Yearly Archives: 2021

Was in dir lebt

Es kann die Ehre dieser Welt

dir keine Ehre geben.

Was dich in Wahrheit hebt und hält,

muss in dir selber leben.

Theodor Fontane,  1819-1898

Barfußlabyrinth in Bad Wörishofen

Liebe was du tust

Die Humboldt-Brüder haben, jeder auf seine Weise, dieses Land mitgeprägt. Unser Bildungssystem wurde von Wilhelm von Humboldt stark beeinflusst, während sein Bruder Alexander lieber durch die Welt reiste und Orte besuchte, die kein Weißer vorher je gesehen hatte.  Man kann die Welt im Außen und im Innen entdecken. Bildung verbindet beides – Außen und Innen.

Damit wir in Zukunft gut aufgestellt sind (wir sind bildungstechnisch nicht wirklich im internationalen Ranking gut vertreten), macht es Sinn, über unser Bildungssystem nachzudenken. Die Frage ist immer: Was soll erreicht werden? Brauchen wir Menschen, die kreativ sind, die sich ihre kindliche Neugier auch lange Schuljahre über erhalten und weiter ausbauen konnten hin zum Forschergeist? Bemerken wir, dass soziale Fähigkeiten dazu dienen, die Gesellschaft gut zusammen zu halten und alle zu integrieren? Fördern wir kluge Köpfe, die sich gern auf ein Thema spezialisieren wollen und gönnen wir Generalisten die Chance, sich möglichst breit aufzustellen?

Unser Schulsystem erzeugt Menschen, die bei Klausuren Wissen abrufen können (um es danach meist zu vergessen). Es respektiert nicht das Genie von Kindern und wird ihrem Drang nach Bewegung innerlich und äußerlich nicht gerecht. Es fördert nicht das selbstständige Denken oder eine individuelle Begleitung im Sinne von Persönlichkeitsentwicklung. Wichtige Themen wie Würde, Werte, Achtsamkeit und Selbstverantwortung stehen nicht auf dem Stundenplan. Lieber schicken wir Schulbegleiter in die Klassen, die jeweils ein zugewiesenes Kind hüten sollen (das ist jetzt negativ formuliert, das ist mir bewusst), damit Ruhe im Karton ist.

Welche Bildung brauchen wir? Gibt es „eine Bildung“ für alle? Wohl kaum. Wir vernachlässigen bodenständige Fähigkeiten wie handwerkliches Geschick (so entsteht z.B. Achtung vor dem Wert von Kleidung, denn wer mal etwas Aufwändiges selbst genäht hat, versteht das sofort), lehnen händisches Tun gern ab und wundern uns, weshalb wir Monate auf einen Handwerker warten müssen.

Bestimmte Berufe werden gehypt, andere gelten als ungünstig. Warum? Jeder Beruf kann großartig sein, wenn er mit Liebe ausgeführt wird. In jedem Beruf gibt es Menschen, die ihn auf wunderbare Weise ausüben und andere, für die es ein nerviger Broterwerb nach dem Motto „Gott sei Dank Freitag“ ist. Die Ursache liegt darin, dass wir zu wenig probieren können, was uns liegt. Einige wenige Praktika in den Mittelschulen sorgen nicht für Erkenntnis, wie sich acht Stunden Arbeitsalltag anfühlen und in welchen Bereich ein junger Mensch einsteigen möchte, um erstmal in der Welt der Berufstätigen anzukommen.

Bildung ist lebenslang. Bildung darf breit aufgestellt sein. Zwischen Kopf und Herz und Hand braucht es Verbindungen, sollen Kinder in jedem Bereich angeregt werden. Kinder haben einen natürlichen Drang zum Lernen – der wird oft gebremst durch „das brauchst du nicht, kümmer dich lieber um die Mathehausaufgaben“. Wenn ein Kind das 20 Mal gehört hat, verstummt es (außer es ist pro Mathe, was viel mehr Kinder wären, würde man es ihnen irgendwie freundlicher nahelegen). Vielleicht verkümmert da gerade ein Nobelpreisträger, der die Menschheit hätte retten können.

Lassen wir uns und unseren Kindern die Freude am Lernen, Entdecken. Forschen, Fragen stellen und Antworten erquengeln nicht nehmen. Wissbegierde ist wunderbar. Das Beste: wenn wir einen Lehrer haben, der uns auf stille Weise fördert, schult und unsere Entwicklung so begleitet, dass wir uns in Ruhe entfalten können.

Ich hatte großes Glück, dass ich (nach der Schulzeit) Lehrer hatte, die die Kunst beherrschten, ihr eigenes großes Wissen zu teilen und zwar auf eine Art und Weise, dass sie mir nie das Gefühl gaben, zu doof zu sein, sondern etwas vielleicht noch nicht zu können. Sie teilten ihr Wissen und förderten, indem sie forderten. Sie verlangten durchaus viel in Bezug auf selbstständiges Erarbeiten von Themen, Diskussionen, Wissen in eigenen Worten wiedergeben, damit auch klar wird, wo man etwas nicht verstanden hat. Das alles kostet Zeit und ist individualisiert.

Was braucht die Zukunft? „Geistige Schokonikoläuse“, die alle gleich denken und ihre Obergrenze haben, weil ihre Wissensgier krass gestutzt wurde oder Menschen aller Level, die wissen, dass sie da, wo sie im Leben stehen, supergut aufgestellt sind und das, was sie tun, mit Kopf, Herz und Hand, lieben? Die auch mal Fragen stellen oder Aussagen raushauen wie „Der Kaiser ist ja ganz nackig!“ – DAS sind Qualitäten, die wir brauchen für die Zukunft.

 

Steffi ist unsere ungekrönte Königin der Landschaftsfotos, finde ich. Danke für dein Bild!

Verbindungen zählen

Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben.

Wilhelm von Humboldt, 1767-1835

Abendlicher Blick auf die fototechnisch vielleicht beliebteste Seite Würzburgs, von Sigrid macht! Danke von Herzen dafür!

Meisterschaft erlangen

Den Grund für die Zukunft bereiten wir mit jedem Gedanken, den wir denken. Oft genug denken wir Gedanken aus der Vergangenheit und wiederholen sie unreflektiert. Wir wundern uns dann, dass wir immer die gleichen unbefriedigenden Resultate erhalten, in ähnliche Situationen immer wieder geraten, ähnliche Partnerprobleme wieder aufführen. Wer mit den gleichen Vorgehensweisen andere Resultate erwartet, könnte einem Irrtum unterliegen, oder?

Zukunftsgedanken können auch Träume sein. Wir sehen uns in einer idealen Zukunft, schön, erfolgreich, was immer sich jemand auch wünschen mag. Wir holen uns Anregungen in der virtuellen Welt, die wir für die Realität halten und wo wir uns aufputschen – so wird es sein! Ich werde das und das erreicht haben! Eines Tages kommt er, der Erfolg, das Lebensglück, was immer.

Achtung, Spoileralarm! Erfolg kommt nicht über Nacht. Er ist das Ergebnis von kleinen Handlungen, die wir über einen vielleicht auch langen Zeitraum immer wieder tun. Ein asiatischer Kampfsportler hat jede Bewegung Tausende von Malen geübt, bis er sie vollkommen beherrscht hat. Dann übt er andere Bewegungen und wiederholt die, die er meisterlich vollbringen kann, damit er die Meisterschaft behält. Er steht auf der Übungsmatte und trainiert, weil er weiß, dass er nur dann richtig gut ist, wenn er nicht mehr nachdenken muss über etwas, sondern das in Fleisch und Blut übergegangen ist. Dann kann man spielen mit dem, was kommt.

Erfolg ist das, was ich mir langsam und in kleinen Schritten aufbaue. Der schnelle Erfolg, das one hit wonder, verpufft so schnell wie es erschienen ist, es ist eine Sternschnuppe: Vier Wochen Stern, dann schnuppe. Sein Leben erfolgreich meistern bedeutet – üben, üben, üben. Lernen, korrigieren, annehmen, wenn ein Meister etwas sagt, wie man es besser machen kann. Ewig sind wir Lernende, Übende. Wer weiß, wo es dich hinführen kann, wenn du jeden Tag etwas für deine Herzensangelegenheit tust. Jeden Tag etwas üben führt zu Meisterschaft.  Das ist wenig glamourös, wenig vorzeigbar und wenig als große reißerische Story geeignet. Stellt euch die Überschrift vor: „Schwimm-Olympiasieger gesteht: Für meinen Erfolg musste ich jeden Tag meine Runden im Becken drehen!“ Das will keiner lesen. Und dennoch ist es der einzige Weg, wie man es zur Meisterschaft bringt. Im Kleinen, im stillen Kämmerlein, unbesehen und unbeachtet vom Rest der Glanz-und-Gloria-Scheinwelt trainieren. Warum? Weil Meisterschaft  in etwas ein gutes Ziel ist. Und weil wir wissen, dass wir nur dann dauerhaft unsere Arbeit gut machen können, wenn wir bereit sind, jeden Tag die Übungsmatte zu betreten. Ohne Siegerarroganz. Ohne Duckmäusertum. Wir üben einfach. Nicht mehr, nicht weniger. Und schauen, dass  wir das Ziel nicht aus dem Auge verlieren.

Allen einen übungsfreudigen Merkurtag.

 

Der Baum in diesen Tagen. Danke, Steffi!

Zukunft bauen

Man kann nicht in die Zukunft schauen, aber man kann den Grund für etwas Zukünftiges legen – denn Zukunft kann man bauen.

Antoine de Saint-Exupéry, 1900-1944

Steffi hat den Baum im Frühling und im Herbst besucht. Schaut, wie schön das ist! DANKE, liebe Steffi!

Wunder des neuen Lebens

Am frühen Morgen erreicht mich das Foto eines neugeborenen Mädchens, die erste Enkelin einer Kurskollegin. Wie großartig kann denn eine Woche anfangen! Eine kleine Rosalie hat das Licht der Welt erblickt. Möge ihr Leben wundervoll werden!

Ein Neugeborenes ist so ein unfassbares Wunder. Wenn man sich überlegt, dass in wenigen Monaten aus einer kleinen Ei- und Samenzelle ein Mensch entsteht, der irgendwann laufen, sprechen, Nase bohren, Eltern schlaflose Nächte bereiten kann, ist das für mich immer noch unglaublich. Wenn aus einem Paar Eltern werden, ist das eine sehr große Herausforderung und spätestens bei der Erziehung prallen oft Welten aufeinander. Da gute gemeinsame Wege zu finden kann eine Beziehung enorm stärken, wenn beide Eltern wach und achtsam aufeinander bleiben. Partnerschaften sind wie Gärten. Wenn man sie nicht im Auge hat, gut pflegt, Unkraut rechtzeitig zupft, hier und da einiges beschneidet, aber auch Freude an Blüten und Ernte hat, wird es übel und endet im Chaos (wie ich gerade an meinem in diesem Jahr krass vernachlässigten Garten erlebe. Ich bin gespannt, wann die grüne Hölle das Haus übernimmt und ich morgens aufwache und im Schlafzimmer überlegt die Johannisbeere, wohin sie wuchern mag).

Nun wächst eine neue Familie zusammen, muss sich alles langsam finden. Das ist ganz schön spannend, denn das Kind und seine Eltern brauchen Gewöhnungszeit, bis sie sich verstehen und die Eltern gelernt haben, was ihr Baby braucht. Die wichtigsten Lebensjahre sind die ersten und hier erfahren wir ein Grundvertrauen in die Welt, wenn wir geborgen aufwachsen dürfen. Es ist ein extremes Privileg, wenn Kinder in Geborgenheit, Liebe und mit Achtsamkeit groß werden können.

Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, dafür zu sorgen, dass alle Kinder auf dieser Welt in eine gute Zukunft vertrauensvoll hineinwachsen können. Dafür gibt es jede Menge zu tun, damit auch sie eines Tages mutig selbst Kinder in die Welt schicken wollen, weil unsere Erde ein großartiger Ort zum Leben, Wachsen und Gedeihen ist.

 

In diesem Biberbau gab es mit Sicherheit über den Sommer auch Junge. Ich war von der Größe des Baus beeindruckt und überrascht. Viele Schichten hat der Biber aufgestapelt, damit alles gut passt und sicher ist. Entdeckt haben wir den Biberbau (einen von zweien fast unmittelbar nebeneinander) in Bad Wörishofen. Die Wasserkur lockt offenbar nicht nur erholungssuchende Zweibeiner an.

 

Körper und Seele

Ein spannendes Wochenende liegt hinter uns. Wir haben uns am Samstag mit Tonglen, Pema Chödrön und Achtsamkeit befasst, am Sonntag mit der Gestalt unseres Körpers, mit der mittelalterlichen Zuordnung von Körperteilen zum Tierkreis und was die Forschung zu Embodiment sagt, dem Zusammenhang zwischen Körper, Seele und Geist.

Wir haben zur Zentrierung den Fünfstern geübt und das klappt inzwischen einwandfrei. Mit Batakas sich ein bisschen durch den Raum jagen hat für Überraschungen gesorgt – wie gehen wir damit um, wenn wir konfrontiert werden mit Situationen, die wir nicht wollen? Wie können wir unsere Grenze wahren? Noch ein Kurstag zum Thema Körper, dann geht diese tolle Gruppe ins zweite Ausbildungsjahr mit systemischer Arbeit.

Nächste Woche sind dann die Kursteilnehmer im zweiten Jahr dran mit Aufstellungsarbeit. Drei Aufstellungstermine können wir 2021 noch vergeben, alle am 24. Oktober: um 9, 22 und 14 Uhr. Alle November-  und Dezembertermine sind schon weg. Wer am 24. aufstellen mag, bitte schnell bei mir melden!

Die neue Woche wird viele spannende Begegnungen mit Menschen und ihren Themen bringen. Gabi und ich werden einen neuen Podcast aufnehmen. Zwei neue Podcasts mit mir werden wir Anfang der Woche ins Netz stellen, ich gebe euch Bescheid, auf der Homepage ist einer der beiden Podcasts – Nr. 7 Gesundheit – schon abrufbar. (https://www.seelengarten-krokauer.de/videos/#podcasts).

 

Wir wünschen euch einen guten Start in die neue Woche. Was immer an Herausforderungen auf uns zukommen wird – gehen wir es in Ruhe und mit Freude an.

 

Nicht ganz ohne – eine Wiese voller Herbstzeitlosen! Sie sind wunderschön, wie Krokusse, jedoch sehr giftig.

Erde, die uns dies gebracht

Erde, die uns dies gebracht,
Sonne, die es reif gemacht.
Liebe Sonne, liebe Erde,
euer nie vergessen werde.

Wir haben volle Teller
und voll sind Scheune und Keller,
wir leiden keine Not.

Gesichert ist das Brot,
die Äpfel sind knallrot
und auch der süße Wein
lief rein in Fass hinein.

Die Ernt‘ ist geborgen,
wir haben keine Sorgen,
drum sei heut Dank gebracht,
Sonne, die es reif gemacht.
Liebe Sonne, liebe Erde,
euer nie vergessen werde.

Christian Morgenstern, 1871-1914

Mal wieder ein kleiner Blick in die Architektur des Goetheanum.

Essenz der Woche

Ich freue mich auf dieses Wochenende. Die angehenden Cardea-Therapeuten nähern sich rasant dem Ende des ersten Ausbildungsjahrs und starten mit dem Körpermodul unter der Frage: wie hängen Körper, Seele und Geist zusammen?

Der Oktober wartet ohnehin mit lauter spannenden Wochenenden auf mit Aufstellungen und anderem buntem Programm. Wer etwas aufstellen mag, hat 2021 nur noch am 24. 10. Möglichkeiten, alle anderen Aufstellungstermine bis Dezember sind voll.

Es freut mich, dass nun viele Anmeldungen für die im Herbst startenden Kurse eintrudeln, der eine oder andere hat bemerkt, dass Kurse wieder stattfinden – oh ja! Bei manchen Kursen gibt es nur noch einen oder zwei Plätze, da die Platzzahl begrenzt ist, wir arbeiten nur in kleinen Gruppen. Wer also Interesse hat – meldet euch bald an bitte.

Diese Woche ist mein Herz so voll von den Begegnungen mit den Menschen. Ich bin so unendlich dankbar für diese Arbeit und das Vertrauen der Klientinnen und Klienten. Ich lausche ihren Lebensgeschichten. Es sind Berichte voller Mut, voller Tapferkeit, voller Berg- und Talbahnen, dass ich staune. Was Menschen alles aushalten, bewältigen, überstehen und welche Lehren sie daraus mitnehmen! Ich habe weise, weise Lehrer, die mich Demut lehren und Staunen und Freude. Ich lerne auch viel über die Macht der Angst, der Verzweiflung, über Druck und Zusammenbruch, über Tod und Sterben. Es sind Geschenke, die Termine. Wir öffnen einen Raum der Herzen. Wir begegnen einander von Herz zu Herz. Annahme darf sein. Wandlung geschieht. Dinge neu sehen, Wertungen fallen lassen, sein dürfen. Tiefes Aufatmen, nichts müssen, nichts sollen, nichts wollen, nur sein. Atmen und Stille. In der Stille wird die aufgewühlte See klarer und klarer. Tauchen Perspektiven auf. Öffnen sich Türen, ergeben sich Wege. Weil erst jetzt der Raum dafür möglich geworden ist. Altes wird abgeschlossen und die Essenz im Herzen bewahrt, Neues darf vorsichtig auftauchen, wird liebevoll empfangen und gehalten. Danke allen, die diese Woche mit mir gearbeitet haben, Danke für euren Mut, eure Offenheit und euer Vertrauen. Jedes Gespräch lehrt mich Respekt vor dem Leben selbst und vor der Kraft, die wir erreichen, wenn wir Ja zum Leben sagen.

Allen ein vertrauensvolles, getragenes Wochenende voller Begegnungen im Herzen.

 

Blick aus einem Fenster im Kloster Schöntal im Herbst. Farbenspiel im Oktober.

Banne die Sorge

Schon mischt sich Rot in der Blätter Grün,
Reseden und Astern im Verblühn,
Die Trauben geschnitten, der Hafer gemäht,
Der Herbst ist da, das Jahr wird spät.

Und doch (ob Herbst auch) die Sonne glüht –
Weg drum mit der Schwermut aus deinem Gemüt!
Banne die Sorge, genieße, was frommt,
Eh Stille, Schnee und Winter kommt.

Theodor Fontane, 1819-1898

Aurelia war für uns im Wald unterwegs. Herzensdank für dein Foto!

Vergesst mir die Seele nicht!

„Vergesst mir die Seele nicht“ war Sebastian Kneipp ein wichtiges Anliegen. Man mag einwenden, dass das seine Aufgabe als Pfarrer ist, für die Seele seiner Schäfchen zu sorgen. Der Zusammenhang, aus dem das Zitat entnommen ist, beschreibt, dass Menschen oft erst den Schritt zur Gesundung gehen können, wenn man neben der Fürsorge für ihre körperlichen Fragen auch die Seele und den Geist mit berücksichtigt.

Jetzt zum Herbst brauchen wir einen guten Blick auf Körper, Seele und Geist, wenn wir gesund und gut aufgestellt durch die kalte Jahreszeit kommen wollen. Theoretisch sind wir alle Experten, wir setzen es nur nicht um, dass wir uns ausreichend bewegen sollen (wobei das daran schon scheitert, dass mancher denkt, ausreichend sei die Bewegung mit der Maus auf dem Schreibtisch), auf eine ausgewogene Ernährung achten dürfen (koffeinhaltige Erfrischungsgetränke und Fast Food sind schwergewichtige Ernährungsprobleme) und ausreichend schlafen sollen.

Vielleicht schauen wir uns einfach die nächsten Tage mal ein paar Aspekte und Mythen an zum Thema Gesundheit von Körper, Seele und Geist?

Das Nichtwissen ist erschreckend, mit dem ich jeden Tag konfrontiert werde. Wenn ich Klienten frage, wie viel sie denn schlafen sollen, kommt stereotyp „acht Stunden, aber ich komm zu spät ins Bett“. Der Acht-Stunden-Mythos geistert nach wie vor durch die Köpfe. Ausreichend geschlafen haben wir, wenn wir morgens frisch aufwachen. Jeder hat seinen Rhythmus, der eine ist eher morgens früh auf, der andere abends länger wach. Wenn man das berücksichtigen kann, ist das super.

Ansonsten gilt das Einführen einer guten Abendroutine – nicht zu spät und nicht zu schwer essen, keine Bildschirmsachen mehr mehrere Stunden vor dem Schlafengehen, davor auch nicht direkt Sport und keinen Streit, der uns die halbe Nacht wachhält. Dass wir ein gut gelüftetes Schlafzimmer haben, sollte selbstverständlich sein, Matratzen müssen zum Menschen passen und wem es schnell warm wird, der braucht kein 25 Kilo schweres Wolldeckbett. Alle technischen Geräte gehören nicht ins Schlafzimmer und Menschen mit Schlafproblemen platzieren den Wecker bitte auf die Türschwelle, nicht ans Bett.

Wem der Kopf schwirrt und die Füße sind warm – vor dem Schlafengehen die Beine kühl abduschen hilft beim Abschalten. Rechts anfangen, fern vom Herzen. Erst hinten, dann vorne die Beine abbrausen (am besten ohne Duschkopf, damit der Strahl die Haut wie ummantelt), Beine abstreifen und sofort ab ins Bett. Nach wenigen Minuten durchbluten die Beine sehr gut und alle Energie fließt aus dem Kopf hinunter. Die Kaltfüßler schlafen schwer ein wegen der kalten Füße. Da wäre die erste Maßnahme ein warmes Fußbad und dann viel barfußgehen oder Tautreten bei warmen Füßen am Morgen! Wenn der Körper gelernt hat, wieder warme Füße zu erzeugen, sind wir ganz anders aufgestellt im wahrsten Sinne des Wortes! Das kann man trainieren!

Ein Ritual am Abend: Eine Tasse Tee trinken und dabei den Tag rückwärts ablaufen lassen, nur schauen, was war, nicht werten und urteilen! In einem schönen Dankbarkeitsbuch notieren, wofür man an diesem Tag dankbar war. Danach ein Gebet, ein Lied, eine Abendmusik (wie z.B. den Abendsegen aus der Oper Hänsel und Gretel) und das bewusste Loslassen und Ablegen aller Tageslasten (Gute Nacht ihr lieben Sorgen, bis morgen). Zeitig schlafen gehen, damit der Körper genug Erholungszeiten hat. Stück für Stück kommt man so einem besseren Schlaf wieder näher. So lange, wie jeder Einzelne das für sich braucht, einer acht Stunden, ein anderer mehr oder weniger. Entscheidend ist die Fitness am nächsten Tag und die Müdigkeit. Schlapp und müde bedeutet: Checken, was los ist und mehr Schlaf.

Die meisten Probleme werden durch Schlafmangel verursacht, also durch Schlaf gelöst.

Allen einen liebevollen Freitag.

Absolut magisch

Es gibt Momente in meiner Arbeit, die sind so jenseits von Zeit und Raum, dass wir das Gefühl haben, alles ist stehen geblieben. So einen Moment gab es gestern im Gespräch mit einer lieben Klientin. In dem Augenblick, in dem wir aufhören, etwas zu wollen, eine Technik einsetzen oder sonstwas Schlaues versuchen, sondern alles Wollen aufgeben und im bloßen Sein sind, wird uns etwas bewusst, was ich nur mit Gnade bezeichnen kann. Wir erleben das Gefühl, dass nicht wir sprechen, etwas fragen oder den Blickwinkel verändern, sondern ES, etwas, das viel größer ist als wir, das allertiefste Weisheit besitzt und aus absoluter Liebe besteht.

DAS sind die Momente, in denen wir, die wir miteinander gerade arbeiten, spüren, dass hier Großes geschieht, etwas Magisches. Wir haben aufgehört, irgendetwas zu wollen, zu verändern oder unser Gehirn zu zermartern, wir vertrauen dem Prozess, lassen innerlich restlos los und spüren eine große Ruhe, Entspannung und aus dieser Stimmung heraus geschieht es – das Chaos ordnet sich. Wir können die Muster erkennen und sehen, was ist. Wie von selbst ergeben sich die passenden Wege, öffnen sich die Türen.

Am Wochenende hatte ich so einen krass magischen Moment und mit mir zusammen viele andere Menschen hoffentlich. In meiner Coachingausbildung ging es genau um dieses Feld und seine Magie. Für manchen war das sehr fremd, für mich nicht, denn diese Momente durfte ich immer wieder in der Arbeit mit Menschen erleben, Sternstunden jenseits von Zeit und Raum, Momente, in denen sich alles gewandelt, Ein-Sichten möglich waren. Es war für mich tief beeindruckend zu erleben, wie unser Ausbilder Veit Lindau darüber sprach und mit welcher Haltung er das tat. Ich betrachte es als großes Geschenk, bei jemandem sehr, sehr viel und intensiv zu lernen, der dieses Kraftfeld kennt und mit Respekt, Wertschätzung und voll Staunen darüber spricht.

Vielleicht ist es dieses Feld, das jenseits der Noosphäre von Teilhard de Chardin liegt (die Schicht um die Erde, die von unseren Gedanken gespeist wird), diese Energie, die Novalis meinen könnte, wenn er sagt: „Wohin gehen wir? Immer nach Hause.“

Was für ein unglaubliches Glück habe ich, dass ich mit Menschen arbeiten und mit ihnen in diesem Feld unterwegs sein darf. Allen Menschen wünsche ich die Erfahrung dieses Feldes. Wenn wir diese Erfahrung kennen und teilen, kann Wandel, Veränderung entstehen aus einer absolut liebenden Energie heraus, fern von Ego und Gier. Das ist die Ebene, in der nichts mehr gewollt werden muss, nichts irrt und wirrt. Es ist. Und es ist gut, wie es ist.

Allen einen freundlichen Freutag unter dem Schutz des Jupiter!

 

Steffi schenkt uns auch heute ein atemberaubendes Spiel von Licht und Wolken. DANKE.

Erfüllte Hoffnungen

Letzte Hoffnung

An Verwelken und Verblühen

Hab ich längst mein Herz gewöhnt;

Mit des Lebens Leid und Mühen

Hab ich mich längst ausgesöhnt.

Doch mein armes Herz auf Erden

Dennoch manche Hoffnung trägt –

Möge sie erfüllet werden,

Weil es sie für andre hegt.

Hoffmann von Fallersleben, 1798-1874

Strand und Meer kann man nie genug haben. Danke an Theresa für das Foto!