Yearly Archives: 2021

Abendgebet

Abends will ich schlafen gehn,
vierzehn Engel um mich stehn:
zwei zu meinen Häupten,
zwei zu meinen Füßen,
zwei zu meiner Rechten,
zwei zu meiner Linken,
zweie die mich dedken,
zweie die mich wecken,
zweie die mich weisen
zu Himmels Paradeisen.

Adelheid Wette, 1858–1916

Theresa hat die bezaubernde Stimmung eingefangen. Vielen Dank!

Ganz und heil werden

Am 11. Oktober 2004 kamen 13 Frauen aus allen Winkeln der Welt in New York zusammen, die ihrem inneren Ruf gefolgt waren. Dies war ein historischer Moment, der die alte Prophezeiung „Wenn die Großmütter aus den vier Himmelsrichtungen sprechen werden, kommt eine neue Zeit!“ erfüllte. Die weisen Frauen, allesamt hoch angesehen in ihrem jeweiligen Volk, viele auch Heilerinnen und Schamaninnen, schufen ein globales Netzwerk. Ich habe schon ein paar Mal auf ihre Arbeit und den Film „For the next seven generations“ hingewiesen. Bleiben wir im steten Wissen, dass wir aufgerufen sind, die neue Zeit zu erkennen und mitzugestalten, vielleicht im Sinne der indigenen Großmütter, deren Herzensanliegen inneres Wachstum und Verbundenheit der Naturreiche und aller Lebenwesen ist.

Gestern kam mir das Machtwort der indigenen Großmütter wieder in die Hand. Ein wunderbares Manifest, in dem unter anderem zu lesen ist: „Wir heilen. Wir hüten die Weisheit. Wir sind verbunden. Wir gehen aufrecht. Wir lieben.“

Solche Worte lösen in uns allen tiefe Resonanz aus. Sie sprechen aus, was alle fühlen und als wahr erachten: Wir möchten lieben und geliebt werden. Wir möchten heil sein im Sinne von „whole“, was Ganzheit meint, auch im Sinne von „heilig“, dass wir die Gesundheit an Körper, Seele und Geist als eine sehr hohe Aufgabe betrachten. Wir wünschen uns Weisheit und erfahren Wissen. Wissen ist oft hilfreich, alleine nur Wissen nährt nicht, es hüllt nicht, es schützt unseren göttlichen Wesenskern nicht, das schafft Wissen nur, wenn es sich verbindet mit unserer Herzensqualität und unserer Wärme, die nicht nur das oft hell und hochauflodernde Feuer der Begeisterung ist, sondern auch die Glut unserer Beharrlichkeit enthält und das Knistern der Wärme, wenn sich das Holz der Flamme opfert.

Jeder von uns ist aufgerufen, seine innere Weisheit zu finden. Seiner inneren Stimme zu lauschen und die beste Version von sich selbst zu werden, die tief in seinem Herzen existiert. Ein Wochenende des Rückzugs, der Stille und des Atmens kann uns hinführen zu dieser Herzensweisheit und uns die Kraft geben, den ersten, vielleicht kleinen, doch entscheidenden Schritt auf dem Weg zu uns selbst hin zu gehen.

Allen ein freundliches und achtsames Wochenende, in dem sich das Land zwischen zwei mächtigen Wetterlagen befindet und uns im Außen gezeigt wird, dass derzeit auf allen Ebenen starke Energien wirken und es immer um eine stabile innere Mitte geht. Schauen wir gut aufeinander, damit alle gut durch diese Wetterlage kommen, die bei vielen nicht im Außen, sondern im Inneren derzeit zu finden ist. Mögt ihr gestärkt sein in dem Wissen, dass es vielen so geht. Fühlt euch liebevoll begleitet.

 

Sigrid hat den wunderbaren Abendhimmel im Bild festgehalten, vielen Dank dafür!

 

Vom Loslassen

Loslassen ist ein schwere Aufgabe. Wenn Menschen sehr aktiv waren lebenslang, Geschäftsleute, und dann nach und nach erkennen müssen, dass einkaufen nicht mehr alleine geht, weil man nicht zugleich den Rollator und den Einkaufswagen schieben, die Einkäufe nicht mehr festhalten geschweige denn einen Einkaufskorb tragen kann, sind das Momente, die schwerfallen. Treppen werden zu finalen Hindernissen, Teppichkanten zu Stolperfallen und Türschwellen zu sicheren Sturzverursachern. Bei einem Anruf ist nach dem Auflegen die Info einfach weg. Das mitgebrachte Rotkraut wird gewärmt, aber die Beilage vergessen. Dazwischen wieder alles fit, die Einkaufszettel werden im Supermarkt korrekt nach Regalinhalten aufgeschrieben.

Wir werden alle alt, keine Frage. Ich kann gerade sehr intensiv beobachten, wie unterschiedlich Menschen damit umgehen. Manche sind hellwach im Kopf, interessiert, nehmen teil am Leben, indem sie Fragen stellen, im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten noch versuchen, selbst Dinge zu erledigen und gehen ganz ergeben damit um, dass manche Tage die Knochen nicht mitspielen, die Augen einen im Stich lassen oder der Kreislauf Ferien hat. Andere beklagen lang und laut auch normale Malesten, die auftreten, wenn man älter wird, können so gar nicht annehmen, dass es jetzt Zeit wäre, einen Schritt zurückzutreten.

In Würde altern ist etwas, was nicht nur an einer Gesellschaft liegt, stelle ich fest. Es liegt auch daran, ob ich selbst würdevoll bin. Ob ich an Weisheit gewinne oder mich an einer längst nicht mehr vorhandenen Arbeitsfähigkeit aufhaue und jedem berichte, wie tüchtig ich noch bin, was dann zu pflichtschuldigen Pseudorespektbekundungen führt und hintenrum zur Frage: „Wieso ist denen denn das so wichtig? Können die nicht einfach mal in Ruhe alt sein?“

Es ist nicht einfach mit dieser Thematik. Dazu kommt ein Nierenversagen bei meinem behinderten Bruder, dessen eine Niere nun bald 52 Jahre gehalten, also für zwei gearbeitet hat. Die Sepsis steckt im in den Knochen, er erholt sich kaum davon. Auch hier sehe ich – wie geht man damit um, wenn ein Mensch mit massiven körperlichen und geistigen Behinderungen immer kränker wird und offenkundig leidet?

Loslassen muss man üben. Rechtzeitig. „Wer nicht stirbt, bevor er stirbt, der verdirbt, bevor er stirbt.“ Das wird Angelus Silesius zugeschrieben und die Bedeutung erschließt sich mir derzeit sehr intensiv. Da bekommt die mittelalterliche Übung des „Ars vivendi, ars moriendi“, die Kunst des Lebens und des Sterbens, neue Bedeutungen.

Allen ein frohes Üben darin, immer wieder etwas loszulassen, das Klammern sein zu lassen und sich selbst immer und immer wieder Würde zugestehen. Das kann ich im Außen geben, aber wer sich selbst nicht würdevoll verhält, sich für würdig empfindet, tut sich damit schwer. Dann wird auch nicht der Schritt in die Weisheit geschafft, was schade ist.

Allen einen sehr liebevollen würdevollen und freundlichen Freitag!

 

Gabi hat schon mit der Kamera eingefangen, wie durch die Sonnenstrahlen doch Einiges nun schon zutage tritt in der Natur. Danke!

 

Weißröckchen

Und aus der Erde schauet nur

Alleine noch Schneeglöckchen;

So kalt ist noch die Flur,

Es friert im weißen Röckchen.

Theodor Storm, 1817–1888

Gabi hat sich das Geäst genauer angeschaut – es knospt und freut sich auf die nächsten Wochen.

Die Kraft des Wandels

Theodor Fontanes Text wanderte gestern zu einem Klienten in einer sehr schweren Lebenssituation. Ich mag ihn sehr, er beschreibt schön, was Goethe meinte mit „wohl alles in der Natur ist ein Wandel“. Nichts bleibt, wie es ist. Das Schöne bleibt leider nicht trotz allem „verweile doch, du bist so schön“, aber auch das Negative verändert sich. Es ist nicht ganzjährig Winter oder Frühling, Tag oder Nacht.

Dass die Dinge sich verwandeln, macht sie kostbar. Das Negative wie das Positive. Wenn wir ehrlich sind, haben wir oft in den dunklen Momenten des Daseins in die Tiefe gelebt, Teile in uns erkannt, die uns sonst im Alltagseinerlei verschlossen sind. Wir haben Weisheiten erfahren, Veränderungen vorgenommen, die lebenswandelnd vielleicht sogar waren. Das haben wir nicht in den fröhlichen Momenten der Leichtigkeit, im Tanz, im Frohsinn.

Viele Menschen erleben turbulente Zeiten und tun sich damit auch sehr schwer, denn etwas fehlt uns heute oft: Das tiefe Wissen um die Kraft des Wandels, das Vertrauen, dass sich Dinge auf gute Weise fügen und wir geborgen sein dürfen in diesem Vertrauen. Wir klammern uns heute so gern an vermeintliche Sicherheiten und wissen seit einem Jahr wirklich nachdrücklich, dass es nur zwei Sicherheiten gibt: Nichts bleibt wie es ist und – alles, was lebt, stirbt eines Tages. Mehr Sicherheiten gibt es nicht.

Lassen wir also ruhig unseren Kampf um Sicherheit fahren, sondern vertrauen wir uns dem Fluss des Lebens an. Das bedeutet nicht, tot im Fluss zu treiben, aufgegeben zu haben, eingeschlafen zu sein in der Hoffnung, mit gelösten Themen aufzuwachen. Es ist eine aktive Entscheidung, die Dinge anzunehmen, wie sie sind und zu versuchen, aus jedem Tag, der ein 24-Stunden-Geschenk ist, das zu machen, was möglich ist. An manchen Tagen geht es um das reine Überleben, von Atemzug zu Atemzug und wir verlieren womöglich. An anderen Tagen ist Großes möglich. Jeder Tag ist ein Kosmos für sich.

Was mag dir an diesem Wochenteilungstag, der Merkur zugeordnet ist, begegnen? Wo wirst du in die Beweglichkeit kommen – freiwillig oder unfreiwillig? Was wird das goldene Licht sein, das du an diesem Tag bekommst und weitergeben darfst?

Allen einen freundlichen, friedlichen Tag.

 

Ein feines Motto hat Ursula mit der Kamera festgehalten. Lieben Dank!

Trost

Trost

 

Tröste dich, die Stunden eilen,

Und was all dich drücken mag,

Auch die schlimmste kann nicht weilen,

Und es kommt ein andrer Tag.

In dem ew’gen Kommen, Schwinden,

Wie der Schmerz liegt auch das Glück,

Und auch heitre Bilder finden

Ihren Weg zu dir zurück.

Harre, hoffe. Nicht vergebens

zählest du der Stunden Schlag:

Wechsel ist das Los des Lebens,

Und – es kommt ein andrer Tag.

Theodor Fontane, 1819–1898

Die kleine Kirche hat auch schon viele Stunden gesehen zwischen Liebe und Tod. So mancher mag hier um Hilfe und Trost gebeten oder sich bedankt haben. Danke an Ursula für das Foto!

Vom inneren Frieden

„Es gibt keine kleinen Gedanken. Alle stören gleichermaßen meinen inneren Frieden.“ Über diesen Satz bin ich vor Wochen gestolpert; seither wandert er regelmäßig durch meinen Geist. Ich beobachte seitdem, wie wahr diese Aussage ist. Wenn ich in einen stillen See einen Stein werfe, gibt es Kringel auf dem Wasser. Es ist nicht wichtig, ob der Stein klein oder groß ist, es reicht für Kringel. Kringel entsprechen unseren Ablenkungen, Störungen, auf jeden Fall ist das Wasser dadurch unruhig und es braucht seine Zeit, bis der See wieder still daliegt.

Mir ist an dieser Aussage bewusst geworden, wie oft wir werten (was ist klein oder groß in dem Fall) und wie wenig ernst und achtsam wir mit unserer Seelenruhe, der „Meeresstille des Gemüts“ umgehen. Den ganzen Tag prasseln irgendwelche Steinchen auf unsere Oberfläche. Egal, wie groß oder klein sie sind, sie haben Wirkungen. Oft genug bemerken wir nur die Kringel und machen uns auf die Suche nach dem auslösenden Stein, geben viel Zeit und Energie in die Suche und stellen oft fest: es hat sich nicht gelohnt, sich aufzuregen, der Auslöser war es nicht wert. Dennoch – die Seelenruhe war gestört.

Ein Resultat dieser Erkenntnis: Auch sehr früh am Morgen lege ich den Telefonhörer von der Gabel, wenn ich mich zur Meditation hinsetze. Wenn ich bestimmte Arbeiten erledige, erlaube ich keine Störung mehr, keine Kringel auf meiner Konzentrationsoberfläche. Nach meiner Testphase kann ich sagen: gut so. Seit fast einem Jahr habe ich Außeninput ohnehin gut reduziert, stündliches Checken von Nachrichten ist nicht meins. Mailzeiten werden ebenso wie Zeiten für Posts und die Durchsicht von Anfragen konzentriert und in Zeitfenstern zusammengefasst bearbeitet. In denen gibt es keine Störung. Das bewährt sich, denn irgendwas ist immer.

Von innerem Frieden bin ich als cholerisches Temperament meistens ein Stück entfernt, aber mehr innere Ruhe ist ein guter Anfang. Wobei die Aussage „ich kann in jeder Situation eine Einladung zum inneren Frieden sehen“, die mir gestern unerwartet unterkam, ein ausgesprochen überdenkenswerter Satz ist. Den Klienten sage ich gern: „Du kannst den ganzen Tag Angst haben, du musst aber nicht“. Ich frage seit gestern: „Was ist das Friedensangebot in dieser Situation? Ich muss mich nicht den ganzen Tag über xy aufregen.“ Verändern wir den Blickwinkel, nehmen wir andere Varianten der Welt wahr.

Wo möchtest du heute einen neuen Fokus probieren? Welcher Satz könnte heute für dich wichtig werden?

Allen einen bewegenden Merkurtag!

 

Der Bergsee ruht ganz gut in sich, zumindest auf dem Foto von Maike! Danke dir!

Lernen dürfen ist so ein Geschenk!

„Aus kleinem Anfang entspringen alle Dinge“ finden wir bei Cicero. Eine riesige uralte Eiche mit vielen Jahrhunderten Lebenserfahrung war mal ein Same, ein Mammutbaum ebenso und auch ein Gänseblümchen. Mit Anfängen hat sich Cicero offenbar häufiger befasst, ihm wird auch zugeschrieben: „Höre nie auf anzufangen, fange nie an aufzuhören“.

Im letzten Jahr konnte ich erstmals wieder richtig Fortbildungen machen, das war einer der wenigen Vorteile der Pandemie. Ich habe den Aromatherapeuten abgeschlossen und meinen ABSR-Coach in Eurythmie machen dürfen. Jetzt im Januar ging die Gesundheitsberaterausbildung (bei Dr. Dahlke) los und heute fiel der Startschuss zu meiner Coachingausbildung (bei Veit Lindau). Alles möglich, weil die Kurse online stattfinden und ich zeitlich dann lernen kann, wenn ich nicht in der Praxis oder selbst am Unterrichten bin.

Der Grund ist einfach – noch besser aufgestellt sein für die Menschen, die hierher kommen. Eigene Baustellen in den Fokus nehmen und aufräumen, wie es in solchen Ausbildungen dazu gehört und wichtig ist. Klarer werden, fokussierter, auf den Punkt. Davon abgesehen lerne ich gern und setze die gelernten Inhalte um, wo sie passen. Das tun sie, weil ich kein Fortbildungsjunkie bin, sondern sehr gezielt lerne. Im Moment ist die Stoffmenge ein bisschen an der Grenze zur Überforderung, also perfekt, um meinen Geist zu dehnen, mich ordentlich herauszufordern, Altes neu zu sehen und flexibel zu trainieren. Das ist ideal, solche Qualitäten brauchen wir. Man ist nie fertig mit lernen, wie wunderbar.

Ich weiß nicht, was aus allem erwachsen wird, das wird sich zeigen. Es braucht stabile Fundamente, einen guten Aufbau von Grund auf. Entwicklung bedeutet Auswickeln, was an guten Anlagen vorhanden ist, nicht zusätzliche Verwicklung, sondern Standing, Klarheit und inneres Wachstum.

Da ich selbst so gern lerne und weiß, dass wir permanent den Flow finden dürfen, ist es mir ein Herzensanliegen, Menschen auf ihrem Weg, sei es als Klienten in der Praxis oder als Lernende in der Schule, mit Freude zu begleiten. Das ist so wie früher. Da haben wir echt gespart, damit wir uns eine Wundertüte kaufen können. Dann haben wir sie ausgepackt, staunend und begeistert. Den Unfug auf die Seite gelegt, um an die eine Sache dranzukommen, die auf jeden Fall versteckt war. Und genau das ist so ein herrliches Bild, finde ich. Was ist dein Schatz, der tief in dir verborgen ist und gehoben sein möchte? Welche Wunder hast du und nur du am Start und schenkst sie in Form deiner Begabungen als Gaben? Sind sie dir schon bewusst und entwickelst du dich schon oder verwickelst du dich noch? Lass uns gemeinsam schauen, was wir auswickeln können, du Wunder!

Hab einen tatkräftigen Marstag mit Schwung und Energie!

 

Steffi hat dieses tolle Bild gemacht am Wochenende! Vielen lieben Dank!

Jetzt ist der richtige Moment für … ZAUBER

Ist das nicht toll? Der kürzeste Monat des Jahres startet mit einem Montag. Also alles neu. Woche. Monat. Und du? Gehst du mit dem alten Ich in den Februar? Warum? Lichtmess morgen ist der perfekte Tag, um Neues zu starten, also bleibt dir noch der heutige Tag, um ein großes Projekt in Angriff zu nehmen.

Unterschreibe den Vertrag mit dir, in dem du dir zusagst, „dich zu lieben und zu ehren“, weil du 24 Stunden am Tag mit dir selbst zusammen bist und dir entweder den Himmel oder die Hölle auf Erden selbst bereitest.

Unterschreibe den Vertrag für eine tolle neue Ausbildung, die dich fördert durch Überforderung und deinen Geist dehnt, deine Freude nährt und dich noch besser ins Leben stellt!

Mach einen Termin aus, um dein inneres Chaos zu entrümpeln! Befreie dich von Altlasten, die nur Kraft und Energie kosten, von Menschen, die dich lähmen und bremsen, von Angewohnheiten, die dir nur schaden.

Am Montag, dem Mondentag, hast du nochmal Gelegenheit, zu prüfen, was du wo wie tun willst, und mit der Anfangskraft, die der Mars, der Dienstag, mitbringt (wie perfekt, dass dieses Jahr Lichtmess an einem Marstag ist!), der in der Schweiz übrigens Zischdig heißt, weils da echt zischt und abgeht wie sonstwas (nomen est omen) startest du neu durch!

„Und allem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben“, heißt es bei Hermann Hesse im Gedicht „Stufen“. Wo wirst du dir in diesen Tagen den Zauberschleier des Anfangs umlegen und dich aufmachen, Neuland zu erobern? Wer steht für dich ein? Du! Wer entscheidet, wer du bist? Du! Komm, lass uns aufbrechen. Zukunft will gestaltet werden. Dazu braucht es Mut, Herz, Grips, Kommunikationsfähigkeit, Liebe, Freude und Begeisterungsfähigkeit, Gelassenheit und Offenheit. All das kann man sehr gut trainieren in der Lebensschule.

Allen einen freundlichen Wochenstart!

 

Danke an Theresa für das Foto aus der Eilenriede in Hannover. Seit vielen Jahren schaue ich just auf dieses Bild, denn es ist mein Bildschirmschonerbild. Jeden Tag die Kraft des Frühlings. Ich kann aus Erfahrung sagen – das freut das Herz.

Ein bisschen Verrücktheit ist gut

Die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit.

 

Erasmus von Rotterdam, 1466–1536

Den Glücksmünzenfrosch hat Theresa in China fotografiert. Ein Schelm, wer dabei denkt: „Bitte werfen Sie eine Münze ein … Hier erfahren Sie Ihre persönliche Glücksmelodie …“

Gesucht und gefunden

„Ach, ich bin des Treibens müde!“, klagt der Wanderer im Nachtlied von Goethe. So geht es vielen Menschen derzeit. Sie sind müde nach einem Pandemiejahr. Müde der Nachrichten, müde des Stillstands und der Zunahme von Sorgen und Nöten. Das ist sehr stark spürbar und nicht gut.

Langsam macht sich eine Lethargie breit, die mit Winterschlaf nicht ausreichend beschrieben ist. Es ist kein wohliges in der Höhle liegen und Energie sparen, um im Frühling krass gut durchzustarten. Inzwischen gewöhnen sich die meisten daran, dass alles in den eigenen vier Wänden stattfindet, gut, wenn sie wenigstens gemütlich sind, eine Vollkatastrophe, wenn es kracht und scheppert an allen Ecken und Enden und sich Menschen gegenseitig an Leib und vor allem Seele verletzen.

Jugendliche können nicht pubertieren, sich nicht treffen, was für das Alter einem kleinen Tod gleichkommt, die Kleinen nicht spielen und die Familien sich nach wie vor nicht umarmen. Wir erleben ein Abschneiden von dem, was Menschen zu Menschen macht, gelingende Kommunikation.

Alles wird frei Haus geliefert, nach einem Jahr ist das selbstverständlich geworden und der Einzelhandel, der seit einem Jahr kreativ ums Überleben kämpft, wenn er keine Lebensmittel vertreibt oder eine Apotheke ist (wobei gerade die mit der Internetkonkurrenz kämpfen), überlegt berechtigt, ob die Menschen nach Aufhebung des Lockdowns jemals wieder die Wege in die Geschäfte finden. Wir nehmen uns damit die wichtigste Lebensgrundlage, die Dorfzentren und Städte lebenswert macht – die Begegnung, das Einkaufen, das sich treffen können.

Gastronomie und alles, was Kunst betrifft, ist abgedreht, dabei haben gerade diese beiden Gruppierungen massiv im ersten Lockdown investiert. Wir merken: ohne Begegnungsflächen und geistige Nahrung verblöden wir, brutal gesagt.

Wir gewöhnen uns ab: Bewegung, Begegnung, Kommunikation und damit Kommunion, Anregung, Kunst, Kultur und Begeisterung. Wir gewöhnen uns an: Jogginghosen. Rund um die Uhr Internetberieselung. Alles wird ins Haus geliefert. Nur nicht bewegen und rausgehen. Menschen argwöhnisch begutachten.

Wo bitte ist das Volk der Dichter und Denker abgeblieben? Wo unsere Kraft der Kreativität, des Humors? Wollten nicht im letzten Frühling alle singen für Pflegende und was ist draus geworden? Vergessen wir niemals, dass wir eine großartige Phantasie haben. Dass wir die Kraft haben, uns wirklich zu verbinden und die mit einzubeziehen, die glauben, den Anschluss verloren zu haben. Dass wir kreative Köpfe, schlau und gewitzt, mit Ideen gesegnet sind. Es gibt virtuelle Chöre und Orchester. Klar ist das anders live. Aber wenn live nicht geht, muss Plan B her. Es gibt Bildtelefon. Es gibt mit Sicherheit haufenweise Menschen, die sich gerade sehr langweilen.

Leute – da draußen sind Tausende überforderter Eltern mit ihren Kindern. Wer kann Nachhilfe geben, damit die Kinder nicht noch mit dem Druck gestraft sind, viel nachlernen zu müssen? Wer kann Zeit erübrigen, um mit den Jugendlichen zu diskutieren, damit sie die Hörner abstreifen, herausgefordert sind, denken lernen? Wo sind die Menschen, die gemeinsam auch mit den größeren Kindern was unternehmen? Viele Jugendliche sagen, sie würden gern kochen und backen lernen, aber Eltern haben gerade alles außer Zeit. Wo sind die Omas und Opas, die gerade ihre Familie nicht knuddeln können, aber Freude an einem Fahrradreparaturworkshop oder Apfelküchlebacken haben?

Wie wäre es mit Aushängen im Supermarkt? Seit Monaten ziert nix die Pinnwände. Ladet euch virtuell ein. Erweitert euren Bekanntenkreis um Menschen, die schätzen, was ihr anbieten könnt und nutznießt vom Wissen anderer, die genau das drauf haben, was ihr nicht schafft. Helfen wir uns einfach wieder intensiver gegenseitig, damit jetzt, wo die Sache zäh wird, keiner durch die Maschen fällt. Eine Gesellschaft ist so stabil wie ihr schwächstes Glied. In dem Fall sind das die Kinder, die Senioren, die Alleinstehenden, die einsamen Menschen, die daheim nur noch mit Schmerzen sitzen, weil Einsamkeit im Gehirn als Schmerz verarbeitet wird.

Wer kann was? Wer bietet was an? Wer braucht was? Wer kann was tauschen? Schreibt es auf. Pflastert die Pinnwände. Hängt euer Angebot an Laternenpfosten und zeigt euch. Die, die was brauchen, lernen jetzt, den Mund aufzumachen. Die, die was haben, machen es bekannt. Zeigen wir, was Gemeinschaft für eine gute Kraft ist.

Und nutzt die Zeit, euch für eine gute Ausbildung anzumelden, euch fit zu machen. Zukunft will gestaltet sein. Es wird eine Zeit NACH Lockdowns geben. Bist du bereit dafür? Wer was anbieten kann oder etwas sucht  – hinterlasst einen Kommentar, vielleicht ergeben sich hilfreiche Netzwerke.

Allen ein einfallsreiches Wochenende!

 

Ein lieber Dank an Ursula für die Winterimpression.

Ach, ich bin des Treibens müde!

Wanderers Nachtlied

Der du von dem Himmel bist,

Alles Leid und Schmerzen stillest,

Den, der doppelt elend ist,

Doppelt mit Erquickung füllest;

Ach, ich bin des Treibens müde!

Was soll all der Schmerz und Lust?

Süßer Friede,

Komm, ach komm in meine Brust!

Johann Wolfgang von Goethe, Fassung von 1789

Ursula hat diesen mächtigen Winterhimmel im Bild festgehalten. Danke!