Monthly Archives: Februar 2022

Staunen

Die Menschen reisen in fremde Länder und staunen über die Höhe der Berge, die Gewalt der Meereswellen, die Länge der Flüsse, die Weite des Ozeans, das Wandern der Sterne; aber sie gehen ohne Staunen aneinander vorüber.

Augustinus von Hippo, 354-430

Die Meereswellen hat Stephanie vor Rügen im Bild festgehalten. Dankeschön!

Macht den Kindern Mut!

Schale sein, die sich füllt und erst dann ausgießt – das war gestern Abend ein schöner Moment im Stille-Seminar in Kitzingen in der Alten Synagoge, als eine Kursteilnehmerin diesen Text von Bernard von Clairveaux vorlas. Vorher hatten wir die Meditation der Liebenden Güte gemacht, die genau das thematisiert: Erst sich selbst versorgen, den Krug füllen, damit man ausgießen kann ohne Not.

Am nächsten Dienstag, 22. 2. 2022 (großartiges Datum!) ist in der alten Synagoge der Vortrag über „Salutogenese“. Gern einfach kommen, an der Abendkasse wird ein kleiner Unkostenbeitrag erhoben. Wir befassen uns mit der Frage, was uns gesund erhält und überlegen, was das mit Lebenssinn, Machbarkeit und Verständnis zu tun haben könnte.

Zweimal ging es gestern um Kinder in Terminen. Einmal um ein kleines wildes Kind, das sehr lebhaft ist, nachts oft aufwacht und etwas essen möchte, weil es großen Hunger hat, nicht gern mit anderen Kindern zusammen spielt und einen starken Willen hat. Das zweite Mal um einen Jungen, der gerade mit dem Ankommen im Gymnasium ringt. Die Leichtigkeit, mit der Grundschule gemeistert wurde, ist vorbei. Jetzt kommt es darauf an, sich gute Lerntechniken anzueignen und gut geführt zu werden, weil der dritte Verweis wegen Aggressivität im Raum steht.

Über Jahre habe ich einen Elterntreff geleitet, bei dem Eltern in Erziehungsfragen unterstützt wurden. Damals kamen stets die Eltern, die ohnehin sehr engagiert und achtsam waren. Ein Kind ist nichts, was ich „nebenher“ großziehen kann. Es verlangt tägliche Wachheit von den Eltern, Achtsamkeit und klare Regeln. Je kleiner das Kind, desto enger die Leitplanken, damit es Schutz und Sicherheit hat. Mit Dreijährigen muss ich nicht zwei Stunden diskutieren, welche Hose sie tragen. Elfjährige mit Wochenendbeschäftigung Spielkonsole und asozialen Medien wissen nicht, was sie da ihrem Gehirn antun.

Die letzten Jahre mit ihren Herausforderungen haben nichts Gutes beigetragen, damit Eltern und Kinder bestens aufgestellt sind. Ich sehe mutlose Kinder, die sich fragen, warum sie überhaupt in die Schule gehen. Junge Mädchen mit massiven Essstörungen, Schnittverletzungen. Verweigerung an allen Ecken und Enden.

Aufgefordert ist hier die Gesamtgesellschaft. Kinder sind Nachahmungswesen in den ersten sieben Jahren. Jugendliche brauchen Ermutigung, sich zu entwickeln. Junge Erwachsene benötigen Herausforderungen, um zu wachsen, Perspektiven und Möglichkeiten, sich zu probieren.

Kinder sind das Wichtigste, was eine Gesellschaft besitzt, denn sie werden die Zukunft gestalten. Das tun sie, stehend auf dem Fundament, dass die Erwachsenengeneration ihnen ermöglicht. Wenn wir die letzten 24 Monate nicht schleunigst verwandeln in Mut, wenn wir nicht aus der Angst herauskommen und, weiter Panik statt Machbarkeit füttern, töten wir das Potential von Genies. Dazu haben wir Erwachsenen kein Recht.

Es ist unsere Aufgabe, Kinder zu ermutigen. Ihnen die Schönheit des Planeten zu zeigen, damit sie ihn aus tiefer Liebe schützen. Sie mit Liebe zu hegen und zu pflegen, ein freundliches Auge auf sie haben mit der inneren Haltung eines Gärtners, der sehr wohl die Schere einzusetzen weiß, wenn es nötig ist, auch mal einen Stützstab anbringt oder etwas radikal beschneiden muss. Unsere Aufgabe ist es, ihr Potential zu heiligen, auf dass sie es quer gegen Paradigmen denkend und experimentierend nutzen, um unkonventionelle Lösungen zu finden. Out of the box-Denken lernt sich nicht in einem Umfeld der Einengung. Dazu braucht es Erwachsene, die wissen, dass jedes Problem Lösungen ermöglicht, die uns wachsen lassen. Die daran glauben, dass wir alle gemeinsam den Planeten retten werden. Die fördern und fordern, die leiten und erklären, wo es nötig ist. Die auf das lauschen, was aus dem Kind kommt und dem folgen, anstatt es in eine Form zu pressen, die nicht passt. Eltern sein ist eine Herausforderung. Helfen wir Eltern, ihren Auftrag bestmöglich zu erfüllen. DAS ist das beste Investment in die Zukunft der Welt.

 

Danke an Katja für die Sommervorfreude.

Schale sein

Wenn du vernünftig bist, erweise dich als Schale, nicht als Kanal,
der fast gleichzeitig empfängt und weitergibt,
während jene wartet, bis sie gefüllt ist.
Auf diese Weise gibt sie das, was bei ihr überfließt,
ohne eigenen Schaden weiter, denn sie weiß,
dass der verflucht ist, der seinen Teil verringert …

Wir haben heutzutage viele Kanäle, aber sehr wenige Schalen.
Diejenigen, durch die uns die himmlischen Ströme zufließen,
haben eine so große Liebe, dass sie lieber ausgießen, als ihnen eingegossen wird,
dass sie lieber sprechen als hören,
dass sie bereit sind zu lehren; was sie nicht gelernt haben und sich als Vorsteher über andere aufspielen, während sie sich nicht regieren können.
Lerne auch du, nur aus der Fülle auszugießen, und habe nicht den Wunsch, freigebiger als Gott zu sein.

Die Schale ahmt die Quelle nach. Erst wenn sie mit Wasser gesättigt ist, strömt sie zum Fluss, wird sie zur See.
Die Schale schämt sich nicht, nicht überströmender zu sein als die Quelle …
Du tue das Gleiche!

Zuerst anfüllen, dann ausgießen.
Die gütige und kluge Liebe ist gewohnt überzuströmen, nicht auszuströmen…
Ich möchte nicht reich werden, wenn du dabei leer wirst. Wenn du nämlich schlecht mit dir umgehst, wem bist du gut?
Wenn du kannst, hilf mir aus der Fülle, wenn nicht, schone dich.

 

Aus einem Brief von Bernhard von Clairvaux, 1090 – 1153

 

Danke an Sina für das Foto!

Wo gibst du dich ganz hin?

Hingabe – ein wunderschönes Wort. Wo gibst du dich ganz und gar hin, ohne Wenn und Aber?

Damit ist nicht gemeint, am Valentinstag Blumen zu schenken, sondern den Mut zu besitzen, sich einer Sache ganz zu verschreiben, mit Kopf, Bauch, Herz für etwas oder jemanden einzustehen.

Eltern mit behinderten Kindern pflegen oft hingebungsvoll ihre Kinder, ich begleite einige Familien in der Praxis und sehe das oft genug. Bis heute wird mein schwerstbehinderter Bruder in unserer Familie gepflegt. Nach inzwischen 53 Jahren weiß ich wirklich, was das bedeutet. Um einen Menschen zu pflegen, der eine schwerste geistige Behinderung hat, Kanner-Autist ist, durch unzählige Klinikaufenthalte und OPs mit dem damals geltenden Besuchsverbot für Eltern (nur durch die Scheibe durften wir ihn sehen) hospitalisiert wurde, querschnittsgelähmt ist und aufgrund zahlloser anderer Erkrankungen dreimal am Tag katheterisiert und sechsmal gewickelt werden muss, wissen wir in unserer Familie wahrhaftig gut, was Hingabe bedeutet.

Umgedreht ist es ebenfalls Hingabe – mein Bruder entscheidet nicht, wann und was er isst. Wie warm es im Zimmer ist. Ob er beim Waschen friert oder ob er es mag, wenn er die Musik hören muss, die mein Vater hört, der mit ihm lebt, oder dass er gar sagen könnte, ob ihm etwas wehtut. Wir haben gelernt, all das bei ihm wahrzunehmen und kommunizieren auf vielfältige Weise mit ihm, nur nicht über Sprache. Mein Bruder gibt sich in die Hände der Menschen, die für ihn die Verantwortung tragen. Er muss aushalten, was mit ihm geschieht. Welche Behandlung gegen sein seit vier Jahren offenes Knie angeordnet wird. Was er trinkt, isst und wann er schlafen soll.

Alte Menschen sind oft hingebungsvoll, wenn sie einander pflegen und versorgen, damit sie nicht in ein Heim gehen müssen. Eltern sind hingebungsvoll, wenn sie ihr schreiendes Baby stundenlang tragen und beruhigen, selbst hoffnungslos übermüdet. Partner sind hingebungsvoll, wenn sie einander in allem helfen, sich beim Wachsen und Entwickeln fördern und fordern. Chefs können ebenso wie Mitarbeiter hingebungsvoll sein, wenn sie lieben, was sie tun. Jeder hat die viele Möglichkeiten der Hingabe in jedem Lebensbereich.

Khalil Gibran schreibt in „Der Prophet“: Arbeit ist sichtbar gemachte Liebe. Ich glaube, das ist für mich mit die schönste Umschreibung für Hingabe.

Wenn du dich ganz gibst, verlierst du dich nicht. Du findest dich. Auf einer anderen Ebene. An dem Ort, von dem Rumi sagt: Jenseits von Gut und Böse gibt es einen Garten. Dort treffe ich dich.

Dir einen hingebungsvollen Tag.

 

Manuela schenkt uns dieses Himmelsfoto heute. Dankeschön!

Hingabe

Gemeinschaft ist nicht die Summe von Interessen, sondern die Summe an Hingabe.

Antoine de Saint-Exupéry, 1900-1944

Manche glauben, der Zug für Gemeinschaft sei abgefahren – niemals. Du entscheidest, ob du einsteigen magst oder nicht. Danke an Sina für das symbolträchtige Foto.

Ist das so?

Ein umfangreiches Wochenende liegt hinter uns. In der eigenen Fortbildung an den Abenden das wichtige Thema Burnout, der Cardea-Kurs mit dem wunderbaren Thema Virginia Satir, Aufstellungen und einer ausführlichen Frage- und Antwortrunde. Aufstellungen sind so bewegend. Die Themen waren intensiv und ich denke, da kann nun bei den Aufstellenden Einiges in Bewegung kommen, neu gesehen und angenommen werden. Wer gern aufstellen möchte, kann das wieder am 6. März tun, da haben wir drei Aufstellungstermine. Vor- und Nachgespräch sind verbindlich. Wer Interesse hat, darf sich gern bei mir melden!

Im Nachklang der letzten Woche habe ich nochmal darüber nachgedacht, was ich oft höre. „Ich will dieses und jenes.“ „Das steht mir zu.“ „Ich erwarte von xy etwas.“ „Du musst mich nehmen, wie ich bin.“ Ist das so?

Unsere Willenskraft ist überschätzt, davon haben wir nur eine begrenzte Menge. Was wir endlos haben, ist unser Willi-Ich, das dauernd quäkt: „Ich will dies! Dann das!“ Das ist Egowilli, er will immer was und kaum hat er das, nölt er nach dem nächsten, weil er niemals satt wird. Es ist ein Unterschied zwischen dem Egowilli und Willen. Wille ist gebündelte Energie, die fokussiert wird, um ein Ziel zu erreichen. Das kostet das System viel Energie, so dass unser Wille recht schnell verbraucht ist. Deshalb macht es Sinn,  Willen bewusst einzusetzen. Aber nicht, um andere Menschen dazu zu bringen, etwas für mich zu tun, das ist Manipulation.

Was steht mi zu? Im Grunde nichts. Alles, was an Gutem in mein Leben tritt, habe ich mir entweder erarbeitet oder ich habe es bekommen als Geschenk und darf mich freuen.

Ich erwarte – da kann ich lange warten. Ich habe nichts von anderen Menschen zu erwarten. Wenn ich jemandem etwas Gutes zukommen lasse, in welcher Form auch immer, ist das nicht in der Erwartung einer Erwiderung. Ich gebe, weil es Freude macht. Kommt etwas von außen zu mir, kann ich mich freuen. Aber es besteht darauf kein Anspruch. Das ist ein Denkfehler, der viel Leid bewirkt. „Ich erwarte Dankbarkeit“ ist eine krasse Aussage. Wenn ich aus Liebe etwas gebe, kann es nie mit Erwartungen verbunden sein.

Ich muss auch keinen nehmen, wie er ist. Ich kann ihn einfach stehen lassen, wenn ich nicht klarkomme mit der Art, wie er ist. Er darf sein, wie er ist, aber ich bin nicht verpflichtet, das zu akzeptieren. Verstößt jemand radikal gegen meine Werte, erlaube ich mir den Rückzug. Dann kann ich prüfen, ob meine Werte vielleicht seltsam sind. Wenn sie es nicht sind, muss ich niemanden „nehmen wie er ist“. Wenn er sein fixes Denken feiern mag, darf er das gern tun, ich muss nichts. Außer darauf schauen, dass ich in meiner Entwicklung vorangehe und da kann so ein Moment des Stutzens hilfreich sein, um anzuschauen, ob das, was ich denke, angemessen ist. Auch schlechtes Benehmen, Übergriffigkeiten, sprachliche Entgleisungen muss ich nicht akzeptieren. Da kann ich ein ruhiges Feedback geben und gehen. Mehr Energie ist die Sache vielleicht nicht wert.

Sprache ist Macht. „Des pack mer scho!“ „Des krieg mer hin!“ „Mein Gegenüber sagt …“ – fällt uns auf, wie aggressiv das ist? Freundlichkeit zu mir selbst und zu anderen kann helfen, sich besser in die Welt zu stellen.

Allen einen guten Wochenstart mit Frühlingsvorfreude und dem Genießen des Vollmonds diese Woche. Und Freundlichkeit im eigenen Kopf und nach draußen. Es wirkt wahre Wunder.

 

Mehr Meer. Danke, Theresa, für dein Foto!

Frühlings-Hoffnung

Hoffnung.

Und dräut der Winter noch so sehr
Mit trotzigen Gebärden,
Und streut er Eis und Schnee umher,
Es muss doch Frühling werden.

Und drängen die Nebel noch so dicht
Sich vor den Blick der Sonne,
Sie wecket doch mit ihrem Licht
Einmal die Welt zur Wonne.

Blast nur ihr Stürme, blast mit Macht,
mir soll darob nicht bangen,
Auf leisen Sohlen über Nacht
Kommt doch der Lenz gegangen.

Da wacht die Erde grünend auf,
Weiß nicht, wie ihr geschehen,
Und lacht in den sonnigen Himmel hinauf
Und möchte vor Lust vergehen.

Sie flicht sich blühende Kränze ins Haar
Und schmückt sich mit Rosen und Ähren,
Und lässt die Brünnlein rieseln klar,
als wären es Freudenzähren.

Drum still! Und wie es frieren mag,
O Herz, gib dich zufrieden;
Es ist ein großer Maientag
Der ganzen Welt beschieden.

Und wenn dir oft auch bangt und graut,
Als sei die Höll` auf Erden,
Nur unverzagt auf Gott vertraut!
Es muss doch Frühling werden.

Emanuel Geibel, 1815-1884

Annemarie hat Bärlauch im Wald fotografiert. Keine Sorge – nicht von 2022. Dazu ist es noch ein bisschen zu früh. Aber schon mal zum Vorfreuen!

Alter ist echt nix für Weicheier

Hoffen wir, dass viele heute Abend bei einer kleinen Tagesrückschau lauter kleine Goldmomente erinnern können, die den Tag über geschenkt worden sind. Wenn wir anfangen, in jedem Tag die kleinen Augenblicke zu erkennen, die wunderbar, schön, berührend und freudig sind, verschiebt sich unser Fokus vom Negativen auf das Positive.

Ein spannendes Kurs-Wochenende steht bevor mit den Themen Virginia Satir und Aufstellungen. Aufstellungen sind sehr bewegend und geben viel Aufschluss darüber, was in einem System lebt, es belastet und was die Fragen sind. So kann viel aufgelöst werden, zurückgegeben. Wir sind die erste Generation, die das kann. Eine wichtige Arbeit, eine Friedensarbeit für die Familien, denn der Krieg spielt bis heute in die Leben der Menschen hinein, ob bewusst oder unbewusst. An nicht wenigen Orten auf der Welt ist im Moment Krieg und wird neues Leid angelegt. Wenn wir aufstellen, stellen wir im Geist für die mit auf, die an ähnlichen Themen leiden, um sie zu stärken. Friedensarbeit beginnt immer im eigenen Herzen.

Der Pflegevormittag war eine gute Herausforderung heute. Alte Menschen können manchmal massiv verwirrt und dann auch sehr ärgerlich sein. Es war keine gute Woche, man sieht es an benutztem Geschirr im Schrank, an Wäschebergen, Chaos und Müll, Suchaktionen und Schimpfen, damit man nicht merken soll, dass es jemandem nicht gut geht. Jeder Vorschlag zur Verbesserung der Lage, zur Entlastung und Hilfe wird negiert. Das soll lieber ich übernehmen. So gehört es sich. Das sind die Erwartungen der Generation, die jetzt zwischen 85 und 90 Jahre alt ist. Damals war Pflege innerhalb der Familie üblich, da haben meist auch alle zusammen gewohnt und das ganze Programm ging zu Lasten der „Hausfrau“ (Hut ab vor allen Frauen, die das ausgehalten haben!). Wenn allein die Anfahrt fast eine Stunde dauert, ist das alles nicht so einfach. Da bin ich nicht mal schnell vor Ort.

Wenigstens haben wir jetzt mal den Hausnotruf auf den Weg gebracht. Wobei – das dachten wir auch bei der Patientenverfügung, der Vorsorgevollmacht und vielem anderem, bis wir die Unterlagen zum dritten Mal im Papiermüll fanden, sie wieder neu druckten und hörten: „Der Doktor sagt, dass ich das nicht brauche“. Hat der gute Doktor freilich niemals gesagt, aber der Vater will es einfach nicht ausfüllen. Dann kommen Diskussionen auf Marke „Kann er das überhaupt noch überreißen oder muss man ihn unter Betreuung stellen?“

Ich finde solche Fragen so heikel, dass ich sie für mich vorbeugend geklärt und die Menschen, die das vielleicht übernehmen könnten, bereits gefragt habe, ob sie mich betreuen würden und auch den Freibrief erteilt habe, das zum entsprechenden Zeitpunkt abzulehnen, man weiß ja nie, in welcher Lebensphase die Menschen dann sind. Ich sehe selbst, wie krass umfangreich das alles werden kann.

Beim Putzen finde ich ungebügelte Kleider an spannenden Stellen, werfe sicherheitshalber aus dem Gefrierschrank was weg, das kein Datum trägt, öffne Behälter und prüfe, ob das alles noch genießbar ist. Ich koche vor und höre dann, dass es nicht schmeckt und drei Tage später wird das gleiche Gericht gelobt und ich denke mir: What? Ein leeres Plastikgefäß, von uns platzsparende zusammengefaltet in den gelben Sack gesteckt, ist die Oberkatastrophe, angeblich ein Pfandgefäß, was es ganz sicher nicht ist. Wir lernen viel über das Alter und die Kostbarkeit des Lebens davor.

 

Allen ein sonniges, freundliches und lebensfrohes Wochenende!

 

Mehr Meer wäre es jetzt irgendwie. Nun, ein Foto hilft auch schon mal, vor allem, wenn es ein feines von Stephanie ist. DANKE dir.

Wärmende Erinnerungen

Mögest du Ruhe finden, wenn der Tag sich neigt und deine Gedanken noch einmal die Orte aufsuchen, an denen du heute Gutes erfahren hast. Auf dass die Erinnerung dich wärmt und gute Träume deinen Schlaf begleiten.

Segenswunsch aus Irland

Frühjahrsvorfreude schenkt Stephanies Foto. Dankeschön!

Der Zündfunke der Veränderung

Ist das nicht ein tolles Gesteck? Von der Seite ist es auch zauberhaft, es hat einen rosaroten Mantel mit einer rosa Schleife an und ist wie eine Torte eingepackt. Das habe ich gestern geschenkt bekommen als Dankeschön für unsere gemeinsame Arbeit. Freude!

Wenn Menschen durch tiefe Täler gehen und den Mut haben, sich Unterstützung zu holen, um nachzuschauen, ob hinter der Situatiom nicht ein grundsätzliches Thema steckt, das aufgelöst werden mag, und sie sind wieder aufgestellt und genießen die Früchte ihrer Arbeit, ist das bewegend. Zur Zeit räumen zu meiner Freude viele mutig ihre Seele auf. Muster wollen erkannt und bearbeitet werden. Die Frage wird gestellt: Hilft es mir oder bremst es mich? Manche unserer Muster und Glaubenssätze waren für eine Zeit im Leben hilfreich und nun nicht mehr. Dann darf man danken für ihre Unterstützung und sich für Neues entscheiden.

Ich finde die Frage hilfreich, was wir aus unserer Vergangenheit an Ressourcen mitgenommen haben, damit wir das abschließen können. Eine schwierige Kindheit kann uns sensibel für Vieles gemacht haben, dankbar, wertschätzend und verständnisvoll – das sind Qualitäten, die ich mit Sicherheit lebenslang brauchen kann. Eine zunächst katastrophale Situation kann mir zeigen, welche Stärke ich besitze – das kann mir in Krisen helfen zu wissen: Ich schaffe das, ich habe schon ganz andere Dinge bewältigt. Eine innere freundliche Einladung der Zukunft ist auch nicht schlecht.

Hältst du es für möglich, dass unerwartete Dinge, Lösungen, Sätze, Menschen, Leuchttürme in dein Leben treten und es eine vollkommen andere Richtung nimmt, was dann rückblickend das Beste war, das dir passieren konnte? Wir übersehen nie die Gesamtsituation, wir stecken drin und erkennen erst hinterher, welche Möglichkeiten und Lebensgeschenke manche Situationen bieten.

Wir befinden uns gerade alle in einer mächtigen Wandelsituation und sind vom Leben eingeladen, es zu feiern, uns neu auszurichten auf eine tatkräftig gestaltete Zukunft. Alle Lebensbereiche rufen uns, die Erde ebenso – lasst uns gut hinschauen. Was war gut, was geht mit in die neue Zeit, was möchten wir mit Dank verabschieden, weil es nicht mehr gut ist? Wo wollen wir neue Weichen stellen, wen einladen, uns auf unserem Weg zu begleiten?

Jetzt ist die Zeit, in der wir für junge Menschen Vorbilder sein dürfen, damit sie wieder Mut fassen, Orientierung, Leitplanken bekommen, anstatt zu verzagen. Seien wir ehrlich und erkennen wir an, dass das Alte nicht mehr trägt und Neues entwickelt werden mag. Wir müssen nicht wissen, was wann wo wie sein muss, damit es gut ist. Es reicht zu sagen: Es ist, wie es ist. Wo möchten wir hin? Was ist der erste kleine Schritt? Annehmen, was ist, ist der Zündfunke der Veränderung in allem.

Es wäre schön, wenn auch in Zukunft Menschen einander so wunderschöne Blumen schenken können, miteinander arbeiten und sich gegenseitig unterstützen. Nie war das wichtiger als jetzt.

Hab einen schönen Tag! Vielleicht magst DU heute jemanden überraschen?

Dankbare Menschen

Dankbare Menschen sind wie fruchtbare Felder. Sie geben das Empfangene zehnfach zurück.

August von Kotzebue, 1761-1819

Wenn man im zeitigen Frühjahr durch die Karden schaut wie hier, merkt man, dass sich unter allem schon das Neue regt. Danke an Stephanie für das Festhalten dieses Himmels.

Heute schon glücklich gewesen?

Hast du dich und andere heute schon glücklich gemacht? Nein? Keine Sorge, dann hast du heute noch viele Gelegenheiten dazu. Was macht dich glücklich? Eine gute Tasse Tee, in Ruhe getrunken? Eine abgeschlossene Arbeit? Schön geschnippeltes Gemüse? Ein gutes Gespräch? Du kannst etwas erledigen, was dir schon lang auf der Seele liegt? Wunderbar!

Vielleicht kannst du heute den Menschen in deinem Alltag mit Freude, Ruhe und Achtsamkeit begegnen, lauschen mit dem Herzen, was sie sagen, spüren, dass sie ähnliche Bedürfnisse haben wie du: Gesehen werden, angenommen, respektiert und wertgeschätzt zu sein. Fülle deinen Krug, dann kannst du anderen daraus etwas ausgießen. Das ist die vernünftige Reihenfolge.

Begegnen wir uns selbst und anderen mit dem offenen Herzen, werden wir glücklich. Bereiten wir uns und anderen Menschen eine Freude, macht uns das froh. Gute Gespräche erfreuen. Eine nette Geste erfreut. Etwas, das wir gern für einen anderen Menschen tun, um ihm das Leben zu erleichtern, macht zwei Menschen glücklich. Der Baum am Wegrand freut sich über einen lieben Gruß. Meine Rose vor der Haustür hat zwei Blätter getrieben, im Februar! Ich habe es bemerkt. Vielleicht wollte sie mir einen lieben Gruß senden, Hoffnung vermitteln, dass der Frühling kommen wird. Wer weiß! Ich habe ein Glöckchen in den Rosenbogen gehängt, vielleicht freut es die Rose. Es ist leise genug, die Nachbarn nicht zu nerven.

Hab einen wunderschönen Tag.

 

Das Gärtnereihaus am Goetheanum.  Manchmal setze ich mich in Gedanken dort hin und rieche den Duft des Bodens, der Pflanzen, spüre die Sonne und den Luftzug und komme frisch energiegeduscht wieder nach Hause.

Glückliche Menschen

Die Menschen kommen durch nichts den Göttern näher, als wenn sie Menschen glücklich machen.

Cicero, 106-43 v. Chr.

Maike hat das Labyrinth in Münsterschwarzach für uns fotografiert. Dankeschön!

Leben ist unsere Schule

Du hast eine Aufgabe zu erfüllen! Ein Satz wie der Ton einer gewaltigen Glocke. Wach auf und erinnere dich an deine Aufgabe.

Im Moment sitzen mir ungewöhnlich viele junge Menschen gegenüber, zwischen 10, 11 und 18 und mehr Leute zwischen 30 und 40, für mich ebenfalls junge Menschen. Diese beiden Altersgruppen fallen mir derzeit auf, weil sie ähnliche Fragen stellen: Wer bin ich? Warum bin ich auf diesem Planeten? Gibt es für mich eine Zukunft?

Die letzte Frage schockt mich aus dem Mund der Pubertierenden, denn sie ist tiefernst gemeint. Macht es Sinn, in so eine Welt hinein erwachsen zu werden? Die Frage ist eine Aufforderung, ein dringender Herzensappell an alle! Wenn unsere jungen Menschen und die, die mit Freude im Arbeitsleben stehen und vielleicht auch Kinder ins Leben einladen sollten wollen, diese Frage so bohrend stellen, kommt das einer Bankrotterklärung gleich.

Schauen wir hin! Kleine vielseitig interessierte großartige Tüftler, Bastler, Schöpfer, Erfinder und Bewegte betreten die Schule und werden 10, 13 Jahre später ausgespuckt. Dazwischen liegen Jahre bulimischen Lernens (Lernen, um es bei der Klausur von sich zu geben, nicht um etwas fürs Leben mitzunehmen). Stillsitzen. Erlernen der Fehlervermeidung (da jeder rote Strich am Rand eine Verschlechterung der Beurteilung bedeutet). Selbstständiges Denken wird nicht gefördert, unterdrückt wie die Notwendigkeit, dass wir bewegt am besten lernen. Zahllose Lehrende mit tollen Ideen und Vorstellungen treten an, alternative Projekte entstehen, doch es reicht noch lange nicht.

Auf der anderen Seite haben wir überforderte Eltern. Sie haben nicht gelernt, was „Kind“ bedeutet. Sie glauben oft, dass man ein Kind „nebenher“ hat. Es bald in die Kita kommt (das Gegenteil des Kinder-Gartens, in dem die Pflanze Kind liebevoll wachsen darf) und dort die Erziehenden die Aufgaben der Eltern übernehmen. Seit zwei Jahren sind die Kinder oft daheim, Eltern erkennen, dass es unmöglich ist, vernünftig Kinder zu erziehen UND im Homeoffice zu sein.

Die Pandemie zeigt klar auf, dass hier eine der wichtigsten Baustellen liegt. Kinder sind DIE ZUKUNFT. Sie gut ins Leben zu stellen, ihnen beizustehen, ihr Genie zu entfalten, ihr Potential zu entwickeln, ihre Kreativität anzuregen, sie in Bewegung zu bringen, sie sowohl körperlich als auch geistig und seelisch zu fördern, ihnen Musik, Kunst, Kultur als wesentliche Nahrungsquellen jenseits des Essens nahe zu bringen ist Aufgabe der Gesamtgesellschaft.

Schule ist Lebensschule! Keine abgesonderte Bildungsanstalt. Es schadet keinem Kind, wenn es auch im Handwerk Praktika absolviert, im Krankenhaus oder in anderen sozialen Einrichtungen Zeit verbringt und vielseitig aufwachsen darf. Dann hat der junge Mensch mehr Chancen, schneller zu erkennen, was sein Platz auf diesem Planeten ist. Wir brauchen Menschen, die ihre Hände, ihren Kopf und ihr Herz benutzen können.

Menschen im jungen Erwachsenenalter brauchen unsere Unterstützung, weil sie total überfordert sind. Ihnen fehlt Orientierung, Ermutigung. Sie sind bereit, neue Wege zugunsten von Familie zu gehen. Das können sie nicht, wenn sie kaum Wahlmöglichkeiten oder gute Lernfelder haben. Sie fühlen sich allein gelassen mit ihren Problemen wie Arbeit und Familie vereinbaren, Alleinerziehendendasein, Remote arbeiten und die Kita ist geschlossen. Ihnen fehlt die Sicherheit erfahrener Eltern. Die Ruhe und Gelassenheit älterer Menschen. Die gegenseitige Unterstützung. Die Anleitung und der Mut, ihrem Herzen zu folgen, weil „mans so oder so macht“. Muss man nicht!

Geben wir unseren Kindern eine Zukunftschance. SIE werden es sein, die die Probleme lösen, vor denen wir seit zwei Jahren fest die Augen verschließen und uns hinter einer Pandemie verstecken. Sie ist unser Weckruf gewesen, nicht unser „igelt euch ein und verweigert das Leben“. Wenn jetzt unsere jungen Menschen verzweifeln, ist es höchste Zeit, dass wir die Ohren und Herzen öffnen. Um ein Kind zu erziehen braucht es ein ganzes Dorf, heißt es in Afrika. Wo sind die Dörfer, die die jungen Menschen ans Herz nehmen, ihnen zeigen, was sie wissen und sie einladen, weit über alles hinauszudenken?

Ich versuche in der Praxis so gut es geht den Menschen, die zu mir kommen, Mut zu machen, Leuchtturm zu sein, Impulsgeber. Manchmal tröste ich, manchmal muss ich Klartext reden, manchmal braucht es Techniken und Interventionen, manchmal Stille. Immer braucht es tiefstes Vertrauen, dass wir alle schöpferische Genies sind. Tiefste Liebe zu allem, was lebt und das Wissen: Wir schaffen es!

Bitte hört die Einladung: Macht das Licht in euren Leuchttürmen an, damit alle, die gerade den Weg nicht finden, Orientierung haben und nicht an den Klippen des Lebens zerschellen. Jeder Mensch ist kostbar. Vielleicht ist gerade der Jugendliche, der mir sagt, dass er am liebsten tot wäre, das Genie, das es schafft, der Welt den Zündfunken zu geben, um neue gute Wege einzuschlagen!

 

Maikes Foto beweist, dass Leuchttürme auch an unerwarteten Orten stehen können. Möchtest du dein Licht anmachen?

Du hast eine Aufgabe zu erfüllen

Du hast eine Aufgabe zu erfüllen. Du magst tun was du willst, magst Hunderte von Plänen verwirklichen, magst ohne Unterbrechung tätig sein – wenn du aber diese eine Aufgabe nicht erfüllst, wird alle deine Zeit vergeudet sein.

Rumi, 1207-1273

Eines der traumschönen Treppenhäuser des Goetheanums in Dornach.