Fokussiere all deine Energie nicht auf das Bekämpfen des Alten, sondern auf das Erschaffen des Neuen.
Sokrates
Manchmal ploppen bei Menschen, oft durch äußere belastende Ereignisse ausgelöst, Starremomente auf, die sie sich nicht erklären können. „Wie eingefroren“, „unfähig, etwas zu tun“ bei gleichzeitig innerer Unruhe, ohne zu wissen, was der Auslöser ist. Sie fühlen sich abgeschnitten von ihren Empfindungen, Leere macht sich breit. Einsamkeit triggert das Gefühl von Verlassensein, Angst entsteht dadurch, Seelennot, denn das System übersetzt Einsamkeit oft mit „dich mag niemand“. Das ist ein Gefühl, das niemand möchte und den meisten, die es schildern, ist es „vertraut“, „uralt“, „kenne ich, solange ich denken kann“. Um dem Gefühl zu entgehen, springen manche in einen Aktionismus, werden Workaholics, andere betäuben sich mit Alkohol oder anderen Drogen, wieder andere werden aggressiv, doch weil man nicht im Außen wütend sein darf, verletzt man sich eben selbst.
Heute wissen wir, dass das Traumafolgen sind. Traumata müssen nicht die ganz großen, krassen Ereignisse sein, sehr häufig ist es die ständige Alltagstraumatisierung, die für viele Kinder Realität ist: abgeschoben, nicht gesehen, ruhiggestellt, angebrüllt, mit körperlicher Gewalt konfrontiert, gedemütigt, auf vielfältige Weisen missbraucht. Der tägliche Irrsinn, den das Kind für „normal“ hält, weil es das nicht anders kennt und das deshalb denkt, seine Gefühle oder Verhaltensweisen seien falsch. So trennt sich der Mensch von sich selbst ab, seinem Fühlen, seinem Körper und „vergisst“, dass er einmal „ganz“ (im Sinne von whole/heilig) war.
Unter dem Traumamenschen jedoch schlägt das Herz des gesunden Menschen, das sich bisher in diesem Leben nicht wirklich ausdrücken konnte, keine Beziehungen aufbauen konnte, in dem der gesunde Mensch authentisch in die Welt treten durfte.
Die Ereignisse der letzten fast drei Jahre offenbaren eines: Wir haben eine humanistische Krise. Wir sehen „das Problem“, aber nicht den Menschen. Es ist Zeit, sich wieder dem gesunden(den) Menschen und gesunden sozialen Systemen zuzuwenden – gemeinsam schaffen wir es, zu den verletzten Seelen durchzubrechen, die auf Hilfe warten. Gemeinsam schaffen wir es, uns angemessen um Kinder, kranke, behinderte und alte Menschen zu kümmern, indem wir ihre Bedürfnisse wahrnehmen und uns klarmachen – das, was den Menschen auszeichnet, ist sein Menschsein. Sonst nichts. Menschsein bedeutet, sich seines Herzens bewusst zu werden, sich mit seiner Seele zu verbinden.
Allen einen tatkräftigen Dienstag.
Kichari wärmt in diesen Tagen, wenn es draußen kalt ist.
Wenn kein Wochenendkurs ist, ist Haushalt dran. Am Samstag hab ich gleich die ganz großen Töpfe vorgeholt und Berge Gemüse geschnippelt und gekocht. Da wandert dann alles in die Suppe – Sellerie, Petersilienwurzel, Pastinaken, Karotten, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Lauch, Zwiebeln, Kürbis und vieles mehr wie Kräuter und Gewürze. Das köchelt und wird dann eingefroren für die Abende, an denen man so von innen heraus friert und über eine gute Suppe froh ist oder wenn es mal schnell gehen muss, Suppennudeln sind fix gekocht und beigegeben oder mal ein paar Maultaschen.
Das sind dann auch die Tage, an denen die Saftpresse gequält wird und alles durchgejagt wird, was Vitamine ins System spült, weil frisch gepresst ist einfach super. Die Tage, an denen ein Riesenberg Haselnüsse geröstet wird fürs Müsli, alle Getreidespeicher geprüft und neu befüllt werden und ich dann den Flickwäschehaufen vorhole und neben dem Flicken Filme schaue, die mich interessieren oder versäumte Kongressteile nachhole, bei denen ich nicht schreiben muss, weil ich nicht ohne Schreiben lernen kann.
Ich bin dankbar, wenn ich auf gute selbstgemachte Vorräte zurückgreifen kann und es kam auch immer wieder vor, dass mir ein zutiefst erschöpfter kranker Mensch gegenübersitzt, dem ein Teller heiße Suppe Hoffnung gibt – da greif ich einfach in den Schrank und hab was, das nur gewärmt werden muss.
Ich wünsche mir dann in solchen Momenten, dass alle eine warme Suppe haben oder etwas, das sie wärmt an kalten Tagen im Inneren und im Äußeren. Dass sie einen Ansprechpartner haben, mit dem sie Gemüse schnippeln, sprechen, lachen und weinen können. Menschen, mit denen sie Zeit verbringen und wissen – das ist ein schönes Leben, auch wenn es nicht immer einfach ist. Manches lässt sich mit einem Teller Suppe, einem guten Schlaf, einer Tasse Tee und der Erlaubnis, einfach mal loszulassen, nicht verwandeln, aber erstmal zur Ruhe bringen und mit neuer Kraft kann man den Alltag dann wieder anders angehen.
Allen einen guten Wochenstart.
Salat, Suppe, Gemüse, selbstgemachtes Joghurt, frischer Saft – ich bin dankbar dafür, das zu haben.
Das Wochenende naht und es ist eines, an dem Liegengebliebenes eine Chance bekommt und manches geordnet werden mag. Ich mag es, wenn aus Chaos wieder Ordnung wird und manche aussortiert oder verräumt werden kann, was nun nicht mehr benötigt wird, Raum entsteht für Neues und der Geist zur Ruhe kommt.
Gedanklich kann ich dann die kommende Woche durchgehen und mich auf viele Gespräche einstellen. Auch das braucht Zeit, wenn die Arbeit hilfreich sein soll. Skripten und die nächsten Vorträge möchten auch vorbereitet werden, das macht Freude!
Ich hoffe, dass es nicht so sehr schneit, damit ich ausschlafen kann und nicht wegen Schneeschippen der Wecker schellt.
Allen einen freundlichen Samstag und einen wunderschönen Sonntag.
Maikes Foto lässt uns ein bisschen Vorfreude auf den Frühling und Sommer empfinden. Bemerkt ihr, dass die Tage spürbar länger werden? Danke für dein Bild, liebe Maike!
Wir sind in diesen Zeiten schnell am Limit. Erschöpfung versus Boreout. Ängste aller Art, Essstörungen, depressive Episoden und vieles mehr kennzeichnen unseren Alltag oft auf eine Art und Weise, dass ein „normales Leben“ kaum mehr möglich scheint. Von der Frage abgesehen, was ein normales Leben ist, muss uns klar sein, dass wir in dieser herausfordernden Zeit alle an Grenzen kommen. Es gestehen sich nur wenige Menschen zu, dass sie überfordert und jenseits des Limits sind, weil die Hochglanzwelt ja zeigt, wie toll wir alle sind.
Wer im Bereich Coaching arbeitet oder wer sich für den Beruf des Heilpraktikers, beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie entscheidet, braucht eine profunde Kenntnis der Krankheitsbilder, denn eine Depression kann man nicht „wegcoachen“, eine Essstörung nicht mit Checkhäkchenlisten in den Griff bekommen. Wer in diesem Bereich arbeiten will, muss gut ausgebildet sein. Der Kurs zur Vorbereitung auf die amtsärztliche Überprüfung ist ein Teil auf dem Weg, eine fundierte therapeutische Ausbildung der zweite Bereich.
Am 5. Mai startet unser nächster Ausbildungsgang für angehende HPPs und wer sich dafür interessiert, kann sich gern melden, um Probeunterricht zu machen. Das ist eine tiefgehende Ausbildung, da ist es wichtig, dass man sich wohlfühlt und weiß, dass man bestens vorbereitet wird. Unser Kurszeit ist Freitag, 16 bis 21 Uhr für den HPP-Kurs. Alle Infos, Termine, Kosten findet ihr unter diesem Link und wenn ihr Probeunterricht machen wollt, gebt mir gern Bescheid! Heute wäre eine Möglichkeit, auch die nächsten Freitage geht das noch. Der Kurs ist live online, so dass auch Fragen gestellt werden können und ein Austausch möglich ist. Herzlich willkommen!
Danke an Britta Leonhard-Kuschner für das Foto!
Genial. Die Eisfirma Ben & Jerry hat einen eigenen Friedhof für Sorten, die nicht mehr laufen, aussortiert werden, weil sie floppen. Was für eine großartige Art, das Scheitern zu zelebrieren! Meilen entfernt von dem, was wir unseren Kindern beibringen: Jeder Fehler wird mit Rotstift angestrichen. Jeder Fehler wird gezählt. Ungenügend. Du bist falsch auf dem Planeten. Das fördert kreatives Scheitern in keinster Weise und lädt nicht dazu ein Prototypen, B-Versionen innovativ ins Leben zu rufen. Wer so aufwächst, wird darauf programmiert, Fehler zu vermeiden, weil man sonst seine Daseinsberechtigung verwirkt.
Wie lernen wir? Durch Fehler, die uns Lernfelder eröffnen, die Perspektiven verschieben und den Blick aufs Möglichkeitenfeld lenken anstatt in der schmalen Schublade des stets bis zur Perfektion Gedachten zu verweilen.
Jeder Mensch hat einen Friedhof für die Flops im Leben. Wir müssen schon „Fuck-up-Nights“ veranstalten, bei denen Menschen von ihren schlimmsten Fehlern berichten und was der Lerneffekt daraus war. Je gravierender der Fehltritt, desto tiefgreifender oft die Lebensveränderung, nicht selten hin zu richtig Gutem. Wir berauben uns der Kreativität, der Spielfreude und verleugnen mit unfassbarer Arroganz das Genie, als das wir mal geboren wurden. Wir denken nur noch in Limitierung.
Ermutigen wir uns, unsere Flops zu feiern als wichtige Schritte auf dem Weg zu Besserem. Erlauben wir uns, Fehler zu machen und dadurch zu wachsen. Gestehen wir uns Prototypen zu, die nicht perfekt sind, weil es keine Perfektion gibt auf dieser Welt.
Und hören wir endlich auf, uns Fassaden vor die Nasen zu schieben: Hochglanzpolierte Aussagen, wie supercool alles ist bei uns. Bei keinem ist es supercool und auch bei keinem superdoof. Alles hat was, wenn wir es nutzen und als Lern- und Spielfeld des Lebens betrachten, denn der Mensch ist nur Mensch, wo er spielt. Dann sind wir kreativ, angebunden an die Chance auf Flow und damit Meisterschaft. Nicht, weil wir uns aus Angst vor einem Fail in die Hosen machen!
Wo bist du bereit, die Abenteuerzone, die wahre Lebensschule zu betreten und wo bleibst du in deiner Begrenzung stecken? Falls du Anregungen brauchst, schaust du einfach mal hier: https://www.benjerry.de/sorten/friedhof-der-eissorten
Erlaube dir, froh zu lernen und dich zu erfahren – was nicht gut ist, zeigt sich schon und dann kannst du es verbessern, bestatten oder was immer. Auf jeden Fall bist du gewachsen! Respekt!
Zeit ist kostbar, ich mag ihre Vergeudung nicht. Das Organisieren von Tests für Krankenhausbesuche, Ausfüllen von Anträgen für Betreute und vieles mehr, das dauernd anfällt, wenn man mit kranken und behinderten Menschen sowie Senioren zu tun hat, kostet endlos Zeit und Nerven.
Ein Anruf bei der Krankenkasse wegen Windeln, Kathetern etc. ist ein Tagesakt, die Rundreise am Anfang des Quartals, um bei allen behandelnden Ärzten die Karte einlesen zu lassen, eine Herausforderung. Abholen eines Rezepts funktioniert nur mit Nachweis der Betreuung für diese Person, was sinnig ist, keine Frage, doch hat man einmal den Wisch für genau diesen Arzt nicht dabei, obwohl die Praxismitarbeiter einen seit Jahren kennen, gestaltet sich das zum nicht machbaren Unterfangen. Ältere Menschen, die sich aus der Welt stark zurückgezogen haben, wissen nicht, dass man heute nicht in eine Apotheke geht und mitnimmt, was rezeptiert ist. Schön wäre das. Medikamente sind nicht lieferbar, Versuche, übers Netz an etwas ranzukommen kosten Zeit, Telefonate wegen Ersatzmöglichkeiten enden in der Regel in Warteschleifen Marke „Wenn Sie Fragen zu Rezepten haben, drücken Sie die 4233“ (gefühlt).
Die Unterstützung von Menschen ist ein Fulltimejob. Wenn pflegende Angehörige mal zusammenrechnen würden, was sie an Zeit mit Überflüssigem verbringen anstatt in der Zeit die Menschen zu waschen, ihnen ein gutes Essen zu kochen oder mit ihnen zu sprechen, würden sie dem Wahnsinn anheimfallen. Ein Tag in der Woche geht für Orga drauf, wenn es schwerwiegende Fälle sind. Sinnvoll geht anders. Die Zeit gehört dem Menschen, nicht der Bürokratie. So geben jeden Tag viele Menschen ihr Bestes, um ihre Familienmitglieder gut zu versorgen. Keiner weiß, wie das ist, keiner sieht es und sie sind nicht nur überfordert durch die Herausforderungen der Pflege, sondern am meisten vom Drumrum.
Deshalb heute an alle, die Menschen pflegen – ihr seid Heldinnen und Helden. Ohne euch wäre vieles nicht möglich. Euer Einsatz hilft, dass es Menschen in hilflosen Situationen besser geht. Achtet gut auf euch selbst. Gleiches gilt für alle beruflich Pflegenden, die derzeit mit Arbeit überrollt werden. Respekt vor eurem täglichen Einsatz. Viele Pflegebedürftige warten derzeit auf die Aufnahme bei Pflegediensten, die mit der Menge nicht mehr klarkommen. Der Grund: Unser Umgang mit Menschen jenseits der beruflichen Leistungsfähigkeit.
Würzburg im Abendsonnenschein mit Entspannung auf der alten Mainbrücke, im Sommer ein sehr beliebter Treffpunkt. Danke an Sigrid für das Foto.
Herausfordernde Tage für viele Menschen. Sie sind „durch den Wind“, konfrontiert mit Fragen, Sorgen und Nöten. Gestern kam die Frage: „Kann es sein, dass es heute viel mehr Probleme und Katastrophen gibt als vor Jahren?“ Die Antwort ist: Nein, nicht unbedingt. Wir hören nur schnell, quasi in Echtzeit, von allem, was auf der Welt geschieht. Durch unser Onlinesein stürzen Informationen auf uns ein, die uns vor Jahren nicht oder mit Verspätung erreicht hätten. Wir nehmen ungefiltert auf, weil wir Wahrheit nicht von Stimmungsmache unterscheiden können.
Was ist wesentlich? Die Besinnung auf das, was man selbst bewirken und verantworten kann. Mein Verhalten beeinflusst den gesamten Planeten, also habe ich darüber nachzudenken, wie ich mich verhalten darf, damit der Planet geschont wird in Bezug auf Klima, Nachhaltigkeit und Menschlichkeit. Wir brauchen täglich Zeit in der Natur, schlichte und achtsame Ernährung, Bewegung und geistigen Input, der nährt. Das schließt Begrenzung von Mediennutzung ebenso ein wie Bevorzugung von Begegnung mit inspirierenden Menschen, Ausbau der eigenen Kenntnisse und Fähigkeiten und Zurückbildung des Egos. Damit sind wir ausreichend beschäftigt, generieren weniger Zerstörung des Planeten, halten unseren eigenen Kopf klar, das Herz offen. Wir schützen, was wir lieben. Wenn wir nicht lernen, die Natur, den Planeten und das Leben zu lieben, werden wir unserem Daseinsauftrag nicht wirklich gerecht.
Allen einen tatkräftigen Marstag heute.
Stephanie hat bei ihrer Morgenrunde mit der Kamera gemalt. Danke!
Liebe die Tiere, liebe jegliches Gewächs und jegliche Dinge! Wenn du alles liebst, so wird sich dir das Geheimnis Gottes in allen Dingen offenbaren, und du wirst schließlich alle Welt mit Liebe umfassen!
Fjodor Dostojewski, 1821–1881
Stephanie macht es uns mit ihren Fotos oft leicht, die Natur zu bestaunen, Danke!