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Veränderungsmut

Veränderungsmut – das ist eine  feine Wortkombi, die ihr euch ausgesucht habt. Veränderung braucht IMMER Mut. Jede Form der Veränderung kann uns ängstigen und um den Schritt zu wagen, ist der Mut die Voraussetzung.

Das bedeutet auch, sich von Menschen oder ihren Haltungen entfernen, weil man sich persönlich woanders hin entwickelt. Das kann auch heißen, von Lehrenden, von denen man sehr viel gelernt und durch die sich die wichtigsten Tore im Leben geöffnet haben, Abschied zu nehmen, weil sie nun selbst eigene Wege gehen, denen man nicht folgen möchte, aus vielerlei Gründen.

All das braucht Mut, denn Veränderung bedeutet, Altes darf in Dankbarkeit, Freundlichkeit und Ruhe losgelassen werden. Eventuell betreten wir erst einen Zwischen-Raum, in dem das Alte nicht mehr trägt, das Neue vielleicht noch nicht da, nicht greifbar ist. Manchmal ist das Neue schon da und dennoch wissen wir – es wird einen Schritt kosten, den wir eventuell nicht mehr zurückgehen können.

Wann immer du merkst, etwas passt nicht mehr: Prüfe gut. Prüfe genau. In Ruhe. Nicht überstürzt agieren. Nimm achtsam wahr, was stört. Änderung möglich? Mach es. Neues nötig? Wage es. Wir bereuen nicht so sehr, was wir getan haben, sondern mehr, wenn wir etwas niemals versucht haben.

 

Einen veränderungsfreudigen Tag dir heute.

 

Aufenthalt an Orten, die stark vulkanisch sind, verändern uns auch, weil wir erleben, dass auch unser Boden, auf dem wir zu stehen glauben, nichts Festes ist. Danke an Theresa für das Foto!

 

 

Ge-lassen-heit

Gelassenheit – eins eurer Wunschwörter. Gern! Es ist mit das am häufigsten gewünschte Wort in der Praxis. Offensichtlich ist Gelassenheit eine tiefe Sehnsucht in uns. Darin steckt das „lassen“ und das können wir mit vielem verbinden: ge-, sein, 5 gerade, zu-, weg-, ab-, ver-, lässig und Tausenderlei.  Am meisten Schwierigkeiten bereitet uns in diesem Zusammenhang das Loslassen und doch ist das eine Voraussetzung oft für Gelassenheit. Erst wenn wir nicht mehr für vieles Verantwortung tragen müssen, vieles loslassen, entsteht entspannte Gelassenheit. Wer kann statt muss ist lässiger. Unrealistisch? Nein. Natürlich müssen manche Dinge sein wie atmen, Wasser trinken etc., aber vieles, was wir für unverzichtbar halten, ist nicht wirklich wesentlich für ein gutes Leben.

Wer gelassen werden will, darf das lassen üben. Und das ist in der Woche, in der die meisten Menschen mit vollgepackten Taschen nach Hause eilen und überall Staus sind in der Stadt, die Straba voll gestresster Leute, offenbar ganz besonders gewünscht und schwer. Egal, wann und wo du anfangen willst – was brauche ich wirklich? Habe ich das? Was brauche ich nicht? Wem kann ich geben, was ich nicht mehr brauche, mich belastet? Wem schenke ich Zeit, Achtsamkeit, Begegnung anstatt Materielles und tausche damit Gelassenheit und Wertschätzung gegen leeres Aufhäufen?

 

Allen ein friedliches Loslassen, vor allem von allzuviel Erwartung an das Fest. Es sollen Tage des einander Begegnens werden. Keine Haufentagen, an denen wir Geschenke- und Abfallhaufen aufschichten, hinter denen das einsam fragende Herz des Einzelnen zugeschüttet zerbricht.

Fernweh

Fernweh – das kennen sehr viele Menschen. Es ist die Sehnsucht nach dem Unbekannten, dem Abenteuer, dem, was man nicht jeden Tag hat. Die Ferne verbinden wir oft mit Exotik, allem, was hier nicht ist, also Sonne, Palmen, Strand, Meer, andere Gerüche, Düfte, ganz andere Nahrungsmittel, Entspannung, Herausforderung, was immer Menschen an fernen Ländern anzieht. Das Weh entsteht, wenn wir etwas nicht haben. Das macht Dinge auch sehr kostbar, dieses nicht immer zur Verfügung stehen. Dieser Schmerz wird gelindert, wenn wir in die Ferne schweifen dürfen.

Viele Menschen reisen gern. Manche tun das selten. Es bedeutet nicht, dass die Reisenden an Land, Leuten und Kultur vertieftes Interesse haben, dafür fallen wir im Ausland eher nicht zu oft auf. Und Daheimbleibende wissen vielleicht viel mehr über das Leben der Menschen an anderen Orten, weil sie ihre Märchen lesen, ihre Musik hören, ihre Entwicklung aufmerksam und mit Interesse verfolgen und nicht das Bedürfnis haben, dorthin zu reisen.

Allen mit Fernweh Linderung des Wehs und Freude beim Erkunden anderer Kulturen mit Respekt, Achtung und Freude am Lernen!

 

 

Carina hat das Fernweh nach La Gomera geschickt – Danke für dein Bild!

Seelenkeime

Zu tragen Geisteslicht in

Weltenwinternacht

Erstrebet selig meines Herzens Trieb,

Dass leuchtend Seelenkeime

In Weltengründen wurzeln,

Und Gotteswort im Sinnesdunkel

Verklärend alles Sein durchtönt.

Das ist der wunderschöne Wochenspruch für diese Woche aus dem anthroposophischen Seelenkalender von Rudolf Steiner.

Stephanies Foto passt wunderbar dazu. Von Herzen DANKE!

Mit Staunen

Ein weiteres eurer Wunschwörter war Stirnrunzeln. Da habe ich ehrlich gesagt fast zwei Wochen nach hinten geschoben und heureka!, jetzt weiß ich auch, warum: Sonntagmorgen, ich will einen Tomatensalat fürs Mittagessen vorbereiten, denn ich habe eine Tüte Tomaten geschenkt bekommen. Die ersten sehen super aus. Bei Nr. 5 stutze ich – Würmer in Tomaten? Nein. Diese Tomate keimt. Eindeutig. Nr. 6  bis Ende ebenso. Das habe ich echt so noch nicht gesehen. Theoretisch müsste ich jetzt unbedingt diese Keimlinge einpflanzen, aber da wir – ebenfalls restlos zum Stirnrunzeln – seit drei Tagen eine Fruchtfliegeninvasion haben (die kamen aus getrockneten Orangenscheiben!!! Oder sie haben sich aus den Bananen entwickelt und sind dann zu den Orangen umgezogen), kommen mir keine Töpfchen mit Erde in die Küche.

Natur ist immer zum Staunen! Ich fände es spannend zu erfahren, weshalb die Tomaten keimen. Logisch, warum, aber weshalb jetzt?

 

Allen einen Tag voller Naturwunder und Staunen und wenig negatives Stirnrunzeln diese Woche.

Ohne Staunen

Die Menschen reisen in fremde Länder und staunen über die Höhe der Berge, die Gewalt der Meereswellen, die Länge der Flüsse, die Weite des Ozeans, das Wandern der Sterne; aber sie gehen ohne Staunen aneinander vorüber.

Augustinus von Hippo

Sigrids Foto trägt eine feine Botschaft in sich. Danke dir!

Lieblingsbeschäftigung

Lieblingsbeschäftigung – da gibt es einige. Einer meiner absoluten Lieblingsbeschäftigungen gehe ich am Wochenende nach. Am Samstag haben die Nautiluskusteilnehmenden ihren spannenden Kurstag über die Frage, wie man Rapport herstellen kann und am Sonntag geht es in einem sehr schönen Online-Seminartag um die Frage: Ars vivendi – ars moriendi. Wie können wir die Kunst des Lebens und Sterbens üben?

Es werden die beiden letzten Kurstage in diesem Jahr sein. Die Praxis ist noch offen bis Donnerstag, allerdings sind alle Termine für 2023 weg, ab 2. 1. gibt es wieder neue Möglichkeiten. Irgendwann darf dann auch mal das Jahr ausschwingen und in Ruhe zu einem hoffentlich guten Ende kommen.

 

Allen die Möglichkeit an diesem Wochenende, einer Lieblingsbeschäftigung nachzugehen!

 

Nicht gerade zu den Lieblingsbeschäftigungen zählt das Bügeln von Greenscreens, aber auch das gehört immer wieder dazu.

 

Beschäftigungen aller Art

Serjosha sagt: „Man muss eine Beschäftigung haben.“ Das bedeutet noch gar nichts. Man muss wissen, was für eine Beschäftigung. Und um dies zu erfahren, gibt es nur ein Mittel: das tun, was man benötigt, was man selbst braucht, oder das, wozu einen unwiderstehlich eine Berufung drängt.

 

Leo Graf Tolstoi

 

Winterdeko – gehört auch zu den Beschäftigungen in einer Praxis.

Vorfreude

Vorfreude – ein Wort, das wir heute selten finden. Wir nehmen uns oft Vorfreude, weil wir alles schnell wollen und bekommen/nehmen.

Als Kinder haben wir für Weihnachten lange Wunschzettel geschrieben. Mit Bergen Spielsachen und Büchern darauf. Wochen warteten wir. Gefühlt Jahre! Wie lang dauerte es vom ersten Advent bis zum Weihnachtsabend! Dann rein ins Wohnzimmer, der erleuchtete Baum, Kerzen, die Krippe. Oh, die Päckchen! Von wegen! Erst das Weihnachtsevangelium. Gefühlt 1000 Lieder. Dann packen zuerst die Kleinen aus. Im schlimmsten Fall müssen die dann erst ins Bett. Und dann! Beim Anfühlen wird sofort klar: Das ist kein Geschenk von der Liste. Das sind Strumpfhosen. Socken. Ein Pullover. Unterwäsche. Gottlob, am Ende doch drei Bücher. Uff. Und dann beginnt die Vorfreude auf Ostern.

Wir freuten uns aufs Taschengeld und darauf, dass der Kaugummiautomat neu befüllt wurde. Auf Sommerferien und das erste Eis, die neuen Hefte am ersten Schultag, Chorproben, freihändiges Radfahren und Klassenausflug in den nächsten Zoo (nicht ans Ende der Welt!). Nichts kam sofort, das hatten wir gelernt. Auf alles muss man warten. Und das Beste an allem: Wochenlang sich auf etwas freuen können. Am besten mit anderen.

Heute: Wir haben uns die Vorfreude gründlich verdorben mit unserem Wunsch, alles sofort zu haben. Vielleicht freuen wir uns heute deshalb oft nicht mehr so sehr über die Erfüllung eines langgehegten Wunsches, weil er eben nicht lang gehegt, sondern kurz gedacht und 1 click buy overnight gebracht. Schade, oder? Ich bin für Vorfreude.

 

Allen einen vorfreudigen Tag. Auf etwas, das noch lange nicht kommt, aber bereits beim dran Denken so viel Herzfreude macht!

 

 

Vorfreude auf den Tag empfand ich bei diesem Sonnenaufgang in jedem Fall an einem Herbsttag im Allgäu.

 

Sich freuen

„Und ich habe mich so gefreut!“, sagst du vorwurfsvoll, wenn dir eine Hoffnung zerstört wurde. Du hast dich gefreut – ist das nichts?

Marie von Ebner-Eschenbach

Auch die kleine Meerjungfrau kennt Vorfreude. Danke an Theresa für das Foto!

Sternstunden

Sternstunden (mit altem Wort Sternenstunden) sind laut Stefan Zweigs „Sternstunden der Menschheit“ „solche dramatisch geballten, solche schicksalsträchtigen Stunden, in denen eine zeitüberdauernde Entscheidung auf ein einziges Datum, eine einzige Stunde und oft nur eine Minute zusammengedrängt sind (…). Also Momente, in denen sich unser Schicksal tiefgreifend verändert. Bei den Scorpions gibt es ein Lied „Moments of glory“, auch das wird oft mit Sternstunde übersetzt.

Sternstunden sind für mich die Momente im Leben, in denen etwas besonders gut gelingt, bei denen in irgendeiner Herausforderung ein neues Level erreicht wird. Manchmal habe ich darauf viel Einfluss, oft einen Anteil, häufig ist der Sternstunde viel Arbeit vorausgegangen, doch gibt es auch die Momente, in denen plötzlich etwas zustandekommt, was einen Durchbruch bringt in einer Frage, die vielleicht lange ungelöst schwelte.

In Goethes Text „Wie an dem Tag, der dich der Welt verliehen“ ist beschrieben, dass unser Leben anders ist je nach dem Stand der Planeten zur Sonne, durch welches Tierkreistor wir auf die Welt kommen, hat Einfluss. Das wäre ein anderer Gedanke zum Thema „Sternstunde“.

Manchmal entscheiden wir in einer Sternstunde unseres Lebens, an welchen Stern wir unseren Lebenskarren im Sinne von da Vinci hängen wollen, sprich, welchem Stern von Betlehem wir im Leben folgen wollen, um unserer Vision nahezukommen.

 

Ich wünsche dir heute eine Sternstunde, die deinen weiteren Lebensweg auf das für dich Beste prägen mag.

 

Eine unserer Sternstunden – der Tag, an dem das Nautilusprojekt an einem Tisch in der Caféteria des Goetheanums absolut konkret wurde.

 

Planetengruß

Wie an dem Tag, der dich der Welt verliehen,

Die Sonne stand zum Gruße der Planeten,

Bist alsobald und fort und fort gediehen

Nach dem Gesetz, wonach du angetreten.

So musst du sein, dir kannst du nicht entfliehen,

So sagten schon Sibyllen, so Propheten;

Und keine Zeit und keine Macht zerstückelt

Geprägte Form, die lebend sich entwickelt.

Johann Wolfgang von Goethe

Sterne anderer Art  von Silke fotografiert. Dankeschön!

Dämmerungsstille

Dämmerungsstille – herrlich! Meine absolute Lieblingszeit am Tag, wenn sich die Dämmerung niedersenkt wie ein warmes, weiches wollenes Tuch, es blendet den Lärm des Tages langsam aus, fährt in Minischritten das Tempo herunter und lädt ein, einfach still zu sitzen, den Tag ausschwingen zu lassen und durchzuatmen.

Macht keiner? Keine Zeit für sowas? Genau dann wäre das eine herzliche Einladung an dich, dir diese halbe Stunde zu gönnen, so du schon daheim bist von der Arbeit um die Zeit oder vielleicht magst du es am Wochenende probieren. Wenn die Dämmerung über den Horizont kommt, wird die Welt leiser. Nicht im Außen, aber in dir, wenn du es magst. Dann siehst du, wie in den Häusern die Lichter angehen, der Verkehr weiterrauscht, die Hektik in den Vorweihnachtstagen ohne Ende herrscht und weißt: da sitzt du nun. Ganz still. Vielleicht in eine Decke gehüllt. Vielleicht mit einem Tee, ein paar Keksen nach der Arbeit. Kommst daheim an. Lässt den chaotischen Tag los. Ausatmen. Sein. Vor dem abendlichen Haushalt und was immer zu tun ist Momente, in denen man den Himmel bestaunt, dessen Farbspiel in der Dämmerung jeden Tag ein besonderes Geschenk ist, dessen man kaum gewahr wird.

Wer Kinder hat, kann das gemeinsam erleben, im Advent mit einer Geschichte bei Kerzenschein, bevor das Abendprogramm startet.

Ausatmen. Sein. Und wenn es nur zehn Minuten sind, sie machen einen gewaltigen Unterschied im Marathon des Alltags. Zehn Minuten Atmen, Sein, still werden und feststellen – was ist wirklich wichtig?

Fühl dich von der Dämmerung eingeladen, dich wiederzufinden.

 

Stephanie war abends unterwegs – im Moment, wenn sich die Dämmerung und die Nacht die Hand geben. Danke für dein Foto!