Yearly Archives: 2024

Systemweisheit

Gestern gab es so eine wunderschöne Aufstellungsarbeit mit Kissen. Mit einem Blick auf das System war das Thema offensichtlich. Es brauchte nicht viel und es kam Frieden ins System. Es öffnete sich wie eine aufblühende Blume. Die Schritte dorthin wurden machbar, Ressourcen gesucht und gefunden, die unterstützen. Mit wenigen Worten und ruhiger Stimme, atemachtsam, gingen wir voran. Hypnosystemische Arbeit ist ruhig, fließend, ressourcenorientiert und wertschätzend ob der Weisheit eines Systems, das durch das Symptom eine Frage in den Raum schreibt. Es liegt an uns, die Frage zu hören und vielleicht auf die Suche nach Antworten zu gehen, wenn wir dazu innerlich bereit sind.

Das ist der Teil meiner Arbeit, der mir mit am meisten Freude macht. Wir erkennen gemeinsam die Schönheit und Weisheit eines Systems und ich bin stets aufs Neue fasziniert, welche Wege zu Lösungen dann sichtbar werden. Im eigenen Tempo. Mit Ruhe, Achtsamkeit, Bewusstheit.

Schätzt du dein System schon als Lebenslehrer?

 

Petra hat aus ihren Urlaubsfotos eine schöne Collage gemacht. Möge sie euch Freude bereiten. Habt einen wunderschönen Donnerstag. Danke für die Bilder!

Wunderwerke

Wenn wir nur eine dieser Blüten betrachten, wird uns bewusst, wie kunstvoll alles in der Natur gestaltet ist – bis ins kleinste Detail. Wie kommen wir dann darauf, dass das mit uns Menschen nicht genauso ist?

 

Sigrid hat die Wilde Möhre im Bild verewigt, Danke!

Langeweile feiern

Langeweile – herrliches Wort. Während ich ein paar Tage im Krankenhaus war, konnte ich nicht lesen, 24 Stunden am Tag wenig zu tun. Was für ein Geschenk! Fensterplatz – Glückstreffer. Menschen beobachten, Blick auf den Stadtring, Tag und Nacht Autos, Züge, endlose Güterwaggons und Tausende von Menschen, die sich nicht bemerkten. 98 Prozent mit Handy in der Hand, die meisten auf dem Weg von oder zur Arbeit im Krankenhaus. Patienten, die man daran erkannte, dass sie panisch aufs Handy schauten und ihre Klinik suchten, während sie das Navi führte (Hunderte Schilder stehen an der Straße, die Klinik hat einen Lageplan). Sie rannten aneinander vorbei und bemerkten nicht, dass eine weinende Frau am Rand stand. Keiner sprach sie an, keiner bot Hilfe an.

In Warteräumen, auf der Station, im Zimmer: Alle hatten Bildschirme vor der Nase. Früher redete man im Krankenzimmer miteinander, tauschte Freud und Leid aus, kannte sich nach einigen Tagen gut, nahm Anteil, lernte Familie kennen. Heute kommt kaum Besuch, weil alles via Facetime läuft. Man sieht sich ja, das reicht. Ich habe kleine Kinder gesehen, die den Tag am Bildschirm switchten und das Angebot der Erzieherinnen, in den Spiel- und Bastelraum zu kommen, ablehnten. 24 Stunden online, selbst am Wasserspender noch. Bedenken wir, was wir für ein Einsamkeitsproblem im Land haben! Hilfsnetzwerke sollen das auffangen, dabei wäre es ganz einfach. Handy aus der Hand legen und ins Gespräch gehen. Wir trauen uns das nicht mehr zu. Virtuell ist vieles einfacher, glauben wir. Nicht angreifbar sein, weil menschlich. Ghosten, wenn nötig. „Leitung abgestürzt“, wenn es unangenehm wird.

Langeweile – ich habe es genossen, die wenigen Wolken wandern zu sehen, ein Gewitter zu erleben, Rettungshubschrauber und Krankenwagen, die allzeit im Einsatz sind. Mein Geist kam zur Ruhe. So, wie früher in den Ferien, wenn alle Spiele gespielt waren und es fürs Baden im Fluss zu kalt wurde kurz vor Schulanfang. Da entstand so eine Kreativität, eine Freude am Tun und ein Kraftschöpfen für den Neuanfang. All das nehmen wir uns jeden Tag weg. Für einen Kasten, der uns dopaminversorgt, abhängig macht und lähmt, was an Menschlichkeit in uns ist. Wir nehmen nichts und niemanden mehr wahr, doch klagen sehr laut, wenn wir uns nicht gesehen fühlen. Finde den Fehler.

 

Und wenn man Jahre schaute – man sähe längst nicht alles. Stephanie war in den Bergen wandern im letzten Herbst und hat das Foto mitgebracht. Danke.

In Resonanz gehen

Wenn wir wirklich etwas sehen, wahrnehmen und in Resonanz gehen wollen, braucht es Zeit, Ruhe, Stille und ein offenes Herz, damit Fragen und Antworten zwischen den Wesen schwingen können.

Danke an Stephanie für das tolle Baumfoto.

Summertime

Heiß ist nicht meins. Schon gar nicht, wenn man eine dicke Schaumstoffschutzkappe auf dem Ohr tragen muss mit einem dicken Satz Mull plus Verband. Der Bruder sitzt in kurzen Hosen und im Unterhemd da, das mag er nicht, er ist gern korrekt gekleidet. Darauf muss er jetzt verzichten und wir sorgen für jede Menge Durstlöscher in Form von Tee und Wasser mit ein bisschen Zitrone oder Pfefferminztee. Melonenscheiben, Gurkensalat, Gazpacho, das hilft. Den kalten Waschlappen für die Stirn lehnt er kategorisch ab und kalte Füße hat er ohnehin immer, so dass er auch bei 40 Grad Söckchen trägt.

Wie gut, dass wir Kneippfans sind – Armguss, Knieguss können jetzt lebensrettend sein und die ärgste Hitze aus dem System ziehen. Wer ein Wassertretbecken in der Nähe hat – rein, vorab ein wenig mit kaltem Wasser aus dem Becken runterkühlen, nicht direkt nach dem Essen. Für alle ohne Becken: kaltes Wasser über die Pulse am Handgelenk laufen lassen bringt auch eine Menge.

Ansonsten allen gute Hitzetage und vor allem keine zerstörerischen Unwetter. Passt fein auf euch auf.

 

Hitze geht, wenn ein Meer daneben ist, vielleicht eher. Theresa hat das Bild in Australien gemacht.

Heilige Orte

Heilige Orte. Diesen hier in Australien verbinde ich im Kopf mit der Farbe Rot und der unvergleichlichen Erde. Theresa war dort und hat das Bild mitgebracht. Danke.

Wer Ohren hat, der höre

So schaut das drei Tage nach dem Implantat einer Soundbridge an den Gehörknöchelchen aus. Eine Soundbridge verwandelt Schall in Schwingungen und überträgt sie direkt aufs Mittelohr. Sie hat zwei Komponenten: Ein Implantat, das ich jetzt bekommen habe, im September, wenn alles geheilt ist, kommt ein Sprachprozessor hinter dem Ohr dazu, der über Magnet mit dem Implantat verbunden ist. Das Mikrofon im Sprachprozessor nimmt den Schall auf, wandelt ihn in elektrische Impulse und die landen beim Implantat. Von da aus werden die Signale zum Floating Mass Transducer geschickt, das ist ein winziger Magnet, der an der Gehörknöchelchenkette (das sind übrigens die kleinsten Knochen im menschlichen Körper) als Mittelohrprothese platziert ist und der wandelt die Signale in mechanische Schwingungen um, so dass die Gehörknöchelchen sowie das runde oder ovale Fenster in Bewegung kommen und das Innenohr Signale bekommt. Klingt kompliziert, ist kompliziert. Ich hatte sehr großes Muffensausen vor dem Eingriff, doch das Team in der Uni Würzburg hat das super operiert. Ich konnte vorher auch mit Menschen sprechen, die das schon tragen – ihre Erfahrungen waren sehr berührend. Menschen, die nach 67 Lebensjahren das erste Mal seit dem vierten Lebensjahr hören konnten! Kinder, die nun nicht taub aufwachsen müssen.

Wer gut hören kann, weiß oft dieses Wunder nicht zu schätzen. Ich habe in der Klinik Geschichten gehört (mit dem anderen Ohr, das dank normalem Hörgerät gut funktioniert), die demütig, bescheiden und still machen.

Umso erstaunter war ich daheim über 164 eingelaufene Mails trotz der Info, dass bis Dienstag nichts bearbeitet wird. „Eilt“, „dringend“ bis hin zu „Warum antwortest du nicht“ waren die Betreffzeilen. Meine erste Reaktion – Rechner runterfahren, durchatmen und mir klarmachen: Meine Klienten sind megagut versorgt von mir. Wenn ich VIER TAGE wegen einer Kopfoperation (für die nichtselbstständige Menschen gern mal länger krankgeschrieben sind) nicht in der Praxis bin, ist das kein Weltuntergang. Bis 21. 8. gibt es noch drei Resttermine, alles andere darf warten. Ab 3. 9. ist wieder normaler Praxisbetrieb. Auch und vielleicht gerade Therapeuten haben das Recht und die Pflicht, sich zu erholen. Und ich denke nicht, dass das eine Begründung braucht, aber für alle, die jetzt so insistiert haben, weshalb ich gerade auf ihre Mail (wie alle anderen) nicht antworte hier die einmalige Begründung. Und damit sind nicht die superlieben Mails gemeint zur Unterstützung und mit Hilfsangeboten. Mega! Danke euch!

 

Das Ende des Wochenspruchs von Rudolf Steiner für die Woche trifft es voll: Werdend mich mir selber geben.

… werdend mich mir selber geben

Geheimnisvoll das Neu-Empfang’ne

Mit der Erinn’rung zu umschließen,

Sei meines Strebens weitrer Sinn:

Es soll erstarkend Eigenkräfte

In meinem Innern wecken

Und werdend mich mir selber geben.

Wochenspruch für diese Woche aus dem anthroposophischen Seelenkalender von Rudolf Steiner.

Stephanie hat dieses Augenferienfoto gemacht. Danke dir!

Kleine Sendepause

Ruhe im Karton für die nächsten Tage. Die Inspiration für die nächsten Tage habe ich für dich draußen in der Natur versteckt – findest du sie?

 

Eine frohe Zeit!

 

Ita-Wegman-Klinik in Arlesheim, die derzeit einen großartigen Neubau aus Vollholz erhält.

Mach es dir gemütlich

Sommerfrische – das war ein feines Wort. Man hatte Ferien. Bedeutete – außer Gartengießen, Berge Bücher lesen, ab und an Obst ernten und einmachen war Ruhe im Karton. Alles lief langsamer. Es gab Pellkartoffeln mit Quark, weils schnell ging. Wir buken stundenlang Pfannkuchen und Waffeln, das ging nur in den Ferien, da war endlich Zeit zum Warten auf die nächste Waffellieferung. Wir aßen tonnenweise Obst und Gurken aus dem Beet, zogen Karotten aus dem Boden, putzten sie an der Hose ab und ab in den Mund. Es gab für die Stadtkinder das Freibad, wir sprangen in die Tauber, verbotenerweise immer vor dem Wehr. Barfußgehen-Wettbewerbe auf kochendheißem Teer. Radfahren mit Wind in den Haaren. Schnell im Tante Emma-Laden für 10 Pfennig ein Wassereis vor dem Essen naschen und in der Dämmerung Federball spielen, bis man ihn nicht mehr sah.

Heute reisen Menschen ans Ende der Welt, um die Apokalypse vor Ort in Augenschein zu nehmen. Andere überqueren die Alpen per pedes, bewältigen den Jakobsweg oder machen eine Kreuzfahrt in die Antarktis, solange man noch Eis sehen kann.

Wann baumelt deine Seele wirklich mal? Kommst du in den Genuss, dich fast zu langweilen, damit Kreativität entstehen kann? Wann mäanderst du durch einen Tag, einfach, weil es gut tut? Wann sitzt du nur so da und schaust dir die Wolken an, dich erinnernd, wie Zeit war in deiner Kindheit – ein klebriger, langer Kaugummi, der sich ziehen konnte und doch war es gut, wie es war zwischen fünf Stunden im Wasser spielen und abends Sterne gucken mit Wolldecke.

 

Hab eine gute Zeit. Manchmal ist die beste Zeit die, in der du nichts im Außen tust, sondern deiner Seele Zeit gibst, nach Hause zu kommen. Mach es ihr gemütlich.

 

Hier macht es sich meine Seele ab und an gemütlich – im Goetheanum in Dornach.

Jagd nach Erholung

Nirgends strapaziert sich der Mensch so sehr wie bei der Jagd nach Erholung.

Laurence Sterne, 1713–1768

Immortelle, hier unter der Rosenreihe, ist als Pflanzenwasser eine Empfehlung für alle, die blaue Flecken plagen.

Tiefgreifend

Immer wieder staune ich darüber, dass die Aufstellung des inneren Teams so eine tiefgreifende Arbeit ist.  Und wie oft wir die Erlaubnis für etwas brauchen – die Erlaubnis zum Selbstwert, die Erlaubnis zum Respekt für sich selbst und vieles mehr. Die Erlaubnis ist sehr unterschätzt, wir denken, dass wir uns etwas erlauben, in Wahrheit steht ein riesiges inneres Veto vor der guten Selbstsorge. Auch spannend am Samstag die Frage eines Klienten: Ist das nicht Egoismus? Gelandet sind wir bei Ken Wilbers gesunder Ego-Entwicklung, die durchaus wichtig ist, um im Leben auch was auf die Beine zu stellen, doch dann darf das Ego auch wieder Stück für Stück einer Generosität, Mentoring und Weitergabe von Wissen weichen, damit die Welle wieder zurück ins Meer gelangen kann.

Kurz danach dann die gewaltige Wasserentladung in Form des Gewitters mit Überschwemmungen. Das Außen spiegelt  gerade viel von dem wider, was in uns Menschen geschieht. Hohe Zeit, genau hinzuschauen, wir ignorieren Entwicklungen, die erst sehr viel später – wenn überhaupt – den Anstrich bekommen könnten „Gut, dass das so schiefgelaufen ist, da mussten wir alles neu aufbauen“.

 

Allen einen freundlichen Start in eine an Sorgen und Nöten arme Woche.

 

Nach einem Regenguss ist der Himmel über Bornholm noch bewegt. Danke an Theresa für das Bild!

Die Seele würdig gestalten

Kann ich die Seele weiten,

Dass sie sich selbst verbindet

Empfangnem Welten-Keimesworte?

Ich ahne, dass ich Kraft muss finden,

Die Seele würdig zu gestalten,

Zum Geisteskleide sich zu bilden.

Der Wochenspruch aus dem anthroposophischen Seelenkalender von Rudolf Steiner.

Klarheit

Die Gespräche in der Praxis haben derzeit eine interessante Qualität. Menschen stellen sehr, sehr tiefe Fragen, sind mit Leben und Tod in allen Facetten konfrontiert, auch im übertragenen Sinne. Krasse Zeiten, krasse Fragen. Eine Klientin stellte gestern fest, dass sie aus lauter Liebe und Rücksichtnahme ein ganzes Gespinst aus Halbwahrheiten entwickelt hat und sich nun vorkommt wie die Fliege im Spinnennetz. Jede weitere Bewegung schnürt sie enger.

Das Bild könnte man gerade auf die Welt übertragen. Wir sind in einem Netz aus Unwahrheiten und ungesunden Entwicklungen. Systeme sind überaltert, das Wachstum der letzten Jahrzehnte war nicht auf stabile Fundamente für die Zukunft ausgelegt, sondern auf Ausmelken. Wir hängen in vielem anderen Ländern hinterher und weiterhin das Gegenteil. Wir proklamieren Ansprüche wie Kredite ohne Sicherheiten bieten zu können.

So krass Wahrheit sein kann, sie befreit, schafft Klarheit, dann kann man sich zusammensetzen und gemeinsam überlegen, wo und wie es weitergehen kann.

Weiß jemand zufällig, wo das Kind aus dem Andersen-Märchen abgeblieben ist, das über den Kaiser gesagt hat: „Aber er hat ja nichts an!“

Wir haben schon lange nichts mehr an und tun so, als wären wir in Goldbrokat gewandet.

 

Im Spiegel erkennen wir so manches. Stephanie hat dieses tolle Foto gemacht. Danke!

 

Kindermund

„Aber er hat ja nichts an!“ sagte endlich ein kleines Kind. „Herr Gott, hört des Unschuldigen Stimme!“, sagte der Vater; und der Eine zischelte dem Andern zu, was das Kind gesagt hatte.

H.C. Andersen, Des Kaisers neue Kleider

Im kleinsten Wassertropfen findet sich die gesamte Welt. Manuela hat das Foto gemacht. Danke!