fragen der Brett- und Kissenaufstellung beschäftigen, Techniken, die in Pandemiezeiten wichtig geworden sind und anderen Aufstellungsformen momentan den Rang abgelaufen haben. Ich freue mich sehr auf die Kurse.

Im Moment liegen die Nerven bei vielen blank. Es war Wallung diese Woche mit vielerlei Themen, Schulfragen und Arbeit. Einige Menschen haben diese Woche ihre Kündigung bekommen, bei manchen kam das überraschend und in einer sehr angespannten Lage insgesamt. Andere sind mit dem Flieger in den ersten Urlaub aufgebrochen. Das ist momentan so das Erleben von „Toll, mal raus“ auf der einen Seite und „was sollen wir jetzt nur machen“ auf der anderen Seite. Es wird noch mehr Spaltung kommen in den nächsten Monaten, denke ich.

Was daran als Frage auftaucht, ist: Muss diese Spaltung sein? Jeder kann von Arbeitslosigkeit oder Krankheit betroffen werden. Das hängt von vielem ab. Auch muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er in Urlaub fliegen mag oder andere Dinge tut. Wir haben uns sehr rasche Urteile angewöhnt, enge Schubladen im Lauf der letzten zwölf Monate entwickelt und neigen zu dichotomem Denken, also der Einteilung in schwarz/weiß, schlecht/gut etc., wir werten ohne Hinterfragen.

Wo immer du gerade in deinem Leben stehst – hinterfrage dich selbst. Bist du gut aufgestellt in den wesentlichen Bereichen Arbeit, Gesundheit, Beziehung, Familie? Verfolgst du deine Werte, hast du deine ethische Grundhaltung parat? Falls nein, was hält dich davon ab, dein Potential zu erkunden und dich bereit und fit zu machen für die zukünftige Welt, die den Einsatz eines jeden Einzelnen von uns braucht?

Vielleicht magst du das Wochenende dazu nutzen, um über den Sinn deines Daseins nachzudenken. Um dich zu fragen, welche Richtung dein Leben gerade nimmt und ob es das ist, was du willst oder ob du am Kurs etwas verändern solltest. Angenommen, es ist egal – was genau würdest du dann am liebsten arbeiten? Mit welchem Partner wärst du gern zusammen? Welche Lebensform wäre deine? Gehe davon aus, dass du in solchen Zeiten viel leichter Kursänderungen anleiern kannst als sonst – was wäre der erste kleine Schritt in Richtung eines Lebens, das dir mehr zusagt als das jetzt? Geh ihn. Schau, was geschieht.

 

Allen ein erkenntnisreiches Wochenende!

Nicht aus heiterem Himmel

Krankheiten befallen uns nicht aus heiterem Himmel, sondern entwickeln sich aus täglichen Sünden wider die Natur. Wenn sich diese gehäuft haben, brechen sie unversehens hervor.

Hippokrates von Kos, 460–370 vor Christus

Die Vögel sitzen hier hoffentlich recht gesund und munter vor einem herrlich blauen Himmel. Ursula hat sie entdeckt. Danke!

Dieser wilde Mix aus Abenteuer und Herausforderung …

Auch diese Woche besticht durch ihre Vielfalt an Themen. Die Klienten sind super kreativ. Von Depression bis Essstörung, von Panik bis Prüfungsangst ist alles dabei. Und es ist auch Prüfungswoche, eine Klausur in meiner Fortbildung stand an und ich dachte mir nur „hoffentlich geht das gut“. Es war die erste, also hatte ich keine Ahnung, wie die Prüfung sein würde. Am letzten Wochenende hatte ich mich im letzten Moment entschieden, in ein anderes Level der Ausbildung zu wechseln und von daher war ich doch ein wenig unsicher, ob alles reicht. Es hat gereicht. Und ja, das neue Level hat was.

Die Heilpraktiker hatten am Mittwoch Prüfung. Nachdem erst in einigen Gesundheitsämtern die Prüfungen abgesagt und dann wieder angesetzt wurden, sind mancherorts weniger Menschen zur Prüfung gegangen. Es sind schwierige Zeiten, die Prüflinge müssen maximal flexibel sein. Fast könnte man sagen: training on the job. Wir halten allen die Daumen, dass sie ihre Prüfungen gut geschafft haben und dann frohgemut und gut aufgestellt in einer überschaubaren Zeit in die Mündliche können.

Lebenslanges Lernen ist Training der Vernetzung im Gehirn. Das ist überlebenswichtig, dass wir unsere Hard- und Software immer wieder neu verbinden, die Neuroplastizität vorantreiben und in Übung im Denken bleiben. Es ist eine hervorragende Prophylaxe gegen Starrsinn und Sturheit und verhindert mangelnde Flexibilität. Es hält uns jung, uns immer wieder mit frischen Inhalten herauszufordern. Wenn du zwischen Herausforderung und Komfortzone wählen darfst – warum bleibst du dann oft häufiger im Schnarchnasenmodus, obwohl du Abenteuer erleben könntest?

Was ist die Herausforderung, der du dich gerade stellst in deinem Leben? Wo wagst du dich weit aus dem Fenster wider die Bequemlichkeit?

 

Frühlingsschönheiten im Garten der Klinik Arlesheim.

Harmonie und Einklang

[Architektur ist] Harmonie und Einklang aller Teile, die so erreicht wird, dass nichts weggenommen, zugefügt oder verändert werden könnte, ohne das Ganze zu zerstören.

Leon Battista Alberti, 1452 in: Über die Architektur

Ich bin mir nicht sicher, ob sich Alberti so etwas vorgestellt hat. Eines der riesigen Häuser in Frankfurt.

Tipps gegen Müdigkeit

Mehrfach hörte ich gestern in der Sprechstunde, wie müde die Klienten waren. Manche sagten, dass sie noch nie so viel geschlafen haben wie in diesem Winter, die Müdigkeit sei eher seelisch.

Müdigkeit ist um diese Jahreszeit ein häufiges Phänomen, auch jenseits von Pandemien. Der Winter ist anstrengend durch Heizungsluft, mangelnde Bewegung und relativ kohlenhydratlastige Ernährung. Deshalb macht die Fastenzeit vor Ostern viel Sinn und die Bereicherung der Nahrung durch das erste frische Grün, das längst überall sprießt.

Wir verdanken es unserer Lebensweise und unserer mentalen Ausstattung, dass wir dieses Frühjahr müder sind als sonst. Ein Jahr Pandemie mit ihren so unterschiedlichen Belastungen bis hin zur Existenzangst hat ihren Preis. Wer um seinen Betrieb fürchten muss, schläft schlecht und sorgt sich tagein, tagaus, oft kommen versprochene Hilfen nicht, sind mit einem bürokratischen Aufwand verbunden, als würde man das Land um seine Kronjuwelen berauben wollen. Menschen, die alleinerziehend Homeoffice und Homeschooling stemmen müssen und nach wie vor jeden Tag erleben, dass das WLan mit drei Kindern im Netz schon stirbt, sind einfach nur noch fertig. Familien, die sich am Montag auf Schule gefreut haben, wurden je nach Ort enttäuscht. Wer gedacht hat, einen Buchladen endlich wieder stöbernd betreten zu dürfen, stieß auf die überraschend angesetzte Click and Meet-Regelung.

Davon abgesehen gehört das chronische Müdigkeitssyndrom zu vielen schweren Erkrankungen dazu, auch Coronapatienten beklagen das im Rahmen einer postviralen Gesamterschöpfung, die nicht selten ist.

Auch wenn es für manchen zu einfach klingen mag und es nicht die alleinige Lösung für das Müdigkeitsthema ist, hier ein paar Anregungen:

Wer es gesundheitlich machen kann, darf sich an Kneippschen Wechselgüssen versuchen. Wer keinen Infekt akut hat, kann auch einen Gesichtsguss machen, hier ist super ein Kneippschlauch, den man mit einer ganz normalen Kupplung an den Duschschlauch dranklipsen kann. Belest euch, es ist nicht schwer. Auch Tautreten macht frisch, wer einen Garten hat, kann das im Moment mit Frischekickgarantie tun.

Viel trinken, vor allem klares Wasser und wer das nicht mag – Tee in allen Varianten oder warmes Wasser probieren.

Ausreichend schlafen. Wer eher zu viel schläft, sollte probieren, ob weniger wacher macht.

Bewegung, Bewegung, Bewegung! Nur Bewegung baut Stress ab und gegen Erschöpfung gibt es wenig Besseres als moderate, aber regelmäßige Bewegung.

Genau schauen, was auf dem Teller landet. Wir essen uns müde und krank. Ernährung ist zu komplex für einen schlichten Tipp, möge jeder seinen Weg finden. Weniger ist mehr und Fasten hilft bei vielem.

Mir am wichtigsten ist Begeisterung, Freude und sich erwärmen für Dinge, die einem Herzensangelegenheiten sind. Wenn wir etwas haben, das uns morgens regelrecht aus dem Bett kickt, ist es mit der Müdigkeit einfacher. Sie ist dann nicht weg, aber wir merken sie weniger. Draußen ist eine Welt voller Herausforderungen, die ist nach wie vor am Sterben und unser Auftrag lautet, sie zu retten. Ich glaube, für jeden findet sich etwas, dem er mit Begeisterung folgen kann.

Wer daheim sitzt und wartet, dass irgendwer vorbeikommt und einen aus dem Bett holt, wird merken, dass dem nicht so ist. Es kommt nicht auf Siebenmeilenstiefel an. Es reicht ein einziger kleiner Schritt jeden Tag raus aus dem Schlummersessel ins richtige Leben, denn das findet täglich 24 Stunden statt. Daran ändert auch eine Pandemie nichts.

Wer gerade vor lauter Arbeit nicht mehr weiß, wo ihm der Kopf steht – holt euch Unterstützung und gebt Laut. Was mangelhafte Kommunikation angeht, erleben wir gerade im großen Stil die Auswirkungen, deshalb lasst es uns im Kleinen ein wenig besser machen. Viele könnten helfen, weil sie derzeit noch unterfordert sind und andere schaffen es nicht mehr, hier kann nur Austausch helfen.

Allen einen hoffentlich freudigen Jupitertag mit bestmöglichem Nachtschlaf, einem guten Aufwachen und tagsüber ganz viel freundlichem Input, damit eure Stimmung stabil bleibt. Glück ist eine Entscheidung im eigenen Kopf.

 

Danke an Ursula auch für dieses Foto!

Von der Kraft

Gebeugt erst zeigt der Bogen seine Kraft.

Franz Grillparzer, 1791–1872

Der Frühling zeigt seine Energie, auch wenn der Winter ihn immer wieder noch ein wenig beugen mag. Ursula hat fotografiert, lieben Dank!

Lade Langmut ins Leben ein

Geduld – eine Tugend, die auf der Liste der aussterbenden Arten zu stehen scheint. Wir sind sehr ungeduldig. Alles muss schnell gehen. Am liebsten würden wir drei Tage nach dem Säen schon eine Blütenwiese sehen oder gleich eine wie einen Rollrasen auslegen. Damit nehmen wir uns viel im Leben, weil wir uns der Vorfreude berauben. Der Aufregung, ob etwas auch gelingen wird.

Letztes Jahr haben viele Menschen angefangen, ihr Brot selbst wieder zu backen und vermutlich bald bemerkt, dass das Geheimnis eines guten Brotes nicht in den Zutaten liegt, die schlicht sind, sondern im Zeitfaktor und in der mit eingebackenen Liebe. Schnell verliert sich die Lust an solchen Experimenten, weil sie uns modernen Menschen „zu lange dauern“.

Die gesamte Natur ist ein Lehrstück in Geduld. Bis aus einer Samen- und einer Eizelle lebensfähige Wesen werden, braucht es je nach Art sehr lange. Bei uns Menschen ein Dreivierteljahr und das ist auch notwendig, um sich auf die Veränderungen, die durch ein Kind entstehen, einzustellen. In alten Zeiten übten sich die werdenden Eltern in Geduld, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird. Das wollen wir heute sofort wissen und wenn es nicht zutrifft, tritt tiefe Enttäuschung ein, für die das Ungeborene gar nichts kann.

Geduld bedeutet, in kleinen Schritten voranzuschreiten. Rückschritte zu erfahren und dennoch an etwas dranzubleiben. Wir üben Geduld heute nicht mehr von klein auf, weil wir nicht nur in einer Fast food-Welt leben, sondern wirklich alles schnell sein soll. Schneller Geldgewinn, schnelle Beziehungen, schnelle Entscheidungen, schnelle Lieferungen. Ein Samurai, so heißt es, trifft jede Entscheidung in sieben Sekunden. Mit dem Unterschied zu uns, dass er vermutlich im Vorfeld bereits lange über vieles nachgedacht hatte und deshalb so fix entscheiden konnte.

Geduld ist eine unserer Lernaufgaben. Wir werden zunehmend aufgefordert, Geduld zu entwickeln, weil Dinge nicht so laufen, wie wir es uns wünschen. Geduld ist eine Tugend. Es braucht unsere Entscheidung, sich dem Warten auszusetzen. Nicht dem genervten Warten, sondern dem gespannten, neugierigen Warten – was wird wohl aus dem Samenkorn entstehen? Welche Wege wird etwas nehmen? Geduld ist Vorfreude, Ausdauer und Bemühen um etwas. Eine wunderbare Gelassenheitsübung ist Geduld!

Das alte Wort für Geduld ist Langmut. Ist das nicht zauberhaft? Lange mutig sein! Großartig. Ich wünsche uns allen Langmut, damit wir Geduld mit Zuversicht verbinden können. Damit säen wir Wachstumssamen des Vertrauens in unser Herz.

Allen einen beweglichen Merkurtag!

 

Theresa hat beim Wandern genau hingeschaut und etwas entdeckt, was vermutlich sehr imposant ist. Danke für dein Foto!

Wind unter die Flügel bekommen!

 

„Einen tanzenden Stern gebären“ braucht Chaos in einem selbst, befand Nietzsche. Ich glaube, wir sind allesamt prädestiniert, tanzende Sterne zu gebären! Natürlich sind die Zeiten krass. Ich schätze, nachdem die ersten Wahlen durch sind, dürfen wir abermals mit Verschärfungen rechnen, jetzt ist es „ja eh schon egal“. Viele Menschen sind müde von allem. Kinder, die gehofft hatten, wieder zur Schule gehen zu dürfen – Fehlanzeige. Offene Geschäfte – Fehlanzeige. Sich endlich wieder mal auf einen Kaffee treffen und schwätzen – Fehlanzeige. Fehlanzeigen, wohin das Auge schaut.

Genau das ist eine große Gefahr. Vielleicht kommt nun nach und nach bei allen an, dass wir uns zusammensetzen und darüber sprechen müssen, wie die Zukunft gestaltet werden kann. Jammern hat noch keinem je geholfen, wir brauchen das Gefühl, dass wir selbst etwas tun können. Die Menschen benötigen Anleitung, was zu tun ist, damit sie gesund bleiben, damit ihre Arbeitsplätze und damit ihr Einkommen verlässlich sind. Genau das ist nicht mehr gegeben.

Es muss alles neu gedacht werden – die Zukunft der Arbeitswelt ist schneller da als gedacht. Viele Arbeitsplätze wären in den nächsten Jahren weggefallen durch Digitalisierung und vieles mehr, das hat sich jetzt einfach gewaltig beschleunigt. Es braucht Information darüber, wie Arbeit in Zukunft aussehen kann. Ob ein Grundeinkommen ein guter Plan ist und die Menschen so mehr Zeit haben, sich um ihre Kinder, Senioren und pflegebedürftige Familienmitglieder zu kümmern, also der Sozial- und Pflegebereich entlastet wird und die Menschen wieder verstehen, dass Outsourcen von Tod und Krankheit dauerhaft kein Weg sein kann.

Wir brauchen neues Lernen. Neues Wirtschaften. Information, Kommunikation, Wertschätzung und sachliche Klarheit. Es braucht keine Angst, keinen Druck, es braucht Ermutigung und kleinste Minischritte, die jeder gehen kann, damit wieder das Gefühl wächst, dass wir selbstwirksam sind, die Welt verstehbarer wird und viele erneut den Sinn in ihrem Leben bemerken.

Chaos ist ein wichtiger Entwicklungsschritt, auch wenn sich das nicht danach anfühlt. Chaos bedeutet, dass das Alte nicht mehr trägt und das Neue noch fern ist. Jetzt ist die Phase, in der wir ALLE Möglichkeiten durchspielen sollten, um gute Entscheidungen treffen zu können, welcher Weg aus der Krise genommen werden kann. Es wird Zeit, dass wir an Lösungen arbeiten. Es geht darum, dass wir Alternativen zu Dauerlockdowns und Angst entwickeln.

Die Zukunft möchte freundlich eingeladen werden, sie steht vor der Tür, bereit, uns einzulassen. Es braucht Mut, um tabula rasa zu machen und alles in Frage zu stellen, damit Neues erwachsen kann. Es braucht Geduld. Von heute auf morgen retten wir die Welt nicht. Aber nach einem guten Jahr Pandemie sollten wir langsam dahin kommen, dass wir anfangen. Man kann auch diesen Moment verschlafen und die Konsequenzen für den Planeten wären gigantisch.

Wo kannst du anfangen? Genau. Bei dir. Hey, Genie! Wo bist du? Was hast du in deiner Potentialwundertüte? Willst du nicht mal anfangen, rauszuholen, was in dir steckt und in den großen Topf unserer großartigen Begabungen zu werfen? Es gibt so viele kreative Menschen, Menschen, die aus Exeltabellen Taten rauslesen und anleiern können. Macher. Bastler. Tüftler. Herzen! Wenn wir es schaffen, uns für unsere eigene Zukunft zu begeistern und checken, dass wir in der Geschichte der Erde an einem unglaublichen Wendepunkt stehen und alle aufgefordert sind, JETZT alles zu geben, wird es gut. Schluss mit dem Zweifel, der Angst und der Sorge. Planen, bedenken, kommunizieren wir und dann legen wir los. Da draußen ist eine Welt am Sterben und wenn wir so weitermachen, können wir uns mit dazulegen. Da gilt dann der alte Ina Deter-Song aus meiner Jugend: „Geht die Welt heute unter, geht sie ohne mich!“

Ohne mich auf jeden Fall, denn ich habe Lust aufs Gestalten einer guten Zukunft. Dafür stehe ich jeden einzelnen Tag auf der Matte in der Praxis und unserer Schule, um Menschen dafür stark zu machen, denn das ist mein Beitrag zur Rettung der Erde. Menschen stärken. Ihnen Mut und damit Kraft zurückgeben. Ihr Potential ausgraben. Und mit ihnen lachen und weinen. Denn genau darum geht es – erinnern wir uns daran, dass wir Menschen sind! Fühlende Wesen mit tiefer Weisheit, für die Chaos ein Kreativitätsschub ist! Aufgeben gilt nur für Briefe.

Allen einen tatkräftigen Marstag.

 

Mächtige Wolken zeugen davon, dass auch am Himmel Wallung ist. Ursula hats bemerkt, Danke für dein Foto. Möge es uns Wind unter die lahmen Schlappen blasen.

Einen tanzenden Stern gebären

Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.

Friedrich Nietzsche, in: „Vorwort zu Also sprach Zarathustra“

Der Stern tanzt zwar nicht, aber wer weiß, was er vorhat. Silke hat ihn an einem Baum entdeckt. Danke für dein Foto!