Yearly Archives: 2021

Ehre und Vertrauen

Die größte Ehre, die man einem Menschen antun kann, ist die, dass man zu ihm Vertrauen hat.

Matthias Claudius, 1740–1815

Steffis Bilder sehen immer aus wie Gemälde auf Leinwand, findet ihr nicht? Danke dir dafür von Herzen!

Nicht mein Tag

Es gibt so Tage …

Da schläfst du grottenschlecht, weil kein Mensch bei solchen Temperaturen schlafen kann.

Da ist das Duschgel so gut wie leer, du aber schon zu nass, um an den Schrank zu latschen.(Wider besseren Wissens hast du am Vortag vergessen, das neue reinzustellen, was dir jetzt echt unangenehm bewusst wird)

Du wirfst die Kaffeemaschine an und fängst an, das Frühstück zuzubereiten. Bis dir auffällt, dass es nicht nach Kaffee riecht, zumindest nicht nach der 2. Tasse. Das Display zeigt an: Entkalken. 45 Minuten später ist das Gerät entkalkt mit der letzten Tablette. Und der frisch gebrühte Kaffee bleibt stehen, weil keine Zeit mehr dafür ist.

Das Auto springt nicht an, erst mit Überbrückungskabel geht noch was. Daher stehst du auch im Stau, weil später dran als sonst.

Die Obst- und Gemüseabteilung im Supermarkt ist erst halb bestückt. Im Kopf schiebst du alles, was du jetzt nicht bekommst, auf die Liste für den Bioladen (was bedeutet, dass du definitiv die Hälfte vergessen wirst).

Die Milch ist sehr zeitnah abgelaufen. Hafermilch ist eh gesünder, aber im Kaffee irgendwie gewöhnungsbedürftig.

Das Regal mit dem destillierten Wasser ist nach wie vor gähnend leer.

Dafür ist die Tiefkühlgarage vom Bioladen muckelig warm.

Nach dem Einkauf verstauen steht Hausputz an.

Kaum fertig, entgleitet einem nicht näher bezeichneten Familienmitglied die Kaffeesatzschale und die frisch geputzte Küche schaut aus wie – ach, ohne Worte.

In diesem Moment klingelt der Postbote und gibt eine große Lieferung ab, die viel Füllmaterial hat. Eine Stunde nach dem Saugen wieder saugen.

Ein kalter Knieguss könnte die Rettung sein. Doch findet sich das Gussrohr nicht, der Ersatz muss gesucht werden, die Terrassensteine glühen massiv, was zu tanzenden Schritten in der Sonne führt und im Schlauch befinden sich 50 Meter kochendheißes Wasser. Bis das rausgelaufen ist, haben die Grasmilben ihr Zerstörungswerk getan und Haarewaschen ist angesagt. Kaum ist man wirklich gut nass, fällt einem auf, dass das Piepsen nicht der Tinnitus ist, sondern die nächste Maschine Wäsche, die versorgt sein will PLUS das Telefon.

Die Wäsche hängt. Statt Kaffee aus der Maschine gibt es einen Tee. Auf dem Kopf ist ein kaltes nasses Handtuch. Die Lieferung ist verstaut. Alles gebügelt und geputzt. Der Gemahl unterwegs, um die Autobatterie prüfen zu lassen und zu versuchen, das total klebrige Auto zu reinigen, weil Lindenblütenbaum beim Parken für fünf Tage übersehen.

Die guten Nachrichten: Gestern haben Gabi Heilmann und ich einen prima Podcast aufgenommen für euch. Ich bin mir sehr sicher, dass ich nächste Woche bei den diversen Vorträgen und Veranstaltungen alles am Start habe. Und dasss morgen die Kaffeemaschine schnurrt wie ein Kätzchen. Ansonsten bleibt es halt bei dem bei uns eher üblichen „Improtheater“. Ich mag nicht mal Kaffee (aber die Maschine macht so grandiosen Milchschaum).

Ich hoffe, bei euch verursachen Temperaturen dieser Art nicht solche Ausfälle. Da hilft mir nicht mal der Versuch, mich mental an den „stillen Bergsee“ mit seinem kristallklaren eisigkalten Wasser zu versetzen.

Deshalb extra Danke an Maike für die Vorstellungshilfe. Allen ein feines Wochenende. Ohne zu viel Wasser an der falschen Stelle, sondern alles genau richtig und moderat.

Innerlich gefeit

Der Baum wird nie an gebrochenem Herzen sterben und das Gras nie seinen Verstand verlieren. Von außen droht ihnen jede mögliche Gefahr, von innen her aber sind sie gefeit. Sie fallen sich nicht selbst in den Rücken, wie der Mensch mit seinem Geist und ersparen uns damit das wiederholte Schauspiel unseres eigenen zweideutigen Lebens.

Christian Morgenstern, 1871 – 1914

Ein sehr ungewöhnlicher Baum in unseren Breiten – aus dem Kurpark in Bad Wörishofen

Prachtvolle Tage

Es bleibt eine Menge liegen, wenn man ein paar Tage unterwegs ist, vor allem merkt man das im Sommer, wenn man einen Garten hat. Die grüne Hölle ist zum grünen Höllenurwald geworden und etwas anderes ist in dieser Woche geschehen: Alle Rosen haben sich zur Blüte entschlossen. Unser Garten ist ein Meer an Rosenblüten, da wir Fans alter englischer gefüllter Rosen sind. Die Duftrosenhecke ist ein Traum und unser englischer Rosenvorgarten eine Wucht. Das lenkt das Auge massiv vom „Untergrund“ ab, zumindest für die nächsten Tage.

Hinten war das Rasenmähen (okay, ein Rasen ist das nicht, das Wort ist echt übertrieben für unsere paar Unkrauthalme zwischen den Obstbäumen) fast nicht mehr möglich, so hoch war es in den paar Tagen gewachsen. Die Heilkräuter teilen sich dieses Jahr das Beet mit den Beikräutern. Es ist nicht immer alles wunschgemäß machbar und ich finde, dass die Mischung genau das ist, was wir brauchen – keine perfekten Beete ohne jedes Hälmchen. Wir haben keinen Millimeter nackten Boden, denn entweder haben wir unter höhere Pflanzen andere kleine gesetzt, die weniger Licht brauchen oder die Natur hat das Klettenwurzellaubkraut reichlichst ebenso wie Klee in allen Sorten und vieles mehr verteilt. Alles blüht und hat seinen Platz. Im Grunde mag ich diese Form der Natur wesentlich lieber, aber ab und an muss ich doch darauf achten, dass die neu gesetzten Pflanzen vom Frühjahr eine realistische Chance haben, denn sie sind klein und brauchen Fürsorge.

Erstaunlich: die Woche im Allgäu waren wir im Kurs fast den ganzen Tag draußen (ich sage nur: Bewegung als Kursthema, Kneippanwendungen zum Üben perfekt im Sommergarten, Heilkräuterkunde), das ging problemlos im Schatten. Kaum daheim, greifen die Grasmilben an – nach drei Minuten schon. Da merkt man deutlich die viel höhere Feuchtigkeit im Allgäu, da gibt es weniger Probleme mit dem Getier, das mir hier echt zu schaffen macht. Ich habe es sehr genossen, im Allgäu jeden Tag in den traumhaften Gärten unterwegs zu sein und das lag nicht nur am Abwaschen mit Obstessig, das mache ich hier auch. So erlebe ich einfach die klimatischen Unterschiede sehr deutlich, was spannend ist.

Es ist, wie es ist. Wenn es heiß ist, wird das Trinken hochgekurbelt und der Wasserschlauch liegt bereit, um immer wieder zwischendurch einen herrlichen Knieguss oder einen Armguss zu machen. Wenn man sich jetzt dabei nasser macht als gedacht – kein Problem, es trocknet schnell. Jetzt ist die perfekte Jahreszeit, sich hier gute Routinen anzugewöhnen, denn der nächste Herbst und Winter kommen bestimmt und ein gutes Immunsystem könnte da die halbe Miete sein. Also – ran an die Wassereimer zum Wassertreten, ran an den sachten Gartenguss fürs Gesicht (optimal wäre ein Kneippgießrohr für die Dusche oder einen schlichten Kneippaufstecker für den Gartenschlauch, damit man schön gießen kann, kostet nicht viel und ist einfach perfekt).

Rein mit Obst und Gemüse als Rohkost! Jetzt gibt es die herrlichsten bunten Teller und bei Hitze ist auch eine kalte Suppe mit Tomaten und Gurke wunderbar.

In den nächsten Tagen werde ich euch ein bisschen was aus der Kneipptrickkiste mitteilen, damit ihr gut durch die Hitze kommt.

Für die Sommerfans – genießt es, habt Freude. Noch sieben Tage bis Johanni. Dann starten wir in die schöne zweite Jahreshälfte. Wir brauchen Hitze, wir brauchen Kälte, wir sind beschenkt mit Übergangszeiten, was viele andere Länder nicht haben. Wie reich sind wir allein dadurch!

Was ist dein bester Tipp gegen Hitze? Vielleicht profitieren andere Menschen sehr von deinen guten Ideen. Ich freue mich, wenn du mir einen tollen Tipp dalässt, denn die heimlichen Tricks sind oft die besten! Vielen Dank und alle anderen, die vielleicht zu wenig trinken oder wissen, was sie tun können, haben großen Nutzen. Schauen wir vor allem darauf, dass unsere älteren Mitmenschen genug zu trinken haben und vor allem auch die Tiere im Schatten sind. Dann wird es ein guter Sommer.

Allen einen liebevollen Venustag.

 

Gegenwart und Ewigkeit

Halte immer an der Gegenwart fest. Jeder Zustand, ja jeder Augenblick ist von unendlichem Wert, denn er ist der Repräsentant einer ganzen Ewigkeit.

Johann Wolfgang von Goethe

Einen besonderen Lichtaugenblick hat Steffi fotografiert. Danke dafür!

Sonnenhafte Augen

Der Künstler Thomas Mogendorf hat den Wörishofener Kurpark aus Anlass des 200. Geburtstags von Sebastian Kneipp mit vielen Regenschirmen und Licht in ein besonderes Kunstwerk verwandelt. Blaues Licht wirkt wahrhaft krass mitten zwischen Bäumen und auf dem See bei weißen Schirmen. Mir fiel sofort Goethes Farbenlehre ein, denn Goethe hat sich 1810 in seinem Buch intensiv mit Farbe und Licht befasst. „Wär nicht das Auge sonnenhaft“ beginnt einer seiner Texte. Für uns Menschen ist in unserer Zeit der Sehsinn sehr ausgeprägt und dominant. Kein Sinn lässt sich jedoch leichter täuschen, das sieht man, wenn man „optische Täuschungen“ im Netz sucht.

Anders ist es mit dem Hören. Wir können optisch faken, aber nicht mit unserer eigenen Stimme. Jeder erkennt sofort am Telefon bei vertrauten Menschen, ob es diesem Menschen heute gut oder schlecht geht. Jacques Lusseyran, der als Junge sein Augenlicht verlor, arbeitete im französischen Widerstand und überlebte das KZ Buchenwald. In seinem Buch „Das wiedergefundene Licht“ (seine sehr lesenswerte Autobiographie) schildert er sehr anschaulich ein Erlebnis, als er noch sehen konnte und auf einer sonnigen Straße lief und erkannte – „Ich bin Jacques“. Wenige Menschen erleben den Moment, in dem sie sich als „Ich“ erkennen, so bewusst wie Jacques Lusseyran.

Am Wochenende waren wir abends im Kurpark und schauten uns die Lichter an. Die meiste Freude hatten wir an den zahlreichen Kindern, die barfuß auf allen Wegen (dort gibt es einen herrlichen Barfußpfad!) unterwegs waren, im Schlammloch Spaß hatten und dann mit schlammigen Füßen im Labyrinth die Füße mit Sand und Steinchen „panierten“, ehe sie zum Füße abspritzen gingen. Unermüdlich rannten die Kinder zwischen den Schirmen hin und her, rein ins Wasser, raus aus dem Wasser – da konnte man sehen, wie sich Menschen eigentlich verhalten, nicht nur als Kinder. Sich unbeschwert bewegen, Spaß am und im Wasser haben und sich am Licht erfreuen gehören zu den Qualitäten des Menschseins dazu. Nicht jeder kann gehen oder gar springen, nicht jeder kann sehen, aber Freude kann jeder Mensch empfinden. Es ist eine Wahl, die du treffen kannst.

Worüber hast du dich heute gefreut oder worauf freust du dich an diesem Tag – trotz allem, was du vielleicht gerade heute tragen und ertragen musst?

Allen einen freudigen Jupitertag, denn der Donnerstag gehört dem Bringer des Frohsinns!

Das Licht überliefert das Sichtbare dem Auge; das Auge überliefert es dem ganzen Menschen. Das Ohr ist stumm, der Mund ist taub; aber das Auge vernimmt und spricht. In ihm spiegelt sich von außen die Welt, von innen der Mensch. Die Totalität des Innern und Äußern wird durchs Auge vollendet.

Johann Wolfgang von Goethe, Farbenlehre, 1810

Das Spiel mit Licht und Farben fasziniert den Menschen seit jeher. Ein glücklicher Moment am Samstagabend im Kurpark von Bad Wörishofen, eine großartige Installation für ein Foto menschenleer zu haben.

Von der Kunst des richtigen Gießens und mehr

Was für einen Schatz haben wir in den letzten Tagen bekommen – der erste Teil unserer Kneipp-Gesundheitsausbildung konnte endlich in Bad Wörishofen direkt stattfinden und das im Kneipp-Jubiläumsjahr! Fünf Tage tiefes Eintauchen in die Lebensgeschichte des berühmten Wasserdoktors und seine fünf Säulen: Ernährung, Heilkräuter, Bewegung, Wasser und die Grundlage von allem, die Lebensordnung. Tolle Referenten und jede Menge Üben standen auf dem Programm und Bewegung, Bewegung, Bewegung. Ich bin gespannt, wann der Muskelkater nachlässt.

Mit einer tollen Gruppe Menschen haben wir uns aufgemacht, um sehr gründlich und unter sorgsamer Anleitung zu lernen und zu üben. Da es ja perfekt von der Jahreszeit her war, konnten wir im Heilkräutergarten jede Menge direkt sehen und kennen lernen (was für uns jetzt nichts wirklich Neues war, die Kräuter stehen alle bei uns auch im Garten).

Besonders spannend fand ich die Gusstechnik, denn die Kunst des Gießens stand bei Kneipp hoch im Ansehen und was so einfach vom Bademeister ausschaut und ihm leicht und locker von der Hand geht, ist alles andere als einfach. Gerade auch Waschungen mit Essigwasser – wie war nochmal die Strichführung? Rechts oder links herum? Im oder gegen den Uhrzeigersinn? Wegen mir hätte ich mich den ganzen Tag begießen lassen können, aber nein, hier gilt es wie immer das rechte Maß zu finden.

Was ist Wirbelsäulengymnastik mit dem Besenstiel, wie geht Wassertreten bei Kniearthrose, was würde Kneipp an Ernährung heute anraten und welche Werte sind Menschen wichtig – es war ein ordentlicher Rundumschlag mit tollen Referenten und Abwechslung.

Da wir am Sonntag am Nachmittag schon Kursende hatten, haben wir es mit Dauerlauf noch ins Kneippmuseum geschafft und dort die herrlichen Puppen entdeckt, mit denen die Kneipp-Schüler früherer Jahre gelernt haben, wie man die Wickel richtig anwendet. Na dann! Wir haben erst im zweiten Teil Wickel, Auflagen und jede Menge weitere Güsse und Anwendungen vor uns. Bis dahin heißt es – üben, üben, üben und jede Menge lernen, denn die fünf Säulen sind sehr umfangreich.

Wir hatten Glück, dass es warm war (relativ aus meiner Sicht) – so konnten wir unbedenklich „pritscheln“ (mit Wasser arbeiten) und die Wasseranwendungen ausprobieren, ohne dass wir gleich zu einer Kneippschen Rosskur greifen mussten, denn Hochwürden heilte sich von seiner Lungentuberkulose durch kurze Tauchbäder in der eisigkalten Donau ab November. Er hätte uns vermutlich was erzählt von wegen „warm duschen“.

Wir müssen alles erstmal in Ruhe sacken lassen und uns dann ans tüchtige Lernen machen. Was für eine großartige Ergänzung zu unserem Programm und unserer Arbeit oder besser gesagt – nachdem wir schon mit unseren Kindern liebend gern in der Kneippanlage im Steinbachtal waren, als sie klein waren, ist das nun ein sich schließender Kreis hin zu den Wurzeln.

Allen einen erfrischenden Schenkelguss zum Mittwoch! Kalt natürlich!

Das Gleichgewicht herstellen

Kaum irgendein Umstand kann schädlicher auf die Gesundheit wirken als die Lebensweise unserer Tage: ein fieberhaftes Hasten und Drängen aller im Kampfe um Erwerb und sichere Existenz. Es muss das Gleichgewicht hergestellt werden zwischen der Lebensweise und dem Verbrauch an Nervenkraft. Haben viele nicht Gelegenheit zur Erhaltung und Vermehrung ihrer Kräfte, so ist es notwendig, dass wenigstens zeitweilig alle Teile des Körpers geübt und in Bewegung gesetzt werden.

Sebastian Kneipp, 1821 – 1897

Vom Tagewerk zum Werktag

Die meisten Menschen lieben den Sommer. Ich bin ja eher der frostige Nebelfan. Aber das Büchnerzitat aus Leonce und Lena finde ich schön – sich in eine Wiese legen, die Wolken beobachten und umsummt werden gehört zu den schönen Erinnerungen der Kindheit.
Was ich dem Sommer sehr abgewinnen kann, ist das Rauschen der Blätter, wenn der Wind hindurchfährt, den nach und nach einsetzenden Vogelchor ab halb vier in der Früh mit zunehmendem Crescendo, den Sommerhimmel mag ich sehr (wahrscheinlich, weil es nachts gefühlt etwas kühler ist) und ich liebe es, auf Felder zu schauen, die wie Wellen im Wind bewegt werden beim Windstoß.
Die Zeit um Johanni ist für viele Menschen eine Zäsur im Jahr, da ist Pause, da werden Dinge vor den Ferien beendet, dann wird in den Ferien Kraft getankt, um nach den Ferien mit frischem Schwung die Projekte anzugehen, die an Maria Lichtmess vielleicht entschieden wurden. Beende also alles, was deinen Ferienfrieden in einigen Wochen stören könnte, damit dein Geist zur Ruhe kommen darf.
Wir haben so sehr vergessen, wie wichtig Rhythmen für uns Menschen sind. Gestern hörte ich einen sehr beeindruckenden Satz: Aus dem Tagewerk früherer Zeiten wurden Werktage.
Das hat mich sehr nachdenklich gemacht.
Früher haben die Menschen am Abend auf das geschaut, was sie bewerkstelligt haben – den Acker, der bearbeitet wurde, die Kühe, die zufrieden im Stall versorgt waren, die eingekochten Früchte im Weckglas.
Wir haben heute oft gar keinen Bezug mehr zu unserer Arbeit, können nicht mehr sehen, was wir getan haben. All das entfremdet uns sehr von dem, was wir tun, wofür wir unser Geld bekommen und wofür wir es auch wieder ausgeben. Wir leben oft ein second-hand-Leben in irgendeiner Realität, nur nicht der, in der wir wirklich sind.
Herzliche Einladung, den Dienstag, der von der Kraft des Mars beflügelt wird, als Tag zu nutzen, wieder einen Bezug zu dem herzustellen, was du als deine Arbeit tust. Die Beziehungen zu den Menschen in deiner Umgebung bewusst zu gestalten, weil es NICHT eine Sekunde selbstverständlich ist, dass wir liebende Menschen um uns haben.
Nehmen wir uns Mahl-Zeiten. Schauen wir auf unser Tagwerk – am besten schriftlich. Jeden Abend eine kleine Notiz dessen, was wir heute geschafft haben und wofür wir dankbar sind. Gehen wir täglich zur gleichen Zeit zu Bett, stehen wir zur gleichen Zeit auf. Nutzen wir die Rhythmen unseres Lebens und genießen die Pausenmomente in unserem Hamsterradalltag.
Wir haben immer eine Wahl.
Allen einen gelingenden Marstag.

Einfach mal ins Gras legen

Ich werde mich indessen in das Gras legen und meine Nase oben zwischen den Halmen herausblühen lassen und romantische Empfindungen beziehen, wenn die Bienen und Schmetterlinge sich darauf wiegen, wie auf einer Rose.

Georg Büchner, Leonce und Lena, 1836

Schatzkiste Natur

Vor 200 Jahren erblickte ein armer Weberssohn in Stephansried das Licht der Welt – Sebastian Kneipp. Der Junge wünschte sich nichts mehr, als Pfarrer zu werden, doch war die Familie so arm, dass seine Hilfe am Webstuhl vonnöten war.
Er sparte sich jedes Geld, das er bekam und legte es auf den Dachboden, um eines Tages das Abitur machen und Theologie studieren zu können. Endlich war es so weit. Doch dann das Unfassbare: Das Haus der Familie brannte ab und Sebastian konnte sein Geld nicht retten.
Dennoch gelang es ihm, das Abitur zu machen und Theologie zu studieren, als er an Lungentuberkulose erkrankte – ein damals nicht heilbares Leiden.
In der Bibliothek entdeckte er ein Büchlein von Dr. Hahn über die Wirkung von Wasser, was Kneipp bewog, im November mit täglichen Bädern in der Donau zu beginnen und die Krankheit zu besiegen. Sein Traum wurde war, er wurde Priester und wurde einer der bekanntesten Heilpersönlichkeiten seiner Zeit.
Vieles von dem, was Pfarrer Kneipp wusste, erkannte und niederschrieb, bestätigt sich heute. Seine fünf Säulen (die er so nie benannt hat): Ernährung, Bewegung, Wasser, Heilkräuter und als Grundlage von allem die Lebensordnung, die im Osten Yang-shen, Lebenspflege, heißt, ist hochaktuell.
In diesen heißen Tagen kann es sehr hilfreich sein, morgens Tautreten zu versuchen oder am Abend einen kalten Knieguss, damit man gut einschlafen kann.
Die Natur ist eine Schatzkammer an Hilfen, wenn man sie recht einzusetzen weiß. Es wird Zeit, dass wir uns wieder an solche Dinge erinnern. Gerade in unserer Welt, die durch die Pandemie  aus ihrem schnarchenden Tiefschlaf aufgeschreckt wurde, könnte es sehr wichtig werden, sich selbst mit einfachsten Mitteln gut aufzustellen, um das Immunsystem ordentlich zu stärken, oder?
Entdecken wir die Wunder, die wir direkt vor der Haustür haben, denn wie schrieb es Kneipp einmal so schön auf: Gegen jede Krankheit ist ein Kräutlein gewachsen. In den meisten Hausgärten können die wichtigsten Heilpflanzen ihren Platz finden. Test the best.
Allen einen freundlichen Start in eine hoffentlich wunderbare Woche.

Danke auch für dieses Foto einer echten Meisterleistung der Natur an Sonja!

Gesundheit und Krankheit

Wenn die Menschen nur halb so viel Sorgfalt darauf verwenden würden, sich gesund zu ernähren, wie sie unbewusst Mühe verwenden, krank zu werden – die Hälfte der Krankheiten bliebe ihnen erspart.

Sebastian Kneipp

Danke an Sonja für das Foto mit Ausblick auf die neue Woche.

Gefühls-Falle

Goethe kannte auch weniger erfreuliche Tage, wie sein Zitat belegt. Das Leben kann wie eine böse Krankheit, die Welt wie ein Tollhaus aussehen und oft genug entspricht das durchaus einer sehr nachvollziehbaren Sichtweise.
Wir haben so eine leicht neurotische Angewohnheit, dass wir uns immer alles schönreden wollen. Dinge, die schlimm sind, sind immer gleich Chancen. Menschen, mit denen wir ein Problem haben, sind Arschengel, die uns bei der Weiterentwicklung helfen. Das stimmt auch, wenn man über größere Zeiträume denkt, aber in dem Moment, in dem uns Schreckliches widerfährt, sind wir noch lange nicht in der Lage, in dem auch den vielleicht wirklich notwendigen Lerneffekt zu begrüßen.
Huschen wir zu rasch über negative Emotionen hinweg, haben wir sie nicht erfolgreich „bewältigt“, sondern recht erfolglos verdrängt. Sie sammeln sich in dunklen Ecken, diese Emotionen, und wenn wir nicht aufpassen, packen sie die Keule aus und braten uns eins über.
Was wäre ein vielleicht brauchbarer Weg?
In Momenten von großem Unglück können wir uns in der Regel auf den Autopiloten verlassen und das macht auch Sinn, da ist Fühlen erstmal abgestellt. Sowie das Gröbste vorbei ist, sind wir eingeladen, uns die Gefühle anzuschauen und wahrzunehmen. Trauer, Wut, Angst, Überforderung, was immer da ist – es darf sein. Es braucht Zeit und die innere Bereitschaft, mit allem klarzukommen, was gerade ist und sich noch obendrauf packt.
Das ist mir so als Gedanke am Ende einer Woche gekommen, in der ich fast nur mit Menschen gearbeitet habe, die exakt in die Falle des Verdrängens und Gefühle Abschaltens (um dann von ihnen in einem schwachen Moment restlos überrannt zu werden) hineingeraten sind und sich jetzt die Frage stellen: Quo vadis? Ein perfekter Zeitpunkt für Bilanzierung und Neuausrichtung, oder?
Allen ein Wochenende mit lauter guten Momenten, Begegnungen und Fokussierung.

Dieser alte Olivenbaum hat auch schon viel erlebt. Wir werden knorrig, knorzig, morsch wie alte Bäume und das Leben malt seine Spuren in und auf uns. So entstehen Weisheit und in manchen Fällen auch würdevolle vollkommen zeitlose Schönheit und Güte.

Tollhaus-Momente

Von der Vernunftshöhe herunter sieht das ganze Leben wie eine böse Krankheit und die Welt einem Tollhaus gleich.

Johann Wolfgang von Goethe, 1749 – 1832

Der Garten von Primavera ist immer wieder schön. Gern denken wir an unsere Ausbildungszeiten dort zurück und freuen uns riesig auf den Pflegekongress im Oktober.