Unter Sternen
Wende dich, du kleiner Stern,
Erde! wo ich lebe,
Dass mein Aug, der sonne fern,
Sternenwärts sich hebe!
Heilig ist die Sternenzeit,
Öffnet alle Grüfte;
Strahlende Unsterblichkeit
Wandelt durch die Lüfte.
Mag die Sonne nun bislang
Andern Zonen scheinen,
Hier fühl ich Zusammenhang
Mit dem All‘ und Einen!
Hohe Lust! im dunkeln Tal,
Selber ungesehen,
Durch den majestät’schen Saal
Atmend mitzugehen!
Schwinge dich, o grünes Rund,
In die Morgenröte!
Scheidend rückwärts singt mein Mund
Jubelnde Gebete.
Gottfried Keller, 1819-1890
Danke an Ursula für diesen wunderschönen Fund im Wald!