Für Joseph von Eichendorff war die Natur ein großes Bilderbuch Gottes. Auf jeder Seite gibt es viel zu entdecken und jedes Blatt preist die Schönheit der Schöpfung. Wie wichtig die Natur für uns Menschen ist, ist uns vielleicht in den letzten Monaten etwas bewusster geworden. Für viele von uns ist Natur etwas, wo man sich erholt oder was grausam zuschlägt bei Wetterunbill, wie wir es derzeit intensiv erleben.
Dass wir Natur SIND, ist ein wenig aus dem Blickfeld geraten. Menschen schlafen schlecht, was der Hauptgrund für vieles auf der Welt ist. Warum? Sie haben keinen geordneten Lebensrhythmus mehr, keinen Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung, das früher „otium et negotium“ genannt wurde und im Christlichen seinen Niederschlag in „Ora et labora“ fand, bete und arbeite. Wir haben Licht rund um die Uhr und starren abends auf Fernseher oder PC, so dass unser Melatonin wenig Chancen hat. Dank „Waldbaden-Hype“ geht es ab in den Wald, wo wir an Pflanzen vorbeistolpern, deren Namen wir nicht kennen oder deren Geschichten. Wir lesen über das krasse Pilznetz, das Urzeiten vor dem Internet bereits Meister allen Networkens war. Wir essen, doch dass der Humus das Entscheidende ist, dem wir unsere Nahrung verdanken, wenige Zentimeter Erde, die knapp 9 Milliarden Menschen ernährt, ist unbekannt. Die Natur war lange Zeit ein Selbstbedienungsladen, den man räubern konnte nach Belieben.
Mit dem Schwinden der Natur und der Wahrnehmung der Konsequenzen fällt unser Blick genauer auf das ehemalige Bilderbuch, von dessen Seiten wir unzählige Arten und Sorten eliminiert haben, unwiederbringlich. Manche Tiere werden in den nächsten Tagen ausgestorben sein. Eine Monokultur ist das Anfälligste, was man sich denken kann, nichts in der Natur ist mono, da ist alles auf Vielfalt angelegt, damit das System an sich überleben kann. Im Mittelalter haben die Forscher der Natur abgelauscht, was Neuerungen am Beispiel des Kreativsten sein könnten, heute ist die Frage: was kann man rausholen? Was ist das Mindestinvestment, damit der Laden weiterläuft?
Bewusstsein wächst in vielen Bereichen. Machen wir uns klar: wir sind Natur. Wir schwingen mit dem Herzschlag der Erde, sind in Resonanz, leben von und mit der Erde. Was wir essen und trinken, ist von der Erde. Wir sind aus den Stoffen gemacht, die die Erde hervorbringt. Wenn wir uns von der Urmaterie abwenden und ihr keinen Respekt entgegenbringen, nehmen wir die Konsequenzen direkt wahr.
Jeder Tag darf ein Dank an die Erde sein. Unser Augenmerk sollte täglich darauf ruhen, was wir selbst in unserem Leben tun können, damit Urenkelgenerationen auch Vielfalt erfahren dürfen, sich gut ernähren und auf einer bezaubernden blauen Murmel durchs All fliegen können – ein Wunder im All und ein restlos unscheinbares Etwas in der Weite des Kosmos. Ehrfurcht ist das einzige Wort, das dies beschreiben kann.
Allen einen lebendigen Jupitertag voller zauberschöner Momente in der Natur.
Sina hat im Wald ein wunderschönes Fleckchen Erde entdeckt. Danke für den Foto!