Monthly Archives: August 2021

Mehr vom Guten, Wahren, Schönen!

Was Euripides meinte mit der Aussage, man gleiche der Gesellschaft, in der man sich am meisten aufhält, ist heute gut belegt. Du wirst so wie die fünf Menschen, mit denen du die meiste Zeit verbringst. Wähle klug. Du kannst dich in einer Umgebung aufhalten, die dich bremst, klein hält, deinen Selbstwert zersetzt und dafür sorgt, dass du dich nach unten entwickelst. Du kannst im Umfeld dich inspirierender Menschen sein, die dich mitreißen und wachsen lassen. Kluge Menschen lassen andere im Umfeld gern mitwachsen, denn dann wird man gemeinsam immer besser und kann sich gegenseitig Rückhalt geben. Mal macht der Eine einen Schritt nach vorn, mal der Andere.

Wer alleine lebt, muss da nicht verzagen. Wenn ihr eure beste Gesellschaft seid, ist Seelenhygiene die allerwichtigste Aufgabe, damit ihr euch nicht mit meckernden, klagenden Miesepetern umgebt, der innere Kritiker mit seiner Donnerstimme euren Tag zerstört und der Zweifler an euren Nerven erfolgreich nagt. Das müssen alle anderen in Gesellschaft übrigens genauso, also nicht denken, das sei nur bei den Singles der Fall. Das Thema dürften wir alle haben.

Im eigenen Kopf und im Außen haben Jammerlappen, Meckerer, Miesepeter, Berufspessimisten, Kleinmacher und andere Wesen nichts verloren. Dass wir etwas kritisieren, kann sinnig sein, Dauerkritik nervt. Feedbackregeln gelten auch im eigenen Kopf übrigens, ebenso sind die Menschenrechte dort gültig.

Nutzt das Wochenende mal zum Beobachten – welche Menschen umgeben euch täglich? Sind die richtig spannend, ein Ansporn, ein Vorbild (jaja, auch das soll es noch geben!!!), eine Inspiration? Was gefällt euch gut an ihnen? Wen oder was wollt ihr selbst im eigenen Leben mehr einladen? Mehr vom Guten, Wahren und Schönen (Plato).

Vielleicht habt ihr auch so liebe Menschen im Umfeld – binnen 14 Tagen bekam ich zweimal liebe Päckchen von wunderbaren Menschen. Das auf dem Foto kam gestern, ein paar Tage zuvor kam schon eines an mit herrlichem Quinoa, Pistazienkernen und anderen Köstlichkeiten. Wann habt ihr das letzte Mal jemanden überrascht, und sei es euch selbst? Ehrlich – ich hab mich so sehr gefreut! Ich LIEBE Päckchen. Mega. DANKE.

Ich wünsche euch kleine und große Wunder im Leben und hoffe, dass ihr Sternschnuppen geschaut habt, sonst heute nochmal versuchen! Richtung Nordosten in der Nähe des Himmels-W werdet ihr vielleicht fündig.

Allen ein feines, frohes und friedliches Wochenende.

Trau schau wem

Vertrauen – immer wieder kommt das Wort in meiner täglichen Arbeit mit Menschen vor. Es steckt „trauen“ darin. Wem oder was trauen wir? Ich glaube, wir tun uns deshalb derzeit so schwer mit dem Vertrauen in irgendetwas, weil wir seit Monaten eine gewisse Führungslosigkeit und mangelnde Orientierung weltweit erleben. Menschen sind, um Vertrauen zu entwickeln, auf Informationen angewiesen, die ihnen ermöglichen, etwas nachzuvollziehen. Das haben wir nicht einmal ansatzweise. Wir haben keine Informationen, die eine Wirklichkeit abbilden, sondern eine Flut an Infos, deren Wahrheitsgehalt oder Quelle zweifelhaft sein können, nicht müssen.

Was bleibt in solchen Situationen, in denen im Außen so vieles unklar ist, schwimmt, keine Orientierung bietet? Rückzug ins Innere. Es beginnt mit dem Vertrauen bei uns selbst. Können wir uns selbst trauen? Wo sind wir ehrlich zu uns und anderen und wo beginnt die Schummelei, der Selbstbetrug, der blinde Fleck, den alle haben? Was in mir ist so, dass ich trauen darf? Würde ich für mich die Hand ins Feuer legen können? Das glaube ich nicht. Im stillen Kämmerlein sind alle Menschen mutig, mutieren in Krisen zum Helden und retten die Welt. Wie wir in bestimmten Situationen reagieren würden, können wir uns vielleicht ausmalen, doch wenn es soweit ist, wissen wir es nicht, wie wir handeln oder eben nicht handeln. Es bleibt also auch mir selbst gegenüber immer ein realistischer Rest an Unbekanntem, mir vielleicht Fremdem.

Vertrauen ist ein Übungsweg in unser eigenes Herz hinein. Es erwächst aus einer gewissen grundlegenden Zuversicht, dass wir im kritischen Moment das Richtige tun können. Jahre haderte ich mit dem Satz eines guten Lehrers, der mir sagte: „Lerne, dich im freien Fall wohlzufühlen. Niemals ist die Sicht besser.“ Es war eine gute Einweisung dahinein, dass wir niemals Kontrolle haben oder Sicherheiten. Später fand ich bei Rumi Ähnliches: „Leben in dem Nichts, aus dem du kommst, auch wenn du hier eine Adresse hast.“ Wie schön, dass der letzte Schwesternpodcast um das „Nichts“ ging, vor dem wir uns so sehr fürchten und das die andere Seite der Medaille von „Alles“ ist.

Wo vertraust du dir? Bist du dir deiner sicher? Weißt du, was Wahrheit ist? Wem würdest du dein Leben anvertrauen und weshalb? Würdest du dich trauen, dem Nichts zu vertrauen? Hilde Domin formulierte das einmal so: „Ich setzte den Fuß in die Luft und sie trug.“

Allen einen liebevollen Venustag voller Vertrauen.

Danke an Ursula für das Foto von unterwegs beim Wandern.

Wider den Lärm der Welt

Erstaunlich, was in diesen Tagen los ist. Im Außen sind bei uns gerade Ferien, davon ist rein gar nichts zu spüren. Es ist so vieles in krasser Bewegung. Eine Kollegin nannte das gestern „Treibsandfeeling“.

Es ist eine sehr große Herausforderung, in wilden Zeiten immer wieder in die Mitte zurückzukehren. Ohne Stille, die wir bewusst in den Tag einbauen, geht das nicht. Je lauter die Welt wird, desto stiller wird es in uns, wenn wir den Spagat zwischen außen und innen hinbekommen wollen. Natur ist hier das allererste Heilmittel. Ich nutze gern Fotos wie Steffis Seenbild. Das Wasser ist ruhig, klar, es ruht, es ist. Die Sicht ist deshalb klar, weil das Wasser ruhig ist, nichts künstlich aufschäumt, wirbelt und durcheinanderbringt.

Im Außen muss ich derzeit sehr still sein. Kehlkopfentzündung. Sprechverbot. Ganz schaffe ich das nicht, aber es ist eine interessante und gefühlt sehr überflüssige Erfahrung für jemanden, der im Grunde viel sprechen muss. Das bedeutet im Klartext, dass unsere geplanten Filmaufnahmen für Kurse erstmal geschoben werden. Okay, bei 40 Grad im Schatten im Filmstudio wäre das sehr unschön geworden. Das Inhaliergerät und ich freunden uns an. Am Telefon erschrecken die Menschen, wenn sie mein Krächzen hören und daraus entnehmen, dass sie mich bitte anmailen sollen. Dann kommt drei Mal: „Was?“ „Bitte ne Mail schicken, ich hab Sprechverbot.“ „Ach so! Können Sie mir nur kurz was …“ Erstaunlich. Also, wer derzeit etwas von mir möchte, Termine, Auskünfte etc. – bitte schickt eine Mail. Sehr nett. Danke.

Suchen wir Stille, wo immer es geht. Mit einer Tasse Tee kann man nichts falsch machen, denn „man trinkt Tee, damit man den Lärm der Welt vergisst“. Wenn man das aus einer Schale tut, die vielleicht dank Kintsugikunst aus Bruchstücken mit Hilfe von Pulvergold wieder sorgsam zusammengefügt wurde, lernt man zudem noch viel über das Leben. Wir erleben alle Brüche, Umbrüche, Zusammenbrüche, kleine und große Risse innerlich und äußerlich. Und doch gibt es etwas, das diese Brüche zusammenhalten kann. Kintsugi macht uns bewusst, dass Dinge kostbarer werden, wenn wir die Risse bewusst annehmen und integrieren. So, wie es Leonhard Cohen in seinem Song Anthem schreibt: „Es gibt einen Riss in allem, so kommt das Licht herein.“

Was, wenn alles, was derzeit im Innen und im Außen geschieht, dazu dient, dass wir die Stille wieder entdecken und inmitten dieser Stille diese tiefe Erfahrung machen können, dass durch die Risse des Lebens das Licht, das alles trägt, hereinscheint?

In diesem Sinne allen einen stillen und frohen Jupitertag.

 

Gabi nimmt uns mit auf diesen interessanten Weg auf La Palma. Dankeschön!

Abendstille überall

Abendstille überall,
nur am Bach die Nachtigall
sing ihre Weise
klagend und leise
durch das Tal.
Sing, sing, sing Frau Nachtigall!

Hardenack Otto Conrad Laub, 1805 – 1882

Steffi hat keine Abendstille hier festgehalten, doch dieses Blau in allen Schattierungen und die Klarheit des Wassers ist zauberhaft. Danke!

Geh mal etwas vom Gas

Rituale sind wichtig, wir vergessen sie sehr gern und oft. Sie gestalten Übergänge, Feste, begleiten unser Leben und setzen wichtige Momente der Stille, Besinnung und des Bewusstwerdens. Viele Rituale sind zu Automatismenverkommen, sie verdienen das Wort Ritual nicht. Ich mag Rituale, wenn sie bewusst in das Leben eingebaut sind. Dann stärken sie uns, geben Erinnerungen und gliedern unseren Alltag in Einheiten.

Der Verzicht auf die Früchte der eigenen Taten ist besser als Meditation, befindet die Bhagavad Gita mit der Begründung, dass sofort Frieden erfolgt, wenn wir Erwartungen aufgeben. Wie schade, dass wir das in unserem Leben oft nicht berücksichtigen. Gerade jetzt in der Ferienzeit wird es vielfach krachen, weil die Erwartungen an die Auszeit sehr hoch sind. Erholung soll sein, Spiel und Spaß für die Kinder, andere Länder, tolles Essen, klasse Strände – wie oft ist es gerade nicht so. Dafür gibt es viele Gründe, meistens sind es enttäuschte Erwartungen. Der Partner ist im Urlaub vielleicht nicht der tolle smarte Typ, sondern einfach nur fix und fertig und würde am liebsten 14 Tage durchschlafen. Der Strand ist zu kiesig, das Wasser zu warm, die Quallen zu giftig, die Berge zu hoch, die Hütten zu voll, die Autobahnen zu verstopft und der Flieger zu zugig – all das gehört oft auch dazu, wenn man wegfährt und passt vielen nicht. Warum? Weil die Erwartungen andere waren. Irgendwie schöner eben.

Für alle, die jetzt noch wegfahren: nehmt mal den Erwartungsdruck aus allem etwas raus. So wenig, wie wir selbst in den Ferien zu blühenden erholten Zauberwesen mutieren, tun das die anderen. Ich würde der Nation nach den letzten Monaten am liebsten kollektiv Schlaf verordnen, damit sich die Nerven erstmal wieder erholen, unsere Überreiztheiten verschwinden und wir entspannt aufeinander zugehen können. Erwartungsfrei. In Erwartung steckt Warten und wir wissen seit Godot, dass das dauern kann. Andere Menschen sind nicht die Erfüllungsgehilfen unserer Wünsche, für unser Glück sind wir selbst zuständig.

Also – weg mit den Erwartungen. Her mit Offenheit und Neugier darauf, was kommen mag. Annehmen dessen, was ist und wie es ist, denn was nutzt mir Gemecker über ein Buffett, wenn es die nächsten 14 Tage so bleiben wird? Entweder finde ich dann dennoch was, das mir schmeckt oder ich schaue eben anderweitig, wie ich das lösen mag.

Verbringt die Auszeit nicht mit Streit, weil Erwartungen nicht erfüllt werden. Füllt sie mit Freundlichkeit euch selbst gegenüber, mit Freude über das Leben und Dankbarkeit, wenn ihr an schönen Orten der Welt sein dürft. Was für ein Privileg! Die meisten unserer Vorfahren hatten einen Radius von maximal 50 Kilometern. Da sind wir heute regelrechte Weltbürger. Schauen wir lieber genau hin auf dieses Wunder Erde, damit wir begreifen, weshalb sie schnellstens unsere Achtsamkeit und Hilfe benötigt. Nicht, um noch mehr zu ernten, sondern um endlich wieder aufzubauen.

Allen einen beweglichen Merkurtag mit Freude und ohne hochgespannte Erwartungen.

 

Auch dieses Jahr erfreut uns der Apfelbaum mit einer feinen Ernte. Das erste Apfelmus ist bereits gekocht und wird sich bestens zu unseren Grießschnitten machen. Sommer-Kinder-Essen muss manchmal sein.

Frieden statt Erwartungen

Wissen ist besser als der bloße Vollzug von Ritualen. Meditation ist besser als Wissen. Der Verzicht auf die Früchte der eigenen Taten ist besser als Meditation. Warum? Weil dem Aufgeben von Erwartungen sofort Frieden folgt.

Bhagavad Gita

Früchte der eigenen Brombeeren reifen in diesen Tagen freundlicherweise im Garten heran.

Orte zum Nachdenken

DAS ist der Anblick, auf den ich dringend hoffe. Wenige Tage soll das mal wieder mein externes Denkzentrum sein am Goetheanum in Dornach. An diesen Tischen sind alle wichtigen und grundsätzlichen Entscheidungen der letzten Jahre, fast schon Jahrzehnte, getroffen worden. Da sitzen wir zwei Tage, denken nach, arbeiten die mitgebrachten Fragen ab, erstellen Visionen, brechen Ziele herunter und machen Timelines für Projekte. Das geht fix, denn kaum sitzen wir an diesen Tischen, geht das wie geschmiert. Was jeder seit Wochen und Monaten im Kopf hin und her überlegt, sich notiert hat, wird auf den Tisch gepackt. So kommen wir zügig voran.

In diesem Jahr wird es wichtige Dinge zu entscheiden geben, die die nächsten Jahre unserer Schule betreffen. Die Pandemie hat vieles verändert. Zum Glück konnten wir direkt reagieren und alles auf online umstellen, wo es notwendig war oder auf Video, wo es uns angemessen erschien. Jetzt sind wir wieder ein Stück weiter und sehen einem Herbst und Winter entgegen, den wir noch nicht einschätzen können, wo wir aber natürlich wissen müssen, wie wir auf jedwede Option – Schule vor Ort, Online, Filmmaterial etc. – antworten können. Das sind oft banale Dinge wie Timelines. Technische Fragen, für die wir Antworten organisieren müssen. Organisatorisches. Da haben wir es in vielen Jahrzehnten (heute auf den Tag genau sind wir 34 Jahre ein Team) zu einer super Arbeitsteilung gebracht.

In diesem Jahr wird es notwendig, dass ich mein kreatives Gehirn endlich wieder von der Leine lassen darf. Ich habe so viele Kursideen und Gedanken, das muss in Form gebracht werden, sprich – wie können die Ideen umgesetzt werden? Welche erscheinen sinnvoll, was ist Spinnerei?

Da ist die Disney-Strategie für uns ganz hilfreich. Ich bin Spezialist des Dreamer’s Space, dem kreativen Raum, in dem alles möglich ist. Herrlich! Dann gibt es bei Walt Disney die Sweat box, der Raum, in dem alle Einwände, jede Kritik und alles Gemecker ihre Hörer finden, was wichtig ist (nicht so mein Lieblingsraum). Der dritte Raum bei Walt Disney ist der Realisiererraum. Da geht es um Machbarkeit. Da sitzt Christoph gern und bringt jede Idee mit den Worten erstmal auf den Boden der Tatsachen: „Und wann willst du das auch noch machen?“ „Hast du mal überlegt, wie das technisch überhaupt gehen soll?“ Wenn ich nach mehreren solcher Ansagen richtig sauer werde, folgt meistens der Abbruch der Diskussionen – wir nennen das Auszeit nach dem Harvard-Konzept.

Das sieht wie folgt aus: Jeder geht auf einem anderen Weg zur Buchhandlung, ganze 20 Meter neben diesen Tischen entfernt. Schweigend arbeiten wir uns durch die Gänge und Regalreihen, treffen uns vor der Kasse. Mit unterschiedlichen Stapeln. Wenn wir uns auf einen Stapel geeinigt haben, tigern wir am Buffett vorbei, beruhigen uns bei einem herrlichen Mittagessen und so geht es bald frischer voran. Was morgens noch konfliktreich war, löst sich in aller Regel gut auf.

Wenn wir eine Einigung haben, gehen wir eine Runde durch den Park am Goetheanum, holen uns einen Kuchen und halten alle Resultate schriftlich fest. Grundlage für ein bis drei Jahre Arbeit, die daheim final ausgearbeitet wird. Alle Grundfragen stehen, die Wege sind vorgezeichnet, Terminkalender auf drei Jahre im Voraus sind geschrieben. DAS ist so krass befreiend. Vor drei Jahren waren wir das letzte Mal da, während der Pandemie ging das nicht. Ich hoffe, es klappt in diesem Jahr. Es ist ohnehin aufs Minimum reduziert, die bis auf einen Baseltag reine Arbeitstage sein werden. Dadurch hat das Gehirn wieder Ordnung, kann ich befreit loslegen, wenn alle Rahmenbedingungen stehen, und neue Kurse inhaltlich füllen. Vision -> Ziel -> Etappenziele -> Deadlines. Aus die Maus. Ohne Schnörkel auf den Punkt.

Hast du auch einen Kraftort, an dem du ausgezeichnet denken und Entscheidungen treffen kannst? Das wünsche ich dir.

Allen einen tatkräftigen Dienstag.

 

Vorfreude ist eine hervorragende Freude. Ich hoffe, es bleibt nicht wie im letzten Jahr bei dieser Freude …

Chill mal

Mark Twains Zitat ist durchaus kernig. Ich habe schon oft darüber nachgedacht, was passiert wäre, wenn Noah die Arche verpasst hätte. Wie sähe die Welt dann heute aus? Wie würde Mark Twain heute auf unsere Welt schauen? Vermutlich fände er noch schärfere Worte.

Nach dem Frühherbst bis Wochenmitte der Hochsommer – jede Woche hoffe ich sehr, dass der Sommer 2021 endlich abgehakt werden kann. Er wird nicht als ein guter Sommer in meiner Erinnerung bleiben, zu vieles ist geschehen. Für die Menschen in den Hochwassergebieten ist Trockenheit im Moment vermutlich hilfreich, damit die Häuser wieder bewohnbar werden, ehe der Herbst kommt.

Anfang September sollen schon die Trauben gelesen werden, höre ich. Normalerweise mache ich um die Zeit jetzt Holundersaft ein, doch dieses Jahr sind die Beeren noch grün, die Vorjahre hatten wir Trockenbeerenauslesen. Seit mehreren Jahren beobachte ich im Garten, dass vieles gar nicht mehr richtig kommt, die Rosen, die so prachtvoll angefangen hatten, waren durch die Hitze sofort verblüht und tun sich mit dem Remontieren dieses Jahr restlos schwer. Im Frühjahr neu gepflanzte Sachen sind nicht angewachsen, die Tomaten verfaulten. Sieger im Gartenwettbewerb 2021 sind die Zucchini. Schaut man einen Tag nicht hin, hat man einen Baseballschläger am Start.

Gespannt bin ich da eher sehr positiv auf die neue Woche. Sie ist dicht gepackt mit Terminen. Viele nutzen die Ferienzeit, um manche lang vor sich hingärende Frage zu klären, ehe der Herbst kommt. Das ist gut. Aufräumen ist angesagt – in Beziehungen, in manchem Leben, im eigenen Kopf. So mancher hat erkannt, dass er so nicht weitermachen kann und will, sei es in Beziehungen oder der Arbeit. Es ist gut, wenn man genau hinschaut. Und es braucht einen wirklich guten Plan, wenn man umsteigt. Einfach alles hinwerfen kann man machen. Klug Dinge in machbaren Schritten verändern Richtung guter Zukunft könnte eine Alternative sein. Für beide Strategien gibt es gute Gründe.

Läuft bei dir alles rund oder siehst du Entwicklungspotential? In welchen Bereichen möchtest du etwas verändern? Hast du bereits einen Plan oder schwankst du noch zwischen Pest und Cholera? Vielleicht gibt es ganz andere Ideen – irgendwo da draußen?

Allen einen guten Wochenstart in eine Woche ohne Katastrophen. Eine mit schönen Gesprächen, liebevollen Momenten und allem, was wir uns nur wünschen können.

 

Einfach mal durchschnaufen, einfach nix müssen, nur sein – am Bergsee gelingt das gut. Danke für die liebe Erinnerung, Ursula!

Den mittleren Weg wählen

Sokrates hat in unserem heutigen Zitat eine tiefe Wahrheit ausgesprochen. Es gibt viele Geschichten über das Leid und den Versuch, es gegen ein leichteres einzutauschen, um dann doch beim eigenen zu enden. Für jeden von uns scheint das eine Maßanfertigung zu sein, wobei es ausreichend Zeiten im Leben gibt, da verzweifeln wir an der Last und Art des Leids.

Das Leben ist ein Prozess, wir pendeln nicht nur zwischen Extremen im Inneren, sondern erleben das auch sehr stark im Außen in diesen Monaten. Buddha lehrte den mittleren Pfad, auf dem man wandeln möge, damit man bei sich bleiben kann, ohne zerfetzt zu werden von den Stürmen des Lebens, so, wie das bei unseren Fähnchen im Garten ist, die jetzt tropfend nass und sturmgebeutelt herunterhängen. Mittlerer Weg meint nicht den Weg des Mittelmaßes, sondern der Einzigartigkeit, ruhend in der Mitte seines Wesens.

Unsere Mitte verlieren wir immer wieder. Sie stets aufs Neue anzupeilen und zu erreichen ist manchmal leicht und manchmal kaum vorstellbar.

Allen, die sich gebeutelt fühlen – nichts bleibt, auch nicht die Zeit des Schreckens. Bittet um Hilfe, damit andere wissen, was ihr braucht und euch die Hand reichen können. Allen, die es gut haben – memento mori. Bedenken wir immer, dass wir sterblich sind, von einem Moment auf den anderen. Das Memento mori kann  eine gute Leitschnur für unser Handeln sein. Wenn wir versuchen, stets so zu handeln, dass wir jederzeit von der Lebensbühne abtreten könnten und wüssten, dass es gut war, dann ist alles richtig gewesen. Aber leben wir keinen Tag so, als hätten wir noch Abertausende davon, die wir vergeuden können mit Überflüssigem.

Allen ein gutes, frohes Wochenende mit möglichst viel Glück, freundlichen Momenten und wunderbaren Menschen um euch herum.

 

Wir gedeihen wie diese Sommerwiese, die Ursula dankenswerter Weise fotografiert hat, am besten in einer kunterbunten Mischung. Ist das nicht wunderschön? So kommt jede einzelne Blüte gut zur Geltung und zusammen ist es Freude pur.

Häufchen zur Wahl

Wenn wir all unser Unglück auf einen gemeinsamen Haufen legten und dann jeder davon einen gleich großen Teil wieder an sich nehmen müsste, so würden die meisten Menschen zufrieden ihr eigenes Unglück zurücknehmen und davongehen.

Sokrates, 469-399 vor Christus

Ursula schickt uns diese sommerliche Abendstimmung. Lieben Dank!

Kommunikation ist alles

Ein Coachingtermin in einem Team stand an. Beim Losfahren war es knapp, also den Weg statt Landstraße über die Autobahn gewählt. Prima. Stopp and go wegen Unfall. Beim Wechsel auf die zweite Autobahn dann die Erkenntnis: meine Abfahrt ist gesperrt. Umleitung. Blöderweise das entscheidende Schild übersehen und dann erstmal 20 Kilometer weiter in die falsche Richtung quer durch die Pampa und alles auf der Gegenautobahn wieder zurück. Drei Baustellen mit Stopp and Go. Der Ankunftstermin war erreicht, da hatte ich gerade mal die Hälfte der Strecke geschafft. Der Rest lief flott und der Ort ließ sich leicht finden, eine riesige Tiefgarage daneben, weil da eine Mall ist. Durchschnaufen.
Fix im Kopf umschalten, weil erst eine Einzelgesprächsrunde mit den Teammitgliedern anstand. Das macht mir richtig viel Freude, einfach jeden Menschen zu erleben, seine Sicht der Dinge zu erfahren, bevor es dann im großen Team um Kommunikation und Wertschätzung ging.
Beim Heimfahren entschied ich mich für halb Landstraße, halb Autobahn, auf meiner Haus- und Hofstrecke rund um Würzburg kann ich super nachdenken, weil ich nicht auf Schilder im Dunkeln achten muss. Da kann dann der Tag mit allem Erlebten gut bedacht werden, ehe es am Schreibtisch daran geht, die Notizen ins Reine zu schreiben, solange die Erlebnisse frisch zurückliegen.
In vielen Teams ist die Kommunikation schwer. Noch krasser, wenn durch die Pandemie lange kein Teamfeeling mehr möglich war und sich alle erst wieder an Menschen und das Miteinander gewöhnen müssen. Das überfordert viele. Wir haben regelrecht verlernt, freundlich, respektvoll und wertschätzend miteinander umzugehen.
Das ist der Hauptpunkt, wenn es um ein besseres Miteinander geht – lausche ich, was der andere sagt? Nehme ich ihn mit seinem Anliegen wahr? Kann ich Beruf und Privatleben trennen oder trage ich alles überall mit hin? Bin ich authentisch? Betrachte ich Aussagen als Anweisung oder Information? Was ist unser gemeinsames Anliegen im Team? Welche Ziele haben wir uns gesteckt und welche Werte sind die Basis unseres Tuns?
So ein Teamtag kann Impulse setzen, die langfristig durchaus Zusammenarbeit tiefgreifend verändern können. Es braucht Offenheit, Mut und Entwicklungswünsche. Dann kann vieles entstehen.
Was möchtest du in deinem Team auf den Weg bringen? Auch wenn du ein Einzelkämpfer bist, bist du ein Team aus Millionen von Zellen, vielen Organen und Kontakten im Außen – wie möchtest du das gestalten? Agieren oder Reagieren? Offen oder geschlossen?
Allen ein erholsames Wochenende und den Ferienmenschen frohe Tage voller Inspiration und genug Schlaf.

Sigrids Sonnenblume hat einen spannenden Schatten. Danke für dein Foto!