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Leber-Wunder

Im rechten Oberbauch liegt ein weiteres Wunder unseres Körpers, die Leber, deren Name an das Leben erinnert. Über 1,5 Kilo wiegt unsere schwerste Körperdrüse, der Chef des Stoffwechsels, mit einer festen Bindegewebskapsel ummantelt. Die Hepatozyten in den einzelnen Lederläppchen, die rund zwei Millimeter groß und sechseckig sind, sind für die Funktion der Leber verantwortlich, die eine enorme Regenerationsfähigkeit hat.

An der Unterseite führen durch die Leberpforte Blutgefäße in die Leber, Gallengang, Lymphgefäße und Nervenfasern treten aus. Die Pfortader transportiert das mit Nährstoffen beladene Blut aus dem Verdauungstrakt zur Leber, die Leberarterie dient der Sauerstoffversorgung.

Die Aufgaben der Leber:

Zucker, Fettsäuren, Vitamine und vieles mehr gelangen über die Pfortader in die Leber. Sie speichert Nährstoffe aus dem Blut, die gerade nicht gebraucht werden. Meldet ein Organ Bedarf, schleust die Leber das Gewünschte in den Blutkreislauf.

Die Stoffwechselprodukte werden entweder über die Nieren (wasserlösliche Stoffe) oder in Gallenflüssigkeit verpackt über den Darm (fettlösliche Stoffe) ausgeschieden.

Die Hepatozyten sind enorme Filter für niht mehr funktionisfähige Hormone und Blutkörperchen, Bakterien, defekte Zellen, Schadstoffe, Alkohol, Pestizide, Weichmacher und Medikamente.

Die Leber produziert Wachstumshormone, kann Vitamin D freisetzen sowie Schilddrüsen- sowie Steroidhormone umbauen.

In der Galle wird pro Tag rund ein Liter Gallenflüssigkeit gemischt und in die Gallenblase oder den Zwölffingerdarm geschickt. Die Leber produziert Cholesterin, ein wichtiger Stoff für Hormon- und Gallensäurebildung sowie Zellmembranbaustein.

Gerinnungsfaktoren, die die Leber herstellt, sorgen dafür, dass wir nicht verbluten.

Pro Tag fließen rund 2000 Liter Blut durch die Leber, die in 300 Milliarden Hepatotyten hocheffizient entgiftet zurückentlassen werden.

Die Leber bedarf unseres Augenmerks durch gesunde Ernährung, Bewegung, Verzicht auf Alkohol und zu viel Zucker in der Nahrung. Ohne Leber kein Leben!

 

Danke an Katja für das tolle Bergfoto! Wie Maike ist sie auch ein Bergmensch. Ein gebretterter Weg zeigt: nicht vom Weg abkommen macht hier Sinn.

Eigenschaften

Das Herz hat die Eigenschaft des Wissens, die Leber des Gefühls, die Lunge des Blattes, der Mund dient der Vernunft als Weg, ein Sprachrohr für das, was der Mensch vorträgt und eine Aufnahme der Erfrischungen des Körpers; und er spricht, hört aber nicht, während das Ohr hört, aber nicht spricht.

Hildegard von Bingen

Maike hat dieses beeindruckende Foto von ihrer Alpenüberquerung mitgebracht. Wie ein zierlicher Tisch liegt der Felsbrocken da und ist doch von einem Miniwald bewachsen. Naturwunder, wenn man schaut. Danke für dein Foto!

Danke des Tages heute: der Darm

Verdauung beginnt im Mund, heißt es, mit dem Zerkleinern der Nahrung durch Kauen und Einspeicheln zum Nahrungsbrei. Wenn es denn so wäre, wäre das schon die halbe Miete für die Gesundheit! Wir kauen unsere Nahrung oft im Stress nicht sehr gründlich und schlucken Nahrungsbrochen, für die der Magen dann extra Mengen Säuren aufbringen muss – mit negativen Konsequenzen für den gesamten Körper.

Der Darm ist der Meister der Verdauung. Im Grunde startet offiziell das Verdauungssystem am Magenpförtner und Endet am After, dazwischen liegen Dünn- und Dickdarm.

Der Dünndarm startet mit dem Zwölfffingerdarm (Duodenum), danach folgen Leer- (Jejunum) und Krummdarm (Ileum). Dieser Teil macht rund fünf bis sechs Meter Länge aus.

Unser Dickdarm startet oben mit dem Blinddarm und seinem bekannten Wurmfortsatz, der sich gern mal entzündet, es folgt der Grimmdarm (Kolon), danach der Mast- oder Enddarm (Rektum) und der Anus. In diesem Teil sind wir bei zwei bis drei Metern Länge.

In den Zwölffingerdarm geben die Verdauungsdrüsen Leber (mit dem Gallensekret) und Bauchspeicheldrüsen ihre Verdauungsenzyme ab, um die Nahrung chemisch aufzutrennen in Fett, Eiweiß und Kohlenhydrate. Auch die Darmwand selbst gibt viele Drüsensekrete zur Verdauung dazu, so dass im gesamten Dünndarm die Bestandteile der Nahrung in immer kleinere Bestandteile zerlegt und über das Blut aufgenommen werden. Kohlenhydrate werden in Einfachzucker zerlegt, Eiweiße in die diversen Aminisäuren und die Fette in Glyzerin und freie Fettsäuren. Nach der Aufnahme ins Blut wandern alle Nährstoffe über die Pfortader in die Leber, die unser zentrales Stoffwechselorgan ist. Selbstverständlich werden im Darm auch die anderen wichtigen Stoffe aufgenommen wie Vitamine und Mineralstoffe.

In den Dickdarm wandern die Nahrungsbestandteile, die der Körper nicht verwerten kann oder braucht. Die starke Muskelwand des Darms schiebt den Brei in Wellen (peristaltische Bewegung) durch den Darm bis zum Ende. Nach und nach wird dem Brei das Wasser entzogen und damit das Ganze rutscht, sondern die Darmwand Gleitschleim ab.

Im Darm entscheidend ist das sogenannte Darmmikrobiom, ein Verein von Hunderten verschiedener Bakterien mit einem Gesamtgewicht von rund zwei Kilogramm und einer Menge von rund zehn Billionen Bakterien (sie sind deutlich in der Überzahl uns gegenüber). Die Aufgabe der Bakterien ist die Verarbeitung der unverdaulichen Nahrungsreste und sie stellen auch Stoffe her, die der Körper braucht, wie Vitamin K und einige B-Vitamine. Im Mikrobiom befinden sich auch Hefepilze, die bei Vergärungsprozessen wichtig sind sowie Viren und Archaeen, sogenannte Urbakterien, die wir auch schon im Mund finden. Erstaunlicherweise wurden bis heute nur hilfreiche Archaeen gefunden, keine krankmachenden. Jeder Mensch besitzt sein eigenes Mikrobiom und es ist so typisch, dass es oft zweites Genom genannt wird. Laktobazillen, Eubakterien und Bifidobakterien sind hilfreich, Clostridien, Enterokokken und Enterobakterien hingegen können uns gewaltig Probleme bereiten.

Im Darm werden auch Stoffe wie ein Teil des Serotonins, ein Neurotransmitter, der im Gehirn für Wohlfühlen sorgt, hergestellt.

Wir wissen heute, dass ein gesundes Mikrobiom im Darm die wesentlichste Grundlage für die Gesundheit des Menschen bildet, vor allem auch im psychischen Bereich. Kein gut aufgestellter Mensch mit einem total aus dem Gleichgewicht geratenen Mikrobiom oder Problemen im Darm. In der Antike galt bereits der Spruch „Der Tod sitzt im Darm“ und der hat was.

Es macht also Sinn, im Rahmen einer Gesundheitsprophylaxe alles für einen gesunden Darm zu tun. Dazu gehören auch Dinge wie genug gutes Wasser trinken, Bewegung (Bewegungsarmut ist für den Darm eine echte Belastung!) und Schlaf sowie ausreichend Fastenzeiten, damit der Darm auch seine Arbeit in Ruhe erledigen kann. Dauernd was reinschieben ist Dauerbelastung. Nur weil Nahrungsmittel bei uns überall verfügbar sind, ist unser Körper daran weder gewöhnt noch braucht er das. Abwechslungsreiche und karge Ernährung sind die Mittel der ersten Wahl, gut kauen und „Nach dem Essen sollst du ruhn oder 1000 Schritte tun“.

 

Gesunde Ernährung ist individuell. Wenn man auf dem Jakobsweg unterwegs ist, bekommt man viel Landeskost, wie Theresas Foto zeigt. Dankeschön!

Fehler wider die Natur

Krankheiten überfallen den Menschen nicht wie ein Blitz aus heiterem Himmel, sondern sind die Folgen fortgesetzter Fehler wider die Natur.

Hippokrates von Kos, 460 – 377 v. Chr.

Kühle im Wald hat Aurelia gesucht und gefunden. Danke für dein Foto!

Wundersamer Pankreas

Heilpflanzen – eine Welt der Wunder. Der Muskatellersalbei ist ein feines spezielles Kraut, das seine Fans ebenso findet wie Menschen, die den Geruch nicht mögen. Mit dem Küchensalbei ist er verwandt, aber steckt seine ganze Kraft in die Blüten, die Holzbienen besonders gern anfliegen. Er öffnet, macht wach und klar und gilt in der Aromatherapie ein wenig als Stimmungsmacher unter den Düften.

Ein anderes Gewächs ist die Nachtkerze, die ihre Blüten nachts öffnet und mit ihrer gelben Farbe ganz andere Signale sendet als der Salbei mit seinen Violetttönen.

Beides sind mächtige Heilpflanzen, die Nachtkerze für die Haut der Empfindsamen, der Muskatellersalbei als Räucherwerk.

 

Unser Organ des Tages ist klein und wesentlich: Der Pankreas oder die Bauchspeicheldrüse, versteckt hinter oder unterhalb des Magens. Sie ist zum einen für das Verdauen wichtig, weil die Verdauungsenzyme produziert, die im Zwölffingerdarm dem Nahrungsbrei zugefügt werden. Bikarbonat aus der Bauchspeicheldrüse verschiebt den Säure-Basen-Gehalt Richtung basisch.

Zum anderen ist  sie eine Hormondrüse, die in den Langerhans-Inseln (5% der Bauchspeicheldrüse) unter anderem Insulin und Glukagon herstellt. Somastatin ist das dritte Hormon mit mächtiger Aufgabe: Es bremst die Ausschüttung von anderen Hormonen im Körper.

Funktioniert die Bauchspeicheldrüse nicht richtig, spüren wir das schmerzhaft mit Verdauungsproblemen und der Entstehung von Diabetes.

Entscheidenden Einfluss auf die Gesundheit unserer Bauchspeicheldrüse nehmen wir mit der Nahrung. Bitterstoffe, aus der modernen Ernährung leider herausgezüchtet, wären sehr wichtig im Alltag. Wir helfen der Drüse durch gutes Kauen, langsames Genießen der Nahrung, Intervallfasten, Verzicht auf Alkohol und ein Wiedereinbauen von Bitterstoffen wie Chicoree. Radicchio, Löwenzahn und vieles mehr.

 

Allen ein schönes Wochenende mit ein paar Bitterstoffen und liebevollen Gedanken zur Bauchspeicheldrüse!

Was dich nährt

Heute mal ein Blick aufs Thema Ernährung zwischendurch: In unseren Genen steckt die Angst, nicht genug zu bekommen, so dass wir trotz ausreichendem Nahrungsmittelangebot bei uns zu viel „horten“.

Zahllose Studien belegen die Wirksamkeit des Fastens, das mit der Mayr-Kur in der jüngeren Geschichte seinen Anfang nahm („Schule des Kauens“: die gute Verdauung beginnt im Mund, also Nahrung gut kauen und einspeicheln).

Ernährung ist nicht nur essentiell für den Körper, sondern auch für Seele und Geist. Wenn wir nicht gut verdauen können (und daran hat die Art der Ernährung neben anderen Parametern erheblichen Anteil), können wir bestimmte Stoffe nicht herstellen (z.B. Serotonin), so dass wir bis hin zu Krankheitsbildern wie Depression Einfluss auf das Seelenleben durch die Nahrung haben. Ebenso kann der Geist durch Nahrung eingetrübt werden, wenn wir sogenannten Brainfog haben, Unverträglichkeiten bzw. Reaktionen des Systems auf Nahrungsmittel, die uns nicht gut tun oder bei Leaky Gut etc.

Festzuhalten für uns bleibt: Es geht um die Qualität der Nahrung, nicht die Menge. Maß statt Masse. Hierfür brauchen wir unsere Sinne, die uns helfen, die Nahrungsmittel, die uns gut tun, wahrzunehmen, zu riechen und zu schmecken.

In der TCM gilt der Spruch: „Frisch und pflanzlich bevorzugt, um Lebenswärme zu erzeugen“. Reis und Zitrusfrüchte z.B. kühlen (weshalb wohl wachsen Zitronen in warmen Ländern?) und gehören deshalb eher in die Sommerküche, Hafer und Zimt u.a. wirken wärmend.

Wichtige Fragen in diesem Zusammenhang sind: Wo lebe ich? Welcher Typ Mensch bin ich – brauche ich eher Unterstützung bei der Erzeugung von Wärme oder bin ich von Natur aus hitzig und brauche mehr kühlende Lebensmittel? Tun mir deftige Gewürze gut oder brauche ich es da eher sanft? Bin ich der Rohkosttyp oder vertrage ich gekochte Lebensmittel besser?

Es gibt kein Ernährungskonzept, das für alle gut ist! Deshalb ist beim Thema Ernährung wichtig, individuell vorzugehen. Es kann in vielen Fällen durchaus hilfreich sein, sich beraten zu lassen.

Da wir heute überwiegend sitzen, brauchen wir Lebensmittel, die nicht den Körper, sondern eher Seele (für alle im Sozialberuf z.B., hier ist das Wasser als DAS Seelenelement wesentlich!) und Geist stärken.

Der Körper ist einfach ein Wunder!

 

So, wie auch die Himmelsbilder jeden Tag, von denen Stephanie dieses hier fotografiert hat.

Einfach und ungekünstelt

Lasst das Natürliche so natürlich wie möglich. Die Zubereitung der Speisen soll einfach und ungekünstelt sein. Je näher sie dem Zustande kommen, in welchem sie von der Natur geboten werden, desto gesünder sind sie.

Sebastian Kneipp

Theresa war für wenige Stunden in London und hat den Zwischenaufenthalt für ein feines Touristenfoto genutzt. Danke dir und viel Spaß!

Dein Herz – sooo wunderbar

In deinem Brustkorb, wie die Lungen durch die Rippen geschützt, befindet sich, meist ein wenig links gelegen, dein Herz. Wenn du sehr aufgeregt bist, spürst du es schlagen. Es macht sich mit Stolpern und Aussetzern bemerkbar, wenn es dir eine Botschaft schicken will. Es hat vier Höhlen: zwei Vorhöfe und zwei Herzkammern und liegt im Perikard, dem Herzbeutel, wie ein edles Schmuckstück, das wir auch in Samt einpacken.

Früher wurde das menschliche Herz oft mit einer Pumpe verglichen, die den Blutkreislauf aufrecht erhält und das mit Sauerstoff angereicherte Blut in den Körper transportiert. Heute wissen wir: Das Herz ist keine reine Pumpe, sondern ein denkendes und vor allen Dingen fühlendes Organ. Es besitzt ein eigenständiges neuronales System aus rund 40.000 Nervenzellen, die mit dem menschlichen Gehirn in enger Verbindung stehen. Dr. Andrew Armour führte 1991 den Begriff „Herzgehirn“ ein, weil das Herz ein komplexes Netzwerk aus Neuronen, Neurotransmittern, Proteinen und Helferzellen besitzt, vom Kopfgehirn abgekoppelt agiert und zudem ausgeprägte sensorische Fähigkeiten besitzt.

Übrigens: In der Entwicklung des Fötus‘ entwickelt sich erst das Herz, dann das Gehirn. Erst wenn das Herz schlägt, beginnt die Entwicklung des Gehirns.

Es gibt viele Kommunikationskanäle zwischen Gehirn und Herz. Das Nervensystem ist die eine Möglichkeit (Sympathische und parasympathische Nervenfasern sind hier involviert. Die Sympathikusnervenfasern werden als Nervi cardiaci bezeichnet, Herznerven. Sie können die Herzfrequenz beschleunigen. Die parasympathischen Nervenfasern entspringen dem zehnten Hirnnerv, dem mächtigen Nervus vagus, sie sorgen für Entspannung und Verlangsamung unseres Herzschlags. Sie enden übrigens in einem Nervengeflecht an der Herzbasis, dem Plexus cardiacus). Ein weiterer Weg der Kommunikation zwischen den Zellen der beiden System ist der biochemische durch Hormone und Neurotransmitter.

In vielen Kulturen und Traditionen gilt das Herz als Sitz der Emotionen, da unser Herz mit allen wesentlichen Lebensfunktionen Verbindung hat.

Mit seinem neuronalen Netzwerk nimmt das Herz schnell und intuitiv wahr. Wir können im Herzen Dinge ahnen, ehe sie geschehen und unser Herz hat ein eigenes Erinnerungsvermögen.

Was tust du für dein gesundes Herz? Ernährst du dich ausgewogen, trinkst du genug und wechselst du zwischen Kraft- und Ausdauersport ab? Pflegst du dein Herz durch Freude, Entspannung und gute Begegnungen mit Menschen, die du liebst? Bist du ein liebevoller Mensch – zu dir selbst und anderen? All das stärkt dein Herz.

Ich wünsche dir einen sehr herzlichen Montag!

 

Silke hat das Seidentuch mit Herz und Hüter fotografiert. Dankeschön!

Halte die Unendlichkeit

Um eine Welt in einem Sandkorn zu sehn
und einen Himmel in einer wilden Blume,
halte die Unendlichkeit in deiner flachen Hand
und die Ewigkeit in einer Stunde.

William Blake, in: Weissagungen der Unschuld, 1803

Danke an Sina für dein Sonnenblumenbild!

Deine Flügel entfalten

Unsere Lungen! Engel, heißt es, haben Flügel außen, wir Menschen innen, damit wir etwas zum Entfalten haben. Paarig im Brustkorb angelegt, bestens geschützt durch die Rippen, zauberschön und klug aufgebaut wie umgedrehte Bäume sind sie der Ort des Gasaustauschs mit der Umwelt. Ich atme ein, was andere ausatmen, im Idealfall sind das Bäume. Die Lunge ist ein Grenzorgan wie Haut und Darm, in dem Fall die Grenze zur gasförmigen Welt.

Rund 25.920 Mal am Tag atmen wir ein und aus, das ist unglaublich, wie oft wir atmen, total unbewusst in der Regel. 25.920 Mal ein- und ausatmen = ein Erdentag. Die Sonne braucht rund 25.920 Jahre, um einmal durch den Tierkreis zu wandern = das platonische Weltenjahr. Und wenn wir 25.920 Mal eingeschlafen und aufgewacht sind, sind wir etwa 72 Jahre alt, in alten Zeiten = ein Menschenleben.

Mikro- und Makrokosmos.

Als einziges Organ im Menschen ist die volle Funktionsfähigkeit der Lunge beim Ungeborenen nicht notwendig, sie übernimmt hoffentlich einige Augenblicke nach der Geburt ihre Aufgabe. Lunge und Zwerchfell sind eng verbunden. Tiefe Bauchatmung entspannt uns, stressiges Luftschnappen sorgt für massive Anspannung, die über die Rückenmuskulatur bis in den obersten Halswirbel für Probleme sorgen kann.

Zur Lunge gehören der Planet Merkur und das Metall Quecksilber. Das Wort Lunge leitet sich vom Indogermanischen lenguh ab, das bedeutet leicht.

Die Lunge ist auch ein wesentliches Ausscheidungsorgan. Lunge ist mit dem Dickdarm verbunden.

In meiner Arbeit steht die Lunge für Kommunikation – nach innen und nach außen und oft ist sie mit Angst verknüpft.

Wenn du deine Lunge heute liebevoll behandeln willst: frische Luft! Bewegung! Singen, tönen, summen. Breite deine Arme aus und atme tief, tief, tief ein – am  besten im Wald.

Und dran denken: Es gibt Tage im Leben, die sind einfach nur hammerhart. Da gilt: „Nur dieser eine Atemzug. Und dann der nächste. Und dann vielleicht noch einer.“

Hab ein wunderbares Wochenende!

 

Ursula hat diesen wunderbaren alten Baum entdeckt und fotografiert. Ich danke dir sehr für das Bild!

Was nur Wanderer kennenlernen

Die erhabene Sprache der Natur, die Töne der bedürftigen Menschheit lernt nur der Wanderer kennen.

Johann Wolfgang von Goethe

Maike hat bei ihrer Alpenüberquerung die erhabene Sprache der Natur auf vielfältige Weise kennen gelernt und uns einen Einblick mitgebracht. Vielen Dank!

Was nimmst du wahr?

„Im Detail kannst du oft das Gesamtbild wahrnehmen“, hat mir einer meiner besten Lehrer vor Jahren ans Herz gelegt. Ich solle auf die winzigen Details achten am Menschen, denn sie erzählen die wahre Geschichte. An der Art, wie ein Mensch seine Schuhe schnürt, könne man seinen Charakter erkennen und damit auch sein Schicksal. Das hat mich sehr beeindruckt und fortan versuchte ich mich im Üben. Ach, was übersehen wir nicht alles jeden Tag. Unglaublich. Manchmal denke ich, ich stolpere wie blind durch den Tag mit Scheuklappen direkt vor den Augen. Wunder von Makro- und Mikrokosmos? Never seen.

Wahrnehmung ist das Zauberwort. Unser Gehirn erkennt Menschen grob und dann folgt „ah, der oder die und das bedeutet dieses und jenes“. Als ob die Menschen, die wir sehen, die Menschen wie vor zwei Wochen, drei Jahren oder aus der Grundschulzeit seien. Keine Sekunde sind wir gleich, dauernd vernetzen sich Zellen neu, sterben und wachsen Zellen, erkennen wir oder machen Erfahrungen. Wir sind lebendige Prozesse, doch wir behandeln uns oft, als seien wir Möbelstücke, über dir wir wissen, wie sie sind (oder im Konfliktfall: wie sie zu sein hätten) und wozu sie dienen.

Uns entgeht damit die Schönheit dieser lebendigen Prozesse. Das Ringen um Erkenntnisse, um Entscheidungen, das Für und Wider, der Kampf der Zellen gegen Viren, Bakterien und sonstwas. Wie aus Nahrung Kraft für die Muskeln wird. Wie der kleinste Knochen im Körper (im Ohr) funktioniert und warum das Trommelfell wie der Paukenspieler im Orchester fungiert. Wir merken nicht, wie der Fuß abrollt beim Gehen und welche Handbewegungen wir vornehmen, wenn wir vom zweiten in den dritten Gang schalten und was geschieht, damit aus dem Erkennen der roten Ampel im Auge ein softes Bremsen wird. Wer organisiert das Wachstum von Nagel und Haar und woher weiß mein Magen, was die korrekte Menge an Magensäure ist?

Unser Gehirn schafft den ganzen Tag solche unglaublichen Meisterleistungen und wir füttern es mit Junkfood, verhindern nächtliche Spülungsdurchgänge, weil wir zwei Stunden weniger schlafen als Menschen vor 30 Jahren und sorgen für Ablagerungen, die irgendwann die Reizleitungen dichtmachen, so dass nicht mehr viel durchgeht, weil unsere Lebensführung unterirdisch ist.

 

Herzliche Einladung – nehmen wir uns doch einfach mal die nächsten Tage ein paar Organe vor und schauen, was sie für uns tun. Warum? Damit wir die Anteile unseres Körpers, die heimlich, still und leise teilweise über Jahrzehnte ohne Mucken ihre Arbeit tun, wertschätzen lernen. Bedenken wir: Ein Team, das Wertschätzung erfährt und Anerkennung für die geleistete Arbeit schafft selbige lieber. Mir ist es angenehm, wenn mein Körper für und nicht gegen mich ist, weil ich nicht wahrnehme, wo es klemmt.

 

Allen einen sehr liebevollen und wahrnehmungsfreudigen Freitag.

 

Allen Schulkindern heute einen tollen letzten Schultag mit möglichst wenig Zeugnisstress und wunderschönen erholsamen Ferien. Habt es fein alle!

Das Ganze im Kleinsten

Willst du dich am Ganzen erquicken, so musst du das Ganze im Kleinsten erblicken.

Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832

Das Kleinste auf dem Waldboden hat Katjas gutes Fotoauge für uns entdeckt. Danke!

Masterclass Geduld

Ein Fels in der Brandung sein – das wünschen wir uns. Einfach in den stürmischen Wellen des Lebensmeeres ruhig stehen, unbeeindruckt das Wasser um uns herumrauschen lassen und Fels sein.

Viele erleben turbulente Zeiten und gefühlt nimmt das Tempo immer mehr zu. Es ist an der Zeit, das Atmen zu lernen, um bereit zu sein, wenn die Wellen mal wieder über einen drüberschlagen. Das wird sich nie verhindern lassen. Manchmal müssen wir schwimmen, manchmal ist es schlau, sich einfach von der Strömung des Lebens mitnehmen zu lassen, weil Schwimmen gegen diese Kräfte sinnlos wäre. Und manches Mal gehen wir auch unter, um uns neu zu erschaffen, zu erfinden oder um etwas ganz und gar loszulassen.

Wir tun uns schwer mit dem „vertrau der Strömung oder dem „lass los“. So lange haben wir an Überzeugungen festgehalten, Jetzt sollen wir sie einfach ziehen lassen und vielleicht sogar das Gegenteil glauben?

Wir sehen, was unser Gehirn erlaubt zu sehen. Wir sind Mustererkennungsprofis und stülpen gern ein Muster auf alles, doch das Leben ist kein Webteppich, der einem Rapport folgt. Was mal funktioniert, muss nicht bei der nächsten Herausforderung ebenso klappen. Ansichten, die wir heute hatten, können morgen nicht mehr hilfreich sein. Eine Meinung, von der ich gestern überzeugt war, erweist sich als nicht haltbar – warum festhalten, wenn anpassen an die neuen Erkenntnisse das einzig Richtige ist?

In der Familie erleben wir gerade viele Loslassprozesse. Meine 97 Jahre alte Schwiegermama war eine Woche in der Klinik wegen Herzproblemen und Schwindel, zu wenig getrunken vermutlich. Jetzt ist sie wieder daheim und bekommt jetzt eine kleine Unterstützung in ihrem Alter. Sie ist unglaublich! Unverdrossen froh und munter mit der Bemerkung „da hab ich ja nochmal Glück gehabt!“

Der Vater liegt mit dem Pflegedienst für den behinderten Bruder im Clinch. Er versteht die Abrechnungen nicht und dass man Pflegende freundlich behandelt ist nicht seines. Nun hat es massiv gekracht. Wie bringt man jemanden, der gar nichts einsieht, dazu, dass er nicht im Recht ist? Ist er. In seinem Kopf. Leider nur da – wie übrigens bei uns allen. Wir haben alle Recht, in unserer Birne und das ist der einzige Ort, an dem wir jemals Recht haben werden. Es geht nie ums Rechthaben. Ihm verständlich zu machen, wie er sich aufführt, wo er doch alles nur gut meint – schwierig. Ich bin oft vor Ort und habe keinen unnetten oder inkompetenten Pflegedienst erlebt, nur einen alten Herrn, dem alles zu viel wird und der einfach nicht loslassen kann. Er wird mit den Füßen voran aus dem Haus getragen, so seine Theorie und entscheidet damit auch für den Bruder mit. Ich sags mal so – Mein Geist absolviert gerade die Masterclass in Geduld und Aushalten.

Wer weiß, wozu all diese Erfahrungen hilfreich sind. Meine Quintessenz: Altwerden kann sehr verschieden sein. Es gibt würdevoll alternde Menschen und Menschen, die damit nicht klarkommen. Der Schlüssel ist Zufriedenheit, Dankbarkeit und Ergebenheit in das, was ist und möglich sein kann. Ich nehme mit: Üben, üben, üben. Damit man es kann, wenn es nötig ist.

 

Allen einen freundlichen Jupitertag!

 

Kleine Pause am Meer? Das hat Theresa auf dem Jakobsweg auch gemacht. Danke fürs Foto!