Mach es dir gemütlich

Sommerfrische – das war ein feines Wort. Man hatte Ferien. Bedeutete – außer Gartengießen, Berge Bücher lesen, ab und an Obst ernten und einmachen war Ruhe im Karton. Alles lief langsamer. Es gab Pellkartoffeln mit Quark, weils schnell ging. Wir buken stundenlang Pfannkuchen und Waffeln, das ging nur in den Ferien, da war endlich Zeit zum Warten auf die nächste Waffellieferung. Wir aßen tonnenweise Obst und Gurken aus dem Beet, zogen Karotten aus dem Boden, putzten sie an der Hose ab und ab in den Mund. Es gab für die Stadtkinder das Freibad, wir sprangen in die Tauber, verbotenerweise immer vor dem Wehr. Barfußgehen-Wettbewerbe auf kochendheißem Teer. Radfahren mit Wind in den Haaren. Schnell im Tante Emma-Laden für 10 Pfennig ein Wassereis vor dem Essen naschen und in der Dämmerung Federball spielen, bis man ihn nicht mehr sah.

Heute reisen Menschen ans Ende der Welt, um die Apokalypse vor Ort in Augenschein zu nehmen. Andere überqueren die Alpen per pedes, bewältigen den Jakobsweg oder machen eine Kreuzfahrt in die Antarktis, solange man noch Eis sehen kann.

Wann baumelt deine Seele wirklich mal? Kommst du in den Genuss, dich fast zu langweilen, damit Kreativität entstehen kann? Wann mäanderst du durch einen Tag, einfach, weil es gut tut? Wann sitzt du nur so da und schaust dir die Wolken an, dich erinnernd, wie Zeit war in deiner Kindheit – ein klebriger, langer Kaugummi, der sich ziehen konnte und doch war es gut, wie es war zwischen fünf Stunden im Wasser spielen und abends Sterne gucken mit Wolldecke.

 

Hab eine gute Zeit. Manchmal ist die beste Zeit die, in der du nichts im Außen tust, sondern deiner Seele Zeit gibst, nach Hause zu kommen. Mach es ihr gemütlich.

 

Hier macht es sich meine Seele ab und an gemütlich – im Goetheanum in Dornach.

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