Anfrage zu einem Kurs: „Geht das nicht schneller oder weniger umfangreich?“ Schnell geht selten etwas, wenn es gründlich und fundiert sein soll. Dinge brauchen Zeit, um verstanden, durchgearbeitet und sicher vernetzt zu sein. Bei einer Ausbildung geht es auch um Persönlichkeitsentfaltung, das geschieht selten über Nacht.
Wir sind alle bequem geworden. Ich habe im Krankenhaus erlebt, womit die Pflegenden konfrontiert werden. Menschen, die vor wenigen Jahren applaudierten und Bedankungsplakate aufgehängt haben, meckern über alles. In Bezug auf Medikamente herrscht Notstand, am 14. Juni werden viele Apotheken streiken, um auf Missstände aufmerksam zu machen, die durch Engpässe und enorm gestiegenen Aufwand dadurch entstehen. Wir haben verlernt, darauf zu achten, dass wir uns im eigenen Land möglichst mit vielem selbst versorgen.
Die Zukunft wird uns erinnern, mehr selbst zu machen, tätig zu werden anstatt Forderungen zu stellen, weil sie nicht erfüllt werden, mit einfachen Mitteln Selbsthilfe zu betreiben. Im 19. Jahrhundert wurden rund 6% der Fläche der Stadt Paris von den Marktgärtnern, den Maraîchers“ mit Hilfe von Pferdemist intensiv bewirtschaftet, sie versorgten die Stadtbevölkerung mit Gemüse. Weshalb glauben wir heute, das ginge in den Städten nicht? Getreidefelder mitten in Berlin wird es nicht geben, doch Gärtnern kann man auf jedem Balkon.
Alles hängt zusammen: Unsere Bequemlichkeit, der Wunsch, overnight ohne viel Aufwand zu bekommen, was wir möchten, sich selbst nicht anstrengen. Damit haben wir uns an den Rand der Vernunft verkonsumiert. Basics wie Ernährung, Erziehung, Pflege und vieles mehr werden wieder in den privaten Fokus rücken, die Bewältigung des Alltags wird künftig anders sein. Gut, wenn man weiß, wie man sich helfen kann. Wie gesagt – über Nacht lernt sich das nicht, es braucht alles Zeit und Einsatz, Interesse und die Einsicht, dass das Not-wendig ist.
Allen einen guten Start in die neue Woche mit viel Schwung und Kraft.