Monthly Archives: Mai 2022

Ferien im Kopf

Spätestens im Mai, wenn hier alles blüht und grünt, würde ich mich am liebsten ins Auto setzen und nach Arlesheim fahren, meinem absoluten Kraftort. Da merke ich dann, wie der Winter war, ob ich mit guten ausreichenden Kräften ins Frühjahr starte oder eben nicht. Dann schaue ich mir die Fotos vom Goetheanumsgarten, dem erstaunlichen Bauwerk selbst und dem Garten der Ita Wegman Klinik in Arlesheim an, das ist ein echter Kraftspender. Ich stelle mir vor, wie Menschen in Basel tief beeindruckt vor Böcklins Toteninsel stehen, ab wann wohl die Basler ihre Wickelfische (das sind die Schwimmrucksäcke, in denen man seine Kleider und Utensilien verstaut, umhängt und leuchtend im Wasser gesehen wird) erstmals für die neue Schwimmsaison packen, in Basel Stadt ins Wasser steigen und weit mitgenommen werden von der Kraft des Flusses. Ich sehe den Tinguelybrunnen vor dem Basler Stadttheater, an dem Platz, an dem früher die Freilichtbühne war, die Figuren im Brunnen, in ständiger Bewegung, wie einst die Schauspieler agierten. Ich rieche den Tee im Tee Huus im kleinen Hinterhof und stelle mir vor, wie die Menschen im Café Schießer im ersten Stock aus dem Fenster aufs Rathaus blicken, ihren Kaffee trinken und dazu ein Gipfeli essen oder sich ein paar selbstgemachte Pralinen wählen.

Ich gehe in Gedanken die Wege durch das Naturschutzgebiet der Eremitage und erinnere mich an ein Schild dort mit „ab uffd Sogge!“, dass in der Schweiz nichts für die Katz, sondern für d’Füchs ist und ich es liebe, wenn man mich fragt: Ischs guet gsi?

Jedes Jahr denke ich: Jaaaa, aber wenn man nur Basel, Dornach und Arlesheim kennt, hat man ja von der genialen Landschaft der Schweiz nix gesehen – richtig. Weshalb wir es einmal bei ungelogen 37 Grad im Schatten bis Zürich geschafft haben, um den ganzen Tag total erledigt auf einem Schiff über den Zürichsee zu gondeln, um der Hitze zu entgehen. Was jetzt nicht heißt, dass wir die traumhaften Berglandschaften und Seen besucht hätten. Und ich denke: Eigentlich will ich ans Meer!

Schauen wir, was sich ergibt an Auszeiten. Die brauchen Körper, Seele und Geist und müssen so eingeplant werden, dass sie nicht verhandelbar sind. Ohne Pause kein Output, der vernünftig ist. Pause bedeutet nicht zwangsläufig Input, sondern Nixtun. Was daheim oft nicht klappt, denn da sieht man den Chaosgarten, die Bügelwäsche und Küchenschränke, die ausgewaschen werden wollen.

Nur im guten Wechsel von An- und Entspannung entsteht gesundes Sein, beugen wir Ausbrennen und Krankheiten vor. Licht, Luft und Sonnenschein sind Lebenselixiere. Frage: Hast du genug davon?

 

Eines der Treppenhäuser im Goetheanum. Die reizen jedes Mal zum Singen, weil der Klang so genial ist.

Kraft finden

Ich kann in mir die Kraft finden, einen höheren Menschen aus mir erstehen zu lassen.

Rudolf Steiner, 1861-1925

Ist das nicht erstaunlich, wie die Farben der Pflanze mit der Vorhangfarbe zusammenklingen? Vermutlich war das nicht die erklärte Absicht des Gärtners der Ita Wegman Klinik und dennoch ist ein gemeinsamer Klang entstanden.

Dorf und Stadt

Max Dauthendey ist in Würzburg geboren. Dass Würzburg am Gutshof Neue Welt mal eine Künstlerkolonie hatte, ist wenigen bekannt. Würzburg hat stets viele Menschen angezogen. Als Kind war es für mich die „Großstadt“, in die man wenige Male im Jahr fuhr, wenn größere Anschaffungen anstanden. Der Lärm war für meine Dorfohren ungeheuerlich, vor allem das Geklingel der Straßenbahnen, das Hupen der Autos und die unglaublich vielen Kirchenglocken. An jeder Ecke eine Kirche, darüber thronte majestätisch die Festung, auf dem nächsten Hügel das zierliche Käppele und dann dieser Riesenkasten von Residenz! In der Kaiserstraße fuhren scheppernd Autos, Magnolien blühten vor dem Bahnhof und dort gab es einen riesigen Brunnen. Kindheitseindrücke. Stets dabei die Brandstätterhörnchen und der Granatsplitter, der uns Kindern den Bauch für den Rest des Tages  füllte, auf dem Marktplatz wurde darüber noch eine Geknickte gepackt. Derart futtersediert konnten die Eltern einkaufen und wir Kinder waren ohnehin eindruckserschlagen.

Im Studium lernte ich ein anderes Würzburg kennen, das „wie komme ich am schnellsten mit dem Rad vom Sanderring zum Hubland“. Die Nachtwege von der Uni nach Hause durch den Ringpark. Die erste Begegnung mit einem Leben am Fluss, der nicht zum Schwimmen da war, sondern eine Schifffahrtsstraße darstellte. Katakomben der Juristenfakultät, vollgestopft mit Büchern, am Wittelsbacherplatz die Holzklapptische im Hörsaal knarzten vor Alter. Das damals moderne Hubland mit Noppenfußboden und der Spaß, sich eine Suppe aus dem Kaffeeautomaten rauszulassen und zu wissen, dass der nächste, der nur einen Kaffee wollte, die zwei Dekoschnittlauchrollen im Kaffee finden würde, die bei der Suppe nie dabei waren.

Jetzt sind es bald 40 Jahre, in denen wir hier sind, Sechs Umzüge haben wir hinter uns mit Erfahrungen verschiedener Viertel. Hier oben auf dem Berg, fernab der Stadt, ist es modern dörflich mit Straßenbahnanschluss, Naturschutzgebiet und stetem Wind. Wir haben Spaß daran, Würzburg als Touristen zu besuchen – mit Residenzführung, der Fahrt mit dem Bähnchen, ein Gang mit dem Nachtwächter durch die Innenstadt, Museumsbesuche. So lernen wir immer wieder die Stadt neu kennen. Gehen Wege, auf denen Dauthendey, Matthias Grünewald, Röntgen, Werner Heisenberg, Balthasar Neumann, Tilman Riemenschneider, Walter von der Vogelweide, Beatrix von Burgund, der heilige Kilian, Albertus Magnus, Petrini, Tiepolo und Siebold gingen. Historischer Boden, Heimat für viele Menschen über die Jahrhunderte, Freud und Leid auf jedem Meter greifbar.

 

Typisch für Franken – Weinbergsausblicke wie dieser, den Sigrid im Bild festgehalten hat. Danke dir!

Maiengrün

Am Berg wärmt die Sonne das Maiengrün

Am Berg wärmt die Sonne das Maiengrün
Und selbst der alltägliche Himmel will blühn.
Er wird stündlich größer und tiefer und kühn,
Zieht Bäume und Menschen zu sich hinauf.
Aller Sehnsucht fällt wie ein Schuss aus dem Lauf,
Und Keiner hält mehr die Liebe auf.

Max Dauthendey, 1867-1918

Stephanie hat diesen blühenden Baum vor einem grandiosen Blau fotografiert. Danke dir!

Augen auf!

Manchmal fällt es mir schwer, den Mailordner zu öffnen und zu lesen, was Menschen schreiben. Liebende, die sich trennen, weil das Außen nicht passt. Menschen in Verzweiflung, weil der Chef ihre Arbeit nicht anerkennen mag und kann. Motivierte Menschen, die ihre Fähigkeiten am falschen Ort nicht abrufen können.

Warum? Weil wir Angst haben. Angst, was falsch zu machen. Uns was zu vergeben. Angreifbar zu werden, wenn wir uns in unseren Bedürfnissen nackt machen. Angst, ausgelacht zu werden, weil wir eben Angst haben.

Ehrlich? Echt jetzt? Wir sind alle Menschen. Jeder von uns hat Macken, Spleens, Kanten. Wir haben allesamt Angst, in diesen Zeiten erst recht. Bei keinem läuft das Leben glatt durch wie geschmiert. Wir haben unsere Fails. Die großen, die kleinen. Die im Alltag und die, die unser Leben komplett in ein „vorher“ und „nachher“ zerschneiden.

Wann hören wir auf, einander zu verletzen, sondern fangen an, die Frage zu stellen, die Parzival dem Fischerkönig nicht gestellt hat? Was fehlt dir? Was brauchst du? Darf ich dir helfen? DAS wären gute Angebote.

Und die, die Angst haben, gerade am Boden sind, in der Vollkatastrophe – wie wäre es mit: Bitte, kannst du mir helfen?

Erinnern wir uns alle daran, dass zum Menschsein wahrhaftige Größe und tiefe Angst, Scheitern und Gewinnen, Lachen und Weinen gehören, damit wir wachsen, uns entwickeln? Wir wachsen auch, wenn wir anderen helfen, wir unser Leben in den Dienst einer großen Sache stellen, unsere Egozentrik auf dem Kreuz des Lebens festnageln.

Für so gut wie jede Fragestellung gibt es viele Lösungen. Denken wir groß. Halten wir es für möglich. Wenn Dinge geschehen, die wir nicht für möglich gehalten haben, nennen wir es Wunder. Und – bist du bereit für Wunder in deinem Leben? Halte es für möglich, dass … du Hilfe erbitten darfst und sie bekommst. Dass du helfen kannst und dabei selbst heilst. Dass Menschsein grandios ist, Menschwerdung unsere härteste Herausforderung.

In diesem Sinne – halt die Augen auf in deiner Umgebung. Irgendwer ist da sicher heute niedergeschlagen, braucht ein Gänseblümchen und eine Umarmung, eine Aufmunterung, ein Lied, ein Stück Kuchen oder ein Tänzchen und vielleicht bist du die Person, die sich das alles wünscht. Na dann, sags einfach! Riechen können es die anderen nicht, sie sind nicht „doof“ oder „unwillig“, sie brauchen einen Stups. Dann werden wir wahre Herzens-Helden.

 

Allen einen wunderbar beweglichen Merkurtag. Rebekka hat diese Info in Wien gesehen. Das ist total nett. Das Leben verzichtet auf Hinweise Marke „in wenigen Tagen könnte es in Ihrem Leben einen Abwärtstrend geben“. Merke: Treppen führen runter. Aber wenn man sich umdreht, führen sie auch wieder rauf. Oder unten ist eine tolle Party. Danke für dein Foto, Rebekka!

Überreiches Sprießen

Butterblumengelbe Wiesen

sauerampferrot getönt,

o du überreiches Sprießen,

wie das Aug dich nie gewöhnt!

Wohlgesangdurchschwellte Bäume,

wunderblütenschneebereift –

ja fürwahr, ihr zeigt uns Träume,

wie die Brust sie kaum begreift.

Christian Morgenstern, 1871-1914

Gelb wie Butterblumen und eine Wunderpflanze – der Löwenzahn. Manuela hat ihn genau angeschaut. Danke für das wunderbare Foto!

Weg, was nicht zum Kunstwerk gehört

Der Muttertag ist vorbei, ich habe neue wunderschöne Becher und eine superschicke „Tasse im Schrank“. Ich mag so gern handgetöpferte Keramik, ich finde es wunderbar, wie geschickt Menschen mit dem Material umgehen können. Künstler! Angeblich hat Michelangelo gesagt, er schlage nur alles weg vom Marmorblock, was nicht zum Bildwerk gehört, Kunst als eine Befreiung des Kunstwerks aus dem es noch umgebenden Material.

Als ich gestern Abend zum Millionsten Mal die beiden „David“ von Gianlorenzo Bernini und Michelangelo nebeneinander betrachtet habe (beides grandiose Werke), fiel mir auf, dass ich in meiner Arbeit im Grunde nichts anderes mache. Ich erlebe Menschen, die in ihren Sorgen und Nöten verstrickt sind, mit dem Leben gerade nicht gut klarkommen, für sich keine Perspektive sehen. Das ist, wie im Marmorblock gefangen und von der Idee her ein wunderbares Kunstwerk zu sein. Es ist also nichts anderes in meiner Arbeit – ich lade den Menschen ein, abzulegen, was nicht zum Kunstwerk gehört und aus dem Marmorblock herauszutreten ins selbstbestimmte Leben.

Spannend, wozu einen die Betrachtung von getöpfertem Becher, zweier meiner Lieblingswerke aus der Kunst und die Überlegung, welche Klient:innen diese Woche kommen, bringen kann.

Das sind die Momente, da bin ich von tiefstem Herzen dankbar für die berührende, bewegende Arbeit, die ich machen darf. Menschen vertrauen sich mir an und öffnen mir ihr Herz. Ich darf ihre Schönheit, Weisheit, Liebe, Güte, Freundlichkeit, ihre Zweifel, Sorgen, Ängste und Nöte sehen. Wir dürfen die dunklen Seiten wertschätzen, denn sie sind der Humus, auf dem menschliche Qualitäten wachsen. Alle haben wir unsere Humusseiten, doch vor lauter Starren auf das Negative entgeht uns manchmal der Lichtstrahl zwischen den Sternen.

In diesem Sinne allen einen kunstreichen Tag (ohne Kunst wären wir keine Wesen zwischen den Welten!) und viel Lichtstrahlen.

 

Steffi schickt uns aus der Dominikanischen Republik Traumstrände. Danke von Herzen!

Lichtstrahl zwischen Sternen

 

Die einzig annehmbare Form der Verständigung ist das geschriebene Wort, denn es ist kein Stein in einer Brücke zwischen Seelen, sondern ein Lichtstrahl zwischen Sternen.

Fernando Pessoa, 1888-1935

Sina hat ein Herz zwischen Steinen entdeckt – Danke!

Kleine Rituale als Kraftquelle

Mir geht das Herz auf, wenn wir in den Ausbildungen so wirklich wunderbare Themen haben wir am Samstag Biografiearbeit. Was sind die wesentlichen Fragestellungen in den einzelnen Lebensphasen? Wie können wir liebevoll auf die Früchte unseres Lebens schauen aus den einzelnen Epochen, was nehmen wir an Kraft mit und wo haben wir viele Federn gelassen mit welcher Quintessenz? Spannend.

Starten wir in eine neue Woche mit tollen Begegnungen und Aufstellungen am Wochenende. Das wird super. Aufstellungen sind so segensreich. Wer aufstellen mag, kann sich gern am mich wenden, im Juni gibt es noch Möglichkeiten am 26. 6. um 9, 11 und 14 Uhr.

Mit der Post kam mein wunderschönes Paket mit dem kleinen Ölritual von Waldorfkind.  Ein schönes Keramikschälchen und ein Rosen-Mandel-Öl, um ein kleines Ritual zu gestalten. Solche Anwendungen bringen, ebenso wie die Fünfsterneinreibung, den Menschen wieder gut zu sich, schenken ihm eine liebevolle Hülle und sind ein achtsames Miteinander. Ich liebe diese kleinen Einladungen, bei sich selbst anzukommen, jemanden mit kostbaren Essenzen zu versorgen und so dazu beizutragen, dass Menschen Wertschätzung und Behütetsein erfahren können. Das ist keine Frage des Alters. Solche Rituale sind für jeden Menschen etwas Besonderes, vom Kind bis zum Senior. Und Zuwendung haben wir in diesen Zeiten wahrhaftig alle nötig, oder?

Kleine Vorabinfo: Am 18. Mai findet der verlegte Vortrag an der VHS Kitzingen zum Thema „Ordnung ins Leben bringen“ statt – herzliche Einladung an alle! Keine Anmeldung nötig, an der Abendkasse wird ein kleiner Beitrag erhoben. Wir starten um 19.30 Uhr im Saal der Alten Synagoge Kitzingen. Ich freue mich auf euch!

Allen einen wunderbaren Start in die erste vermutlich sehr warme Woche des Jahres.

Platz in der Welt

Reisen macht einen bescheiden. Man erkennt, welch kleinen Platz man in der Welt besetzt.

 

Gustave Flaubert, 1821-1880

Steffi hat einen tollen Strand in der Dominikanischen Republik für uns fotografiert. Da wollen wir am liebsten auch gleich ins Wasser springen! Danke für dein Foto!

Wochenend-Gedanken

Muttertag am Sonntag. Der erste ohne Mutter. Oder wie es gestern jemand zu mir sagte: „Na, jetzt bist du die nächste Generation, die sich verabschiedet.“ Ja, Danke auch fürs Memo 🙂

In meiner täglichen Arbeit erlebe ich täglich, welchen Einfluss die Herkunftsfamilie auf uns hat. Sie prägt die wesentlichen Jahre und sorgt dafür, wie unser Gehirn in seiner Grundstruktur vorgeformt wird. Doch lehrt uns die moderne Gehirnforschung, dass dank der Neuroplastizität durchaus jede Menge Entwicklungspotential im Gehirn liegt, wenn dort Dinge wie festgeschrieben scheinen, die es nicht sind.

Auf Rudolf Steiner geht die Aussage zurück „Ich kann in mir die Kraft finden, einen höheren Menschen aus mir erstehen zu lassen“. Das finde ich tröstlich für alle, die mit der Herkunftsfamilie eher ihre Probleme haben. Wie immer unsere Kindheit gewesen ist – unsere Eltern haben uns den Eintritt auf die Welt ermöglicht. Je nach unseren Erfahrungen haben wir in unseren Herzen eine Schatzkiste mit guten Erinnerungen an schöne Momente, mit Liebe gefüllt und ausreichend Erfahrung mit dem Wahren, Guten und Schönen des ersten Jahrsiebts. Oder es ist ein Schmerz in den Herzen, eine Sehnsucht nach Angenommensein, nach Urvertrauen und Annahme, ohne dafür etwas geben zu müssen.

So oder so – als Erwachsene können wir für Sonne in unserem Herzen selbst sorgen. Oft genug müssen wir das auch, denn nur wir sind für die Art und Weise verantwortlich, was und wie wir denken, über uns, die Welt, alles. Wir allein können das verändern, sonst niemand. Wir können uns zu jeder Sekunde entscheiden, ob wir vertrauen wollen oder Misstrauen weitertragen. Ob wir fröhlich sein wollen oder an irgendwelchen Leiden dauerhaft festhalten.

Alles hat seine Zeit und seinen Raum, darf anerkannt sein, gesehen, wahrgenommen. Vielleicht getröstet, beschützt und im besten Fall gefeiert. Entscheidend ist, was wir in unserem Ressourcenkoffer aus der Kindheit vorfinden. Welche Kräfte sind uns in der frühen Kindheit erwachsen aus dem Umfeld, in dem wir groß geworden sind? Wie können wir diese Kräfte nutzen, um uns jeden Tag gut in unser Erwachsenenleben zu stellen? Welche Lehren nehmen wir mit und geben sie weiter oder gerade eben nicht? Wo waren uns Eltern ein Vorbild, wo ein Antibild? Sorgen wir dafür, dass wir für unsere Kinder Eltern sind, an die sie gern zurückdenken? Wie heißt es so schön: Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit. Ich kann aus meiner Erfahrung sagen: Auch eine vorsichtig formuliert abwechslungsreiche Kindheit kann einen gewaltig wachsen lassen. Wer gelernt hat, sich auf die eigene Kraft zu fokussieren, geht anders durchs Leben, das muss jedoch nicht nur negativ sein.

Wenn Eltern alt werden oder sterben, verändert sich der Blickwinkel. Aus Eltern werden Kinder, die Hilfe brauchen. So wandelt sich alles, ergeben sich neue Konstellationen, Bedürfnisse und Fragen.

Richten wir unseren Fokus auf das Gute, das wir erfahren haben und nehmen die Quintessenz der Kindheit mit, die Kraft, die uns daraus erwächst, was immer wir erlebt haben. Wir können vieles wandeln, wenn wir unseren Blick verändern.

Allen ein schönes Wochenende!

Im Mai 2018 blühten am Monatsende schon die gefüllten Rosen. Mal schauen, wie es 2022 wird.

 

Mütter

Die beste Erziehungsmethode für ein Kind ist, ihm eine gute Mutter zu verschaffen.

Christian Morgenstern, 1871-1914

Sina hat diese wunderschöne Blütenfarbe im Foto festgehalten. Dankeschön!

Rhythmen im Lebenslauf

Alles neu macht der Mai? Auf alle Fälle sorgt er für eine wunderbare Blüte und gigantisches Wachstum des Beikrauts in unserem Garten. Am Morgen läuft ein Mann vorbei, strahlt und sagt: „Ich liebe Ihren wilden chaotischen Garten! Das blüht so schön! Wir haben nur Rasen mit Thuja, das ist nicht so bunt. Bei Ihnen ist der Löwenzahn am dicksten.“ Wo er Recht hat, hat er Recht. Unser Löwenzahn ist echt super 2022.

Am Samstag werden wir uns mit dem Siebenjahresrhythmus im menschlichen Leben befassen und in welchem Jahrsiebt welche Lebensthemen relevant sein können. Darauf freue ich mich sehr, denn auch wenn wir nicht alle in sieben Jahren schwingen, werden wir doch meistens mit den entsprechenden Fragen im jeweiligen Alter durchaus konfrontiert. Gut, wenn wir hören, dass das „normal für das Alter“ ist, das beruhigt, manchmal können uns die Herausforderungen des Lebens durchaus irritieren.

Dass wir alle derzeit in vielfältigen Herausforderungen stehen, Neuorientierung notwendig ist, spüren wir. Unsere Einladung an euch: Am 25. September starten wir mit unserem bislang umfangreichsten und tiefgreifendsten Kurs, dem Nautilusprojekt. Wer an tiefer Persönlichkeitsentwicklung interessiert ist, wer gern an der intensiv upgedateten Cardea-Therapeut:innen-Ausbildung oder der neuen Cardea-Coachingausbildung teilnehmen mag, darf sich schon vorfreuen und anmelden. Alle drei Gruppen, die Persönlichkeitsentwickler oder –bildner, die angehenden Coaches und die angehenden Therapeut:innen gehen im ersten Jahr gemeinsam, dann trennen sich die Wege für die vertiefenden Themen der Therapie und des Coachings. Wir werkeln in jeder freien Minute an diesem Projekt und freuen uns auf euch. Die Zukunft braucht Menschen, die in sich immer wieder Stabilität finden können, wenn der Wind im Außen rauer wird. Wir geben euch dazu Rüstzeug an die Hand.

Allen einen freundlichen Venustag mit genug Erholung, um über die eigene Zukunft nachdenken zu können und sich zu überlegen – wo will ich persönlich als Mensch hin, mit welchen Talenten bereichere ich die Welt und wie kann ich sie super nutzen?

 

Sylvia war für uns am Sylvensteinspeicher (großartig, oder?) und hat das tolle Bild geschickt! Von Herzen Danke!

Alles neu macht der Mai

Alles neu macht der Mai

Alles neu macht der Mai
macht die Seele frisch und frei.
Lasst das Haus, komm hinaus,
windet einen Strauß!
Rings erglänzet Sonnenschein
duftend pranget Flur und Hain
Vogelsang, Hörnerklang
tönt den Wald entlang.

Wir durchzieh´n Saaten grün
Haine, die ergötzend blüh`n
Waldespracht – neu gemacht
nach des Winters Nacht.
Dort im Schatten an dem Quell
rieseln munter, silberhell
klein und groß ruht im Moos
wie im weichen Schoß.

Hier und dort, fort und fort
wo wir ziehen Ort für Ort.
Alles freut sich der Zeit,
die verjüngt, erneut
Widerschein der Schöpfung blüht
uns erneuernd im Gemüt.
Alles neu, frisch und frei
macht der holde Mai.

Hermann Adam von Kamp, 1796-1867

Sina hat den Inbegriff des Frühlings auf den Feldern im Bild festgehalten. Danke für das leuchtende Foto!

Demut und Mut

Manchmal stehe ich staunend vor den Dingen, die sich mir wie in einem Kaleidoskop an einem Tag in der Praxis darbieten. Trennungen, tiefe Lebenskrisen, Ängste, Sorgen, Nöte. Kollegen mit Fragen. Mails. Mitten im Gewitter eine krasse Aufstellung. Ein Mensch stirbt plötzlich und unerwartet und die Familie bleibt mit zahllosen Fragen zurück, die alle auf „warum“ enden.

Ich bewundere meine Klienten oft für den Mut, mit dem sie ihren Alltag stemmen. Wie sie am Morgen aufstehen und ihr Bestes geben, trotz allem. Hinter den Fassaden stecken unglaubliche Schicksale, die Annahme – bei den anderen schaut es super aus.

Manchmal wünschte ich mir viel mehr Ehrlichkeit. Dass Menschen zugeben: Bei uns wird auch nur mit Wasser gekocht. Wir haben unsere Probleme. Unter jedem Dach ein Ach. Das würde den Druck nehmen, man selbst sei ein Problembär und alle anderen hätten ihren Shit auf der Reihe. Dem ist genug nicht so, damit erhöhen wir nur unsere eigene Belastung.

Überall gibt es Dinge, die schwer sind: Krankheiten, Geldsorgen, Erziehungsprobleme, Missverständnisse, Streit in Teams, was immer. Und es gibt Dinge, für die wir dankbar sein dürfen. Ja, man darf mit Todkranken lachen. Ja, es ist erlaubt, miteinander zu weinen. Sich anzumotzen und Dinge zu klären, Wahrheiten zu sagen und festzustellen, dass es nie um Rechthaben geht, sondern darum, den Standpunkt des Gesprächspartners nachvollziehen zu können.

Wir sind alle Mängelmodelle und alle Genies, Helden und das Gegenteil. Wir lieben und vergeigen was, wir weinen und lachen und niesen, mögen keine Tomaten und finden rosa Tulpen sweet – was immer. Die Vielfalt des Lebens macht den Charme aus.

Erteile dir eine „ich muss nicht perfekt sein“-Amnestie. Sag dir: Ich gebe das mir mögliche Beste! Iss Eis. Trink Wasser. Lächle. Kaufe zwei Blumensträuße und schenke einen an jemanden, der traurig wirkt. Pfeife beim Spaziergang und wirf anderen ein strahlendes Lächeln zu. Sei freundlich zu dir. Schicke einem Menschen, mit dem es gerade nicht gut läuft, dein tiefes Mitgefühl. Trage heute dein Lieblingsoberteil und nimms mal nicht persönlich.

Herzensgruß mit griechischem Bergtee heute.