Yearly Archives: 2021

Dann fliegt das verkehrte Wesen fort …

Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren

Sind Schlüssel aller Kreaturen,

Wenn die, so singen oder küssen,

Mehr als die Tiefgelehrten wissen,

Wenn sich die Welt ins freie Leben

Und in die Welt wird zurückbegeben,

Wenn dann sich wieder Licht und Schatten

Zu echter Klarheit werden gatten,

Und man in Märchen und Gedichten

Erkennt die wahren Weltgeschichten,

Dann fliegt vor Einem geheimen Wort

Das ganze verkehrte Wesen fort.

Novalis, 1772-1801

Annemarie hat im Theilheimer Steingarten fotografiert. Vielen Dank!

Im Ein-Klang

Wochenanfänge – spannend. Ein verzweifelter Anruf früh am Morgen. Jemand hat eine Gongmeditation miterlebt und ist nun vollkommen außer sich. Da wurde eine sehr tiefgreifende Erfahrung mit so einem machtvollen Instrument gemacht, das die Kraft der Mutter Erde und des Ursprungs anruft. Das will erst verarbeitet werden. Spannend, oder? Wenn mit einem Gongschlag alle Schutzhüllen, die wir uns mühsam aufgebaut haben, die uns halten und wie ein zu enges Korsett auch massiv behindern, zusammenfallen. Das sind wahre Geburtsprozesse. Wer und was möchte nun auf die Welt kommen und sein Leben gestalten?

Für viele sind Meditationen mit Klängen so eine Art Wellnessmoment. Klänge sind ungeheuer machtvoll. Im Norden gibt es Mythen zur Weltentstehung, da wurde die Welt ersungen. Im Johannesevangelium heißt es „Am Anfang war das Wort“, das beschreibt auch einen Klang. Forscher versuchen seit Jahren, die Sphärenharmonien hörbar zu machen, denn alles im Universum ist Schwingung, also auch Klang.

Gongs bringen uns mit der Erde, mit dem Ursprung, dem Anfang allen Seins in Kontakt. Ähnliches erlebt man auch, wenn man unter einer Mother Drum liegt, einer riesigen Trommel. Nicht umsonst werden Trommeln von Schamenen benutzt für ihre Arbeit.

Wir alle kennen das Erleben, wenn uns eine Musik tief berührt. Musik erzählt uns alles. Die meisten kennen „Peter und der Wolf“ – wie zauberhaft entführt uns Prokofieff in die Welt der Phantasie, wie meisterlich malt er die Tiere so mit Noten, dass wir die Katze schleichen, den Vogel hüpfen sehen. Haydn wird die Kindersinfonie zugeschrieben, bei der typische Kinderinstrumente wie die Kuckuckspfeife zum Einsatz kommen. Wer Smetanas Moldau hört, nimmt den Unterschied vom Plätschern einer Quelle und einem breit dahinfließenden Strom sehr wohl wahr und der Strauß-Walzer, der die schöne blaue Donau feiert, berichtet von anderen Gewässern als die Schottische Sinfonie von Mendelssohn-Bartholdy. Jede Filmmusik dient dazu, die Bilder auf der Leinwand massiv zu verstärken. Oft ist uns von Filmen der Soundtrack wichtiger als die Bilder, je nach bevorzugtem Sinneskanal. Von Shakespeare in Love ist alles für mich verschwommen, aber nicht die Filmmusik.

Welche Musik ist dir wichtig? Ist dir bewusst, dass du selbst Musiker bist? Du hast eine Stimme und wenn du nicht in Stimmung bist, unstimmig mit dir selbst, hört man dir das an. Musik kann uns immer helfen, egal, was ist. Und wenn du keine zur Hand hast – benutze deine Stimme. Singe, töne, brumme, summe. Du wirst sehen, wenn du eine Weile gesummt, gebrummt, getönt und gesungen hast, geht es dir deutlich besser, dann bist du wieder mit dir selbst in einem besseren Ein-Klang.

Allen einen kraftvollen Marstag.

Ein paar unserer Instrumente. Wir haben ein wunderbares Kristallzepter von Martina Maria und Stephan Joseph von der Kristallklangwerkstatt, auch eine große Körpertambura von der Klangwerktstatt Deutz und vieles mehr. Klänge sind Medizin.

Musik, wo Worte fehlen

Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.

Viktor Hugo, 1802–1885

Christoph hat diesen Gong geschmiedet, der bei uns die Lernenden zum Pausenende ruft.

Wer inspiriert dich?

Das wäre das Wochenende der Geburtstagsfeier zum 85. meines Vaters gewesen, das entfällt durch die allgemeinen Umstände. Das ist schwer zu verstehen für viele ältere Menschen, dass an solchen besonderen Tagen keine Ausnahmen möglich sind. Wir sammeln jetzt schon zwei 85. Geburtstage, Ostern, Pfingsten, Weihnachten, 59. Hochzeitstag an Feiern, 50. und 60. Geburtstage. Das läuft alles in diesen Zeiten sehr unspektakulär.

Die beiden Listen haben euch sehr bewegt, das freut uns.

Heute ein ganz anderer Gedanke für euch: Wer inspiriert euch? Wer erfreut euer Herz und begeistert euch, egal in welchem Bereich? Wer ist für euch ein Vorbild? Macht euch gern darüber mal Gedanken. Wer waren die Helden eurer Kindheit? Weshalb? Wer ist euch beruflich, persönlich, im Umgang mit Menschen, der Familie ein Vorbild? Weshalb?

Wenn ihr eure Inspirationsquellen herausgefunden habt, benennt mal für euch, was genau euch an diesen Menschen so gut gefällt. Und dann nehmt mal statt deren Namen euren eigenen. Also statt: An XY finde ich toll, wie mutig sie ihre Meinung vertritt lautet die Aussage so: Ich finde MICH toll, weil ich mutig meine Meinung vertrete. Schaut mal, wie sich das anfühlt.

Damit euch allen einen guten Start in eine spannende dritte Woche im neuen Jahr.

Schneegarten in der Dämmerung (vor ein paar Jahren :-))

Zwei Listen

 

Wochenende. Perfekte Listengelegenheit.

Zwei Listen:

  1. Was erwartest du von der Welt?
  2. Was kann, darf und soll die Welt von dir erwarten?

 

Ist Liste 1 deutlich länger als Liste 2, könnte es sein, dass du deshalb viele Probleme und wenig erfüllte Erwartungen hast, weil dein Ego groß und der Schattenanteil in dir unerlöst ist. Wer viel von außen erwartet, geht in aller Regel sehr leer aus und macht sich richtig unbeliebt. Nichts kommt von außen, fang im Inneren bei dir selbst an. Und denk dran – wer wartet, wartet stets auf Godot.

Ist Liste 2 deutlich länger und du hast eine gute Selbstfürsorge im Auge kann sich die Welt freuen, dass es dich gibt. Danke!

Allen ein achtsames Wochenende ohne Warten auf irgendwas. Just do it. Selbst!

Danke an Steffen für das Foto!

Erkenntnis ist ein Trostpreis, mehr nicht

Express soll heute alles gehen. Frühs im Netz bestellt, mittags da (geht an manchen Orten). Kind geboren, morgen ist es groß und hat einen Doktortitel. Genau so stellt sich mancher auch die Lösung der eigenen Lebensprobleme vor. 40, 50, 60 Jahre 365 Tage im Jahr 60.000 verquere Gedanken trainiert, Problem fix online analysiert und zack!, gelöst. Geht doch.

Erkenntnis ist der Trostpreis in der Therapie. Wenn wir die Ursache einer Thematik erkennen oder Muster entdecken – was immer an Erkenntnissen möglich ist – gilt für die meisten: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt! Dem ist nicht so. Dem widerspricht schon alles, was wir in der Natur sehen können. Kein Baum in unseren Breiten treibt frühs Blätter und Blüten, fruchtet und samt mittags und verliert overnight die Blätter. Wenn wir etwas erkannt haben, ist es schön. Aber nicht mehr als die im Zensprichwort so schön beschriebene Erleuchtung: Die Arbeit ist dennoch zu tun. Eine Erkenntnis macht mein Leben nicht auf einen Schlag leicht, schön und lebenswert ohne jede Mühe (vor allem Letzteres nicht).

Wir sind stellenweise sehr bequem geworden in unserer Erreich- und Machbarkeitswelt. Der Weg zu sich selbst, den zu gehen jeder als Lebensaufgabe mitbringt, geht sich lebenslang mehr oder minder kurvig. Die meisten brauchen heute schon mehr als eine Pandemie und Krisen, ehe sie erkennen, dass nicht alle anderen die Vollpfosten sind, sondern das alles Projektionen eigener Themen sein könnten. Und dass sie immer wieder die gleichen Beziehungsdramen aufführen wie das, was sie von klein auf falsch gelernt haben. Die Chefs, die stets nerven, Symbole für zu lösende Aufgaben sind.

Erkenntnis reicht für gar nichts. Sie ist „ganz nett“ und sicher nicht falsch. Sie löst das Problem nicht, sondern ist wie der Startschuss in einem Wettkampf oder der Anpfiff beim Spiel. Entscheidend wird die Zeit DANACH sein. Gelingt es, aus einem Geistesblitz heraus das Herz für Lösungen zu entflammen und letztlich die Hand zu bewegen, das auch im Leben umzusetzen? Ohne das bleibt jede Erkenntnis nur ein Blitz, von dem wir irgendwann nicht einmal mehr wissen, ob wir ihn wirklich gesehen oder nur davon geträumt haben.

Welche Erkenntnisse willst du gewinnen und wie setzt du sie um? Sollte dein Plan für 2021 am 1. 1. gewesen sein, dein Leben anders anzugehen, könntest du in der Monatsmitte des Januars mal drüber nachdenken, ob du nicht endlich Nägeln mit Köpfen machen willst. Die Praxis ist geöffnet, Terminwunsch bitte einfach mailen an christine@seelengarten-krokauer.de

Nimmst du deine Lebensaufgaben nicht ernst und an, wird dir das Leben solange Herausforderungen senden, bis du nicht mehr wegschauen kannst. Kann man machen, das macht es aber nicht leichter. Fass Mut. Hinschauen ist eine unglaubliche Erleichterung, keine Strafe.

Allen einen liebevollen Venustag. Mit Erleuchtung, aber auch viel Tatkraft, Dinge neu anzufangen.

Das kleine Tempelchen hat Theresa in China fotografiert. DANKE.

Vom Holzhacken

Vor der Erleuchtung: Holz hacken und Wasser tragen.

Nach der Erleuchtung: Holz hacken und Wasser tragen.

Aus dem Zen

Augenferien an diesem trüben Wintertag für euch, von Maike fotografiert. DANKE!

Schluss mit Angst!

Das Universum funktioniert nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten. Oft bekommen wir im Außen unsere Projektionen rückgespiegelt. Partner, Kollegen, Kinder, Chefs zeigen uns, wo unsere Lernaufgaben liegen. Angenommen, dass das derzeit auch der Fall ist mit der Gesamtlage, was wäre daraus zu lernen?

Die Pandemie bringt Einsamkeit, Isolation, in anderen Ländern Sprechverbote (!). Wir dürfen nicht mehr gemeinsam singen und musizieren, das gesellschaftliche und sportliche Leben liegt brach, der Mensch ist ganz auf sich geworfen, muss sich mit seinem direkten familiären Umfeld befassen und es knallt ohne Ende überall. Partner gehen sich auf die Nerven, Homeoffice und Homeschooling brechen Alleinerziehenden reihenweise das Genick. Angst macht krank, das Gehirn geliert zu einer Art unbeweglicher Masse und alles erstarrt wie draußen die Natur.

Wenn das ein Spiegel wäre, was wäre also zu tun?

Zuerst: JEDER Einzelne ist aufgefordert, in seine innere Mitte zu kommen. Das Gehirn auf der Stelle wieder in Betrieb zu nehmen. Genau hinzuschauen, was jedem gerade gespiegelt wird, was also die Lernaufgaben sind. Jeder sollte jetzt seine eigenen Baustellen aufräumen und vor allen Dingen dafür sorgen, dass sein Geist klar wird oder bleibt. Bildung ist das Gebot der Stunde. Her mit den Büchern, her mit den Onlineseminaren, um sich mit seinen Abgründen zu konfrontieren und sich neu aufzustellen, damit wir gerüstet sind für eine Zukunft, die wir gestalten, nicht erwarten und dann ertragen sollen!

Was um Himmels Willen ist denn los? Wieso erstarrt das Land nicht nur vor Kälte, sondern lässt sich in Schockstarren hinein ängstigen? Seit wann sorgt Angst für gute Gesundheit, gelingendes Miteinander oder gar Entwicklung? Vor lauter Krise sind wir geneigt, der Lage jede Chance abzusprechen.

Frühling kann nur kommen, wenn der Winter seine Hausaufgaben gemacht hat! Also: Zeigt euren Kindern, dass Bücher hervorragende Freunde und Lebensgefährten sind. Macht ihnen vor, wie man online Freundschaften pflegt und sogar online spielen kann. Bewegt euch an der frischen Luft, die gibt es! Dazu muss man nicht die Rhön oder andere Orte übervölkern, entdeckt eure Umgebung und schaut bei der Gelegenheit mal, ob die 85 Jahre alte Dame sieben Häuser weiter sichtbar ist und fragt, ob ihr was einkaufen könnt, damit sie bei dem Eis nicht fällt. Da dank der Maske das Gesicht nicht mehr erfriert, könnt ihr lächeln, was das Zeug hält! Grüßt mal wieder die Menschen, die ihr auf der Straße trefft. Zeigt eure Solidarität mit Alleinerziehenden und fragt, ob sie einen Topf Suppe brauchen. Den kann man vor die Tür stellen, der geht nicht kaputt bei den Temperaturen.

Unterstützt den Handel, indem ihr regionales click and collect annehmt. Aber benehmt euch bitte wieder. Alles tragen und dann versifft zurückgeben, wie es der Versandhandel seit Jahrzehnten erträgt, macht euren lieben Geschäftsleuten ums Eck nur Kummer, ruiniert sie nicht, sondern schätzt ihr Durchhaltevermögen maximal wert! Beendet das Schokoladendauerfuttern und zeigt den Kindern, dass Bewegung keine Frage von teurer Ausrüstung ist, sondern von TUN.

Haltet den Geist klar, aufrecht die Haltung und aufrichtig die Gesinnung! Hört hin, schaut hin und verkriecht euch nicht wie Angsthasen im Bau. Beim Spaziergang sieht man immer Menschen, sprecht euch an, winkt euch zu, fragt nach dem Befinden. Lacht miteinander. Stärkt euch! Ermutigt euch!

Jetzt ist der falsche Moment, um sich die Decke über die Ohren zu ziehen und zu hoffen, dass es vorbeigeht. Es geht alles vorbei, aber es liegt an jedem, die Krise nicht nur irgendwie zu überleben, sondern jetzt die Weichen für eine gute Zukunft zu stellen. Bildung ist wichtig. Lebt es den Kindern vor, die verlieren gerade jede Zukunftsperspektive!

Mit welchem Recht nehmen wir den Kindern die Freude auf die große weite Welt? Zeigen wir ihnen, dass wir unsere Freundschaften eben virtuell pflegen. Leben wir ihnen vor, dass es in solchen schweren Zeiten optimale Ernährung braucht, die selbst gekocht und geschnippelt ist, mit super Zutaten, damit alle gesund bleiben. Kochen wir Tee in Literkannen und trinken genug. Gehen wir jeden Tag raus und staunen über die wunderbare Natur.

Lesen wir jeden Tag unseren Kindern vor. Holen wir sinnvolle Spiele raus. Bei manchen Spielen lernen Kinder nur, dass die Welt aus Abzocke besteht. Wollen wir das? Handarbeiten wir und bemerken in 30 Jahren, dass das eine gute Alzheimerprophylaxe ist. Bildung, Bildung, Bildung – intelligente Menschen sind wach und achtsam. Herzensbildung ist auf Rang 1 – wo und wie leben wir das täglich?

JETZT ist die Zeit, um als Erwachsene und Vorbild für Kinder in eine Ruhe, eine Klarheit und Unaufgeregtheit zu kommen. Jetzt sind wir aufgefordert, Freundlichkeit uns selbst und anderen gegenüber als wichtige Aufgabe im System zu installieren. Jetzt räumen wir auf, werfen Ballast ab und schaffen Klarheit. Jetzt leben wir den Kindern vor, wie man erfolgreich Krisen wuppt. Sollen unsere Kinder von diesen Jahren (wir gehen bald ins zweite Jahr) behalten: Alle haben Angst. Alle sitzen in Schockstarre rum, tragen Jogginghosen und hauen Berge Süßquatsch weg? Sollen sie zurückdenken an die Jahre, in denen ihre Erzieher aufgegeben haben? Aus Angst vor Viren?

Erinnern wir uns bitte an menschliche Grundwerte. An Freundlichkeit. Menschlichkeit. Respekt, Wertschätzung, Achtung. Pflegen wir sofort wieder angemessene Tonfälle und prüfen unsere Sprache, wir befinden uns derzeit in dem Bereich offenbar in einer Art Krieg! Wer Energien in Polemik steckt, hat sie nicht für wichtige Dinge.

Nutzen wir die virtuellen Möglichkeiten, um ein Netz der Herzensverbindung zu schaffen, in dem jeder geborgen, angenommen ist und mit seiner Angst aufgefangen wird. Über 80 Millionen Menschen in Deutschland erleben gerade, wie die Welt unsere Verfehlungen spiegelt. Wachen wir daran auf, nutzen wir die Schatten-Erkenntnisse, um das, was nicht gut läuft zu beleuchten, zu durchlichten und uns zu besinnen, dass alles mit allem zusammenhängt.

Allen einen wunderbaren Jupitertag, dem Tag der Freude. Haben wir endlich wieder Mut. Seien wir inspirierende Vorbilder für die jungen Menschen, die gerade Angst davor haben, erwachsen zu werden und denen wir viel Leichtigkeit der Jugend nehmen. Nehmen wir unsere Kinder, Jugendlichen und Senioren liebevoll in den Blick und uns selbst. Mit liebevollem Herzen, liebevollem Blick und Güte. Werden wir wach, weise und wunderbar. JETZT!

Danke an Gabi für die Verwehungen im Schnee. So verweht sind wir derzeit auch alle. Irgendwie.

Frühling im Winter

Nur wenn der Mensch des Äußeren beraubt wird wie Winter, besteht Hoffnung, dass sich ein neuer Frühling in ihm entwickelt.

Rumi, 1207–1273

Claudia hat die frostigen Zweige fotografiert. Liebes Danke!

Neumondgedanken

Am Dienstagmorgen windet es heftig. Um kurz vor sechs Uhr kommt der Schnee, es mag wohl winterlich werden zu Neumond.

Neumondtage sind bestens geeignet, um für manches einen gelingenden Neustart hinzulegen. Was soll sich als eine neue gute Gewohnheit in dein Leben einfinden? Welche Art von Gedanken, Handlungen oder Angewohnheiten möchtest du nicht mitnehmen in dieses Jahr?

Vieles müssen wir viele Male mit großer Bewusstheit tun oder lassen, damit eine Gewohnheit neu installiert oder entfernt werden kann. Ohne Bewusstheit handeln wir automatisch. Das gilt vor allem auch für unser Denken. Bei den meisten Menschen laufen die Gedanken als Automatismen ab. Sie denken jeden Tag dasselbe und erwarten gern von außen Veränderungen im Leben. Finde den Fehler.

Wo bemerkst du solche Automatismen? Wo erkennst du, dass du sofort in bekannten Schleifen und Mustern denkst, anstatt unvoreingenommen mit einem Anfängerblick, als hättest du so etwas noch nie gesehen oder gehört, an etwas heranzutreten (was übrigens übersetzt aggredire heißt, das Wort, aus dem wir unsere negativ besetzten Aggressionen ableiten). Wo trittst du achtsam, wissbegierig an etwas heran und prüfst deine Vorannahmen dazu bewusst?

Wir sehen nicht, was wir sehen. Wir hören oft nur heraus, was wir hören wollen oder erwarten. Wir nehmen die Welt nicht „wahr“, sondern sehen nur etwas, das sicherlich nicht einer Wahrheit entspricht. Und wir glauben fatalerweise unseren Gedanken und Gefühlen, die oft genug tägliche Wiederholungen der Murmeltierfolgen unserer krankmachenden Gedankenschleifen sind.

Frage: Was bringt dich an diesem Wochenteilungstag ins Staunen? Achte mal auf alles, was dich verblüfft. Was dich freut. Wo dir ein Lächeln begegnet. Auf jede Schönheit, die du sehen kannst. Auf freundliche Gesten und auch auf das, was du „immer denkst“ oder wo du automatisch in eine Antwort verfallen würdest. Halte sie zurück und beobachte, was geschieht. Hinterfrage dich immer wieder: Ist das wirklich und wahrhaftig so? Wo steht das? Wer hat es als Fakt festgelegt? Und wenn es jeglicher sinnvoller Grundlage entbehrt – weg damit.

Allen einen freundlichen Wochenteilungstag mit der Kraft des ersten Neumonds 2021. Sei du das Neue, das du dir wünschst für dieses Jahr.

 

Manuela hat diesen Pfahl fotografiert, der eine beeindruckende Schneefahne in die Landschaft hält. Vielen lieben Dank!

Winternacht

Winternacht

Verschneit liegt rings die ganze Welt,
ich hab‘ nichts, was mich freuet,
verlassen steht der Baum im Feld,
hat längst sein Laub verstreuet.

Der Wind nur geht bei stiller Nacht und rüttelt an dem Baume,
da rührt er seine Wipfel sacht
und redet wie im Traume.

Er träumt von künft’ger Frühlingszeit,
von Grün und Quellenrauschen,
wo er im neuen Blütenkleid
zu Gottes Lob will rauschen.

Hoffmann von Fallersleben, 1798–1874

Danke an Steffi für das Foto!

Wer willst du sein?

Dicker Nebel am Morgen in Würzburg. Nur 50 Kilometer weiter strahlt die Sonne und leuchtet auf Tausende von glitzernden Frostnadeln und bricht sich darin vielfach. Die Bäume sehen wie überzuckert aus, die Landschaft steht klar und still im Sonnenlicht. Der Frost ist ein großer Künstler!

Natürlich merkt das auch mein roter italienischer Sportwagen. Der ist für südliche Temperaturen gebaut und erfreut mich allwinterlich damit, dass die Spritzanlage, egal wie viel Frostschutzmittel man auch reinschüttet, einfriert. Das macht sich gut, wenn man gegen eine sehr tiefstehende Sonne fahren darf und verzweifelt überlegt, ob das noch von innen gefroren oder von außen verdreckt ist. Mein an Weihnachten auf Hochglanz poliertes Fahrzeug sieht aus! Grau, verspritzt und salzbedeckt. Das bleibt jetzt erstmal so.

Die Fahrtzeiten zwischen den diversen Einsatzbereichen sind für mich Nachdenkzeiten. Viele Menschen haben gerade sehr harte Wochen und so kann ich in Ruhe darüber sinnieren, wo man wem wie weiterhelfen kann, was ein guter Ansatz wäre für die nächsten Entwicklungsschritte.

Vielfältig sind die Themen derzeit! Gerade bewegt sehr viele Menschen eine heftige Trennung, erstaunlich für Jahresanfang. Manch einer hat nach wenigen Arbeitstagen im neuen Jahr leider bemerkt, dass er doch eine berufliche Neuorientierung braucht.

Die andauernde Krise bringt die Menschen zum Nachdenken über den Sinn und Unsinn ihres Daseins, ihrer Arbeit, ihrer Art und Weise, das Leben zu gestalten.

Das sind im Grunde gute Entwicklungen. Es kommt nun darauf an, dass jeder Einzelne genau hinschaut. Die Exploration ist wichtig, die Reise ins eigene Innere, denn nur dort sind die Schätze zu finden, die wir oft vom Außen wünschen. Im Außen gibt es wenig, da dürfen wir nicht mal unseren Sinnen trauen, weil wir sehen, was wir filtern, nicht das, was ist.

Wer bin ich? Wer will ich sein? Was sind die nächsten Schritte, die ich in diese Richtung zu meinem besseren Selbst tun kann?

Schön, dass derzeit einige Leute aufwachen und sich diese Fragen stellen. Schön, dass wir gemeinsam Schritte erarbeiten dürfen. Das sind Sternstunden auf einer anderen Ebene wie die mit den Glitzerfrostmomenten. Alle auf ihre Weise berührend, bewegend und zauberhaft.

Wer willst du sein? Was ist deine Vision von der besten Version deiner selbst? Was möchtest du entfalten und in den Dienst des großen Ganzen stellen? Willkommen im SeelenGarten & LebensRaum, um diese Fragen für dich persönlich anzuschauen.

Wer das gern in einem Kurs tun möchte, ist von Herzen zum LebensKUNSTseminar eingeladen, das am 30. Januar online startet (und wenn möglich als Präsenzkurs weitergeht)! Hier der Link mit allen Infos: https://www.seelengarten-krokauer.de/lebenskunst/

 

Allen einen tatkräftigen Marstag und viel Freude mit Steffis großartigem Foto!

Begegnungen im Wald

Begegnung

Mich führte durch den Tannenwald
Ein stiller Pfad, ein tief verschneiter,
Da, ohne dass ein Huf gehallt,
Erblickt’ ich plötzlich einen Reiter.

Nicht zugewandt, nicht abgewandt,

Kam er, den Mantel umgeschlagen,
Mir däuchte, daß ich ihn gekannt
In alten, längst verschollnen Tagen.

Der jungen Augen wilde Kraft,

Des Mundes Trotz und herbes Schweigen,

Ein Zug von Traum und Leidenschaft
Berührte mich so tief und eigen.

Sein Rösslein zog auf weißer Bahn
Vorbei mit ungehörten Hufen.

Mich fasst’s mit Lust und Grauen an

Ihm Gruß und Namen nachzurufen.

Doch keinen Namen hab’ ich dann
Als meinen eigenen gefunden,
Da Roß und Reiter schon im Tann

Und hinterm Schneegeflock verschwunden.

Conrad Ferdinand Meyer, 1825–1898

Steffi hat den Tannenwald im Wintersonnenschein besucht. Danke!