Yearly Archives: 2023

Vertrau dem Prozess

Goethes Rat, an unmöglichen Dingen selten und an schweren nie zu verzweifeln, ist manchmal schwer anzunehmen. Ich und Ämtersachen in einem Satz – finde den Fehler. Was mache ich seit vier Wochen? Genau das. Jetzt kommt das neu in Fahrt durch den Tod des Vaters. Manche Dinge werden nie mehr auftauchen, weil nur er sie wissen konnte wie die Frage: Wo ist der Schwerbehindertenausweis unseres Bruders? Ohne den keine Anträge beim Sozialamt. Ohne den Antrag beim Sozialamt keine Chance auf Krankenkassenweiterversicherung, weil er bislang in der Familienversicherung war. Die Krankenkasse hängt an der Erstellung eines Ausweises bei einem Amt, bei dem er nicht mehr gemeldet ist, weil er jetzt Bayer ist. Wer ist nun zuständig? Durch die Osterferien ist nicht überall jemand erreichbar.

Ich habe mein Warteschleifenliedrepertoire vervielfacht und kann alle Warteschleifenlieder diverser Ämter und Krankenkassen. In dem Moment, in dem die Milch kocht, ist eine Leitung frei, oh ja.

Wenn Menschen vor krassen Herausforderungen stehen, präsentiere ich in der Praxis ein Holzbrett und ein Nagelset. Aufgabe: Bitte stecke einen Nagel ins Loch im Brett. Bitte bringe alle anderen Nägel ohne Hilfsmittel freischwebend auf diesem einen Nagel an.

Die meisten Menschen sagen – wie ich einst auch – dass das nicht geht. Es geht. Und es ist verblüffend einfach und wie alles eine Frage der Balance. Zum Glück ist mir das Foto heute in die Hände gefallen, als ich davor war, das Telefon durchs Fenster zu werfen. Ohne Witz – die Angerufene nahm nach dem 2. Läuten ab. Magic.

 

Man kann viel auf einem einzigen Nagel freischwebend anbringen, wenn man es nur für möglich hält.

Selten verweifeln

An unmöglichen Dingen soll man selten verzweifeln, an schweren nie.

 

Johann Wolfgang von Goethe

Theresa hat an Ostern eine perfekte Möhrentorte und eine absolut geniale Sachertorte auf den Tisch gestellt.

Ein Weg geht zu Ende

Das waren seltsame Ostertage. In der letzten Woche nach dem Schlaganfall des Vaters, der wundersamen Wiederauferstehung nach der letzten Ölung am Karfreitag die Überlegung der Ärzte, nachdem er immer wieder wache Momente hatte (aus Sicht der Ärzte, was er berichtet hat, war nicht immer sinnig, dazu musste man aber die Zusammenhänge kennen), ihn auf die Neurologie aus der Intensivstation zu verlegen.

Am Ostersonntagmorgen der tägliche Besuch, er saß angeschnallt im Stuhl und war total verwirrt, sah Menschen, die nicht im Raum waren. Am Nachmittag platzte die Operationswunde wieder auf und er verlor ohne Ende abermals Blut. Die Option war die Amputation des Beins so weit oben wie möglich. Das bei einem verwirrten Menschen mit Schlaganfall und Patientenverfügung. Also der Entscheid – das Bein wird nicht mehr abgenommen, Schmerzmittel geben, alles andere weg. Am Ostermontag ein ruhiges Bild, ruhiger Schlaf, weswegen er auf die Normalstation zurückverlegt werden sollte. Dort kaum angekommen, starb er friedlich.

Nun hat er seine Ruhe gefunden und loslassen können. Im Friedwald wird er seine letzte Ruhe finden neben der Urne unserer Mutter, die wir im Oktober 2021 beerdigt haben.

 

Ein Foto aus meiner Einzelkindzeit im Garten der Kuranstalt, die meine Eltern damals in Bad Mergentheim betrieben haben.

Tor zum Licht

Der Tod ist das Tor zum Licht am Ende eines mühsam gewordenen Weges.

Franz von Assisi

 

Nun sind sie wieder zusammen – am Ostermontag war der Erdenweg auch des Vaters zu Ende.

Die Zeit eilt dahin

Ostern – ratzfatz sind die Tage vorüber. Spannende Info über einen Kongress, bei dem das Thema die Beobachtung ist, dass junge Menschen heute weniger stressresistent sind als Menschen der älteren Generation. Sie sind schneller erschöpft, weisen weniger Resilienzfähigkeiten auf als ältere Menschen und gelten als weniger ehrgeizig. Der Kongress befasst sich mit den Gründen dafür. Etwas, was wir seit einigen Jahren beobachten können, beobachten offenbar auch viele andere.

Ich vermute die Ursache in mehreren Gründen: Schneller erschöpft sind wir heute durch die mediale Überflutung und unser untrainiertes Gehirn – da wir alles googlen oder sonstwie im Netz organisieren und nicht mehr selbst denken reagiert das Gehirn natürlich unwillig auf Denknotwendigkeiten. Zudem muss Frustrationstoleranz als Kind dadurch erlernt werden, dass wir nicht einfach alles bekommen, sondern begreifen müssen, dass Leben auch sich anstrengen heißt, auch, etwas nicht zu erreichen, nicht zu schaffen, zu scheitern und neu anfangen zu müssen. Wird das versäumt, kommt ein Mensch dabei heraus, der verwöhnt ist, erwartet, dass Schwierigkeiten beiseite geräumt werden oder man einen Anspruch darauf hat, dass einem vieles abgenommen wird. Selbst tun macht stark und schlau.

In diesem Sinne allen einen guten Start in eine selbstständige Woche.

 

 

Die Gänseblümchenallee hat Sigrid entdeckt. Danke für dein herrliches Bild!

 

Karwochenrückblick

Die Karwoche war gut gefüllt mit Aufgaben und Begegnungen. Das Teamcoaching hat mega Spaß gemacht, es ist so schön zu sehen, welche Ressourcen in Gruppen vorhanden sind, wie viel Power entstehen kann, wenn eine Gruppe sich wirklich gegenseitig lauscht und mit dem Herzen begegnet. Geschenke.

Geschenke entdecke ich auch im Garten – es grünt und blüht. Ich übersehe das Unkraut, anders geht es in diesem Jahr aus vielen Gründen nicht und freue mich über die Vielfalt an Traubenhyazinthen, Tulpen, Narzissen und vielem mehr.

Begegnungen, die Hoffnung schenken. Begegnungen, die bewegen, berühren oder auch traurig machen können – all das gehörte auch in diese Woche.

Wir wünschen allen von Herzen gute Ostertage!

 

Tübingen im Frühling 2023, Silke hat fotografiert. Danke für dein Bild!

Hinauf uns singen

Andre haben andre Schwingen,
aber wir, mein fröhlich Herz,
wollen grad hinauf uns singen,
aus dem Frühling himmelwärts!

 

Joseph von Eichendorff, 1788-1857

 

Silke hat uns ein herrliches Frühlingsfoto aus Tübingen geschickt. Danke dir!

Pragmatisch

Knospen – vielversprechende Geschenke der Natur, die im Lauf der Tage Blätter auspacken wird, Blüten freilässt, zeigt, dass das Leben immer und immer seinen Weg findet. Auch wenn die Morgen frostig sind und viele Magnolien schon braun, leuchtet es nun bunt vor den Fenstern mit Tulpen, Hyazinthen, sogar die Schlüsselblumen sind schon draußen und läuten das Frühjahr ein.

Noch ein Arbeitstag heute und dann ist Osterfrieden, wer weiß, was alles in diesen folgenden Tagen in der Familie geschehen wird. Da ich der Meinung bin, dass wir ohnehin am Morgen nichts über den Abend wissen, bin ich da recht pragmatisch aufgestellt und sage mir – so, wie es kommt, nehmen wir die Herausforderungen und wenn sie sich stapeln, machen wir es so, wie der „Bauer die Klöß isst – einen nach dem anderen“. Damit bin ich bisher ganz gut gefahren und schaffe es nach ein paar Anpassungsschwierigkeiten meistens, mit Umbruchzeiten klarzukommen. Alles gehört dazu, Wut, Ärger, Angst, Sorge, sich beklagen und weinen, meckern und irgendwann dann doch lachen müssen, weil das Leben auch irgendwie lustig ist und man beim Lachen einfach mal wieder ausatmet, anstatt alles aufzustauen.

Allen einen stressarmen Gründonnerstag.

 

Danke an Ursula für das Knospenbild!

Unkraut am Boden und im Team

Im Garten sprießt es an allen Ecken unter dem Unkraut hervor. Das wird in diesem Jahr als Bodendecker bleiben müssen, weniger aus umwelttechnischen denn aus zeittechnischen Gründen. Mal schauen, wie sich das auswirkt, wenn der Boden dicht bedeckt ist, falls es wieder ein heißer Sommer wird.

Morgen ist ein spannender Coachingtermin in Mittelfranken. Ein großes Team, in dem es gerade heftig zugeht mit Streit und wenig Wertschätzung. Ich freue mich auf dieses Treffen, um hoffentlich Bewusstsein für psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz zu säen und mit vielen Übungen rund um das Thema Respekt, Achtsamkeit und Wertschätzung aufzuzeigen, wie viele Ressourcen ein Team dieser Größe hat.

So viele Themen kommen jeden Tag zusammen, so viele Herausforderungen, an denen wir wachsen können. Ist das nicht großartig?

 

Wem nach Ferien zumute ist – Stephanie nimmt uns heute schon mal mit an den Strand. Danke für dein Foto!

Von innen gefeit

Der Baum wird nie an gebrochenem Herzen sterben und das Gras nie seinen Verstand verlieren. Von außen droht ihnen jede mögliche Gefahr, von innen her aber sind sie gefeit. Sie fallen sich nicht selbst in den Rücken, wie der Mensch mit seinem Geist und ersparen uns damit das wiederholte Schauspiel unseres eigenen zweideutigen Lebens.

Christian Morgenstern, 1871 – 1914

Einen sehr erstaunlichen Baum hat Stephanie auf ihrer jüngsten Reise im Bild festgehalten. Vielen Dank!