Pfingsten – für viele waren das drei freie Tage zum Abschalten, manch einer hat seinen Koffer gepackt und ist nach Monaten des Wartens in Ferien gefahren. Wir haben uns in ein Abenteuer der speziellen Art begeben. Wir sind in der „grünen Hölle“ gewesen, so nennen wir den Garten seit einigen Jahren. Der Grund ist einfach: durch das ganze Drumherum, was gerade bei uns los ist, kommen wir nicht mehr regelmäßig in den Garten. Da ich mit den Jahren zum Allergiker mutiert bin, geht Garten zu normalen Zeiten gar nicht. Die einzige Möglichkeit ist normalerweise direkt zur Dämmerung, ehe der Tag anbricht, oder aber es ist sehr bewölkt, kalt und regnerisch. Dann beißen weder Grasmilben noch Kriebelfliegen, beides haben wir hier leider.Es war gut am Samstag und am Sonntag, da haben wir jetzt fast Halbzeit, was nix heißt, denn kaum ist man an einer Seite fertig, steht der Weg-damit-Spaß am Anfang wieder so wie zuvor.
Ansonsten gab es Übgruppentreffen, neuer Lerninput und Austausch mit Menschen, die ähnlich unterwegs sind wie ich.
Verlesen habe ich mich zudem. Das passiert, wenn ein Buch wirklich total spannend ist und das war es – Ausdauer zählt wesentlich mehr als Talent ist die Quintessenz gleich zweier Bücher zum Thema mit viel Forschung dazu. Das beobachte ich schon seit meiner Schulzeit. Die Überflieger waren es im Leben nicht immer. Im Gegenteil, sie sind oft übel abgestürzt, wohingegen die Mittelschicht, die unauffällig durch den Schulbetrieb durchgelaufen ist und sich sehr bewusst war, dass sie weder durch exorbiante Ausnahmebegabungen noch superengagierte Familien auffallen, sich mit Fleiß bestens vorangebracht hat.
Ich habe beim Versuch, mit neun Riesengartensäcken auszukommen (ich habe einfach aufgehört, als sie voll waren, wie gesagt, nicht mal richtig Halbzeit), gut nachgedacht über solche Dinge, daraus ergibt sich viel: Wie fördert man Menschen mit einer besonderen Begabung so, dass sie sich nicht auf ihrem Talent ausruhen? Wie ermutigt man Menschen mit „normaler“ Begabung, dass sie dranbleiben und auf ihre Weise zur Meisterschaft kommen?
Letztlich bewundern wir alle Meister, egal, auf welchem Gebiet. Die Frage ist: Wie werde ich Meister? In welchem Bereich? Wie entwickle ich mich, damit das Meistertraining jeden Tag quasi automatisiert läuft, damit ich dranbleibe? Genau das sind die Themen, die derzeit in der Praxis stark auftauchen. Gerade in der Pandemie ist es nämlich superschwer vor allem für Kinder und Jugendliche, dranzubleiben an ihrem Schulpensum, nicht aufzugeben und jeden Tag auf der Übungsmatte aufzuschlagen. Gilt übrigens für uns Erwachsene exakt genauso! Um in irgendetwas Meisterschaft zu erlangen, muss man jeden Tag üben. Ob man Lust hat oder nicht, ist egal, einfach tun.
Was tust du, um in welchem Gebiet Meisterschaft zu erreichen? Was motiviert dich, jeden Tag anzutreten zum Üben? Welchen Tipp hast du für uns?
Allen einen kraftvollen und entscheidungsfreudigen Marstag.
Frankfurt, Römer, vor Corona.