Monthly Archives: März 2022

Regenbogen

Regenbogen

Aus geducktem Wetterunterstand
in die freien Klärungen zu dringen:
Land war klar wie klare Flüssigkeit;
jeder Hof fing an, sich zu besingen,
so als wäre größtestes Vollbringen
heimlich in geringen Dienst gereiht.

Und dann wandten wir uns: siehe: vor
Regenprunk verbrauchter Finsternisse
mit der Flutung jener Himmelsrisse
hingebognes Augentor.
Drunter klarer noch das linke Land:
ernst, in einem Vorgefühl von Abend,
mundhaft schweigend, tief getrunken habend,
und mit starken Blumen zugewandt.

Rainer Maria Rilke, 16.4.1914, Chantilly

Sina hat diesen Regenbogen für uns im Bild festgehalten. Herzlichen Dank dafür!

Menschsein ist schwer

Nachdem am Sonntag kaum jemand gewagt hat, den Tag des Glücks öffentlich zu feiern, ist es beim Frühlingsanfang gestern entspannter gewesen. Morgens ist es jetzt bis zur Uhrumstellung schon lange hell, wenn die meisten Menschen aufstehen. Ich wünsche mir in diesen Tagen Hermine Grangers Zeitumkehrer. Der Versuch, etwas im Garten zu machen, scheitert am pickelharten Boden, dem das Wasser fehlt, an der Masse ungetaner Arbeit dort und an der fehlenden Zeit. Das Emporbringen des Gartens habe ich jetzt auf eine weite Zukunft verlegt und bis dahin ist er eben wild.

Das sonnige Wetter kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es im Moment in unzähligen Teams richtig knallt. Nach dem Remotemodus müssen die Menschen sich erst wieder ans Arbeiten vor Ort gewöhnen und finden dort sehr veränderte Bedingungen vor. Manche Firmen haben sich räumlich verkleinert, weil durchs Homeoffice nicht mehr so viel Platz benötigt wurde. Die Menschen haben sich in zwei Jahren verändert. Unser Zusammenleben hat sich sehr gewandelt, wir sind weniger offen, freundlich, zugewandt, achtsam im Umgang miteinander als früher. Wir sind auch viel empfindlicher und reagieren schneller angegriffen und genervt. Nach wie vor  gibt es eine Menge Reizthemen im Zusammenhang mit der Pandemie.

Die schwerste Aufgabe, die wir haben, ist Menschsein. Das ist  ein schweres Unterfangen. Wer bin ich? Wer möchte ich sein? Dazwischen klafft eine oft große, unüberwindlich scheinende Kluft. Diese Mind behavior gap macht uns Probleme. Das muss nicht sein, denn wenn wir erkennen, dass wir alle auf einem Entwicklungsweg sind, können wir uns auch besser unterstützen. Wenn wir wissen, warum unser Gehirn Schwierigkeiten hat, zwischen „Ist“ und „Soll“ eine Brücke zu bauen, die auch begehbar ist, können wie die Brücke leichter bauen. Grundlage von allem ist liebevolles Verständnis füreinander und für sich selbst, Mitgefühl und die Rückbesinnung darauf, dass wir Menschen im Grunde alle sehr ähnliche Grundbedürfnisse haben, die erfüllt sein wollen.

Geben wir einander die Chance, wieder gut als Teams zusammen zu wachsen. Geben wir uns selbst die Chance, dass wir uns zu den Menschen entwickeln können, die wir sein möchten. Vertrauen wir einander wieder, damit sich jeder in der Gemeinschaft der anderen wieder angenommen und wohlfühlen kann.

Allen einen tatkräftigen Marstag heute.

 

Während Christoph seine Technik auf Vordermann bringt, versuche ich, mal nicht in sehr helle Scheinwerfer zu schauen. Mein Augenmerk gilt beim Filmen einer kleinen schwarzen Kameralinse, durch die hindurch ich zu den Kursteilnehmern Kontakt aufnehme. Ist ein bisschen wie ein Dschinn, der sich in die Wunderlampe begibt, um auf der anderen Seite wieder aufzutauchen und hoffentlich ganz viel Freude, Erkenntnisse und liebevoll verpackten Lernstoff auspacken darf.

Vom Scheitern

Ich bin nicht gescheitert. Ich habe 10.000 Wege entdeckt, die nicht funktioniert haben.

Thomas Alva Edison, 1847-1931

Viele Wege führen zum Ziel, der von Heike zu diesem Foto! Danke!

Was vom Wochenende bleibt

Alles fängt klein an, nicht nur das, was hinterher gut gelingen wird. Am Wochenende haben wir Einiges angefangen. Mit der Gartenarbeit, die bei uns oft hinten runterfallen wird dieses Jahr und wo wir hoffen, dass die Gartenzwerge ihr Bestes geben. Mit einer Friedwaldführung, die mit dem Kauf einer Grabstätte endete, damit das in trockenen Tüchern ist.

Der Vortrag für Dienstag ist fertig – das Thema wird „Freundliche und liebevolle Kommunikation“ sein und wir starten um 19.30 Uhr im Saal der Alten Synagoge in Kitzingen. Gern dazukommen, an der Abendkasse wird ein kleiner Unkostenbeitrag erhoben und dann werden wir hoffentlich wie immer einen wunderschönen Abend an diesem zauberhaften Ort haben!

Das Führungskraftseminar haben wir am Sonntag eingefilmt, das war einer der letzten kleinen feinen Kurs, der noch nicht online verfügbar ist. Wenn bald alles fertig bearbeitet ist, wird dieser superschöne, kleine und motivierende Kurs zur Verfügung stehen. Wir geben Bescheid, wenn er draußen ist.

Der Startschuss fürs Nautilusprojekt ist gefallen. Die ersten Teile sind im Kasten und ab jetzt wird jedes freie Wochenende fürs Filmen genutzt werden. Nebenher schreibe ich meine Kurseinheiten. Es ist krass, wenn man wirklich in der Umsetzung eines Projektes ist, das über Jahre im Kopf und vor allem im Herzen entstanden und gewachsen ist. Dann wird es eines Tages „ernst“ und nach und nach für die Welt sichtbar.

Auch spannend – ich bin ja mitten in den praktischen Prüfungscoachings und jetzt wird bald die Entscheidung fallen, welches der bereits gemachten und noch durchzuführenden Coachings das Prüfungscoaching ist. Die Abschlussklausur wurde verschoben, so steht sie noch an. Lernen fällt gerade mager aus, weil mich die anderen Projekte beschäftigen und ich mehr Zeit fürs Vorbereiten der Kliententermine brauche.

Im Gegensatz zu den Vorjahren sind die Menschen krasser drauf. Sie sind nicht mehr nur verstimmt, sondern sitzen tief in Problemen, vor allem die jüngeren sind schwer belastet. Essstörungen nehmen zu, Ängste sind seit zwei Jahren ebenso wie Depressionen und Burnout auf dem Vormarsch, jetzt kommen die Themen überall voll an. Man merkt die Dauer der Anspannung bei den Menschen. Ich denke, das wird in den nächsten Jahren eher zunehmen als weniger werden, was bedeutet, dass wir uns als Begleiter sehr gut selbst ins Leben zu stellen haben. Mit beiden Beinen gut auf dem Boden, mit klarem Kopf, wachem Geist und liebevollem Herzen. Das ist eine ordentliche Herausforderung. Am Freitag fragte mich jemand, ob ich auch Angst habe – natürlich. Ich habe wie alle Menschen Angst. Wie alle Menschen überfordern mich Dinge, gibt es Tage, an denen ich keine Ahnung habe, was ich machen soll. Ich bin einfach nur geübter darin, mich schneller wieder zu zentrieren. Wie alle Menschen mache ich mir Gedanken über die Welt. Wenn alles über mir zusammenbricht, überlege ich: Was wäre jetzt genau die richtige Frage, die mich weiterbringt? In vielen Fällen ist die richtige Frage die: Tasse Tee gefällig? Erstaunlicherweise lese ich Antworten weniger aus den Teeblättern, sondern der Moment der Auszeit und die Dankbarkeit für dieses köstliche Getränk erinnern mich daran, wie wunderschön diese Welt ist und was für Kostbarkeiten sie bietet. DAS ist der Moment, in dem ich merke, dass ich etwas tun kann, um mit der Situation klarzukommen. Daraus ergeben sich Ministeps, aus vielen solcher Schrittchen wird ein Weg. Oder wie es neulich jemand so treffend formuliert hat: „Wenn du aus dem Loch rauswillst, musst du endlich aufhören zu graben“. Könnte das Wort zum Montag werden.

Allen einen guten, freundlichen und friedlichen Wochenstart.

 

Steffi hat im Gegenlicht fotografiert. Fast hätte ich gesagt: ein typisches Motiv für unsere Gegend.

Kleinigkeiten

Das gute Gelingen ist zwar nichts Kleines, fängt aber mit Kleinigkeiten an.

Sokrates, 469-399 v. Chr.

Danke an Steffi für das farbstarke Foto von der Wertheimer Burg.

Wochenend-Gedanken

 

Die Forderung des Tages war klar – am Morgen erstmal anfangen, den absoluten Saustall im Garten aufzuräumen. Überall stehen die verwelkten Stauden vom Herbst, das Laub liegt hoch. Nicht gedacht hätte ich, dass die Grasmilben bereits aktiv sind, sie hätten auch noch eine Weile warten können. Es ist, wie es ist.

Die Einstellungschecks für die Filmaufnahmen laufen. Da freut es mich besonders, dass mich natürlich beim Rosenschneiden die Dornen gut erwischt haben, das macht sich immer schön vor einer Kamera. Auch da ist es, wie es ist. Natürlich hat es auf meine frischgeputzten Fenster den Saharastaub geregnet, auch da Danke für den Support von oben. Immerhin, der Winterdreck war schon mal weg, jetzt der Sand, wobei sich der theoretisch auch mit dem kommenden Blütenstaub kombinieren ließe. Schauen wir, wann sich Zeitfenster für solche Tätigkeiten auftun, nachdem Fahrdienste für eine OP des Vaters anstehen, das sind die Ereignisse, die dann auch die letzten Lücken dichtmachen mit unbekanntem Resultat. Wie nannte es meine Seelenschwester Gabi diese Woche so schön: Ich denke nur noch für einen Tag mit der Planung. So ist es. Für so durchorganisierte Menschen wie mich eine gewisse Herausforderung, siehe Goethezitat. Anpassungstraining oder „willkommen in der Realität“.

Gestern Abend habe ich versucht, den Blutmond zu fotografieren, doch es ist nichts geworden, zu viele Straßenlaternen bei uns hier oben. Es war beeindruckend zu sehen, so, wie letzte Woche der gelbe Himmel mittags um halb drei. Naturphänomene.

Allen ein schönes Wochenende mit Dingen, die gut tun und Freude bereiten. Auch das darf sein und ist Bestandteil einer guten Gesundheitsfürsorge. Auch das ist eine Forderung des Tages neben manch anderen.

 

Danke an Heike für den schönen Baum. Bald sind die Silhouetten der Bäume nicht mehr sichtbar, wenn sie ihr Blättergewand wieder tragen.

Wochenend-Gedanken

Seit Wochen sind die landwirtschaftlichen Fahrzeuge bereits unterwegs. Viele Gärten in der Nachbarschaft sind schon schick, unserer schaut aus wie sonstwas. Wir haben im Herbst nicht mal das Abschneiden der Stauden geschafft, was fürs Überwintern vieler Tiere ausgesprochen hilfreich war. Und auch jetzt wird der Garten nicht wie geleckt werden, denn wir haben einfach andere Dinge zu tun. Es ist einfach, wie es ist.

Dafür nisten die Vögel in jedem einzelnen Kasten und sammeln alles, was für den Nestbau geeignet ist, ein Gezwitscher ist das, herrlich! Die Krokusse blühen, die Tulpen spitzen heraus, alles treibt und der staubige Regen macht jetzt auch noch viel aus Richtung Einladung zum Wachstum.

Am Wochenende startet Aufregendes: Die Filmaufnahmen für das Nautilusprojekt beginnen. Die ersten Kurseinheiten werden eingefilmt. Der Greenscreen ist fein glatt gebügelt. Ich bin sehr aufgeregt. Das wird das größte Projekt, das wir jemals gestartet haben und es wird auch vom Arbeitsaufwand das umfangreichste. Vielleicht macht man sowas nur einmal im Leben, wer weiß. Am 25. September gehen wir damit an den Start. Es braucht viel Planung, damit etwas entstehen kann, was die Arbeit aus vielen Jahren zusammenfassen wird.

Egal, was immer auch ist: es wird an jedem Tag Abend. Manchmal blickt man auf einen erfolgreichen Tag zurück, manchmal hakt man einen Tag einfach nur ab. Und doch hat jeder Tag seine Wunder und Wunden. Sein Lächeln und seinen Schmerz. Seine seltsamen und lustigen Momente. Mond und Sonne. Von allem etwas. Das Leben ist höchst erstaunlich in seiner Vielfalt und seinen unerwarteten Wendungen.

Zwischen Angst und Zukunftsvorstellungen eiert die Menschheit durch das Chaos, nicht wissend, ob es ein kreatives oder destruktives sein möchte. Ich denke so: Es ist immer ein kreatives Chaos und Menschen sind Wundertüten. Wir können so viel mehr als wir glauben. Davon abgesehen ist es sowieso längst zu spät, um Pessimist zu sein.

Wenn Tulpen unverdrossen wachsen, Vögel nisten, Blätter sprießen – wie kann ich da nicht denken, dass wir für jede Herausforderung früher oder später eine gute Antwort finden können? Ich darf Vertrauen entwickeln, selbst wenn ich das als eine reine Option in den Orbit schicke. Es kann nicht fehlgehen.

Allen einen freundlichen Tag, trotz allem.

Apropos freundlich – am Dienstagabend um 19.30 Uhr ist im Saal der Alten Synagoge in Kitzingen mein Vortrag über „Liebevolle Kommunikation“ – bist du mit am Start? Ich freu mich sehr auf dich! An der Abendkasse wird ein kleiner Unkostenbeitrag erhoben.

 

Danke an Sandra für das zauberhafte Vogel-Ginkgo-Foto!

Im Märzen der Bauer

Im Märzen der Bauer
die Rösslein einspannt
Er setzt seine Felder
und Wiesen in Stand.
Er pflüget den Boden
er egget und sät
und rührt seine Hände
früh morgens und spät

Die Bäu´rin, die Mägde
sie dürfen nicht ruh´n
sie haben in Haus
und Garten zu tun.
Sie graben und rechen
und singen ein Lied
sie freu´n sich, wenn alles
schön grünet und blüht.

So geht unter Arbeit
das Frühjahr vorbei
Da erntet der Bauer
das duftende Heu
Er mäht das Getreide
dann drischt er es aus
Im Winter da gibt es
manch fröhlichen Schmaus

Text  aus Nordmähren, 19. Jahrhundert

Im frühen Morgenlicht hat Steffi den Traktor entdeckt – weniger Rösslein, mehr Technik, weniger Pflügen, mehr Holzmachen. Vieles aus dem Volkslied ist heute sehr anders. Danke für dein Foto!

Was ist Heimat für dich?

Eduard Mörike lebte von 1844 bis 1851 in Bad Mergentheim und lernte dort Magarethe von Speeth kennen, die er später heiratete. Einem Brief an ein Fräulein Bauer bei ihrer Abreise nach England entnehmen wir die Wertschätzung Mörikes für das Städtchen im Taubertal, in dem ich teilweise aufgewachsen bin und meine Schulzeit verbracht habe. Bad Mergentheim war von 1525 bis 1809 Dienstsitz des Hoch- und Deutschmeisters des Deutschen Ordens, das Ordensschloss zeugt davon und viele Festivitäten im Jahreslauf

In diesen Tagen sprechen viele Klienten über die Geschehnisse im Außen und die Frage, was Heimat eigentlich ist. Was ist Heimat für mich? Geboren wurde ich in Baden-Baden, doch meine Geburtsstadt habe ich nie wirklich kennen gelernt. Meine Eltern sind drei Wochen nach meiner Geburt nach Bad Mergentheim gezogen, um eine Kuranstalt zu eröffnen und weil das eine Baustelle war, kam ich erstmal in einer lieben Pflegefamilie unter, bis die Baustelle beziehbar war. Danach folgten Hotels, in denen ich als Kind herumgehüpft bin und viele Promis gesehen habe, die dort für Gastspiele genächtigt haben, Schauspieler und Sänger vor allem. Meine beeindruckendste Erinnerung waren die Wiener Sängerknaben. Weniger der Chor blieb mir in Erinnerung, sondern die Tatsache, dass ich für das Konzert natürlich schick angezogen wurde. Ein gelber Wollpullover. Gelb werde ich sicher niemals freiwillig tragen und Wolle erst recht nicht. Der Abend war ein kratzender und juckender Alptraum. Es ist gut, dass ich dank Bach später sehr versöhnt wurde mit Chören. Und ich bin kein Reisemensch geworden, denn als Kind habe ich in zu vielen Hotelzimmern übernachtet. Irgenwann zogen wir dann um, getrennt von der Arbeit und ich bekam mein erstes Zimmer.

Mitten im Deutschordensschloss betrieben meine Eltern dann viele Jahre bis zu ihrem Ruhestand ein Café, was für Kinder von Gastronomen im Klartext heißt: Es ist viel zu tun, vor allem am Wochenende und in den Ferien, da ist Hochbetrieb, auch an Feiertagen. War die Klasse im Freibad, servierten wir Eisbecher oder machten sie, um den Vater abzulösen, damit die Hand durchhält. Vermutlich stammt mein Arbeitsethos aus dieser Zeit, mir fehlt einfach die Vorstellung, wie sich Wochenenden und Ferien anfühlen. Das hatten wir nicht, denn wenn weniger zu tun war, gab es den Haushalt, den großen Garten und meinen behinderten Bruder. Wenn man so aufwächst, fällt einem nicht auf, dass das ein anderes Leben ist als das von anderen Menschen. Wenn man es damnn im Erwachsenenalter bemerkt, muss es nicht nur negativ sein. Es hat mir viel beigebracht und zusammen mit dem Ballett habe ich kein Problem mit dem Wort Disziplin. Auch da gibt es Schlimmeres.

Im Mergentheimer Schloss war auch meine Ballettschule jahrelang untergebracht. Es gab dort eine Wendeltreppe mit einer gemalten Decke. Legte man sich auf den Boden und schaute nach oben, war es, als würde man in den Himmel fliegen. Erst viel später wurde mir bewusst, was diese Mauern wohl alles gesehen und miterlebt haben.

Wenn ich auf dem Pflegeweg zu Vater und Bruder von Würzburg über die B 19 fahre, komme ich durch Giebelstadt – ein kleiner Ort, in dem Florian Geyer geboren wurde, im Bauernkrieg, der 1525 ausbrach, der Anführer des Schwarzen Haufens. Der war bekannt für seinen Verzicht auf Komfort und galt als Beispiel eines Menschen, der für seine Überzeugungen einsteht, während Götz von Berlichingen mit der eisernen Faust, nicht weit entfernt im Jagsttal zu Hause, Bekanntheit erlangte durch ein Zitat, das ihm von Goethe in den Mund gelegt wurde. Die Festspiele in Giebelstadt sind legendär, ebenso natürlich die in Jagsthausen.

Seit 1984 lebe ich in Würzburg. Ist das nun Heimat für mich? Meine Eltern brachten Baden-Baden und Bamberg zusammen, legten den Lebensschwerpunkt nach Bad Mergentheim. Ich habe im Taubertal meine Kindheit und Jugend verbracht, in Würzburg bin ich seit dem Studium. Ich glaube, mit dem Begriff Heimat verbinde ich immer einen Bücherschrank, denn das ist es, was ich an jedem Ort, an dem ich gelebt habe, als Zuflucht und Tor zu allem erlebt habe. Vermutlich bin ich deshalb auch so ein Büchermensch. Es ist für mich kein Ort mit Heimat verbunden, sondern das Erlebnis eines Buchdeckels mit Seiten dazwischen und Heimat entsteht, wenn aus den Buchstaben Worte werden in meinem Kopf.

Was bedeutet für dich Heimat? Mit welchem Dialekt, welcher Sprache bist du aufgewachsen?

Allen einen freundlichen Tag mit einem Gespür dafür, dass Heimat für Menschen eine wichtige Wurzel bedeutet im Hinblick darauf, dass viele Menschen in unserer Welt jeden Tag an vielen Orten ihre Heimat verlassen müssen.

 

 

Sina nimmt uns mit in den Wald, wie er in ein paar Wochen wieder aussehen wird, wenn die Schlüsselblumen ihre Blüten entfalten. Dankeschön!

Kleinigkeiten, 20 Jahre später

Erstaunliche Dinge. Polarlichter an der Nordsee. Jemand schickt mir gestern eine Sprachnachricht. Der gestrige Post hat eine wichtige Lebensentscheidung auf gute Weise beeinflusst. Wunderschön! Danke!

Auch erstaunlich: Vor vielen Jahren habe ich Menschen in einer Ausbildung im Literarischen Schreiben begleitet. Viele der damaligen Lernenden sind bis heute mit mir in Kontakt. Ich freue mich über ihre Bücher, die sie erfolgreich schreiben, über Nachrichten aus ihrem Leben und dass so mancher aus der damaligen Zeit ein lieber Freund, eine liebe Freundin geworden ist. Über einen solchen Kontakt haben wir vor vielen Jahren einen Auftrag zum Lektorat und Satz eines wunderschönen Buchs bekommen. Das Buch wurde privat gedruckt und letzte Woche kam die Anfrage einer Dame bei mir an, ob wir so ein Exemplar hätten, sie hätte so gern eines, aber es ist vergriffen.

Da wir keines mehr hatten, habe ich die damalige Schülerin angeschrieben. Das ist echt nicht zu glauben. Sie hatte die anfragende Dame als zweijähriges Mädchen auf dem Arm in der Buchhandlung ihres Vaters. Also habe ich zwischen diesen beiden Menschen den Kontakt vermittelt und jetzt treffen sich beide, tief gerührt, welche Wege das Leben geht, um sich auszutauschen. Ich glaube, das wird ein herzerwärmendes Treffen werden!

So spinnen sich Fäden. Was vor vielleicht 20 Jahren einen Anfang genommen hat, bekommt nun eine neue Verknüpfung. Ich bin so erfüllt von solchen Dingen.

Wie kleine Sachen im Lauf der Zeit wachsen und dann eine Wirkung entfalten – ein Satz in einem Post, eine gemeinsame Arbeit über ein Jahr mit einem Menschen, der jetzt für einen anderen Menschen ein Leuchtturm werden kann, denn die ältere Dame kann ihr viel Wissen vermitteln, was das zweijährige Kind nicht hatte und vielleicht manches besser verstehen in ihrem eigenen Leben.

Das sind Momente tiefer Dankbarkeit für mich. Kairos – zur richtigen Zeit am richtigen Ort das richtige tun ist ein Geschenk. Wunder der Synchronizität.

Heute schreiben die Heilpraktiker:innen ihre deutschlandweite Prüfung. Allen Kandidaten gutes Gelingen in der schriftlichen und anschließend in der mündlichen Überprüfung an den örtlichen Gesundheitsämtern!

Allen einen Tag mit guten Begegnungen und liebevoller Ermutigung, von welcher Seite auch immer. Jedes Lächeln, jedes gute Wort ist ein Geschenk, das wir einem Menschen machen können. Wer weiß, wann die Antwort in unser Leben zurückkommt, auf welchen wundersamen Wegen.

 

Danke an Maike für das Foto. Ein wenig sachten Rückenwind könnte die Welt gerade gut gebrauchen.

Traum unterm Kastanienbaum

Der Kastanienbaum

Dort unter dem Kastanienbaum

War’s einst so wonnig mir,

Der ersten Liebe schönsten Traum

Verträumt ich dort mit ihr.

Dort unter dem Kastanienbaum

Ist’s jetzt so traurig mir.

Dort gab ich meinen Schmerzen Raum,

Seit Vanda schied von hier.

Und doch ist’s gar ein lieber Ort,

Erinnrung heiligt ihn.

Es ist kein Zweig, kein Blütchen dort,

Dem sie nicht Reiz verliehn.

Das Windesspiel in dunkler Krone,

Ihr melancholisch Rauschen

Gleicht ihrem bangen Abschieds-Tone

Und zwingt mich, ihm zu lauschen.

Die weiße Blume? war sie nicht

Selbst eine weiße Blüte?

Strahlt Unschuld nicht ihr Angesicht,

Nicht Reinheit, Seelengüte?

Mit zartem Purpurnetz durchstickt

Seh ich die Blume prangen

Und denke, wenigstens entzückt.

An ihre Rosenwangen.

Bald werd ich eine Frucht erschaun

Und sehe dann fürwahr.

Es war ja auch kastanienbraun,

Ihr schöngelocktes Haar.

Nur eines fehlt, des Auges Blau,

Des Liebchens größte Zier,

Das trägt der Baum mir nicht zur Schau,

Das zeigt er niemals mir.

Doch wenn der Frühling wiederkehrt.

Belebt die weite Au,

Da, hoff ich, ist der Baum bekehrt

Und blüht halb weiß, halb – blau.

Theodor Fontane, 1819-1898

Dieter hat das Kastanienbaumfoto aufgenommen. Herzlichen Dank fürs Vorfreuen.

Was in einen Tag alles passt

Pferde sind besondere Begleiter des Menschen und hervorragende Therapeuten. Man braucht einen klaren Geist und die Bereitschaft, auf das Pferd zu hören. Es ist ein Fluchttier, weshalb es einen ruhigen Reiter braucht, der die Zügel in der Hand hält. Es ist ein wunderbarer Lehrer und ein Krafttier für viele. Auch in der Therapie sind Pferde ungeheuer hilfreich, weil sie Menschen den Zugang zu sich selbst wieder ermöglichen. Im Umgang mit dem Pferd lernen sie, mit ihren Ängsten besser zurecht zu kommen, wieder Vertrauen ins eigene Leben zu fassen. Eine wunderbare Arbeit, die die Kollegen mit der pferdegestützten Arbeit tun. Es ist mir immer wieder eine besondere Freude, Menschen ausbilden zu dürfen, die in ihrer Arbeit mit Tieren die erlernten Techniken hilfreich für ihre Klienten verbinden.

Auch ohne Tierhilfe dürfen wir erstaunliche Arbeit tun. Der Alptraum eines Klienten erweist sich als wesentlicher Schlüssel zu einem verdrängten Anteil in seiner Seele, der nun nach Hause kommen darf. Das war gestern Morgen eine tief bewegende Arbeit. Am Nachmittag dann ging es in einem Lasercoaching darum, die Weichen für die Zukunft neu zu stellen und in einem Präventionscoaching um die Frage, was zu Burnout führt und wie wir ihn verhindern können. Themen wie Schlaf, Bewegung, gute Ernährung gehörten ebenso dazu wie Werte, Zeitmanagement, das Gefühl, die vielen Alltagssituationen selbst beeinflussen zu können, also ganz grundlegende salutogenetische Antworten auf Lebensfragen.

Am Abend Übgruppe, denn wir sind immer Lernende, stets aufgefordert, uns zu entwickeln, zu trainieren und auf der Übungsmatte des Lebens anzutreten.

Dazwischen nutze ich jeden freien Moment, um an meinem im September startenden Nautilusprojekt für die Cardea-Therapeuten, Cardea-Coaches und an Potentialentwicklung interessierten Menschen zu arbeiten. Stück für Stück entsteht der Kurs, ich schreibe derzeit die Skripten und freue mich über jedes, das fertig wird, denn es sind die Bausteine der Arbeit der Zukunft, die ich da zusammensetze, aufschichte und zu einem hoffentlich stabilen Haus aufschichten kann.

Was für eine Vielfalt jeder Tag hat plus das, was im Außen dazukommt. Herausforderungen, Geschenke, Einladungen, den Geist massiv zu dehnen.

Dir wünsche ich heute einen guten, friedlichen und freundlichen Tag mit allem, was du für einen gelingenden Tag benötigst.

 

Andrea hat die bunten Frühlingsblüten für uns festgehalten. Lieben Dank dafür!

Nie im Ärger

Die goldene Regel im Umgang mit Rössern ist, sich ihnen nie im Ärger zu nähern.

Xenophon, 430-ca.355 v. Chr.

Andrea hat das Auge ihres Pferdes Silver im Bild festgehalten. Lieben Dank!