Muttertag am Sonntag. Der erste ohne Mutter. Oder wie es gestern jemand zu mir sagte: „Na, jetzt bist du die nächste Generation, die sich verabschiedet.“ Ja, Danke auch fürs Memo 🙂
In meiner täglichen Arbeit erlebe ich täglich, welchen Einfluss die Herkunftsfamilie auf uns hat. Sie prägt die wesentlichen Jahre und sorgt dafür, wie unser Gehirn in seiner Grundstruktur vorgeformt wird. Doch lehrt uns die moderne Gehirnforschung, dass dank der Neuroplastizität durchaus jede Menge Entwicklungspotential im Gehirn liegt, wenn dort Dinge wie festgeschrieben scheinen, die es nicht sind.
Auf Rudolf Steiner geht die Aussage zurück „Ich kann in mir die Kraft finden, einen höheren Menschen aus mir erstehen zu lassen“. Das finde ich tröstlich für alle, die mit der Herkunftsfamilie eher ihre Probleme haben. Wie immer unsere Kindheit gewesen ist – unsere Eltern haben uns den Eintritt auf die Welt ermöglicht. Je nach unseren Erfahrungen haben wir in unseren Herzen eine Schatzkiste mit guten Erinnerungen an schöne Momente, mit Liebe gefüllt und ausreichend Erfahrung mit dem Wahren, Guten und Schönen des ersten Jahrsiebts. Oder es ist ein Schmerz in den Herzen, eine Sehnsucht nach Angenommensein, nach Urvertrauen und Annahme, ohne dafür etwas geben zu müssen.
So oder so – als Erwachsene können wir für Sonne in unserem Herzen selbst sorgen. Oft genug müssen wir das auch, denn nur wir sind für die Art und Weise verantwortlich, was und wie wir denken, über uns, die Welt, alles. Wir allein können das verändern, sonst niemand. Wir können uns zu jeder Sekunde entscheiden, ob wir vertrauen wollen oder Misstrauen weitertragen. Ob wir fröhlich sein wollen oder an irgendwelchen Leiden dauerhaft festhalten.
Alles hat seine Zeit und seinen Raum, darf anerkannt sein, gesehen, wahrgenommen. Vielleicht getröstet, beschützt und im besten Fall gefeiert. Entscheidend ist, was wir in unserem Ressourcenkoffer aus der Kindheit vorfinden. Welche Kräfte sind uns in der frühen Kindheit erwachsen aus dem Umfeld, in dem wir groß geworden sind? Wie können wir diese Kräfte nutzen, um uns jeden Tag gut in unser Erwachsenenleben zu stellen? Welche Lehren nehmen wir mit und geben sie weiter oder gerade eben nicht? Wo waren uns Eltern ein Vorbild, wo ein Antibild? Sorgen wir dafür, dass wir für unsere Kinder Eltern sind, an die sie gern zurückdenken? Wie heißt es so schön: Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit. Ich kann aus meiner Erfahrung sagen: Auch eine vorsichtig formuliert abwechslungsreiche Kindheit kann einen gewaltig wachsen lassen. Wer gelernt hat, sich auf die eigene Kraft zu fokussieren, geht anders durchs Leben, das muss jedoch nicht nur negativ sein.
Wenn Eltern alt werden oder sterben, verändert sich der Blickwinkel. Aus Eltern werden Kinder, die Hilfe brauchen. So wandelt sich alles, ergeben sich neue Konstellationen, Bedürfnisse und Fragen.
Richten wir unseren Fokus auf das Gute, das wir erfahren haben und nehmen die Quintessenz der Kindheit mit, die Kraft, die uns daraus erwächst, was immer wir erlebt haben. Wir können vieles wandeln, wenn wir unseren Blick verändern.
Allen ein schönes Wochenende!
Im Mai 2018 blühten am Monatsende schon die gefüllten Rosen. Mal schauen, wie es 2022 wird.