Yearly Archives: 2024

Respekt und Demut

Derzeit werden viele Aufstellungstermine angefragt. Das freut mich. Aufstellungsarbeit ist tief berührend. Wir arbeiten mit einem festen Team an Stellvertretern, allesamt Therapeuten, allesamt mit viel Erfahrung. Mit manchen habe ich schon fast 600 Aufstellungen gemeinsam erlebt. Keine Zuschauer, nur der Klient mit seinem Anliegen und das Team. In Ruhe. Achtsam, nicht direktiv. Die Gruppe weiß nichts von der Frage des Klienten, Ein-Fühlung ist angesagt. Respekt vor der Weisheit von Systemen. Wir haben nie erlebt, dass Systeme nicht den Wunsch nach Klarheit in sich tragen, sondern tiefe Anliegen mitbringen, die gelöst, angeschaut und so befriedet werden wollen, damit wir zum Frieden, zur Zufriedenheit mit den Herausforderungen unseres Schicksals kommen können. Wir enden jede Aufstellung mit dem inneren Kraftteam, damit der Klient gut in seinen Alltag wieder hineinkommt. Wir stellen nicht einfach mal so eben auf, es gibt immer ein intensives Vor- und Nachgespräch, Begleitung für den Menschen, der sich auf eine Aufstellung einlässt. Neben der Aufstellung mit dem Team gibt es bei uns auch die 1:1-Arbeit, mit Kissen, Figuren, Zetteln.

Was bleibt? Respekt, Demut, Staunen vor der Vielfalt an Lebensthemen, Systemen und Herausforderungen.

 

Einen frohen, gut aufgestellten Jupitertag dir!

 

Nichts macht froher als bewältigte Anstrengungen, als Herausforderungen, die einem vieles abverlangen und man abends müde und glücklich ins Bett fällt. Maike mag das besonders beim Bergwandern und schickt dieses Foto. Danke dir!

Fehler auf dem Weg

Zwei Fehler auf dem Weg zur Meisterschaft: Den Weg nicht anzutreten, den Weg nicht zu vollenden.

Theresa hat schon viele Male den Jakobsweg angetreten und sich auf diesen Anblick gefreut, wenn die Kathedrale von Santiago di Compostela in den Blick gerät. Danke für dein Bild.

Gegen Matsch im Hirn

Meister Eckhart hat mit der Aussage „Nun hat sich die Seele mit den Kräften nach außen zerspreitet und zerstreut, in gleichem Maße sind sie schwächer, inwendig ihr Werk zu treiben. Denn jede zerspreitete Kraft ist unvollkommen.“ ein Phänomen beschrieben, dass in unserer Zeit besonders sichtbar wird. Unsere Achtsamkeit schwindet immer mehr, Fokus halten, Konzentrationsfähigkeit – inzwischen messen wir die Aufmerksamkeitsspanne in wenigen Minuten, erwarten aber von unseren Kindern, dass sie Stunden brav in der Schule sitzen.

Brainmelt nennt die Forschung das Phänomen, wenn das Gehirn immer mehr zu einem Netzbrei wird, weil die Dopaminflut uns „zufrieden wähnt“ im Nichttun. Atomisierung des Seins, weil unsere Augen in Sekundenbruchteilen hierhin und dorthin gezogen werden, unsere Körper wie erstarrt über kleinen Kästen sitzen und wir kaum mehr in ein vernünftiges Tun kommen.

Leg dein Handy weg, wann immer es geht. Geh in die Natur. Lass die Augen auf Pflanze, Wasser, Himmel ruhen und werde dir in diesen Momenten bewusst, was dein eigenes Sein ausmachen soll. Wer bist du? Wer bist du, wenn du auf einem Berggipfel stehst und in das Land schaust? Wer bist du, wenn das Meer vor dir aufschäumt, der Wind dein Haar zieht? Wer bist du im Anblick eines Neugeborenen und eines alten Menschen? Und noch eine Frage – wo bist du gerade?

 

Wie in einer gotischen Kathedrale stand Stephanie im Wald, als sie dieses Bild gemacht hat. Dankeschön dafür!

Stille sein und Schweigen muss sein

Stille sein und Schweigen muss sein; wo dies Wort vernommen wird, da versteht man es recht. Nun hat sich die Seele mit den Kräften nach außen zerspreitet und zerstreut, in gleichem Maße sind sie schwächer, inwendig ihr Werk zu treiben. Denn jede zerspreitete Kraft ist unvollkommen. Darum: will sie inwendig eine kräftige Wirksamkeit entfalten, so muss sie alle ihre Kräfte wieder heimrufen und sie aus den zerstreuten Dingen heraussammeln in ein inwendiges Wirken.

Meister Eckhart, ca. 1260 – 1328

Stephanie hat dieses wunderbare Bild gemacht. Danke dir!

Seelennahrungstexte

Was für ein schöner Kurstag am Samstag! Spiritualität war Thema, die Inhalte haben einige überrascht. Wo bist du geistig verortet, findest innere Orientierung, wonach richtet sich dein Kompass aus? Welche Menschen prägen deine Weltsicht? Viele Fragen und Weisheitsgeschichten aus aller Welt, darunter auch Texte von Lalla, der Dichterin, und Mirzâ Ghalib, die bei uns kaum bekannt sind. Geschichten sind Seelennahrung.

Am Sonntag haben wir die ersten Vorträge für die herbstliche Friday-Night-Reihe aufgenommen, denn es ist schnell September. Einige Vorträge und Seminare für die VHSsen sind auch schon fertig. Das Winterprogramm ist umfangreich, das braucht Vorbereitung. Witzig, wenn man an den heißen Sommertagen Ende Juli über Rauhnächte nachdenkt.

Am Abend zum Slowdown bei der Hitze halfen Texte aus anderen Kulturkreisen, um mit dem Kopf in andere Zeiten, Welten und Denkweisen einzutauchen. Wie dankbar bin ich für Literatur aller Art! Das Reisen im Kopf auf den Flügeln von Buchdeckeln ist meine liebste Art, mich fortzubewegen und Zeit, Raum und notfalls auch Temperaturen zu vergessen.

 

„Mein innerer Monk“ (ich schreibe für einen Freund) hat beim Anblick von Sigrids Kürbis froh aufgeatmet. Danke für dein Foto!

Wo niemand mich kennt

Ich möchte hingehen, wo niemand mich kennt,

kein Mensch meine Sprache spricht, keiner mich nennt.

Ich wünsche ein Haus ohne Wand, ohne Tor,

Kein Nachbar ihm nah und kein Wächter davor.

Und wenn ich erkranke, kein Mensch, der mich pflegt,

Und wo, wenn ich sterben, kein Klaglaut sich regt.

Mirzâ Asadullâh Ghalib, 1797–1869

Theresa war im Harz rund um den Brocken wandern und hat diesen Ort entdeckt. Danke für dein Foto!

Wunder überall

Rund vier Wochen nach Johanni stehe ich morgens wieder im Dunkeln auf. Die ersten Spinnen sind am Fadenfallen erzeugen – wenn man abends zur Mülltonne geht, bleibt man an den zarten Gespinsten hängen.

Beim derzeit überall zu findenden Blau der Wegwarten denke ich, mit wie viel Mühe die Menschen früher die Wurzeln ausgegraben, gereinigt, zerkleinert und geröstet haben, um daraus Muckefuck zu machen und wie viel gesünder das ist als Energiedrinks.

Jeder Tag hat so unfassbar viele Wunder. Brombeeren reifen. Zucchini wachsen, die ersten Tomaten werden rot. Das offene Knie des Bruders hat nur noch einen Millimeter, dicke Verbände weichen mehr und mehr dünnen, bald kommt eine Neopren-Spezialanfertigung, damit das hoffentlich bald wirklich verheilte Knie (dem der Arzt in der Uni 2023 im Januar eine Heilzeit von Minimum fünf Jahren gab, weil keine Hautverpflanzung mehr möglich war) geschützt ist. Narbenhaut ist dünn und er bohrt gern Löcher. Auch Technik kann ein Wunder sein und vieles ermöglichen.

Welche Wunder werden dir wohl heute zum Wochenanfang begegnen?

 

Unser Geschenk aus der Natur – Brombeeren.

Geistgeschenk im Innern

Zu bergen Geistgeschenk im Innern,

Gebietet strenge mir mein Ahnen,

Dass reifend Gottesgaben

In Seelengründen fruchtend

Der Selbstheit Früchte bringen.

In diesem Jahr sieht es gut aus mit der Apfelernte, nachdem es 2023 nichts zu ernten gab. Der Baum muss sich auch mal erholen dürfen.

Abhängigkeiten

Heiß, Baby. Sommer eben. Zum Glück trockene Hitze, die Schwüle von neulich war eine Herausforderung. Wir haben Kurswochenende. Mit Scheinwerfern und Kameras wird es im Raum heißer als draußen. Zum Glück vergesse ich das Außenrum in dem Moment, in dem die Kamera blinkt. Das Thema ist großartig „Spiritualität“ – was kann es uns bedeuten?

Gestern beim Supermarkt der Kassengau, also bin ich fremd einkaufen gegangen. Die Netzpanne zeigt auf, wie die Folgen eines Ausfalls sind. Schlimm für viele Bereiche, wenn Software für OPs oder Sicherheitsmaßnahmen wie Flugverkehr, Bahn etc. nicht funktioniert. Einkaufen kann ich später, wenn der Schaden behoben ist, doch die Abhängigkeit von Technik sollte uns immer wieder zu denken geben. Es zeigt, wie wir inzwischen aufgeschmissen scheinen, wenn das Netz versagt. Und es zeigt die Konsequenzen dieser Abhängigkeit. Ist das unser Plan?

 

Für alle, die gern die Optionen für in einem halben Jahr sehen wollen oder Abkühlung brauchen, hier ein feines Foto von Stephanie.

Abendstille

Abendstille überall,

nur am Bach die Nachtigall

singt ihre Weise klagend und leise durch das Tal.

Fritz Jöde

Silke hat die Abendstille am See im Foto festgehalten. Lieben Dank!

Fokus

Worauf richtest du den Fokus in deinem Leben? Auf das Negative, das schnell wächst, größer und schwerer wird durch Aufmerksamkeit? Ebenso wächst Positives, wenn man die Aufmerksamkeit darauf richtet. Unser Gehirn merkt sich Negatives schneller und besser, deshalb ist der bewusste Fokus auf das, was gut, wahr und schön ist, wichtig. Wie beim Bogenschießen – der Pfeil folgt der Absicht. Wohin sie ausgerichtet ist, dorthin fliegt der Pfeil. Willst du Gutes, fokussiere dich darauf und handle selbst entsprechend. Es bedeutet, bewusst das Gute zu wählen und das Negative stehen zu lassen. Wähle weise. Handle achtsam. Sei freundlich. Sei.

 

Natur ist Medizin

Natur ist Medizin. Wasser lehrt uns, Widerstände zu umfließen, um den Weg ins Meer immer wieder zu finden. Pflanzen lehren uns, gute Wurzeln zu bilden und sich gegenseitig zu beschützen. Pilze lehren uns die Qualität eines stabilen Netzwerks. Die Wolken informieren über das Wetter, die Sterne erzählen die ältesten Geschichten der Menschheit. Tiere zeigen uns, wie man seinen Lebensraum auf beste Weise nutzt. Der Boden erdet und nährt, trägt und hält. Feuer wärmt und gibt Licht. Luft bläst den Kopf frei. Bist du im Stress, verwirrt, findest den Ausgang nicht – geh in die Natur.

 

Stephanie war wandern und hat diese interessante Wasserstelle entdeckt. Dank für dein Bild!

Dankbarkeit, mal wieder

Seit einiger Zeit begleite ich ein aktives Kindergartenteam in einem Landkindergarten. Wach, interessiert, zugewandt sind sie, schauen achtsam auf das einzelne Kind, erkennen frühzeitig Fragestellungen und gehen sie aktiv an. Viele Bereiche haben wir in den letzten Jahren angeschaut – die Arten der Kommunikation, Feedback, Werte, persönliche Entwicklung und der Einrichtung nach der Pandemie, Elternarbeit mit Herz und vieles mehr. Gestern ging es um den Umgang mit Veränderungen, um Neuausrichtung, wenn Mitarbeitende in Ruhestand gehen und wegziehen. Wie ein Mobile bei Berührung in Bewegung kommt, wird in Teams durch personelle Veränderung auch alles bewegt, sortiert sich neu, gewinnt andere Qualitäten. Wir haben uns darüber Gedanken gemacht, in welche Richtung nun die einzelnen Mitarbeitenden wachsen können und Aufgaben immer wieder überprüft, neu gedacht und vielleicht auf ganz andere Weise gestaltet werden dürfen.

Auf der Heimfahrt über Land waren auf vielen Feldern Erntemaschinen unterwegs für das Getreide. Ich dachte an das Abendgebet von Milet, das ein Bauerspaar betend auf dem Feld zeigt.

Es war eine Fahrt voller Dankbarkeit für die Zeit mit einem wundervollen Team, das in seinem Tempo auf seine Weise wächst und Freude im Alltag entwickelt und für die Arbeit der Menschen, die für unsere Nahrung sorgen. Momente inneren Friedens, an denen ich mich über die Landschaft freue und über meine tägliche vielfältige Arbeit mit Menschen.

 

Stephanie hat das Foto gemacht. Herzlichen Dank dafür!

Brot

Brot – Nahrung, „gemeinsam das Brot brechen“, Kommunikation, Gemeinschaft, Kultur und Kultus.

Sigrid hat ihr Brot fotografiert, Danke fürs Bild!

Zeit für den Paradigmenwechsel

Vermassung, von Konrad Lorenz plakativ abgewatscht mit „Fresst Scheiße, Millionen Fliegen können sich nicht irren“. Wir wachsen alle mit Paradigmen auf. Sätze, die sich dem Kleinkind schon ins Hirn fräsen, die wir ungeprüft übernehmen und denen wir folgen, bis wir vielleicht eines Tages darauf kommen, dass die Erde doch keine Scheibe ist und anderes mehr. Mit dem Leben werden solche „Ketzereien“ oft bezahlt, bis die Beweislage erdrückend ist. Ein Paradigma ist ein mit der Zeit immer stärker verfestigter Glaube, Wittgenstein nannte das Muster und Standards, mit denen wir Erfahrungen vergleichen und beurteilen, eine Orientierungshilfe.

Unsere Welt zeigt uns auf, dass manches Paradigma hinterfragt wird. Sokrates nervte seine Umwelt mit der Frage (freie Interpretation): „Echt jetzt!? Ist das so?“, was ihm den Schierlingsbecher eintrug. Dinge hinterfragen haben wir uns abgewöhnt, weil selbst Denken mühsam ist, wie Kahneman in „Schnelles Denken, langsames Denken“ wunderschön erläutert hat.

Welche Paradigmen möchtest du gern hinterfragen? So manches Paradigma schauen wir uns beim Nautilusprojekt an und laden herzlich dazu ein, mit uns auf die Reise zu gehen und das langsame Denken anzutesten. (www.seelengarten-krokauer/nautilus/).

 

Hab einen massenfreien Wochenteilungstag mit vielen guten Gedanken.

 

Mal kurz zwischen zwei Klötzen Platz für ein bisschen Besonderes – Silke hat das feine Gebäude entdeckt. Danke für dein Bild.