Yearly Archives: 2021

Du darfst geborgen und behütet sein!

Sigrids Foto mit der Schneehaubensonnenblume erinnerte mich daran, dass wir in unserer Sprache ein zauberhaftes Wort haben, das ich oft verwende: behütet sein. Gerade die letzten zwölf Monate haben viele Menschen „unbehütet“ zurückgelassen. Sie sind einsam, auf sich gestellt, fühlen sich vernachlässigt. Sie verlieren die soziale Anbindung und vieles mehr. Die Menschen erkennen, dass sie Einsamkeit kaum aushalten.

Klienten bekommen von mir oft die Empfehlung, eine Kopfbedeckung zu tragen, auch nachts. Früher, als Schlafzimmer restlos ungeheizt waren (was sinnig ist, wenn sie nicht zu kalt werden), trugen die Menschen Schlafmützen, weil über den Kopf sehr viel Wärme abgegeben wird. Babys bekommen zauberhafte Seidenhäubchen, wenn man es gut mit ihnen meint, damit ihr empfindlicher Kopf Schutz und Halt hat. Menschen können in Tränen ausbrechen, wenn man mit warmen Händen einfach nur ihren Kopf hält, weil sie sich dann sofort geborgen und aufgehoben fühlen. Damen verließen früher niemals ohne Hut das Haus. Das war manchmal ein Accessoire, oft genug aber mehr als ein modisches oder standanzeigendes Statement. Für Herren war der Hut stets von Bedeutung, das hat sich wenigstens bis heute in Caps und flotten Mützen erhalten.

In uns ruht eine tiefe Sehnsucht nach behütet sein, denn das steht für Geborgenheit, Vertrauen, loslassen dürfen unter Schutz, sich sicher fühlen dürfen. Unser Kopf, der den ganzen Tag gedankengetriggert in innerer Bewegung ist, ist für viele Menschen ein wahrer Kampf- und Kriegsschauplatz. Warme Mützen sind Erholung pur. Wie froh sind Menschen, wenn sie eine warme Mütze aufsetzen können, Handschuhe oder Handtücher gewärmt sind, weil das ein Gefühl von Hülle und Wohligkeit gibt.

Geborgenheit, Hülle, Nestgefühl, Schutz, Wärme – all das ist behütet sein. Behütet sind auch Menschen, die in ihrem Glauben gefestigt sind, denn sie fallen „nie tiefer als in Gottes Hand“, was viel Halt und Sicherheit geben kann, vor allem in Zeiten wie diesen.

Wo darfst und kannst du dich behütet fühlen? Welche Menschen geben dir das Gefühl, dass du bei ihnen geborgen, beschützt und behütet bist? Hast du Hüte, Mützen oder schöne Tücher, die deinem Kopf Halt und Sicherheit geben können? Was hütest du in dir, was schützenswert ist?

Allen einen wunderbaren tatkräftigen Dienstag (In der Schweiz heißt er aufgrund der innewohnenden Energie ZISCHtag, großartig, oder?).

S’isch cool, man!

Man löst keine Probleme, indem man sie auf Eis legt.

Winston Churchill, 1874–1965

Die Natur formt erstaunliche Gebilde, wenn die Wärme der Sonne auf das Eis des Winters trifft. Sigrid hat genau hingeschaut, Dankeschön!

Wer bist du wirklich, wirklich?

Zwei Häuser soll man errichten, rät Katharina von Siena im 14. Jahrhundert in einem Brief einer Freundin. Ein äußeres, in dem man lebt und nicht dauernd umherziehen muss und ein inneres, geistiges. Das ist das Haus der Selbsterkenntnis, die bei Katharina letztlich der Einsicht in die Güte Gottes entsprach. Viktor Frankl war es, glaube ich zumindest, der feststellte, dass die tiefen Fragen des Menschen immer metaphysischer Natur sind. Die Frage „Wer bin ich“ und „was ist der Sinn meines Lebens“ läuft immer auf den geistigen Urgrund hinaus, aus dem wir entstammen und zu dem wir wieder hinstreben, was Novalis so beschrieb: „Wohin gehen wir? Immer nach Hause“.

Gestern Nacht habe ich mir einen wunderbaren Film über 100 Jahre anthroposophische Medizin angeschaut (https://www.kunst-des-heilens.de/ Alle Filme finden sich auf youtube, https://www.youtube.com/watch?v=Pez2Uf-sU8k). Ein Eintauchen in eine vertraute Welt, in der der Mensch als Ganzheit betrachtet wird, Grundlage auch unserer Arbeit hier in der Praxis und der Schule. Ein Heimkommen in einen vertrauten geistigen Urgrund und ein Geschenk des Wiedersehens mit Orten, an die man derzeit nicht reisen kann.

Wir legen oft viel Wert auf die Ausstattung der äußeren Heimstatt, doch die geistige, innere Heimat wird vernachlässigt. Die Welt bietet Ablenkung in Form von Fernsehen, digitales Leben, jenseits von Corona natürlich hunderttausend Dinge mehr. Ein Jahr Pandemie war ein Jahr die Chance, seine Innenwelt zu renovieren. Sich dort wohnlich einzurichten im tiefen Bewusstsein, wer man selbst ist, wo man sich hinbewegen möchte geistig-seelisch und welche Richtung wir in unserem inneren, hoffentlich würdevollen, Kompass einschlagen möchten.

Was ich im Alltag eher sehe: Der Innenraum wird gemieden, denn dort wird man mit Angst konfrontiert. Da lauert der innere Schatten, der als Bedrohung, nicht als Schatz angesehen wird. Wir wollen nicht nach innen lauschen, denn dort hören wir nicht selten eine Kakophonie an Tönen, die unseren Ohren wenig Freude bereitet. Dort hinein zu tauchen, sich dem zu stellen und in der Mitte des inneren Seelenlabyrinths dem Minotaurus ins Auge zu schauen und verwandelt hervorzukommen, wagen wir selten. Lebenskrisen, Krankheiten und tiefe Erlebnisse werfen uns immer wieder an genau diesen Punkt. Deshalb ist es so wichtig, diesen innersten Wesenskern zu kennen, zu gestalten, sich dort wohnlich einzurichten.

Wer bist du wirklich? Wer bist du jenseits, wirklich jenseits der Maske, die du der Welt zeigst und die deine Persona ist, das, wodurch du hindurchklingst (was per sonare heißt)? Was ist dein persönlichster, innerster, absolut unzerstörbarer Wesenskern, der dich immer wieder daran erinnert, wer du sein sollst? Kennst du dich schon oder läufst du vor dir noch immer davon?

Allen einen freundlichen Wochenstart mit der Sanftheit des Mondes, die dem Montag ihren Stempel aufdrückt.

 

Steffis Foto ist so schön! Wie ein Gemälde wirkt es. Danke für dieses Bild, Steffi!

Zwei Häuser braucht der Mensch

Errichte zwei Häuser für dich selbst, meine Tochter. Ein tatsächliches Zuhause in deiner Zelle, um nicht an vielen Orten umherlaufen zu müssen, es sei denn, dies sei notwendig oder aus Gehorsam gegenüber der Priorin oder um der Nächstenliebe willen; und ein anderes, geistiges Zuhause, das du immer bei dir tragen solltest – die Zelle der wahren Selbsterkenntnis, in der du in dir selbst Einsicht in die Güte Gottes finden wirst.

Katharina von Siena, aus einem Brief an Monna Alessa dei Saracini, 14. Jahrhundert

Theresa hat die untergehende Sonne in Hannover fotografiert. Lieben Dank!

Chewbacca lässt grüßen

Diese Woche war in vielerlei Hinsicht erstaunlich. Ein Aufruf in einer Ausbildung, sich zu Dreierteams zum Üben zusammenzuschließen, hat eine mächtige Wallung hervorgerufen. Ich staune. Vermutlich kennen sich die meisten Menschen nicht, das wird sich mit den Monaten der gemeinsamen Arbeit ändern. Also ist es im Grunde egal, mit wem man startet, die Reise ist eine gemeinschaftliche und wir werden uns schon alle im Lauf vieler Monate zusammenfinden. Für manchen war es schwer zu verstehen, dass man nicht in 24 Stunden alles am Start haben muss, andere taten sich schwer zu entscheiden, mit wem sie gehen, weil viele Anfragen kamen. Aus Erfahrung weiß ich: wir treffen nie zufällig aufeinander, wir haben immer etwas zu lernen gegenseitig und aus gutem Grund fügt sich alles so, wie es kommt. Entspannung wäre angebracht und Vorfreude auf das, was man miteinander entdeckt und erarbeitet.

Der verlängerte Lockdown hat Folgen für unsere Schule und Kurse, auch an anderen Orten. Natürlich wollen die Schüler wissen, wie es weitergeht. Bei uns ist das klar. Live gemeinsam, wenn kein Lockdown ist und online, wenn Lockdown ist. So einfach ist das aber länderübergreifend nicht. Wallung 2 der Woche. Die Schüler rufen an, mailen und wollen wissen, wie das nächste Wochenende geregelt ist. Aus meiner Sicht eindeutig, aber es kam noch keine Info von der Schulleitung. Warten auf Godot. Manchmal merk ich an solchen an sich Kleinigkeiten, wenn die Woche vollgepackt war. Da würde ich gern klare Dinge auch klar regeln und abhaken können, vor allem, wenn es nichts zu regeln gibt, nur abnicken. Mehrere Mails seit Mittwoch später fände ich das nett.

Nun, Geduld ist also angesagt. Der Blick in den Spiegel sagt mir, dass auch die beste Geduld bei meiner Frisur wenig nutzt. Wohl dem, der lange Haare hat, bei Menschen mit so kurzen Haaren wir ich das bin sieht das nach sechs Wochen schon yetimäßig aus. Wäre normaler Fasching, wäre Chewbacca die erste Wahl. Aber ich habe eine hervorragende Frisörin, die mir längst einen Märztermin gegeben hat. Heidi, you made my day.

So habe ich mir den Spruch von Franz von Assisi für das Wochenende vor die Nase gestellt, damit alle anfallenden Aufgaben, Herausforderungen und weitere Wallungen gut bewältigt werden. Gemeinsam werden wir auch die nächsten Wochen schaffen. Richten wir den Fokus auf unsere innere Mitte und nach wie vor gilt: JETZT ist die beste Zeit, um seine eigenen Baustellen zu klären, sich auf den Weg zu sich selbst zu machen. Oder um ein Seelchen zu verschenken, das freute mich heute sehr, dass ein lieber Mensch eines für einen Herzensmenschen verschenkt. Egal, wie komplex oder schwierig Zeiten im Außen sein mögen: sie können unserer Menschlichkeit, unserer Liebe und unserem Vertrauen in eine gute Zukunft nichts anhaben. Sie betreffen nicht unseren innersten Wesenskern.

Allen ein feines Wochenende!

Liebe und Weisheit

Wo Liebe ist und Weisheit, da ist weder Furcht noch Ungewissheit; wo Geduld und Demut, weder Zorn noch Aufregung; wo Armut und Freude, nicht Habsucht und Geiz; wo Ruhe und Besinnung, nicht Zerstreuung noch Haltlosigkeit.

Franz von Assisi, 1182–1226

Steffi hat diese tollen Winterfarben mit der Kamera gezeichnet. Danke!

Lass los!

„Unentspannt“ sagte mir heute ein Klient. „Die Lage ist unentspannt und ich bin erst recht unentspannt.“ Auf meine Frage, was er denn dagegen tun könne, kam wie aus der Pistole geschossen: „Naja. Ich müsst halt mal loslassen.“ Öha! Na dann!

Warum tun wir Dinge nicht, von denen wir wissen, dass sie hilfreich und gut wären? Warum lassen wir uns eher von einem Hype im Außen mitnehmen als auf unser inneres Wissen zurückzugreifen? „Du kannst doch nicht so asozial sein!“, wurde ich schon gerügt, wenn mir relativ wurscht war, was im Außen war. Es ist angesehener, sich von einer allgemeinen Welle mitreißen zu lassen als seinen eigenen Standpunkt einzunehmen. Dann ist es wirklich unentspannt. Der eine sagt Hü, der andere Hott. Da kann keiner locker bleiben, weil er ja dauernd zwischen Hü und Hott switchen muss.

Vorschlag: Lassen wir mal die Wertungen auf der Seite, ob irgendwas gut oder schlecht, asozial oder gelungene Selbstfürsorge oder sonst etwas ist. Nehmen wir die Dinge als das, was sie sind: Entweder Dinge oder Lebewesen. Fakten oder Gerüchte. Meine eigene Meinung oder ich habe (noch) keine zu etwas. Und probieren wir einfach mal ein paar Tage lang, alle Gerüchte an uns vorbeiziehen zu lassen und uns eine eigene Meinung zu bilden, so das möglich ist (was es nie in allen Fragen sein kann). Orientieren wir uns am Schönen, Wahren und Guten. Ist es wahr, was wir hören und damit auch weitertragen wollen? Ist es gut, also hilfreich für jemanden oder etwas? Und löst es Freude aus? Falls nein – vergiss es.

Dann können wir eine Menge loslassen, an dem wir sonst festhalten. Irrungen und Wirrungen allenthalben, lass das los. Meinung und Gemecker, Wertung und Anschuldigung – lass das los. Druck, Kritik, auch innerer Kritiker: lass das los. Dann können deine Drahtseilnerven, die bis ins Äußerste gespannt sein mögen, ein wenig durchhängen. Sich erholen. Genieß die Sonne und den Schnee. Deine Tasse Tee. Ein gutes Buch, ein freundliches Lächeln und das eine oder andere gute Gespräch. Und nimm dich mal raus aus dem Zwang, werten, beurteilen und weitertratschen zu müssen. Besser? Geht doch.

 

Spannende Nahsicht von Ursula, oder? Manchmal lohnt es sich, genau hinzuschauen.

Weißt du schon, was …

Doch wir horchen allein dem Gerücht und wissen durchaus nichts.

Homer, 8. oder 7. Jahrhundert vor Christus

Ursulas Bäume raunen sich offenbar spannende Wintergeheimnisse zu. Danke für dein Foto, liebe Ursula!

Wider die Lieblosigkeit

Arthur Schnitzlers Fahrrad war offenbar einer seiner Garanten für Lebensfreude. In diesen Tagen können wir eine Menge Lebensfreude gebrauchen. Was bringt uns alles Lebensfreude? Natürlich jede Form der Bewegung, eine typgerechte Ernährung, ein schön gedeckter Tisch, ein gutes Gespräch und etwas, das uns zum Lachen bringt und vieles mehr. Leichtigkeit, auch mal ne Runde im Schnee barfuß rennen und was immer jedem frommen mag.

Was stört Lebensfreude? Unsere Klagen (bis hin zu juristischen Auseinandersetzungen klagen wir gern), unsere Jammerunkultur und unsere Lieblosigkeit plus x.

Das Wort „lieblos“ kam mir gestern in einem Text unter, in dem es um die Frage ging, ob Kinder ihren Eltern Dankbarkeit schulden. Von der Problematik eines ethisch-moralischen (und damit quasi unlösbaren) Konflikts abgesehen blieb mein Auge am Wort „lieblos“ hängen. Das ist etwas, das uns wahrhaft Lebensfreude tötet, unsere Lieblosigkeit. Meistens ist das nicht mal eine Lieblosigkeit nach außen, anderen gegenüber, sondern was viel tiefgreifender geht, ist die Lieblosigkeit uns selbst selbst gegenüber!

Wir sprechen den ganzen Tag mit uns selbst in einer oft sehr unangemessenen und hässlichen Art. Hässlich kommt von Hass, das trifft es gut. Gegen eine angebrachte Kritik ist wenig einzuwenden, hielten wir uns an die Feedbackkultur für das Arbeitsleben „draußen“: LSL = Lob – Sachkritik, sachlich formuliert – Lob im Sandwichformat, doch in unserem Kopf sieht das eher so aus: Kritik, Niedermachen, Jammern, Projizieren, Kritik, Meckern, Schlechtmachen, Schuldigen suchen, wieder Kritik, Innerer Richter, Glaubenssatzendlosschleife und totale Selbstverachtung als Versager des Jahrtausends.

Was wir unserem schlimmsten Feind nicht antun würden, wenden wir permanent gegen uns selbst an. Weshalb? Freundlichkeit ist nicht nur in Bezug auf andere Menschen essentiell, sondern auch in unserem Kopf. Lieblos trifft es gut. Wir hassen uns selbst und projizieren das nach außen, wie Sartre bereits festgestellt hat: „L’enfer c’est les autres“, „Die Hölle sind die anderen“.

Langfristig töten uns Lieblosigkeit und negative Ansprache. Wie wäre es also am Jupitertag, dem „Bringer des Frohsinns“, mit Freundlichkeit, liebevoller Ansprache in unserem eigenen Kopf, ErMUTigung und Lob für uns selbst? Fokus auf das, was gelingt, was gut ist? Was ist das Wahre, Gute und Schöne in deinem Tag, das du feiern darfst und worauf du stolz sein möchtest?

Allen einen liebevollen Jupitertag.

Das Bächlein bildet erstaunliche Eiskristalle. Wunder der Natur, festgehalten von Stephanie. Danke!

Froh zu sein bedarf es wenig

Ein frohes Gemüt kann Schnee in Feuer verwandeln, sagt ein spanisches Sprichwort. Das ist eine gewagte Aufgabe und physikalisch nicht wirklich umsetzbar. Doch darum geht es nicht, sondern um das Bild, das dahintersteht. Ein frohes Gemüt braucht Frohsinn, ein Wort, das aus unserer Sprache fast verschwunden ist. Wer frohen Gemüts ist, erträgt Schwierigkeiten leichter. Es ist das Resultat von vielen Erfahrungen, denn ein frohes Gemüt hat man entweder, weil man Leid noch keineswegs erfahren musste oder weil man viel Leiderfahrung hat und so auch viele Möglichkeiten, den Umgang damit zu üben.

Eine Sternstunde hatte ich gestern, als eine Klientin plötzlich sagte: „Ich bin es Leid, zu leiden. Ich mach da nicht mehr mit.“ Darauf kommt es an. Eine Entscheidung zu treffen, nicht mehr zu leiden. Das ist keine Absage an Leid oder Ignoranz einer Situation oder unangemessene aufgesetzte Fröhlichkeit, wo Trauer angesagt wäre. Sondern es bezeichnet einen Moment im Leben, wo sich ein Mensch sehr lange mit einem Problem befasst und verstanden hat, dass die Grundsituation bewältigt ist, der Mensch dennoch leidet und nicht loslassen kann, es nun aber an der Zeit dazu ist.

Das Leiden kann zur Gewohnheit werden und dann fräsen sich entsprechende Autobahnen ins Gehirn, das ja gern mal Energie spart, also alles auf die gleiche Datenautobahn schickt. Dadurch wird alles negativ interpretiert, sind andere Menschen schrecklich, undankbar, nachtragend, kümmern sich nicht (gut so, denn wer sich dauernd kümmert, landet im Kummer) und was dergleichen Leidlitaneien mehr sind. Da dann einfach einen Cut zu setzen und zu sagen: Es reicht, es muss was Neues her!, ist mutig und klug. So, wie es eine Zeit der Trauer, der Sorgen, des Leids geben muss, darf dieser Zustand auch beendet werden, wenn man innerlich merkt, dass man in Schleifen festhängt.

Ein frohes Gemüt ist eine Entscheidung. Das habe ich nicht unbedingt von Natur aus (manche schon). Ich kann mir jedoch sehr wohl einen frohen Sinn angewöhnen, indem ich nicht immer davon ausgehe, dass mein Gegenüber ein mieser Mensch ist, der mich linken will, dass Chefs immer bösartig, Kollegen immer unfähig und neidisch, das Wetter immer schlecht und alle unfreundlich zu mir sind. Ich darf es für möglich halten, dass es aus dem Wald so heraushallt, wie ich hineinrufe. Froher Sinn ist richtig Training in diesen Monaten, in denen wir uns zu Jammer- und Anklage-Opfer-Spezialisten entwickelt haben.

Ich entscheide mich, heute so oft es geht frohsinnig zu sein! Mich nicht permanent als Opfer zu fühlen, sondern freundlich zu mir und anderen zu sein. Ich halte Wunder für möglich und dass meine Aufgaben mich glücklich machen, weil ich glücklich sein möchte. Ich kann unglücklich sein, ich muss aber nicht. Ich kann Angst haben, das muss ich erst recht nicht. Und ich kann frohen Sinnes und frohen Gemüts sein, weil ich es mir erlaube. Ich darf darin übend sein und Meister werden.

Merkur ist ein toller Tag zum Wendigsein, das ist der Tag der Flexibilitätsgenies. Also switcht ruhig mal miese Laune in neutrale oder gar gute und schaut, wie die Welt darauf antwortet. Stellt eure Frequenz in Herz und Hirn auf frohes Gemüt und frohen Sinn ein, ihr könntet sehr überrascht werden. Da wird die Sonne im Herzen aufgehen und in eurem Sinn werdet ihr die tiefe Wahrheit des spanischen Sprichworts erkennen – so kann das Feuer der BeGEISTerung auflodern für das, was ihr tut, wofür ihr steht und euer Herzblut an diesem Wochenteilungstag geben mögt.

Froh zu sein bedarf es wenig! Seid Königinnen und Könige, würdevoll, souverän und liebevoll, über das Reich eurer Gedanken und Gefühle auf kluge Weise herrschend.

Schneebeeren hat Sigrid auf ihrer Wanderung durch die Winterlandschaft auch entdeckt. Vielen Dank für das Foto!

Vom langen Mut und der Geduld

Am Sonntagabend gab es ein spannendes Gespräch über das Thema Durchhalten. Das Wort klingt angestrengt, dabei meint es eher, dass wir in der Lage sind, etwas, das uns wichtig ist, zu halten, auch durch eine Krise hindurch, eine Durststrecke.

Die Grundlage von Durchhalten könnte Geduld sein. Das ist eine Tugend, die nicht sehr beliebt ist. Geduld ist in unserer heutigen Welt eher was für die Ewiggestrigen, die Tugenden und Werte gut finden und das Motto haben, dass alles seine Zeit braucht. Das ist old fashioned, heute muss alles sofort, pronto und zackig gehen. Overnight und sofort zum downloaden.

Es gibt Dinge, die sind zackig und sofort. Und es gibt Dinge, die brauchen Zeit zum Wachsen, Reifen, Werden. Gras wächst nicht schneller, wenn man dran zieht, so sehr wir uns das manchmal wünschen und „Im Märzen der Bauer sein Rösslein anspannt“ hat auch heute noch Gültigkeit, denn wenn der Boden keine bestimmte Temperatur hat, kann ich säen, was ich will, es wächst dann halt einfach nicht.

Geduld kann bedeuten, an etwas dranzubleiben, weil man weiß, dass es richtig ist, auch wenn wir nicht sofort tolle Resultate sehen. Geduld kann heißen, das Wachstum zu begleiten von etwas, ihm das ureigene Tempo zuzugestehen, den Raum dafür zu geben, damit wir auch mit Erfolg belohnt werden. Geduld kann heißen, nicht hektisch zu agieren, sondern in der inneren Ruhe zu wissen, dass sich alles fügen kann. Das bedeutet nicht, untätig zu sein, alles auszusitzen, die Argumente anderer sich totlaufen zu lassen.

Geduld meint: ich gebe meinen Anteil am Gelingen dazu. Ich lasse die Dinge sacken, reifen, wachsen, stelle Fragen, korrigiere vielleicht, erkenne, was es noch braucht und mache das – und dann kann etwas entstehen. Und zwar auf gute Weise im passenden Tempo.

Geduld hat viel von Langmut – so, wie wir manchmal erdulden müssen, dass Entwicklung ihre Zeit braucht, benötigen wir auch lange Mut und vorweg Demut, damit die Durststrecken des Wachstums ausgehalten werden. Wir haben in unserer Welt das abwarten können verlernt, uns das Gefühl von Vorfreude gestohlen mit unserer Sofortgier.

Die Welt im Außen zwingt uns gerade sehr in den Langmut und die Geduld. Ich vermute, dass wir keine starken Erleichterungen des Lockdowns diese Woche erleben. Das bedeutet: noch weiter Langmut üben, geduldig sein und die Zeit gut nutzen, um sich neu aufzustellen, zu hinterfragen, wer man ist, wo man hinwill und was der Sinn des eigenen Lebens ist. Jetzt ist die Zeit, Korrekturen vorzunehmen, damit wir mit der Kraft des Frühlings unter den Flügeln leichter losstarten können. Wer bist du? Wer willst du sein? Welche Art von Arbeit erfüllt dein Leben mit tiefstem Sinn? Was macht dich wirklich glücklich? Auf dem Weg dahin wünsche ich dir Langmut und Geduld, damit gut werde, was aus einem liebevollen Herzen heraus seinen Weg in die Welt durch dich finden mag.

Allen einen tatkräftigen Marstag!

Schön, wenn uns ab und an etwas oder jemand im Leben begegnet, der uns den Weg für die nächsten Schritte weisen kann. Danke an Theresa für das Foto!

Lade Herausforderungen ein!

Ein spannendes Wochenende war das! Die angehenden Heilpraktiker für Psychotherapie haben am Freitag das Wochenend eingeläutet, Samstag und Sonntag haben wir in der Cardea-Ausbildung den Themenblock „Hypnotherapie“ begonnen. Schön war das. Eine Teilnehmerin im Allgäu hatte sehr warme Temperaturen, eine in Xanthen hingegen ordentlich Freude in der Pause mit dem Hund im tiefen Schnee, während hier über allem eine dicke Schicht Saharastaub in Gelb liegt und vom Regen abgewaschen wird. Erstaunliche Phänomene derzeit auch im Wetterbereich.

Der gelbe Himmel am Samstag hat mich sehr beschäftigt. Ich konnte mir den Tag über nicht erklären, woher die Farbe stammt und wieso sich alles so milchig und eingetrübt anfühlt. Ein zwischen den Fronten stehen war gut spürbar – der Kälteschub von Norden und das Föhnwetter im Süden prallte hier aufeinander und bescherte uns zunächst mal glücklicherweise gar kein dramatisches Wetter, eher ein Spüren von Kräften in der Natur, wie es selten vorkommt.

So wichtig ist in solchen Momenten, nicht den Mut sinken zu lassen, sondern den Fokus fest auf das zu richten, was in diesem Augenblick zu tun ist und die Zukunft in jeder Sekunde freundlich einzuladen, die Hand anzureichen. Dafür stelle ich mich gerade selbst auf mit zwei sehr tiefgreifenden Fortbildungen, die mich grenzwertig überfordern, was gut ist. Sie passen nicht in mein Leben, das gerade mit sehr vielen Dingen gefüllt ist, und doch weiß ich – wann, wenn nicht jetzt und wer, wenn nicht ich selbst? Sie zwingen mich, vieles zu priorisieren und mich enorm zu fokussieren auf ein Ziel hin, das formuliert werden soll. DAS nenne ich wirklich großartig in verwirrenden Zeiten im Außen, wenn man sich im Inneren neu formiert und solche Phasen der Zeitgeschichte wie eine Raupe auf dem Weg zum Schmetterling nutzen kann oder muss. Wir werden sehen, was entstehen kann. Auf jeden Fall ist die Situation so, dass keine Zeit zum Sorgen bleibt, sondern der Fokus klar auf der inneren Entwicklung liegt. Das ist die beste Prophylaxe gegen Angst, Bedenken und worst case-Szenarien.

Kommen dann noch so wunderbar berührende Kurstage hinzu, weiß ich vor dem Start in die neue Woche: Dankbarkeit nährt, Freude hüllt, gute Begegnungen stärken und immunisieren gegen das, was an Angst und Negativität im Außen anrollen mag.

Wenn wir tun, was wir lieben, wärmt uns unsere innere Sonne. Das wünsche ich allen zum Wochenstart, egal, in welchem Wetter wir in diese Woche gehen werden: Bleiben wir in unserer inneren Mitte, norden wir uns immer wieder neu ein auf der Reise unseres Lebens und behalten wir ein dienendes, nützliches, bereicherndes und herausforderndes Ziel im Auge, damit wir wachsen und die Komfortzonen immer wieder verlassen dürfen. Und denken wir daran am Abend vor dem Einschlafen: Danke für den Tag und Loslassen von allem, was nicht gelöst, bearbeitet, gedacht und getan werden konnte. Morgen ist wieder ein neuer Tag und ich darf alles, was schwer ist, ablegen für die Zeit eines guten Schlafs.

Allen einen guten Start, diejenigen, die fahren müssen zur Arbeit und schlechte Wetterverhältnisse haben: Möge euer Weg geführt und sicher, behütet und machbar sein.

 

Der Feuerdorn leuchtet Freude in den Garten.