Die Natur ist der größte Künstler. Wenn ich mir im Garten die Pflanzen anschaue mit ihrer Vielfalt, weiß ich – der Mensch kann das nicht nachahmen. Selbst die weltbeste Klöppelspitzenkünstlerin kann keine Schafgarbenblüte herstellen. Wind und Wasser gestalten an Felsen wie an dem auf dem Foto in Australien. Sie formen über Jahrtausende hinweg und verwandeln das Antlitz der Erde.
Wie wenig nehmen wir von all dem wahr. Wir sind so beschäftigt mit unserem Krempel, dass es uns eher geht, wie Lichtenberg überspitzt beschrieben hat. Eher sehen wir das Sandkorn denn das Haus. Klar, weil unser Augenmerk in dieser Welt mittlerweile im Detail haften bleibt. Wir haben die Welt atomisiert. Ein Arzt ist für die Schulter zuständig, mit Durchfall kennt er sich nicht aus. Der Zahnarzt zieht nur noch selten Zähne, das macht heute der Kieferchirurg.
Jeder kann in seinem Mikrobereich etwas, allesamt ein Volk von Spezialisten. Das hat zu einer Überbewertung des Details geführt und zu Unsicherheit, denn das ist, als hielten wir das Puzzleteil für das Puzzle. Kaum jemand, der die Überschau besitzt, Entwicklungen erkennt und das ganz große Schiff sich zu steuern zutraut. Wer möchte schon viel Verantwortung haben?
Führungspersönlichkeiten werden reglementiert, in Lobbyistenzwangsjacken gequetscht und ihre Flügel, die notwendig sind, damit auch mal Großes umgesetzt werden kann, was die Welt Richtung Verbesserung schiebt, werden gerupft. Die Aufmerksamkeit wird vom Detail gefesselt, damit das große Ganze nicht ins Blickfeld wandert. Gefahr und Taktik. Schafe, die mit dem Fressen von Blättern und Gras befasst sind, machen sich wenig Kopf über die Welt, ihre endet am Zaun.
Natur kennt weder Grenzen noch Führungsprobleme. Jeder Teil der Natur ist selbstverantwortlich und existiert, weil das Gesamte existiert. In sich hochperfektioniert übrigens, denn Pflanzen und Tiere sind älter als der Mensch, von den anderen Bestandteilen des Planeten mal abgesehen und hatten mehr Zeit, sich optimal anzupassen. Wer daran stört, sind wir mit unserer Nehmen-statt-Geben-Mentalität, unserem Hang zur Unterjochung und unserer mangelhaften Erkenntnis der Schönheit, die wir zerstören, ohne zu erkennen, was wir da letztlich tun. Vielleicht ist der Regenwald, den wir gerade abholzen, die letzte Apotheke der Menschheit mit seinen unerforschten Pflanzen. Wenn er zerstört ist, nutzt diese Erkenntnis auch nicht mehr.
Bitte mehr Blick aufs große Ganze und wer detailfreudig ist, möge das sein, aber es braucht beides. Den Spezialisten, der von wenig alles weiß und den Generalisten, der den Überblick hat und die Spezialisten braucht für die Detailfragen. Gemeinsam wird ein Schuh draus, der der Welt passen könnte.
Allen einen freundlichen Jupitertag
Danke an Theresa für das Australiennaturwunderfoto
2 Kommentare
Wie oben so unten, wie innen so außen, schau in einen Stein du erlebst ein Kosmos, schau aus der Ferne und auch der Stein ist Teil des Ganzen, was wiederum selbst das Ding des Dinges ist und doch ist alles Eins. Wie wunderschön doch Eure Seite , eure Gedanken und eure Worte sind. Gruss aus Rheinberg vom schönen Niederrhein , wo auch hier die Landschaft, gerade durstig ist. Also warum nicht mal eine Wildblume gießen anstatt nur die auf dem Balkon 😉
Wunderbar, liebe Alex! Wir danken dir von Herzen und wünschen allen Blumen um dich herum die not-wendige Labsal! Beste Grüße aus Unterfranken!