Frieden schaffen ist ein Prozess und er ist schwierig. Spannend finde ich meine Arbeit mit Teams, in denen es oft Konflikte gibt, meistens Kommunikationsproblemen geschuldet oder wenn sich Unternehmen weiterentwickeln und manche von Veränderung begeistert sind, andere Angst davor haben. Gestern habe ich mein Lieblingsteam besucht, die einen wundervollen Weg genommen haben. Sie haben etwas geschafft, was wir „psychologische Sicherheit“ nennen – jeder kann vertrauensvoll seine Sicht der Dinge darlegen, es gibt kein Augenrollen, kein Stöhnen und Ächzen, alle hören aufmerksam hin (nicht zu!) und es entsteht ein achtsamer Austausch. Das war nicht von heute auf morgen so, Befindlichkeiten gibt es immer, wo Menschen aufeinandertreffen.
Jeder hat Recht, immer! In seinem eigenen Kopf, denn jeder schaut aus seiner Warte, mit seinen Learnings, seinem Wissen und seinen Vorstellungen. Das ist vollkommen in Ordnung, doch immer, wenn wir miteinander etwas gestalten, arbeiten, schaffen, braucht es die Erlaubnis, die Insel des anderen betreten, mit seinen Augen sehen lernen zu dürfen und umgekehrt. Erst wenn wir verstehen, weshalb jemand so oder so tickt, können wir vielleicht seine Sicht der Dinge nachvollziehen. Das bedeutet nicht gutheißen, doch Verständnis macht Türen auf, um Wege zu entwickeln, die man gemeinsam laufen kann. Das braucht Zeit und die Bereitschaft, zu lernen, sich zu zeigen, Anderes, Fremdes, Ungewohntes zunächst wertungsfrei zu betrachten und die gemeinsame Basis zu finden.
Das gilt für Familien/Partnerschaften, für Teams und die Weltengemeinschaft. Wenn ich verstehe, weshalb jemand eine bestimmte Meinung hat, habe ich mehr Möglichkeiten, den gemeinsamen Nenner zu entdecken und letztlich zu sagen: Wir sind meinungstechnisch Universen auseinander. Unser Thema muss dennoch gelöst werden. Wie können wir jenseits unserer verschiedenen Meinungen, Religionen, Sprachen, politischen Richtungen etc. die Herausforderung bewältigen?
Das belässt dem anderen seine Einstellung, lenkt den Fokus auf das zu lösende Thema. Oft findet sich durch die gemeinsame Arbeit an einem (übergeordneten/danebengestellten) Thema ein aufeinander zugehen. Halte es einfach nur für möglich.
Einen liebevollen Venustag.
Entwicklung ist spiralförmig. Wie Wendeltreppen. Silke hat diese hier fotografiert. Dankeschön!