Mit unseren Sinnen wird die Welt für uns erlebbar. Beim Barfußgehen am Strand machen wir viele Erfahrungen mit den Fußsohlen.
Danke an Gabi für das Foto!
Freundlichkeit ist eine höfliche Art des Umgangs und eine Herzensqualität. Freundlichkeit vermisse ich im Alltag oft ebenso wie Verbindlichkeit. Ich betrachte beides als Akt der normalen mitmenschlichen Kommunikation und als Bestandteil der Höflichkeit und Etikette.
Es steht mir nicht zu, unfreundlich zu sein, warum denn auch? Wenn ich schlechte Laune habe, ist es nicht der Mensch mir gegenüber, an dem ich sie auslassen sollte. Da bevorzuge ich dann eine körperliche Aktivität, die die Energie wieder auf normal stellt, keinen menschlichen Blitzableiter. Wenn jemand nicht gleich etwas versteht, kann das viele Gründe haben – schlechte Ohren, Sprachprobleme oder ich habe mich zu verzwickt ausgedrückt.
„Wir ärgern uns nie über das, worüber wir uns aufregen“. Eine spannende Aussage in „Ein Kurs in Wundern“ und leider wahr. Meistens regen wir uns über uns selbst auf, nur getriggert vom Gesprächspartner und daher eher eine Einladung, bei sich selbst zu schauen, was da gerade los ist.
Verbindlichkeit – wenn ich Ja sage, meine ich Ja. Wenn ich Nein sage, meine ich Nein. Wenn ich bei etwas zusage, nehme ich teil, außer ich bin erkrankt. Wenn ich mich für etwas anmelde, bin ich am Start außer im Krankheitsfall und beteilige mich.
Höflichkeit und Nachdenken über die Konsequenzen des eigenen Handelns gehören auch zur Freundlichkeit, die den Umgang der Menschen miteinander kostbar machen.
Widmen wir uns am Wochenteilungstag der Freude und dem Sonnenschein!
Gartenfreuden im April.
Freude ist die Bestimmung des Lebens in den Augen von Leo Tolstoi. Freude ist essentiell, denn sie ermöglicht es uns, dass wir dieses Gefühl sehr schätzen und die Hoffnung, es wieder zu erleben, auch viel Antrieb geben kann, wenn es gerade nicht ganz rund läuft.
Kinder freuen sich viel häufiger am Tag als Erwachsene. Dafür gibt es keinen Grund, dass wir im Erwachsenenalter so wenig Freude empfinden. Das liegt daran, dass uns das Staunen fehlt. Für ein Kind ist vieles zum ersten Mal, wir hatten schon Frühlinge. Aber mal ehrlich – ist das nicht in jedem Jahr ein riesiges Wunder, was im Frühling passiert? Wir erleben das vielleicht 80 Mal im Leben, wie können wir da ein Jahr vergeuden und nicht jede Blüte, jede Tulpe, jedes Veilchen, den Bärlauch, die Schlüsselblumen und die zarten neuen Blätter feiern? Die Natur zündet ein Feuerwerk für uns an Farben, Formen und Wachstum und wir laufen daran vorbei?
Feiern wir, was gerade draußen geschieht. Begrüßen wir die längeren Zeiten der Helligkeit, die uns Auftrieb geben können, die irgendwann zunehmende Wärme der Sonnenstrahlen und danken wir dafür.
Jemand fragte mich, wie ich mich denn freuen kann, wenn an so vielen Orten auf der Welt unsagbares Leid herrscht. Im Buddhismus gibt es die Übung des Tonglen. Sie basiert auf der Erkenntnis, dass in jedem Leben Leid geschieht, wir also Mitgefühl empfinden können. Und dass es einfach so ist, dass irgendwo Leid ist und woanders nicht. Dass wir aber bei allem, was wir an Gutem, an Freude, an Schönem erleben, innerlich danken und bitten können: Möge die Schönheit, die meine Augen gerade sehen, auf irgendeine Weise auch zu den Menschen gelangen, die gerade im Chaos sind. Mögen andere Menschen auch zu essen, ein Dach über dem Kopf, eine ruhige Nacht haben. – So habe ich die Menschen im Herzen, denen es nicht gut geht, mir ist bewusst, dass es ein Geschenk ist, wenn es mir gerade gut geht und ich erkenne an, dass es nicht immer in meiner Macht liegt, dass es jemandem gut oder schlecht geht, mein Mitgefühl aber überall hinkommen kann. Pema Chödrön hat über Tonglen ein Buch geschrieben und wer sich für diese Meditation interessiert, findet auf youtube diverse Anleitungen mit Pema Chödrön zur Technik des Tonglen.
Ich glaube, es war Karl Valentin, der gesagt haben soll: Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.
Allen einen guten Marstag mit Kraft für das, was heute anstehen mag.
Stephanie war in Kopenhagen und schickt dieses sensationelle Foto der Farben und damit der Lebensfreude. Danke dafür!
Aufgabe des Lebens, seine Bestimmung ist Freude. Freue dich über den Himmel, über die Sonne, übe die Sterne, über Gras und Bäume, über die Tiere und die Menschen.
Leo Tolstoi, 1828-1910
Über den zarten Regenbogen habe ich mich gefreut. Zwei Tage hintereinander zur gleichen Zeit. Die Freude währte kurz – direkt danach begann es am Freitag mit den dicksten Flocken, die ich je gesehen habe, zu schneien.
Ein schönes Wochenende mit Onlinekursen. Am Samstag haben sich die angehenden Cardeatherapeuten mit den zwölf Sinnen des Menschen befasst. Ein spannender Austausch über unseren Tastsinn, die Erkenntnis, dass wir 0,038 Grad Abweichung im Ellbogengelenk bemerken können (Eigenbewegungssinn),wie aus einem akustischen Input (Hörsinn) das Verständnis von Worten entsteht (Wortsinn) und vieles mehr. Ein erkenntnisreicher Tag!
Am Sonntag haben wir uns am letzten Rogers-Kurstag mit der Frage der Resilienz beschäftigt, was Menschen stärkt gegen die Alltagsherausforderungen und wir haben die schöne Übung der „Tafelrunde“ gemacht – welche elf Menschen/Wesen (wie Märchenfiguren, Sagengestalten etc.) würdest du an eine Tafel setzen, um dich mit ihnen bei einem Abendessen auszutauschen? Eine wunderschöne Übung, die uns viel sagt darüber, was uns gerade bewegt, aber auch, wer uns eine Inspirationsquelle und Anregung im Leben sein kann. Ein schöner Abschluss des Kurses.
Nach den Osterferien geht es dann mit dem Aufstellungskurs und dem nächsten Empowermenttag weiter mit dem superspannenden Thema Flow.
Hinter den Kulissen startet die Arbeit an der nächsten Holunderelfe, das Sommerheft wird jetzt bearbeitet und das ist total toll, da könnt ihr euch schon richtig vorfreuen. Jede Ausgabe ist ja Lesefreude pur und Ferien für die Seele zum Auftanken. Das ist wichtig, wenn im Außen viel los ist. Die Sommerausgabe lässt sich dann gemütlich im Garten lesen, während bei uns noch ordentliche Schneeberge im Vorgarten die Tulpen unter sich dick begraben haben. Das war nochmal eine dicke Überraschung am Samstagmorgen zum Schippen, leider wahr, kein verspäteter Aprilscherz.
Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt zum Teil auf dem Nautilusprojekt, das Stück für Stück wächst. Im Vorfeld braucht das Erarbeiten des Wissens Jahre, eher Jahrzehnte. Jetzt wird das alles in Skripten gefasst, mit denen die Kurseinheiten gefilmt werden. 13 Kurstage werden live online sein, 52 Lektionen kommen als Videos im ersten Kursjahr. Das Logo für die neue Ausbildung ist fertig und wird nicht nur jedes Skript, sondern auch die Filme zieren. Step by step.
Allen einen guten Start in die Karwoche 2022.
Danke an Annemarie für das Foto der Containerriesen im Hamburger Hafen.
Marielee Goldbergs Aussage aus ihrem Fragenbuch deckt sich mit Einsteins Einsicht, dass man Probleme nie auf der Ebene löst, auf der sie entstanden sind. Welche Macht Fragen haben, sehen wir überall. Die richtige Frage im richtigen Moment gestellt hebt die Welt aus den Angeln.
Erzogen sind wir gewiss nicht zum Fragen, sondern zum Stillstein und Akzeptieren. Der Ansatz der radikalen Akzeptanz ist durchaus in der Therapie bedeutsam und kann zu tiefem Frieden führen, die Kunst der klugen Frage hat ebenso ihre Daseinsberechtigung.
Wir leben die Antworten auf die Fragen, die wir uns stellen. Wenn das Leben nicht stimmig ist, könnte es sein, dass wir uns die falschen oder gar keine Fragen gestellt haben, das Gehirn nimmt dann die xte Wiederholung des bekannten Dramas als Vorlage und führt es neu wieder auf. So kommt es, dass wir oft sagen: „Wieso passiert das immer mir, dass …“ und dann kommt „falscher Partner“, „mieser Chef“, „falsche Wohnung“, was immer. Verändere die Frage.
An diesem Wochenende werden wir uns mit den 12 Sinnen des Menschen befassen in der Cardea-Ausbildung und unseren Herzenskurs über die Gesprächspsychotherapie nach Carl Rogers beenden. Der letzte Kurstag ist oft sehr intensiv von seinen Inhalten und Übungen her, das ist total schön.
Nach Ostern findet dann unser verlegtes Aufstellungswochenende statt und unser dritter Empowermenttag startet zum Thema „Flow“. Wie können wir in den Zustand begeisterten Arbeitens kommen? Was braucht es für mehr Flow und warum kennt unsere Zeit so wenig dieser guten Momente? Weil wir sie uns selbst verbauen durch die Art, unseren Alltag zu gestalten. Unsere Dopaminsucht, getriggert durch unseren Medienkonsum, steht dem massiv im Weg.
Welche Fragen könnten dein Wochenende zu einem Wochenende werden lassen, an dem du altes Ungutes verwandelst in neues Kraftvolles?
Ein wunderschönes Wochenende allen.
Ein anderer Blick auf die Hamburger Elbphilharmonie. Dreimal hab ich mich vertippt und Elf geschrieben. Was das bedeuten mag? Danke an Anne für die Fotos heute!
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Ringelnatz hatte seine Erfahrung mit Hamburg. Ich war noch nie da und freue mich über Fotos von dort. Michel, Miniaturmuseum, Elphphilharmonie, König der Löwen, Fischmarkt, Hochwasser und Speicherstadt – das sind Schlagworte, die in meinem Kopf herumturnen und nichts mit der Stadt zu tun haben.
So ist es mit allem, was ich nicht wirklich kenne: Ich habe Ideen darüber. Sie entsprechen nicht den Tatsachen und solange ich nicht mehrere Monde in den Mokassins des anderen gelaufen bin, wie es ein Sprichwort sagt, weiß ich auch nichts über das Leben eines anderen. Weshalb also stünde es mir zu, etwas zu bewerten außer mich selbst? Und selbst da vergreifen wir uns gern im Ton, sind entweder zu freundlich oder zu kritisierend mit uns selbst.
Gestern konnte ich einen hochinteressanten Vortrag hören über das Herz, das mich seit meiner Kindheit fasziniert. Es regt mich immer auf, wenn es als Pumpe bezeichnet wird. Das mag eine seiner biologischen Funktionen sein, doch ist für mich das Herz das komplexeste Organ, das ich mir im Körper neben dem Gehirn vorstellen kann. Es hat sein eigenes Nervensystem, ist intuitiv, kann sich mit dem Kopfhirn verbinden und ein unglaubliches elektromagnetisches Feld erschaffen und wirken. Mit dem Herzen können wir Zukunft wahrnehmen und es schüttet Hormone aus, es wirkt also auch in diesen wesentlichen Körperkreislauf mit hinein.
Vieles, was mit meiner Gesundheit, meinem Wohlbefinden und der Art, wie ich mich in die Welt stelle, hat direkt mit dem Herzen zu tun. Bezeichnend, wenn wir so viele Herzerkrankungen haben, Verstimmungen und Streit im Außen – all das hat mit unseren Herzen zu tun. Eine gute Herzpflege besteht neben den Erfordernissen von Schlaf, Ernährung und genug Wasser im Körper in der Art, wie ich denke und lebe. Lebe ich aus der Liebe heraus oder triggert mich nur noch Angst?
Niemand kann vorhersagen, wie die Zukunft werden wird. Wenn das Land im Außen nun zu einer „Normalität“ zurückkehrt, gehen wir an der Realität vorbei. Wir können niemals mehr zurück und das wäre auch nicht gut. Dann hätten wir aus zwei Jahren mit Pandemie und vielem mehr nichts gelernt. Dass wir unsicher sind und nicht wissen, wie wir jetzt vorgehen sollen, halte ich für angemessen. Nicht aber, dass wir unser Herz schädigen durch Hass, durch Angst, durch Streit und Zwist. Demut heißt dienen mit oder durch Mut. Beides entsteht im Herzen, das Dienen und der Mut. Das ist ein guter Anfang in eine veränderte Welt hinein, die sich noch viel mehr und schneller weiter verändern wird.
Annemarie hat die Speicherstadt in Hamburg am Tag und in der Nacht besucht, weil sie so fasziniert war. Danke für deine Fotos! Schaut mal, wie anders die Welt wirkt am Tag und in der Nacht. Auch wir haben viele Seiten. Eine, die wir der Welt zeigen und eine eher verborgene. Welche bestimmt dich?
Hamburg
Das Hafenleid — die Alsterdiamanten —
Das sind für mich so fertige Begriffe,
Da fallen Zahlen um die großen Schiffe,
Wenn ich begönnert aber missverstanden
Zwischen den Reedern sitze an der Bar,
Die scheinbar nur um Whiskysoda knobeln.
Indessen denk ich immer vor den nobeln
Kaufherren an mein schlechtgekämmtes Haar.
Dann die, die aus den Schiffen sich verstreuen:
Unangenehme, plumpe Wunderlinge,
Sie schenken bluterlebte Wunderdinge
Und wollen nichts, als sich mit ändern freuen.
Wie sie das erste beste runter gießen,
So gierig wie die weißen Hafenraben — — —
Muss man den Schlüssel selbst erschmiedet haben,
Um ihre seltnen Märchen zu erschließen.
Und alles kenn‘ ich: Backbord, Luv und Lee,
Das »Rundstück warm«, die Segel und die Lichter,
Die hellen abgesalzenen Gesichter.
Fuhr ich vielleicht umsonst sechs Jahr zur See!
Hier bunte Ratsherrn flatternd um die Masten,
Dort steife Flaggen, die zur Börse hasten.
Und steife Grogs, Qualm, Tabak, Nebeldunst.
Du fragst nach Kunst? ach Hummel, Hummel — Kunst!
Nachts klang zwölf Glasen — (nein, vielleicht zwölf Uhr) —
Wie aus Westindien — dumpfes Dampfertuten,
Ich träumte (aber dieses lüg ich nur)
Ich träumte eben von der Tante Bur, —
Kann es wohl sein, dass Augenwimpern bluten?
Hier trink ich morgens Bier auf nüchtern Magen
Und häufe Wurst auf grobes, schwarzes Brot,
Und fühle mich so stark in jeder Not,
Ich würde mich hier schämen, je zu klagen.
Ringelnatz, Reisebriefe eines Artisten
Morgenstern, der im Kriegsjahr 1914 verstarb, schrieb diesen Text und hinterfragt ein Phänomen, das sich explosionsartig vermehr hat – die Franken nennen das „Gschmarr“, Geblubber.
Wie kostbar ist ein Gespräch zwischen Menschen, wenn vielleicht mit wenigen Worten und vielen Pausen tiefe Erkenntnisse möglich sind. Wenn der Raum entsteht, ein Wort, einen Satz schweben zu lassen, ihn einzuatmen, ihn vor Herz, Auge, Ohr und Gehirn zu stellen, sacken zu lassen und seine Wahrheit aufsteigen zu spüren wie Rauch über der Salbeischale.
Dann ist ein Gespräch Medizin, sie verhilft dem Gesprächspartner (der dann kein Gegenüber ist), bei sich anzukommen und sich zu entdecken. Dann ist es ein Geschenk der Ewigkeit. Dann kann ein Wort eine Mauer zum Einsturz bringen, der Leuchtturm in der rettenden Ferne werden, das Hoffnungslicht, das auf die andere Seite holt, der Wende-Punkt, der alles verändert hat. Ein Satz, in Weisheit und Liebe verschenkt, kann das Leben eines Menschen komplett auf das wesentliche Gleis bringen.
Was es dazu braucht? Stille. Bereitschaft, sich hinzugeben. Schweigen können. Nehmen und Geben ohne Hintergedanken. Bilder entstehen und vergehen lassen, bis sie stimmig werden.
Worte können töten. Worte können zum Leben erwecken. Wähle deine Worte heute weise.
Blumen brauchen keine Worte, sie wirken in jedem Fall. Das war 2017 im Garten im Mai.
Bedenke, Freund, was wir zusammen sprachen.
War’s wert, dass wir den Bann des Schweigens brachen,
um solche Nichtigkeiten auszutauschen?
So schwätzen wohl zwei Vögel miteinander,
derweil in ablässigem Gewander
des Stromes strenge Wogen meerwärts rauschen.
Erwacht in dir nicht ein Gefühl der Leere,
erwägst du, wie so auftrat Jahre, Jahre
nichts aus Geschwätz aus dir sich und dem andern,
indessen nach der Gottheit Schoß und Meere
der Geistesweisheit sternenspiegelklare
Gewässer ruhlos und gewaltig wandern?
Christian Morgenstern, 1914
Milde vom Herzen lernen, um die Welt nicht zu verdammen mit ihrem Schelten – das ist ein bewegender Gedanke. Den kann ich in diesen Tagen oft brauchen, weil mich menschliches Verhalten manchmal, vorsichtig formuliert, erstaunt. Da denke ich oft, dass der liebe Gott wahrhaft einen großen Tiergarten zum Üben bereitgestellt hat mit täglichem Trainingsmaterial der zu lernenden Milde.
Milde und Güte sind zwei Worte, die wir kaum mehr hören, dabei sind beide Medizin. Wie Seelenbalsam legen sich die Worte ans Herz, hüllen es weich ein und schotten auch ein wenig ab gegen den kalten Wind, der außen pfeift.
Bist du mild und gütig? Dir gegenüber auch? Manchmal können wir im Außen anders agieren als uns selbst gegenüber. Auf der einen Seite gehen wir gern sehr lax mit uns um, auf der anderen Seite sind wir wahre Folterknechte. Da wäre eine gute Mitte brauchbar.
Um Milde und Güte ging es gestern auch in einem Gespräch (Technik sei Dank) mit einem lieben Menschen. Der Arbeitsberg – enorm. Die Fülle an Aufgaben nicht bewältigbar. Die klare Frage: Was ist die eine einzige Sache, die du am liebsten ausschließlich machen willst? Klare Antwort. Jetzt haben 100 Milliarden Nervenzellen den Auftrag, die Frage zu klären, wie es gelingt, mehr Freude und Energie in diesen Bereich zu stecken, damit er ausreicht, um die Not-Wendigkeiten des Lebens zu tragen.
Fokus ist in unserem zerschredderten Lebensalltag ein zentraler Begriff. Nur wer dranbleiben kann an dem, was er wahrhaftig will und was sein Lebensauftrag ist. Der Rest ist Zerstreuungsversuch von außen, mit dem wir uns selbst als Erfolgsmodell abschaffen. Konzentration ist eine echte Herausforderung. Sie basiert auf Klarheit, Konsequenz, Milde und Güte (bei der Masse unserer Fails, die ich gern Wachstumsschritte nenne) sich selbst gegenüber, sonst schaffen wir das nicht mehr. Falls wir glauben, dass da Willenskraft genüge, irrt. Der Wille ist ein Zwerg, der sich bei den meisten bereits nach dem Frühstück aufgebraucht und zur Ruhe gelegt hat. Die Power guter Gewohnheiten hingegen kann ein Riese sein, dessen stabiles Gerüst den Alltag stützt und uns hilft, auf unserer Spur zu bleiben.
Klar wurde Rotkäppchen nur zu Rotkäppchen, weil sie dem Wolf gelauscht hat. Aber das Internet ist nicht der Entwicklungswolf, der uns auf die falsche Fährte zieht, um uns zu der Person zu machen, die wir sind. Der Wolf war kein Dopamindrogenlabor, sondern ein krasses Lernfeld und ein steiniger Weg. Das ist der Unterschied zwischen dem Internet, das fängt und hilflos macht und dem Wolf, der Rotkäppchen herausgefordert hat. Nicht verwechseln. Und fein mild und gütig bleiben, damit wir nicht hart-herzig werden, das braucht gerade niemand.
Allen einen wunderbar milden Tag mit Gütemomenten vom Feinsten.
Andrea entführt uns mit diesem Foto in die Wunder der Natur. Danke!
O wie gerne lern ich Milde,
liebes Herz, von deinem Munde,
folge dir in stillem Bunde
in geläuterte Gefilde!
Und wir schaun zurück zusammen
auf die Welt, samt ihrem Schelten,
und anstatt sie zu verdammen
lassen wir sie gehen und gelten.
Christian Morgenstern, 1914
Am Haus Duldeck in Dornach fanden wir dieses Gedicht auf der Tafel vor dem Haus aufgeschrieben. Ich liebe es – hingehen und gucken, was draufsteht und die Worte mit in den Tag nehmen. Das hat mir so gut gefallen, dass ich daraus eine fast tägliche Übung für die social media gemacht habe. Vom Regen nicht verwischbar.