Andere Länder, andere Sitten

Schon zu Fontanes Zeiten war den Menschen das Reisen wichtig. Reisen ist ein wichtiger Bildungsfaktor, wenn man so reist, dass man auch etwas von Land und Leuten kennen lernen kann. Eine Reise in einen Hotelbunker, abgeschottet vom Land, hinter Zäunen verborgen, die die Blicke der Touristen von Slums fernhalten sollen, ist aus meiner Sicht kein Reisen, sondern kollektiver Missbrauch und Verachtung für das Land und seine Menschen, Ressourcen werden vergeudet und die Menschen haben nichts vom Land, seiner Kultur und anderem verstanden.

Wenn man zu Gast in einem Land ist, sollte man sich durchaus vor Reiseantritt mit der Geschichte des Landes vertraut machen. Viel lernt man über ein Land, wenn man die Märchen liest, die dort den Kindern vorgelesen werden, die Musik hört und sich die Tänze anschaut. Wer waren Schriftsteller aus diesem Land? Wer Künstler? Wie ist die Landschaft? Wie ist Flora und Fauna, damit ich auch bewusst schauen kann? Wenn ich nichts weiß, sehe ich auch nichts wirklich.

Reisen bildet, hieß es früher und: Wenn einer eine Reise tut, dann hat er was zu erzählen. Schön ist es, wenn Reisen wirklich den Horizont erweitern kann und Menschen von tiefen Begegnungen, Ehrfurcht vor großartigen Landschaften und spannenden Abenteuern berichten. Für mein Gefühl lernt man ein Land am besten kennen, wenn man dort eine längere Zeit verbringt, vielleicht sogar die Sprache sprechen kann und auf jeden Fall nicht in Hotelbunkern residiert oder quer durchs Land unterwegs ist mit den dortigen Verkehrsmitteln. Vielleicht täte es manchem von uns gut zu erleben, wie gastfreundlich Menschen sind, wie sie leben und was ihr Glück ausmacht. Oft genug bedient Reisen unser Ego, das eine Sekunde nach Bedürfnisbefriedigung den nächsten „will ich“-Knopf drückt und das Karussell erneut antreibt.

Reisen auf Schusters Rappen im eigenen Land würde uns gut tun, denn Kinder kennen häufig irgendwelche Hotspots des Planeten, aber ihre eigene Heimat eher wenig. Wer schon alles gesehen hat, welche Ziele sollte er noch im Leben haben?

Reisen wir bewusst. Suchen wir uns, soweit es wieder möglich ist, etwas aus, was uns nährt, stärkt, inspiriert und weder die Natur noch die Ressourcen schädigt. Es gibt genug nachhaltige Reiseangebote, Kinder können hoffentlich wieder bald durch Schüleraustausch intensiver in anderer Länder Sitten und Gebräuche eintauchen.

Allen, die nun bald verreisen, gute Tage und eine bewusste Wertschätzung der Orte und Landschaften, deren Gast sie sind.

 

Steffi hat die Distel fotografiert. Sie freut sich schon sehr auf die Blüte! Dankeschön!

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