Yearly Archives: 2021

Neues erschaffen

Fokussiere all deine Energie nicht auf das Bekämpfen des Alten, sondern auf das Erschaffen des Neuen.

 

Sokrates, 469 v. Chr.- 399 v. Chr.

 

Brücken sind Übergänge und faszinierend. Aurelia hat diese Brücke fotografiert. Lieben Dank!

Im Turbomixer des Lebens

„Keep calm and carry on“ – es war ein unbekanntes Poster, das 1939 von der britischen Regierung zur Stärkung der Menschen gedacht gewesen ist. Heute findet man „Keep calm“ in x Varianten und ich finde, wir können das gerade gut brauchen.

Jetzt haben wir endlich wieder volle Kurse und schon gilt es wieder, auf Online umzustellen. Und ich glaube, dass jetzt auch der Letzte verstanden hat, dass das ein Teil unserer Zukunft sein wird. Erfahrung mit Online Learning haben wir inzwischen genug. Schön, dass das dann immer Freitagnachmittag alles angekündigt wird, wenn die Menschen schon auf der Autobahn sind, um ihre Hotels zu erreichen, damit sie am nächsten Tag fit beim Kurs sitzen können. Nun gut, schauen wir, wie sich alles entwickelt.

Die letzten sechs Wochen hatten es in sich so gefühlt, nicht nur bei uns, aber eben auch. Vor exakt vier Wochen habe ich eine Woche lang meine Mutter begleitet, die in der Nacht auf Freitag verstorben ist. So etwas geschieht immer unerwartet, auch wenn Menschen lange krank sind. Eine Woche davor war ich beim Primaverakongress, um dort meinen Vortrag zu halten, in Gedanken permanent bei meiner Mutter, der es nicht gut ging, so sind wir auch nach dem Vortrag am nächsten Tag rasch heimgereist. Es ist viel zu organisieren und zu regeln bei einem Todesfall, dazwischen war die Abschlussprüfung bei Kneipp, wo ich lange überlegt und mit der Familie besprochen habe, ob wir hinfahren oder verschieben. Bestattung im Friedwald, Kurse, die Praxis ist mit Notfällen voll. Pendeln zwischen Vater und behindertem Bruder, der Arbeit hier und dem, was alles so im Außen ist.

Heute stundenlange Diskussionen, wie wir jetzt mit den startenden Kursen umgehen sollen. Klar war, dass einige Kursteilnehmer bereits im Auto saßen, als die Info kam, dass nun wieder neue verschärfte Konditionen gelten. Nachdem ich seit Stunden am Telefon, am Internet und sonstwo hänge, stelle ich fest, dass jetzt wieder Entscheidungen anstehen, die seit vielen Monaten vor sich hindümpeln zwischen „wie wird es“, „Präsenz ja oder nein“. Daneben testen wir gerade den endlich gelieferten Raumluftreiniger getreu dem Motto: „egal, was kommt, das Leben geht ja weiter“. Nicht immer tut es das, wie in den letzten Wochen sehr deutlich wurde. Dennoch haben wir heute doch neue Himbeerbüsche gepflanzt und noch eine einsame Quitte im Baum gefunden. Wäsche gewaschen, gekocht, gebügelt, geputzt, Gemüse geschnippelt, Salate gemacht und jetzt schreibe ich mein Seminar, das nächste Woche hoffentlich in Kitzingen an der VHS stattfinden kann.

Denn egal, was kommt – es wird eine Zukunft geben. Und ich bin sehr gewillt, sie mitzugestalten und Menschen zu begleiten, die Power dafür zu entwickeln. Das Leben ist nun mal ein Chaos und die Zeiten zeigen, dass wir uns wahrhaftig warm anziehen müssen, wenn wir seelisch irgendwie in der Mitte bleiben wollen. Das kann man trainieren. Übrigens – am besten im echten Leben. Und mal geht es gut und mal ist es halt ein Griff ins Klo, weil Leben nix für Weicheier ist. Mal ist es traurig, mal schön, mal sind wir kraftvoll und manchmal liegen wir da und hoffen, dass das vorüber geht, was uns so drückt und verzweifeln lässt. Es gibt immer einen Grund, um Bäume, Büsche und anderes zu pflanzen. Weil sich das Leben letztlich immer weiterentwickelt, durchsetzt und uns jeden Tag neue Chancen gibt. Bis zum letzten Tag und da haben wir dann auch Chancen – wer weiß, wie die aussehen.

Also – wer ist mit dabei bei den Onlinekursen?? Wir stellen wieder um, so dass nun mehr Menschen mitgehen können in den Ausbildungen. Zeigen wir der Zukunft, dass wir bereit für sie sind (mehr oder minder jedenfalls). Keep calm and carry on. Besser kann man es derzeit nicht ausdrücken.

Allen ein gutes Wochenende. Bleibt gesund und in eurer Mitte und – froh zu sein bedarf es wenig.

Ich fasse es nicht, dass das Foto gerade vier Wochen alt ist – beim Primavera Fachkongress gemacht. Es kommt mir vor, als lägen Monate dazwischen.

Unklare Situationen

Zu staunen gibt es derzeit genug. Vielleicht nicht so ganz im von Aquin’schen Sinne, auch wenn der tiefere Aspekt durchaus auf Wissen zielt. Wenn ich mir anschaue, welche Range an Themen, Sorgen und Nöten derzeit an einem einzigen Tag vor mir ausgebreitet wird, könnte ich schon kurzatmig werden, oder, wie es eine Kollegin gestern so schön formulierte: Die Einschläge kommen schneller, heftiger und gefährlicher. Einschläge von Leid waren damit gemeint und sie wollte sagen, dass derzeit in so gut wie allen Familien richtig viel Chaos herrscht. Ich denke, dass das eine Reaktion darauf ist, was uns im Außen gespiegelt wird.

Sehr viele Menschen trauern gerade um Angehörige, viele Senioren sterben derzeit an vielerlei Erkrankungen. Die Gesamtsituation macht es oft schwierig, dass Angehörige auf gute Weise Abschied nehmen können. Das hinterlässt tiefe Verletzungen in den Menschen, die Angehörige nicht sehen und in jenen, die in den Kliniken oder Heimen arbeiten und wenig Handlungsspielraum haben.

Nächste Woche wird es auch eine „Kinder“woche werden – erstaunlich viele Kinder kommen derzeit, die nicht mehr klarkommen in der Schule. Sie sitzen entweder abwesend im Unterricht oder reagieren mit Wutanfällen, Weinkrämpfen oder anderen Verhaltensweisen. Am Mittag ist kaum ein Kind auf der Straße zu sehen, das Rad fährt oder draußen etwas macht, alle sind im Haus –l das ist weder gut noch gesund, langfristig schon gar nicht. Ich kann nur hoffen, dass es gelingen kann, die Kinder wieder gut aufzustellen und die Eltern zu ermutigen. Erziehung in diesen Zeiten ist schwierig. Allen Respekt für Eltern. Wer merkt, dass innerhalb der Umgebung Familien zu sehr struggeln – Hilfe anbieten und wenn es nur das Übernehmen von Kochen oder Einkaufen ist.

Auch wenn viele Nerven blank liegen: atmen. Tief ein- und lange ausatmen, damit wir innerlich runterfahren. Panik ändert nichts. Kollektive Angst ist eine gewaltige Macht und schwächt jedes Immunsystem. Atmen. Ruhig bleiben. Immer wieder versuchen, in die innere Mitte zu kommen und genug zu schlafen, sich an der frischen Luft zu bewegen und gut zu essen. Keine Eskalationen, wenn es etwas zu klären gibt, sollten wir das in einem ruhigen Tonfall tun. Wenn die Nerven angegriffen sind, ist jeder empfindlicher als sonst, bedenken wir das. Freundlichkeit im innen und außen ist jetzt wichtig. Allen deshalb einen freundlichen Venustag.

Danke an Steffi für das Nebelfoto!

Veränderungen? Jetzt ist die Zeit!

Wie gelingt Veränderung? Derzeit erleben wir große Umbrüche in unserem Leben, alle miteinander, weltweit. Die kommen quasi von außen, wir haben sie nicht eingeladen. Das erscheint uns oft als aufgedrückt, wie ausgeliefert kommen wir uns vor, können nur reagieren, statt zu agieren und das bringt uns gefühlt in eine ungute Position. Doch gibt es auch in diesen Wochen sehr viele Chancen, Veränderungen im eigenen Leben zu initiieren. Die Umbruchphase lässt vieles wegbrechen, was nicht mehr trägt, öffnet damit neue Möglichkeiten und fordert jeden Einzelnen heraus, bisher unbegangene Wege für sich selbst zu entdecken im Umgang mit der Pandemie, mit der Arbeit und der Gestaltung des Lebensalltags. Nichts ist mehr, wie es war. Perfekt also, um das, was nun nicht mehr wirklich trägt und sich stimmig anfühlt, loszulassen und Neues anzugehen.

Am Dienstagabend sind wir in der Alten Syngagoge mit dem Kurs „Wie Veränderung gelingt“ frohgemut gestartet. Es war ein schöner Einstieg in das Thema. Wir werden die Veränderungsschritte am Dienstag, 23. 11., 19.30 Uhr weiter vertiefen. Wer noch mit dazukommen mag, kann sich gerne noch über die VHS Kitzingen anmelden.

Als die Mauer und damit die alten Machtblöcke zerfielen, gab es eine Vielzahl von Emotionen aller Art und eine Auflösung alter Muster (die sooo alt nicht waren). Nun lösen sich abermals Machtblöcke auf anderen Ebenen auf und wir sind eingeladen, unseren je eigenen Weg zu finden. Es gibt kaum Anhaltspunkte für richtig oder falsch. Nur Versuche, den eigenen Weg so zu gehen, dass er andere nicht gefährdet und dennoch so ist, dass man sich im Spiegel anschauen kann. Das ist eine Herausforderung.

Es sind Geburtswehen der neuen Zeit und wir sind diejenigen, die die Geburt erleben und mitgestalten. Dazu brauchen wir Menschen, die innerlich gut aufgestellt sind. Die mit dem hohen Tempo unserer Zeit so mitgehen können, dass sie nicht im Strudel der Vielfalt zerfetzt werden wie in einem Mixer, sondern lernen, mit dem Übermaß an Input und Diversität klarzukommen. Das bedeutet: Wir brauchen Menschen, die in sich ruhen, die wissen, wer sie sind, was sie wollen und wie sie sich einbringen oder zurückziehen. Menschen, die zwischen Handeln und Stille schwingen können und die Kraft für beides aufbringen.

Stille ist der beste Ort, um alle Optionen, die wir haben oder meinen, nicht zu haben, auszuloten. In der Stille sind wir auf unseren inneren Wesenskern reduziert. Dem müssen wir uns stellen, das ist der Minotaurus in uns, der wahrhaft wichtig ist für unseren Weg durch das Labyrinth des Lebens. Das im Außen sind Herausforderungen. Was im Inneren abgeht, ist die Einladung, die eigenen Schatten kennen zu lernen und zu integrieren, um Raum zu schaffen für das Licht, das aus unseren tiefsten inneren Schichten nach außen leuchten möchte. Das kann es nur, wenn wir innerlich frei und leicht, ehrlich, authentisch und wahrhaftig sind. Sonst ist es ein gedämpftes Licht, das niemandem leuchten kann. Allen viel Entdeckerfreude im Inneren und eine herzliche Einladung, Veränderungen im eigenen Leben durchaus jetzt anzugehen. Jetzt verändert sich so gut wie alles – warum dann nicht auch du in die Richtung, die du für die angemessene hältst?

Allen einen freudigen Jupitertag mit schönen Überraschungen und Momenten der Stille.

 

Einen ungewöhnlichen Fund hat Maike in den Bergen gemacht. Das, was man dort am ehesten erwartet, oder? Danke für dein Foto, liebe Maike!

Finde deine innere Ruhe

Wenn man seine Ruhe nicht in sich findet, ist es zwecklos, sie andernorts zu suchen.

François de la Rochefaucauld, 1613–1680

Katja hat einen Ort fotografiert, an dem man gut zu sich kommen kann. Danke dir dafür!

Ranking der Störungsbilder

„Die Welt drängt nach innen“, stellt Morgenstern zum November fest. Alles wird leiser, stiller. Noch ist das nicht so ganz der Fall, auch wenn es am Abend schneller spürbar wird, da es nun früh einnachtet.

Am Morgen las ich eine Umfrage von Kollegen, welche Störungsbilder derzeit in der Praxis am meisten auftreten. Hier die Liste: Angst, Depression, Burnout weit vorne.

Klassiker für Situationen wie diese. Die Stimmung ist schwierig im Land, die Menschen zutiefst verunsichert. Seltsame Situationen entstehen, Unwohlsein kommt auf, wo vorher niemals welches war. Gestern Abend waren wir spät im Großhandel unterwegs. Das hätten wir uns sparen können. Die Dinge, die wir gebraucht hatten, waren nicht vorhanden, da waren die Regale leer. Wenige Menschen waren unterwegs. Die Mitarbeiter räumten in Ruhe Regale ein. Die Weihnachtsdeko leuchtete vor sich hin, das Summen der Kühlung war lauter als alles andere im Geschäft. Obwohl wir kaum was im Wagen hatten, ergab das eine Summe, die auch neu war in der Höhe. Wocheneinkäufe sind jetzt etwas, das wirklich Löcher in die Haushaltskasse reißt.

In einer Austauschrunde mit Kollegen ging es neulich um die Frage, wie wir als Begleiter von Menschen in Krisen selbst mit Krisen umgehen und wie wir uns gut aufstellen können, um unsere Arbeit bestmöglich zu erledigen. Nicht immer gelingt es, sich abzugrenzen. Was tun wir in diesen Tagen? Wir gehen unserer Arbeit nach. Versuchen, den Ball weiterhin flach zu halten und Menschen zu stärken, ihren Weg zu gehen, wie immer der auch aussehen mag. Das entzieht sich unserer Bewertung, denn das ist nicht unsere Aufgabe.

Schlechte Nachrichten prasseln derzeit in jedes Haus, egal, ob sich das auf Krankheiten oder Todesfälle bezieht, Probleme am Arbeitsplatz und vieles mehr. Geburtswehen einer neuen Zeit und noch ist erst die Phase des Verwirrtseins angesagt. Auswege sind noch nicht wirklich erkennbar. Es braucht.

Über allem, was uns jeden Tag an Kleinkram belastet (und das schafft die Grundlage für die vielen Störungsbilder im Moment), vergessen wir, dass der Planet unsere Aufmerksamkeit braucht. Dass wir als Gesamtweltgesellschaft aufgefordert sind, uns gemeinsam Gedanken über eine gute Zukunft zu machen. Jenseits aller politischen, wirtschaftlichen und weltanschaulichen Grenzen hinweg dürfen wir klare Linien festlegen.

Wir schaffen es derzeit nicht, in uns selbst eine gewisse Ruhe zu bringen, innerhalb der Familien knallt es an allen Ecken und Enden, wird getrennt zwischen Impfgegner und Impfbefürworter, bricht Hass aus zwischen Menschen, die vorher befreundet waren, herrscht ein Tonfall, der wenig Optimismus erlaubt. Ich höre kaum mehr Menschen lachen oder freundlich sein, weder im Außen noch sich selbst gegenüber.

Hier setzt die erste Maßnahme an: Sei freundlich dir selbst gegenüber und behandle andere Menschen bitte auch achtsam, freundlich und höflich. Es geht nicht, dass wir andere Menschen für ihre Meinungen und Ansichten in Schubladen sortieren. Sie sind in erster Linie Menschen, die sich Sorgen machen um sich, ihre Gesundheit und die ihrer Lieben. Alle Seiten übrigens! Wir verfolgen alle dasselbe Ziel: Möglichst gesund und ohne irgendeinen anderen Menschen zu gefährden durch diese Zeit zu kommen und unseren Beitrag zu leisten, dass die Welt für alle wieder schön und lebenswert wird.

Die Wege sind verschieden, das Ziel ist gleich. Lohnt es sich nicht viel mehr, das Ziel im Auge zu behalten und aufzuhören, die Wege, die andere Menschen gehen, zu be- und zu verurteilen in einer Zeit, in der wir nicht wirklich wissen, was Fakten und was Behauptungen sind? Es wird Zeit, dass wir uns daran erinnern, dass wir als Menschen die Aufgabe haben, einander zu unterstützen, zu helfen, miteinander zu wachsen und dafür zu sorgen, dass die Folgegenerationen gut auf diesem Planeten leben können. Die Aufgabe unserer Zeit ist nicht, sich gegenseitig anzuklagen, anzufeinden, zu verunglimpfen oder alle von der eigenen Ansicht zu überzeugen. Jeder hat Recht in seinem Kopf und wir irren alle. Weil das so ist, können wir auch aufhören, uns zu bekriegen und anfangen, uns wieder wie Menschen zu verhalten, die ohne einander keine Chance haben.

Vertrauen ist eine der wichtigsten Ressourcen des Menschen. In sich selbst, aber auch in andere. Ermöglichen wir uns wieder den Zugang zu dieser Ressource, anstatt Türen zuzuschlagen.

 

Allen einen beweglichen Merkurtag!

 

In Sigrids Garten hat der Schmetterling schon Froststernchen angesetzt. Danke dir!

Novembertag

Novembertag

Nebel hängt wie Rauch ums Haus,
Drängt die Welt nach innen.
Ohne Not geht niemand aus,
Alles fällt in Sinnen.
Leiser wird die Hand, der Mund,
Stiller die Gebärde.
Heimlich, wie auf Meeresgrund
Träumen Mensch und Erde.

Christian Morgenstern, 1871-1914

Sigrid hat die Gänseblümchen im Wärmeschutz der Blätter entdeckt. Danke!

Self made

27 Liter Quittensaft ist das Resultat der diesjährigen Ernte. Mit den anderen Säften aus weißen, roten und schwarzen Johannisbeeren, Himbeeren, Stachelbeeren und Brombeeren und einigem an Äpfeln reicht der Vorrat entspannt für viele Monate. Der Jahresvorrat an getrockneten Apfelringen wartet aufs Verspeisen. Wenn es so weitergeht mit der Weltentwicklung werde ich doch auch über die Anschaffung eines Weck-Einkochers nachdenken.

Was hat mich das als Kind genervt, wenn in unserer alten Kinderbadewanne die kleinen Gurken gewaschen lagen und wir tonnenweise Senfkörner drüberkippten, stundenlang Zwiebelringe geschnitten haben und Dill abgezupft, damit das Ganze dann in den Weckgläsern, die heute als schick im Miniformat für Nachtische gelten, eingekocht werden kann. Zwetschgenberge entsteinen, Kirschen entsteinen, tonnenweise Äpfel schälen und schnippen, um Apfelmus einzumachen und vieles, vieles mehr. Klar ist das megacool, wenn man im Winter ans Regal geht, am Gummiring zieht und zack!, ist das Selbstgemachte genießbar. Einkochen hat den praktischen Vorteil, dass man nur einmal Strom braucht zum Einkochen selbst, der Inhalt ist dann problemlos haltbar. Nicht so wie letztes Jahr meine Kürbissuppe, die ich in Gläsern kochend eingefüllt habe und nach mehreren Wochen bemerkte, dass die nicht alle dicht waren. Das sind die Momente, in denen man durchaus wenig druckreife Worte findet nach all der Arbeit mit den harten Kürbissen.

Trocknen ist bei uns sehr beliebt, das geht über Obst (selbstgetrocknete Aprikosen, Pfirsiche, Apfelringe und vieles mehr) und Pilze (von vertrauenswürdigen Menschen gesammelt) bis hin zu Fruchtledern, auch hier habe ich nur einmal den Energieeinsatz beim Trocknen, dann hält sich alles ohne weitere Hilfsmittel.

Ebenso ist es mit den Teedrogen und Gewürzen aus dem Garten, die jetzt alle trocken sind und abgefüllt werden können. Das ist neben dem Einlegen von z.B. Johanniskraut in Öl das Beste vom Garten – du hast genau die Medizin, die du benötigst, denn im Garten wächst immer das am meisten, was man am dringendsten braucht. Letztes Jahr war das Schafgarbe, in diesem Jahr Johanniskraut. Ist das nicht erstaunlich, wie der Garten die Weltenläufe spiegelt?

In der Zeit, in der ich aufgewachsen bin, wurde den ganzen Sommer über eingekocht und unglaubliche Marmeladeberge wurden in Gläser gefüllt. Jede Sorte Obst wurde verarbeitet, entsaftet, geliert, Marmeladen hergestellt. Linzertorte ohne selbstgemachte Johannisbeermarmelade – undenkbar. Das Johannisbeergelee für die Terrassenplätzchen an Weihnachten musste stets extra gestellt werden, damit es keiner auffuttert, bevor die Kekse gebacken waren. Da hat niemand Marmelade oder Gelee gekauft und Rezepte galten als Familiengeheimnis.

Ich habe das Glück, dass ich viele Familienrezepte gesammelt und auch von meiner Schwiegermama ganz viele ihrer herrlichen Keksrezepte habe. Das ist ein Stück Familientradition, das wichtig ist, denn es prägt den Menschen. Das Essen der Kindheit ist selbst in der Therapie eine wichtige Hilfe bei Menschen mit Essproblemen – was hast du als Kind denn gern gegessen? Manchmal rettet das regelrecht Leben, so ein selbstgekochter Vanillepudding mit Schokostreußeln, den man direkt aus dem Topf leerschlecken kann.

Als ich Sonntagnacht den letzten Deckel auf die letzte Quittensaftflasche geschraubt und den Dampfentsafter saubergemacht und weggeräumt habe, war ich trotzdem froh – das war das Letzte, was in diesem Jahr eingemacht wird. Das war der Moment des tiefen Danks an den Garten, der 2021 ermöglicht hat, dass im Vorratsregal vieles steht, was wir nicht zukaufen müssen, aus eigener Herstellung mit dem Wissen, dass da niemals Dünger und irgendwelches anderes Zeug drangekommen ist. Nun darf der Garten ruhen, damit 2022 wieder genug wachsen kann.

Allen einen tatkräftigen Dienstag!

Saat und Ernte

Man säe nur, man erntet mit der Zeit.

Johann Wolfgang von Goethe

Manches ist für das neue Jahr schon eingesät und ruht nun im Boden, um Kraft zu sammeln für das Frühjahr. Steffi hat den umgeschorenen Acker fotografiert im Gegenlicht. Danke!

Seltsame Momente

Manchmal ist das Leben die reinste Achterbahn. Dinge ereignen sich gelegentlich so schnell, dass man nicht hinterherkommt, sich alles überschlägt und zu einem seltsamen Brei vermischt wird, den man nicht mehr unterscheiden kann. Einzelne Punkte stechen dann heraus, Momentaufnahmen, die mit dem Ereignis nicht mal etwas zu tun haben müssen, einem aber auffallen wie ein Stück Wald, in dem es punktuell plötzlich anfängt zu regnen, man fast bis an die Knöchel im Matsch versinkt und dann beim nächsten Schritt auch damit rechnet und auf Steinen landet. Auf andere Gleise verlegte Züge erscheinen einem dann nur konsequent. All das ist eben das Leben, das immer wieder mal für Überraschungen sorgen kann.

Sehr erfreulich ist, dass eine Cardeagruppe ihr erstes Jahr am Wochenende vollendet hat und nun mit Schwung ins zweite Ausbildungsjahr startet und am nächsten Wochenende der Nachfolgekurs beginnt. Für manche fühlt sich das so an wie früher das Versetztwerden in die nächsthöhere Klasse. Jetzt ist man kein Anfänger mehr, sondern  weiß schon mehr als ein Jahr zuvor und sieht Dinge vielleicht  schon ganz anders. Es wächst das Bewusstsein, dass in jedem Menschen wahre Wunder vorhanden sind, wenn man denn bereit ist, sie zu suchen und zu finden.

Am Dienstagabend findet in der Alten Synagoge in Kitzingen Teil 1 (Teil 2 Dienstag, 23. 11.) um 19.30 Uhr der Kurs „Wie Veränderung gelingt“ statt – wer da mit am Start sein mag, bitte direkt bei der VHS Kitzingen anmelden! Ich freue mich sehr auf diesen Abend, denn zu Veränderungen werden wir gerade alle massiv aufgefordert und der Kurs bezieht sich auf die von uns selbst gewünschten und initiierten Veränderungen, die oft genug scheitern. Wir schauen uns an, warum unsere guten Vorsätze oft nach zwei Tagen schon nicht mehr gefragt sind und was man dagegen tun kann. Herzliche Einladung!

Einen freien Platz haben wir noch für unseren Kurs, der am Samstag, 27. 11., 9 Uhr startet: „Meine innere Mitte finden“. Hierfür braucht es keinerlei Vorkenntnisse. Ich vermute, dass wir alle es gefühlt sehr nötig haben, in unsere innere Mitte zu kommen, um für den Winter gut gerüstet zu sein. Wer Infos braucht und/oder sich anmelden mag, kann das hier sehr gern tun: https://www.seelengarten-krokauer.de/mittefinden/#mittefinden

Freie Plätze gibt es auch noch zu unserem Freukurstag am Sonntag, 28. 11. 9 bis 16 Uhr: Aromapflege, Geheimnis der Rauhnächte und Räuchern zwischen den Jahren. Der Kurs richtet sich an alle Interessierten, dafür sind keinerlei Vorkenntnisse nötig, aber eine Anmeldung. Das geht direkt hier:

https://www.seelengarten-krokauer.de/aromapflege/#Aromapflege

Allen einen guten Wochenstart!

 

Am 1. 11. standen wir in Stephansried im strömenden Regen am Denkmal, das auf dem ehemaligen Grundstück von Sebastian Kneipps Elternhaus steht.

Was in uns liegt

Was vor uns liegt und was hinter uns liegt ist nichts im Vergleich zu dem, was in uns liegt. Wenn wir das, was in uns liegt, nach außen in die Welt tragen, geschehen Wunder.

Henry David Thoreau, 1817-1862

Wunder sehen wir jeden Tag in der Natur, wenn wir so wie Sigrid mit diesem Photo achtsam hinschauen.

Nichts ist wie es scheint

Fotos aus Bornholm und von nebligen fränkischen Landschaften sind eingetroffen. Das freut mich sehr, denn meine “Außenaugen“ machen so großartige Bilder. Jeder Impuls entsteht auf diese Weise: zuerst kommt das Bild und dann entwickelt sich daraus die Suche nach dem passenden Zitat und dem Impuls. Maximal 12 Minuten darf es inklusive ins Netz stellen dauern, das ist die Challenge, die damit verbunden ist.

Annes Foto führte mich zum Zitat des in Würzburg geborenen Malers und Dichters Max Dauthendey und als ich es las, war mir, als würde der Künstler mit der Sprache malen. Als Kind fand ich Landschaftsbeschreibungen langweilig. Ich hoffte stets auf wenig Beschreibung und viele Dialoge. Die Freude am Landschaftsbeschreiben kam später, mit Stifters „Bergkristall“. Ich verstand, wie schwer es ist, Landschaften mit Worten zu beschreiben, so, dass man sie sich lebhaft vorstellen konnte.

Vor einigen Tagen saß ich eine Stunde lang Gabriele Münters „Kahnfahrt“ gegenüber. In Ermangelung anderer Ablenkung schaute ich mir das Bild an. Nach und nach entstand in meinem Kopf eine Geschichte dazu. In welchem Verhältnis standen die Menschen in diesem Kahn zueinander? Der Mann, die zwei Frauen, das Kind? Was mochte in ihren Köpfen vorgehen? Während ich das Bild betrachtete und mir meine Gedanken dazu machte, wurde es lebendig. Ich hörte das Eintauchen der Ruder, die Berglandschaft im Hintergrund wurde ebenso lebendig wie die sommerliche Atmosphäre. Die Menschen auf dem Bild bekamen eine Geschichte, eine Biografie und einen Zusammenhang. Der konnte so sein, aber auch ganz anders. Ich staunte, denn bislang hatte ich das Bild viele Male gesehen, aber irgendwie darüber hinweggeschaut. Nun, direkt einem Plakat mit exakt diesem Bild gegenübersitzend, zum Warten verurteilt, konnte ich zum ersten Mal etwas mit diesem Bild anfangen. Vielleicht, weil ich es das erste Mal wahrhaft angeschaut habe.

So ist es oft – manches langweilt uns und wir wollen es gern überspringen, bis wir bemerken, dass gerade diese Langeweile etwas in uns verändert: die Zeit wird eine lange Weile und das tut den Nerven gut. Bilder, die wir zu kennen meinen und von denen wir behaupten würden, dass sie uns schon alles gesagt haben, sind mit einem Mal lebendig, schicken Botschaften und interagieren mit dem Betrachter.

Fazit: Die Dinge sind oft nicht so, wie sie scheinen. Hinter langweiligen Sachen verbergen sich spannende Welten, wenn man sich darauf einlässt. Hinter Bildern, die man sieht, aber nicht wahrnimmt, verstecken sich Geschichten, eröffnen sich Perspektiven. Wie viel Welt, Leben, Menschen, was immer mag ich bereits übersehen haben bisher durch meine Unachtsamkeit?

Allen ein entdeckungsfreudiges Wochenende!

Danke an Theresa für das tolle Bornholmfoto, das sofort Lust auf mehr Meer macht.

Würzburg

Der Himmel badete all sein Leuchten darin. Ein weiches Silberblau und rauchdüstres Violett und matte, bleierne Wolkennebel, durchglommen von lüsternem Weinrot, wie Frauenlachen. Aber dann plötzlich blank wie Metallspiegel und nun wieder schillernde, stechende Irisfarben, giftig und tückisch, das ruhige Licht mit wirren Spiegelungen ätzend. Die Sonne sank. Gelbbraune und graue Töne glitten kühl über die Stadt, über den Höhen am Horizont schlang der Abendschein flackernde Rotglut. Zwischen den Bergeinschnitten quollen Lichtströme von Westen nach Osten und füllten die Täler mit goldenem Dunst und sich müde dehnendem Schattenblau.

 

Max Dauthendey, 1868–1918, in Würzburg geboren

 

November vor einem Jahr mit beleuchteter Festung. Danke an Anne für das  Würzburgfoto!