Wie anziehend, wie fesselnd sind doch Meer und Strand! Wie verliert man sich in ihrer Einfachheit, ja, in ihrer Leere!
Walt Whitman, 1819 – 1892
Danke an Steffi für das Meerfoto!
Hätte mir jemand vor Wochen gesagt, dass ich freiwillig in ein kaltes Bad springen würde, hätte ich das erstaunt zur Kenntnis genommen. Klar ist die Ice Bucket Challenge genauso wenig an mir vorbeigegangen wie die vielen Einladungen, ein Eisbad zu nehmen oder mich wenigstens im Frühling in irgendeinen gerade aufgetauten See zu stürzen. Sagen wir es so – ich war bislang noch nicht so weit. Wim Hoff-Videos fand ich super, keine Frage, aber das selbst probieren eher nicht.
Die zweite Ausbildungswoche bei Kneipp. Vor uns steht extrem durchtrainiert Diplomsportlehrerin Ines. Sie mustert ihre Rekruten kritisch. Wir können auf ihrer Stirn förmlich lesen, dass sie uns für Warmduscher hält, die nach einer Runde joggen durch den Park schon beatmet werden müssen. Deshalb fängt sie klein an. Alle Mann raus auf den triefnassen eiskalten Rasen zum Tautreten. Dumm, dass die Schnecken da noch die Herrschaft über den Rasen haben. Ohne Rücksicht auf Verluste müssen wir in schnellem Tempo übers Gras glitschen, stets in der Hoffnung, keine Schnecke zu erwischen, was allerdings schnell sinnlos wird. Danach im Kreis mit Gymnastikübungen weiter, dann erst ab ins Haus. Wer gedacht hat, dass jetzt Socken anziehen und sich einen heißen Tee holen angesagt ist – Fehlanzeige. Es geht weiter mit Zimmergymnastik. Wir müssen den Fuß bewusst abrollen, was dadurch erschwert wird, dass Ines uns auffordert, das auf der Stelle zu tun. Roll mal auf der Stelle bewusst den Fuß zu Elvis ab. Im Tempo der Musik natürlich. Spätestens nach einer Minute brennen die Waden wie Feuer. Ines freut sich, dass wir jetzt auch unsere Wadenmuskeln kennen.
Sie ist kein Freund von allzu viel Theorie, wir fegen in gutem Tempo durch die Skripten, weil plötzlich ein kleiner Sonnenstrahl draußen erkennbar ist und es jetzt endlich warm genug ist für die Güsse im Freien (es weht ein gut frischer Wind bis 15 Grad). Armguss. Knieguss. Schenkelguss. Brustguss (! Helden des Tages). Wie erwärmt man sich im Wind? Ganz einfach. Das Repertoire aus Jahrzehnten Weicheiertraining macht sich bezahlt. Ines schafft es, dass wir im kalten Wind schwitzen. Die Schnecken verlassen fluchtartig die Grasfläche. Jetzt kämpfen wir nur gegen rutschige Pilze und seltsame Zapfen, die sich auf nette Weise in die Fußsohlen bohren. „Ist das nicht toll, wie warm die Stellen dann schnell werden“, befindet Ines, ehe wir die letzte Runde zu Abba zur Freude der gesamten Umgebung traben, denn Ines freut sich, wenn wir alle unsere Lungen durch Mitsingen stärken (wir sind eine kleine Gruppe und haben sehr viel Wiese zur Verfügung, insofern alles Pandemie konform und gutes Lungentraining ist Abwehrtraining). Das ist das Beste für die Durchlüftung der Alveolen, lernen wir.
Erholung bei Theorie. Wir nähern uns dem Zitterthema aller (was wir uns vorher beim Mittagessen gestehen): Bäderkunde. Der nette Teil ist das Schnüffeln an Badezusätzen von Heuextrakt über Melisse und Fichtennadel, Rosmarin und allem, was fein ist.
Stunde der Wahrheit. Wir dürfen wählen zwischen Sitzbad, Halbbad und Wechselfuß- oder Armbädern. Einige entscheiden sich für die Arm- und Fußbäder. Ich suche seit Monaten eine Sitzbadewanne, finde keine und entschließe mich, zum Austesten wagemutig das Halbbad zu nehmen. Dabei sitzt man bis über den Nabel in der Badewanne mit frischem Wasser (leitungskalt nennt Ines das gern, es klingt viel besser als eisig und in Wahrheit ist das Wasser wirklich zwischen 16 und 18 Grad). Wir sind zu viert, da macht das Halbbad hoffentlich mehr Spaß. Einer kennt das schon und ist totaler Fan. Wir drei anderen sind eher skeptisch (Rubrik Warmduscher, wobei wir seit Monaten Wechselduschen und jede Menge Güsse üben, damit wir fit für die Prüfung im Oktober sind).
Ines sagt uns frohgemut, dass wir uns alle zum Wassertretbecken begeben sollen. Einatmen und beim Ausatmen ab ins Becken. Da wir zu viert sind und das Becken nicht gerade niedrig, halten wir instinktiv die Arme nach oben und atmen tief aus. Dann beginnt das Zählen von 21 bis 31 und fertig ist das Bad. Wir staunen. Das ist absolut der Oberknaller. Wir müssen alle lachen und freuen uns, dass das weder schlimm noch gruslig noch sonstwas war. Es war einfach nur super! Schnell raus aus den Badeklamotten (normalerweise macht man das ohne Textil am Körper), unabgetrocknet angezogen (da merkt man erstmal, wie das dann klemmt beim Anziehen) und ab auf die Liege mit dem dicken Wolltuch drüber zum Nachruhen. Binnen Sekunden ist Ruhe im Karton.
Ich suche keine Sitzbadewanne mehr. Das Halbbad ist so grundgenial, das wird ins Programm aufgenommen. Erweiterung des Tagesprogramms: Knieguss und Gesichtsguss hatten wir eh schon ebenso wie Armguss und Wechselduschen. Jetzt kommen zwei bis drei Halbbäder pro Woche dazu und für Helden der Brustguss (mal schauen, ob ich ein Held werden mag). Wenn da das Immunsystem nicht loslegt, weiß ich auch nicht.
Fazit: Wie kamen wir nur auf die Überlegung, dass warmes Duschen hilfreich sei, wo man doch viel frischer in den Tag starten kann, wenn das Wasser „leitungskalt“ ist, damit wir nicht leidenskalt werden. Schnell noch eine Runde Armkreisen, im Kreis zu Elvis hopsen (man gewöhnt sich) und eine Runde Urschreitherapie mit Hundehütte, Hundehütte wau wau wau. Jo. Da brauchst du nix mehr für den Tag. Ines wird mein persönlicher Lieblingstrainer. Sie ist die Erste, die es geschafft hat, mich wahrhaft zu motivieren, unglaubliche Dinge zu tun. Was daran liegt, dass ich mich einfach nicht traue zu sagen – oooch du, das Wasser ist mir heute echt zu kalt. Ganz ehrlich? Es ist echt nicht kalt, wenn man mal druntersteht. Echt nicht!
Allen einen frischen Start in die Woche. Beste Grüße aus dem Bootcamp. Im Hotel gibt es einen Warmwasserhahn. Liebe Güte, welche Weicheier steigen hier sonst so ab? Man braucht beim kalten Wasser ein wenig länger, bis der Schaum aus den Haaren geht. Aber Essigwasser soll eh gesünder sein, sagt Ines. Ich glaube, alles übernehme ich nicht. Ich hoffe, sie hat kein Internet (sie hat. Ebenso, wie ihr Mann einen Bioprenanzug hat. Ich hab auch einen jetzt).
Gruß aus dem Garten.
Alle Menschen werden die Wahrnehmungen machen, dass man auf hohen Bergen, wo die Luft rein und dünn ist, freier atmet und sich körperlich leichter und geistig heiterer fühlt.
Jean-Jacques Rousseau, 1712-1778
Maike kann das nur bestätigen – sie liebt die Berge und schickt uns diese blaue Version. Herzlichen Dank!!
Seltene Momente von höchster Bedeutsamkeit und dazwischen Intervalle – Nietzsche hat klar erkannt, dass viele Menschen nicht wirklich mehr in der Lage sind, die unfassbar bedeutenden Momente des Lebens wahrzunehmen, sondern selbst zu Pausen und Intervallen werden. Puuh, ich möchte keine Pause sein. Nietzsche war ein genauer Beobachter und in den letzten Monaten frage ich mich oft, ob wir noch in der Lage sind, die jeden Tag sich vor unseren Augen vollziehenden Wunder des Lebens wirklich zu erfassen, oder ob wir uns in einer Blase aus Angst und Verweigerung eingeigelt haben.
Diese Welt ist ein einziges Wunder, unser Körper ist ein gigantisches Wunder. Es fehlt uns an jeder Wertschätzung dafür. Vieles halten wir für selbstverständlich – es ist nicht selbstverständlich, dass wir atmen, uns bewegen, etwas essen oder schlafen können. Es ist das größte Wunder, wenn aus einer Ei- und einer Samenzelle ein Lebewesen entsteht, das die Möglichkeit hat, die gesamte Welt zu verändern. Jeder von uns ist geboren, um die Welt zu bewundern und den Platz darin einzunehmen, der für uns vorgesehen ist. Wir sind aufgefordert, der Welt die beste Version von uns selbst zu schenken, was bedeutet, unser Begabungen zu erkennen, auszubauen und unsere Talente und Fähigkeiten zum Wohl des Planeten und all seiner Bewohner einzusetzen.
Jeder an seinem Platz zählt. Meine Schwiegermutter mit ihren fast 97 Jahren weiß, dass sie aus vielerlei Gründen wichtig ist und einer davon ist, dass sie für uns alle betet. Sie nimmt all unsere Klienten und Schüler mit ins Gebet auf, weil sie weiß, dass heute sehr wenig gebetet wird und sie somit eine wichtige Aufgabe hat. Sie hat eine kleine Gebetsecke und dort brennt eine Kerze, stehen stets frische Blumen. Sie tut etwas im Kleinen, das vielleicht sehr, sehr groß und bedeutsam ist. Es kommt nicht darauf an, ob wir eine Erfindung machen, die Millionen Menschen das Leben leichter macht, etwas entdecken, was ein wesentliches Problem der Zeit lösen kann oder für andere Menschen beten. Es kommt darauf an, dass uns bewusst ist, dass jeder Einzelne seinen Beitrag dazu leisten kann, dass diese Welt Herz zeigt. Dass wir Wunder feiern und sie erkennen und für einander da sind. Dann können alle Herzen dieser Welt tun, wofür sie geschaffen wurden: Schlagen, um ein gutes Leben zu ermöglichen. Lieben, wachsen und beste Energie in die Umgebung aussenden, das ist die Qualität des „herzlichen Magnetfelds“.
Allen ein Wochenende voller Wunder und Inspirationen. Mit Herz und Verstand. Mit Liebe und aus der Freude heraus, der Dankbarkeit dafür, zu leben und Bestandteil des kollektiven Weltwunders zu sein.
Dieser Igel ist Bestandteil der Natur und selbst ein Wunder. Theresa hat ihn entdeckt und mit einem Foto für die Ewigkeit festgehalten. Dankeschön.
Das Leben besteht aus seltenen einzelnen Momenten von höchster Bedeutsamkeit und unzählig vielen Intervallen, in denen uns besten Falls die Schattenbilder jener Momente umschweben. Die Liebe, der Frühling, jede schöne Melodie, das Gebirge, der Mond, das Meer – Alles redet nur einmal ganz zum Herzen: wenn es überhaupt je ganz zu Worte kommt. Denn viele Menschen haben jene Momente gar nicht und sind selber Intervalle und Pausen in der Symphonie des wirklichen Lebens.
Friedrich Nietzsche, 1844 – 1900
Ein Herz der sehr besonderen Art hat Steffi entdeckt! Danke!
Noch halten die Blätter manchen Regen auf, doch steckt der Herbst überall drin. Gestern habe ich einen Specht am Baum klopfen hören. Vielleicht braucht er auch noch ein Dach über dem Kopf, bevor der Winter kommt. Die Lindenbäume werfen ihre Samen ab. Da könnte ich stundenlang zusehen, wie die drei Kügelchen mit ihrem Schirm zu Boden trudeln. Das ist so großartig, was die Natur an Lösungen entwickelt hat. Ahorntänzer, Lindenblütentrudler, das Wunder der Schirmchen, die nicht nur Löwenzähne als geniale Methode nutzen – die Natur ist unfassbar kreativ.
Erinnern wir uns ruhig daran, dass wir Menschen Bestandteil der Natur sind. Nicht nur, dass uns das genaue Beobachten der Natur sehr viel helfen würde, um unsere Menschenprobleme zu lösen, sondern dass wir ebenso kreative Köpfe sein können.
Nehmen wir den Wald, der unserer modernen Welt sehr entspricht. Wie regelt der Wald seine Gesundheit, wenn man nicht von Menschenhand eingreift, um möglichst viel Holz oder anderes zu entnehmen? Wir haben eine enorme Vernetzung im Boden. Pilzgeflechte sind das älteste und bestens funktionierende Internet der Welt. Ein Pilz hat Fäden, die kilometerweit reichen können. Die Pilzfäden sind alle verwoben und geben Nachrichten weiter. Die Bäume kommunizieren mit Hilfe ätherischer Öle, ob Fressfeinde am Start sind, damit sich die Kollegen schützen können. Der Baum sondert Harz ab, wenn er verwundet ist und hat so das Pflaster und den Wundverband erfunden. Die Pflanzen wachsen dergestalt, dass jeder genug Licht hat – die einen im Frühling, wenn die Bäume drüber noch blattlos sind, die anderen brauchen weniger Licht oder nutzen eben die Lichtungen. Der Wald besitzt Unterholz, damit die Tiere ihren Lebensraum finden, deren Kot der Dünger und deren Nahrung alles ist, was sonst zuwuchern würde. Es ist ein perfekter Kreislauf, wenn man keine Monokultur betreibt. Ein System, das sich selbst hervorragend organisiert.
Ein Ameisenhaufen ist ein perfektes System mit klarer Gliederung, hocheffizient, bestens organisiert, ohne dass dauernd irgendwer Bußgeldbescheide ausstellen muss, damit der Laden läuft. Jeder Bien ist ein 37-Grad-Konstanttemperaturwunder, egal, wie warm oder kalt es ist. Überall in der Natur schaffen es die Lebewesen, ihr System in keiner Weise zu zerstören, jedes ist wichtig und gibt seinen Teil im Spiel von Leben und Tod, Fressen und Gefressenwerden. Es läuft einfach.
Allerdings gibt es in der Natur jenseits des Menschen nicht ganz so viel ausgeprägtes Ego. Selbst der größte Löwe, der dickste Hai holt sich nur so viel, wie er braucht. Er legt keine Vorräte an, beutet nicht aus und hortet nicht. Und nein, die gehorteten Nüsse der Eichhörnchen, die sie gar nicht alle wiederfinden, sorgen dafür, dass immer irgendwo ein neuer Nussbaum entstehen kann. Sie sind also quasi Nussbauern und erhalten so für die nächsten Jahrhunderte die eigene Art mit.
Lernen wir vom Leben in der Natur, wie Gemeinschaft, Netzwerken und Kommunikation geht. Jeder Baum kommuniziert angemessener als mancher Mensch, der sich in Haterkommentaren ergießt.
Und nutzen wir die Natur, um zu staunen. Jetzt im frühen Herbst erleben wir dort ein Wunder nach dem anderen. Allen einen liebevollen Venustag.
Windrad im Gegenlicht. Steffi hat fotografiert, lieben Dank!
Vieles rundet sich in diesen Tagen. Als ich am Morgen meinen Rechner hochgefahren habe, ist mir ein hochinteressanter Text über New Work in die Hand gekommen, ein Thema, mit dem wir hier seit Jahren in Bezug auf Veränderungen in der Arbeitswelt, Führungs-Kraft und Sinnhaftigkeit der Arbeit beschäftigt sind. Es verbindet sich mit der Frage nach einer guten Wirtschaft und basiert auf einer sehr anders gedachten und umgesetzten Vorarbeit im Pädagogischen.
Mit Menschen, die unser Regelschulsystem durchlaufen haben, ist New Work schwierig. Die Kinder lernen nicht wirklich, verantwortlich zu agieren, ihr Gehirn zum Denken zu benutzen. Es kommt darauf an, Stoff zu futtern und an Klausuren punktuell abzugeben. Bildung ist etwas anderes. Erst brauche ich eine menschliche, tief im Herzen verankerte Kompetenz und Sozialkompetenz. Dann folgen erst Medienkompetenz und Denkschulung. Wenn Lernen aufhört, Freude zu machen, stirbt das Interesse an der Erforschung der Phänomene der Welt. So lernen Kinder von klein auf, dass das Leben aus Problemen besteht, alle paar Meter kommen Blockaden. Das miese Schicksal tut sein Übriges. Und zack! – resigniert der junge Mensch, traut sich nichts zu und hat Angst vor der Zukunft.
Es braucht Respekt vor den Aufgaben, mit denen sich die Menschheit (aus eigenem Verschulden übrigens) konfrontiert sieht. Aber brauchen wir Angst? Natürlich haben wir alle Angst und in diesen Zeiten nicht zu knapp, doch Angst verringert sich in dem Maß, in dem wir machbare Schritte auf dem Weg zu einer Lösung sehen und einen Sinn in unserem Handeln finden können. Der dritte Aspekt ist die Freude, die wir haben, wenn viele Menschen vereint in einem Ziel sind. Jede Katastrophe lehrt uns das (wobei wir auf diese Lektionen freilich gut verzichten könnten): Wenn im Außen etwas Bedrohliches geschieht, öffnen wir das Herz und die Hand und können plötzlich helfen, fragen nicht lang und packen da an, wo es nötig ist. Da sehen wir, wie wesentlich die kleinen Schritte sind! Aus kleinen Schritten werden lange Wege, wie Beppo Straßenkehrer in Momo höchst anschaulich zeigt.
Wir fangen vielleicht deshalb nicht wirklich mal mit den großen Themen der Menschheit an und bleiben auf unseren vielbespielten Nebenkriegsschauplätzen hängen, weil wir Angst vor der Größe der Aufgaben haben. Ja! Nachvollziehbar. Aber bitteschön: Wie isst der Bauer die Klöße? Einen nach dem anderen, oder? Jeder von uns hat enorme Talente und Fähigkeiten. New Work heißt im weitesten Sinne: Setz dich mit all deinen Fähigkeiten, Talenten und deinem ganzen Sein für das ein, was dir WIRKLICH wichtig ist und verbinde es mit einem Nutzen für das große Ganze. So erleben wir tiefes Glück in unserem Tun. Dann ist Arbeit nicht getrennt vom Rest des Lebens, müssen wir nicht einteilen in Jobgesicht und Privatgesicht, uns zerreißen zwischen Welten.
Wie willst du in den nächsten Jahren und Jahrzehnten aufwachsen, lernen und arbeiten? Was macht für dich Sinn und wo krempelst du mit Freude die Ärmel hoch und gehst es an – womit du viele inspirieren kannst?
Allen einen freudigen Donnerstag. Jupiter schaufelt uns hoffentlich gute Energie unter die Füße.
Maikes Glück liegt in den Bergen und mit Freude klettert sie hinauf und hinunter. Uns freut, dass sie so schöne Fotos unterwegs macht. Danke dir!
Willst du immer weiter schweifen
Willst du immer weiter schweifen?
Sieh, das Gute liegt so nah.
Lerne nur das Glück ergreifen,
Denn das Glück ist immer da.
Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832
Katja hat Herbstfarben für uns eingefangen. Der Herbst ist ein Farbmeister, oder? Danke für das Bild.
Das menschliche Herz wird oft als Pumpe im Körper bezeichnet. Mich erschreckt das jedes Mal. Wir sind doch keine Maschine, die von einer Pumpe angetrieben wird!
Das Herz ist ein unfassbares Organ. Es hat sein eigenes Nervensystem. Wir verbinden es mit dem Gefühlserleben. Ein Mensch, der eine Transplantation eines Herzens bekommt, kann sich so verändern, wie das Wesen des ursprünglichen Besitzers war. Herz und Blutkreislauf sind verbunden. Das Herz ist mit all unseren Systemen eng vernetzt – das Blut im Kopf belebt unsere Sinneswahrnehmungen und das Denken. Im rhythmischen System ist die Quelle der Lebendigkeit, ist unser Fühlen beheimatet. Im Gliedmaßen-Stoffwechsel-Bereich ermöglicht die Arbeit des Herzens tüchtiges Ergreifen der Aufgaben, liebevolles Halten und Schützen, aber auch Verdauen und Bewegung aller Art.
Das Herz ist ein mitfühlendes Wesen. Es ist mit dem gesamten Körper verbunden und weiß, was los ist. Es ist in der Lage, Außen- und Innenwelt wahrzunehmen und darauf zu reagieren. Seine Qualitäten entscheiden darüber, was für ein Mensch wir sind und werden, wenn wir das Herz jenseits seiner organischen Aufgaben wahrnehmen. Es ist unser Ausgangspunkt des Magnetfelds, mit dem wir in Kontakt zu anderen Menschen treten. Die Herzkraft ist die stärkste Kraft der Liebe.
Mozes Foris hat das Relief „Mysterium cordis“, das auf dem Foto abgebildet ist, geschaffen. Es hängt im Eingangsbereich der Ita-Wegman-Klinik (heute Klinik Arlesheim) in Arlesheim. Es zeigt Herz und Blutkreislauf des Menschen. Wer die Klinik betritt, kann sich mit dem Geheimnis des Herzens verbinden. Es ist ein wunderbares Werk, vor dem man lange stehen kann. Es spricht direkt zum Betrachter und macht uns vielleicht das erste Mal überhaupt bewusst, dass wir wahrhaftig ganz und gar ein Wunder sind. Wie froh bin ich, kürzlich mehrere Tage die Möglichkeit gehabt zu haben, lange vor diesem Werk zu stehen und glücklich zu sein, dass es Menschen gibt, die mit ihren Fähigkeiten solche Reliefs schaffen, die direkt von Herz zu Herz sprechen.
Allen einen bewegenden, herzlichen Merkurtag.
Das Leben bietet jeden Tag eine Fülle an Überraschungen. Gute und weniger gute, bunt gemischt. Eine bislang noch nie dagewesene erlebten wir, als wir neulich aus dem Fenster auf den Pflaumenbaum schauten und feststellen durften, dass er sich über Nacht seiner Pflaumen entledigt hatte. Sie waren nicht auf dem Boden. Die Wespen haben genug mit den Äpfeln zu tun, die waren es auch nicht. Der eingedrückte Minizaun und die plattgetretenen Rosen zeugten eher von anderem. Nun, seit acht Jahren warten wir auf die erste Ernte, denn der Baum ist etwas Besonderes – er ist eine Züchtung zwischen Pflaume und Schlehe. Dieses Jahr hing er das erste Mal wahrhaft voll und wir freuten uns auf den Kuchen daraus. Wir vermuten, dass jemand anderes nachts überraschend Besuch bekam und schnell einen Zwetschgenkuchen machen musste. Wir hoffen, dass das ein Versehen war und aus Not, denn auch wenn jemand keinen meterhohen Zaun mit Flutlichtanlage und Sirene auf seinem Grundstück hat, um klarzumachen, wo Mein und Dein beginnt, gehört es sich absolut nicht, anderer Menschen Gärten als Selbstbedienungsladen zu betrachten. Unrecht Gut gedeihet nicht.
Werte – wie oft haben wir an dieser Stelle darüber schon geschrieben. Werte sind das Skelett einer Gesellschaft. Nur wenige Prozent der Bundesbürger befassen sich mit Werten (wie man leider sieht). Frage ich Menschen, welche Werte ihre wichtigsten sind, kommt oft wenig an Antworten. Dinge wie Gleichheit und Fairness, wenn jemand Sportler ist, das wird geantwortet. Oder es kommt die vorsichtige Frage: Was für Werte meinst du? Dax, Aktien? Öhm, nee, sowas wie Authentizität, Freundlichkeit, Demut, Respekt … ach so! – Darüber habe ich noch nie nachgedacht.
Neben „Wie sorge ich für Glück und Zufriedenheit“ gehören die Fächer „Werte“ und „Würde“ auf jeden Schulplan. Wissen pumpen wir uns in Zukunft mehr und mehr online und im Selbststudium hinein, aber die Grundlagen einer menschenwürdigen Welt müssen wir von klein auf legen. Dann ist mehr Frieden und Wertschätzung allerorten.
Einen kraftvollen Marstag allen.
Dies ist ein Herbsttag!!
Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.
O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was von dem milden Strahl der Sonne fällt.
Christian Friedrich Hebbel, 1813-1863
Jedes Mal ist es etwas Besonderes, wenn Menschen zum ersten Mal Aufstellungen erleben. An diesem Wochenende gab es gleich zwei Premieren: Wir hatten das erste Mal auch in der Therapeutenausbildung das Thema Spiral Dynamics (beim WeltenWandlerProjekt ist das immer mit dabei) und die ersten Aufstellungen. Mir fällt auf, wie selbstverständlich für uns der Umgang mit vielen Themen wie Spiral Dynamics, Integrale Arbeit von Ken Wilber, Wertemodelle, Persönlichkeitsentwicklung ist. Ich darf immer umdenken, wie sich das alles anhört, wenn man das noch nie gehört hat. Das ist hilfreich, denn dadurch beginne ich jedes Mal mit dem Thema erneut, erstaunlicherweise lerne ich dadurch eine Menge. Wiederholung hat noch nie geschadet, wenn man etwas vertiefen will.
Am Abend kam dann ein weiterer Baustein in meiner eigenen Fortbildung dazu, so langsam baut sich etwas auf, das auf solidem Boden gründet und sich immer weiter verfeinert. Das Meiste, was mir bislang noch nicht bewusst oder auch neu war, fließt ohnehin gleich mit in die tägliche Arbeit ein, besser kann ich es nicht haben. Was ich neu erlerne gleich anwenden können und auf offene Klientenohren dafür stoßen macht einfach tiefste Herzensfreude.
Unsere Entscheidungen, die wir in Bezug auf die Entwicklung unserer Schule vor einer knappen Woche getroffen haben, runden sich. Wir nehmen uns immer wieder unsere Notizen vor, vertiefen, verfeinern, die ersten konkreten und wegweisenden Schritte sind unternommen. Jetzt kommt die Konzeptarbeit für zwei große Ausbildungen. Die Programme stehen nun, jetzt darf alles auf umsetzbare Einheiten heruntergebrochen werden. Die müssen gut in sich machbar und abgeschlossen sein, einer Struktur und inneren Ordnung folgen und sinnvoll nacheinander kommen. Das macht mir wirklich Freude, aus dem, was ich alles vermitteln möchte, die entsprechenden Themenblöcke und Sequenzen festzulegen. Wenn das geschafft ist, besteht meine Arbeit darin, die Inhalte zu schreiben. Der letzte Schritt ist die Umsetzung, der Unterricht. Das sind meine Beiträge in unserer Schule. Christoph denkt über seinen Anteil nach, seine Aufgaben beziehen sich auf die technische Umsetzung, grafische Gestaltung meiner unleserlichen Skizzen und vieles mehr, was man erstmal nicht wirklich sieht und dennoch die halbe Miete ist.
„Und allem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben“, heißt es bei Hermann Hesse. Das merke ich, wenn ich ans Neugestalten eines Kurses gehe. DAS ist reine Freude. Und dann richtig, richtig viel Arbeit, damit es hinterher leicht und locker ausschaut. Was habe ich für ein Glück, dass ich genau das tun darf, was mir am Herzen liegt. Das wünsche ich allen Menschen!
Einen guten Start in eine neue Woche. Für viele Kinder nun auch wieder Beginn des neuen Schuljahrs, die Azubis haben die ersten harten 14 Tage geschafft. Habt Freude bei eurem Tun und von Herzen wünschen wir allen beste Lehrer, Ausbilder und Mentoren.
Haus Duldeck. Beton muss nicht langweilig sein.
Architektur ist (…) Harmonie und Einklang aller Teile, die so erreicht wird, dass nichts weggenommen, zugefügt oder verändert werden könnte, ohne das Gesamte zu zerstören.
Leon Battista Alberti in: De Re Aedificatoria, 1452
Im Treppenhaus des Goetheanums in Dornach kann man nachvollziehen, was Alberti gemeint hat.