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Reinige die Hütte!

Sie [Die Anwendungen] wirken nicht nur auf den Körper allein, sondern ganz besonders auf den Geist. Ist der Körper die Hütte, so darf man annehmen, dass es dem Geist wohler ist, wenn eine Hülle gereinigt und von krankhaften Stoffen befreit ist.

Sebastian Kneipp, 1821 geboren

Das ehemalige Badehäuschen, in dem Pfarrer Kneipp seine berühmten Güsse verabreicht hat.

Tipps gegen Stress

Nachdem unser Gehirn mit der Ausstattung des Frühmenschen auf Stress reagiert, als wären der Telefonanruf, die Ansage vom Chef, der Straßenlärm oder was immer uns nervt der Säbelzahntiger, der unser Leben bedroht, müssen wir an anderen Stellschrauben drehen, wenn wir mit Chaos im Leben klarkommen wollen. Sprich: Wir dürfen uns nicht darauf verlassen, dass unser jüngster Hirnteil, der präfrontale Kortex, unterscheidet zwischen überflüssigem Anschiss und Lebensgefahr, sondern müssen vorher das System entspannen (davon mal ganz abgesehen: Ein dauergestresstes Gehirn KANN nicht mehr unterscheiden!).

Wie geht das? Pfarrer Kneipp vertrat da ziemlich hochmoderne und hilfreiche Ansichten. Er propagierte eine kräftige, einfache, saisonale und regionale Küche. Tägliche Bewegung an der frischen Luft war ihm ebenso wichtig wie der Einsatz von Heilkräutern (auch als Küchenkräuter oder Tees), über allem schwebte die gesunde Lebensordnung (die hochmodern ist übrigens) und der bekannteste Teil der Kneippanwendungen, der Einsatz von Wasser.

Was hilft bei Stress? Wie wäre es, wenn du morgens aus dem Bett mit gut gewärmten Füßen kommst und dann als erstes ein paar Schritte übers nasse Gras im Garten gehst? Alternativ kannst du im Zimmer bei geöffnetem Fenster Zimmergymnastik betreiben. Am Mittag nach dem Essen könntest du dir einen Leberwickel zur Verdauungsförderung gönnen mit Schafgarbentee oder besser noch kalt aufgelegt und nachruhen (entgiftet und ist ein Geheimtipp vor allem bei depressiver Verstimmung) oder ein Armbad nehmen, was als Kneippespresso gilt und am Abend bringt dich nichts schneller in den Schlaf, als mit warmen Füßen einen kalten Knieguss zu nehmen oder den gesamten Körper in wenigen Minuten mit kaltem Essigwasser abzureiben und danach gleich  ins warme Bett zu steigen – das Kopfkino hat dann Pause.

Wer nicht rechtzeitig für seine Gesundheit sorgt, braucht später viel Zeit fürs Kurieren von Krankheiten. Kneipp hat Hilfen für zahllose Lebenslagen entwickelt – allesamt höchst wirksam und hilfreich, auch im Hinblick auf die Stärkung unseres Immunsystems. Einfache Sachen, die jeder selbst daheim machen kann, denn einen Wasserschlauch hat jeder oder eine Dusche, an die man ein Gießrohr anbringen kann. Wir werden in Zukunft wieder sehr viel mehr selbst für unsere Gesundheit tun müssen, weil die Kassen überlastet sind  und wir lernen dürfen, dass Gesundheit zunächst ein Thema jedes Einzelnen ist. Dann kann man es doch auch mit bewährten, schlichten und höchst alltagskompatiblen Dingen versuchen, oder? Wir werden euch immer wieder hier hilfreiche Tipps dazu geben, die jeder selbst problemlos in den Alltag einbauen kann, denn die Anwendungen Kneipps sind in aller Regel Sekunden- bis Minutensachen.

 

Mal für euch hier eine meiner Zeichnungen, die die Lernenden bei uns oft genug tapfer erdulden müssen – der Mensch der Frühzeit war sehr oft in Lebensgefahr. Bei Stress reagiert unser Gehirn nach wie vor wie damals – Angreifen oder Flüchten waren die Alternativen.

Dann kommt das Ach und Weh

Alles will gesund und kräftig sein und lange leben, aber tun will man nicht; da lässt man alles gehen, was dazu verhelfen, könnte; so töricht lebt und handelt man. Wenn dann aber das Übel da ist, wenn einem das Messer an der Kehle sitzt, dann kommt das Ach und Weh.

Sebastian Kneipp, 1821-1897

Pfarrer Kneipp, vor 200 Jahren geboren

Achte den Genius loci

Kälte unter den Menschen ist ein schwerwiegendes Problem. Einsamkeit wird wie körperlicher Schmerz verarbeitet und Kälte schließt aus. Kälte entsteht, wenn Menschen Mobbing erleben, wenn Kinder nicht mitspielen dürfen, wir ausgegrenzt werden. Wärme entsteht, wenn sich Arme, Herzen oder Türen öffnen, wir uns willkommen fühlen und aufgenommen.

Es kann so einfach sein, sich wohl zu fühlen. Natürlich verwirren uns Menschen, die anders denken, sprechen oder leben wie wir. Das liegt in der Natur der Sache. Wir kennen ihr Leben, ihre Sprache, ihr Land, ihre Religion vielleicht nicht oder haben nur etwas darüber gehört, was wenig nutzt. Etwas hören heißt nicht, etwas zu wissen, sondern sorgt oft genug für Fehleinschätzungen. Wir glauben auch oft, wir müssten andere Menschen verstehen, um mit ihnen arbeiten und leben zu können. Ich fürchte, dass wir dieses Kriterium an unsere Zeit anpassen müssen. Wir werden nicht mehr warten können, ob und bis wir alle anderen Menschen, um mit ihnen über die Zukunft des Planeten zu sprechen.

Was braucht es? Die Bereitschaft, Menschen zu belassen, wie sie sind. „Urteile erst über einen Menschen, wenn du drei Monde in seinen Mokassins gelaufen bist“, heißt es in einem sehr hilfreichen Sprichwort. Wer nicht drei Monde Zeit hat, darf den Gesprächspartner einfach mal so nehmen, wie er ist. Jeder ist jenseits aller Religion, Sprache, Kultur etc. schlichtweg Mensch mit vergleichbaren Bedürfnissen, eben geprägt durch den genius loci, den Geist des Ortes, wo er lebt und agiert. Wir kennen das oft nicht, sondern brauchen einen offenen Geist, um miteinander die übergeordneten Weltthemen zu besprechen.

Vorschlag: Der Planet hat nicht mehr alle Zeit der Welt, um erhalten zu bleiben. Wie wäre es, wenn wir unsere Befindlichkeiten im Großen (damit ist die weltpolitische Bühne gemeint) und im Kleinen (das gilt für jeden Einzelnen von uns) beiseite schieben, weil sie nicht lösbar sind (wenn wir warten, bis Länder die Menschenrechte anerkennen, Kriege beenden etc. werden wir niemals vorankommen) und uns den übergeordneten Themen des Planeten zuwenden? Wenn wir da auf guten Wegen sind, haben wir die „Fremden, Anderen“ vielleicht schon etwas besser kennengelernt, falls nicht, wäre dann der richtige Zeitpunkt dafür gekommen, von anderen zu lernen, zu hören und zu staunen, wie sie mit Dingen umgehen.

Für uns sind Kartoffeln ein Alltagsprodukt, in anderen Ländern ein kostbares Geschenk der Pacha Mama, der Erdmutter, die unzählige Sorten wachsen lässt – allein an diesem Beispiel können wir so vieles voneinander erfahren, neu Respekt erleben, den Horizont erweitern und erleben: So hab ich das noch nie gesehen, das ist ja interessant! Dann verändern sich auch unsere Scheuklappen, sie werden weit, im Idealfall fallen sie ganz ab.

Wärmen wir unser Herz. Sorgen wir für warme Füße und Hände und öffnen die Herzenstür für die Menschen, die Begegnung brauchen, um aus der Erstarrung zu kommen.

Allen einen kraftvollen Dienstag!

 

Das Foto zeigt die Steinstelen im Sonnenlicht. Großartig, wie sie Landschaft prägen und rahmen.

Sei herzlich!

Viel Kälte ist unter den Menschen, weil wir nicht wagen, uns so herzlich zu geben wie wir sind.

Albert Schweitzer, 1875–1965

Die Rose im ersten Frost des Herbstes – zauberhafte Glitzerdiamanten im frühen Morgenlicht.

Vom Gleichgewicht oder: Der Barfußindianer

Ich liebe dieses Foto wegen der beiden Steinstelen im Garten von Primavera. Sie erinnern mich stets an das Wort „Erdakupunktur“, das ich vor Jahren bei Marko Pogacnik entdeckte, der mit solchen Steinstelen Landschaften ins Gleichgewicht bringt. Es kann eine wundervolle Aufgabe sein, sich um Gleichgewicht zu kümmern, oder? Alles im Leben strebt nach Homöostase, dem Ausgleich in Systemen. Ein gestresstes System wünscht sich Entspannung, ein gelangweiltes Abwechslung, ein krankes Gesundheit und so weiter. Alles strebt nach Ausgleich. Deshalb sind wir immer wieder eingeladen, zu prüfen, ob wir uns nach großen Ausschwüngen in die eine oder andere Richtung wieder einmitten können.

In Märchen ist der mittlere Weg oft der zielführende, den manchmal der „Dummling“ geht, der unbewusst Agierende, der sich jedoch nicht von seinem Ego auf andere Wege hat wegleiten lassen. Das Ego, unser Willi-Ich, das dauernd etwas haben will und hat es was, stellt es fest, dass das Gras des Nachbarn grüner ist und deshalb muss sofort … ihr kennt das Muster.

Die Natur findet im Lauf vieler Jahrtausende ihr Gleichgewicht wieder, wenn nicht eingegriffen wird. Wir finden auch unser Gleichgewicht, wenn uns bewusst wird, wo wir die Mitte verloren haben. Dann können wir aktiv den Ausgleich suchen. Ein entspanntes Leben auf Dauerschleife wäre vermutlich allen irgendwann zu langweilig, nur Stress macht krank.

Das krasseste Entstressungsmittel habe ich diese Woche erlebt. Auf dem Programm der Fortbildung stand „Barfußpfad gehen“. Wir alle wegen der Temperaturen gut eingemummelt am Start. Der Barfußindianer kommt, Toni Fenkl. Im Hemd mit Weste drüber, Ärmel aufgekrempelt, mit Sandalen ohne Socken und kurzer Lederhose. Alle Mann Schuhe aus und die ersten 200 Meter über die gefrorene Wiese, weil Bodenfrost. Der Pfad ist knapp zwei Kilometer lang. Er führt durch stehendes und fließendes Gewässer, durch ein Schlammloch, über Steine, Balken, Blähtonkügelchen (die Hölle!), das kalte Gras kam uns mit der Zeit wie der weichste Teppich vor. Bei uns allen waren am Mittag die Füße warm wie vermutlich noch nie im Leben. Die Referentin des Nachmittags wunderte sich über eine restlos stumme Klasse, weil wir so fertig waren, dass keiner mehr irgendwas sagte und um 19 Uhr nach Kursende war wohl keiner von uns mehr in der Lage, irgendwas zu machen. Bestückt war die Wanderung mit Toni mit besten Zitaten von Kneipp, einem unglaublichen Wissen, der Einladung, jederzeit Schuhe wieder anzuziehen, wenn nötig – was ich zwischendurch durchaus auch mal gemacht habe – damit jeder lernt, auf sein Gefühl zu hören, und unfassbar viel Wissen, das auf dem Weg vermittelt wurde. Die Erfahrung war so, wie Toni das vorhergesagt hatte: „Ihr werdets merken, wie gegroundet ihr neudeutsch gsagt dann seid.“ Sprachs, sprang sandalenbekleidet und weiterhin ohne Jacke und Socken auf sein Radl und fuhr mit wehendem Bart und Haar mit blitzenden lebendigen Augen an uns vorbei nach Hause. Tiefsten Respekt für diese eindrückliche Lerneinheit. Übrigens ist das jetzt mehrere Tage her und keiner ist krank geworden bisher. Soviel zu unserer fixen Vorstellung, das man sofort krank wird, wenn man Ende Oktober barfuß anderthalb Stunden herumrennt im Freien.

Wo bist du schon eingemittet und wo brauchst du dringend einen Ausgleich? Wenn dir das im Moment gar nicht greifbar erscheint – Ende November starten wir mit dem Mitte-Kurs, vielleicht suchst du ja nach alltagstauglichen Miniinterventionen, um dich innerlich runterzufahren? Hier ist der Link zum Kurs:

https://www.seelengarten-krokauer.de/mittefinden/

 

Von Herzen einen guten Start in die neue Woche. Es ist ja nicht so häufig, dass ein neuer Monat auch mit einem Montag beginnt. So etwas finde ich großartig.

Freundliche Mittel

Das Wasser ist nicht böse, es ist ein liebliches, ein freundliches Mittel der Besserung und Heilung.

Sebastian Kneipp, 1821–1897

Dieses herrliche Armbecken steht im Garten von Primavera.

Bist du freundlich?

Morgenstern, dessen Galgenlieder ich sehr schätze, war dem Gras gegenüber schonungsvoll beim Darübergehen, denn ihm war bewusst, dass die meisten Menschen darauf nicht sonderlich achten. An dieser „Grausamkeit der Menschen“ hat sich nichts verändert. Morgenstern allerdings bemerkte auch die Grausamkeit der Natur, die gnadenlos sein kann. Auch das ist ein bedeutsamer Umstand, denn die Natur kann sich heftig zeigen in Wind, Sturm, Wasser, Erdbeben und Feuer. Dann sind wir Naturgewalten hilflos ausgeliefert, denn dagegen können wir uns nicht schützen.

Ein schonungsvoller Umgang mit allem wäre ein Verhalten, das wir heute so fein mit dem Begriff der Achtsamkeit umschreiben. Achtsamkeit ist eine wunderbare Alltagsübung übrigens. Dieser Tugend frönen wir bei unserem neu startenden „Mittekurs“, bei dem es an den Kurstagen um die Frage nach der eigenen inneren Mitte geht, die bei vielen Menschen in den letzten Monaten verloren gegangen ist. Unsere Mitte wieder finden – mit kleinen Alltagsübungen und Bewegungseinheiten, die uns helfen, wieder mehr ins Bewusstsein für uns selbst und die Welt zu kommen auf eine ruhige, unaufgeregte Art. Wir sind oft zu schnell auf 180 in dieser Welt, das muss gar nicht sein und bringt auch wenig. Mehr innere Ruhe, Eingemittetsein, Kraft wahrnehmen ist hilfreich und genau das geht uns immer wieder und immer mehr verloren.

Ab und an dürfen wir uns erinnern. An unsere Kraftquellen, unseren Weg, unser Sein. In Ruhe, in Freude, in Freundlichkeit uns selbst gegenüber.

Bist du freundlich dir selbst gegenüber oder nur zweckbestimmt gegenüber anderen? Bist du echt, authentisch oder schillert deine Oberfläche und spiegelt, was dein Gegenüber sich vorstellt? Folgst du dem Wahren, Schönen und Guten im Leben?

 

Allen einen freundlichen Gruß zu einem hoffentlich guten Wochenende mit einem Bildergruß vom Primaveragarten in Oy-Mittelberg, wo wir kürzlich zu Gast sein durften.

Schonungsvoll sein

Wer die Grausamkeit der Natur und der Menschen einmal erkannt hat, der bemüht sich, selbst in kleinen Dingen wie dem Niedertreten des Grases schonungsvoll zu sein.

Christian Morgenstern, 1871 – 1914

Es ist zwar kein Gras, aber faszinierend, dass an diesem Schilfrohr die Samen wie Löwenzahnblüten hervorquellen.

Schlicht und wirksam

In diesen Tagen befassen wir uns mal wieder sehr intensiv mit den Erkenntnissen von Sebastian Kneipp. Es gehört viel Mut dazu, so einen Lebensweg wie Kneipp zu gehen. Er war der Sohn armer Weber und musste bereits als Kind richtig viel mitarbeiten, um das Überleben der Familie zu sichern. Er wollte unbedingt Priester werden und legte sich alles, was er nebenher verdienen konnte, auf die Seite, um mit seinem 21. Lebensjahr zu schauen, wer ihm helfen könnte, Priester zu werden. Er sparte jeden Pfennig. Kurz vor seinem 21. Geburtstag brannte sein Elternhaus nieder und damit alles Geld, das er mühsam erspart hatte.

Kneipp jedoch hielt an seinem Wunsch fest und vertraute darauf, dass er schon Priester werden würde, wenn Gott das so will – er fand einen Mäzen, machte sein Abitur und studierte Theologie. Er erkrankte schwer an Tuberkulose und es gab wenig Hoffnung, dass er seinen Abschluss machen könnte. Ihm fiel ein Buch in die Hand von Hahn, dem berühmten „Wasserdoktor“, über die Wirkung von Wasseranwendungen. Kneipp las aufmerksam das Buch und begann fortan mit Bädern in der im November sehr kalten Donau. Er genas im Lauf vieler Monate vollständig und vertraute fortan in vielen Tausenden von Fällen der Kraft des Wassers. Viele Prozesse ertrug er, er eckte ohne Ende an, da er als Priester kein Arzt war und den Ärzten und Apothekern durch seine Heilerfolge rein mit Wasser und Kräutern angeblich Verdienste wegnahm. Unbeirrt ging der spätere Monsignore seinen Lebensweg und schuf ein überzeugendes Programm zur Gesunderhaltung und Gesundung der Menschen, die erkannt haben, dass die moderne Lebensführung nicht immer dem Besten dient.

Wasser, Bewegung, Heilpflanzen, Ernährung und – wie eine übergeordnete Klammer alles umfassend – die Lebensordnung sind die fünf Säulen der Kneippschen Lehre. Alle Anwendungen sind schlicht, mit einfachen Mitteln zu erreichen und von jedem anwendbar, vom Säugling bis zum Senior. Nicht nur kalte Güsse bietet das System, das wie kaum ein zweites die Selbstheilungskräfte des Körpers fördert und die Abwehrkräfte stärkt.

Ich finde, dass wir in diesen Zeiten sehr von Kneipps Erkenntnissen profitieren können. Keine einzige Anwendung ist kompliziert oder wäre nur mit Riesenaufwand und finanziellem Einsatz umsetzbar, im Gegenteil. Oft genügt eine Gießkanne und wer auch das nicht hat, findet sicher einen kleinen Bachlauf oder eine Wiese zum Tautreten, oder? Wer in seine Gesundheit investiert und das jeden Tag, muss weniger Zeit, Geld und Ressourcen aufwenden, um wieder gesund zu werden, wenn er durch unsere Lebensführung und alles, was Tag für Tag auf uns einprallt, krank geworden ist.

Es gehört viel dazu, seinen Kindheitstraum so vehement und unbeirrt zu verfolgen, weil er nicht anders konnte, wie Kneipp das tat. Er war mutig und gerade heraus, sicherlich nicht jedermanns Liebling, aber er hatte einen liebevollen Blick auf Menschen und ihre Schwächen, wenngleich er mächtig wettern konnte gegen „Verweichlichung“ und Zivilisationskrankheiten. Letztlich half er, wo er konnte und gab nicht auf. Mich inspiriert so ein Vorbild im Dranbleiben in Zeiten, in denen vieles nicht mehr trägt. In meiner Arbeit mit Klienten erlebe ich oft, dass der Glaube (an was auch immer der Mensch glauben mag) wahrlich Berge versetzen kann. Und dass einfache Dinge oft am besten wirken.

Allen einen liebevollen Freitag!

 

Solche Tafeln findet man in Bad Wörishofen mit vielen hilfreichen Gesundheitstipps von Pfarrer Kneipp.

… oder wir machen einen!

„Entweder wir finden einen Weg, oder wir machen einen.“ Diese klare Aussage wird Hannibal zugeschrieben, der sonst eher gern vor Türen stand. Das ist schon eine Ansage. Entweder gibt es Lösungen oder wir kreieren eben welche, könnte man das auch übersetzen. Hannibal war Feldherr, ein Krieger und Eroberer, dem war das relativ egal, wie die Elefanten über die Alpen kommen, Hauptsache, auf der anderen Seite landen. Manchmal braucht es im Leben auch so eine Klarheit, dass man weiß, was man will und wohin man will und sollte es dafür keine bewährte Reiseroute geben, dann entwickelt man sie halt, weil man keine Lust darauf hat, auf irgendwelche Fremdlösungen zu warten. Nimmt man der Aussage ein wenig die machtpolitische Komponente, könnte das durchaus in unseren vagen Zeiten ein Ansporn sein, seine eigenen Wege zu entdecken und zu gehen, weil wir mit den Dauerschleifen unserer Verhaltensweisen so langsam erkennen müssen, dass wir unterwegs sind im Leben wie Menschen mit Panik im Kreisverkehr. Sie bleiben halt mal einfach eine Stunde auf dem engsten Kreis unterwegs, bis sie wieder die Nerven haben, rauszufahren.

Wir rasen im Kreisverkehr des Lebens herum, wünschen uns Abfahrten und merken nicht, dass wir es sind, die das Steuer bewegen. Im Leben braucht es immer wieder mal gewaltig Mut, um etwas anders zu machen als gewohnt. Wenn das, was beim Gewohnten als Resultat herauskommt, nur noch nervt, brauche ich nicht noch fünf Runden vom Gleichen, oder?

Mach dir bewusst: Wo im Leben brauchst du einen neuen Weg? Gibt es bereits brauchbare Alternativen, die du gehen kannst oder machst du es wie Hannibal und ebnest dir deinen ureigenen Weg? Hast du am Start, was du dazu brauchst oder was fehlt dir? Man muss nicht immer schon die Komplett-Sicher-Ausstattung an Bord haben, um erste Schritte zu gehen. Manche Ressource gabelt man erst unterwegs auf.

Allen einen spannenden Jupitertag.

 

Anne hat in Spanien fotografiert. Danke von Herzen für dein Foto!

 

Auf Wechsel gefasst sein

Das Leben gehört dem Lebendigen an, und wer lebt, muss auf Wechsel gefasst sein.

Johann Wolfgang von Goethe

Lebendig und regelrecht glühend erscheint manchmal der Abendhimmel. Christoph hat diesen Anblick festgehalten. Danke!

Auf Wechsel gefasst sein

Das Leben gehört dem Lebendigen an, und wer lebt, muss auf Wechsel gefasst sein.

Johann Wolfgang von Goethe

Lebendig und regelrecht glühend erscheint manchmal der Abendhimmel. Christoph hat diesen Anblick festgehalten. Danke!

Abschiede und Zeitläufte

Derzeit ist viel los. Vielleicht nur bei uns, doch höre ich das auch von anderen Menschen. Das Tempo zieht an und daran wird sich sicher nichts mehr verändern, denn das gehört zu den Zeichen der Zukunft. Wir werden lernen, mit dem Tempo anders klarzukommen, sonst geht es uns wie dem Hamster im Rad, dreht es sich zu schnell, fliegt er mit viel Schwung hinaus.

Oft ist es sehr hilfreich, wenn alles nur rast und einem an den Ohren vorbeipfeift, einen Schritt zurückzutreten. Durchzuatmen und zu staunen. Aha! Was ist da denn gerade los? Aha! Sowas aber auch! Ein Problem? Nein! Ein Phänomen. Etwas, das ich anschauen, untersuchen, wahrnehmen kann. Vielleicht ist es hilfreich, lädt mich zu guten neuen Wegen ein oder zum Einsatz besserer Schuhe für den bisherigen.

So viele Informationen prallen auf uns ein. Letzte Woche habe ich zutiefst erfahren, dass all dieser Lärm draußen irrelevant wird, wenn andere Themen anstehen. Wenn es vollkommen egal ist, was im Außen passiert, weil es Wichtigeres gibt als irgendwelchen Krach im Außen. Was ist wahrhaft wichtig? Das Leben an sich, als Wert, als Geschenk, als Kostbarkeit. Es noch zu haben oder zu verlieren kann ein einschneidendes Erlebnis sein. Menschen auf ihrem Weg zur letzten Türe im Leben zu begleiten ist tiefgreifend und wichtig. Entscheidend für mich war, dafür zu sorgen, dass alles gut verläuft, wesentliche Begegnungen noch stattfinden können und wie schwer es ist, etwas zu akzeptieren, was alles verändern kann. Hierbei zu begleiten, zu stehen und zu halten ist schwer, aber wichtig. Es braucht Ruhe, um Entscheidungen zu treffen. Ruhe, um Menschen bei sich selbst ankommen zu lassen. Ruhe, um Raum zu geben, Abschied zu nehmen, zuzulassen, dass Menschen gehen und nicht mehr wiederkehren.

Von manchen Menschen kann man sich in Ruhe verabschieden, weil sie lange krank waren und Entwicklungen absehbar sind. Von anderen nicht, da kommt der Abschied unerwartet, ungeplant. Keiner weiß, wie das für uns selbst aussehen kann. Der Tod ist ein Übergang, der uns alle erwartet. Keiner weiß, wie er darauf reagiert, wenn es ihn selbst oder Menschen, die er liebt, betrifft. Wir können uns darauf nicht wahrhaft gut vorbereiten oder üben. Wir können uns Gedanken machen und doch erscheinen Dinge surreal, wenn sie dann wirklich stattfinden. Alles braucht Zeit. Auch das Annehmen und mit etwas umgehen können.

Deshalb immer wieder wichtig, egal, in welcher Lebenssituation wir uns befinden: Nehmen wir Lärm, Chaos und Verwirrung ruhig wahr. Atmen wir durch. Treten wir einen Schritt zurück. Begeben wir uns in die Stille, um innerlich selbst wieder in die Mitte zu kommen. Verurteilen wir uns nicht, wenn wir aus unserer Sicht nicht adäquat reagieren. Wir sind Menschen, dürfen also verwirrt sein, Angst haben, keine Ahnung haben, wie wir etwas angehen oder gar lösen können. Weinen oder rumschreien, weil wir hilflos sind.

Fakt ist: Wege entstehen immer. Nötig dazu ist immer nur der erste winzige Schritt. Dann ergibt sich der nächste. Selbst wenn Wege im Dunkeln liegen, kommen wir mit kleinen achtsamen Schritten durchaus erstmal gut voran.

Allen, die gerade gestresst sind vom Lärm der Welt oder in schwierigen Situationen stecken, die vielleicht keine gute Lösung denkbar machen, eine liebe Umarmung. Seien wir verwirrt und traurig, wütend und durcheinander. Atmen wir durch. Und erlauben uns kleinere Schritte. Irgendwann wird daraus ein neuer Weg.